THE LIBRARY OF UN-BABEL Beirut faszinierte mich seit mehreren Jahren. Es ist eine Stadt, die in jüngster Vergangenheit sehr viel gelitten und dadurch auch erfahren hat. Nicht nur die Stadt, sondern auch ihre Bürger. Zudem ist es eine Stadt voller Gegensätze, und Gegensätze haben mich schon immer interessiert. Zum größten Teil darum, weil sie Konflikt bedeuten. Ein Konflikt muss aber nicht nur mit Waffen oder Gewalt ausgetragen werden. Vielmehr kann ein Konflikt auch positive Momente beinhalten, und zwar im Sinne einer Debatte, bei der alle Teilnehmer partizipieren und den eigenen Standpunkt vertreten. Die Frage dabei ist nur, ob die Teilnehmer mit dem jeweiligen Grad an Konfliktpotential umgehen können. Architektonisch betrachtet bietet die Stadt generell ein hohes Konfliktpotential; Beirut besonders. Sie befindet sich im Aufschwung, der durch dubaiesque Investorenarchitektur gekennzeichnet ist. Zum anderen gibt es auch zahlreiche Kriegsruinen und zudem ein starkes Bewußtsein über die Existenz an eigenem kulturellem Erbe. Diese zwei Tendenzen sorgen für eine große Debatte innerhalb der Beiruter Stadtplanung. An dieser Debatte möchte ich mich mit meiner Master-Arbeit beteiligen, da ich die Möglichkeit sehe, mein Konzept des Potentials von unfertigen Situationen zu testen. Beirut bietet viele unfertige Situationen. Sie ist eine Stadt im Zustand des dauerhaften „Werdens“. Eine prozesshafte Stadt ist eine Stadt mit Gegensätzen; mit unterschiedlichen Akteuren und kritikfähigen Bürgern. Für meine Master-Arbeit habe ich mir eine kulturelle Ruine ausgesucht, die im Spannungsfeld von Abriss und Neunutzung ist. Dieses Spannungsfeld möchte ich für eine Neuinterpretierung der monumenthaften gebrochenen Gebäudestruktur nutzen.