Das Neue

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Das (neue) = Innovation Zufall8



Das (neue) = Innovation Zufall8

von DANIEL BRETZ UND ALEXANDER GRAZDANOW Entstanden an der fh mainz / Sommersemester 2011 unter der leitung von Prof. Kirstin Arndt und Prof. jean Ulysses Voelker



inhalt Editorial 6 Fremdbild Selbstbild 7 Text-Fragmente 15 Zugfahren 19 NEUES 23 Bauchschüsse 29 TYPO EXPERIMENT 37 Stadt ≠ Land 41 Morgenzeichnungen 45 Stegreif objekte 51 BADETAG 55 Referat 59 Impressum 62 INHALT – 5


Editorial Im Gestaltungsbereich spielt das Überraschende, das Neue, das Unkonventionelle eine wichtige Rolle. Der Anspruch an Originalität begleitet Designer durch ihr ganzes Berufsleben. Aber wie schafft man das: sich einerseits innerhalb gestalterischer Gesetzmäßigkeiten zu bewegen und gleichzeitig immer wieder neue und innovative Ansätze zu generieren? Auf der Suche nach Impulsen, die innovative Ideen hervorbringen, stößt man immer wieder auf den »Zufall«. Bereits Aristoteles beschäftigte sich mit diesem Phänomen; Hegel sah den Zufall gar als Feind der Freiheit und der Würde des Menschen. Letztgenannter Sichtweise wurde spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts in der Kunst und in der Philosophie widersprochen und der Zufall geradezu als auslösendes Instrument zur Entwicklung (neuer) kreativer Prozesse gefeiert. Vor diesem Hintergrund stellen wir uns in diesem Semester die Frage: Welche Bedeutung hat der Zufall heute in Bezug auf das Neue in Kunst und Design? Neben der Suche nach einer Antwort darauf besteht ein weiteres Ziel des Kurses darin, die Fähigkeit zu schulen, sich für Neues zu öffnen, Neues zu erkennen und Neues zu entwickeln. Die Reflexionen und Aktionen zum Themenkomplex werden in Verfahren wie Diskussion, Vortrag, Recherche, Rhetorik, Experiment und Dokumentation mit unterschiedlicher Zeitintensität durchgespielt. Sie umfassen die Bereiche Bildende Kunst und Editorial Design / Typografie. Die im Verlauf des Seminars entstehenden Arbeiten und Diskussionen werden dokumentiert. Darüber hinaus werden die Arbeiten Bestandteil eines Werkberichtes sein, der im Anschluss an das Semester veröffentlicht werden soll. — Prof. Kirstin Arndt und Prof. Jean Ulysses Voelker

6 – Editorial


Projekt #01

Fremdbild Selbstbild Wie sehen mich die anderen? An öffentlichen Orten, innerhalb eines selbst festgesetzten zeitlichen Rahmen jeden zehnten Passanten bitten, ein Foto von Ihnen zu machen. Stellen Sie eine Präsentation der Fotos zusammen.

Fremdbild Selbstbild – 7


8 – Fremdbild Selbstbild


Projekt #01

Wir nahmen zum fotografieren zwei kleine Digitalkameras. Bei beiden Kameras wurde das Display abgeklebt, sodass nicht zu erkennen war, was gerade im Fokus des Suchers lag. Die Fotografen konnten nur erahnen was gerade fotografiert wird, indem Sie die Höhe und den Abstand zum Motiv abschätzten. An einem belebten Platz sollte jede zehnte Person ein Foto von uns machen. Nach den ersten Bildern stellte sich heraus, dass einige der Personen durch das abgeklebte Display so irritiert waren, dass Sie sich selbst fotografierten. So entstanden Nahaufnahmen von Augen, Nasen und anderen Körperteilen .

 »Fremdbild

Selbstbild« auf der beiliegenden DVD

Fremdbild Selbstbild – 9


10 – Fremdbild Selbstbild


Projekt #01


12 – Fremdbild Selbstbild


Projekt #01

Fremdbild Selbstbild – 13


14 – Fremdbild Selbstbild


Projekt #02

Text-Fragmente Sammeln Sie Etiketten von Verpackungen/Dosen, Flaschen oder ähnlichem und erstellen Sie aus den Textfragmenten eine Geschichte.

