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(Kaiserlich Deutsche Botschaft.)
Telegramm.
Abgang aus Konstantinopel, den 25. März 1917. Ankunft in Berlin, den 26. März 1917.
Der Kaiserliche Botschafter an Auswärtiges Amt.
Für Deutsche Bank von Anatolischer Bahn: Neuerdings haben wieder Armenierausweisungen eingesetzt. Die zweite Baudivision meldet Ausweisung aus Amanusstrecke von 505 Arbeitern mit 187 Familienmitgliedern seit dem achtzehnten. Vom Taurus etwa gleiche Zahl.
Kühlmann.
Kaiserlich Deutsche Botschaft.
Pera, den 5. April 1917.
Der Fragebogen des D. Karl Axenfeld ist den Kaiserlichen Konsularbehörden in Aleppo, Bagdad, Beirut, Damaskus und Mossul übermittelt worden. Bisher liegt nur die Beantwortung aus Aleppo vor; die Berichte der übrigen Konsulate folgen bei Eingang nach. Waldburg.
Seiner Exzellenz dem Reichskanzler Herrn von Bethmann Hollweg.
(1. Deutsches Konsulat Aleppo.)
Aleppo, den 20. März 1917.
Fragen. Antworten.
1. Welche Zahl von deportierten Armeniern
1. Etwa 45000.
befindet sich ungefähr in Ihrem Wirkungskreise?
2. Können Sie uns Mitteilung machen über ihren Zustand und ihre Bedürfnisse?
3. Können Sie den Deportierten Unterstützungen zukommen lassen? In welcher Weise? Mit wessen Hilfe?
2. 10000 Frauen sind in Aleppo mit Spinnen und Weben beschäftigt, doch reicht ihr Arbeitsverdienst zur Ernährung nicht aus. Die übrigen 35000 sind in äußerster Not, viele am Verhungern.
3. Ja, doch sind überwiegend nur Geldunterstützungen möglich. — Durch Schwester B. Rohner vom Deutschen Hilfsbund, die in Aleppo als der Zentrale des Hilfswerkes bleibt. In Marasch mit Hilfe des Hilfsbundes, in Aintab mit Hilfe der amerikanischen Mission (an deren Stelle nur in dem äußersten Notfall, daß die Missionare abzureisen hätten, Eingeborene treten müßten), in Urfa mit Hilfe der Deutschen Orientmission. Nach anderen Gegenden, wie Sabkha und Rakka, muß auf Gelegenheiten zur Entsendung von
4. In welchem Umfange wären Mittel erforderlich?
Hilfsgeldern gewartet werden.
4. Ein Kilo Weizen kostet mehr als 2 Mark. Wollte man nicht allen 45000, sondern nur 35000 täglich 250 Gramm Weizen ohne andere Nahrung geben, so wären täglich 17500 Mark erforderlich. Ein Kilo Brot kostet gar 3,40 Mk.
5. Haben Sie zu diesem Hilfswerk Hilfskräfte nötig?
5. In Aleppo ist das Werk, so gut es geht, mit armenischen Hilfskräften Mitte März von Schwester Rohner neu organisiert. — Anderen deutschen Kräften als ihr würde die Arbeit von den türkischen Behörden bald unmöglich gemacht werden. — Unter Umständen kommt, wenn Schwester Rohner es wünschen sollte, die Zuteilung einer zweiten Hilfsbundschwester in Frage.
Schwester Rohner ist am 19. März auf einen Monat zur Erholung nach Marasch gereist. Vorher hat sie noch hier in Aleppo mit amerikanischem Geld für
einen Monat für die Bedürftigen in der Stadt vorgesorgt.
Schätzung.
Marasch 4500
Aintab und Umgegend 8000
Urfa jetzt 2500
Biredjik und Djerablus 2000
Aleppo jetzt 20000
Rakka 6400
Zwischen Aleppo und Sabkha 3200 46600
331.
(2. Deutsches Konsulat Beirut.)
Beirut, den 24. März 1917.
Fragen. Antworten.
