designaustria-Mitteilungen 1_2020

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mitteilungen ARGE Saffron/saintstephens/Instant mit Dalton Maag: Rebranding Stadt Wien — Visitenkarte mit Wappen-Logo (Ausschnitt)

Public Rebranding: Eine neue Marke für die Stadt Wien | Neu, aber unsichtbar – Wenn der Rechnungshof sich wandelt | Austrian Airlines – The Same But Better | ORF 1 Channel Identity | Verena Panholzer ist AGI-Mitglied | FH JOANNEUM: 20 Jahre Informationsdesign | BIO 26: Leben in der Wissensgesellschaft | POLKA Designstudio, seit 2004 | Stimmen für den Frieden: Hiroshima Appeals | Breaking Types | Fortbildungsprogramm März–Juni 2020 | Joseph Binder Award 2020 – Apply now!

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Inhalt

INHALT

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PUBLIC REBRANDING 04 Eine neue Marke für Wien: Der Mensch in der Mitte 08 Neu, aber unsichtbar – Wenn der Rechnungshof sich wandelt 10 National Carrier in neuer Frische: Austrian Airlines – The Same But Better 14 ORF 1 Channel Identity 18 Erscheinungsbild für das »Fotomuseum Wien«

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MEMBERS@WORK

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AUSSTELLUNGEN & VERANSTALTUNGEN

Boeing 777-200ER, Austrian Airlines, OE-LPF „Sibanye“, detailed version, left side

FEATURE 20 Inhalte in guter Kleidung: Verena Panholzer ist AGI-Mitglied 23 FH JOANNEUM: 20 Jahre Informationsdesign 24 Internationale Lorbeeren für das Institut Design & Kommunikation

RÜCKSCHAU 28 Common Knowledge als Motto der BIO 26: Leben in der Wissensgesellschaft 31 Projekte der BIO 26: Neue Wege zu Wissen und Information 33 A House Full of Creativity: DESIGN LITHUANIA 34 FYI: Eine Bühne für Informationsdesign

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DESIGNAUSTRIASTUDIOPORTRÄT 36 POLKA Designstudio, seit 2004

DESIGNAUSTRIA-MITTEILUNGEN & DESIGNAUSTRIA-WEBSITE FÜR DESIGNAUSTRIA-MITGLIEDER Wir freuen uns über Informationen zu euren Aktivitäten, Projekten, Veranstaltungen und Erfolgen, über Themenvorschläge und Beiträge in Wort und Bild! redaktion@designaustria.at webredaktion@designaustria.at Follow us on and

38 Talking in Symbols 39 Rebranding einer Festival-Institution 39 Eckig mit dezenten Rundungen 40 Reise nach China 40 Bella Italia

41 Stimmen für den Frieden: Hiroshima Appeals 43 Breaking Types im designforum Tirol und im designforum Steiermark 44 #DENKWEITER: Fortbildungsprogramm März–Juni 2020

WETTBEWERB 45 Joseph Binder Award 2020 – Apply now!

MATERIAL & BEDARF 46 Colorplan & World’s Favourite Colour 47 Antalis 46 IMPRESSUM


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Editorial

EDITORIAL Die erste Ausgabe des Jahres 2020 ist einem großen Thema gewidmet: Public Rebranding. Wir stellen für die Wahrnehmung durch die breite Öffentlichkeit entwickelte Marken und deren Erscheinungsbilder vor: für die Stadt Wien, den Rechnungshof Österreich, Austrian Airlines und ORF 1. Schön, dass alle diese umfassenden Projekte von österreichischen Consultancies betreut bzw. mit maßgeblicher Beteiligung von Kreativen aus Österreich konzipiert und umgesetzt wurden. Noch schöner, dass es sich dabei durchwegs um Mitglieder von designaustria handelt. Im Markenauftritt der Stadt Wien als besonders komplexem Unterfangen ist ein Unterprojekt enthalten, nämlich die Entwicklung und Gestaltung einer eigenen Schrift (Creative Director: Lukas Paltram, Dalton Maag). Aus diesem Unterprojekt hat sich bereits der Themenschwerunkt der kommenden Ausgabe ergeben: Im Juni wird Public Type im Zentrum stehen. Die Klasse für Ideen an der Wiener »Angewandten« hat zum Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe auch noch einen Beitrag über die Markenentwicklung für ein fiktives Fotomuseum beigesteuert. Herzlichen Dank allen Beitragenden! Außerdem bringen wir in diesem Heft Interviews mit Verena Panholzer, der Gründerin von Studio Es, anlässlich ihrer Aufnahme in die AGI; mit dem österreichischen Designexperten und Kulturmanager Thomas Geisler als Kurator der BIO26; und mit der Informationsdesignerin Katrin Beste als Mitbegründerin des noch jungen Konferenzformats FYI:. Dem Studiengang Informationsdesign an der FH JOANNEUM und Institutsleiter Karl Stocker gratulieren wir zum 20-jährigen Jubiläum. Und unsere Mitglieder erinnern wir an den Einreichschluss zum Joseph Binder Award: 17. April 2020. Lasst euch von der Kraft der Binder-DNA verzaubern!

___ Die Redaktion

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Seit 2018 bin ich eines von fünf Vorstandsmitgliedern, und mit dieser Ausgabe der »designaustria-Mitteilungen« darf ich die ehrenvolle Aufgabe übernehmen, die Grußworte aus diesem Gremium an euch zu richten. Gerne möchte ich mich bei dieser Gelegenheit im Namen aller bei Anna Maislinger bedanken, die in den letzten vier Jahren an dieser Stelle unsere facettenreichen Gedanken eloquent, charmant, geistreich und humorvoll in dieser Rubrik zum Ausdruck gebracht hat. Die Vorstandsmitglieder sind – wie alle designaustria-Mitglieder – recht unterschiedlich. Wir sind Designerinnen und Designer aus unterschiedlichen Branchen und haben unterschiedliche Blickwinkel auf die Themen, die uns bewegen. Diese Vielfalt ist eine der Stärken von designaustria – denn was uns alle vereint sind gemeinsame Interessen als Zugehörige einer der ältesten Designorganisationen Europas. Und diese Interessen vertreten alle 1400+ Mitglieder weltweit und vielfältig mit der Marke designaustria. Um mit und für euch zu arbeiten, brauchen wir eine starke, aktive Gemeinschaft und regen Austausch. 2019 haben wir mit regionalen Treffen begonnen, um wieder näher an die Bundesländer zu rücken. Wir hoffen, euch heuer bei weiteren Treffen im ganzen Land zu sehen, und wünschen euch ein glückliches und erfolgreiches Jahr 2020. Thomas Grundnigg für den designaustria-Vorstand

t R ebranding Stadt Wien, Austrian Airlines, Rechnungshof


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Public Rebranding

EINE NEUE MARKE FÜR WIEN: DER MENSCH IN DER MITTE Nach einer internationalen Ausschreibung im Herbst 2017 wurde die ARGE Saffron/saintstephens/Instant von der Stadt Wien mit der Konzeption einer Markenstrategie beauftragt. Diese umfasste neben dem visuellen Auftritt auch die Entwicklung einer Markenidee und einer Markenarchitektur für eine zeitgemäße und unverwechselbare interne und externe Kommunikation.

UNVERWECHSELBARER FINGERABDRUCK: DER MENSCH IN DER MITTE

Die Markenstrategie für die Stadt wurde im Zuge eines umfassenden Selektionsprozesses ausgearbeitet. In zahlreichen Workshops und mit Unterstützung von Sekundärstudien sowie einem internationalen Benchmark wurden das Fremd- und Selbstbild aus Sicht der unterschiedlichen Zielgruppen der Stadt Wien erarbeitet. Aus den Erkenntnissen wurden im Anschluss Schlüsselfaktoren ausgearbeitet, die Wien von anderen führenden europäischen Städten unterscheiden. Neben den Wienerinnen und Wienern wurden im Prozess auch UnternehmerInnen, Studierende sowie die MitarbeiterInnen der Wiener Stadtverwaltung berücksichtigt. Um bei dem Projekt schlussendlich erfolgreich zu sein, wurden möglichst viele Dienststellen in den Prozess eingebunden. In den Dienststellen wurden MarkenbotschafterInnen definiert, um eine möglichst direkte und unmittelbare Kommunikation der Entwicklungen zu gewährleisten. Im Rahmen von sogenannten »CitizenJourney«-Workshops (»Citizen Journey« als Ableitung des Marketingbegriffs »Customer Journey«) wurden die wichtigsten Berührungspunkte (»Touchpoints«) der Wienerinnen und Wiener mit der Marke Wien sowie mit den Produkten und Dienstleistungen der Stadt ausgearbeitet.

Weit über einen Claim oder ein Logo hinaus soll die neue Marke Wien den einzigartigen Fingerabdruck der Stadt widerspiegeln, für die Zielgruppen in der Stadtgemeinde Klarheit schaffen und sie in einem gemeinsamen Ziel vereinen. Das Denken und Handeln der Menschen steht im Mittelpunkt aller Aktivitäten der Stadt Wien. Die Markenidee beruht u. a. auf der Tatsache, dass es in Wien Lebensqualität nicht nur für einzelne, sondern für viele Menschen gibt. Infrastruktur und viel Grünraum greifen für ein leistbares Leben ineinander. Es gibt freien Zugang zur Bildung und Gesundheitsversorgung, und leistbares Wohnen ist in Wien möglich. Sozial und mit den Menschen im Fokus zu arbeiten, war schon lange ein ethischer Grundsatz Wiens. Vorausschauend und mit Blick auf die Menschen wird die Stadt für Jung und Alt, Familien und Singles, UnternehmerInnen und Angestellte gestaltet. Deren Bedürfnisse inspirieren zu vorausschauenden Entscheidungen, die eine Verbundenheit zur Stadt und ein vielfältiges Miteinander möglich machen: eine Vielfalt, die in Wien Tradition hat, die das Leben und Arbeiten in der Stadt bereichert und zu ihrer Schönheit beiträgt. Aus allen diesen Faktoren wurde ein zentrales Markennarrativ erarbeitet und für die definierten Zielgruppen angepasst und spezifiziert. Die Ergebnisse der vielen Workshops konnten die Markenidee auf den Punkt bringen: der Mensch in der Mitte.


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Neben externen Gruppen stellten die MitarbeiterInnen der Wiener Stadtverwaltung eine wesentliche Zielgruppe während der Ausarbeitung des Markenprofils dar. Auch das Versprechen der Stadt Wien als Arbeitgeberin (Employee Value Proposition) hängt direkt an der Markenidee und wurde im Entwicklungsprozess überarbeitet.

GRUNDELEMENTE DER VISUELLEN SPRACHE Wien brauchte ein pragmatisches Designsystem, um die neue Markenarchitektur zum Leben zu erwecken. Die gestalterische Herausforderung bestand darin, die Persönlichkeit der Stadt innerhalb der monolithischen Markenarchitektur durch eine visuelle Identität wiederzugeben. Die daraus resultierende Marke sollte im Leben der Wienerinnen und Wiener eine positive Stellung einnehmen, die symbolisch für die Rolle der Stadtregierung steht. Da die visuelle Identität den Rahmen für wesentliche Berührungspunkte mit BürgerInnen darstellt und Kommunikationskampagnen zu den regelmäßigen Aufgaben der Stadt gehören, musste diese Identität klar, nützlich und relevant sein. Die Elemente der visuellen Identität spiegeln in enger Abstimmung mit der Markenidee die Persönlichkeit der Stadt durch Ikonografie, Typografie und Bildsprache wider. Sie unterstreichen die Effizienz der Stadtregierung und verkörpern gleichzeitig die Farbe und die Menschlichkeit Wiens und seiner BewohnerInnen. Das gesamte Designsystem ist vom erkennbarsten Symbol der Stadt Wien, dem Wappen, bestimmt. Es war Ausgangspunkt sowohl für die eigene Schrift namens »Wiener Melange«, konzipiert in Zusammenarbeit mit der Schriftentwicklungsagentur Dalton Maag, als auch für die Piktogramme, die den Menschen in Wien Orientierung geben. Die neue Farbpalette ist vom Leben

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der Stadt inspiriert, um im Zusammenspiel mit dem Designsystem einen menschlichen und vielfältigen Ausdruck zu ermöglichen. Eine ganze Reihe schwungvoller Interpretationen des Wappens wurde als Kommunikationswerkzeug für die Wiener Stadtverwaltung entworfen. Sie drücken die Grundidee der Marke aus: Die Menschen im Mittelpunkt. Die neue Schrift verleiht der Marke zusätzlich Identität und erhöht ihren Wiedererkennungswert.

MARKENARCHITEKTUR Die neue Markenarchitektur präsentiert die einzelnen Dienststellen der Stadtverwaltung einheitlich, klar und übersichtlich. Die Strategie- und Designexpertinnen und -experten haben dafür ein umfassendes Konzept entwickelt. Die Abteilungslogos der einzelnen Magistratsabteilungen werden unter dem Dach der Kernmarke zusammengefasst. Statt der Nummerierung (z. B. MA 44) werden für die einzelnen Abteilungen vereinfachte Bezeichnungen verwendet (z. B. Bäder) und mit dem Logo der Stadt Wien kombiniert. Das System wächst aus dem Wappenschild heraus und schafft einen dynamischen Raum, in dem die Stadt und ihre Bürger miteinander kommunizieren. In Bewegung mutet es besonders ausdrucksstark und lebendig an. Dabei ist es responsiv und adaptiert sich an jedes Format. Diese Vielfältigkeit ermöglicht sowohl in Print als auch in den digitalen Medien eine gleichwertige Ausdruckskraft und Kohärenz.

