Der badischer Winzer 02.04.2021

Mitteilungsblatt des Badischen Weinbauverbandes

Badischer Weinbautag

Digital referiert und diskutiert Weinbergbegrünungen

Nicht alle Pflanzen sind erwünscht

APRIL | 2021

Der Badische Winzer

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INHALT ■ Weinbauverband Badischer Weinbautag digital Den Klimawandel im Blick Neue Dachmarke für Baden Schritt nach vorn beim Zollstreit Prämierung der Frühlings-/Sommerweine

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■ Junges Baden Vorbereitung: Wahl der neuen Badischen Weinhoheiten

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■ Baden aktuell Online-Geschäft des Badischen Winzerkellers wächst „Schmeck den Süden“-Gründungsbetriebe geehrt

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■ Fachartikel Mit kürzeren Laubwänden die Reife verzögern Bodenbewuchs managen Leitfaden zur Düngung von Ertragsreben Schulungspflicht für Berufskraftfahrer vermeidbar Neues im Prognosesystem „VitiMeteo“ Im Wein für Klarheit sorgen Arbeitshinweise für den April ■ Marktplatz Wein Deutscher Marktanteil gestiegen

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■ Wein und Genuss Dinner im Camper

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■ Weite Weinwelt Norditalien: Hüter des Ur-Prosecco

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■ Aus der Wirtschaft Produkte und Firmeninfos

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■ Termine/Impressum Fortbildungen, Wettbewerbe, Veranstaltungen

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■ Dieser Ausgabe liegen Beilagen unserer Kunden Cheminova Deutschland GmbH & Co. KG und Agrardienst Baden GmbH bei.

■ Zum Titelbild Frühlingserwachen in den Weinbergen bei Gengenbach: im Bild die Jakobuskapelle auf dem Bergle. Bild: Johanna Obrecht

April 2021 Der Badische Winzer

Beim digitalen Badischen Weinbautag ging es unter anderem um Unterstützungsmaßnahmen für denWeinbau und den Klimawandel.

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Höhere Temperaturen führen zu einer früheren Reife, so dass Weine mit unerwünscht hohen Alkoholgehalten und geringen Säurewerten entstehen. Kürzere Laubwände könnten die Zuckergehalte senken.

Seiten 14–17

Restaurantbesuche sind seit Monaten nicht möglich. Das brachte kreative Köpfe auf die Idee des WohnmobilDinners. Beim Weingut Weber in Ettenheim haben wir es ausprobiert.

Seiten 40–41

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LEITARTIKEL

Impfen statt einschließen

RAINER ZELLER Präsident

ir befinden uns im Jahr Zwei der LockdownPolitik. Das öffentliche Leben in Deutschland ist von Einschränkungen merklich gezeichnet und so langsam scheint auch der Rückhalt in der Bevölkerung für diese Politik zu schwinden.

Wir als Badischer Weinbauverband haben die Eindämmungsbemühungen der Bundesund Landesregierung bisher immer unterstützt. Etwa indem wir unseren Mitgliedsbetrieben frühzeitig empfohlen haben, Hygienekonzepte auszuarbeiten und diese bestmöglich umzusetzen. Wir selbst haben konsequent auf die Durchführung größerer Veranstaltungen verzichtet und sind auf digitale Konzepte ausgewichen.

Doch diese Bemühungen scheinen immer weniger zielführend, denn die Inzidenzwerte steigen trotzdem. Zwar ist dieser Anstieg wohl hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass endlich flächendeckend getestet wird, doch Berlin bleibt scheinbar auf diesen Wert fixiert. Die Inzidenz entscheidet, ob gelockert oder geschlossen wird – heute „hü“ und morgen „hott“. Eine vernünftige Strategie lässt sich, wie so oft in dieser Krise, nicht erkennen. Erst kam der Lockdown zu spät und wurde zu lax gehandhabt und bis heute wird er wieder und wieder ausgeweitet.

Nach allem, was wir der Medienberichterstattung in den zurückliegenden Monaten entnehmen konnten, wäre ein harter Lockdown im Herbst 2020 vermutlich wirkungsvoller gewesen, um die Zahlen auf ein Minimum zu reduzieren, flankiert von einer wirksamen Test- und Impfstrategie. Die Voraussetzungen dafür hätten allerdings schon wesentlich früher geschaffen werden müssen.

Tatsächlich aber ist zu lange zu wenig passiert. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass in Deutschland erst 3,9 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sind, während selbst die Vereinigten Staaten mit ihrem oft gescholtenen Gesundheitssystem immerhin 12,9 Prozent Impfquote vorweisen können?

Dieses Impfdebakel ist leider nicht der einzige Kritikpunkt, den ich vorbringen möchte. Ich spreche auch ganz gezielt die anhaltenden Schließungen der Gastronomie an. Gastronomen und Hoteliers gehör-

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ten mit zu den ersten Unternehmern, die in ihren Häusern wirksame Hygienekonzepte umgesetzt hatten. Schließlich kann sich jemand, der vom Gast lebt, unmöglich erlauben, dessen Wohlergehen aufs Spiel zu setzen. Trotzdem müssen die Wirte noch immer auf eine Öffnungsperspektive warten. In harten

»Wir unterstützen die Forderungen unserer Partner aus Gastronomie und Hotellerie«

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Zahlen ausgedrückt bedeutet das einen Umsatzverlust im deutschen Gastgewerbe von 35,2 Milliarden Euro. 5,2 Milliarden Euro an Umsatz fehlen allein in Baden-Württemberg. So ein Verlust kann nicht wieder aufgeholt werden. Er wird sich nachhaltig auf die Entwicklung der Betriebe auswirken. Viele werden schließen. Laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) denkt fast ein Viertel der Befragten über eine Betriebsaufgabe nach.

Davon werden dann auch die Zulieferer, also Weingüter und Winzergenossenschaften, stark getroffen.

Wir können hier nicht schweigend zusehen und unterstützen daher die Forderungen unserer Partner aus Gastronomie und Hotellerie nach einer Perspektive. Die muss aber deutlich über Hilfsprogramme und Transferleistungen hinausreichen.

Der Badische Winzer April 2021

INTERVIEW

Mit vereinten Kräften Am 18. Februar hat Sie Landwirtschaftsminister Peter Hauk in Ihr neues Amt als Leiterin des Staatlichen Weinbauinstituts Freiburg eingeführt und beglückwünschte Sie dabei zu einem „Top-Job“ in der Landwirtschaftsverwaltung. Sind Sie schon komplett angekommen, schon alles „top“?

Nach nunmehr fünf Wochen im Amt kann man noch nicht von „komplett“ angekommen sprechen. Es bieten sich jeden Tag neue Aufgaben und spannende Themen, die nach und nach bearbeitet werden möchten. „Top“ ist es aber bereits, dass der Job mir sehr viel Spaß macht. Meine Devise, den zukünftigen Weg gemeinsam – kooperativ und mit vereinten Kräften – zu gehen, versuche ich jeden Tag umzusetzen.

Leitungserfahrung in staatlichen Einrichtungen der grünen Branche bringen Sie ja schon mit, zuletzt als Leiterin des Landwirtschaftsamts am Landratsamt Lörrach. Wo gibt es mit der Leitung des Staatlichen Weinbauinstitutes Schnittmengen, was ist ganz anders?

Forschung die Fragestellungen der Auswirkungen des Klimawandels, die Umsetzung des Biodiversitätsstärkungsgesetzes, die Weiterentwicklung der Rebenzüchtung und die Vermarktung von Sekt und Wein.

In welchen Bereichen sehen Sie das Weinbauinstitut schon gut aufgestellt?

Gibt es Bereiche, die Sie noch verstärken wollen?

Mein Vorgänger Dr. Rolf Steiner hat in den letzten 16 Jahren das Weinbauinstitut geprägt und die praxisorientierte Forschung für den Weinbau vorangebracht. Dies sehe ich als sehr gute Grundlage, den Forschungsauftrag mit den aktuellen Themen weiter auszubauen. Zudem ist es mir ein Anliegen, die Öffentlichkeitsarbeit des Weinbauinstitutes zu verstärken.

Welche Vorstellungen haben Sie davon, wie die Forschungsarbeit des Instituts mit dem Praxisalltag der Winzerinnen und Winzer verzahnt werden soll?

Wie soll hier die Kommunikation laufen?

Schnittmengen gibt es natürlich auf der Verwaltungsebene – die Organisation eines Landratsamtes ist zwar unterschiedlich zu der Organisation einer Landesanstalt, aber die Fragestellungen der Verwaltung sind vergleichbar. Neu beziehungsweise anders ist natürlich der Bereich Forschung und der des Staatsweingutes.

Mit persönlichen Gesprächen und auch Arbeitsgruppen habe ich bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Ein Ziel ist es, den bisherigen Austausch des Weinbauinstituts mit der Praxis zum Beispiel mit Strategiegesprächen weiter zu verstärken und somit die Anliegen und Fragestellungen der Winzer in die Forschungsarbeiten aufzunehmen.

Wo sehen Sie die größten fachlichen Herausforderungen für das Weinbauinstitut in der Zukunft, um die Winzerinnen und Winzer in Baden zu unterstützen: im Klimawandel, bei den politischen und gesellschaftlichen Anforderungen von der Umweltseite, den Herausforderungen des Marktes oder dem Druck bei den Kosten?