1. Welche Zahl von deportierten Armeniern befindet sich ungefähr in Ihrem Wirkungskreise?
1. a) Zum Islam übergetretene Armenier: in Beirut ca. 40 Familien; in Saida und Sur ca. 200 Familien. Für diese Familien sorgen die türkischen Regierungsstellen durch
2. Können Sie uns
Mitteilungen über ihren Zustand und ihre Bedürfnisse machen?
Brotverteilung, Arbeitsnachweis etc.
b) Nicht zum Islam übergetretene gregorianische Armenier, die sich meistenteils heimlich, d. h. ohne bei der Polizei gemeldet zu sein, hier aufhalten: In Beirut 17 Familien, davon ein Drittel wohlhabend, ein Drittel hat Arbeit, ein Drittel in Not. Im Libanon, in Zahle und Dur-e-Schuer ca. 50 Familien, davon reichlich ein Drittel in Not.
2. In wirklicher Not sollen sich von obigen unter 1b verzeichneten Armeniern ca. 25 Familien mit etwa 100 Angehörigen befinden. Die Männer können sich aus Besorgnis, zum Militärdienst gezwungen zu werden, und weil sie polizeilich nicht angemeldet sind, nicht frei bewegen, demzufolge auch nicht frei arbeiten.
3. Können Sie den Deportierten
3. Ja, mit Hilfe hiesiger wohlhabender Armenier,
Unterstützungen zukommen lassen? In welcher Weise? Mit wessen Hilfe?
4. In welchem Umfang wären Mittel erforderlich?
wie z. B. des Sackis Cassabian, Inhabers der angesehenen Firma Jusuffian u. Cassabian in Mersina, der für die Kriegsdauer hierher übersiedelte.
4. Bei den heutigen Preisen wären pro Person 5 Ltq. monatlich, also 100 Personen 500 Ltq., zum Unterhalt erforderlich.
5. Haben Sie zu diesem Hilfswerk Hilfskräfte nötig?
5. Nein. 332.
(3. Deutsches Konsulat Damaskus.)
Damaskus, den 23. März 1917.
Fragen. Antworten.
1. Welche Zahl von deportierten Armeniern befindet sich ungefähr in Ihrem Wirkungskreise?
1. Im Mai v. J. wurde die Zahl der zwischen Aleppo und dem Hedschas befindlichen Armenier von dem Vorsitzenden der Auswandererkommission, Wali a. D. Hussein Kasim Bey, der als aufrichtig und Armenierfreund gilt, auf 60000 Seelen geschätzt.
2. Können Sie uns
Mitteilungen über ihren
Zustand und ihre Bedürfnisse machen?
Von diesen dürfte etwa die Hälfte inzwischen gestorben sein.
Im April v. J. gab der auf Empfehlung des Kaiserlichen Konsulats Aleppo mit dem hiesigen armenischen Liebeswerk betraute armenische Hilfsprediger V. B. Tachmisian die Zahl der im Wilajet Damaskus befindlichen Armenier mit 2000 Familien zu je 5 Köpfen (10000 Seelen) an. Der Genannte schätzt jetzt die Zahl der in der Provinz Damaskus (Hama, Homs, Damaskus, Hauran und Kerak) befindlichen Armenier auf 30000 Seelen. Es ist bei der Zerstreutheit der Armenier und bei ihrer Zurückgezogenheit nicht leicht, ihre Zahl genau anzugeben.
2. Sie befinden sich größtenteils in einem beklagenswerten Zustand. Immerhin hat sich dieser in den letzten Monaten etwas gebessert, indem ihnen in den Städten die
3. Können Sie den Deportierten Unterstützungen
Möglichkeit zum Erwerb gegeben wurde. Als fleißige und geschickte Handwerker verstehen sie sich durchzusetzen. Viele von den Armeniern sind, wenn auch zwangsweise, Muselmanen geworden und können infolgedessen ungestörter ihren Lebensunterhalt erwerben. Bei der zunehmenden Teuerung, über die ich in der Anlage eine Zusammenstellung der wichtigsten Lebensmittelpreise beifüge und bei der Entwertung des Papiergeldes, das heute nur 25% des Nennwertes beträgt und voraussichtlich weiter sinken wird, befinden sich die meisten Armenier in einer schweren Notlage. Es würde sich darum handeln, ihnen Brot und sonstige Nahrungsmittel, ferner Kleider und gesunde Unterkunft zukommen zu lassen.