Martin Schipany, Leiter des Presse- und Informationsdiensts der Stadt Wien: »Für seine Heimatstadt einen gänzlich neuen Markenauftritt gestalten zu dürfen, ist eine unglaubliche Gelegenheit. Daher hat auch jedes noch so kleine Detail in diesem umfangreichen Prozess eine Rolle gespielt: von der Strategieentwicklung über die Designumsetzung bis hin zur Gestaltung einer gänzlich neuen Schriftart. Besonders wichtig war, nicht krampfhaft etwas Neues zu erfinden, sondern die DNA der Stadt über mehrere Verdichtungsschritte freizulegen und diese in Strategie und Design zu übersetzen. Am Ende steht nun eine klar verständliche und rasch erfassbare Markenarchitektur, die eine hohe Wiedererkennbarkeit mit sich bringt und mittelfristig der Verwaltung Geld sparen wird.« Redesign Stadt Wien ARGE Saffron/saintstephens/Instant in Zusammenarbeit mit Dalton Maag (Schrift) saffron-consultants.com www.saintstephens.at www.instant.at www.daltonmaag.com


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NEU, ABER UNSICHTBAR – WENN DER RECHNUNGSHOF SICH WANDELT Nicht nur kommerziell arbeitende Unternehmen und Institutionen benötigen in regelmäßigen Zeitabständen eine Adaption ihres visuellen Auftritts. Auch staatliche Institutionen bedürfen hin und wieder eines Redesigns, um zeitgemäß zu bleiben. Die Rahmenbedingungen sind jedoch eingeschränkt: Das Erscheinungsbild soll nicht allzu »werblich« wirken und – vielleicht noch wichtiger – nicht den Eindruck erwecken, dass teure Honorare aus Steuergeldern bezahlt wurden. Insbesondere im Fall des Rechnungshofs wäre so etwas ein No-Go gewesen.

von Clemens Heider Präsidentin Margit Kraker hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Rechnungshof bürgernäher, serviceorientierter, aber auch transparenter zu positionieren. Und dies sollte man auch an der Grafik erkennen. Das bestehende Design drückte Korrektheit aus, wirkte aber ausgesprochen bürokratisch und amtlich. Der damit erweckte Eindruck war für den Rechnungshof nicht mehr zutreffend. Das Briefing lautete daher: »Adaption des Logos«. Eine Überarbeitung, die moderner, frischer wirken, aber nicht wirklich sichtbar sein sollte. Wichtiges Ziel war ein Redesign, das kostensparend aktualisiert werden konnte und bei dem eine Drucksorte nach der anderen, wenn sie aufgebraucht war, ausgetauscht werden konnte, ohne dass es zu einem groben optischen Bruch gegenüber der »alten« Gestaltung kam. Am Beispiel des Claims kann man diese Neuausrichtung gut erkennen: »Unabhängig. Objektiv. Wirksam.« wurde gehändert auf: »Unabhängig und objektiv für Sie.« Wo aber liegt die Grenze zwischen einer Neugestaltung und einem Redesign? Anlass für eine Neugestaltung sind grundlegende Veränderungen in einem Unternehmen bzw. in einer Institution. Das können angepasste oder erweiterte Produktpaletten oder Dienstleistungen oder auch eine Veränderung der Organisationsform (z.B. durch Umstrukturierungen oder eine Firmenübernahme) sein. Ein bloßer Wechsel der Geschäftsführung sollte kein Grund für eine Neugestaltung sein, außer er geht mit einer der oben genannten Veränderungen einher. Ein Redesign ist eine Weiterentwicklung der grafischen Kommunikation, bei der die Wurzeln des ursprünglichen Designs erkennbar bleiben. Es wird dann nötig, wenn die Gestaltung nicht mehr zeitgemäß ist

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oder wenn die Zielrichtung in der Kommunikation adaptiert wird. Für ein Redesign gibt es eine grobe Formel: Eines der drei Elemente »Schrift«, »Farbe« und »Form« kann geändert werden, ohne dass die Wiedererkennung gefährdet ist. Bei zwei geänderten Elementen ist es schwierig, kann aber funktionieren, wenn das dritte Element sehr prägnant ist. Oder, wie in unseren Fall, dem Redesign des Logos des Rechnungshofes: Alle drei Elemente werden dezent überarbeitet, um das vorgegebene Kommunikationsziel zu erreichen. Wir legten uns eine klare Präsentationsstrategie zurecht, die den Entscheidungsprozess der Auftraggeberin erleichtern sollte: Der strukturierte Entwurfsprozess wurde Schritt für Schritt nachvollziehbar präsentiert, abgerundet mit unseren Empfehlungen. Ein solcher Ablauf zeigt gleichzeitig den Aufwand, der betrieben werden muss, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen. Folgende Varianten wurden für die Präsentation durchgespielt: unterschiedliche Schriften, Signetfarben und Schriftstärken, eine Neugestaltung des Bundesadlers und eine dynamische Anordnung der Logoelemente. Nach der Präsentation kam eine interessante Rückfrage: »Entspricht der Entwurf des Bundesadlers auch der österreichischen Verfassung?« Das Verfassungsgesetzbuch wurde zu Rate gezogen und Punkt für Punkt überprüft. Dadurch, dass keine Elemente weggelassen oder verfremdet wurden, entsprach der Entwurf glücklicherweise ganz den gesetzlichen Rahmenbedingungen (Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, BGBl. Nr. 350/1981, Art. 8a B-VG, Abs. 2). In einer abschließenden Phase der Feinabstimmung wurde der neue Claim präsentiert.


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9 Rechnungshof – Logo alt und neu

In der Folge wurden weitere CD-Elemente – Drucksorten, Infofolder, Tätigkeitsbericht und Bericht – entwickelt. Schlussendlich wurde das neue Logo auf dem Rednerpult platziert. Die Überarbeitung des grafischen Auftritts des Rechnungshofs hat gezeigt, wie wichtig es ist, auch als staatliche Institution professionell und zeitgemäß zu wirken. Und dass dazu kein üppiges Budget notwendig ist.

ÜBER DEN AUTOR Clemens Heider war von 1996 bis 2008 Vorstandsmitglied von designaustria und in den Jahren 2004 bis 2008 Vizepräsident. 1992 war er Mitbegründer der Initiative Corporate Design (init_cd), 1995 gründete er zusammen mit Andrea Klausner heiderklausner corporate design. Neben seiner selbstständigen Tätigkeit als Corporate Designer und Brand Consultant unterrichtet er an der Höheren Graphischen BundesLehr- und Versuchsanstalt. Redesign Rechnungshof Österreich: heiderklausner corporate design www.heiderklausner.at

in Zusammenarbeit mit: Daniela Vogl – kettnervogl.at Stefanie Muther & Birgit Mayer – extraplan.at


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REBRANDING FÜR EINEN NATIONAL CARRIER:

AUSTRIAN AIRLINES – THE SAME BUT BETTER

Seit über sechs Jahrzehnten sind Austrian Airlines als österreichische Fluglinie Brücke zur Welt. Neben Lufthansa und SWISS hat sich das Unternehmen auch als eine der drei Premium-Airlines der Lufthansa Group, einer der größten und erfolgreichsten Airline-Gruppen der Welt, positioniert. Diese Markenikone galt es in einem umfassenden Prozess für die digitale Zukunft der Markenführung bereit zu machen. Angenommen hat sich dieser vielschichtigen Aufgabe mit Umsicht und innovativem Spürsinn die erfahrene Branding- und Designagentur Brainds mit Sitz in Wien. Seit der Gründung hat die Agentur über 100 Unternehmen und Institutionen im deutschsprachigen Raum strategisch begleitet und dabei Marken und Identitäten hervorgebracht, die Nutzen stiften und Relevanz sichern.

KLEINE VERÄNDERUNGEN, GROSSE WIRKUNG

9 A ustrian – Logo alt und neu

Um einen strategischen Rahmen für das künftige Branding und Storytelling zu haben, fokussierte der erste Schritt des Rebrandings für Austrian darauf, das Profil zu schärfen und es in der Folge sowohl auf die Unternehmensstrategie als auch auf die unterschiedlichen, zunehmend digitalen Kundenbedürfnisse abzustimmen. Operatives Ziel: Die Relevanz für KundInnen zu erhöhen und mithilfe einer klaren inhaltlichen Positionierung im Auftritt und in der Customer Experience eine kongruente Differenzierung zu erzeugen: essenziell in einer Branche, die von einer hohen Substituierbarkeit des Kernprodukts geprägt ist. Zugleich sollte die Marke technisch komplett überarbeitet und damit für die Digitalisierung vorbereitet werden. Die Überarbeitung selbst wurde bewusst in die weitreichenden Digitalisierungsprozesse der gesamten Gruppe eingebettet und derart sensibel aufgesetzt, dass sie für die Klientel beinahe unbemerkt blieb und in der Umsetzung keine teuren Unterbrechungen erforderlich machte. Als eine der wichtigsten Wirkungsdimensionen der Marke wurde auch die Bildwelt von Grund auf neu konzipiert. In der Umsetzung entstanden Sujets für alle notwendigen Themen und Anwendungsbereiche: emotionalisierende Aufnahmen nahe am Marken-Narrativ der »Austrianness« ebenso wie stilistisch »cleane« Fotos, die – ähnlich Piktogrammen – als visuelles Leitsystem fungieren.

Für KundInnen auf den ersten Blick kaum wahrnehmbar, ist das neue Brand Design formal wie technisch optimiert und derart flexibel, dass es allerorts stringent und effizient einsetzbar ist – in der digitalen Welt ebenso wie in der analogen: Es gibt nur eine Marke und somit auch nur ein ganzheitliches Markenerlebnis. Die konzeptionelle Entwicklung und Umsetzung umfasst den gesamten Auftritt von Austrian entlang aller Kontaktpunkte: von einem neuen Livery-Design-System für die gesamte Flotte und einem auf optimale Orientierung ausgerichteten Leitsystem auf den Flughäfen über ein stringentes Piktogramm-System und App-Design bis hin zu einem systematischen Social-Media-Branding. Neben der »Austrianness« steht Austrian vor allem für Lebensqualität. Diese soll an diversen Touchpoints der Marke gezeigt und vermittelt werden. Als Teil der Lufthansa-Gruppe differenziert sich Austrian von Low-Cost-Carriern als Premium-Airline – ein maßgebliches Merkmal für die Marke und ihr Design – durch Branding im »Austrian-Stil«: reduziert, flexibel, klar, authentisch. Es sind viele kleine Veränderungen mit großer Wirkung. Digital wird eine verbesserte Lesbarkeit durch den optimierten Schriftzug gewährleistet, wobei man der Konsistenz und Präsenz der Marke Austrian in digitalen Kanälen besondere Beachtung schenkt. Ein prägnantes Design schafft bei den Boarding-Pässen Wiedererkennungswert und stärkt die Marke. Zudem schafft man durch bessere die Unterscheidbarkeit zwischen den Buchungsklassen und ein auffälligeres »AustrianDesign« auch für die MitarbeiterInnen Relevanz von innen nach außen. Es wurde ein eigenes vielschichtiges Icon-System entwickelt, das stetig wächst und an unterschiedlichen Touchpoints zum Einsatz kommt. Eigene Fotos vermitteln Charme und Kultiviertheit und schaffen ein eigenständiges, authentisches Erscheinungsbild. Für die Orientierung am Wiener Flughafen sowie an allen inter-


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nationalen Stationen wurde ein Wayfinding-System konzipiert und umgesetzt, das sich sinnvoll nutzbar in den Markenauftritt einfügt. Mit dem auf allen Ebenen erfolgreichen Rebranding gingen Austrian und Brainds beim Red Dot Award: Brands & Communication 2019 als Sieger hervor. Eine derart umfassende und konsequente Konzeption und Implementierung eines Rebrandings gelingt immer nur in enger Kooperation mit dem Auftraggeber. Austrian-Marketing-Chefin Isabella Reichl zur kreativen Partnerschaft mit Brainds: »Wir freuen uns, dass es uns gemeinsam gelungen ist, das Markenerlebnis von Austrian digital und analog zu modernisieren. Die Auszeichnung des Projekts mit dem Red Dot Award macht uns besonders stolz.« Christian Binder, Managing Partner Brainds und verantwortlich für den Designbereich des Relaunch-Projekts: »Für so eine wunderbare Marke gestalten zu dürfen und dann dafür so renommiert ausgezeichnet zu werden, ist natürlich eine große Freude.« »Der neue Markenauftritt von Austrian ist ein Paradebeispiel

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für das, was wir bei Brainds als intelligentes Branding bezeichnen: Ein klares und logisches 360-GradDesignsystem für alle digitalen wie analogen Touchpoints, zum Leben erweckt durch emotionales Storytelling und hochwertige Gestaltung«, meint Oliver Heiss, Managing Partner von Brainds, der den Strategiepart überhatte.

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Boeing 777-200ER, Austrian Airlines, OE-LPF „Sibanye“, detailed version, left side

EMPLOYER-BRANDING-STRATEGIE

Austrian Airlines, OE-LDG „Tblisi“, detailed version, left side

Nach Neupositionierung und Rebranding der Fluglinie in ihrer gesamten Customer Experience bestand der nächste Schritt folgerichtig darin, Strategie, Auftritt und Kommunikation als Arbeitgeber der Zukunft in die Wege zu leiten. Erfolgreiche Bemühungen in diese Richtung haben Austrian Airlines nun auch Gold beim Employer Branding Award 2019 eingetragen. Beim Employer Branding geht es darum, als Arbeitgebermarke in einem herausfordernden Unternehmensumfeld attraktiv sein und dabei Entwicklungsbedürfnisse der MitarbeiterInnen und unternehmerische Ziele gleichermaßen zu berücksichtigen. Die Marke Austrian soll als spannend, dynamisch, modern und global, servicezentriert und digital orientiert sowie sich vom Low-CostWettbewerb abgrenzend kommuniziert werden. Neben den bekannten Profilen FlugbegleiterIn und PilotIn richtet sich die Aufmerksamkeit nun verstärkt auch auf FlugzeugtechnikerInnen, Bodenpersonal (Passenger Service Agents), Digital New Work

Consultants (IT Professionals) und Führungskräfte. Ein emotionales wie visuell hochwertiges Designund Kommunikationskonzept passt sich den inhaltlichen, emotionalen und kulturellen Bedürfnissen der unterschiedlichen Zielgruppen an. Für die langfristig einfache und effiziente Handhabe durch interne Recruiting- und Human-Resources-Teams war ein strukturiertes und modulares Set aus Guidelines, Vorlagen, Content und Systematiken notwendig, um qualitativ hochwertigere Bewerbungen zu erzielen. Der laufende Prozess der Neuorientierung wird auch in diesem Bereich durch einen wertebasierten Wandel der Unternehmenskultur unterstützt: »Austrian Airlines. #LovingTheWorld. Lebe und leiste Besonderes.« Übersetzt wurde diese Leitidee in einen eigenen, spezifischen Auftritt als Arbeitgebermarke – eingebettet in den Markenauftritt von Austrian Airlines: ein modernes, klares und dabei emotionales Design mit einer nach innen arbeitenden Employee Experience und einer nach außen überzeugenden Customer Experience.


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Redesign Austrian Airlines: Brainds Marken und Design GmbH www.brainds.com

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ORF 1 CHANNEL IDENTITY ORF 1 (ehemals FS1) ist seit 1961 Österreichs Fernsehsender Nr. 1. Seine Mission ist einfach: unterhaltsames Fernsehen für ein vielfältiges Publikum. Nach umfangreichen Änderungen der Programmformate war es für ORF 1 an der Zeit für eine neue visuelle Identität, die auf neuen Werten und einer klaren Vision basiert. Das Designstudio Bleed konnte sich mit seinem Vorschlag beim internationalen Wettbewerbsverfahren durchsetzen. Die

Markenpositionierung wurde gemeinsam mit Partl Hewson Kreativ Büro entwickelt. Ausgezeichnet beim Red Dot Award: Brands & Communication Design 2019 www.bleed.com

Mehr zum Projekt: www.bleed.com/work/orf1

»Wir haben uns für ORF 1 eine Identität gewünscht, die mutig und auffällig ist und sich trotzdem in die ORF-Dachmarke einfügt. Bleed überzeugte uns mit einer spannenden und durchdachten Lösung, die sich ganz klar von den anderen Beiträgen des internationalen Wettbewerbs abgehoben hat.« Lisa Totzauer, Channel Manager ORF 1

Das neue Symbol des Kanals ist die Zahl 1. Sie ist klar und prägnant und besteht aus vier übereinandergestapelten Quadraten. Diese reduzierte Form ermöglicht nicht nur flexible Möglichkeiten im Motion Design, sondern etabliert über die Zeit ein Brand Visual, das als Landmark verstanden werden kann. Außerdem unterscheidet sich ORF 1 dadurch klar von den anderen Sendern der Dachmarke ORF.


