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Garagengold

Die Geschichte des 50er-JahreRennwagens 350S darf höflich formuliert als „mythenumrankt“ verstanden werden.

Nicht zuletzt deswegen, weil es sich bei diesem Juwel um einen Sportprototyp handelt, von dem nur drei Exemplare gebaut wurden.

Rarer Raserati

TEXT VON ALEX KRISTAN, FOTOS: ADRIAN BATTY

DER 350 S entstammt einer Zeit, in der für Maserati nur ein Motto galt: weniger Sekunden auf der Rennstrecke heißt mehr Kunden im Schauraum. Die Rennabteilung der Modeneser bestand aus den Vier-Zylinder-Modellen 150 S und dessen größerem Bruder 200 S sowie den sechszylindrigen 250 S und 300 S. Um den mäßig erfolgreichen 300 S konkurrenzfähiger zu machen, hatten die Ingenieure bereits die nächste Eskalationsstufe namens 450 S in Planung, welche von einem V8-Motor befeuert werden sollte. Zu Beginn der Rennsaison 1956 waren zwar die Chassis fertig, jedoch nicht die Motoren. Bei Maserati entschied man sich daher kurzerhand für das waghalsige Projekt, das 3,5-Liter-Sechs-Zylinder-Aggregat aus dem Straßenmodell 3500 GT auf Renntrimm zu modifzieren und in das 300 S Chassis zu verpflanzen: Der 350 S war geboren.

Aller schnellen Dinge sind drei

Der erste Wagen trug die ChassisNummer 3501. Er wurde von Stirling Moss 1956 bei der Mille Miglia pilotiert, schied aber nach einem Unfall vorzeitig aus. Moss klagte über

„Die Originalität ist nicht vordergründig von Bedeutung für mich. Ich habe riesengroßen Spaß mit dem Auto und das zählt für mich.“

Rudolf Bromberger., Maserati-Fahrer

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1 Die Felgen sind feinstes italienisches Schuhwerk aus dem Hause Borrani. 2 Spartanisches Cockpit mit Holzlenkrad und dem mittig platzierten Drehzalmesser. 3 Arbeit für Feinmechaniker. Das Einstellen der Weber Doppelvergaser.

Unser Autor

Er ist als Stimmenimitator mit seiner „Individual Comedy“ einer der beliebtesten Acts bei TopEvents in ganz Österreich. Er parodiert seine Alter Egos in einer Qualität, die sogar die Originale selbst verblüfft. Derzeit tourt er mit seinem ersten Bühnen-SoloProgramm durch Österreich: JETLAG für ANFÄNGER. Infos und Termine dazu auf www.alexkristan.at.

Probleme mit der Lenkung und die miserable Straßenlage des 350 S. Zurück im Werk diente 3501 nur noch zu Testzwecken und wurde – wenn man den Vermutungen in den noch verbliebenen Aufzeichnungen Glauben schenken darf – Ende 1956 verschrottet. Fahrgestellnummer 3502 sollte ebenfalls 1956 bei der Mille Miglia an den Start gehen, jedoch entschied sich Maserati-Werksfahrer Piero Taruffi in letzter Sekunde doch für den leichteren 300 S. 3502 wurde dann gemeinsam mit einem 250 F Formel 1 Monoposto an den Mailänder Geschäftsmann Luigi Piotti verkauft, der zu seinem Freizeitvergnügen an diversen Autorennen, unter anderem der Formel 1, teilnahm. Der dritte 350 S entstand Anfang 1957 mit der Chassis- und Motornummer 3503 und wurde im selben Jahr von Hans Herrmann bei der Mille Miglia eingesetzt. Auch der Deutsche hatte trotz des versuchsweise eingebauten 3,5-Liter-V12- Triebwerkes kein Glück. Kurz nach dem Start beendete ein großer Steinbrocken auf der Straße nicht nur das Rennen für Herrmann, sondern auch die Karriere von 3503 als Werksauto. Der Wagen wurde wieder auf den V6-Motor zurückgebaut und verkauft. Seit den 60er Jahren tauchte er immer wieder in den Startlisten diverser Rennen wie beispielsweise in Goodwood oder Oulton Park auf.

