
4 minute read
Meiersberger Urgestein Ernst Printz
Das Meiersberger Urgestein Ernst Printz
Für viele Homberger ist Homberg nur der Ortsteil Nord, um die Dorfstraße herum, und Homberg Süd. Der Stadtteil Homberg mit dem mit dem viel kleineren Stadtteil Schwarzbach bilden einen Gemeindebezirk, der ein Viertel der Stadtfl äche Ratingens umfasst. Dazu gehören auch große Flächen vom ehemaligen Meiersberg, dass sich von Homberg bis nach Wülfrath erstreckte. Als Gemeinde war das landschaftlich schöne Meiersberg einem ständigen Wechsel unterworfen. Dazu ein kurzer Rückblick.
Advertisement
Seit dem 19. Jahrhundert bildeten die drei alten Honschaften (frühere unterste Verwaltungseinheit) Homberg, Bracht und Bellscheidt die Gemeinde Homberg-Bracht-Bellscheidt. Das ebenfalls aus einer alten Honschaft hervorgegangene Meiersberg war eine Gemeinde in der Bürgermeisterei Hubbelrath. Zum 1. April 1967 schlossen sich auf eigenem Wunsch die Gemeinden Homberg-Bracht-Bellscheidt und Meiersberg zur neuen Gemeinde HombergMeiersberg zusammen. Sie bestand aus dem Dorf Homberg, den Weilern Hofermühle und Oberheide, sowie zahlreichen Einzelhöfen. Diese Gemeinde bestand nur für kurze Zeit (1967 – 1975). Der größte Teil kam dann 1975 mit Homberg zu Ratingen. Ein Teil, Hofermühle, wurde in Heiligenhaus eingegliedert.
Ältester Bürger von Meiersberg ist wohl der 87-jährige Ernst Printz. Dies stellte auch Alfons Kuhles, der wohl bekannteste Landwirt in der Region fest, denn Ernst Prinz ist hier geboren und bis heute Meiersberg treu geblieben. Grund genug ihn zu besuchen und nachzufragen, warum der Ortsteil ihm so ans Herz gewachsen ist. Das Wohnhaus von Ernst Printz und seiner Frau Bärbel ist gut zu erreichen. Von Homberg Richtung Obschwarzbach, dann hinter dem Hof von Schalke links runter und schon nach einigen hundert Metern auf der rechten Seite hat man das Haus erreicht.
Wer nun einen in die Jahre gekommenen Landwirt erwartet, sieht sich getäuscht. Geboren wurde er am Nikolaustag 1933 auf Gut Freitag, an der Meiersberger Straße gelegen. Er hatte zwei Brüder und da der Hof schon an diese vergeben war, machte er eine Ausbildung als Bäcker und Konditor, die er mit 23 Jahren mit der Meisterprüfung abschloss. Als jedoch keine angemessene Anstellung oder Übernahme eines Geschäftes zu einem angemessenen Preis möglich war, entschied er sich zu einer Beamtenlaufbahn bei der Stadt Mettmann. Etwas ungewöhnlich, kann man meinen, doch dies hatte für ihn noch den Vorteil, dass er hier seine zweite Frau Bärbel kennenlernte, die ihm bis heute zur Seite steht.
Die Beamtentätigkeit nahm ihn stark in Anspruch, doch er hatte dennoch die Möglichkeit 1967 sein Haus am Düngersbusch zu errichten. Natürlich gehört zu dem Haus ein großer Garten mit Blaubeeren, Himbeeren und Birnbäumen. Mit der Verbindung zur Stadt Mettmann, weiß er natürlich im Rahmen seiner Verschwiegenheit, wie die Uhren in Meiersberg ticken.
Direkt unterhalb seines Grundstückes stehen die Baracken in denen früher von der Stadt Ratingen Bedürftige untergebracht waren. Von Homberg aus kümmerte sich auch die Pastorentochter Rosemarie Schröder um diese Mitmenschen. Mittlerweile wurden die Baracken von dem Unternehmer Sebastian Rees übernommen, renoviert und sind nun vermietet. Die Struktur von Meiersberg ist seit über 200 Jahren, wie in dem Buch von Margare-
Anzeigen


Das Meiersberger Urgestein Ernst Printz
te Bruckhaus und Erika Münster über Homberg, 'Die Geschichte eines Dorfes', nachzulesen ist, geprägt durch die Bauernhöfe. Hier lebten die Landwirte mit ihren Familienmitgliedern. Notwendig war auch die Unterbringung von landwirtschaftlichen Hilfskräften, die für den Unterhalt der Höfe benötigt wurden, denn allein war die Bewirtschaftung der weitläufi gen Flächen nicht möglich.
Einzigartig war das geschwungene Landschaftsbild, in dem sich die Höfe bis hinunter zur Anger malerisch einpassten. Die Bewirtschaftung war teils mühsam, denn Höhenunterschiede mussten mit dem landwirtschaftlichen Gerät überwunden werden.
Die Höfe waren nicht immer in Besitz der Bauern, sondern gehörten Adelsfamilien, die sie Pächtern zur Bewirtschaftung übergaben. Beispielhaft ist hierfür die Familie von Landsberg, die einen Großteil des Besitzes unter sich hatte. Die Ländereien mit 200 Morgen (1 Hektar = 4 Morgen) waren auch größer als in Homberg. Die heutigen Meiersberger waren und sind, wie Ernst Printz feststellt, immer ein eigenes 'Völkchen'. Man wohnt nicht eng zusammen, aber man kennt sich. Dies merken auch die Zugereisten, zu denen auch anfangs Bärbel Printz gehörte. Man traf sich in Gaststätten, wie 'Zur Sonne' und schnell war zu erkennen, wer hier das Sagen hatte. Die Gemeinschaft ist unerschütterlich, denn wer Hilfe benötigt, braucht nicht lange darauf zu warten. Dies ist bis heute so geblieben. Anlaufstation für die Meiersberger war außer den Kneipen auch das Gut 'Schalke'. Von hier aus ging es über das hüglige Gelände mit dem Reiterverein zur Fuchsjagd. Jeder Meiersberger, der etwas auf sich hält, war natürlich dabei.
Homberg, Schwarzbach und insbesondere Meiersberg haben eine bewegende Geschichte, mit der sich zu befassen sicherlich lohnt. Es waren keine einfachen Zeiten damals, insbesondere für die Landwirte, denn die Technisierung war nicht weit fortgeschritten und eine schlechte Ernte konnte schon die Existenz gefährden. Die Vielfalt der Aufgaben reduzierte sich nicht auf die Bestellung der Felder, sondern beinhaltete auch die Viehwirtschaft und hier besonders in der Federviehhaltung, wo Gänse, Enten und Hühner Fleisch lieferten. Viele Bauern hatten auch Bienenstöcke, die für die Bestäubung der Obstbäume und auch des Rapses wertvolle Dienste leisteten.
Unser altes Dorf Homberg mit Meiersberg ist ein Kleinod, was Landschaft und Geschichte angeht. Ernst Printz ist einer, der hier groß geworden ist und niemals hätte anderswo leben wollen. Nutzen auch wir das großartige Gefühl zu Fuß oder mit dem Fahrrad diese herrliche Landschaft zu erfahren und
zu genießen. Heinz Schulze
Anzeige