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Vor dem Redesign hatte ORF 1 Schwierigkeiten, sein vielseitiges Programm unter einem visuellen Dach zu vereinen. Eines der Hauptziele war es deshalb, dem Publikum innerhalb des TV-Programms bessere Orientierung zu bieten. Das neue Farbkonzept unterstützt hierbei die Programmstruktur und wurde in enger Zusammenarbeit mit ORF 1 entwickelt. Astrid Feldner, Creative Director Bleed Vienna: »Als Designer/Designerin hat man nur selten die Gelegenheit, mit einem Branding so viele Menschen so direkt zu erreichen. Umso mehr hat es uns deshalb gefreut, die Identität von ORF 1 neu gestalten zu dürfen. Unser Ziel war es, ORF 1 als einen modernen und vielfältigen Sender ohne Schnickschnack zu positionieren. Wir haben das Design auf das Wesentliche reduziert, um so die Stärken von ORF 1 sichtbar zu machen. Die Identität von ORF 1 so umfassend zu modernisieren, ist ein mutiger Schritt in eine neue Richtung.

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Svein Haakon Lia, Creative Director Bleed Oslo: »Die wichtigsten Gestaltungsprinzipien der Identity sind die Aspekte Mut, Klarheit, Vielseitigkeit und Zeitgeist. Sie fließen als Werte in das gesamte Markenverständnis ein.«

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BRAND IN MOTION Das On-Air-Design ist von Screen-Interaktion und dem Bewegungsfluss auf Touch-Devices inspiriert. Der Aufwärts-Scroll ist hier eines der Schlüsselelemente und ergänzt die Markenerfahrung um eine zeitgemäße Komponente. Bleed arbeitet in seinem Designkonzept bewusst mit Weißraum, um dem Programm Leichtigkeit und Bühne zu bieten.

»Die einfache, aber originelle neue Logo-Animation ist zeitgemäß, ohne 3D-Effekthascherei, und eröffnet eine Vielzahl von Key- und Layer-Variationen für einen homogenen Audience-Flow.« Michael Hajek, ORF-Art-Direktor


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Eins Sans. Die eigens für ORF 1 gestaltete Schrift Eins Sans wurde entwickelt, um in allen Anwendungen im Off- und On-Air Design optimal zu funktionieren. Die Schrift wurde von Bleed gestaltet. 01 Motion Design Principles 02 Social Media Posts 03 Eins Sans

SRMao Kefrty


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ERSCHEINUNGSBILD FÜR DAS »FOTOMUSEUM WIEN« KONZEPTE DER KLASSE FÜR IDEEN DER »ANGEWANDTEN« von Sven Ingmar Thies

1 S tefanie Wurnitsch 2 A nna Nagy 3 L iza Borovskaya 4 F elix Malmborg 5 J akob Mayr 6 F abian Draxl

Ziel des Projekts war es, ein Museum international als Kompetenzzentrum für Fotografie zu etablieren und es neben der sammelnden, bewahrenden und vermittelnden Aufgabe auch zum Anziehungspunkt für ein »Verweilen« im und um das Museum zu machen. Für diese fiktive Institution entwickelten achtzehn Studierende der Klasse für Ideen von Matthias Spaetgens an der Universität für angewandte Kunst Wien in Sven Ingmar Thies’ Kurs »Ganzheitliches Design« Konzepte. Diese reichten von inhaltlichen Ideen über Logo, Druck- und Onlinemedien bis hin zu Orientierungssystemen. Die Erscheinungsbilder wurden Persönlichkeiten aus der Wiener Museumswelt präsentiert, die auch bereits beim Start des Projektes das Briefing begleitet hatten.

(Fotos: Simon Lehner und Thomas Steineder) 7 Claudia Elisabeth Theodoropoulos (Fotos: Katja Hasenöhrl)

Elisabeth Theodoropoulos entwickelte für das Projekt eine Schrift für ihr dynamisches Logo, das als Rahmen dient – so wie der Kamerasucher einen Rahmen bildet und das Museum einen Rahmen bietet. Diese Systematik wurde auf ausgewählte Anwendungen umgelegt und sorgt frei eingesetzt – zum Beispiel in Verbindung mit Namensinitialen – für Wiedererkennung. In Liza Borovskayas Erscheinungsbild wird die charakteristische Form des Logos zur Grundlage einer eigenen Formensprache, die sich auch im Orientierungssystem wiederfindet.

Auch Jakob Mayr nutzt das Logo als zentrales, responsives Designelement für unterschiedliche Anwendungen. Es hat die Form des analogen Bildzuschnittwerkzeugs, das auch im Digitalen zum Symbol für das Wählen des richtigen Ausschnitts geworden ist. Felix Malmborg leitete sein Logo aus dem Schnittpunkt zwischen 2D und 3D ab – eine Thematik, mit der sich auch die Fotografie beschäftigt. Fabian Draxl ließ sich durch das häufige Beschneiden, Drehen und Bearbeiten von Fotos und Filmen inspirieren und hat ein typografisches Logo geformt, welches durch Schneiden und Drehen nur einer Glyphe entstanden ist. Die Abstraktion eines Kamerasuchers beziehungsweise eines Kameradisplays war für Anna Nagy Startpunkt ihres Designs. Ihr Ziel war es, eine starke Wiedererkennung durch wiederkehrende Layouts und gleichbleibende Elemente zu schaffen. Und auch bei Stefanie Wurnitsch schafft das Bildelement des Logos eine starke Wiedererkennung. Sie leitete es vom Siemens-Stern ab, einem Chart zum Testen von mechanischen Linsen in Objektiven, und lässt unterschiedliche Wirkungen aus nah und fern entstehen. Fazit: ein vielfältiges Projekt für eine Institution, die es in Österreich geben sollte! www.klassefuerideen.at

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Feature

»WIR TRANSPORTIEREN INHALTE IN GUTER KLEIDUNG«: VERENA PANHOLZER IST AGI-MITGLIED

Die Kommunikationsdesignerin Verena Panholzer wurde kürzlich in die Alliance Graphique Internationale (AGI) aufgenommen. Mit Cordula Alessandri, Andrea Gassner und Elisabeth Kopf ist sie mittlerweile die vierte Frau aus Österreich, die diesem internationalen Eliteverband angehört. designaustria gratuliert! Brigitte Willinger hat das freudige und ehrenvolle Ereignis zum Anlass genommen und der Gestalterin ein paar Fragen zu ihrem Selbstverständnis und ihrer Herangehensweise an die kreative Arbeit gestellt.

Du leitest deine eigene Designagentur, Studio Es. Was hat dich bewogen, den Beruf der Kommunikationsdesignerin zu ergreifen. Worum geht es dir beim Gestalten? Im Gegensatz zur Architektur und zum Industriedesign sind die Prozesse schneller. Ich bin wahnsinnig ungeduldig, und so führte eins zum anderen. Beim Kommunikationsdesign oder besser gesagt bei der Entwicklung von visuellen Kommunikationsideen arbeiten wir eng mit den Kunden zusammen. Es geht bei uns nicht um »Grafikkunst«, sondern um Grafik, die individuell auf Personen/Unternehmen zugeschnitten ist. Die persönliche Ebene und der Prozess in der Zusammenarbeit ist ein wichtiger Faktor. Du wurdest kürzlich in die AGI aufgenommen, die in der Szene als Eliteverband gilt. Die Anzahl der Mitglieder ist limitiert, und »Neulinge« werden aus dem Kreis der bestehenden Mitglieder heraus nominiert: Man kann nicht von sich aus um Mitgliedschaft ansuchen. Was bedeutet diese Aufnahme für dich? Eine wahnsinnige Wertschätzung. Ich wusste zuvor gar nicht, wie die Aufnahme funktioniert. Cordula Alessandri, meine »Patin», war sozusagen für mich verantwortlich. Danke dafür. Ich sehe die Alliance Graphique Internationale als ein Netzwerk für Freunde mit gleichen Interessen. Es freut mich sehr, nun ein Teil davon zu sein. Was an deiner Person und deinen Arbeiten hat nach deinem Dafürhalten das Aufnahmegremium der AGI überzeugt? Vielleicht neben der Arbeit die persönliche Komponente (hoffe ich) und mein Engagement und die Mitarbeit in Vereinen (100 beste Plakate, CCA). Welche Projekte lagen bzw. liegen dir besonders am Herzen? Welche Arbeiten sind dir nach deinem Empfinden besonders gelungen? Hast du ein Lieblingsprojekt? Ich muss hier gleich mal betonen, ich bin keine One-Woman-Show. Aktuell ist unser Lieblingsprojekt die Arbeit für LE STUDIO im Haus des Studio Molière im 9. Wiener Gemeindebezirk. Wir haben

ein Kommunikationskonzept entwickelt, das jeden Monat mir der Handschrift eines der Künstler/ Künstlerinnen arbeitet. Nicht immer muss man alles selber gestalten. Es braucht nur ein gutes Konzept und ein klares System. Auch der Auftritt von Helmuts Art Club, einer neuen Galerie in Wien, ist mir ein Anliegen. Das Konzept: Hier sortiert sich der Inhalt immer nach dem Ausstellungstitel. Nicht ein großes Bild kommuniziert, sondern das entstandene Pattern macht das Thema sichtbar. Auf welche Tätigkeitsbereiche legst du mit deinem Studio Es den Schwerpunkt? Auf die Entwicklung von Identitäten und Kampagnen für Unternehmen im kulturellen Umfeld. Darunter fallen Publikationen, Magazine, Bücher, Ausstellungsdesigns, Poster, Websites etc. Wir arbeiten gerne ganzheitlich, daher betreuen wir oft Kunden über mehrere Jahre hinweg. Du bist mit Cordula Alessandri, Elisabeth Kopf und Andrea Gassner die vierte Frau aus Österreich in der AGI. Ist es für Frauen schwerer, im Grafik- bzw. Kommunikationsdesign eine erfolgreiche Karriere zu beschreiten? Nein. Mir kommt derzeit vor, dass es sogar ein Vorteil ist, Frau zu sein (Stichwort »Quotenfrau«). Die Liste deiner Auszeichnungen und Preise, die du für deine Arbeiten bekommen hast, ist lang. Erlangt man durch die erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben die Sichtbarkeit, die es braucht? Da wir eigentlich sonst nicht so viel über uns reden, sind solche Wettbewerbe sicher eine brauchbare Bühne und ein gutes PR-Instrument. Auch die Kunden freuen sich über die Wertschätzung durch ausgezeichnete Arbeiten. Gestalten Frauen anders als Männer? Nein.


MITTEILUNGEN

1 S tudio Es: Corporate Identity für LE STUDIO im Studio Molière

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Feature


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MITTEILUNGEN

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Feature

2 S tudio Es: Corporate Identity für Helmuts Art Club

Ist Wiedererkennbarkeit, eine eigene Handschrift oder ein Stil, heute ein wichtiges Kriterium für eine Gestalterin/einen Gestalter? Oder geht es um ganz etwas anderes? Jedes Studio hat seine Handschrift. Ich erkenne fast immer, wer was gemacht hat. Für mich geht es beim Gestalten aber nicht um Selbstverwirklichung. Wir machen keine Kunst. Wir transportieren Inhalte in guter »Kleidung«. Suchst du dir deine Projekte wohlüberlegt aus? Eigentlich nicht. Wir werden meist ausgesucht. Da wollen die Kunden schon mit uns arbeiten. Ich bin kein Fan von Pitches, weil man zuerst nur an der Oberfläche arbeitet, ohne wirklich zu wissen, wie das Unternehmen tickt. Gab es in deiner Laufbahn Momente, wo du Projekte als problematisch empfunden hast? Keine Partner auf Augenhöhe zu haben, finde ich problematisch. Zudem wird es schwierig, wenn Verantwortlichkeiten nicht geklärt sind.

Gibt es, vergleichbar der Blockade der Schriftstellerin/des Schriftstellers, die Blockade der Gestalterin/des Gestalters? Gestaltungsblockaden kenne ich zum Glück nicht, ich hätte nur gern mehr Zeit zum Gestalten. Sehr viel Zeit geht für Organisatorisches verloren. Mir kommt manchmal vor, dass ich zu 70 Prozent am Tag nur organisiere. Wie wichtig ist Kreativität? Braucht eine Designerin/ein Designer auch andere Fähigkeiten, die mindestens genauso wichtig oder vielleicht sogar wichtiger sind? Organisationsfähigkeit und soziale Kompetenz halte ich ebenfalls für sehr wichtig. Gibt es eine Aufgabe, die du besonders gerne übernehmen würdest – ein Projekt, für das du besonders gerne gestalten würdest? Für einen Fashion Brand, ein Museum oder ein Opernhaus – aber auch für einen Papierhersteller würden wir gerne arbeiten. Ein Verlag wäre auch interessant. Wir möchten wieder mehr Bücher machen.

ÜBER DIE INTERVIEWTE: Verena Panholzer ist Art Direktorin und Gründerin von Studio Es, einem Büro für visuelle Kommunikation in Wien. Sie studierte zunächst Industriedesign an der Kunstuniversität Linz, beschloss dann aber, einen anderen Weg einzuschlagen, und besuchte die Meisterklasse an der »Graphischen« in Wien. Nach Stationen wie TBWA in Berlin machte sie sich recht schnell selbstständig. Heute ist sie im Vorstand des Vereins 100 beste Plakate e.V. und gibt ihr Wissen als Lektorin weiter. Seit rund 13 Jahren führt sie ihr Studio in Wien und betreut schwerpunktmäßig Kunden aus dem Kunst- und Kulturbereich. Im Fokus der stark konzeptionellen Arbeiten der Designerin: Identities. Viele der Projekte wurden bereits national und international ausgezeichnet. studio-es.at


MITTEILUNGEN

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Feature

FH JOANNEUM: 20 JAHRE INFORMATIONSDESIGN Beeindruckend: Seit dem Start des Diplomstudiengangs Informationsdesign an der FH JOANNEUM in Graz vor zwei Jahrzehnten gab es 980 AbsolventInnen, die während ihres Studiums insgesamt 180.000 ECTSPunkte erzielten. Rund 40 Prozent von ihnen absolvierten ein Auslandssemester. Bei der 20-Jahr-Feier des Studiengangs am 12. Dezember 2019 im Dom im Berg wurde auch auf die Erfolge der Studierenden zurückgeblickt, darunter auf mehr als 30 gewonnene Red Dot Design Awards sowie zahlreiche Auszeichnungen beim Art Directors Club Award und bei den European Design Awards.

q D ie Namen der Studierenden des Studiengangs Informationsdesign an der FH JOANNEUM

Die Jubiläumsfeier wurde von den Studierenden geplant, organisiert und umgesetzt. Rund 500 Gäste waren der Einladung gefolgt, darunter Stadtrat Günter Riegler und die Geschäftsführer der FH JOANNEUM, Karl Peter Pfeiffer und Martin Payer. Karl Stocker, Leiter des Instituts Design & Kommunikation, und Daniel Fabry, Leiter der Masterstudiengänge Communication, Media, Sound & Interaction Design, gaben auf der Bühne Ein- und Ausblicke in Vergangenheit und Zukunft. Gezeigt wurden Bilder und Videos aus 20 Jahren Informationsdesign. Die genannten Zahlen und Fakten unterstrichen das internationale Renommee und den Erfolg des Studiengangs. Präsentiert wurde außerdem die neueste institutseigene Publikation »What Designers Can Change«. Das Jahrbuch erscheint seit mittlerweile zehn Jahren und versammelt die Abschlussarbeiten

der Studierenden. In diesem Band – wie auch am Institut selbst – steht Design, das sich zu sozialer Verantwortung, Ökologie und Nachhaltigkeit bekennt, und bereit ist, zur Verbesserung der Lebensbedingungen auf diesem Planeten beizutragen, im Mittelpunkt. Beim Feiern wurde es in der stillen Zeit des Jahres noch einmal richtig laut. Im Mittelpunkt standen die ehemaligen, aktuellen und künftigen Studierenden. Sämtliche Live Acts kamen von den angehenden InformationsdesignerInnen, unterstützt wurden sie von Performances und ab Mitternacht von DJ Mama Feelgood. Das Publikum tanzte bis in die frühen Morgenstunden. idk.fh-joanneum.at


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MITTEILUNGEN

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Feature

INTERNATIONALE LORBEEREN FÜR DAS INSTITUT DESIGN & KOMMUNIKATION Elf Studierende des Instituts Design & Kommunikation konnten bei den Art Directors

1 N ina Botthof:

Club Awards 2019 Preise ergattern. Der ADC-Junior-Wettbewerb zählt zu den wichtigsten

2 C hristian Leban:

Kreativwettbewerben Europas und ist für NachwuchsdesignerInnen eine der besten Möglichkeiten, um auf sich aufmerksam zu machen.