Text-Fragmente – 15


16 – Text-Fragmente


Projekt #02

Für diese Aufgabe wurden verschiedenen Materialien wie Flaschenetiketten, Plastik- oder Pappverpackungen gesammelt. Nach anfänglichen Versuchen, die einzelnen Sätze auf den gesammelten Materialien zu sortieren und zu kombinieren, stellten wir fest, dass wir so nicht weiter vorgehen konnten. So schnitten wir einzelne Wörter und Teile von Sätzen aus und kombinierten diese zu einem zusammenhängenden Text. Als Endprodukt entstand ein Brief zwischen zwei Freundinnen.

Text-Fragmente – 17


Landliebe Liebe Rapunzel, Wie schön war es im letzten Urlaub die saftigen Mangos zu genießen! Dazu schwebt mir noch der herrliche Duft der Mangobäume in der Nase. Der blonde Mister Gervais ist reich und einzigartig lecker für zwischendurch – ganz gleich ob in der Schule, bei der Arbeit oder in der Freizeit und das im Herren-String (wiederholter Kontakt kann zu spröder oder rissiger Haut führen). Pink Lady nannte er mich genussvoll oder herzhaft-fruchtig Paradies-Kätzchen. Manometer, auf zum Mango-Tango! Sein Extra-Crispy-Kingsize-Fischstäbchen ließ mich feurig werden. I‘m lovin‘ it. Ja! Ich liebe ihn! Unsere edlen Kinder sind nur eine von vielen anspruchsvollen Kompositionen. Deine Gedanken sind frei und können Berge versetzen. Was ist deine Vision? Herzlich, Deine Milka

18 – Text-Fragmente


Projekt #03

Zugfahren ziel ist es mit dem Rheinlandpfalz-Ticket oder Studententicket Einen Tag, soviele Kilometer wie möglich, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Wählen Sie selbst die Parameter, in Hinblick auf den Zufall, unter denen Sie Ihre Reise machen. Dokumentieren Sie Ihre Reise in Wort und Bild.

Zugfahren – 19



Projekt #03

Freitag Morgen 7 Uhr. Treffpunkt: Hauptbahnhof Mainz. Die Ausrüstung besteht aus 2 HD Kameras, 1 Würfel, Proviant und 2 motivierten Studenten. Die festgelegten Parameter: 1. Immer die nächstmögliche Verbindung benutzen 2. Der Würfel bestimmt die Anzahl der zu fahrenden Stationen 3. In Dörfern mit dem ersten Menschen ein Foto machen 4. Ab 12.30 Uhr, bei 10 Minuten Aufenthalt, 1 Bier trinken Das Ergebnis nach 12 Stunden Fahrt, 13 Würfelwürfen, 19 Zugverbindungen, 22 angefahrene Stationen, 537,7 zurückgelegten Kilometern, 4,5 Litern Bier pro Person, nur einem Kontrolleur sind 2 ziemlich geräderte aber glückliche Studenten und die Erkenntnis, dass man im regionalen System der Deutschen Bahn im Rhein-Main-Gebiet prima Schwarzfahren kann, über 10 Stunden Videomaterial und ein daraus resultierender Film.

 »Throw

the dice« auf der beiliegenden DVD

Zugfahren – 21


22 – Zugfahren


Projekt #04

NEUES Kaufen Sie eine beliebige Zeitschrift und „überfliegen“ Sie alle Artikel in Bezug auf den Begriff „Neu“. Diese Sätze oder Passagen sind gegebenenfalls zu markieren, notieren, gruppieren, kategorisieren und interpretieren.