Wie schätzen Sie das Interesse der breiten Öffentlichkeit an Forschungsthemen zu Weinbau und Wein ein?

Gibt es dahingehend Vorstellungen und Ziele?

Der Weinbau ist vor allem die Existenzgrundlage vieler Familienbetriebe – diese Betriebe und den Erhalt des Weinbaus mit den Möglichkeiten der Forschung zu unterstützen, sehe ich persönlich als ein besonders wichtiges Ziel an.

Weitere wichtige Bereiche der Institutsarbeit sind neben der praxisorientierten

April 2021 Der Badische Winzer

Gespräch mit Dr. Bettina Frank-Renz

Dr. Bettina Frank-Renz ist neue Leiterin des Staatlichen Weinbauinstitutes in Freiburg.

Sie war zuvor Leiterin des Landwirtschaftsamtes im Landkreis Lörrach und war unter anderem davor auch einige Jahre Weinbaureferentin im Stuttgarter Ministerium Ländlicher Raum.

Das Interesse der breiten Öffentlichkeit und damit auch der Weinkonsumenten an der Forschung schätze ich sehr hoch ein. Hierzu gibt es bereits erste Überlegungen und Ideen, wie die Arbeit des WBI transparenter und interessanter − auch für die breite Öffentlichkeit − präsentiert werden kann. Ein erster Ansatz ist, das 100-jährige Bestehen des WBI dieses Jahr mit „100 + 1“ nachzuholen – ob dies mit der aktuellen PandemieEntwicklung gelingt, bleibt leider abzuenz warten.

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WEINBAUVERBAND Badischer Weinbautag mit Mitgliederversammlung

Verlässlichkeit gefordert und zugesagt

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ie Digitalversion des Weinbautags hat technisch bestens funktioniert. Dennoch stellte Rainer Zeller, Präsident des Badischen Weinbauverbandes, gleich zu Beginn der Mitgliederversammlung klar: „Hoffentlich das nächste Mal wieder live, um nach der Veranstaltung mit einem Glas Wein anstoßen zu können.“ Zeller und weitere ehren- und hauptamtliche Mitglieder der Verbandsspitze waren die einzigen, die in der Offenburger Oberrheinhalle auf dem Podium in gebührendem Abstand voneinander präsent waren.

In seinem Rückblick auf das vergangene Jahr nannte Rainer Zeller die Corona-Pandemie an erster Stelle. Die noch nie dagewesene Ausnahmesituation habe der badischen Weinwirtschaft große Verluste zugefügt – beispielhaft nannte er die ausgefallenen Weinfeste und die geschlossene Gastronomie.

Als positiv hob der Präsident die gestiegene Teilnahme an der Landesweinprämierung hervor: „Die Ehrungen untermauern das Qualitätsbewusstsein des badischen Weinbaus. Darauf können wir stolz sein.“

Unterstützung und Planungssicherheit nötig Stolz könne der Berufsstand auch auf den erfolgreichen Volksantrag mit insgesamt 90 000 Unterschriften sein, der letztlich in den kooperativen Ansatz des Biodiversitätsstärkungsgesetzes mündete.

Rainer Zeller machte klar, dass auf dem gemeinsamen Weg die ganze Gesellschaft gefordert sei. „Wir brauchen zielgenaue Unterstützungsmaßnahmen, um Nachteile ausgleichen zu können, und wir brauchen Planungssicherheit“, unterstrich der Verbandspräsident. Ohne Unterstützung drohe Betrieben

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die Luft auszugehen. Landwirtschaftsminister Peter Hauk, zugeschaltet aus Stuttgart, zeigte Verständnis für den Anpassungsdruck der Branche. „Ich kann Ihnen versichern, dass wir Ihre Anliegen ernst nehmen. Die Landesregierung ist verlässlicher Partner der Weinwirtschaft“, betonte er gegenüber den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei der Mitgliederversammlung an den Bildschirmen.

Minister präsentiert Leistungsbilanz Dabei wartete Hauk mit einer aktuellen Leistungsbilanz seines Ministeriums und der Landesregierung für den Weinbau im Land auf. So seien im Jahr 2020 insgesamt fast elf Millionen Euro an Fördermitteln aus der EU-Weinmarktordnung an Betriebe in Baden-Württemberg ausbezahlt worden – für Umstrukturierungsmaßnahmen, Verarbeitung und Vermarktung sowie Absatzförderung. Das Land setze sich dafür ein, dass die Förderprogramme auch in der nächsten EU-För-

Bild: Franz Benz

Auch der Badische Weinbauverband hat neue Kommunikationsformate genutzt und am 11. März mehrere hundert Teilnehmer am BadischenWeinbautag nicht in Offenburg in der Oberrheinhalle begrüßt, sondern an Bildschirmen in Baden und darüber hinaus.

Die reizvollen Reblandschaften Badens erhalten sich nicht von alleine: Es ist eine Daueraufgabe des Badischen Weinbauverbandes, die Politik darauf hinzuweisen.

derperiode 2024 bis 2027 kontinuierlich weitergeführt werden. Steillagen habe das Land 2020 über das Förderprogramm „Handarbeitsweinbau“ mit einer Million Euro aus dem Landeshaushalt gefördert. Für das Pheromonverfahren gegen den Traubenwickler seien im vergangenen Jahr 1,8 Millionen Euro Landesfördermittel geflossen.

Der Minister machte zudem auf das Pilotprojekt „Förderung von Versicherungsprämien für Einund Mehrgefahrenversicherungen im Obst- und Weinbau“ aufmerksam. Mit dem Projekt werde die eigenbetriebliche Vorsorge von landwirtschaftlichen Betrieben gegen witterungsbedingte Risiken wie Starkfrost, Sturm und Starkregen unterstützt. Die bisherige

Verband reichlich gefordert Aus dem Tätigkeitsbericht von Peter Wohlfarth, Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes, für 2020 geht hervor, wie unterschiedlich und reichhaltig der Verband im vergangenen Jahr gefordert war. Dazu war wegen der Pandemie besondere Flexibilität in mehrerlei Hinsicht gefragt.

Ein kurzer, stichwortartiger Abriss über die Aktivitäten 2020: ➜ Neuwahl des Verbandspräsidiums ➜ Einsatz für Steillagenweinbau ➜ Volksantrag und Einbringen berufsständischerAnliegen ins Biodiversitätsstärkungsgesetz auf Landesebene ➜ Einsatz gegen den Entwurf desAk-

tionsprogramms Insektenschutz auf Bundesebene ➜ Ausgestaltung des neuenWeinbezeichnungsrechts ➜ Arbeiten an der neuen Dachmarke Baden Der Badische Weinbauverband hat Wohlfarth zufolge derzeit 459 Mitglieder, darunter 75 Winzergenossenschaften mit über 15 000 Einzelmitgliedern, und 355 Weingüter. Der Rest sind fördernde Mitglieder.

Digitalisierung hat der Verband unter anderem auf der weiterenAgenda stehen. Dadurch sollen die Information der Mitglieder und die Kommunikation mit ihnen verbessert werden. enz

Antragsfläche im Weinbau bezifferte Hauk auf rund 8000 Hektar. Das Pilotprojekt stehe auch 2021 zur Verfügung. Ab 2022 sei geplant, das Programm dauerhaft zu etablieren. „Sicher ist das aber noch nicht. Es hängt davon ab, wer künftig regiert und wie regiert wird“, schränkte der Minister dazu ein.

Als jüngstes Förderprogramm nannte Hauk die Förderung überbrieblicher Infrakstruktur für Bewässerung.

„Vor großen Herausforderungen“ Entschärft werden konnte nach Überzeugung des Landwirtschaftsministers das geplante Insektenschutzpaket der Bundesregierung. Der kooperative Weg in Baden-Württemberg, eingeschlagen mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz, sei nicht verbaut. „Gleichwohl“, so der Minister, „steht der Weinbau vor großen Herausforderungen“. Zur Bewältigung setzt der Minister für den Weinbau auf Forschung, Innovation und moderne Technologie. Rückwärtsgewandheit und Romantik führen nach seiner Überzeugung dagegen nicht weiter.

Verbandspräsident Rainer Zeller sprach dem Minister sodann stellvertretend für die badischen Winzerinnen und Winzer seinen Dank aus für die Unterstützung des Landes, gab ihm aber angesichts der zahlreichen Herausforderungen und Anforderungen auch mit: „Sie können sich sicher sein, dass wir immer wieder bei Ihnen auf der Matte stehen.“ enz

Der Badische Winzer April 2021

Fachvorträge auf dem Badischen Weinbautag

Den Klimawandel im Blick

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rofessor Hans R. Schultz, Präsident der Hochschule Geisenheim University, präsentierte in seinem Vortrag „Weinbau – Klimawandel – Nachhaltigkeit: eine Gleichung mit zu vielen Variablen?“ ernüchternde Fakten. Danach ist das Lebensmittelsystem global aus der Balance. Es gebe 2,5 Milliarden übergewichtige, 815 Millionen hungernde und zwei Milliarden unterernährte Menschen. „Billige Lebensmittel sind teuer“, betonte er mit Nachdruck.

Wesentliche Kosten seien für

Verbraucher nicht eingerechnet, so die für die Umwelt und das Klima. Das System erdrücke die Landwirtschaft und mache einen bewussten Umgang mit Ressourcen fast unmöglich.