»Designing Women«

»Views of China« 3 T essa Kaczenski, Cara Mielzarek, Julia Prinz: »Shaping Human Cities«

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SILBER

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AUSZEICHNUNG

für Nina Botthof mit »DESIGNING WOMEN«

für Christian Leban mit

Geschlecht ist ein grundlegendes Ordnungs- und Ungleichheitsprinzip, welches sich durch sämtliche Bestandteile des Zusammenlebens zieht. Design wiederum ist zentraler Bestandteil der Konsumkultur und hat damit die Möglichkeit, die Gesellschaft maßgeblich mitzugestalten. Die Arbeit befasst sich mit dieser Wechselwirkung zwischen Geschlecht und Design, mit dem Bild der Frau im Fokus. Kann Design Frauen emanzipieren? Biologische, gesellschaftliche, gestalterische und historische Faktoren werden in Beziehung gesetzt und analysiert.

Begib dich in eine fremde Welt. Erfahre China auf eine neue Art und Weise und folge Christian auf seiner Reise, die ihn für ein halbes Jahr in eine Stadt mit 24 Millionen Einwohnern führt. Elf handgezeichnete Animation Loops, zusammengeführt in einem Video, beschreiben seine Erfahrungen: Einblicke in eine riesige, faszinierende Welt. Zum Film gibt es ein Buch, das den gestalterischen Prozess von der ersten Recherche bis zum finalen Produkt wiedergibt. Die Fotos sind als Hommage an Ai Weiwei zu verstehen.

AUSZEICHNUNG für Tessa Kaczenski, Cara Mielzarek und Julia Prinz mit

»SHAPING HUMAN CITIES«

Weshalb fühlen wir uns in einer Stadt wohl oder unbehaglich? Was macht sie lebenswert? Haben wir die Freiheit, unsere Stadt zu gestalten? Was macht eine Stadt zu unserer Stadt? »Human Cities_ Challenging the City Scale« ist ein europäisches Forschungsprojekt mit Partnern aus elf europäischen Städten. Es werden Ideen und Lösungen für mehr Lebensqualität im städtischen Raum entwickelt. Die urbanen Experimente wurden in einer Ausstellung im GrazMuseum spielerisch erfahrbar gemacht. Ziel war es, mit innovativen Vermittlungsmethoden eine Bandbreite an Informationen zugänglich zu machen. Dafür wurden die Formate WANNA PLAY?, WANNA TASTE?, WANNA TRAVEL? und LET’S TAKE ACTION entwickelt.

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»VIEWS OF CHINA«


MITTEILUNGEN

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Feature

4 Valerie Quade, David Stockinger, Joshua Lilienthal, Martin Haiden, Martin Knapp, Johannes Kippelt: »Jam Session Machine«

AUSZEICHNUNG für Valerie Quade, David Stockinger, Joshua Lilienthal, Martin Haiden, Martin Knapp, Johannes Kippelt mit der

»JAM SESSION MACHINE« Mit der »Jam Session Machine« wird das Glücksgefühl des MusikJammens für alle erlebbar. Sie lässt MusikerInnen und solche, die es gerne sein würden, gemeinsam in einen Flow fallen. Sie ist einfach zu benutzen und bietet musikalisch endlose Variationen. Die Musikmaschine besteht aus sechs Stationen mit Tablets, die miteinander verbunden sind. Auf jedem läuft ein Instrument: Schlagzeug, Synthesizer, Bass, Special-Effect-Instrument. Die Instrumente sind aufeinander abgestimmt, sodass sich ein harmonischer Klang ergibt, egal wie die Tablets bedient werden: ob die NutzerInnen über Audio kommunizieren oder ihr eigenes Ding durchziehen.

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AUSZEICHNUNG

für Valerie Quade »ENERGIE LEBEN«

Das Hörspiel » Energie Leben« lässt die Hörenden in die Welt der Elektronen eintauchen. Mit kleinen Mikrofonen wurden elektrische Geräte von innen aufgenommen, was ungewöhnliche Hörwinkel ermöglicht. Bearbeitet wurde das Stück im SurroundSystem Ambisonics, mit eigens am IEM Graz entwickelten Plug-ins.

Drei der oben genannten Arbeiten, »Designing Women«, »Shaping Human Cities« und »Views of China«, wurden auch beim Red Dot Award: Brands and Communication Design 2019 ausgezeichnet, bei dem 8000 Einreichungen aus 50 Ländern angetreten waren. Die Studierenden des Instituts Design & Kommunikation holten sich im letzten Jahr neun rote Punkte – in den neun Jahren davor waren es insgesamt 26. »Diese Häufung an Auszeichnungen belegt, dass die Qualität der Abschlussarbeiten an unseren DesignStudiengängen international sehr gut wahrgenommen wird. Unserer Aufgabe als City of Design werden wir damit mehr als gerecht«, freuen sich Karl Stocker und Daniel Fabry.

5 J ulia Baldauf: »Weltsprachen – Sprachwelten« 6 K atharina Diem:

»Lieblingsmakel«

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RED DOT

für Julia Baldauf mit »WELTSPRACHEN –

SPRACHWELTEN«

Durch die Sprache erklären wir uns die Welt und gestalten unsere Realität. Der Kern der Arbeit besteht aus dem praktischen Teil, der sich unübersetzbaren Wörtern und ihrer Bedeutung widmet. Darin spiegeln sich Denkkonzepte aus aller Welt wider, die beschrieben werden müssen, um für andere verständlich zu werden. Daraus wurden ein Katalog und eine Karte erstellt, die eine neue Perspektive auf die Welt zeigen.

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RED DOT

für Katharina Diem mit »LIEBLINGSMAKEL«

Jeder Mensch hat etwas an sich, das ihn stört – ein körperliches Merkmal oder eine Eigenschaft. Dabei sind es genau diese Makel, die uns eine Identität geben und uns nicht in einer nach Idealen genormten Menschenmasse verschwinden lassen. Lieblingsmakel soll Menschen ermutigen, diese anzunehmen und im besten Fall zu lieben und sie stolz mit der ganzen Welt zu teilen – zum Beispiel auf der Fassade des Kunsthauses Graz.


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MITTEILUNGEN

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Feature 7 K atharina Diem: »What a Mistake« 8 L isa Huber: »Sankt Poelten lebt«

9 J ohanna Kurz: »Kaffee für alle?« 10 K atharina Sauer: »again and again«

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für Johanna Kurz mit »KAFFEE FÜR ALLE?«

Diese Arbeit möchte Menschen ermutigen, sich mit ihren weniger geliebten Besonderheiten auseinanderzusetzen und diese in ein positives Licht zu rücken – insbesondere im Raum der sozialen Medien, die einen oft erst wirklich an sich selbst zweifeln lassen. Durch einen anonymen Online-Fragebogen konnten viele ehrliche Antworten gesammelt werden. Mit einigen davon wurde eine Plakatserie gestaltet.

Städtisches Leben zeichnet sich durch das Miteinander von Menschen und deren Austausch aus. Die Qualität einer Stadt ist wesentlich von der Gestaltung des öffentlichen Raums und dessen vielfältiger Nutzung abhängig. Als Bindeglied zwischen öffentlichem Raum und ökonomischen und privaten Interessen kommt der Erdgeschoßzone eine besondere Bedeutung zu. Sie ist geprägt durch Einzelhandel und Lokale. Kaffeehäuser fördern nicht nur ein attraktives und lebendiges Stadtbild, sondern sind Treffpunkt, Erholungsort, Arbeitsplatz etc. Kultur und Konsum, Fremde und Freunde, Design und Zufall treffen aufeinander.

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RED DOT

für Katharina Diem mit »WHAT A MISTAKE«

RED DOT

RED DOT

für Lisa Huber mit »SANKT POELTEN LEBT«

für Katharina Sauer mit »AGAIN AND AGAIN«

St. Pölten bewirbt sich als Kulturhauptstadt 2024 und will sich auf der internationalen Bühne präsentieren. Die Arbeit fragt nach den Strukturen und der Geschichte der Stadt, nach ihren Ecken und Kanten, nach ihrer Zukunft. Aus den Antworten entwickelt sich ein Gestaltungskonzept für das Kulthauptstadtjahr, das auf dem philosophisch-botanischen Konstrukt des Rhizoms beruht. Es ist dynamisch und prozesshaft, kennt keinen Anfang und kein Ende.

Die Arbeit untersucht unterschiedlichste Aspekte der Wiederholung und stellt eine Verbindung zwischen Psychologie, Kunst und Design her. Von Architektur über Musik bis hin zu grundlegenden Strukturen in der Natur: Wiederholung ist allgegenwärtig und vermag uns zu manipulieren und zu stimulieren – sei es bei der Verbesserung des Erinnerungsvermögens oder der Steigerung der Glaubwürdigkeit.



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MITTEILUNGEN

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Rückschau

COMMON KNOWLEDGE ALS MOTTO DER BIO 26:

LEBEN IN DER WISSENSGESELLSCHAFT Die 1963 gegründete BIO war die erste internationale Designbiennale Europas. Einst als Plattform für modernes Industriedesign ins Leben gerufen, hat sie sich in jüngster Zeit zu einem kreativen und kollaborativen Experimentierfeld gewandelt, das Lösungen für globale Herausforderungen aufzeigen und neue Denkansätze vorstellen möchte. 2019 war designaustria-Mitglied Thomas Geisler als vielbeachteter internationaler Kulturmanager eingeladen worden, die vom Museum für Architektur und Design (MAO) organisierte Biennale als Kurator zu begleiten. Im Rahmen von sogenannten »Designathons« ermittelte multidisziplinäre Designteams widmeten sich sechs mit dem Thema Wissen und Information verbundenen Aufgabenstellungen, die wir im Anschluss an das mit Thomas Geisler geführte Interview vorstellen. bio.si

Als Kurator der 26. Designbiennale in Ljubljana hast du dich dafür entschieden, die Themen Information und Wissen aufzugreifen. Warum? Genau genommen ging es bei der Biennale um die akute Informationskrise, ihre gesellschaftlichen Implikationen, ihre Auswirkungen auf Alltag und Demokratie. Vor allem aber untersuchte sie die Rolle von Design und Kreativschaffenden bei der Bewältigung – aber auch der Verschlimmerung – dieser Krise. Im Titel »Common Knowledge« klingen einige Dinge an, mit denen wir uns beschäftigt haben: Was wissen wir wirklich? Wem gehört das Wissen? Wie gehen wir mit Wissen als Ressource um? Und was machen wir daraus? In unserer Betrachtung gehen wir von Wissen als Allgemeingut aus. Wir haben sechs interdisziplinäre Designteams eingeladen, renommierte Wissensinstitutionen in Ljubljana aufzusuchen, darunter ein Museum, eine Bibliothek, die Universität, eine Tageszeitung, aber auch den Botanischen Garten und ein Seniorenheim. Wir verstehen diese Orte als Wissensfabriken, deren Rohstoffe entweder Daten, Artefakte oder das Wissen von Mensch oder Natur bis hin zur künstlichen Intelligenz sein können. Die Biennale hat eine über 50-jährige Geschichte, die sich überwiegend mit Industrieproduktion befasst hat, bevor sie sich experimentelleren Zugängen im Design geöffnet hat. Was sind deiner Meinung nach die kritischsten Problemfelder? Wir leben seit geraumer Zeit in der proklamierten Informations- bzw. Wissensgesellschaft. Neue Technologien ermöglichen es uns, mehr Daten als je zuvor zu sammeln, zu speichern und zu verarbeiten. Scheinbar stößt der Mensch jedoch an die Grenzen seiner Kapazitäten, wenn es darum geht, mit diesen Datenvolumen und -geschwindigkeiten umzugehen. Künstliche Intelligenz und Algorithmen mögen hier

einen Ausweg bieten, aber sie kommen auch zu einem hohen Preis wie dauerhafter Datenabsaugung, Überwachung und Kontrollverlust. Daten werden als das neue Gold, als neue Währung, gehandelt – menschheitsgeschichtlich befinden wir uns im Zeitalter der Daten. Meiner Ansicht haben wir einen wertvollen Rohstoff entdeckt, der uns zwar berauscht, den wir aber noch nicht richtig einzusetzen wissen. Wie sind Internet und Social Media einzuordnen? In Vorbereitung für die Biennale sind wir auf die Essaysammlung »World Brain« des britischen Science-Fiction-Autors H. G. Wells gestoßen. 1938 erschienen, beschreibt sie die utopische Idee einer Universalenzyklopädie, die die Menschheit davon abhalten soll, gegeneinander Kriege zu führen, und die dazu beitragen soll, weisere Entscheidungen für die Welt zu treffen. Das Gegenteil ist passiert. Wells’ Vision hat sich später mit dem World Wide Web und Wikipedia in ähnlicher Weise realisiert. Was sich im Zuge der Digitalisierung und des freien Zugangs zum Internet entwickelt hat, beschreibt der britische Künstler und Autor James Bridle in »New Dark Age«: ein neues Mittelalter mit anderen Waffen. Die Social-Media-Plattformen sind ein Katalysator, um Propaganda, Fake News und andere Grausigkeiten ungefiltert in die Welt hinauszublasen. Die Idee eines demokratischen Mediums wird laufend korrumpiert, faktisches Wissen mit einem Tweet diskreditiert. Das ist per se nichts Neues. Jedes Medium wurde dahingehend missbraucht, von der Zeitung bis hin zu Radio und TV. Neu ist die verstärkte Wirkung, da es sich nicht mehr nur um Einwegbotschaften handelt und die Dynamik der Verbreitung kaum mehr zu steuern ist. Sich heute eine eigenständige Meinung zu bilden, ist die wahre Herausforderung – bei vielen scheitert es schon an der Motivation. Ein kritischer Umgang mit dem Internet sollte daher frühzeitig in der Erziehung und Ausbildung verankert sein. Es lohnt sich auch,


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Rückschau

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Marshall McLuhans »The Medium Is the Message« wieder zu lesen. Welche Rolle kann Design im Hinblick auf Wissen und Wahrheit spielen? Die Organisation und Darstellung von Daten und Informationen, aber auch von Prozessen ist seit jeher eine Designdomäne, ob in Form von Produkten, Visualisierungen oder Interfaces. Die Aufgaben und Inhalte sind komplexer als früher und bedürfen in vielen Fällen disziplinübergreifender Ansätze. Design kann hier eine wichtige moderierende Rolle einnehmen, gerade weil Prozesse informations- und kommunikationsgetrieben sind und anfällig für Fehlinterpretationen oder Manipulationen. Die Gestaltung von Interaktion und die Verschmelzung des Analogen mit dem Virtuellen erweitern die Aufgabengebiete für Designschaffende enorm. Dabei unterliegen DesignerInnen wie andere Berufsgruppen ethischen Fragestellungen. Hier lässt sich ein Umdenken bei einer jüngeren Generation von GestalterInnen feststellen, die sich lieber in den Dienst einer guten Sache stellen und nicht mehr nur dem Kommerz hingeben: ob das die Arbeit für eine unabhängige Medienplattform ist oder die Entwicklung von Erzeugnissen, die für die Kreislaufwirtschaft geeignet sind. Überhaupt führt das Hinterfragen der eigenen Praxis zur Erlangung von Wissen und Wahrheit. Die gute Nachricht: Es gibt Millionen Aufgaben für DesignerInnen!