3. Bisher hat dieses Kaiserliche Konsulat hauptsächlich durch den
zukommen lassen? In welcher Weise? Mit wessen Hilfe?
armenischen Hilfsprediger V. B. Tachmisian, ferner durch den hiesigen deutschen Missionar Hanauer und in gewissen Fällen das Kaiserliche Konsulat direkt Geld an die Armenier verteilt. Im allgemeinen empfiehlt es sich, das Geld durch einen vertrauenswürdigen Europäer verteilen zu lassen, der ein Herz für das armenische Liebeswerk hat und außerdem in geschickter unauffälliger Weise zu arbeiten versteht. Die türkischen Behörden sehen es im allgemeinen nicht gern, wenn sich Europäer der Armenier annehmen. Sie fürchten, daß diese hierdurch in ihrer Opposition gegen die türkische Regierung gestärkt werden. Ein gewandter Europäer oder Europäerin, die die orientalischen Verhältnisse kennen, würden trotzdem eine Organisation schaffen können, die in unauffälliger Weise den Armeniern helfen könnte. Der hiesige Prediger
4. In welchem Umfange wären Mittel erforderlich?
Hanauer kennt Land und Leute. Für die Konsularbehörde ist es nicht möglich, eine solche Organisation zu schaffen und offen zu überwachen, da sie in den Verdacht kommen würde, gegen die türkische Regierung zu arbeiten. Sie kann höchstens mit Rat zur Seite stehen und von Zeit zu Zeit unter der Hand der einen oder anderen Person und den Armen auf der Straße Unterstützungen zukommen lassen.
4. Von den hiesigen Armeniern sollen etwa 10% sich selbst erhalten können. Die anderen sollen unterstützungsbedürftig sein. Für die Person kann man täglich etwa 1 Mk. gleich ca. 5 Piaster wenigstens für den Unterhalt rechnen, vorausgesetzt, daß dieser Betrag in Hartgeld gezahlt wird. Bei Papiergeld müßte der 4 fache Betrag gerechnet werden.
5. Haben Sie zu diesem Hilfswerk Hilfskräfte nötig?
Nimmt man die Zahl der im Wilajet Damaskus unterstützungsbedürftigen Armenier mit durchschnittlich 15000 Seelen an, so würden täglich 15000 Mk. und im Monat 450000 Mk. zu zahlen sein, wenn man allen helfen wollte.
5. Wie bereits unter Nr. 3 hervorgehoben, würden besonders europäische Hilfskräfte für das gedachte Unterstützungswerk am geeignetsten sein, die sich ihrerseits armenischer Vertrauenspersonen als Unterorgane bedienen könnten.
Damaskus, den 23. März 1917.
Lebensmittelpreise in Goldgeld. (Hartgeld, nicht Papier.)
a) Nahrungsmittel.
Vor dem Kriege Piaster G. Jetziger Preis Piaster G. Erhöhung um Prozent
Weizen per 100 kg 90 300 333
Bulgur (zerstoßener Weizen) „ 100 „ 100 500 500
Reis „ 100 „ 220 1000 455
200
„ 750 4500 600 Früchte, frische und getrocknete 500
Wein II. Qualität „
„ 125 500 400 Alkohol „ 100 „ 450 7500 1665
Eier per 100 Stück 25 60 240
b) Kleidung. Stoffe 500
Ledersohlen 300
Ledersohlen 300
Baumwolle, Garn 400
Vorstehende Preise sind in Hartgeld berechnet. Bei Bezahlung in Papiergeld erhöhen sie sich auf das Vierfache.
333.
(4. Deutsches Konsulat Mossul.)
Mossul, den 19. Juli 1917.
