Gesundheit
MODERNE KINDERZAHNHEILKUNDE
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Die Zahnspezialisten
Ohne Angst zum Zahnarzt Der Termin beim Zahnarzt steht schon seit geraumer Zeit fest, Ihr Kind weiß auch Bescheid. Und trotz guter Vorbereitung ist im Behandlungszimmer des Zahnarztes Schluss mit lustig: Der Mund bleibt zu und dicke Tränen kullern. Eine Situation, die Eltern ihren Kindern gerne ersparen würden. Und soweit muss es auch nicht kommen. Wie das geht, erklären Anne Rothöhler-Estelmann und Johannes Klein, Kinderzahnärzte in der Zahnarztpraxis Dr. Rossa und Partner in Ludwigshafen. Wann sollte denn ganz generell der erste Zahnarztbesuch erfolgen? Johannes Klein: Den ersten Zahnarztbesuch empfehlen wir mit dem ersten Milchzahn. Sie haben einen Zahnarzttermin zur Kontrolle? Prima! Dann bringen Sie Ihr Kind am besten gleich mit. So kann es, ohne selbst im Mittelpunkt zu stehen, die Praxis, den Zahnarzt und sein Team, aber auch die fremden Gerüche und Geräusche kennen lernen. So erleben Kinder live, dass auch Mama oder Papa nix passiert. Was ist der Vorteil, wenn der Besuch in Begleitung der Eltern erfolgt? Anne Rothöhler-Estelmann: Der kleine Patient erfährt so den Arztbesuch als normale Routine, ähnlich der Untersuchung beim Kinderarzt. Durch ein enges Recall werden die Kleinen spielerisch im Laufe der Zeit an Untersuchungen im Mund gewöhnt. So entsteht ein harmonisches Patient-Zahnarzt-Verhältnis. Die Kinder sind dann meist unproblematisch in der Behandlung. Karies, sollte sie doch entstehen, wird sehr früh erkannt und kann dann atraumatisch und schmerzfrei behandelt werden. Ist Karies schon ein häufiges Phänomen bei so kleinen Kindern? Johannes Klein: Etwa 20 % der Kinder haben 80 % der Karies. Viele Kinder kommen erst zum Zahnarzt, wenn Eltern ein Loch entdeckt haben oder die Kinder über Schmerzen klagen. Ein Zahnarzt-Erstkontakt in dieser schon zugespitzten Situation ist sehr schwierig und kaum angst- und stressfrei – sowohl für die Kleinen, als auch für uns zu gestalten. Was tun, wenn die Angst bleibt? Anne Rothöhler-Estelmann: In der alltäglichen Praxis erleben wir immer wieder, dass sich die Behandlung von Kindern wesentlich schwieriger gestaltet als die Behandlung von Erwachsenen. Zahlreiche Therapien, die wir bei Erwachsenen durchführen, wären bei Kindern grundsätzlich auch möglich, sind aber nicht durchsetzbar. Die psychologischen Grundbedingungen sind bei Kindern völlig anders. Sie befinden sich noch in einem Wachstumsprozess – körperlich und seelisch. Sie werden schneller nervös, fühlen sich schneller hilflos und ausgeliefert. Außerdem können sie mit unbekannten Situationen und Ängsten viel schlechter umgehen. Der Haupttrieb eines Kindes, das
Johannes Klein (l.), Anne Rothöhler-Estelmann (r.) und Simone Mertens sind auf Kinderzahnheilkunde spezialisierte Zahnärzte in der Praxis Dr. Rossa & Partner in Ludwigshafen. Weitere Infos unter www.dr-rossa-partner.de oder 0621/56 26 66
Lustprinzip, steht im Konflikt mit der zahnärztlichen Behandlung. Der Arzt – hier ein Fremder – möchte die Mundhöhle untersuchen, den Ort des Schmerzes; dies erzeugt zwangsläufig eine Abwehrhaltung. Erklärungsversuche des Arztes zur Behandlung werden vom Kind meist nicht akzeptiert oder gar nicht wahrgenommen. Entscheidend ist es, eine ruhige Atmosphäre zu schaffen und „entschleunigt“ an die Behandlung heranzugehen. Man muss einige Zeit einplanen, um das Vertrauen des Kindes zu gewinnen. Wie sollte die erste Behandlung dann ablaufen? Johannes Klein: Lässt der kleine Patient eine Behandlung zu und öffnet den Mund, sollte die Behandlung auf keinen Fall schmerzhaft sein. Eine mögliche Schmerzausschaltung kann hier z.B. über kindgerechte Hypnosetechniken erreicht werden. Weitere Möglichkeiten der Schmerzausschaltung bei Kindern sind der Einsatz von N2O (Lachgas), Oberflächenanästhesie vor Infiltration oder eines Anästhesiecomputers (The Wand). Was machen Sie mit „Therapieverweigerern“? Anne Rothöhler-Estelmann: Sind Kinder nicht behandlungsfähig und/oder haben sie ein desolates Kindergebiss mit vielen kariösen oder zerstörten Zähnen, ist eine Behandlung in Vollnarkose Mittel der Wahl. Diese führen wir in unserer Praxis seit vielen Jahren bei Kindern und Erwachsenen erfolgreich durch. So werden in unserer Praxis etwa 150 Kinder ab etwa 15 Monaten pro Jahr versorgt. Durch die Narkose ist ein großes Behandlungsspektrum möglich. Das früher häufig angewendete Prinzip des „Zähneziehens“ bei behandlungsbedürftigen Milchzähnen sollte nur noch nach Ausschöpfung aller zahnerhaltenden Maßnahmen oder bei zu stark geschädigten Zähnen angewendet werden. Denn die Zahnerhaltung sollte auch im Milchgebiss im Vordergrund stehen. Wichtig nach der Behandlung: ein engmaschiges Recall mit intensiven Prophylaxemaßnahmen und regelmäßigen Fluoridapplikationen. Durch die regelmäßigen Kontrollen wird ein engeres Vertrauen zum Kind aufgebaut, um es optimal in ein neues zahngesundes Leben zu begleiten.