Skiservice Corvatsch Magazin Winter 2013

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GIAN GILLI - INTERVIEW

GIAN GILLI, MISTER OLYMPIA St. Moritz macht sich auf, ein grosses Ziel zu erreichen: Zum dritten Mal nach 1928 und 1948 sollen im Jahr 2022 in St. Moritz und Davos Olympische Winterspiele stattfinden. Sämtliche Disziplinen sollen in den beiden Bergorten ausgetragen werden. St. Moritz, Davos und das ganze Ferienland Schweiz sollen durch die Olympischen Spiele entscheidende Impulse erhalten, um die Qualität ihrer Infrastruktur zu verbessern. Skiservice hat den Leiter des Projekts getroffen, den Engadiner Gian Gilli (53). Herr Gilli, üblicherweise werden die Spiele in einer Grossstadt durchgeführt – nur die Schneesportarten finden in den Bergen statt. Haben Olympische Spiele in den Bergen überhaupt Platz? Genau das haben wir uns auch gefragt. Wir haben nun sehr detaillierte Abklärungen getroffen und die Antwort ist «Ja». Sowohl die Unterbringung der Mannschaften wie auch die der vielen Tausend Gäste, Helfer, Medienschaffenden und Sicherheitsleute sind machbar. Ein Knackpunkt sind die Mobilitätskonzepte. Weil wir voll auf Bahn und Busse setzen, werden wir aber auch das schaffen. Die Olympischen Spiele sind ein Auslöser, um das Verkehrssystem in unserer Region zu verbessern – das Engadin wird besser erreichbar. St. Moritz und Davos gehören zu den weltbesten Wintersportorten. Wo wollen Sie da noch die Infrastruktur verbessern? Wir investieren nicht in Quantität, sondern in Qualität. Die Olympischen Spiele werden dazu beitragen, dass wieder mehr in die Hotellerie des Engadins investiert wird. Dann werden wir unsere Sportanlagen auf den neuesten Stand bringen: Die Skisprungschanze wird neu gebaut, die Skirennstrecken und unsere Bobbahn werden technisch erneuert und das Oberengadin bekommt endlich eine Eishalle. Ein neuer Bauboom im Engadin? In unserem Konzept für das olympische Dorf ist ein neues Hotel in St. Moritz Bad vorgesehen. Aber der Fokus liegt auf der Erneuerung bestehender Hotels. Ich hoffe, dass viele Private mitziehen und ihre Betriebe renovieren. Bauten, die nach Olympischen Spielen nicht mehr gebraucht werden, machen immer wieder negative Schlagzeilen. Wie wollen Sie nach den Spielen 2022 solche Ruinen verhindern? Unser Projekt stand vom ersten Tag unter dem Zeichen der Nachhaltigkeit. Dazu gehört, dass wir bei jeder Anlage genau prüfen, ob sie nach den Spielen langfristig gebraucht wird und ob man sie finanzieren kann. Wenn das nicht der Fall ist, wird sie nur temporär gebaut und nach den Spielen wieder demontiert. Ruinen wird es nach unseren Spielen keine geben.

Wie reagiert die lokale Bevölkerung auf das Vorhaben? Ich treffe fast jeden Tag neue Leute, die uns unterstützen wollen. Sie sehen, dass unser kleines Bergdorf nach 1928 und 1948 jetzt wieder die Chance bekommt, Gastgeber eines Festes von globaler Bedeutung zu sein. Die Olympischen Spiele in St. Moritz und Davos hätten eine weltweite Ausstrahlung; sie würden der Welt zeigen, wie schön das Engadin und wie schön der Sport in den Bergen ist. Die Chancen waren noch nie so gut wie heute! Wir von Skiservice sind begeistert von der Idee und Ihrem Elan! Wie reagiert der Rest der Schweiz? Wenn wir kandidieren, wird die ganze Schweiz hinter uns stehen. Die Olympischen Spiele sind ein nationales Projekt und vor allem ein Projekt mehrerer Generationen! Wir planen weit über die zwei Wochen im Winter 2022 hinaus – die Spiele sind einfach der sportliche und emotionale Höhepunkt. Wir können etwas aufbauen, von dem auch unsere Kinder und Enkel noch profitieren können! Was bedeutet Ihnen das Projekt persönlich? Ich liebe es, für die Jugend, den Sport und die Zukunft zu arbeiten. Die Begeisterung nimmt immer mehr zu; bei mir selbst, aber auch bei den vielen Menschen, die ich täglich treffe. Wer sind die anderen Bewerber für die Winterspiele 2022? Im Moment erwarten wir Bewerbungen aus Oslo, Lemberg (Ukraine), Barcelona und vielleicht München. Möge die beste Stadt gewinnen!


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