Warum billige Lebensmittel teuer sind Schultz sieht in diesem Lebensmittelsystem den primären Auslöser des Verlusts an Biodiversität, von menschengemachten Treibhausgas-Emissionen, Wasserverschmutzung, Abfall und Landverlust. Es zementiere zudem soziale Unge-

Bild: imago images

Was der Klimawandel für den Weinbau in unseren Breiten bedeutet und wie sich in der Praxis auf steigende Umweltanforderungen reagieren lässt, waren Themen, die auf dem Badischen Weinbautag von Fachreferenten beleuchtet wurden. Daneben ging es um Fragen des Anwenderschutzes bei Rebarbeiten.

rechtigkeit und vernachlässige kulturelle Eigenschaften.

Schultz benannte Stellschrauben, mit denen Landwirtschaft und Weinbau dem Klimawandel begegnen können. So müssten Wasserverbrauch und Bodenerosion minimiert, Düngerund Pflanzenschutzmitteleinsatz müssten effizienter werden. Es gelte, landwirtschaftliche und weinbauliche Böden in

Vieles in der Weinwirtschaft hat Relevanz für das Klima, so auch das Gewicht der Weinflaschen.

Senken für Treibhausgase (THG) zu verwandeln. Bisher seien sie Quellen für THG. Zu Problemlösungsmöglichkeiten für Winzer zählt der Geisenheimer Fachmann den Einsatz neuer Technologien, neue BioPflanzenschutzprodukte, pilztolerante Rebsorten, alternative Produktionssysteme, verbesserte Prognosemodelle und ein größeres Netz an Wetterstatio-

WEINBAUVERBAND nen. Auch im Keller gebe es Potenziale für das Klima – beispielhaft warf Schultz den Blick kritisch auf das Gewicht der Glasflaschen.

Weitere Themen Hier die weiteren Vortragsthemen und die Referenten: ➜ „Anwenderschutz: Der aktuelle Stand bei Nachfolgearbeiten“ Dr. Andreas Kortekamp, Leiter des Institutes für Phytomedizin am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz ➜ „Pilzwiderstandsfähige Rebsorten – Eine Chance für den badischen Weinbau?“ Ernst Weinmann, Abteilung Weinbau, Resistenz- und Klonenzüchtung, Staatliches Weinbauinstitut Freiburg ➜ „Phenolische Reife: Einflussnahme im Weinberg und Anpassungen in der Oenologie“ Professor Dominik Durner, Leiter des Dualen Studiengangs Weinbau und Oenologie Rheinland-Pfalz, Weincampus Neustadt.

Moderiert wurde der Vortragsteil des Badischen Weinbautages von Holger Klein, stellvertretender Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes. ➜ Die Fachvorträge des Badischen Weinbautages können auf dem YouTube-Kanal des Badischen Weinbauverbandes aufgerufen werden. Link: https://kurzelinks.de/kvep enz

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Marketing

„Wir geben Baden ein neues Profil“ Eine neue Dachmarke für dasWeinanbaugebiet und die gesamte Region Baden ist das Ergebnis eines intensiven Profilierungsprozesses, den der Badische Weinbauverband zusammen mit der Weinwerbung und anderen Beteiligten angestoßen hat.

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er künftig seinen Urlaub in Baden verbringt, dort lebt, arbeitet oder auch Produkte aus der Region genießt, kann das im Bewusstsein tun, den Garten Deutschlands zu genießen. So lautet dann auch der neue Slogan: „Baden – Der Garten Deutschlands.“ Die neue Positionierung als Garten Deutschlands ist das Ergebnis intensiver Analysen, in denen wir uns und unsere Region ganz genau betrachtet haben.

Daraus haben sich gewisse Markenkerne herauskristallisiert.

Baden steht für: Genuss, Gelassenheit, Natürlichkeit und Kreativität und für eine gewisse Vielfalt, die sich schon aus den unterschiedlichen Landschaften vom Bodensee bis an die Bergstraße ergibt. Diese Vielfalt zu einem stimmigen Bild zusammenzuführen, war eine Herausforderung, die wir mit dem Garten-Bild wunderbar lösen konnten.

Der Garten ist Ort der Begegnung, des Rückzugs, des Genusses und natürlich auch der Lebensfreude. Im Garten kann man sich entspannen, zur Ruhe kommen, aber auch aktiv sein und Freunde treffen und einfach die Natur genießen. Im Garten können sich alle treffen.

Das Garten-Bild weckt automatisch Emotionen, denn es ist tief

in unserer Kultur verankert. Für die Deutschen hat der Garten eine ganz besondere Bedeutung, einer aktuellen Umfrage zufolge ist der Lebenstraum der meisten ein Haus mit Garten.

Vielleicht hat auch dieser Umstand mit dazu beigetragen, dass die neue Positionierung Badens in ersten Umfragen so gut angenommen wurde. Die positiven Ergebnisse zweier Marktforschungsstudien haben uns in unserer Idee bestätigt und stimmen uns sehr zuversichtlich, dass die neue Dachmarke schon bald nicht nur in der Weinwerbung, sondern auch vom Tourismus, der Gastronomie, von Unternehmen und landwirtschaftlichen Erzeugern genutzt wird.

Denn eines ist sicher: anschlussfähig ist diese Marke. Sie verbindet traditionelle Werte mit Ideen und Trends unserer Zeit

wie Natürlichkeit und Nachhaltigkeit.

Angestoßen wurde der Prozess der Neupositionierung aus der Weinbranche heraus mit dem Ziel, unterschiedliche Akteure wieder unter einem gemeinsamen Markendach zu vereinen.

Dieses Dach soll aber auch ausreichend Platz für andere Branchen sowie eine gemeinsame Identität für ganz Baden bieten.

So wird die Idee von Baden als Garten Deutschlands Schritt für Schritt ins Bewusstsein der Verbraucher transportiert.

Als Markeninhaber möchte der Badische Weinbauverband die Marke, nachdem die rechtliche Eintragung erfolgt ist, als Erkennungsmerkmal und Herkunftszeichen für die Weine der geschützten Ursprungsbezeichnung Baden nutzen. Die neue Marke wird sich dann bald auf Werbeträgern der Weinwerbung wiederfinden. Außerdem wird der Weinbauverband seine zukünftige Ausrichtung auf die Inhalte und Werte der neuen Marke abstimmen. Holger Klein Bild: BWV

Für unabdingbar in der Diskussion zum Klimawandel hält der Geisenheimer Professor, dass öffentliche Fördermittel national wie international künftig an Maßnahmen gekoppelt werden, die THG-Emissionen reduzieren. Zudem müssten der Lebensmittelhandel und die Verbraucher bereit sein, das Problem anzugehen. „Wir brauchen ein true cost accounting und das dringend“, forderte Schultz.

Diesen und die weiteren Vorträge beim Badischen Weinbautag hat der Badische Weinbauverband aufgezeichnet und auf seinen YouTube-Kanal gestellt – Link siehe unten.

Bild: BWV

Lebensmittelhandel und Verbraucher gefordert

Die auffällige und elegante Typografie mit unterschiedlichen Schriftarten soll nicht nur Interesse wecken, sie ist auch ein erster Verweis auf die Vielfalt Badens. Diese Vielfalt wird, genau wie die Markenwerte, im Garten-Thema aufgegriffen

Der Slogan „Baden – Wein aus dem Garten Deutschlands“ ist eine Erweiterung der Kernmarke, die in der Vermarktung genutzt werden kann, etwa als Herkunftszeichen für Weine der geschützten Ursprungsbezeichnung Baden. Adaptionen für andere Branchen sind möglich.

Der Badische Winzer April 2021

Aussetzung

Schritt nach vorn beim Zollstreit Das von der EU und den USA vereinbarte Moratorium für die Strafzölle im Streit um Beihilfen für Boeing und Airbus ist bei Politik und Weinwirtschaft auf ein positives Echo gestoßen.

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ie zunächst für vier Monate vereinbarte Aussetzung trat Mitte März in Kraft.

Die EU-Kommission wolle nun hart daran arbeiten, in dieser Zeit eine Lösung für die dauerhafte Abschaffung zu finden, erklärte der geschäftsführende stellvertretende Generaldirektor der Generaldirektion Handel, Rupert Schlegelmilch. Als „wichtigen Schritt nach vorn“ bezeichnete EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis die Aussetzung der Zölle. Dieses Moratorium bedeute einen Neuanfang in den Beziehungen zu dem größten und wirtschaftlich wichtigsten Partner der EU. Ein „gutes Signal“ sieht auch

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in der vorläufigen Einigung. Sie stellte klar, dass Strafzölle nicht das Mittel der Wahl sein könnten; vielmehr müsse man im Dialog Lösungen finden.

Ermutigend Als ein „äußerst ermutigendes Signal“ bezeichneten die EUAusschüsse der Bauernverbände (COPA) und der ländlichen Genossenschaften (COGECA) die Aufhebung der Zölle. Ebenfalls von einer „guten Nachricht“ für die Branche sprach der Präsident des Deutschen Weinbauverbandes (DWV), Klaus Schneider. Die Winzer

könnten endlich aufatmen. Die USA seien nicht nur für EU-Weine, sondern auch für Weine aus deutschen Anbaugebieten mit Abstand der größte Exportmarkt, und die Zölle hätten verheerende Auswirkungen gehabt.