Wie ist die BIO an das Thema herangegangen? Grundsätzlich gilt, dass sich die Biennale als Gesamtangebot versteht. Die sechs Auftragsprojekte, entstanden in Kooperation mit Institutionen in der ganzen Stadt, wurden von einer zentralen Ausstellung im Museum für Architektur und Design begleitet, die das Thema der Informationskrise mit historischen und zeitgenössischen Arbeiten aufbereitet und die Auftragsarbeiten einbettet hat. Zudem haben wir ein Begleitprogramm in Zusammenarbeit mit Beteiligten aus Europa und der ganzen Welt erarbeitet. Es wurden Leerstände im Stadtzentrum, eine Unterführung mit ehemaligen Geschäftslokalen, mit Ausstellungen, Präsentationen und Workshops bespielt. Dort fand sich sich etwa eine temporäre Bibliothek oder der Blumenladen »Green Refuge«, wo man verwaiste Pflanzen hinbringen oder abholen konnte. Inwieweit spielte der Ort bei der Konzeption der Biennale eine Rolle? Von Anbeginn war es uns ein Anliegen, mit der lokalen Designszene zu arbeiten. Mit dem Grafikkollektiv Ljudje haben wir den idealen Partner gefunden, um die visuelle Identität zu transportieren. Die farbenfrohen Infografiken konterkarieren die teils erschreckenden Statistiken, die darin abzulesen sind, erzeugen aber Aufmerksamkeit. Das Kollektiv hat sich aber auch mit der visuellen Sprache der BIO bis hin zu ihrem Ursprung im Jugoslawien der

1 B IO 26: Kurator Thomas Geisler und Teilnehmende am Projekt »Common Knowledge« 2 D esignathon: Ermittlung der Projektteams und Projekte


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MITTEILUNGEN

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3 A usstellungsansichten der BIO 26: »Common Knowledge«

werden. Man kennt die Sportmarke Alpina, den Haushaltsgerätehersteller Gorenje. Als blockfreier Staat war Jugoslawien quasi neutraler Boden, auf dem sich Ost und West begegnen konnten. Slowenien ist ein kleines Land mit einem kleinen Markt, weshalb mit der Unabhängigkeit und dem Niedergang der staatlichen Unternehmen viele Produktionsstätten wegfielen oder abwanderten. Auch aus diesem Grund musste sich die BIO neu orientieren. Heute versteht sie sich als Sprungbrett im globalen Netzwerk und als experimentelles Labor für aktuelle Fragestellungen im postindustriellen Design. In allen Projektteams, die in einem international ausgeschriebenen Wettbewerb und zwei »Designathons« vor Ort zusammengestellt wurden, haben sich auch Designtalente aus Slowenien qualifiziert. »Neue Funktionen für veraltete Strukturen« lautete unser Auftrag.

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1960er-Jahre auseinandergesetzt. Das Museum of Architecture and Design (MAO) in Ljubljana verfügt über eine reichhaltige Sammlung aus dieser Zeit: Teile waren in einer Art »Wunderkammer« in der Hauptausstellung der BIO zu sehen. Die BIO war in ihren Ursprüngen als Messe für Industriedesign konzipiert, Exportgeschäfte sollten angekurbelt

Wie kann eine Basis (wieder)geschaffen werden, auf die alle Menschen – egal mit welchem Gedankengerüst oder mit welcher politischen Einstellung – vertrauen können? Mit der BIO waren wir bemüht, eine Diskussion über die universale Informationskrise zu entfachen. Wir sind keine Wissenschaftstheoretiker, uns interessiert die Betrachtung aus der Perspektive des Designs. Wir entschlossen uns, als Hilfestellung mit der »Data Information Knowledge Wisdom Pyramid« (kurz »DIKW Pyramid«) zu arbeiten. Russell L. Ackoffs Essay »From Data to Wisdom« von 1989 zeigt auf anschauliche Weise, wo das System zusammenbricht. Durch die Überlast an Daten und Informationen kommt es zu Fehlern bei Bearbeitung, Analyse, Filterung und Verstehen. In der heutigen Wissensgesellschaft sind wir mit manipulierten Nachrichten und alternativen Fakten konfrontiert. Darauf wird es auch keine einfache Antwort geben. Um ein Problem zu lösen, muss es zuerst verstanden werden. Designund Kunstschaffende bieten dafür hilfreiche Strategien. Design und Kunst können Menschen dabei unterstützen, die Welt kritisch zu betrachten, sie bringen Menschen zusammen und haben die Instrumente, relevante Erkenntnisse sichtbar zu machen. Mit »Common Knowledge« verstehen wir Wissen als Allgemeingut, es ging uns um das Zugänglichmachen und Teilen quer durch alle Schichten der Gesellschaft: Offenheit schafft im besten Fall Vertrauen. Wells’ Utopie eines »World Brain« hat immer noch Relevanz.

ÜBER DEN INTERVIEWTEN Der österreichische Designkurator und Kulturmanager Thomas Geisler konzipiert internationale Ausstellungen u. a. für die Vienna Biennale, die London Design Biennale und das Vitra Design Museum. Seit Juli 2019 leitet er das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Er war Geschäftsführer des Werkraums Bregenzerwald in Vorarlberg und Designkurator des MAK in Wien. Er war maßgeblich an der Gründung der Victor J. Papanek Foundation an der Universität für angewandte Kunst Wien beteiligt und Mitbegründer der Vienna Design Week. www.skd.museum

Teile des Interviews wurden bereits auf form-faktor.at publiziert. Wir bedanken uns für die Möglichkeit des vollständigen Abdrucks.


MITTEILUNGEN

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PROJEKTE DER BIO 26:

NEUE WEGE ZU WISSEN UND INFORMATION Die Designbiennale von Ljubljana versteht sich neuerdings als Experimentierfeld, das Lösungsansätze für globale Probleme und Herausforderungen erarbeiten möchte. Sechs Aufgaben mit ausgewählten lokalen Partnerinstitutionen – einer Bibliothek, einem Museum, einem Altenheim, einer Zeitung, dem Botanischen Garten und der Universität – galt es zu bewältigen; die interdisziplinären Teams mit ihren internationalen MentorInnen und örtlichen ProjektleiterInnen sowie deren Projektvorschläge wurden in mehrtägigen zeitversetzten Arbeitssessions, sogenannten »Designathons«, ermittelt und evaluiert. Unterstützt wurden Kurator Thomas Geisler und Assistenzkuratorin Aline Lara Rezende in diesem Prozess von einem internationalen ExpertInnenBoard, besetzt mit dem slowenischen Innovationsexperten Aleš Pustovrh, Kuratorin Amelie Klein vom Vitra Design Museum, Deyan Sudjic als Direktor des London Design Museum, dem Philosophie- und Kunstprofessor Johnny Golding und Maja Vardjan, MAO-Kuratorin für Design und Architektur. Die sechs Siegerprojekte erhielten finanzielle Unterstützung zur weiteren Ausarbeitung und wurden von 14. November 2019 bis 9. Februar 2020 an über die

ganze Stadt verteilten Orten präsentiert. Die im Rahmen der Biennale entwickelten Designansätze sollen auch über die Laufzeit der Veranstaltung hinaus ihre Wirkung tun. Sie berühren nicht in erster Linie Fragen der Gestaltung, sondern Systemisches, wissenschaftliche Forschung, humanistische Herausforderungen und Lebensräume allgemein. Das vielseitige Programm einschließlich der kuratierten Projekte wurde in Form von Führungen, Workshops und Vorträgen vermittelt. Design erwies sich als ideales Werkzeug, um sich der komplexen Informationskrise von heute mit Erscheinungsformen wie Datenmissbrauch, Wissensmanipulation, Informationsflut etc. zu stellen und und Wege aufzuzeigen, um das Vertrauen in Informationen wieder herzustellen.

CHALLENGE #1: ALTE STRUKTUREN, NEUE FUNKTIONEN

CHALLENGE #2: AUSSAGEKRÄFTIGES ONLINE/ OFFLINE-ERLEBNIS

Institution: National- und Universitätsbibliothek

Institution: Museum of Contemporary Art

Team: Thomas Hügin (Deutschland), Maja Kolar (Kroatien), Yuxi Liu

Team: Cyrus Clarke (Frankreich), Giulia Cordin (Italien), Juliana Lewis

(China), Boris Smeenk (Niederlande)

(Dänemark), Luigi Savio (Italien), Monika Seyfried (Polen)

Projektleitung: Špela Pavli Perko

Projektleitung: Matevž Straus

Designmentoren: Jon Stam & Simon de Bakker, Commonplace Studio

Designmentor: Paolo Patelli

Die meisten Bibliotheken entstanden, als von Computern und Internet

Im Museum der Zukunft finden physische und digitale Räume nahtlos

noch keine Rede war. In jüngerer Zeit hat ein Wandel stattgefunden, der

und auf kreative Art und Weise zueinander, der Zugang zu den Samm-

neue System- und Raumlösungen und ein zeitgemäßes Serviceangebot

lungen wird erweitert. Die Herausforderung besteht darin, digitale

zur Unterstützung der Wissensaneignung und -vermittlung erfordert.

Daten nicht nur als auffindbare Informationen zu öffnen, sondern auch

»Serendipity Searcher« ist ein visueller Atlas, der unerwartete Pfade

als Raumerlebnis. »Bodies of Knowledge« ist ein spielerisch benutzbares

im wertvollen Archiv der Bibliothek erzeugt. Eine interaktive Raum-

Archiv, das es BesucherInnen im Geist des zeitgenössischen Tanzes

installation, maschinelles Lernen und menschliches Agieren treffen

erlaubt, durch Gesten auf Inhalte zuzugreifen und diese zu verändern

aufeinander und decken überraschende visuelle Zusammenhänge auf.

und neu zu gestalten. Die Installation ist in Zusammenarbeit mit dem Temporary Slovenian Dance Archive von Rok Vevar entstanden.


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MITTEILUNGEN

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Rückschau

CHALLENGE #3: AUF DEM WEG ZU EINER NEUEN ERGONOMIE DES LERNENS

CHALLENGE #5: MITEINANDER VON PFLANZE UND MENSCH

Institution: Universität von Ljubljana

Institution: Botanischer Garten

Team: Genţiana Dumitraşcu (Rumänien), Adrian Judt (Deutschland),

Team: Krzak Collective – Eliza Chojnacka, Kamila Kantek,

Simon Platzgummer (Österreich), Andreja Pogačar (Slowenien)

Olga Roszkowska, Pola Salicka, Gabriela Szalanska (Polen)

Projektleitung: Janja Štorgelj

Projektleitung: Simona Volaj Rakušček

Designmentorin: Apolonija Šušteršič

Designmentoren: Amy Franceschini & Lode Vranken, Futurefarmers

Universitäten spielen eine wichtige Rolle bei der Hervorbringung gut

Die Hauptaufgabe von botanischen Gärten besteht in der Katalogisie-

ausgebildeter BürgerInnen. Hier geht es um eine Neubetrachtung tradi-

rung und Erhaltung von Pflanzen. Es sind Institutionen der Wissen-

tioneller Formen der Wissensvermittlung und der Wissenschaft: Wie

schaft, die auch als Erholungs- und Bildungsraum dienen können. Ziel

und wo kann Lernen noch stattfinden? »Course K« besteht aus einer

war es, das Wissen um Samen und die Bewahrung von Arten einem

nomadischen Küche, die sich als Werkzeug für einen Wissensaustausch

breiteren Publikum zugänglich zu machen. »Mur-Mur-Murs from the

zwischen Studierenden, Lehrpersonal und BürgerInnen auf Augenhöhe

Hi-Hi-Hills« bedient sich der Möglichkeiten von Storytelling. Interaktive

anbietet. Sie zieht von Institut zu Institut und lädt zum Mitmachen ein.

Objekte, Geräusche und Begriffe erlauben eine sensorische und emotio-

Soziale Aktivitäten wie das gemeinsame Kochen und Essen während der

nale Annährung an Pflanzen in einer vornehmlich wissenschaftlichen

Lehrveranstaltung sorgen für das Aufbrechen von Hierarchien und eine

und von Daten bestimmten Umgebung.

Ausweitung des TeilnehmerInnenkreises.

CHALLENGE #4: LEBENSAKADEMIE Institution: Altenheim

CHALLENGE #6: GLAUBWÜRDIGKEIT UND UNBEHAGEN DER MEDIEN

Team: Guendalina Ballerini (Italien), Rebecca Carrai (Italien), Natalia

Institution: Tageszeitung »Delo«

Skoczylas (Deutschland), Elizaveta Strakhova (Russland)

Team: Maxime Benvenuto (Niederlande), Petra Matić (Kroatien), Mateja

Projektleitung: Barbara Peterca

Mlinarič (Slowenien), José Tomás Pérez Valle (Chile), Zuzanna Zgierska

Designmentorin: Kathrina Dankl

(Niederlande) Projektleitung: Jurka Mihelin

Das Altern der Gesellschaft ist ein globales Phänomen. Bessere Lebens-

Designmentoren: Léonore Bonaccini & Xavier Fourt, Bureau d'études

bedingungen gehen mit einer längeren Lebenserwartung und einer niedrigeren Geburtenrate einher. Doch ein Miteinander zwischen Jung

Die Online-Verbreitung von Fake News und die durch mangelhaft

und Alt findet nicht statt. Der Dialog zwischen unterschiedlichen

betreute soziale Medien verursachten Probleme sorgen dafür, dass

Altersgruppen könnte neues Wissen und neue Lösungskonzepte hervor-

Fakten oft nicht mehr von Fiktion unterschieden werden können.

bringen. Alte Menschen können durch ihre Erfahrung zur Gesellschaft

Anliegen dieser Aufgabe war es, dem Qualitätsjournalismus wieder zu

beitragen. Das auf Umfragen, räumlichen Interventionen und Requisiten

mehr Glaubwürdigkeit und zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen. »Delo

beruhende ethnografische Projekt »Rethinking Retirement« regt zum

Lab: Your Stories Make Our Common History« ist eine offene auf

Nachdenken über Ruhestand und Älterwerden an. Es werden Möglich-

Kollaboration basierende Forschungsplattform, die mit dem kollektiven

keiten für den Austausch zwischen den Generationen geschaffen.