Neues – 23


Wir kauften der ersten Person im Zeitungskiosk Relay am Mainzer Hauptbahnhof die soeben gekaufte Zeitschrift nach. Das Ergebnis war das Pfiff!Magazin. Ein ein billiges Erotikmagazin mit den üblichen spannenden Reportagen wie man sie aus Fachmagazinen wie „Blitz Illu“ oder „Das neue Wochenende“ kennen. Softsex ohne Ende, schlechte Reportagen, langweilige Witzseiten und massenhaft Werbung für Telefonsex. Auf der Suche nach dem Wort „Neu“ viel uns schnell auf, dass das Wort „Neu“ zu 99% im Zusammenhang mit Telefonsexanzeigen wie beispielsweise: „NEU … gutbestückte Transen“ oder „Neu … Popo-Prinzessinnen“ auftauchte. So kamen wir zu dem Entschluss bei den Damen mal nachzufragen, was denn neu bei Ihnen sei.

»Neues mit Pfiff!« auf der beiliegenden DVD

Dieser Service nach nach dem Signalton mit 1,99€ pro Minute für Verbindungen aus dem Deutschen Festnetz berechnet.

(Musik) Schön das du anrufst, mein Name ist Lucy, wie heißt du denn? Ja, ich hab die Anzeige hier aus dem „Pfiff!-Magazin“ und da steht jetzt groß und breit „NEU“. Was ist denn jetzt neu bei euch? Was suchst du denn bitte? Ja, jung und verdorben. Sonst noch ‘nen Wunsch? Nee, das war‘s. Danke. Dann geht‘s jetzt los für dich. Ich wünsch‘ dir viel Spaß. Jo. Ciao.

(Rockmusik) Hallo hier ist Janine. Hallo. Hi, grüß‘ dich. Na wie geht‘s dir? Gut. Ja, dann fehlt dir ja gar nicht‘s mehr zu deinem Glück, oder? Ja, ich hab hier die Anzeige aus dem „Pfiff!-Magazin“ und da steht neu drüber. Was kannst du mir denn neues anbieten? (Lachen) … das kommt drauf an. Was wäre denn für dich neu? Irgendwas innovatives deiner Wahl, irgendwas neues, was du denkst was mich scharf macht. Oho … dann scheinst du ja topfit zu sein. Man kann was mit dir anfangen, oder? Ja, irgendwas neues. (Lachen) … Glaubst du ich hab das Fahrrad neu erfunden? Nein. Aber ich hab schon so einige Vorlieben … na, ich weiß ja nicht, ob sie dir auch gefallen könnten. Du möchtest jetzt nicht wissen wie ich aussehe? Nö, sag einfach mal. Ja, und ich mag sehr sehr gerne Oral, ganz lange und ganz ausgiebig. Dann gern auch mal irgendwo draußen oder im Auto. Ich verwöhn‘ zum Beispiel unheimlich gerne im Auto, wenn der andere sich auf die Straße konzentrieren muss. Das find ich schon toll. Notfalls kann man ja noch irgendwo auf den Parkplatz fahren. Und was macht man dann da auf dem Parkplatz? Du, auf jedem Parkplatz stehen so schöne Tische und Bänke, wo du mich drauflegen kannst. Und wenn ich dann die Beine so weit gespreizt über deine Schultern habe, dann kannst du mich richtig schön verwöhnen. Ja, das ist doch super. Hmm, das würde ich unheimlich toll finden. (Feel – Robbie Williams) Hallo. Hallo?

24 – Neues


Projekt #04

Wer is‘ denn da? Kannst du ein bisschen lauter sprechen? „Ja, wer is‘n da?“ hab ich gesagt? Der Daniel. Der Daniel. Wo bist‘n du gerade? Ich sitz gerade in meiner Küche. Ähm, ich hab auf jeden Fall Bock auf richtig neues. Ähm, was richtiges neues? Ja. Spinnst du? (Verlegenes Lachen) Wie bitte? Was meinst du denn damit, „Was richtiges neues“? Ja, irgendwas innovatives, irgendwas was für dich neu ist. Musst mir mal ‘nen Vorschlag machen. Hmm, welche Richtung … ähm … sprichst du denn da jetzt an? Das ich da mitreden kann. Ja, keine Ahnung. Wir können auch irgendwas Science-Fiction-mäßiges machen, oder so. Das willst du machen, halt? Ok. Ja, das muss auch jeden Fall mal irgendwas neues sein. Weil du liebst sowas, oder? Neue Dinge zu machen? Ja, neu ist auf jeden Fall geil. Hmm, und vor allem auch mit ‘ner anderen Person meinst du? Ja, natürlich. Jeden Tag, oder? Was neues? Bei dir? Oder? Nee, heute auf jeden Fall mal was neues. Nur heute. Ok. Du bist mir ja eine Wundertüte. Ja. Was denn? Ja was ist denn jetzt mit dem Neuen? (Verlegenes Lachen) Mach mal irgendwas geiles neues. Ähm, was geiles neues? Ja, was ist denn bei dir geil? Ja, was ist denn für dich geil und neu.