Der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Weinexporteure (VDW), Gerhard Brauer, erklärte, die Branche hoffe nun sehr, dass die EU-Kommission und die US-Behörden einen Kompromiss fänden, um den Streit endgültig zu beenden.

Laut DWV und VDW haben die von den USA verhängten Strafzölle von 25 % auf EU-Weine 2020 zu einem Rückgang der Exporte insbesondere deutscher Weißweine von rund 20 % geführt. EU-weit seien die Ausfuhren sogar um 54 % zurückgegangen.

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Export-Entwicklung Wie das Deutsche Weininstitut (DWI) mitteilt, verringerte sich 2020 sowohl die exportierte Weinmenge als auch ihr Wert um jeweils 9 % auf 953 000 Hektoliter und 277 Millionen Euro. Allerdings gab es Gewinner und Verlierer: So hatten die deutschenWeinerzeuger in Richtung USA wegen der Strafzölle einen Wertverlust von 19 % bzw. 12 Millionen Euro zu verkraften. Das Minus bei den Mengen ist mit 6 % Prozent moderat ausgefallen, weil die Marktbeteiligten einen Teil der strafzollbedingten Verteuerung aufgefangen haben.Auch rückläufig waren die Exporte nach China, Kanada und in die Niederlande. Gut lief es im Geschäft mit den skandinavischen Ländern. red

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April 2021 Der Badische Winzer

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Prämierung

Ein Bilderbuch-Jahrgang Der Badische Weinbauverband präsentierte die Frühlings- und Sommerweine des Jahrgangs 2020. Ausgeprägte Frische und Fruchtigkeit kennzeichnen die aktuellen Spezialitäten.

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nders als gewohnt konnte der Badische Weinbauverband die prämierten Frühlings- und Sommerweine des Jahrgangs 2020 in diesem Frühjahr nicht im Rahmen einer Pressekonferenz mit anschließender Verkostung vorstellen. „Das ist umso bedauerlicher, wenn man um die ausgezeichnete Qualität des aktuellen Jahrgangs weiß. In meinem gesamten Berufsleben kann ich mich an nur wenige Jahrgänge erinnern, die aus Sicht des Winzers so unkompliziert waren wie 2020“, erklärt Verbandsgeschäftsführer Peter Wohlfarth. „Wenn es überhaupt etwas an diesem Bilderbuchjahrgang zu mäkeln gibt, dann nur, dass wir von den ausgezeichneten 2020ern etwas weniger Menge haben werden als in durchschnittlichen Jahren.“ Weine, die bei der Badischen Weinprämierung eine Medaille erhalten, sind von bester Qualität. Der Anspruch daran ist hoch. Nur wenn ein Wein die Goldmedaille der Badischen Gebietsweinprämierung erhalten hat, darf er sich zur „Spitze der Badischen Frühlings- und Sommerweine“ zählen. Zugelassen waren wiederum Weißweine, Roséweine und Spätburgunder Weißherbste mit einem maximalen Alkoholgehalt von 12,5 % Vol.

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die Ergebnisse der nunmehr 18.

Frühlings- und SommerweinVerkostung: Von 95 Weinen, die zur Verkostung angestellt wurden, dürfen sich 58 zur Spitze der Badischen Frühlings- und Sommerweine zählen. Sechs Weine erreichten die Traumpunktzahl 4,6 (von 5). Weitere drei 2020er haben mit 4,55 Punkten die Spitze nur um einen Hauch verfehlt. Die Hitliste der Sorten führen in diesem Jahr der Müller-Thurgau beziehungsweise Rivaner an, gefolgt von Gutedel und Riesling. Ganz vorne mit dabei sind auch weiße Cuvées und Roséweine.

Wohlfarth empfiehlt: „Wer sich von der Qualität unserer animierenden Weiß- und Roséweine überzeugen möchte, der sollte nicht zu lange warten, sich mit einem Vorrat einzudecken.“ Schließlich sei die ver-

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Das hochsommerliche Wetter unmittelbar vor der Weinlese hatte zu einer Konzentration am Rebstock und somit zu einer natürlich bedingten Ertragsreduktion geführt. Allerdings bescherten die nahezu idealen Vegetationsbedingungen den Winzern auch ausgesprochen gesundes und reifes Lesegut.

Somit sind die Erwartungen an die 2020er Weine zu Recht hoch. Wie vielversprechend der Jahrgang tatsächlich ist, zeigen

Spitzenweine Mit hervorragendem Charakter überzeugten die Cuvée aus Rivaner und Muskateller Qualitätswein trocken der Opfinger Winzer, der Sauvignon Blanc Qualitätswein trocken des Kappelrodecker Winzerkellers Hex vom Dasenstein, der Riesling Kabinett trocken der Alde Gott Winzer in Sasbachwalden, der Auxerrois Kabinett trocken des Weinguts Ackermann in Schmieheim, der Rote Gutedel Qualitätswein trocken des Weinguts Löffler in Staufen-Wettelbrunn und der Sauvignon Blanc Qualitätswein trocken des Weinguts Nägelsförst in Baden-Baden-Varnhalt.

Diese sechs Weine erhielten jeweils 4,6 Punkte, gefolgt von weiteren saisonalen Spezialitäten wie Rosé, Weißburgunder, Silvaner oder auch Scheurebe. Rund 83 % der ausgezeichneten Weine sind im Übrigen trocken ausgebaut, im Vorjahr waren es knapp 80 %. red/pl Bild: Weinbauverband

Ideale Traubenqualität

fügbare Menge der prämierten Frühlings- und Sommerweine begrenzt und der Durchschnittskonsum pro Haushalt im zurückliegenden Jahr leicht gestiegen.

Die Weinmenge der insgesamt 58 ausgezeichneten Frühlingsund Sommerweine des Jahrgangs 2020 beläuft sich auf fast 700 000 Liter, also auf fast eine Million Flaschen. Mit lediglich rund 1,10 Mio. hl ist die Weinmosternte 2020 allerdings deutlich geringer ausgefallen als 2019 (ca. 1,25 Mio. hl). Entsprechend liegt der Durchschnittsertrag von 70,5 hl/ha im Jahr 2020 deutlich unter dem langjährigen Mittel (77,1 hl/ha). Darauf lässt sich auch die geringere Zahl der 95 Anstellungen zurückführen, die im Vorjahr noch bei 110 lag.

Eine Goldmedaille kennzeichnet die prämierten Frühlings-/Sommerweine.

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raditionell beginne die Saison der Bereichsweinprinzessinnen-Wahlen bereits Ende April im Kraichgau und ende im September mit der Wahl der Ortenauer Weinprinzessin, informiert Verbandsgeschäftsführer Peter Wohlfarth.

Da auf unabsehbare Zeit weder Bereichsweinfeste noch andere größere Veranstaltungen in gewohntem Umfang stattfinden werden, haben die Verantwortlichen nach Gesprächen mit den amtierenden Weinhoheiten entschieden, die Wahlen in den Bereichen auszusetzen. Bereits im zurückliegenden Amtsjahr haben die Hoheiten Corona-bedingt kaum Termine wahrnehmen können. Das ist unbefriedigend und den potenziellen Weinbotschafterinnen nicht zuzumuten.

Termine, die trotz Einschränkungen in den Bereichen stattfinden, sollen die im Juni neu gewählten Badischen Weinhoheiten übernehmen. Somit sei ein gut gefüllter Terminkalender sichergestellt. Vorausgesetzt, die Pandemie-Situation

entspannt sich, könnte die für den 11. Juni angesetzte Krönungsveranstaltung im Konzerthaus in Freiburg wie gewohnt durchgeführt werden.

Auf jeden Fall solle den amtierenden Hoheiten ein würdiger Abschied bereitet und ein neues Trio auf die Reise im Auftrag des badischen Weines geschickt werden.

Im vergangenen Jahr hatte der Weinbauverband die Amtszeit der Badischen Weinhoheiten um ein Jahr verlängert. red

Infoabend Nach dem Motto „Einfach mal machen! Könnte ja gut werden!“ laden die amtierende Badische Weinkönigin Sina Erdrich und die Badische Weinprinzessin Hanna Mußler am Dienstag, 6. April, um 19 Uhr zum Infoabend per VideoChat ein. Interessentinnen können per E-Mail an e.sutter@ba discher-weinbauverband.de den Zugangslink anfordern. ❑

re, Forschung und die universieit 1. April verstärkt Professotäre Infrastruktur für die Zeit rin Caroline Ruiner das Leinach Corona zukunftsfähig auftungsteam der Universität Hostellen.“ Prof. Ruiner forscht unhenheim um Prof. Korinna Huter anderem dazu, welche Verber (Lehre), Prof. Julia Fritzänderungen die Digitalisierung Steuber (Forschung) und Prof. in der Arbeitswelt bewirkt und Andreas Pyka (Internationales). wie man digitale Arbeit motivieRuiner, die erste Prorektorin für rend, gesund und Digitale Transforsicher gestalten mation an der kann. „Wir werUniversität Hoden nach Corona henheim, soll das bei Studium und QuerschnittstheArbeit sicherlich ma in Lehre, Fornicht auf das Digischung und Hochtalisierungs-Nischulorganisativeau vor der Krise on vorantreiben. zurückfallen“, erDer Senat der klärt die desiUniversität in gnierte ProrektoProf. Caroline Ruiner Stuttgart wählte sie in dieses neue wurde ins Leitungsteam der rin. „Wir wollen die positiven Uni Hohenheim gewählt.