Gedächtnis arbeitet, um neue Narrative zu schaffen und die gemeinsame Geschichte wiederzuentdecken. Dabei wird auf vertrauenswürdiges Wissen aus der Gemeinschaft vertraut und Feedback eingeholt. Mitglieder

Weiterführende Informationen, Bilder und Filme zu allen Projekten und ihren AkteurInnen auf: bio.si

können ihre eigenen Geschichten erzählen, Sichtweisen austauschen und zu einem größeren Ganzen beitragen. Der Dialog wird gefördert.


MITTEILUNGEN

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A HOUSE FULL OF CREATIVITY: DESIGN LITHUANIA

1 A gnė Kučerenkaitė: Keramikgefäße »Ignorance Is Bliss« 2 G reta Unguvaitytė: Urnenkollektion

Zum Jahresauftakt präsentierte das designforum Wien von Ende Januar bis 8. März 2020 erstmals in Österreich »Design Lithuania«, eine Wanderausstellung herausragender Arbeiten junger Kreativtalente und bekannter DesignerInnen aus Litauen. Die Ausstellung ist seit 2012 auf den großen Designmessen und in Ländern vertreten, die im Bereich Design eine Vorreiterrolle einnehmen, um das Potenzial und die Ressourcen des baltischen Landes aufzuzeigen. Die diesjährige Schau war 25 GestalterInnen

und Designstudios gewidmet, die ihre Arbeiten aus vielfältigen Bereichen zeigten – von Konzepten über Möbel, Leuchten und Keramik bis hin zu Fashion Accessoires und Interior Design. Darüber hinaus gab es Plakate aus der Zwischenkriegszeit zu sehen. Die Auswahl führte das komplexe Schaffen der litauischen Designlandschaft vor Augen. Facettenreich und ansprechend vermittelte die Ausstellung die Leichtigkeit, Behaglichkeit und Wohnlichkeit aktueller litauischer Designpositionen. Das Projekt wird seit 2012 vom Lithuanian Design Forum organisiert und ist vom litauischen Council for Culture teilfinanziert. www.designforum.at

3 V irūna: Kommode »Apollo« 4 IDDO: Wandtisch »Flex« 5 A gota Rimšaitė: Lampenserie »Junts« 6 V ita Vaitiekūnaitė: Tischlampen »Composers« 7 E velina Kudabaitė: Kerzenleuchter »Raitūzai« 8 e du2: »Light Table«

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9 EMKO: Stuhl »Naïve«

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Rückschau

FYI: EINE BÜHNE FÜR INFORMATIONSDESIGN Die zweite Auflage der FYI: Konferenz für Informationsdesign ging im November 2019 erfolgreich im Ankersaal der Wiener Brotfabrik über die Bühne. Unter dem Motto »Ein Bild sagt mehr als 1000 Werte« gab es spannende Talks – u. a. mit erfahrenen Allroundern wie Andreas Koop, Erwin Bauer, Kriso Leinfellner und Sigi Ramoser, mit Eva Mayr von der Donau Uni Krems und einer viel beachteten Studie über die Isotype, mit Ravena Hengst über die politische Bedeutung von Bildern und Emojis, mit Barbara Predan und Petra Černe Oven über Gestaltung für Demenzkranke sowie mit diversen Kurzpräsentationen von Studierenden. Natürlich durfte auch anregendes Networking nicht fehlen. Die ambitionierte und mit viel Charme durchgeführte Veranstaltung, der es an Professionalität in keiner Weise mangelt, ist die Initiative von fünf jungen InformationsdesignerInnen, deren Abschluss noch nicht allzu lange zurückliegt. Zu ihnen gehört Katrin Beste, die wir zum Interview baten. fyi-conference.com

FYI: – Wie spricht ihr euch aus, wofür steht ihr? Wir sprechen uns englisch aus, also F–Y–I, und meinen damit tatsächlich »for your information«. Wir haben lange nach einem tollen Namen gesucht und sind dann bei dieser naheliegenden Version gelandet. FYI: ist der Absender, der Name für unsere Veranstaltungen und Aktivitäten. Wer steckt hinter dem »Wir«? Wir sind zu fünft. Vier von uns haben gemeinsam studiert, Franziska Heiß, Sarah Luger, Reiner Lunschnig und ich, Katrin Beste. Wir haben im Juni 2017 an der New Design University in St. Pölten als Erste den Bachelor-Lehrgang für Grafik- und Informationsdesign mit Schwerpunkt Informationsdesign abgeschlossen. Sarah hatte vorher schon als Grafikerin und Illustratorin gearbeitet. Franziska hatte bald einen Job als UX-Designerin gefunden, Reiner als Grafiker. Auch ich habe mich selbstständig gemacht. Wir alle hatten jedoch den Eindruck, dass niemand auf »die InformationsdesignerInnen« gewartet hat. Man hatte sogar das Gefühl, dass man manchen Menschen erst mal erklären muss, was Informationsdesign eigentlich ist. Das hat uns motiviert. Felix Tappeiner ist dann noch zu uns gestoßen, und im Mai 2018 haben wir den Verein – Plattform für Informationsdesign gegründet. Was ist das Ziel? Einerseits möchten wir den Menschen Informationsdesign näherbringen. Man kann ja fast nichts tun, fast nirgendwo hingehen, ohne an Informationsdesign vorbeizukommen: von den Schildern im öffentlichen Raum über Anleitungen zu Produkten, Apps und Websites bis hin zu Infografiken und Datenvisualisierungen in Zeitungen und Büchern. Der andere Grund ist relativ banal: Es gibt in Österreich keine Veranstaltung für Informationsdesign. Wir hoffen, dass sich ein Netzwerk bildet, dass es

Austausch gibt, dass man voneinander lernen und Fragen stellen kann. Wie kommt ihr eurem Ziel näher? Den ersten großen Schritt taten wir am 10. November 2018. Da fand in Wien in der Nordbahnhalle die erste FYI: statt. Ein paar Tage vor dem Event verkauften wir das 100. Ticket, die erste Hürde war genommen. Die Finanzierung ist natürlich ein großes Thema. Zum Glück ist sich alles trotz der kurzen Vorlaufzeit ausgegangen, denn eigentlich hatten wir nur drei Monate. An dieser Stelle ein großes Danke an die SponsorInnen und SprecherInnen! Es ist alles gut gelaufen, wir waren motiviert weiterzumachen. Nachdem der Bereich Orientierung und Signaletik etwas kurz gekommen war, organisierten wir dazu eine sogenannte »Kleinausgabe«. Im Mai fanden sich abends in Wien rund 45 Interessierte zusammen, drei Vortragende gaben Einblicke in das Thema. Im Juni gab’s dann noch einen internen Workshop zum Bereich Infografik mit zehn Personen. Und am 9. November 2019 ging die zweite FYI: Konferenz für Informationsdesign mit rund 200 TeilnehmerInnen im Ankersaal der alten Brotfabrik in Wien über die Bühne. Was unterscheidet die FYI: von anderen Konferenzen? Zunächst einmal, dass wir uns bemühen, eine familiäre Atmosphäre zu schaffen. Größer als 2019 wollen wir nicht werden, denn es soll noch möglich sein, dass man Menschen kennenlernt und ins Gespräch kommt. Auf andere Konferenzen geht man zu zweit oder als größere Gruppe. Zu uns kommen viele Menschen alleine. Das liegt wohl daran, dass das Thema etwas spezifischer ist. Das bedeutet aber auch, dass man auf Gleichgesinnte trifft. Und diesen Kontakt wollen wir fördern und erleichtern. Außerdem ist uns wichtig, dass ein gewisser


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»handgemachter« Charakter nicht verloren geht. Wir überlegen uns jedes Mal ein paar Maßnahmen, um das zu verstärken. Wir arbeiten immer mit demselben Moderator, Mathias Haas, der ein Freund von uns ist. Für die Snacks sind wir größtenteils selbst zuständig. Aktivitäten in der Expo Area wie 2018 der Pikto Challenge oder 2019 die interaktiven Infografiken laden zum Mitmachen ein. Was uns hoffentlich auch gelingt: Wir wollen keine Selbstbeweihräucherung. Wir wollen sehen, wie man etwas macht, und nicht bloß das Ergebnis. Wir wollen hören, woran man scheitert und wie man es besser machen kann. Und wir wollen auch Studierende unterstützen, deshalb sind ein paar Speaker Slots immer für Studi-Projekte reserviert.

macht. In das öffentliche Förderungssystem passen wir nicht hinein. Und für öffentliche Organisationen sind wir zu klein, um wirklich Reichweite zu erzielen. Das ist schwierig und mühsam.

Wo liegen die Schwierigkeiten? Beim Geld. Wir hätten so tolle Ideen und müssen leider immer wieder Abstriche machen. Ein Grund dafür ist womöglich die große Interdisziplinarität, die die Konferenz für einzelne Sponsoren uninteressant

Wir gratulieren zur erfolgreichen Weiterführung der Konferenz und freuen uns auf die Kleinausgabe im Frühjahr sowie auf die große Folgeveranstaltung im Herbst 2020 (14. November, Wiener Ankersaal).

Was sind eure Pläne? In nächster Zeit wird es wieder eine Kleinausgabe, diesmal zum Thema UX Design. Genaueres kann man auf unserer Website nachlesen. Und jede Veranstaltung hinterlässt wieder eine neue Motivation: Was wollen wir besser machen? Was wäre toll für die nächste Konferenz? Welche Themen sind uns wichtig? Außerdem möchten wir den NetzwerkAspekt stärken. Auch da haben wir schon ein paar Ideen. Langweilig wird uns nicht.

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kleinausgabe ux design

13. März 2020 ab 18.00 Uhr Creative Playground 1050 Wien


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designaustria-Studioporträt

Creative Partners Marie Rahm und Monica Singer

DESIGNSTUDIO, SEIT 2004 Im Jahr 2004 gründeten Monica Singer und Marie Rahm das Designstudio POLKA. Seither arbeiten sie erfolgreich an Projekten unterschiedlicher Dimensionen, von der Konzeptionierung und Gestaltung von Produkten und Möbeln bis hin zur Entwicklung von Raumkonzepten. Ihre Leidenschaft liegt in der Verbindung der Vergangenheit mit der Gegenwart unserer Produktkultur. Ihre Arbeit sehen sie als einen Destillationsprozess mit Fokus auf das Wesentliche, wodurch sie für ihre Kunden und Kundinnen neue und zeitgemäße Lösungen kreieren. Das Studio arbeitet derzeit vermehrt im Bereich Interior Design, neben klassischem Product Design und Design Consulting.

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POLKA entwickelt Eleganz für den Alltag – verspielt, überraschend und mit Raffinesse.

polkaproducts.com

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designaustria-Studioporträt

1 K araffe »Josephine« für Lobmeyr 2 G astronomie-Kollektion für Vöslauer 3 V asen »Drop« für Lobmeyr 4 P orzellan »Polka« für Herend 5 Z immer 56, Hotel Altstadt Vienna 6 K ochsalon im Gästehaus »Zum Oberjäger« Schloss Lackenbach 7 S essel »Amber« für Wittmann

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8 S essel »Bonnie« für Wittmann 9 M aulbeerzimmer im Gästehaus »Zum

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berjäger«, Schloss Lackenbach

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MEMBERS@WORK TALKING IN SYMBOLS

e b uero bauer: Kommunikationstool »Talking in Symbols« für die Kinder-Krebs-Hilfe

Kinder haben bei Krebs hohe Heilungschancen. Die Betreuung in Österreich ist gut und ganzheitlich, im Spiel sind viele Beteiligte: Kind, Eltern, ÄrztInnen, PflegerInnen, das psychosoziale Team. Sprache ist dabei oft eine Barriere. Das von buero bauer in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Kinderund Jugendheilkunde am AKH Wien und der Österreichischen Kinder-Krebs-Hilfe entwickelte bildbasierte Tool Talking in Symbols kam auf Initiative der Psychologinnen Liesa J. Weiler-Wichtl und Verena Fohn-Erhold zustande und hilft mit Illustration, die Kommunikation im Klinikalltag intuitiver und verständlicher zu gestalten. Die Idee ergab sich aus der Praxis. Über ein Jahr wurden in Workshops Grundbedürfnisse, Empfindungen/Symptome, Emotionen, Therapieund Freizeitangebote, medizinische Begriffe, Verbote etc. gesammelt und dann in Bilder übersetzt. Zentrale Themen wurden als Basis für die weitere Designarbeit von den Kindern zunächst selbst gezeichnet und diskutiert. Es galt, eine geeig-

nete visuelle Sprache zu finden, wobei sich herausstellte, dass schematisch reduzierte Zeichen am deutlichsten gelesen werden. Dabei geht es auch darum, Emotionen zu beschreiben. Jeder junge Patient/jede junge Patientin erhält ein eigenes Set, das mit dem Namen personalisiert wird. Es wurden drei Sets mit unterschiedlichen Charakteren (Mädchen, Bub, Tiger) entwickelt, um eine bessere Identifikation zu ermöglichen. Im Set sind zwecks einfacher Terminvereinbarung Dreh-Kalender und Uhr integriert. Der Fächer aus rund 70 Einzelbildern ist der perfekte kommunikative Begleiter im klinischen Alltag: Was will das Behandlungsteam mitteilen? Wie fühlt sich da Kind? Was passiert als nächstes? Was ist erlaubt/was nicht? Situationen oder Abläufe lassen sich durch die flexible Kombination von Zeichen immer wieder neu zusammenstellen, kurze Dialoge entstehen. buerobauer.com www.kinderkrebshilfe.at

ECKIG MIT DEZENTEN RUNDUNGEN


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REBRANDING EINER FESTIVAL-INSTITUTION

9 C IN CIN: Festivalkommunikation »ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival«

Seit 2015 gestaltet das Designstudio CIN CIN, bestehend aus Jasmin Roth und Stephan Göschl, in den Bereichen Print-, Web- und Motiondesign. Bei der Neukonzeption der Kampagne für ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival spielten alle diese Aktionsfelder zusammen. ImPulsTanz besteht seit 1984 als Wiens internationalstes Tanzfestival. Es findet im Sommer statt und dauert über einen Monat. 2019 umfasste es über 100 Performances und über 230 Workshops sowie die zwei Nebenschienen »Social« (Partys mit DJs und Live-Konzerten) und »Public Moves« (kostenfreie Workshops). Anforderungen des Briefings: Der Look des Festivals sollte auf eine zeitgenössische Ebene gehoben werden, die Bilder sollten ein Sommergefühl erzeugen. »Aus Sicht einer Designerin ist ein Festival eines der komplexesten Kommunikationssysteme. Die Heraus-

forderung besteht darin, eine visuelle Welt zu erschaffen, deren einzelne grafische Elemente auf möglichst viele unterschiedliche Anwendungen im Print- und Onlinebereich reagieren können«, so Jasmin Roth. Kernelement der Kampagne ist der animierte Schriftzug, der 2019 sowohl rhythmisch zu den Beats von CATNAPPs Track »YPMH« über den Bildschirm tanzte oder sich – wie hier – erstarrt auf der Druckseite manifestiert. Nicht versäumen: Am 19. Mai 2020 um 19 Uhr gibt’s im designforum Wien einen Vortrag mit Jasmin Roth zur Genese des Festivalbrandings.