› NEUES – 25



Projekt #04

Ähm, na neues geiles? Na ja, kommt drauf an in welchem Bereich. Ja, das ist jetzt mal egal. Neu von hinten, geil von vorne, geil was weiß ich, mit dem Mund. Aber was ist denn neu und geil für dich? Na ja, mit dem Mund ist nicht neu für mich, aber ist immer geil. So von hinten find ich auch ganz geil, vor allem mit 2 Jungs. Ähm… Also das ist für dich neu und geil? Hmm, nein, das kenn ich ja schon, mit zwei Jungs. Aber ich hab das noch nicht so oft gemacht wie zum Beispiel mit dem Mund. Ja. Oder, wie zum Beispiel, ähm… öfters von hinten in den Popo rein. Das hab ich auch schon öfters gemacht, aber mit 2 Jungs hab ich‘s noch nicht so oft gemacht. Alles klar, danke schön.

Mein Ex hat mich verschoben in meinem Denken, in meiner Art und Weise wie ich das möchte auch … verstehst du? Alles klar. Öhm, ja. Ok. Alles klar. Danke.

Die Rufnummer wurde gesperrt. Eine Sperrung von unseren Dienste erfolgte aufgrund der Nichtzahlung von Call-by-CallDiensten.

(Cose della vita – Eros Ramazotti) Ja hallo, hier ist Juliette. Also ich bin auf jeden Fall Juliette, bin 25 und wer bist du? Ich bin der Daniel und ich hab auf jeden Fall Bock auf was neues. Ich würd‘ gern mal von dir wissen, was für dich neu ist. Du hast Bock auf was neues? Ja, was ist denn für dich neu? Was kannst du mir denn neues geiles anbieten? Was ich dir anbieten kann? Ohlala. Also, ich sag mal so, oho… meine letzten leckeren Erfahrungen. Ja? Stell dir einfach vor. Mach die Augen zu. Stell deinen Kopf auf Kopfkino Flatway-Play. Ja. Ich habe mich befunden auf einem heißen zwei mal zwei Meter fünfzig Lack-Laken, hab meinen Ex-Freund so richtig schön angepisst. Also ich saß auf ihm. Ok. Und während er in mich eindrang hab ich es so richtig schön laufen lassen. Und ich hatte währenddessen Lack und Highheels an. Ja, das ist doch super. Und das ist jetzt für dich neu und geil? Och, was willst du noch wissen von mir? Ich weiß es nicht. Ich weiß ja nicht wie weit involviert du bist in irgendwelche Art, Form und Weise. Was ist denn von deinem Geschmack für dich neu? Für meinen Geschmack neu und geil. Ohlala, dafür bin ich schon zu versaut. Ja, was ist denn dann? Neu versaut, was ist denn neu für dich? Was wär‘ denn neu? Was hab ich dir denn gerade gesagt? Wenn man sich gegenseitig anpisst. Ja, das gab‘s ja alles schon. Was ist denn neu für dich? Neu für mich, ist das mein letzter Freund sehr sehr schüchtern vor mir stand und mit mir Poppen wollte. Das ist für mich neu. Ok. Sonst sind immer alle nur Anal-Ficker und alle Muschi-Ficker, verstehst du? Ah, ok.