Fragen. Antworten.
1. Welche Zahl von deportierten Armeniern befindet sich ungefähr in Ihrem Wirkungskreise?
2. Können Sie uns Mitteilung über ihren Zustand und ihre Bedürfnisse machen?
1. In den Städten Mossul und Kerkuk, sowie in den Dörfern des Wilajets Mossul befinden sich etwa 7000–8000 anderwärts ausgesiedelte Armenier, größtenteils Frauen und Kinder. Eine größere Anzahl von Frauen und Mädchen soll außerdem bei den Beduinen der Dschesireh und den Yesiden des Sindschargebirges in halber Sklaverei leben.
2. Ein Teil der Deportierten hat Arbeit und Verdienst gefunden. Im vorigen Jahre wurde eine größere Anzahl auf
3. Können Sie den Deportierten Unterstützungen zukommen lassen? In welcher Weise? Mit wessen Hilfe?
die umliegenden Dörfer verteilt, wo sie in der Landwirtschaft beschäftigt wurden. Aus mehreren muhammedanischen Dörfern mußten die Verschickten jedoch infolge des Fanatismus der Bevölkerung flüchten und wieder in die Städte zurückkehren. Hier hat die Regierung teilweise Anstrengungen gemacht, den Leuten Arbeit zu verschaffen, eine hinreichende Linderung der Not konnte dadurch nicht erreicht werden, es fehlt vielfach an Unterkunft, Verpflegung, Kleidung und ärztlicher Behandlung.
3. Wenn die zur Unterstützung der Verschickten bestimmten Beträge den türkischen, zuständigen Stellen überwiesen werden, bleibt der größte Teil an den Fingern unredlicher Beamten kleben, zumal der Wali Heidar Bey, der in solchen Angelegenheiten zuverlässig war und den
4. In welchem Umfange wären Mittel erforderlich?
Armeniern nicht übelwollend gegenüberstand, mittlerweile abberufen worden ist.
4. Eine Unterstützung mit kleineren Beträgen würde nur Verlängerung der Qualen der Deportierten bedeuten; größere Beträge ihrem Zwecke wirksam zuzuführen, erscheint fast unmöglich. Es muß offen und klar ausgesprochen werden, daß alle derartigen Hilfsaktionen solange Schöpfen in ein Faß ohne Boden bedeuten, als die türkische Regierung sich nicht selbst entschließt, mit dem bisherigen System zu brechen und die Reste der Armenier zu erhalten.
Wenn aber trotzdem laufende Unterstützungen gezahlt und diese pro Kopf auf nur 1 Pfund türkisch monatlich bemessen werden sollen, würde ein monatlicher Aufwand von etwa 5000 Pfund türkisch erforderlich sein.
5. Haben Sie zu diesem Hilfswerk Hilfskräfte nötig?
5. Da das Kaiserliche Konsulat nicht in der Lage ist, das Unterstützungswerk unmittelbar auszuüben, würden dafür besondere Hilfskräfte einzustellen sein.
334.
(Notstandswerk Urfa.)
Urfa, den 8. April 1917.
Wie Ihnen kund sein dürfte, hat sich in Urfa eine ziemliche Menge von armenischen Emigranten angesammelt, welche die Regierung hierher gebracht hat. Leider fordert die Regierung, unter deren Mitgliedern der Gouverneur am meisten, diese Unglücklichen öfter auf, die muhammedanische Religion anzunehmen. Selbst an Drohungen mit neuen Ausweisungen fehlt es nicht. Obwohl ich glaube, daß dagegen nichts zu machen ist, fühlte ich mich doch gedrungen, Ihnen hiervon Nachricht zu geben. Jakob Künzler.
Kaiserlich Deutsches Konsulat.
Seiner Exzellenz dem Reichskanzler Herrn Dr. von Bethmann Hollweg zur geneigten Kenntnis gehorsamst überreicht.
Aleppo, den 20. April 1917.
(Notstandswerk Urfa.)
335.
Rößler.
Urfa, den 25. April 1917.