Den Fine Dining Chair Konstantin aus schwarzer Eiche, Leder und Messing hat der österreichische Designer und Architekt Martin Mostböck 2019 für das Restaurant des Sternekochs Konstantin Filippou entworfen, produziert wurde er von Braun Lockenhaus im Burgenland aus 100% nachhaltigen heimischen Rohstoffen. Anregen ließ sich der Designer von den Griffen alter Küchengeräte, deren Formensprache er auf das Möbel übertrug. Kaum sichtbare »Protektoren« an den Kontaktpunkten wie Armlehnen, Sitzfläche und Rückenlehne schaffen Details, die dem Stuhl Charakter verleihen – sie bilden sein Fleisch, seine Haut, sein Haar. Die Über-

gänge von einem Material zum anderen sind fließend und spielerisch, verbindend und trennend. Hier wurde etwas Wildes zu einem eleganten Objekt gezähmt. »Es war ein bisschen, als würden wir ein Kind bekommen«, beschrieb der Koch die Genese des Stuhls, der in enger Zusammenarbeit zwischen Gestalter und Auftraggeber entstanden ist. Herausgekommen ist »etwas Eckiges mit dezenten Rundungen, etwas Japanisch-Reduziertes und gleichzeitig eine Hommage an die Wiener Moderne. Schließlich sind wir Nachbarn der Postsparkasse von Otto Wagner.«

t M artin Mostböck: Stuhl »Konstantin« für Konstantin Filippou

www.cincin.at www.impulstanz.com

martin-mostboeck.com www.konstantinfilippou.com


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REISE NACH CHINA

q J effrey Guan: Graphic Novel »Sun Wukong – die Geburt des Steinaffen«

Die immersive Graphic Novel »Sun Wukong – die Geburt des Steinaffen« von Jeffrey Guan, entstanden als Diplomprojekt an der Klasse für Ideen der Universität für angewandte Kunst Wien, wurde im September von East China Normal University Press (ECNUP), dem größten Verlag Shanghais, veröffentlicht. Das Buch, eine teilweise Nachempfindung des chinesischen Klassikers »Die Reise nach Westen« von Wu Cheng’en aus dem 16. Jahrhundert, wurde 2018 in seiner überdimensionierten gezeichneten Urform beim CCA, beim ADC Europe und beim Joseph Binder Award mit Gold ausgezeichnet und kann nun als chinesische Ausgabe auf Tmall.com unter 孙悟空 石猴出事 bestellt werden. Der aus einem Stein geborene Affe Sun Wukong wird zum König der Affen und zieht aus, um Unsterblichkeit zu erlangen. Bildstrategisch interessant ist der Umgang mit unterschiedlichen Perspektiven, Ausschnitten und Zoomstufen. www.klassefuerideen.at ecnupress.com.cn

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BELLA ITALIA

1 D esign Ballendat: »Spring Chair« für Tonon Italia 2 D esign Ballendat: »FL@T Chair« für Tonon Italia 3 D esign Ballendat: Stapelstuhl »Cala« für Diemmebi

Als besonders fruchtbar und langjährig hat sich die Zusammenarbeit zwischen dem in Oberösterreich und Bayern beheimateten Studio Design Ballendat und dem bei Udine stationierten Möbelhersteller Tonon erwiesen. Im Produktprogramm begegnet man zahlreichen Entwürfen aus dem Hause Ballendat: dem Spring Chair mit kordelbespanntem Rücken, dem innovativen FL@T Chair als transparenter Acrylund weicher Polsterversion (dafür gab es den ICONICS Innovation Award 2020 Best of the Best), dem Massivholzstuhl Wind sowie den bewährten Modellen QUO, UP-Chair und UP-Chair Wood. Beim

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britischen Mixology Award der innovativen Möbelund Interieur Community wurde Martin Ballendat 2019 zum Designer of the Year gekürt. Und für Ballendats Stuhlentwicklung Cala mit dem sichtbaren technischen Design in Form einer Gitterstruktur für den italienischen Hersteller Diemmebi gab es im Herbst 2019 gar einen Materialica Award in Gold. www.ballendat.com www.tononitalia.com www.diemmebi.com 3


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Ausstellungen & Veranstaltungen

AUSSTELLUNGEN & VERANSTALTUNGEN STIMMEN FÜR DEN FRIEDEN: HIROSHIMA APPEALS Im Gedenken an den verheerenden Atombombenabwurf der USA auf Hiroshima am 6. August 1945, bei dem auf der Stelle 100.000 Menschen ums Leben kamen und an dessen Folgen in den Wochen, Monaten und Jahren darauf weitere Hunderttausende starben, initiierte die Japan Graphic Designers Association Inc. (JAGDA) 1983 in Kooperation mit der Hiroshima International Cultural Foundation die Plakatkampagne »Hiroshima Appeals«.

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1 Yusaku Kamekura: »Burning Butterflies, 1983 2 K iyoshi Awazu: »A Diversity of Birds«, 1984 3 S higeo Fukuda: »The Earth«, 1985

Alle 22 bisher im Rahmen der Aktion entstandenen Entwürfe führender japanischer Plakatgestalter sind von 25. März bis 3. Mai 2020 in einer Ausstellung im designforum Wien zu sehen. Mit den Plakaten möchte man »den Geist von Hiroshima« lebendig halten und den Frieden im In- und Ausland fördern. Die Aktion lief zunächst von 1983 bis 1989 und wurde dann 2005 anlässlich des 60. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs weitergeführt. Jahr für Jahr kommt eine weitere Affiche als Warnruf gegen Gewalt, Krieg, Hass und Menschenverachtung hinzu. Das erste Plakat, »Burning Butterlies« von Yusaku Kamekura, dem damaligen JAGDA-Präsidenten, darf in der Wiener Schau natürlich nicht fehlen. Ihm folgten weitere eindrucksvolle Beispiele von JAGDA-Mitgliedern, unter ihnen Kiyoshi Awazu, Shigeo Fukuda, Kazumasa Nagai, Ikko Tanaka, Mitsuo Katsui, Koichi Sato, Masuteru Aoba, Kaoru Kasai und Kazunari Hattori. (Schade nur, dass bisher noch keine Frau eingeladen worden ist, den

eröffnung

22. März 2020 18.30 Uhr

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»Hiroshima Appeal« zu gestalten.) Das jüngste Plakat aus dem Jahr 2019 mit dem Titel »Hope« stammt von Katshuhiko Shibuya. Wie die vor ihm aufgelegten Affichen wurde es dem amtierenden Bürgermeister von Hiroshima überreicht. Es zeigt eine Mutter mit Kind und eine Schwalbe mit Ei als Sinnbilder des Lebens und der Zukunft. Nach dem Abwurf der Bombe, so der Plakatkünstler, wären Schwalben mit eingeschmolzenem Gefieder umhergehopst, unfähig, sich in die Lüfte zu erheben. Die Plakate touren unter dem Titel »Peace Poster Exhibition« immer wieder durch Japan, wo die Bevölkerung sie auch erwerben kann. Sie wurden und werden zudem international präsentiert und haben Menschen in aller Welt berührt, u.a. als Teil einer großen Atombombenausstellung vor der in die Geschichte eingegangenen Genfer Gipfelkonferenz von 1985, dem ersten Zusammentreffen von Ronald Reagan und Michail Gorbatschow; 1997 wurden sie in der Ausstellung »Hiroshima: A Message for Peace among


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4 K azumasa Nagai: »Serene Flight Shattering in a Single Flash«, 1987

People« gezeigt, die in Barcelona und Valencia in Spanien und in Aosta in Italien Station machte. Nun ist die Schau der mahnenden Friedenspalakte zum ersten Mal in Österreich zu sehen, davor war sie in Riga ausgestellt.

zum Herzen des Betrachters/der Betrachterin zu öffnen.« Der amtierende JAGDA-Präsident Taku Satho hofft, dass die Plakate durch die Ausstellung in Wien viele Menschen erreichen und die Erinnerung an Hiroshima auch in unserem Land wachhalten werden.

Yusaku Kamekura, der Schöpfer des ersten Plakats »Burning Butterflies« von 1983, eröffnete seine Rede beim Icograda-Gipfel in Nizza 1985 mit den Worten: »6. August 1945. Gleißendes Licht fährt über den Himmel von Hiroshima – und einen Augenblick später steht die ganze Stadt in Flammen. Bereits vierzig Jahre sind seit dieser historischen Explosion der ersten Atombombe vergangen. Heute sind nur mehr wenige japanische Grafikdesigner übrig, die das Ereignis miterlebt haben, wenn auch nur aus der Ferne. Ich wohnte damals in Tokio, aber ich kann mich noch gut an jenen schicksalhaften Tag erinnern, an dem die Bombe fiel. […] Ich glaube, dass ein Friedensplakat zwei essenzielle Dinge braucht: Poesie und Drama. Ist es lasch, vermag es keine Tür

www.designforum.at www.jagda.or.jp

5 Ikko Tanaka: »A Single White Dove«, 1988 6 M itsuo Katsui: »The Vault of Hiroshima«, 1989 7 K enya Hara: »Mushroom«, 2017 8 K azunari Hattori: »Question Mark«, 2018 9 K atshuhiko Shibuya: »Hope«, 2019


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Ausstellungen & Veranstaltungen

Nicht versäumen: Von 11. bis 28. März

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ist die Ausstellung »breaking types«

BREAKING TYPES

im designforum Steiermark in Graz zu sehen!

Was hat Schrift mit Politik und Gesellschaft zu tun? Wie bauen weltumspannende Schriftprojekte an der Globalisierung mit? War Kaiser Maximilian ein Typograf und die Fraktur ein Erfolgsmodell? Und wie kam es zum Bruch mit den Gebrochenen? – Die Zusammenhänge von Schrift, Macht und Medien sind hochaktuell. Begonnen hat diese Geschichte vor rund 500 Jahren, wie eine Ausstellung im designforum Tirol aufgezeigt hat. Im März wandert sie weiter ins designforum Steiermark nach Graz:

e H andlettering-Beispiel in Fraktur von Petra Wöhrmann

Kaiser Maximilian I. ist in Tirol eine allgegenwärtige Figur. Unter ihm wurde Innsbruck zur Drehscheibe der Habsburgerpolitik und Wirkungsstätte bedeutender Künstler. Er war der »letzte Ritter« und zugleich Wegbereiter einer neuen europäischen Kultur und Politik, darüber hinaus ist er auch als »Medienkaiser« und geschickter PR-Stratege bekannt. Zur Wiederkehr seines 500. Todestags hat sich WEI SRAUM einem weitgehend unbekannten Aspekt seiner Zeit gewidmet: der Entwicklung gebrochener Schriften – besser bekannt als Fraktur – und den vielfältigen, daran geknüpften Themen – von der Erfindung des Buchdrucks, dem Schriftenstreit in Deutschland und der größtenteils fälschlichen Charakterisierung als »Nazischrift« bis hin zum aktuellen Revival in Design, Grafik und Mode. Ausgangspunkt der Ausstellung ist Maximilians Buchprojekt »Theuerdank«, ein fiktives Heldenepos mit dem Kaiser als Hauptfigur. Mit diesem medialen Großprojekt tritt Maximilian als »early adopter« der damals neuesten Technologien im Bereich Buchdruck, Bildproduktion und Marketing auf und lässt sogar eine eigene Frakturschrift gleichen Namens produzieren. Von ihr aus entwickeln die Kuratoren Markus Weithas und Kurt Höretzeder eine facettenreiche Erzählung, die bis in die Gegenwart reicht und unerwartete Bezüge freilegt: von der Schrift zur Politik, von der Renaissance zu Google, von Inns-

bruck nach Europa. Sie zeigen Schrift als unterschätzte Kulturtechnik, politisches Machtinstrument und ästhetische Charakterdarstellerin; und sie machen klar: Am Kulturgut Schrift lassen sich sowohl technische Entwicklungen als auch gesellschaftlicher Wandel ablesen. Die Ausstellung weckt Lust an der Typografie als faszinierendem Werkzeug und täglichem Alltagsbegleiter. Sie bietet auch für Ungeschulte Zugang zu einer Materie, die viel mehr bewirkt, als landläufig wahrgenommen wird. In fundierten Texten werden Schlaglichter auf das Thema geworfen: auf Schrift als politisches Machtprojekt römischer Imperatoren, die schnelle Ausbreitung von Buchdruckerzentren in Europa um 1500, den Schriftverkehr zwischen Goethe und Schiller, die Vor- und Nachteile der Fraktur, den Bormann-Erlass von 1941, der die gebrochene Schrift unter Verdrehung historischer Tatsachen als »Judenlettern« denunzierte , auf Bieretiketten und Schallplattencover, auf denen die Fraktur bis heute überlebt hat. Am Beginn jedes Kapitels stehen Dialoge, wie wir sie von Whats-App kennen. Sie holen die BesucherInnen in die Gegenwart und ins Gespräch: »Schrift, das ist wie eine unbekannte Geliebte! Wie bitte, soll man Schrift lieben? Lass dich einfach darauf ein!« www.designforum.at


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Ausstellungen & Veranstaltungen

#DENKWEITER:

DESIGNAUSTRIA-FORTBILDUNGSPROGRAMM MÄRZ–JUNI 2020 Als Wissenszentrum bietet designaustria laufend ein Fortbildungs- und Veranstaltungsprogramm für Mitglieder und Designinteressierte an. Diese haben nicht nur die Möglichkeit, ihr Wissen zu erweitern und neues Know-how zu erwerben, sondern auch Gelegenheit, mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen, Kontakte zu knüpfen und sich von neuen Ansätzen und Ideen inspirieren zu lassen. Im zweiten Halbjahr 2020 setzen wir unter dem Motto #DenkWeiter ein vielfältiges Angebot an Workshops, Vorträgen und Infoabenden fort, bei denen diskutiert, ausprobiert, kommuniziert und reflektiert wird. Wir freuen uns auf euer Kommen!

EINZELBERATUNGEN »FRAG FRAU SANDRA«

VORTRAG »BUCHHALTUNG, STEUER UND SOZIALVERSICHERUNG«

Sandra Reichl

Monika Rupp

trum. Einen alternativen Lösungsweg beschreibt das Prinzip einer zirkulären Wirtschaft, das Ressourcen nicht einsparen, sondern unendlich nutzbar machen will. Wie können DesignerInnen diesen neuen Ansatz in ihre Arbeit integrieren? Anhand von Workshop-Elementen, die von kurzen Vortragseinheiten unterstützt werden, setzen sich die TeilnehmerInnen mit Nachhaltigkeitsprinzipien und geschlossenen Materialkreisläufen auseinander.

