5 JAHRE DEBUG | PARFÜM | HEFTY | DAVE TARRIDA | FILESHARING-PROGRAMME | FLASH-VJ-MIXER | 243 REVIEWS
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Juli 2002. EUR MÄRZ 2002. ¤ 2.80 Schweiz: SFR 5,50
ELEKTRONISCHE LEBENSASPEKTE
MUSIK MEDIEN KULTUR SELBSTBEHERRSCHUNG
MONATSZEITUNG
ANIMIERTES KINO
JT DONALDSON
MILLE PLATEAUX
Der Animationsfilm wird erwachsen. Sogar ein Oscar steht schon für ihn bereit. Und mit "Waking Life", Richard Linklaters Independant-Gegenstück zu Filmen wie "Spiderman", hat er seine neuste ästhetische Sensation. Die geeky Animations-Revolution, nicht teuer, aber erst recht nicht lo-fi. <Seite#33>
Kalifornien ist im House? Label wie Seasons oder Panhandle rufen unüberhörbar: Aber wie! Schluss ist mit der kalifornischen Brache im Mutterland der elektronischen Tanzmusik, jetzt wird House unter Orangenbäumen neu dekliniert. Mittendrin JT Donaldson, der Profi aus Dallas. <Seite#13>
Mille Plateaux ist eines der stilbewusstesten Plattenlabel, auch im Visuellen. Kein Wunder, dass sie mit der Wienerin "Lia" eine Programmiererin für ihre Website und die ”Clicks & Cuts”-CD-Cover verpflichten, die an den Programmiersprachen vor allem die lyrischen Momente schätzt. <Seite#28>
FILESHARING 2002
PANORAMABLICKE DURCH DIE GUCCI-BRILLE
TEXT: SASCHA KÖSCH | BLEED@DE-BUG.DE
TEXT: ALJOSCHA WESKOTT | ALJOSCH@YAHOO.DE
Linklaters ”Waking Life”.
Wer teilt? Wer herrscht? Wie geht's?
Kalifornien im House.
Das Design zum Label.
Daniel Wang und was von Disco übrigbleibt.
Teilen muss nicht bei allen beliebt sein. Nachdem Napster vor langer Zeit schon von uns gegangen ist, obwohl es endlich der BMG gehört, und Audio Galaxy vor ein paar Tagen nun auch in die ewigen Jadggründe der RIAA gegangen ist, entwickelten sich mit Gnutella, Kazaa, Morpheus und vielen mehr schnell Filesharing-Systeme, die trotz vieler Klagen bis heute noch Online sind, weil sie nicht nur die Files teilten, sondern meist auch die Suche nach ihnen. Filesharing wurde zu einem Netzwerk im Netz, das schwer auffindbar und dennoch omnipräsent ist. Aber hinter dieser scheinbaren Freiheit, immer und überall Tracks runterladen zu können, weil einem Musik grade so durch den Kopf geht, steckt nicht nur ein Haufen ausgefeilter Distributed Computing Software, sondern eine ganze Kultur von Briefkastenfirmen, Open Source-Enthusiasten, Musikliebhabern, Rechtsstreits, Portalen und Communities. Während das Tauschen von gecrackter Software im Netz immer schon mehr ein Fall für den Staatsanwalt war, erscheint Filesharing fast schon wie eine Glaubensrichtung. Die Kinder der Umsonstkultur finden hier zu ihrer fast selbstverständlichen Religion. Und was manche noch für ein Versehen, eine Übergangszeit oder ein Versäumnis der Musikindustrie halten, ist in Wirklichkeit längst so hegemonial geworden wie Browser oder Mailprogramme und für die meisten einfach ein willkommenes Update für einseitige Radioprogramme und das Musikfernsehen. Dafür braucht es natürlich Fernsehzeitungen wie das Filesharing-Portal Zero Paid, eigene Filesharing-Kanäle für elektronische Musik wie Soulseek, aber es braucht auch eine neue Form von Usern dieser Systeme. Denn mit dem Filesharing-Programm wird man plötzlich sein eigener Server-Administrator. Und wir brauchen neue Strategien der Visualisierung wie Minitasking, damit wir uns überhaupt noch vorstellen können, was in Filesharing-Netzen eigentlich wirklich so vor sich geht. Und auch die Musikindustrie braucht Filesharing. Sie beginnt, die Filesharing-Systeme, in denen alle ihre User stecken, als Werbeplattform zu nutzen und deren Konzeption in ihre Online-Distributionssysteme zu übernehmen. Ein De:Bug-Digi-Ethnologen-Überblick über die größte kollektive Veranstaltung im Netz mitsamt Hangover, Backflashs, Magenknurren und frischen Ideologien, immer auf den Spuren unser Lieblingsspezies: Die Filesharer. ... weiter auf <Seite#25>