Tu felix Austria

Seit 2009 befindet sich 3503 in Österreich und ist derzeit in der Obhut des Wiener Unternehmers Rudolf Bromberger. Die komplexe und etwas undurchsichtige Historie des Fahrzeuges sieht er recht entspannt: „Mir ist es relativ egal, ob dieser Maserati jetzt das echte Hans-Herrmann-Auto ist oder nicht. Die Originalität ist nicht vordergründig von Bedeutung für mich. Ich habe riesengroßen Spaß mit dem Auto und das zählt für mich.“ Ihm und den Veranstaltern von historischen Rallyes wie beispielsweise der Ennstal Classic ist es zu verdanken, dass man eine seltene Schönheit wie den 350 S auch heute noch in freier Wildbahn sehen und vor allem hören darf. Als begeisterter Oldtimer-Enthusiast ist Rudolf Bromberger auch Veranstalter der Vienna Classic Days, welche sich nach anfänglicher behördlicher Skepsis mittlerweile als Zuschauermagnet mit bis zu 15.000 Besuchern etabliert haben. Heuer gehen die Vienna Classic Days von 22. bis 24. August über die Bühne. Ein Besuch sei hiermit allen Freunden mobiler Tradition wärmstens empfohlen. Auch der 350 S wird zu bestaunen sein. ///

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Wie die meisten Rennwägen aus den 50-ern trägt auch der 350S sein Lenkrad rechts.

Der alte Spruch „win on sunday – sell on monday“ verleitet Autohersteller immer wieder dazu, ihr auf der Rennstrecke gewonnenes Know How, in Autos mit Straßenzulassung fürs begüterte Volk einfließen zu lassen.

Rare and well done

TEXT VON ALEX KRISTAN

Mercedes SLR „Stirling Moss“

DIESER LIMITIERTE Supersportwagen ist eine Reminiszenz an die glorreichen 50er Jahre und die Erfolge von Mercedes im Rennsport mit dem damaligen „Überauto“, dem 300 SLR. Mit diesem Fahrzeug trugen sich damals neben dem Namenspatron dieses Exoten, Sir Stirling Moss, auch so namhafte Fahrer wie Karl Kling und Juan Manuel Fangio in die Siegerlisten nahezu aller Rennen ein. Wer heute einen Anflug dessen erleben will, was die Heroen der damaligen Zeit fühlten, sollte neben einer gewissen finanziellen Flexibilität auch Purismus schätzen. Windschutz- und Seitenscheiben gibt es ebensowenig wie ein Dach. Dafür katapultiert der 650 PS starke Motor den Benz in unter 3,5 Sekunden auf 100km/h. Die Spitze ist erst bei 350 erreicht. Ein Vollvisierhelm erspart das mühsame Entfernen der Mücken zwischen den Zähnen. www.mercedes-benz.at

Porsche Carrera GT

Der Carrera GT wurde von 2003 bis 2006 in Leipzig gefertigt. Ähnlichkeiten zu dem in der Hauptgeschichte vorgestellten Maserati 350 S finden sich im beabsichtigten Einsatzgebiet Rennsport. Ursprünglich sollte der Motor in einem von Porsche fast zur Einsatzreife entwickelten Le-Mans-Prototyp bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start gehen. Allerdings wurde der Start des Sportprototyps verworfen und stattdessen sein Motor und das Chassis sowie einige Technikkomponenten in den straßenzugelassenen Carrera GT übernommen. Weder der Motor noch der entwickelte Le-Mans-Prototyp wurden bisher in einer Rennserie zum Einsatz gebracht. Ab rund 330.000 Euro starten die Preise für gebrauchte Carrera GTs.