NEUES – 27



Projekt #05

Bauchschüsse Fotografieren Sie nach einem eigenem zeitlichen Raster (beispielsweise 1 Woche zu jeder vollen Stunde) Ihre Umgebung AusschlieSSlich aus Bauchhöhe. Fertigen Sie Serien an und werten Sie das Bildmaterial aus. Entwickeln Sie ein Konzept zur Präsentation Ihrer Ergebnisse.

Bauchschüsse – 29


Bevor die Aufgabe bekannt gegeben wurde, war für das bevorstehende Wochenende ein Besuch der FIBO, der weltweit größten Messe für Wellness, Fitness und Gesundheit, in Essen und ein Besuch eines Konzertes in Köln geplant. Entstanden sind in dieser Zeit 440 Bilder, die wir in einem kurzen Film zusammengefasst haben und ein Poster auf dem alle Bilder mit Hilfe eines Scriptes in Adobe InDesign zufällig gedreht, skaliert und positioniert wurden. Mittels des Effektes »Ineinanderkopieren« wurde so ein Muster erstellt.

 »440

Bilder in 88 Sekunden« auf der beiliegenden DVD

30 – Bauchschüsse


Projekt #05

Bauchschüsse – 31


32 – Bauchschüsse


Projekt #05

Bauchschüsse – 33


– Da es nicht möglich war einen Wert von 440 einzugeben beschlossen wir mit der Zahl 44 zu arbeiten.

34 – Bauchschüsse


Projekt #05

Bauchschüsse – 35


36 – Bauchschüsse


Projekt #06

TYPO EXPERIMENT Suchen Sie sich 20 Verschiedene Schriftarten aus und Experimentieren sie mit diesen.

TYPO EXPERIMENT – 37


38 – TYPO EXPERIMENT


Projekt #06

Wir suchten zufällig verschieden Schriften aus. Einer scrollte in Adobe InDesign die Liste der Schriften rauf und runter, bis der andere „Stop“ sagte. Auf diese Weise wählten wir mehrere, meist uns unbekannte, Schriften aus. Danach setzten wir mehrere Zitate zum Thema Zufall mit den ausgewählten Schriften und positionierten immer 5 Stück auf eine Din A4 Seite. Wir kauften Bügelfolie im gleichen Format und druckten die Zitate auf die Folien. Die fertigen Bügeltransferfolien bügelten wir dann auf ein weißes T-Shirt. Durch das verziehen des Stoffes entstanden optisch verzerrte Texte.

TYPO EXPERIMENT – 39


 Gebrüder Grimm Deutsches Wörterbuch

40 – TYPO EXPERIMENT


Projekt #07

Stadt ≠ Land Gehen Sie mit einem Zeichenblock, jedoch ohne Zeichenmittel (Stifte, Farben oder ähnlichem), in die Stadt und in die Natur und fertigen Sie mindestens 10 Zeichnungen zu, und in der jeweiligen Umgebung an. Präsentieren Sie die Ergebnisse im Original.

Stadt ≠ Land – 41


42 – Stadt ≠ Land


Projekt #07

Aus einem blanko Memory-Spiel mit 60 Pappquadraten (6x6cm) schnitten wir 6 verschiedene geometrische Formen (Quadrate, Dreiecke und Halbkreise). Wir fuhren auf‘s Land hinaus, bemalten und beklebten die Pappformen mit Blumen, Erde und anderen Dingen, die wir dort fanden. Die gleiche Anzahl an geometrischen Formen bemalten und beklebten wir mit Dingen, die wir in der Stadt fanden. Auf einem weißen Untergrund legten wir mit den Quadraten, Dreiecken und Halbkreisen neue geometrische Formen und machten einen Stop-Motion Film daraus.

 »Stadt-Land-Geometrie« auf der beiliegenden DVD


44 – Stadt ≠ Land


Projekt #08

Morgenzeichnungen Fertigen Sie Ăźber den Zeitraum von 4 Wochen jeden Morgen, direkt nach dem Aufwachen, eine Zeichnung an.