Ehrenamt, dessen Trends erhalten Bedeutung durch und die digitale Transformation die Corona-Pandemie stärker in an der Uni Hohenheim aktiv, koden Fokus gerückt ist. „Bioökooperativ und zukunftsorientiert nomie und Digitale Transformagestalten – dafür benötigen wir tion“ – so umriss der Titel des auf ein strategiebasiertes Konzept fünf Jahre ausgelegten Konfür die Zukunft.“ zepts bereits davor die SchwerGearbeitet wird bereits daran, punkte. Jetzt hat diese Strategie den Status der Digitalisierung mit Prof. Caroline Ruiner ein Gean der Universität Hohenheim sicht bekommen. zu erfassen. Geplant wird unter Der Digitalisierung habe die Coanderem ein „Thinktank“, in rona-Pandemie Schub gegeben, den sich alle Fakultäten und erklärte der Senatsvorsitzende, auch die verschiedenen StatusProf. Stephan Dabbert. „Diesen gruppen einbringen können. red müssen wir nun nutzen und Leh-

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Bild: Uni Hohenheim/Schmid

In Abstimmung mit den Bereichsvorsitzenden der neun Weinbaubereiche hat das Präsidium des Badischen Weinbauverbandes beschlossen, dieWahlen der Bereichsweinprinzessinnen in diesem Jahr aufgrund der Einschränkungen auszusetzen.

Gault & Millau

Verjüngte Jury soll für frischen Wind sorgen tudierende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heilbronn testen künftig Weine für den Gault & Millau Weinführer. Die Anregung, die Wein-Jury um 18 Studierende der DHBW Heilbronn zu erweitern, gab Otto Geisel. Der Publizist und Gründer des Münchner Instituts für Lebensmittelkultur rief in den 2000ern gemeinsam mit der heutigen DHBW-Rektorin, Prof.

Nicole Graf, den deutschlandweit einzigartigen Studiengang BWL-Food Management ins Leben. Seit 2001 ist Geisel als Ex-

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April 2021 Der Badische Winzer

perte im Bereich der Weinverkostung und -bewertung für den Gault & Millau tätig, seit letztem Jahr als Leiter des ExpertenBeirats. Jetzt holte er Studierende mit ins Boot und sorgte so für eine Verjüngung des renommierten Weinführers.

Jünger und heterogener „Von jungen Verkoster-Teams versprechen wir uns frischen Wind, die Jury soll heterogener und jünger werden, da auch die Zielgruppen jünger werden“, so Geisel. Zu verkosten waren rund 800 Weiß-, Rot- und Schaum-

weine an drei Tagen im DHBW Sensoricum, dem Laborzentrum der DHBW Heilbronn.

WTM-Studierende seien dafür sowohl sensorisch geschult als auch durch korrespondierende Themen wie Food Pairing besonders für das Tasting qualifiziert, erklärt Geisel. Der neue WeinGuide soll im Frühjahr erscheinen. Jedes Anbaugebiet wird darin porträtiert und Hauptrebsorten wie Silvaner in Franken, Spätburgunder in Baden oder Trollinger in Württemberg vorgestellt. Die Weingüter selbst mit ihren jeweiligen Weinen so-

wie die besten Weine unter 10 Euro werden beschrieben und bewertet. „Neu ist, dass es zu jedem Anbaubereich zusätzlich Einkaufs-, Restaurant- und Hotel-Tipps geben wird“, verrät Otto Geisel.

Seit letztem Jahr hat Hubert Burda Media die Lizenz für den internationalen Restaurantund Wein-Guide übernommen und will diesen moderner und hybrider gestalten: Die Guides werden klassisch wie bislang als Print-Produkte veröffentlicht, zusätzlich sollen digitale und soziale Kanäle bedient werden. red

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BADEN aktuell BADISCHER ERFOLG

Badischer Winzerkeller

Ein 2017 Spätburgunder Großes Gewächs aus dem Winzerkeller Hex vom Dasenstein hat im „Decanter World Wine Award“ den ersten Preis gewonnen. Er kehrt mit 93 von 100 möglichen Punkten aus Großbritannien zurück. Kellermeister Thomas Hirt ist stolz auf das Ergebnis red

Kein Anspruch auf Vollständigkeit Die Auflistung erfolgreicher Betriebe aus Baden erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Veröffentlicht werden können nur jene Preisträger, von denen die Redaktion des Badischen Winzers per EMail Nachricht erhalten hat. red

Online-Geschäft wächst Die Digitalisierung hat im Haus der badischen Winzer Einzug gehalten. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch die Einschränkungen wegen der Corona-Krise. ir stellen fest, dass die digitale Dynamisierung auch bei uns im Genossenschaftsbereich neue und aktuelle Wege geht“, so die Vorstände André Weltz und Eckart Escher. „Unser Online-Geschäft wächst gedeihlich. Die CoronaZeiten beflügeln das Wachstum im digitalen Bereich spürbar.

Wir gehen fest davon aus, dass sich unser Onlineshop respektive der digitale Absatz zu einem wichtigen Baustein in der Weinvermarktung entwickeln wird.

Erst Recht beim Blick auf die internen Prozesse vom Weinberg bis ins Weinregal. Das Gebot der Wirtschaftlichkeit lebt sich auch im Weingeschäft über die Digitalisierung aus. Hier ist weiter Potenzial nach oben“, betonen sie.

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Lebendiger Austausch ANZEIGE

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Mitgliederversammlungen sind nun per Video-Call möglich, wie es heißt. Bisherige Einzelerfahrungen zeigten, dass ein profunder und lebendiger Austausch am Bildschirm möglich ist. Doch könne ein digitaler

der stärker in diese Entwicklung einzubinden“. Weiter betonen die Vorstände: „Wir wollen die DNA unserer Wein- und Erzeugerwelt auch über die digitale Dimension der Kommunikation noch näher vermitteln und haben neue und digitale Medienformen im Blick, um den Badischen Winzerkeller als modernen und in der Digitalisierung voranschreitenden Erzeugerbetrieb für badischen Wein weiterzuentwickeln.“ red

Austausch das Persönliche nicht komplett ersetzen. „Aber wir wollen Inhalte möglichst direkt, schnell und nachhaltig austauschen können“, so die beiden Vorstände, „Markt und Unternehmensentwicklung stellen uns auch im Umgang mit den Gremien und unseren Mitgliedern vor neue Herausforderungen.

Der Austausch muss an Geschwindigkeit und Intensität weiter zunehmen. Die Digitalisierung bietet uns Chancen, auch in diesem Feld weiter voranzukommen und den Transformationsprozess im Winzerkeller weiter erfolgreich voranzutreiben und Ob Onlineshop oder Mitgliederversammlung: Im Haus der unsere Mitglie- badischen Winzer ist die Digitalisierung angekommen.

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Winzergenossenschaft Ihringen

Unterstützung für Musikverein m zweiten Jahr in Folge präsentiert die Kaiserstühler Winzergenossenschaft einen besonderen Roséwein. Entsprechend der Resonanz im Vorjahr gibt es eine Corona-Weinedition „Merlot & Cabernet Sauvignon Rosé“ mit dem Slogan „Wir halten zusammen“. Ein Teil des Erlöses wurde im vergangenen Jahr an den DRK-Ortsverein Ihringen-Wasenweiler gespendet. Dieses Jahr unterstützt die WG Ihringen den Förderverein Musikverein Ihringen, wie das Unternehmen mitteilt. Neben dem Verzicht auf Proben, Auftritte, Konzerte und gelebte Kamerad-

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schaft fehlen dem Verein wichtige Einnahmen aus abgesagten Veranstaltungen, weggebrochenen Mitgliedsbeiträgen oder einbehaltenen Spendengeldern. Auf der anderen Seite werden finanzielle Mittel für die Anschaffung von Noten, den Unterhalt von Instrumenten und Uniformen benötigt. Ganz zu schweigen von den Kosten für den Dirigenten und die Ausbildung von Jugendmusikerinnen und -musikern.

Die Jugendarbeit hat im Musikverein Ihringen traditionell einen sehr hohen Stellenwert, wie es heißt. Aktuell bildet der Mu-

sikverein rund 40 Nachwuchsmusikerinnen und -musiker an verschiedenen Instrumenten für das Jugend- oder Hauptorchester aus. Um diese Ausbildung überhaupt zu ermöglichen, sind spielbare Instrumente die wichtigste Grundlage. Diese Anschaffungen können der Verein, die Eltern und die Jugendlichen – vor allem in der aktuellen Situation – kaum alleine schaffen.

Aus diesem Grund wurde im vergangenen Jahr der Förderverein Musikverein Ihringen gegründet, der dem Musikverein künftig finanziell unter die Arme greifen soll. red

Der Badische Winzer April 2021

Bild: ZVG

Auf Insel vorn

KURZ NOTIERT

„Schmeck den Süden“

Gründungsmitglieder geehrt Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch hat die neun Gründungsbetriebe des Projekts „Schmeck den Süden“ ausgezeichnet, das seit 25 Jahren besteht. lle unsere Schmeck-denSüden-Gastronomen eint die Überzeugung, dass die regionale Küche das Beste ist, was man auf den Tisch bringen kann: frisch, von gleichbleibend hoher Qualität und kreativ zubereitet“, sagte Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Projekts. Neun badenwürttembergische Gastronomie-Betriebe waren bei der Gründung der Schmeck-denSüden-Initiative 1996 dabei, verteilt im ganzen Land, darunter auch das Landidyll Hotel zum Kreuz im Glottertal. Aufgrund der aktuellen Situation konnten die Betriebe nicht zu ei-

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ner gemeinsamen Auszeichnungsfeier eingeladen werden.

