100% BUER (02/2022)

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BUER AKTUELL

Obst und Gemüse – sind das die neuen Luxusgüter? 100% BUER hat sich auf dem Wochenmarkt umgehört Der Buersche Wochenmarkt ist sehr beliebt. Jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag findet man dort ein breites Angebot an frischen, regionalen und hochwertigen Lebensmitteln sowie Blumen, Textilien und Haushaltswaren. Viele Besucher, auch aus benachbarten Städten, finden den Weg in die City. Doch wird es dabei bleiben? Besonders Obst und Gemüse sind stark von den aktuellen Preissteigerungen betroffen. Spargel z. B. erlebt

die höchste Preissteigerung beim Gemüse, hier ist mit einer Preiserhöhung von 25-40 Prozent zu rechnen – das sind mindestens 60 Cent bis 1,20 Euro mehr pro Kilo. Wird es zu einer Abkehr von frischen, gesunden Produkten kommen? Wird eine gesunde und ausgewogene Ernährung für uns demnächst zu teuer? 100% BUER hat beim Markthändler in dritter Generation Andreas Wojda (Foto) nachgefragt.

Denken Sie, es wird durch die aktuellen Preissteigerungen eine mögliche Abkehr von frischen regionalen Produkten geben oder ist man bereit, mehr dafür auszugeben? Das Bewusstsein der Verbraucher steigt. Sie wissen, dass es auf dem Markt immer etwas teurer ist als im Supermarkt. Allerdings erhalten sie bei uns auch eine viel höhere Qualität und Frische. Das kann sich vielleicht nicht jeder erlauben, aber wir haben hier seit Generationen unsere Stammkunden, die schon immer bereit waren, etwas mehr auszugeben.

Was ist Ihre persönliche Einstellung zur Preiserhöhung? Ich persönlich sehe hier bei der Ware, die ich verkaufe, keine derartige Preissteigerung. Nur bei den Tomaten. Alles andere hält sich noch im Rahmen. Jedoch muss ich diese Preissteigerung als Händler auch weitergeben, sonst kann ich am Markt nicht mehr existieren. Hätten Sie dazu konkrete Zahlen für mich beispielsweise wie der Spargel oder Erdbeeren-Preis vor bzw. nach der Erhöhung ist? Um wie viel Prozent ist der Preis gestiegen? Das kann ich für diese Saison noch nicht genau sagen. Das ist auch vor allem bei diesen Produkten wetterabhängig. Haben wir einen kalten Frühling, werden die Preise höher sein. Bekommen wir einen warmen Frühling und somit auch eine bessere Ernte, werden die Preise günstiger ausfallen.

Werden denn die Besucherzahlen zurückgehen? In Buer sehe ich diese Gefahr nicht. Es gibt einige Märkte hier in der Umgebung, die stark nachgelassen haben und auch in absehbarer Zeit verschwinden werden. Es ist ein sehr personenbezogenes Geschäft – viele Händler müssen auch aus persönlichen und / oder Altersgründen aufhören. Wenn dann dieser Händler verschwindet, nimmt er auch automatisch seine Stammkunden mit. Aber in der Corona-Zeit sind auch wieder einige Kunden dazugekommen, weil viele aufgrund von Homeoffice mehr Zeit hatten, auch mal den Markt zu besuchen.

Weiß man denn die frischen Lebensmittel aufgrund der Preiserhöhungen dann wieder mehr zu schätzen? Werden Sie zu etwas Besonderem? Das sollte so sein. Aber unseren Stammkunden war das schon immer bewusst. Dass denen dies jetzt bewusster vor Augen geführt wird, davon gehe ich nicht aus.

Denken Sie denn, dass Essen demnächst zu teuer wird, um eine gesunde, ausgewogene Ernährung zu führen? Die Preissteigerung ist da, das steht fest. Aber sie wird sich einrenken. Es ist bezahlbar. Wenn man auf den europäischen Vergleich achtet, sieht man ganz klar, dass Deutschland mit am wenigsten für die Lebensmittel zahlt.

Was halten Sie denn von der Aussage: „Gesunde Ernährung darf kein Luxus sein“? Stimmen Sie zu? Ja, auf jeden Fall. Jedoch sollte man erst mal festlegen, wo Luxus anfängt und wo die Basis- / Grundversorgung beginnt. Gesunde Ernährung gehört zu der Grundversorgung, von daher sollte sie bezahlbar bleiben.

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Was macht denn einen Einkauf auf dem Wochenmarkt so einzigartig? Warum sollte man ihm ein Besuch abstatten? Wir zeichnen uns dadurch aus, dass wir sehr engagierte Händler haben, die immer darum bemüht sind, ihren Kunden frische Ware zu präsentieren und sie beim Einkauf bestmöglich zu beraten. Außerdem zeichnet sich der Buersche Wochenmarkt durch sein vielfältiges Angebot aus. Nina Wieschollek

Das Interview wurde vor der russischen Ukraine-Invasion geführt.


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