Morgenzeichnungen – 45


Ich schnitt 27 DIN A5 Formate aus Umzugskartons. Jeden Abend stellte ich 2-4 Sprühdosen mit fluoreszierendem Lack in unterschiedlicher Ausrichtung auf die Pappen an die Leiter meines Hochbettes. Morgens stieg ich die Leiter hinab und drückte mit dem großen Zeh auf die Sprühköpfe der am vorigen Abend positionierten Sprühdosen. Danach legte ich die besprühten Pappen auf ein anderes Stück Karton und zog es wieder ab. Durch das abziehen der Pappe entstanden interessante Strukturen. Aus den zufällig entstandenen Formen zeichnete ich jeden Morgen ein oder mehrere Monster. – Daniel Bretz

 »27

Morning Monsters« auf der beiliegenden DVD

46 – Morgenzeichnungen


Projekt #08


Aus einem handelsüblichen Rührgerät, Kordel, Gummis und verschiedenen Stiften baute ich eine Maschine, die für mich jeden Morgen nach dem Aufstehen, während ich auf die Toilette ging, eine generative Zeichnung anfertigte. Durch die Kombination zwischen Gummiband und Kordel konnte sich das Rührgerät frei bewegen und durch den stetig kleiner werdenden, sich darunter befindenen, Papierstapel, ergaben sich immer wieder neue Bewegungsmuster der Stifte. – Alexander Grazdanow

 »Generatives

Rührgerät« auf der beiliegenden DVD

48 – Morgenzeichnungen


Projekt #08

Morgenzeichnungen – 49


50 – Morgenzeichnungen


Projekt #09

Stegreif objekte Jede Gruppe notiert mindestens drei Substantive (gern auch Abstrakta) verdeckt auf jeweils einem Zettel. AnschlieSSend zieht jede Gruppe zwei beliebige Substantive. Aus diesen beiden Begriffen ist innerhalb von einer Stunde ein künstlerisches Objekt im Freien zu entwickeln und zu präsentieren.

Stegreif Objekte – 51



Projekt #09

Da an diesem Tag mein KursPartner Daniel verhindert war, schloss ich mich der Gruppe Breitenbach-Gebert-Zimmerhackl an. Wir bekamen die Begriffe Kind, Wasser, Haare zugeteilt. Nach kurzen Überlegungen kauften wir bei einer Drogerie der Kette Schlecker Produkte, die diesen Begriffen zuzuordnen waren, wie z.B. Haarschaum, Färbemittel, Kindergeburtstagskerzen und weitere Dinge. Nachdem wir alle Produkte miteinander zu einem Objekt gemischt hatten zündeten wir den Haarschaum an und das Objekt veränderte durch chemische Reaktionen seinen Zustand und seine Form.

Stegreif Objekte – 53


54 – Stegreif Objekte


Projekt #10

BADETAG Füllen Sie ein 300 Liter fassendes Planschbecken möglichst kreativ mit 50 Litern Rhein-Wasser.

BAdetag – 55


56 – Badetag


Projekt #10

Alle Gruppen agierten zusammen als eine Gruppe und bildeten eine Kette zwecks des Wassertransportes zwischen dem Rhein und dem Innenhof der FH. Es wurden Mülleimer, Wannen, Gläser, Mülltüten, Einkaufstüten und ähnliches benutzt. Nach einer Stunde war das große Planschbecken mit modrig stinkendem Rhein-Wasser gefüllt.

Badetag – 57


58 – Badetag


Projekt #11

Referat „Die apologie des zufälligen“ odo marquard

Referat – 59


Odo Marquard Apologie des Zufälligen – Philosophische Studien Apologie Eine Apologie (von spätlat. apologia, aus altgriech. apología für „Verteidigung, Rechtfertigung“) ist eine Verteidigungsrede beziehungsweise Verteidigungsschrift. Odo Marquard, * 26. Februar 1928 in Stolp (Pommern), studierte von 1947 bis 1954 Philosophie, Germanistik und Theologie in Münster und Freiburg. 1982 bis 1983 war er in Berlin „Fellow“ am Wissenschaftskolleg. 1993 wurde er in Gießen emeritiert. 1984 bis 1987 war er Präsident der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland. 1984 bekam er den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa. Sein Lebenswerk wurde 1996 mit dem Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik ausgezeichnet. 1998 wurde ihm für seine Beredsamkeit der Cicero-Rednerpreis verliehen. 2008 bekam Odo Marquard das Große Bundesverdienstkreuz.

