departure Look/Book 2008: „Everything is Design. Everything!”

Page 147

design Liquifer Systems Group

LIQUIFER SYSTEMS GROUP Loblied auf den Büroschlaf Praise the office nap! von/by: Amelie Znidaric

1 „Transformers“ als Inspirationsquelle für das Design von Büromöbeln Office furniture design inspired by “Transformers”

1

Da ist es ganz normal, dass man den Kopf auf den Tisch legt und sagt, man schläft jetzt eine Runde. Und wir machen das auch manchmal ganz bewusst um unsere Idee zu „testen“. Hoheneder: Wir haben zum Beispiel eine Hängematte am Balkon. Früher war der Mittagsschlaf ja viel verbreiteter, und manche Kulturen haben heute noch drei Stunden Mittagspause. Was dazukommt: Die Arbeitswelt entwickelt sich weg von der abgesessenen Zeit im Büro, die man bezahlt bekommt, hin zu Zielvereinbarungen. Diese Leistung muss erbracht werden, wie viele Stunden der Mensch dafür braucht, ist völlig irrelevant. Es kann sich also auch

keiner darüber beschweren, dass sich jemand eine halbe Stunde hinlegt. Man steigert dabei nämlich seine Effizienz. Imhof: In Japan ist das ja auch üblich und anerkannt. Das ist Teil der Kultur, deshalb haben die Japaner auch in der Powernap-Forschung die Nase vorn. Und es gibt Studien, die sagen, dass man, wenn man alle drei, vier Stunden einen Kurzzeitschlaf hält, seine Performance besser halten kann. Hoheneder: Die Japaner gehen auch mit Druck und Dichte ganz anders um als wir. Und jetzt, wo in unserer Arbeitswelt der Druck ebenso steigt, kann man sich ein gutes Vorbild nehmen und schauen, wie sich andere

Kulturen in der Vergangenheit in dieser Situation verhalten haben. Wie werden wir in der Zukunft arbeiten? Und was bedeutet das für Architekten wie Sie? Imhof: Wie gesagt: eine Tendenz in Richtung Projektarbeit. Die Trennung zwischen Privat- und Arbeitsleben verschwimmt immer mehr: Stichwort Desksharing, Teleworking. Hoheneder: Natürlich wird es andere Möbel geben. Dieses übliche Setting mit Schreibtisch und Bürosessel, der jetzt gerade ergonomisch besonders viel Beachtung findet, weil die Leute ab 40 in der Reha landen, nachdem sie den ganzen Tag an ihren Schreibti-

schen sitzen, dieses Setting wird sich schnell überholen. Über kurz oder lang werden wir keine Tastatur mehr haben, sondern nur noch Touch-Screens und Worterkennung, und dann werden wir gar nicht mehr an Geräten sitzen, sondern uns frei bewegen und unsere Gedanken einfach formulieren, und sie werden irgendwie strukturiert aufgezeichnet. Also die Technologie überholt uns sowieso, die Büromöbel, diese alten Strukturen, genauso wie die Bürogebäude selber, sind ja viel langsamer in ihrer Weiterentwicklung als die Technologie. Dadurch müssen wir ohnehin neue Sachen erfinden.

145


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.