Bericht über muhammedanische Emigrantenhilfe[144] in Urfa.
Die mir vom amerikanischen Konsulat in Aleppo zur Verteilung an die muslimischen Emigranten in dieser Gegend überlassenen ca. 100000 Kilo Weizen und Gerste habe ich im Gebiet von Haran und von Besowa unter 17600 Hungrige verteilt, so daß pro Kopf ein halbes Dimin gegeben werden konnte. Ein halbes Dimin entspricht etwa 21 kg.
Mit den 300 Ltq., mir vom Kaiserlich Deutschen Konsulat in Aleppo für diesen Hilfszweck überlassen, habe ich die Notleidenden im Dorfe Garmusch, nahe Urfa, 1200 Hungrige unterstützen können.
Ich habe bei der Verteilung immer die Quellen der Gaben angegeben und ich verhehle nicht, daß das ganze Hilfswerk allgemein großen Eindruck gemacht hat. Ganz besonders soll ich im Namen der Beschenkten den tiefstgefühlten Dank aussprechen, welcher Aufgabe ich mich hiermit gern entledige. Jakob Künzler.
An das Kaiserlich Deutsche Konsulat in Aleppo.
Orient-und Islamkommission des Deutschen Evangelischen Missionsausschusses.
Berlin, den 27. April 1917.
Georgenkirchstraße 70.
Euere Exzellenz
wollen es mir nicht verübeln, wenn ich noch einmal eine dringliche Bitte zugunsten des armen armenischen Volkes ehrerbietigst vorzutragen mir erlaube.
An den Wechsel des Großwesirats hatte sich, wie Nachrichten vom Orient erkennen ließen, die Hoffnung auf Milderung der gegen die Armenier getroffenen Maßnahmen geknüpft. Neuere Eingänge, die durch die dem Auswärtigen Amt vorliegenden Berichte nur bestätigt werden, lassen leider erkennen, daß das Elend noch immer wächst, ja neuerdings wieder Verschärfungen eingetreten sind.
Sollte es nicht Euerer Exzellenz möglich sein, die Anwesenheit des Herrn Großwesirs zu benutzen, um ihm persönlich darzulegen, wie schlechthin unerträglich es für uns deutsche Christen ist, mit verschränkten Armen mit ansehen zu sollen, daß ein altes christliches Volk unter den Händen unserer Bundesgenossen dahinstirbt, und ihn zu bitten, daß er endlich eine Lösung der Armenierfrage suche, die den politischen Bedürfnissen und den wahren Interessen des osmanischen Reiches entspricht, ohne seine neue Entwicklung mit so furchtbarer Blutschuld und dem Fluch der gesamten gesitteten Welt zu beladen?
Die Frage ist besonders dringlich geworden durch den Abbruch der politischen Beziehungen zwischen der Türkei und Amerika, weil dadurch die Fortführung der amerikanischen Liebestätigkeit in Frage gestellt ist. So sollte wenigstens uns Deutschen, deren loyale Gesinnung gegen die Türkei ja jenseits jeden Zweifels steht, der Weg zur Hilfeleistung vertrauensvoll freigegeben werden.
D. Karl Axenfeld, Vorsitzender der Orient- und Islamkommission des Deutschen Evangelischen Missionsausschusses.
Seiner Exzellenz dem Herrn Reichskanzler, Berlin. 337.
(Auswärtiges Amt.)
Berlin, den 6. Mai 1917.
Euer Hochwohlgeboren beehre ich mich auf das an den Herrn Reichskanzler gerichtete gefällige Schreiben vom 27. v. M. zu erwidern, daß die Armenierfrage selbstverständlich bei Talaat Pascha während seiner Anwesenheit in Deutschland zur Sprache gebracht und unser Standpunkt dabei nachdrücklich dargelegt worden ist.
Wegen Euer Hochwohlgeboren Anregung, im Hinblick auf die Einstellung der amerikanischen Liebestätigkeit der deutschen Hilfeleistung, wenn möglich, einen weiteren Spielraum zu verschaffen, habe ich mich mit dem Kaiserlichen Botschafter in Konstantinopel in Verbindung gesetzt.