Donnerstag, 26. März & 23. Juni 2020

Dienstag, 7. April 2020, 17–19 Uhr

190 Euro Normalpreis

16.30–18.30 Uhr

100 Euro für designaustria-Mitglieder

25 Euro für designaustria-Mitglieder

Hier geht es um Unternehmensgründung, notwendige rechtliche Schritte und Entscheidungen, Buchhaltung, Einkommen- und Umsatzsteuer sowie das komplexe Gebiet der Sozialversicherung unter Berücksichtigung einer künstlerischen Tätigkeit. Welche Ausgaben sind absetzbar? Wie können Steuernachzahlungen vermieden werden? Wie können Angestellte Steuern sparen? Wie gründe ich eine Gesellschaft? Was muss auf einer Honorarnote stehen? Wie ist das mit ausländischen Kunden? Fragen über Fragen, die von einer erfahrenen Steuerberaterin beantwortet werden.

und Studierende

45 Euro Normalpreis

Anmeldung bis 19. März bzw. 16. Juni

20 Euro für designaustria-Mitglieder

sozioökonomische Prozesse. Die Aufnahme der täglichen Kalorien ist nicht nur eine Frage von Genuss und Geschmack. 45 Euro Normalpreis 20 Euro für designaustria-Mitglieder und Studierende Anmeldung bis 23. März

Gerade frisch selbstständig nach ein paar Jahren Anstellung? Raus aus der Uni und jetzt ein eigenes Studio? Mitten in der Ausbildung und nebenbei am Freelancen? Es gib die unterschiedlichsten Ausgangsstitutionen, doch eines kommt immer vor: Man hat Fragen. Die werden von einer erfahrenen Kollegin im Vier-AugenGespräch beantwortet, etwa zu Positionierung, Worflow, Projektmanagement, Kalkulation etc. Vier Gesprächstermine à 30 Minuten. 30 Euro Normalpreis

und Studierende

VORTRAG »FOOD | SUSTAINABLE | DESIGN« Martin Hablesreiter (Honey & Bunny) Montag, 30. März 2020, 17–19 Uhr

Essen ist ein alltäglicher kultureller und politischer Akt, der bestimmten Wertvorstellungen folgt. Jede Veränderung des Essverhaltens hat Auswirkungen auf das Ökosystem und

Anmeldung bis 31. März

VORTRAG/WORKSHOP »CIRCULAR DESIGN« NACHHALTIGE GESTALTUNG FÜR EINE NEUE ZEIT

und Studierende Anmeldung bis 16. April

WORKSHOP »RECHTE, DIE SICH RECHNEN« ZUR BERECHNUNG VON WERKNUTZUNGSRECHTEN Severin Filek (designaustria) Dienstag, 28. April 2020, 17–19 Uhr

Vorgestellt wird ein leicht nachvollziehbares Faktorensystem, das anhand von Beispielen auch gleich praktisch Anwendung findet. Keine Mathematik, aber ein Bewusstmachen von Wertigkeit, eine Einführung in Nutzungskategorien, Hinweise zu den Faktoren Nutzungsdauer und Reichweite und deren Auswirkung auf das Honorar, das für eine Kreativleistung in Rechnung gestellt werden kann. Wie berechnet man die Wertigkeit von kreativen Daten? 70 Euro Normalpreis 20 Euro für designaustria-Mitglieder

Magnus Fischer (fibra)

und Studierende

Freitag, 24. April 2020, 10–16.30 Uhr

Anmeldung bis 21. April

Bei Nachhaltigkeitsstrategien stehen oft Verzicht und Reduktion im Zen-


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Ausstellungen & Veranstaltungen

WETTBEWERB JOSEPH BINDER AWARD 2020 – APPLY NOW! Bereits zum 15. Mal schreibt designaustria den internationalen Joseph Binder Award mit Schwerpunkt Grafikdesign & Illustration aus. DesignerInnen, IllustratorInnen und Agenturen sowie Studierende aus aller Welt sind eingeladen, ihre zwischen 2018 und heute realisierten Arbeiten bis spätestens 17. April 2020 online einzureichen. Es stehen insgesamt 12 Kategorien (Print & Digital) der Bereiche Grafikdesign und Illustration offen. Auftragsunabhängige Projekte und Konzepte nimmt die Sonderkategorie Design Fiction auf. Die Bewertung erfolgt durch eine 16-köpfige internationale Fachjury in einem zweistufigen Verfahren. Pro Kategorie ist die Vergabe des Joseph Binder Award in Gold, Silber und Bronze in Form einer Trophäe vorgesehen. In der Kategorie Design Fiction kommen mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Geldpreise zur Vergabe. Neu: Der Henry Steiner Prize zeichnet eine besonders exzellente Arbeit aus. Nicht versäumen! www.designaustria.at/jba20

VORTRAG »WAS KANN HP INDIGO?« Chromos/HP Mittwoch, 29. April 2020, 17–19 Uhr

Hier werden die vielfältigen Möglichkeiten von HP-Indigo-Drucktechnologie und digitaler Offsetdruckqualität durch eine Vielzahl von Anwendungsbeispielen vor Augen geführt. Funktionsweise, Besonderheiten und Einsatzgebiete werden ausführlich erläutert. 20 Euro Normalpreis kostenfrei für designaustria-Mitglieder und Studierende Anmeldung bis 21. April

EXKURSION »TAKE THE TOUR!« ZU MONDI UND ZUR DRUCKEREI GUGLER* Donnerstag, 14. Mai 2020, 07.45–18 Uhr

In der Papierfabrik der Mondi Neusiedler GmbH in Niederösterreich erlebt man den Prozess der Papierherstellung vom Rohmaterial Zellstoff über die Verarbeitung in der Papiermaschine bis hin zum Bedrucken von Papier in der Cradle-to-Cradle™zertifizierten Druckerei gugler* in Melk. ExpertInnen beantworten Fragen zu Papier, Druck, Innovation, Nachhaltigkeit, Recycling und Veredelung. Anreise gemeinsam per Bus oder individuell, Mittagessen im Bio-Restaurant. 50 Euro Normalpreis

Bei dieser privaten Ateliertour geht es um die Kriterien eines guten Arbeitsraums (Farben, Düfte) und interne Designprozesse. Die Gäste werden durch die neuen Räumlichkeiten geführt und bekommen den Sinn und Zweck eigens gestalteter Möbel und Abläufe erläutert. Anhand von praxisbezogenen Beispielen erklärt das Team die Wichtigkeit von Zusammenarbeit und erläutert, was eine guten Arbeitsatmosphäre ausmacht. Im Anschluss gibt’s eine persönliche Fragerunde bei Kaffee und Kuchen oder eine Tour samt Aperitif durch das jüngste Projekt des Ateliers: »Babetown« – ein Concept Store mit Café & Nagelsalon, Interior & Design.

VORTRAG »GESTALTUNG GUT KALKULIERT« Severin Filek (designaustria) Dienstag, 28. Mai 2020, 16–18 Uhr designforum Vorarlberg

Neben professionellem Gestalten sind die professionelle Abwicklung und Kalkulation eines jeden Gestaltungsauftrags das Um und Auf in der täglichen Arbeit eines/einer DesignerIn. Der CEO von designaustria vermittelt relevantes Praxiswissen zu den Grundlagen der Kalkulation und Stundensatzberechnung und gibt eine Einführung in die Themen Urheber-, Persönlichkeits- und Nutzungsrecht. Eintritt frei Anmeldung bis 22. Mai

40 Euro Normalpreis

VORTRAG »VARIABLE FONTS«

15 Euro für designaustria-Mitglieder

Adam Katyi

und Studierende

Montag, 8. Juni 2020, 17–19 Uhr

Anmeldung bis 18. Mai

Hier werden die Möglichkeiten einer immer noch neuen Technik präsentiert. Sinn des Schriftformats, das bisher nur eingeschränkt von Softwares unterstützt wird, ist es, alle Schnitte in einem File zusammenzuführen – im Gegensatz zur konventionellen Lösung, bei der es für alle Styles separate Files gibt. Zudem können eigene Werte selbst generiert werden. Es ist nur mehr eine Frage der Zeit, bis sich die Variable Fonts verbreitet haben werden.

EINZELBERATUNGEN »PORTFOLIO CHECK« Patrik Sünwoldt (Designerdock Austria) Dienstag, 26. Mai 2020, 15–19 Uhr

Eine Portfolioberatung kann wichtige Prozesse in der eigenen Entwicklung anstoßen. Ehrliches Feedback soll ermutigen, sich seiner Fähigkeiten bewusster zu werden. Man erhält Input zu Themen, Stil und eigenen Visionen sowie Anstöße, um realistische Ziele zu formulieren. Ein Angebot für Studierende, Berufs- und QuereinsteigerInnen sowie Fachkräfte, die sich neu positionieren oder Feedback auf Augenhöhe erhalten möchten. Neun Beratungstermine à 25 Minuten.

45 Euro Normalpreis 20 Euro für designaustria-Mitglieder und Studierende Anmeldung bis 28. Mai

Montag, 25. Mai 2020, 15–16.30 und

Alle Veranstaltungen finden, wenn nicht anders angegeben, im designforum Wien statt. Detaillierte Informationen sind der Website und dem Folder zu entnehmen, der das gesamte Programm bis Juni 2020 enthält und der letzten Ausgabe beigelegt war. Wir bitten um rechtzeitige Anmeldung unter projekte@designaustria.at. Anmeldungen gelten als verbindlich (die Nennung einer Ersatzperson ist möglich). Alle Preise inkl. 20% USt.

16.45–18.15 Uhr

www.designaustria.at/fortbildung

30 Euro für designaustria-Mitglieder und Studierende 30 bzw. 10 Euro bei Selbstanreise Anmeldung bis 29. April

25 Euro Normalpreis

IMPULSVORTRAG »OPEN ATELIER DAY«

10 Euro für Studierende

Laura Karasinski, Atelier Karasinski

Anmeldung bis 19. Mai

kostenfrei für designaustria-Mitglieder


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MITTEILUNGEN

01.2020

Material & Bedarf

COLORPLAN & WORLD’S FAVOURITE COLOUR 1936 erschien die erste Farbe im Colorplan-Sortiment von MAY+SPIES. Heute umfasst das Sortiment 55 Farben in acht Grammaturen, in Duplex- und Triplexkartons sowie mit 25 möglichen Oberflächenstrukturen. Die Mindestabnahmemenge für jede Kombination beträgt nicht mehr als 25 Bogen. Sechs verschiedene Briefumschlagformate in allen 55 Farben runden das Sortiment ab. Damit hat sich Colorplan weltweit zum Lieblingssortiment der Design Community entwickelt. Aber damit nicht genug. 2017 startete G.F Smith das »World’s Favourite Colour Project«, die größte Studie, die je international zu diesem Thema durchgeführt wurde. In Zusammenarbeit mit Prof. Anna Franklin von der University of Sussex wurden die Ergebnisse der Studie analysiert und im »Colour Report« zusammengefasst. MAY+SPIES als exklusiver Distributionspartner in Österreich und G.F Smith freuen sich, nun die Ergebnisse dieser Studie bei designaustria vorstellen zu dürfen. Für die TeilnehmerInnen der Veranstaltung wird exklusiv ein Kontingent an »Colour Reports« kostenfrei zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus werden vier neue Colorplan-Farben präsentiert – die ersten Farben eines Papiersortiments, die durch Crowd Sourcing definiert wurden. Die Veranstalter freuen sich auf interessante Gespräche mit den Mitgliedern von designaustria. Ort: designforum Wien im MQ, Museumsplatz 1, 1070 Wien Datum: 17. März 2020 Beginn 17.30 Uhr Freier Eintritt Um Anmeldung wird gebeten: info@designforum.at

www.mayspies.at

IMPRESSUM HERAUSGEBER UND VERLEGER: designaustria, DA, gegründet 1927, ist die Berufsund Interessenvertretung sowie das Informations- und Wissenszentrum für Design und engagiert sich für Österreich als Designnation. designaustria vertritt nationale Interessen in internationalen Organisationen und ist Mitglied des International Council of Design (ico-D), der World Design Organization (WDO) und des Bureau of European Design Associations (BEDA). VORSTAND: Thomas Feichtner, Benno Flotzinger, Martin Fößleitner, Thomas Grundnigg, Anna Maislinger GESCHÄFTSSTELLE: designaustria im designforum Wien, MQ, Museumsplatz 1/ Hof 7, 1070 Wien, Telefon (01) 524 49 49-0, Fax (01) 524 49 49-4, E service@designaustria.at, www.designaustria.at. Managing Director: Prof. Severin Filek. Team: Doris Calisir (Members & Finance), Tamara König (Communication & International Projects), Johanna Posch (designforum Wien), Heidi Resch (Project Management), Sibel Sermet (Web Management), Judith Weiß (Project Management), Brigitte Willinger (Managing Editor) REDAKTION: Brigitte Willinger und Severin Filek, Museumsplatz 1, 1070 Wien FOTOS: Die Rechte liegen bei den beitragenden DesignerInnen, AutorInnen, Institutionen, VeranstalterInnen, Verlagen etc. bzw. bei deren FotografInnen. Namentlich wurden genannt: MAO Slovenia, Klemens Ilovar (BIO 26), Erik-José Ebenbauer (FYI:),

FH JOANNEUM/Michael Forster (20 Jahre Informationsdesign), POLKA & Alex Krischner (Studioporträt), Thomas Mühlberger (Breaking Types) LAYOUT UND ARTDIREKTION: Sandra Steiger, zeitmaß, Kandlgasse 16, 1070 Wien PAPIER: Amber Graphic, Cover: 200 g/m 2, Kern: 120 g/m 2, zur Verfügung gestellt von Antalis Austria GmbH, Businesspark Marximum, Modecenterstraße 17/Objekt 2, 1110 Wien, www.antalis.at BELICHTUNG, DRUCK UND ENDFERTIGUNG: Bösmüller Print Management GmbH & Co KG, Obere Augartenstraße 32, 1020 Wien, Josef-Sandhofer-Straße 3, 2000 Stockerau, www.boesmueller.at Prospektbeilagen sind nur für den Inlandsversand vorgesehen, nach Maßgabe der uns zur Verfügung gestellten Stückzahl. Wir bitten um Verständnis. ISSN 1022-9566

mit Unterstützung der Kunstsektion im


Ar twork: Yulia Brodskaya

C h o o s i n g P a p e r i s a c r e a t i v e a c t .

Creative Power bezeichnet das umfassende Premiumpapiersortiment von Antalis: Farbe, Oberfläche, Struktur und Grammatur: unendlich viele Möglichkeiten, um Ihr Kommunikationsmedium von anderen abzuheben.

www.antalis.at


Gartenbaukino 16–17 APRIL 2020

P.b.b. Verlagspostamt 1070 Wien

Forward is all about connecting, exchanging and being part of an exciting experience. Within six years, the festival has become a platform for the entire creative industry and this year it’s about to be more interactive than ever before.

VIENNA

PTA-Zulassungsnummer 02Z032526M

FORWARD FESTIVAL

Annie Atkins – Refik Anadol – Stefan Sagmeister – Martha Cooper – Mirko Borsche – Rizon Parein Erik Kessels – Anton & Irene – Hartmut Esslinger – Irma Boom – Jonathan Castro – and many more

Munich 12–13.03 #forwardfestival

Berlin 29.05 forward-festival.com

Hamburg 02–03.07 zwupp.at


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