60 – Referat

»In Apologie des Zufälligen: Philosophische Studien« von Odo Marquard geht es um die Rettung des Zufalls in der Philosophie. In der klassischen Schulphilosophie stehen das Materielle und der Zufall an letzter Stelle. Den höchsten Stellenwert hat die menschliche Seele inne. Immanuel Kant (* 22. April 1724 in Königsberg; † 12. Februar 1804 ebenda) behauptete: „(…) die menschliche Vernunft ist schlicht und einfach begrenzt“. Georg Wilhelm Friedrich Hegel (* 27. August 1770 in Stuttgart; † 14. November 1831 in Berlin) stellte wiederum die These auf: „(…) der menschliche Geist beginnt sich immer mehr zu vervollkommnen”. Hegel war sogar der Ansicht, dass der menschliche Geist irgendwann so weit entwickelt sei, dass er vollkommen sei und ohne den Menschen existieren könne. Der Mensch wäre irgendwann in der Lage vollkommene und absolute Entscheidungen zu treffen. Er erreiche irgendwann die Absolutheit und der Zufall spreche gegen die Freiheit und die Würde des Menschen. Odo Marquard widerspricht der These Hegels: „(…) der Mensch ist nicht absolut! Der Mensch ist endlich.“ Das wir Menschen genau diesem Naturgesetz unterliegen sei der Zufall schlecht hin, denn wir könnten auch einem anderem Naturgesetz unterliegen. Wir unterliegen jedoch zufälligerweise genau diesem Naturgesetz. Ein Mensch wird geboren und ein Mensch stirbt auch wieder. Marquard bezeichnet auch die Existenz von Leben auf der Erde als Zufall. Und diese These (Hauptthese des Textes) Odo Marquards steht gegen die Absolutmachung des Menschen in der Philosophie. Wir sind umgeben und geprägt von Zufällen. Er beschreibt unter anderem die Beliebigkeitszufälle, beispielsweise: Man öffnet den Kühlschrank und erblickt Wurst, Käse und Marmelade. Man greift die Marmelade und streicht sie auf ein Brot. Man hätte jedoch auch Käse oder Wurst nehmen können. Des weiteren schreibt Odo Marquard über die schicksalhaften Zufälle die uns umgeben. Schicksalszufälle, wie die Geburt und der Tod des Menschen; Zufälle, die wir nicht beeinflussen können. Zitat: „(…) das schicksalhaft Zufällige ist die Wirklichkeit unseres Lebens.” Marquard bezeichnet die Schicksalszufälle auch als Üblichkeiten, darunter auch die Üblichkeit schlecht hin, der Tod. Also stehen gegen die Absolutmachung des Menschen die schicksalhaften Zufälle und die Unvermeidlichkeit von Üblichkeiten. Die Vielseitigkeit des Lebens und die Schicksalszufälle bestimmen das Leben. Man kann sagen, dass zur Freiheit des Menschen die Anerkennung des Zufälligen gehört.


Projekt #11

Zitat Der Geist des Menschen wird nicht in der Lage sein sich so weit zu entwickeln, dass er Absolutheit erreicht und ohne den Menschen existieren kann. Dafür lebt der Mensch nicht lange genug.  Marquard, Odo: Apologie des Zufälligen. Philosophische Studien. Reclam, Ditzingen (1986) ISBN: 978-3770530656

Referat – 61


Impressum Gestaltung: Daniel Bretz und Alexander Grazdanow Projektleitung: Prof. Kirstin Arndt und Prof. Jean Ulysses Voelker Bildmaterial: Daniel Bretz und Alexander Grazdanow Sarah Krämer (S. 56-58) Schriften: Bitstream Vera Sans Mono Hoefler & Frere-Jones Gotham Bold Microsoft Webdings Papier: Weiß 80 g/qm Hellgelb 80 g/qm Druck: Druckerei Harth / Mainz Kontakt: www.danielbretz.de www.sayhellotoalex.com

62 – Impressum




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