Zimmermann.
An den Vorsitzenden der Orient- und Islamkommission des Deutschen Evangelischen Missionsausschusses, Herrn Missionsdirektor D. Karl Axenfeld, Hochwohlgeboren, Berlin. 338.
(Notstandswerk Urfa.)
Urfa, den 28. April 1917.
Gestern bin ich wohlbehalten von Rakka zurückgekehrt. Dort angekommen, erfuhr ich, daß die dortigen Emigranten kurz vor Ostern (armenische) 250 Ltq. Gold von Aleppo erhalten haben. Aber was bedeutet dies für die Übriggebliebenen! Jedes Glied erhielt 5 Piaster. Ich konnte auch nicht mehr geben.
Also eine Verlängerung der Leiden bis zum Eintritt des sicheren Hungertodes um einige Tage! Wenn deren Gebundenheit an den Ort noch länger als zwei Monate anhält, so wird wenig mehr von ihnen übrig bleiben. Der Hunger wird sie alle hinraffen. Ich überlege mir, ob es nicht richtig wäre, in Zukunft, wenn wieder Mittel für die Unglücklichen anlangen, man nicht am besten täte, damit eine kleinere Anzahl zu beschenken, damit diese wenigen womöglich durchgebracht werden.
Ohne eine Summe von 3–5000 Ltq. wieder dorthin zu gehen, ist bei diesen niedrigen Notenkursen eigentlich fruchtlos, denn was sind 5 Goldpiaster (92,5 Pf.)! Allerdings ist vorauszusehen, daß bis in zwei Monaten viele am Hunger gestorben sein werden und daß dann vielleicht auch mit einer kleineren als der
oben genannten Summe noch etwas zu erreichen wäre.
Auf der Rückreise besuchte ich auch noch die 400 Emigranten im Dorfe Ain Isse. Hier der gleiche, womöglich noch trostlosere Zustand wie in Rakka. Bis jetzt konnten sich die Armen noch von Gras ernähren, aber jetzt ist auch diese Möglichkeit durch das Vertrocknen desselben ausgeschlossen. Wenn nur die Regierung anfangen wollte, die wenigen noch Übriggebliebenen, vor denen sie wahrlich keine Angst mehr zu haben brauchte, frei zu lassen. In größeren Städten würde sich manche Witwe mitsamt ihren Kindern durchzuschlagen wissen mit ihrer Hände Werk.
Jakob Künzler.
An den Kaiserlichen Konsul, Herrn Rößler, Hochwohlgeboren, Aleppo.
Mai.
339.
Kaiserlich Deutsches Konsulat.
Aleppo, den 1. Mai 1917.
Euerer Exzellenz überreiche ich gehorsamst in der Anlage eine Zusammenstellung der vom Diakon Künzler in Urfa verwalteten Notstandsgelder für Armenier. — Die Zahl der dort unterstützten Waisenkinder ist auf 2200 gestiegen. Rößler.
Seiner Exzellenz dem Reichskanzler
Herrn Dr. von Bethmann Hollweg.
Anlage.
Zusammenstellung der vom Diakon Künzler in Urfa verwalteten Notstandsgelder für Armenier.
Einnahmen seit dem 1. Juni 1916 bis 31. März 1917. Piaster von Basel 255344,35 von Potsdam, Dr. Johs. Lepsius 207491,— vom Deutschen Hilfsbund 9975,— vom amerikanischen Konsulat 140000,—
Total 612810,35
Ausgaben 1916.
Waisenversorgung, Witwenversorgung, Bekleidung.
Juni 3783,05
Juli 7954,—
August 11203,—
September 18513,—
Oktober 29542,05
November 26868,—
Dezember 41662,30
Januar 66684,20
Februar 57813,10
März 106551,15
Für Arbeitsbeschaffung, Taschentücherarbeit und Seidenzucht 43774,25
Für Gehälter 17500,—
Total 431849,30
Aktivsaldo pro April 180961,10 Piaster.