Maserati Barchetta

DIE ERSTE ZEILE auf der Broschüre der 1991 anlässlich des 77. Jahrestages der Maserati-Gründung vorgestellten Barchetta sagte aus, worum es bei diesem Auto ging: „Eine Rückkehr zur Maserati-Tradition“. Inspiriert von 50er-Jahre-Rennwägen wie dem 300 S und A6GCS war die Barchetta in erster Linie für den 1992 und 1993 ausgetragenen Markenpokal gedacht. Die rote Flunder bestand aus einem Alu-Zentralrohrrahmen und Verbundwerkstoffen mit integriertem Tank. Das Fahrwerk orientierte sich an zeitgenössischer Formel-1-Technik. Mit einem Leergewicht von 775 kg und 315 PS Leistung aus dem Zweiliter-V6-Biturbo-Motor zeigte der Mittelmotor Roadster eindrucksvoll seine Gene aus dem Rennsport. Insgesamt entstanden 17 Stück und erzielen heute Liebhaberpreise jenseits der 200.000 Euro.

toptipps

Schnelles Design

Der Motorrollerhersteller Kymco mischt mit seiner Tochtermarke Klever nun auch im E-Bike-Bereich mit: Das ungewöhnliche Design des Klever S25 wurde bereits mit dem red dot design award ausgezeichnet. Und mit dem S45 ist nun auch ein schnelles S-Pedelec im Programm.

www.klever-mobility.de

Information, Service und fliegende Mountainbiker. Mit dem ARGUS Bike Festival Anfang April beginnt die Wiener Radsaison so richtig.

MEHR ALS 120.000 Menschen lockte das Bike Festival im Vorjahr auf den Rathausplatz. Das Geheimnis des Erfolgs ist wahrscheinlich die bunte Mischung: Der kostenlose Fahrradcheck stellt ein nettes Serviceangebot zu Frühlingsbeginn dar. Die Bike-Messe zeigt die Trends der Saison, darunter Falträder, aber auch E-Bikes, die ihr betuliches Image abgeschüttelt haben: Starke Motoren bei den SPedelecs und kräftige Farben sorgen für ungeahnte Fahrfreude. Testfahrt gefällig? Kein Problem. Eine Sonderausstellung zeigt die „allerersten Mountainbikes“, außerdem sind klassische Rennräder aus den 70er und 80er Jahren zu sehen – mittlerweile begehrte Kultobjekte. Die Fahrrad-Kinder-Welt vermittelt den Kleinen Spaß und Sicherheit auf zwei Rädern.

Wilde Flugshow

holt. Das Extra-Preisgeld für den besten Trick streifte Publikumsliebling Pavel Alekhin mit der Weltpremiere eines „Backflip Barspin to Barspin to Tailwhip“ ein. Auch diesmal werden viele der Starter in Wien zum ersten Mal ihre im Winter einstudierten neuen Tricks auspacken. Umso mehr, weil die neuen Rampen höhere Sprünge und damit noch wildere Tricks möglich machen.

Vom Rathaus zum Riesenrad

Gemütlicher geht es bei der 4.Wiener RADpaRADe zu: Am 6. April setzt sich um Punkt 12 Uhr eine fröhliche Prozession beim Burgtheater in Bewegung. Mehr als 10.000 Radfahrer drehen ohne Autolärm und bei grüner Welle eine Runde durch die Stadt. Neu ist die Strecke, sie führt dieses Mal zum Riesenrad im Prater.

Beim Vienna Air King der Mountainbiker fliegen wieder die 50 weltbesten Dirt Rider über den Rathausplatz. Im Vorjahr hat der Kanadier Brett Rheeder den begehrten Titel ge

ARGUS Bike Festival, 5. & 6. April, 9–18 Uhr, Wiener Rathausplatz, Eintritt frei, www.bikefestival.at

Drei Räder, zwei Akkus

Es gibt mittlerweile wahrscheinlich keinen Fahrradtyp, der nicht auch als E-Bike erhältlich ist. HP Velotechnik hat sich der Liegeräder angenommen und beim E-Trike Gekko fx als Besonderheit einen zweiten Akku installiert. So reicht die Kapazität gleich doppelt so weit.

www.hpvelotechnik.com

Ach du dickes Rad!

Fatbikes bieten mit ihren extra breiten Reifen auf losem Untergrund wie Sand, Matsch oder Schnee besonders gute Fahreigenschaften. Eine Federung ist nicht notwendig. In der Stadt ist ein Fatbike – wie der Pilger von Velotraum – ein unschlagbarer Blickfang.