2022 07/08 HEFT

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»Happy Birthday« von Sarah Lau

Happy Birthday

Sarah Lau

Die letzten Jahre blieb das aus. Die letzten Jahre wurde ich älter und habe im kleinen Kreis darauf angestoßen, einen Monat lang häppchenweise Geburtstag gefeiert. Das war nun mal so, groß feiern war nicht erlaubt und auch als es dann erlaubt war, war es nicht wirklich vertretbar. Und die Patchwork Familie ist auch ohne Anreise aus Köln groß genug, laut genug, betrunken, liebevoll und wunderschön. Da wird es selbst ohne Anhang eng am langen Esstisch, doch Nähe tut gut und diese erst recht. Das ist schön, das ist so schön, da solltest du wirklich mal dabei sein. Und mit einem viertel Jahrhundert dachte ich, du könntest nun wirklich mal dabei sein. Ihr alle. Eine große Party, weil es jetzt nicht nur erlaubt, sondern auch vertretbarer ist. Eine wundervolle Mischung aus Familie, Freund:innen, Kolleg:innen. Eine kleine Zusammenführung meiner Liebsten, vielleicht kommt sogar der Teil aus Köln und ganz vielleicht sogar Marie. Die Schweiz bleibt wohl erstmal, wo sie ist, das ist okay. Doch bei der Planung im Voraus, bei dem Kalender Checken im April, bei den Gedanken und den fröhlichen Überlegungen sehe ich dann: Mein Geburtstag fällt auf einen Montag. Ein letzter Montag im wunderschönen Mai und es regnet.

Foto: PicsArt

»Ich bin jetzt 25«, sag‘ ich dir und ob ich denn auch feiere, fragst du mich. Setzen Sie sich, wir singen ein Ständchen, lass‘ mich hochleben, tanzen zusammen und es gibt Nusskuchen, Käsekuchen, vegane Würstchen vom Grill und die sauer gefüllten Esspapier-UFOs als Tischdeko. Setzen Sie sich, ich sitze vor Kopf, ich bin das Geburtstagskind, wir trinken auf mich aus bunten Gläsern. Setzen Sie sich, es ist noch Platz frei, wir holen noch einen Stuhl, ein Glas Sekt vielleicht, einen Eierlikör oder Ouzo, fühlen Sie sich ganz wie zu Hause. schenmengen nicht mag, vor allem nicht nach diesen 2 Jahren. Weil ich Anstehen nicht mag, weil ich Platz zum Tanzen brauch‘, und fröhliche Gesichter um mich herum. Weil ich aber vor allem Schlaf brauch‘ in der Nacht und ein warmes Bett. Ich hasse Festivals, wenn die Leute stinken und die ekelige Form von betrunken sind. Wenn die Menschen sich vergessen und andere

Also keine Party, ein Kaffeetrinken vielleicht, ein frühes Abendessen gar, Sekt sowieso und wenn der Eierlikör schon mal kalt steht, dann kann der auch auf den Tisch. Mit 25 trinke ich jetzt Eierlikör und schäme mich nicht. Mit 25 gehe ich vor Mitternacht ins Bett. Mit 25 kommt ein neuer Wechsel, vom Master in die Arbeit, raus aus Paderborn, mit 26 auf jeden Fall woanders sein. Mit 25 okay damit sein, dass der Geburtstag an einem Montag ist und das Beste daraus machen und machen lassen. Mit 25 wieder einmal so dankbar für diese Familie, diese Menschen sein. Mit 25 dann den Geburtstag auf Festivals nachfeiern. Ich hasse ja Festivals. Weil ich solche Men55


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