340.
(Kaiserliches Konsulat Aleppo.)
Telegramm.
Abgang aus Aleppo, den 2. Mai 1917. Ankunft in Pera, den 3. Mai 1917.
An Deutsche Botschaft, Konstantinopel.
Werden Gelder, die bisher dem amerikanischen Konsul überwiesen wurden, in Zukunft seinem noch zu bestimmenden Vertreter überwiesen? Ist bekannt, ob die amerikanische Zentrale für Zahlung der Hilfsgelder (Peet, Bibelhaus) bestehen bleibt? Der amerikanische Konsul hat Schwester Rohner den Rest der Hilfsgelder übergeben. In Rakka fallen täglich eine Anzahl Menschen dem Hungertode zum Opfer. Rößler.
341.
American Bible House.
Pera, May 3rd. 1917.
My dear Dr. Mordtmann.
In view of the present situation which brings my work to an end, I have decided, to take advantage of the opportunity given to leave the country and to take a vacation. My wife needs this change even more than I do. She has been most devotedly attached to her work in the hospitals and in divising work for the poor.
I am distressed in view of the misery which may come to the poor people in the interior and I am doing what I can to keep the stream of help which we have supplied thus far from dying out altogether.
I cannot leave without sending a word of thankfulness for your never-failing kindness to me in these matters.
I have also most grateful recollections of the Embassy’s courtesy in their share of the work.
It will always afford me pleasure to testify of this.
Yours faithfully M. M. Peet.
342.
(Kaiserlich Deutsche Botschaft.)
Telegramm. Pera, den 7. Mai 1917.
An Deutsches Konsulat, Aleppo.
Antwort auf Telegramm vom 2.5.
Bibelhaus wird versuchen, die Notstandsaktion durch den Vertreter des Herrn Peet fortzuführen und amerikanische Gelder über Holland oder Schweden hierher zu leiten.
Waldburg.
343.
Bible House.
May 12, 1917.
My dear Mr. Mordtmann,
Before leaving for Europe, Mr. Peet told me of his conversation with you, and of your willingness to help us in the matter of carrying on Relief to the poor in the Aleppo District, through our German friends there, Miss Rohner and Miss Schaeffer.
I should be very glad of an opportunity to talk over this matter with you, now that I am attempting to carry on Mr. Peet’s work. If convenient for you, could I call at your home some time soon to see you? I live near Tokatlian’s Hotel, and so could come in some evening, if that would be more convenient for you than during the day time.
Trusting that you will be able to see me on this matter,
Believe me, Very truly yours,
L. R. Fowle. 344. (Kaiserliches Konsulat Aleppo.) Telegramm.
Abgang aus Aleppo, den 14. Mai 1917. Ankunft in Pera, den 14. Mai 1917.
An Deutsche Botschaft, Konstantinopel.
Antwort auf Telegramm vom 7. Mai.
Deutsch-armenische Gesellschaft und Direktor Axenfeld mögen etwa zur Verfügung stehende Notstandsgelder durch die Deutsche Orientbank an Zollinger, Aleppo, überweisen lassen.
Schwester Rohner hat infolge Erkrankung ihre Arbeit einer Kommission von Armeniern unter Aufsicht von Zollinger übergeben und zieht sich nach Marasch zurück.
Rößler.
345.
Kaiserlich Deutsches Konsulat.
Aleppo, den 14. Mai 1917.
Euer Exzellenz überreiche ich gehorsamst in der Anlage eine Aufzeichnung des Diplomingenieurs Bünte über Beobachtungen gelegentlich, einer vom 1. bis 6. April am Chabur ausgeführten Reise. Es ist kein Zweifel, daß die dort in großen Mengen liegenden menschlichen Schädel und Gebeine von den Armeniermetzeleien des vorigen Juli und August herrühren, über die ich zuletzt am 5. September v. J. berichtet habe[145]. Die aus armenischer Quelle stammenden Erzählungen der Anlagen jenes Berichtes, welche als eine Stelle, bei der hauptsächlich die
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