Was von Disco übrig bleiben könnte? Vielleicht eine ZDF NachtstudioInstallation brennender Filter-, Happy- und Disco-House-Platten, die sich im elektrischen Kamin drehen. Spätestens dann sollte aber schleunigst umgeschaltet werden. Lieber irgendwo versprengte Studio 54Schnipsel auftanken. Noch besser aber: Auf N.Y.C.-Boy Daniel Wang treffen. Denn: The sun doesn’t always shine on TV. Nur er scheint zu wissen, was nach der Orgie zu tun ist, wie aus erloschenen Discoimpulsen neues Material entsteht, wie Retro-Ästhetiken aus dem Weg geräumt werden. Sagen wir es einfach: Ein neuer Zeremonien-Meister ist in die Städte des Empires – wie schön, dass es amerikanisch ist – gekommen, der zugibt: "We aren’t that innocent anymore" und damit meint:
tuose, DJ, Musiker und Fürsprecher des ”Environ”-Sounddesigns sowie seit noch nicht allzu langer Zeit der Disco Nouveau-Schule. Wang ist ein Überschreiben des gezähmten Disco-Ungetüms gelungen, ein Re-Writing im besten Sinne. Statt romantischer Disco-Disco-Verkettungen, statt Kitsch und falsch verstandenem Liebesgeflüster an eine musikalische Epoche fokussiert Wang wundersame Klang-Welten, um eine Schönheit zu entdecken, die sich dem Chaos entsagt und trotzdem nicht zu bändigen ist. Fast ist es eine Spur Avantgarde-House geworden. Das gefällt auch Morgan Geist im benachbarten Environ-Universum. Während dort schon einige Boutiquen über Metro Area zurückerobert wurden, um noch geilere Konsumfestspiele abzuhalten, arbeitet Daniel Wang an funkelnagelneuen Einkaufskörben, um aus dem Vollen BASTELN WIR AN NEUEN EREIGNISSEN! schöpfen zu können. Ein perfekter Doppelpass. Das tut er schon eine Weile: als "Balihu" Label-Erfinder, Theremin-Vir... weiter auf <Seite#11>
CONNECTING PEOPLE
DAVE TARRIDA
RECONNOITRE.NET
Du willst auch da mitmischen, wo David dem Goliath trotzt? Wo Freunde sich von Webknoten zu Webknoten die Hände und die Files reichen, ohne dass die Majorindustrie dazwischenfunkt? Hier ist der Einstieg: alle wichtigen Filesharing-Programme im großen Überblick. Download now. <Seite#27>
Nicht Bastrock, sondern Bass-Rock. Und das im Brightoner ”No Future”- Style. Dave Tarrida sucht sowohl als entertainender DJ als auch als Produzent den ehrlichen Charme der präzise kickenden Darkness in Techno. Die Extraportion deepster Basswucht für den ehrlichen Rocker in dir. Mucken ahoi. <Seite#24>
Browserkunst nach Jodi.org. Tom Corby und Gavin Bailly von "reconnoitre.net" brechen die traditionellen Weboberflächen kommerzieller Browser auf und machen das "Raw Material" des Internet zur politischästhetischen Forderung. Aufklärung und Transparenz durch totale Dekonstruktion. <Seite#08>
Medien.
Kultur.
Musik.
Filesharing-Software im Überblick.
BILDERKRITIKEN...............................................................................<SEITE#06> FILESHARING: SOULSEEK ELEKTRONIKA TAUSCHBÖRSE......<SEITE#26> DESIGNAGENTUR: WE WORK FOR THEM..................................<SEITE#28> VISUALISIERUNG KOMPLEXER NETZWERKE............................. <SEITE#29> ÜBERBLICK: FLASHMIXER FÜR VJS.............................................. <SEITE#34> MUSIKTECHNIK: HARDWARECONTROLLER FÜR LOGIC....... <SEITE#35>
Bass unterm Palace Pier.
BÜHNE: BLANCA LI UND HERBERT IN BORDERLINE........... <SEITE#09> FILESHARING: MUSIKINDUSTRIE UND UMSONSTKULTUR.<SEITE#25> DAS FILESHARING PORTAL ZEROPAID.................................... <SEITE#27> FILESHARING: KAZAA USABILITY.............................................. <SEITE#27> POETRY SLAM IM KINO: PINERO...............................................<SEITE#32> BUCH: 24 HOUR PARTY PEOPLE................................................<SEITE#32>
Kunst kommt von Coden.
BLAKTRONIKS.................................................................................<SEITE#04> DECOMPOSED SUBSONIC...........................................................<SEITE#12> FREUDE AM TANZEN.....................................................................<SEITE#19> HEFTY................................................................................................<SEITE#20> MAPSTATION...................................................................................<SEITE#21> KAIDI TATHAM................................................................................<SEITE#22>