Deshalb besuchte Gurr-Hirsch in der Woche vor der Messe Intergastra digital alle Gründungsmitglieder in ihrer Gastronomie und gratulierte. Im Rahmen der Messe sprach auch der Vorsitzende der „Schmeck den Süden“-Gastronomen, Thomas Heiling, selbst Gastronomie-Betreiber in Böblingen: „Die Gründungsbetriebe waren vor 25 Jahren der Zeit weit voraus und wurden teilweise auch belächelt. Heute gehen viele den regionalen Trend. Aber unsere Betriebe lassen sich jährlich auf die Herkunft der Produkte überprüfen“, sagte er.

Die Kooperation „Schmeck den Süden“ hat das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz gemeinsam mit dem Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Baden-Württemberg und der MBW Marketinggesellschaft ins Leben gerufen. Gemeinsam wird die heimische Gastronomie, insbesondere die ländliche Gastronomie, bei der Vermarktung regionaler Produkte unterstützt.

Ziel des Projekts ist es zum Beispiel, die Produkte, die gemäß den Bestimmungen der Qualitätsprogramme des Landes, des Qualitätszeichens Baden-Württemberg und des Biozeichens Baden-Württemberg, erzeugt wurden, in der weiter an Bedeutung gewinnenden regionalen Gastronomie nachvollziehbar anzubieten und zu vermarkten. red

Wechsel Odin Bauer, langjähriger Kellermeister des Weinguts Freiherr von Gleichenstein, hat Ende März den Betrieb auf eigenen Wunsch verlassen. Nach vielen Jahren als Kellermeister und vertrauensvoller Zusammenarbeit im Weingut möchte sich der 54-Jährige neuen Herausforderungen stellen. Für das Ehepaar von Gleichenstein und den Kellermeister war es selbstverständlich, dass er bis zum Ende seiner Tätigkeit in gewohnter Weise den Ausbau des neuen Weinjahrgangs verantwortet hat. Ab April wird der Kaiserstühler Johannes Köster die Nachfolge antreten. red

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LAUBARBEITEN Klimawandel

Laubwand-Management als Methode der Reifeverzögerung

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as wärmere Klima könnte die Einkürzung der gängigen hohen Laubwände zugunsten einer kürzeren Laubwand ermöglichen.

Die weinbauliche Ausgangssituation hat sich in den letzten Jahrzehnten aufgrund des Klimawandels erheblich verändert. Da zu erwarten ist, dass dieser Trend sich fortsetzt, ist eine Anpassung an die neuen Gegebenheiten auch mit Blick auf die zukünftige Entwicklung unabdingbar. Neben Überlegungen zur Erweiterung des Sortenrepertoires mit südlichen Arten ist auch ein Überdenken der Anbaumethoden nötig. Der frühere Reifebeginn der Beeren führt zunehmend zu folgenden Effekten: ■ Erhöhte Alkoholgehalte der Weine; ■ Geringere Säuregehalte des Mostes und der Weine und damit verbunden zum Teil sehr hohe pH-Werte im Most; ■ Verringerte Aromatik der Beeren aufgrund kürzerer Vegetationsphase.

Mittlerweile sind diese Effekte zunehmend extremer und bedingen dadurch alkoholischere Weine. Um die sortenspezifische Aromatik und Weine mit moderaten Alkoholgehalten zu erhalten, sollten Maßnahmen getroffen werden, um die Reife zu verzögern. Durch den

früheren Austrieb resultiert insgesamt eine längere Vegetationsperiode. Damit hat die Rebe im Vergleich zu früher einen potenziellen Energieüberschuss, welchen sie für einen früheren Abschluss des generativen Jahreszyklus durch die Reife sowie eine stärkere Zuckereinlagerung nutzt.

Für den Winzer kann dieser Überschuss die Möglichkeit einer Verringerung des BlattFrucht-Verhältnisses bedeuten, ohne dass sich negative Auswirkungen auf den Stock oder Ertrag bemerkbar machen. Theoretisch bedingt eine Verringerung des Blatt-FruchtVerhältnisses auch eine langsamere Einlagerung von Zucker und Säureabbau, so dass die Beeren später im Jahr bei tieferen Temperaturen ausreifen würden. Die häufig beobachtete Diskrepanz zwischen physiologischer Reife und Zuckerreife wäre damit behoben.

In Freiburg und Ihringen Um diese Überlegungen zu untersuchen, läuft in Freiburg und in Ihringen ein Versuch mit Weiß- und Spätburgunderreben. Hauptaugenmerk liegt auf dem Einfluss der Laubwandhöhe auf die Reifedynamik insbesondere mit Blick auf eine mögliche Reifeverzögerung. Die generellen Einflüsse

Bild: Klodt

Höhere Temperaturen, insbesondere im Frühjahr, führen zu einer erheblich früheren Traubenreife, so dass regelmäßig Weine mit unerwünscht hohen Alkoholgehalten und geringen Säurewerten entstehen. Kürzere Laubwände mit kleinerem BlattFrucht-Verhältnis könnten tendenziell die Zuckergehalte senken.

Variante mit Rückschnitt und Laubwandhöhe von 80 Zentimeter.

Der erste Rückschnitt findet nach der Blüte statt der Maßnahmen auf die Rebe und die Arbeitsabläufe im Weinberg werden ebenfalls beobachtet.

Versuchsaufbau Die Auswirkungen der Einkürzungsmaßnahmen wurden seit 2014 auf einer Weißburgunderfläche in Freiburg sowie ab 2018 auf einer Spätburgunderfläche am Blankenhornsberg untersucht. Zu den Entwicklungsstadien Schrotkorngröße bis Traubenschluss (BBCH 73 bis 77) wurden Rückschnitte nach folgendem Schema durchgeführt: ■ Kontrolle mit einer traditionellen Laubwandhöhe von 130 Zentimetern; ■ Rückschnitt auf eine Laubwandhöhe von 80 Zentimetern; ■ starker Rückschnitt auf eine

Laubwandhöhe von 50 Zentimetern.

Die Einkürzung wurde teilweise händisch mit einer Gipfelschere oder mechanisch mit einem Vorschneider durchgeführt. Bei allen Maßnahmen erfolgte ein zweiter Rückschnitt. Die weiteren Arbeiten wurden betriebsüblich durchgeführt.

Handhabung der Anlagen Um die Auswirkung auf die Reife und Qualität der Trauben zu dokumentieren, wurden die Traubeninhaltsstoffe mittels Grapescan-Analysen von Beerenproben und dem Most bestimmt. Außerdem wurden Beobachtungen zur generellen Handhabung der Anlagen und dem Verhalten der Rebe gesammelt. Eine sensorische

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Der Badische Winzer April 2021

Abb. 1: Mostgewichte bei der Lese – Weißburgunder*

Abb. 2: Gesamtsäure bei der Lese – Weißburgunder*

* Freiburg 2014−2020 *Freiburg 2014–2020. Erläuterung für Abbildung 1 bis 4: Boxplot-Darstellung der vorläufigen Ergebnisse. Die gefüllten Boxen zeigen den Raum zwischen erstem und drittem Quartil, also 50 % derWerte mit dem Median alsTrennlinie.

Wenn die Boxen kleiner sind, bedeutet dies eine geringere Streuung der Werte.

Analyse der ausgebauten Versuchsweine fand ebenfalls statt.

Vorläufige Ergebnisse Die bisherigen Ergebnisse zeigen eine Verringerung des Mostgewichtes mit annähernd gleichbleibender Säure bei verkürzter Laubwand für Weiß- und Spätburgunder. Für die Freiburger Weißburgun-

der-Versuchsfläche besteht ein deutlicher Unterschied der Werte zwischen der Kontrolle und der Variante mit Rückschnitt auf 50-Zentimeter.

Für die Blankenhornsberger Spätburgunder-Anlage ist die gleiche Tendenz ersichtlich.

Dies ist leichter zu erkennen bei Beobachtung der Mittelwerte. Daraus ergeben sich geringere Zucker/Säure-Verhält-

nisse bei verkürzten Laubwänden.

Die Mostgewichte auf der Freiburger Weißburgunderfläche zeigen über die Jahre hinweg einen deutlichen Trend in Richtung verringerte Öchslegrade bei kürzerer Laubwand – siehe Abbildung 1.

Die Mittelwerte verlaufen von 86 °Oe bei der Kontrolle über 84 °Oe (80 Zentimeter Laubwandhöhe) zu nur 80 °Oe bei der Variante mit Rückschnitt auf 50 Zentimeter Laubwandhöhe. Der Wertebereich zwischen erstem und drittem

Quartil (50 % der Werte) folgt diesem Verhalten und zeigt eine leicht größere Streuung der Mostgewichte mit höheren Werten. Trotz der verschiedenen Mostgewichte bleiben die Werte der Gesamtsäure auf gleichem Niveau und sind nicht klar zu unterscheiden, siehe Abbildung 2.

