PROJEKTENTWICKLUNG 23
Wie beurteilen Sie die Entwicklung von Online-Händlern im Lebensmittelbereich? Welche Auswirkungen wird das auf LEH-Immobilien haben? S. Schels: Wir glauben, dass die Entwicklung hier tendenziell in Richtung click & collect geht. Jedoch muss man differenzieren zwischen Metropolen und ländlichen Regionen, denn in den Großstädten haben die Kunden eher eine Affinität zum Online-Einkauf. Außerdem ist das Problem der letzten Meile noch nicht gelöst und für verderbliche Lebensmittel und Frischware absehbar schwer zu bewerkstelligen. Wir befinden uns in sehr engem Austausch mit allen Händlern. Sollten sich bauseits neue Anforderungen ergeben, können wir diese gemeinsam weiterentwickeln, verfeinern und dann zur Umsetzung bringen. Jedoch sehe ich auf absehbare Zeit kein deutschlandweit erfolgreiches Konzept, was in der Fläche funktioniert und durch das der deutsche LEH massiv umgekrempelt werden könnte. Im Allgemeinen ist der deutsche Kunde fixiert darauf, selbst einkaufen zu gehen und sich die Lebensmittel für seinen Bedarf persönlich auszusuchen. Das sieht man auch daran, dass die Zuwachsraten im onlinebasierten LEH insgesamt eher stagnieren. REWE, Marktrodach
T. Drasch: Auf der anderen Seite ist der Besuch im Supermarkt, egal ob beim Discounter oder Vollsortimenter, natürlich nach wie vor noch ein soziales Ereignis, insbesondere für viele ältere Menschen. Deshalb nimmt auch der Bereich des Instore-Verzehrs drastisch an Bedeutung zu. Das zeigt sich beispielsweise bei NETTO unter anderem daran, dass früher die Backtheke im Eingangsbereich vier Meter lang war, während wir hier heute Cafés mit mindestens 20 Sitzplätzen einrichten. In Kooperation mit der OTH, der Fachhochschule Regensburg, entwickeln wir einen Future-Store für Lebensmittelhandel, der Vorbild für die nächste Generation smarter Einkaufsstätten sein kann. Glauben Sie, dass sich die Entwicklung der sinkenden Renditen im Bereich der Einzelhandelsimmobilien weiter fortsetzen wird? S. Schels: Im vergangenen und auch in diesem Jahr ist die Nachfrage ungebrochen, obwohl wir bei den Faktoren bereits ein sehr hohes Niveau erreicht haben. Für die Immobilienanlage spricht weiterhin die zunehmende Unsicherheit in Bezug auf Brexit, Trump und Eurokrise. Deutschland ist nach wie vor der sichere Anlagehafen, und die Immobilie als solide Anlageklasse entwickelt sich nach wie vor stark.