Vier Tage Alpengenuss und ein bischen Abenteuer Voller Vorfreude und Aufregung machten wir uns eines schönen Donnerstages morgens um kurz nach 6 Uhr in die Schweizer Alpen auf. Von der streikenden Zentralverriegelung des Busses haben wir uns nur kurz aufhalten lassen. Denn wer im Alpinen klettern möchte, muss schließlich flexibel bleiben. Unser kleiner bunter Haufen, mit mehr oder weniger Felserfahrung war hochmotiviert Neues zu lernen und den eigenen Kletterhorizont zu erweitern.
Vorbei am schiefen Turm zu Entringen, entlang des Bodensees und dann rein in die von Schneeflecken glänzenden Schweizer Berge. Nach fünf Fahrstunden und 14 kurz hintereinander folgenden Haarnadelkurven erreichten wir unser Ziel: Die Seilbahn im Bergell. Dieses angenehme, technische Wunderwerk machte den Aufstieg zu einem wahren Genuss. Wir, die wir vollgepackt mit allerlei metallenen und textilen Errungenschaften der Klettermaterial-Technologie waren. Mancher Karabiner sollte in den nächsten Tagen, zum aller ersten Mal den Sinn seiner Existenz erfahren. Die Seilbahn schaukelte uns angenehm sanft über eine atemberaubende Schlucht und spuckte uns am Fuße der gigantischen Staumauer des Albigna Sees wieder aus. Nach nur einer Stunde Fußmarsch erreichten wir gut gelaunt die kleine und feine Albigna Hütte. Schon vor der Hütte war die familiäre und einladende Stimmung zu spüren. Aufgeregt betrachteten wir die teilweise schroffen und steilen Berghänge um uns herum. Und da sollte es in den nächsten Tagen hinauf gehen? Wo genau sind da die Routen? Sagt mal, worauf haben wir uns hier eigentlich eingelassen?
Laut ausgesprochen hat das von uns natürlich keine*r. Das berauschende Gefühl von Abenteuerlust hatte uns längst gepackt. Doch sollten wir uns noch bis zum nächsten Tag gedulden müssen. Zuerst will schließlich gelernt werden, wie so ein Standplatz im Alpinen vernünftig aufgebaut wird. Und ganz nebenbei wollen auch die dreißig Fragen, die sich beim praktischen Ausprobieren am Übungsfelsle ergaben, beantwortet werden. Den krönenden Abschluss eines jeden Tages bescherte uns die Küche und das freundliche Lächeln der Hüttenwirtin. Von der Suppe über Salat und Hauptspeise bis hin zum Nachtisch, war wirklich jedes Essen ein Fest. Nicht selten wanderte unser schnell leer geschaufelter Topf noch ein zweites oder drittes Mal vor zur Küche, um mit ein bisschen Glück mit noch mehr von den wärmenden und wohltuenden Speisen gefüllt zu werden. Auch die Vegetarier*innen unter uns kamen voll auf ihre Kosten, was zugegebener Weise leider eher eine Ausnahme ist... Gestärkt und erholt von der Nacht in unserem geräumigen, für uns ganz allein reservierten Hüttenraum, ging es zunächst zurück zum Übungsfelsle.
Standplatzbau und Alpine Sicherung waren bereits erklärt, geübt und erprobt – doch was passiert eigentlich nach dem Gipfelglück? Ganz klar, auch das Abseilen wollte vorher durchgesprochen und ausprobiert werden. Und wie man sich behelfen kann, wenn einem doch mal die verflixte Abseilgerätschaft abhandenkommt (wer hat
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