Die Spätburgunder-Anlage am Blankenhornsberg verhält sich ähnlich zu der Anlage in Freiburg – siehe Abbildung 3 auf der nachfolgenden Seite. Die Mostgewichte nehmen mit kürzerer Laubwand ab, so dass die

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April 2021 Der Badische Winzer

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LAUBARBEITEN Abb. 3: Mostgewicht bei der Lese − Spätburgunder*

* Blankenhornsberg 2018−2020 Mittelwerte von 93 °Oe bei der Kontrolle über 92 °Oe zu 90 °Oe bei 50 cm Laubwandhöhe fallen. Bei der Betrachtung des unteren Quartils, welches nur eine geringe Streuung aufweist, wird dieser Abwärtstrend besonders ersichtlich.

Bild: Klodt

Gesamtsäure unterscheidet sich nicht deutlich

Variante mit starkem Rückschnitt und Laubwandhöhe von 50 Zentimeter ANZEIGE

Die Gesamtsäure im Most unterscheidet sich, abgesehen von der natürlichen Streuung der Werte, nicht deutlich zwischen den Varianten, siehe Abbildung 4. Damit decken sich die Beobachtungen beider Flächen

FAZIT Obwohl die gesammelten Werte einzelner Jahre sich teilweise stark unterscheiden, bilden sie in der Summe ein klares Bild mit deutlicher Tendenz zu geringeren Zucker/Säure-Verhältnissen bei kürzerer Laubwand. Während die Variante mit Rückschnitt auf 80 Zentimeter Laubwandhöhe die kleinere Laubwand anscheinend noch zu einem guten Teil über eine Erhöhung der Photosyntheserate der Blätter ausgleichen konnte und sich daher nur geringfügig von der Kontrolle unterscheidet, ist dies bei einer Einkürzung auf 50 Zentimeter Laubwandhöhe nicht mehr in dem Maße möglich und ein stärkerer Effekt tritt ein. Deshalb wird das WBI in weiteren Versuche der Frage nachgehen, inwiefern die gesamte Laubwandhöhe von 130 Zentimeter tatsächlich nötig ist, um die Trauben und die Rebe zu versorgen. Durch den frühen Rückschnitt wird die Assimilatverteilung der Reben beeinflusst, so dass ein verhältnismäßig größererAnteil anAssimilaten für dasWachstum der Beeren genutzt wird, während weniger für denAufbau weitererTriebe und Blätter verwendet wird. Die Investition der Rebe in mehr Blätter und Triebe scheint sich in Bezug auf die Reife der Beeren nur bis zu einem gewissen Punkt zu rentieren. Dass die Variante mit 80 cm Laubwandhöhe nur kleine Unterschiede zur Kontrolle zeigt, könnte darauf hinweisen, dass die gängige Laubwandhöhe von 130 cm nicht mehr nötig ist, um eine ideale Versorgung der Beeren zu gewährleisten. Mit Blick auf den zu vermutenden höheren Wasserbedarf sowie die arbeitstechnischenVorteile ist zu überlegen, ob eine Einkürzung der Laubwand für den Betrieb von Vorteil sein kann. ❑

in ihrem Reifeverhalten bezüglich Säure und Most.

Bezüglich der Holzreife wurden keine unterschiedlichen Beobachtungen gemacht. Die Werte des hefeverfügbaren Stickstoffs zeigen keine eindeutige Beeinflussung durch die Rückschnitte. Die oenologische und sensorische Auswertung wird gesammelt nach Abschluss der Versuche präsentiert werden, um eine fundierte und gesamtheitliche Aussage zu verkürzten Laubwänden

treffen zu können. Eine schließende statistische Analyse auf Signifikanz und Korrelation der verschiedenen Parameter wird ebenfalls mit Abschluss der Versuche stattfinden.

Arbeitszeiteinsparung und Erfahrungen in der Praxis Kürzere Laubwände bedeuten, dass weniger Laub gepflegt werden muss und somit ist neben einer potenziellen Einsparung an Pflanzenschutzmitteln auch eine tendenzielle Arbeits-

Abb. 4: Gesamtsäure bei der Lese – Spätburgunder*

* Blankenhornsberg 2018−2020

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Der Badische Winzer April 2021

ne erste händische Entblätterung stattfinden. Ein Mehraufwand beim Entblättern und Gipfeln konnte nach Aussage der Betriebsleiter nicht festgestellt werden. Um in Zukunft die möglichen Einsparungen an Arbeitszeit besser bewerten zu können, werden die Laubarbeitszeiten in diesem Jahr bei mehreren Betrieben dokumentiert und miteinander verglichen.

In der Summe wurden die Auswirkungen der Maßnahmen von den Betriebsleitern dahingehend beschrieben, dass die Anlagen mit verkürzten Laubwänden im Wuchs insgesamt ruhig und ausgeglichen sind. ❑

AUTOREN

zeiteinsparung möglich. Verschiedene Winzer in Baden arbeiten bereits seit über zehn Jahren mit verkürzten Laubwänden und stellen ihre Flächen auf Laubwandhöhen von 70 bis 100 cm um. Die dabei gesammelten Erfahrungen zeigen, dass eine Reduktion der Heftarbeiten von drei auf zwei Durchgänge möglich ist. Zusätzlich sind die Durchgänge auch mit geringerem Aufwand verknüpft, da die Triebe zu einem Stadium, in welchem sie noch kürzer sind und daher seltener durch ihr Eigengewicht zur Seite umfallen, geheftet werden können. So kann parallel zum zweiten Heften auch ei-

■ Ernst Weinmann (links), WBI Freiburg, Referatsleiter Weinbau und Versuchswesen, Tel. 0761/40165-3201, E-Mail: ernst. weinmann@wbi.bwl.de ■ Frederik Klodt,WBI Freiburg, Referent fürWeinbau undVersuchswesen, Tel. 0761/40165-3204, E-Mail: frederik.klodt@wbi.bwl.de

Neuer Referent am Staatlichen Weinbauinstitut Der Klimawandel macht sich nicht nur in der Stadt zwischen Bürogebäuden und asphaltierten Straßen bemerkbar, sondern auch auf dem Land. Die badischen Weinberge mit ihren sonnenreichen Top-Lagen sind Hitzerekorden und einer sich insgesamt verändernden Umwelt ausgesetzt. Auch die Gesellschaft reagiert auf den Klimawandel und fordert mehr Umwelt- und Naturschutz.

Dieser Herausforderung nehmen sich auch viele Winzer an und überdenken alte, bestehende Verfahren.

Um diese Fragestellungen bearbeiten zu können, wurde am Weinbauinstitut Freiburg eine zeitlich begrenzte Referentenstelle für Weinbau und Versuchswesen geschaffen.

Aufgaben des neuen Referenten sind zum einen die Fortführung der bestehenden Versuche zur mechanischen Bodenbearbeitung im Unterstockbe-

April 2021 Der Badische Winzer

reich sowie zur Reifeverzögerung durch verschiedene Laubwandgestaltungen, aber auch die Konzeption und Begleitung neuer Versuche rund um Fragestellungen des Klimawandels. Die Besetzung der Stelle mit dem Biologen Frederik Klodt (Foto im oben stehenden Autorenkasten) bringt Grundlagenwissen frisch von der Universität an dasWBI: „Ich freue mich sehr, Teil dieses motivierten Teams aus Wissenschaftlern und Praktikern zu sein. Die Möglichkeiten des Weinbauinstituts mit seinen vielen Referaten und Kompetenzen, vereint unter einem Dach, hat mich vom ersten Kontakt an begeistert“, sagt Klodt.

WerAnregungen oder Ideen zum Bereich Weinbau-Versuchswesen hat, kann gerne Kontakt aufnehmen – Telefon: 0761/40165-3204, E-Mail: frederik.klodt@wbi.bwl.de red

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BETRIEBSFÜHRUNG Bodenbewuchs managen

Freunde und Feinde unterscheiden

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eben den bekannten Vorteilen einer besseren Bodenqualität und einer Befahrbarkeit der Gassen lassen sich durch Begrünungen auch die Anfälligkeit für Krankheiten verringern oder Krankheiten bekämpfen. Die Nährstofffixierung aus der Luft, der Aufschluss von Nährstoffen durch Begrünungspflanzen und nicht zuletzt die Nährstoffspeicherung über die Wintermonate werden in Zukunft immer wichtiger. Richtig geführt sind Begrünungen Möglichkeiten zur Bodenernährung und zum Aufbau von Humus.

Ziele der Begrünungseinsaat ■ Erosionsschutz über den Winter: Liegt die Fläche in einem erosionsgefährdeten Trockengebiet, eignet sich eine winterharte Gründüngung, wie Kleegrasmischungen oder Weidelgras sowie Roggen eventuell mit Wicken oder Winterrübsen, als Ansaat. Da die Rebzeilen den Boden beschatten, wachsen die Winterbegrünungen deutlich langsamer. Sie sollten

deshalb möglichst früh eingesät werden. Reine Einsaaten zum Erosionsschutz dürften im Weinbau eher selten angewendet werden.

■ Stickstoffversorgung oder Stickstoffaufbau: Leguminosen können Stickstoff fixieren und bilden verhältnismäßig viel Biomasse. Die beste Stickstoffversorgung bringen reine Leguminosenbestände, zum Beispiel Erbsen, Ackerbohnen oder Steinklee-Luzerne-Mischungen. Dichte, in jeder zweiten Zeile eingesäte Leguminosenbestände, die bis zur Blüte stehen bleiben, können bis zu 60 kg Stickstoff pro ha für die Reben fixieren, reine Leguminosen vor der Blüte gemäht zwischen 10 und 20 kg N/ha.

■ Stickstoffkonservierung: Für die Stickstoffkonservierung in der Folgekultur sind schnell wachsende Arten, insbesondere Grünhafer, Grünroggen oder Senf und Rübsen, am besten geeignet. Speziell Ölrettich kann tiefe Bodenschichten erschließen und verlagerten Stickstoff wieder zurückgewinnen. Es gelangen zurzeit etliche neue Arten als Zwischenfrüchte in den Anbau. Dazu gehören Sudangras, Sandhafer oder Guizotia (Ramtilkraut). Diese laufen

Bilder: Kohl

Begrünungen im Weinberg sind ein wesentlicher Bestandteil des Bodenmanagements und haben vielerlei Vorteile für die Reben. Doch gibt es auch unerwünschte Pflanzen. Wie die einen zu nutzen und die anderen zu bekämpfen sind, wird im folgenden Beitrag erklärt.

Beeren des Schwarzen Nachtschattens in der Traubenzone können mit dem Vollernter in das Lesegut gelangen. schnell auf und sind zum Teil auch sehr trockenresistent. Die Erfahrung wird zeigen, welche sich bewähren.

■ Humusaufbau im Bestand: Krautige Arten von Leguminosen führen dem Boden zu großen Teilen Humus zu. Eine ausreichende Versorgung des Bodenlebens mit organischem Material ist Voraussetzung für eine positive Humusbilanz. Für den Humusaufbau eignen sich Kleegrasmischungen mit einer Standdauer von mindestens 1,5 Jahren am besten, da sie den Boden in der ganzen Tiefe intensiv durchwurzeln. Idealerweise wird die Mischung regelmäßig gemäht. Gräser fördern durch bessere Bodendurchwurzelung und langsameren Strohabbau den Humusaufbau stärker. Für trockene Lagen sind Luzernemischungen am besten geeignet. Nur wenn eine Gründüngung länger als ein Jahr stehen bleibt, wirkt sie sich auch positiv auf die Bodenqualität aus.

■ Tiefenlockerung: Für die Tiefenlockerung kommen Ölrettich oder mehrjährig angebaute Luzerne in Frage. Der Boden muss vorher mit einem passenden Grubber tief gelockert werden, damit die Wurzeln der Gründüngungspflanzen die tieferen Bodenschichten leichter erschließen und die neuen Poren anschließend stabilisieren können. Es kommt zur sogenannten Lebendverbauung.

Auch Ölrettich braucht für gute Effekte eine genügend lange Kulturzeit von mindestens vier Monaten, da er aufgrund der Beschattungssituationen im Weinbau langsamer wächst.

Lupinen und Ackerbohnen können, neben anderen tiefwurzelnden Leguminosen, ebenfalls für eine tiefe Bodendurchwurzelung genutzt werden.

■ Mobilisierung anderer Nährstoffe: Kalium ist ein essentielles Nährelement und wird für sehr viele Stoffwechselfunktionen benötigt, bei denen Enzyme beteiligt sind. Zu-

Chemische Bekämpfungsmöglichkeiten für verschiedene Unkräuter Unkrautarten

Ackerschachtelhalm ist eine Zeigerpflanze für schwere, staunasse, nährstoff- und basenreiche Lehm- und Tonböden.

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Ackerschachtelhalm Ackerwinde Amarant Brennnessel Distel versch. Arten Gemeine Zaunwinde Klettenlabkraut Pfeilkresse Quecke Schmalblättriges Weidenröschen Schwarzer Nachtschatten Wicke

Glyphosat schlecht Erheblicher Aufwand schlecht mittel gut Erheblicher Aufwand gut gut gut gut gut

Flazasulfuron

Propyzamid

Flumioxazin Vorauflauf

schlecht schlecht gut

schlecht

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mittel schlecht gut

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gut mittel

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schlecht schlecht mittel

Der Badische Winzer April 2021

dem spielt es für die Schließzellenaktivität eine wichtige Rolle und erhöht die Wassernutzungseffizienz. Ungenügende Kaliumversorgung hat Wasserstress zur Folge, was wiederum die Nährstoffaufnahme in ihrer Gesamtheit negativ beeinflusst.

Besonders Leguminosen können Kalium besser mobilisieren. Versuche aus der Schweiz haben gezeigt, dass Luzerne die Fähigkeit hat, schwer mobilisierbares, nicht austauschbares Kalium aufzunehmen. Allerdings ist diese Fähigkeit extrem abhängig von der Menge des zur Verfügung stehenden Wassers. Die Phosphorversorgung im deutschen Weinbau dürfte nur eine untergeordnete Rolle spielen. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass Reben bei der Einsaat von Leguminosen über Mykorrhiza auf die schwerer verfügbaren Phosphatreserven in der Austauschmatrix zugreifen können. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass in Böden mit erhöhter biologischer Aktivität bei ausreichender Feuchtigkeit die Reservemengen wichtiger sind als die in der Bodenlösung enthaltenen Nährstoffe.

Begrünungspflanzen Um Begrünungen erfolgreich anwachsen zu lassen, muss auf die Art der Begrünung geachtet werden, zum Beispiel Dauer-, Kurzzeit- oder Rotationsbegrünung. Ebenso wichtig ist die Zusammensetzung der Pflanzenmischung. Folgende Ansprüche

werden an Begrünungspflanzen gestellt: ■ Der Boden sollte ganzjährig bedeckt sein, weshalb die Wahl auf mehrjährige Pflanzen fällt.

■ Die Pflanzen sollten nicht zu hoch und nicht zu schnell wachsen.

■ Sie sollten sich an örtliche Bedingungen anpassen können.

■ Sie sollten nach Mulch- oder Mähvorgängen wieder nachwachsen können.

■ Sie sollten über eine hohe Tritt- und Fahrfestigkeit verfügen.

Natürlich existiert nicht die eine Pflanze, die alle Anforderungen erfüllen kann. Jedoch erfüllen vor allem Gräser die meisten Anforderungen. Sie gelten im Vergleich zu anderen Begrünungspflanzen als robust und sind bezüglich der Nährstoffversorgung anspruchslos. Jedoch werden reine Grasbegrünungen nicht mehr empfohlen, weil sie einer Monokultur entsprechen. Ihre Blüten bieten Insekten keine Nahrung und sie wurzeln nur flach. Somit tragen sie nicht dazu bei, die Bodenstruktur zu verbessern und Biodiversität zu aktivieren.

Bei der Auswahl eines Saatgemenges sollte auf eine artenreiche Zusammensetzung geachtet werden. Die Pflanzenarten werden standortspezifisch ausgesucht, das heißt unter anderem nach den vorhandenen Bodeneigenschaften, wie Bodenart und Bodenfeuchte. Das gewünschte Gemenge kann aus mehreren Arten bestehen, wie etwa Leguminosen, Kleearten, Gräsern und Kräutern.

Unerwünschter Bodenbewuchs

Mechanische Bearbeitung kann die Ackerwinde weiterverbreiten.

April 2021 Der Badische Winzer

Tauchen im Weinberg Pflanzen jedoch zur Unzeit und in einem erheblichen Ausmaß auf, werden sie zu Unkräutern. Breitet sich ein unerwünschter Bewuchs unkontrolliert aus, kann er zum Nährstoffkonkurrenten für die Rebe werden. Ebenso kann er zu Problemen bei der Wasserversorgung der Rebe führen. Wachsen im Unterstockbereich Pflanzenteile bis in die Traubenzone, behindern sie eine gute Belüftung und können die Ausbreitung von Pilzen begünstigen.

Weidenröschen im Winter Im schlimmsten Falle könnten sogar giftige Pflanzenteile, wie zum Beispiel die Beeren des Schwarzen Nachtschattens, vom Traubenvollernter erfasst werden und ins Lesegut übergehen.

Möchte man eine Strategie entwickeln, den unerwünschten Bewuchs zu entfernen, muss man zunächst herausfinden, wie die Pflanze heißt, wie sie

wächst und wie sie sich vermehrt. Die meisten Unkräuter lassen sich in Samenunkräuter und Wurzelunkräuter unterteilen. Wie der Name verrät, vermehren sich Samenunkräuter über ausgereifte Samen. Eine nachhaltige Entfernung dieser Pflanzen kann durch den richtigen Zeitpunkt der Bekämpfung durchgeführt werden. Dabei ist es wichtig, diese zu entfernen

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HANS WANNER GMBH Simoniusstrasse 20 · D-88239 Wangen im Allgäu Telefon: +49 (0) 75 22 / 93 10-0 · info@wanner-maschinenbau.de www.wanner-maschinenbau.de

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BETRIEBSFÜHRUNG

Gegenmaßnahme durch gezielte Einsaat Immer öfter wird im Unterstockbereich die Unkrautbekämpfung durch die gezielte Einsaat anderer Pflanzen durchgeführt. Dabei werden besonders niedrig wachsende Leguminosen verwendet. Diese sind in der Lage, Unkräuter zu verdrängen oder nicht aufkommen zu lassen. Folgende Pflanzen eignen sich für die Unterstockeinsaat und sind aus dem ökologischen Weinbau bekannt: Weißklee, Arabischer Schneckenklee, Gelb- und Hop-

20

fenklee, Fadenklee, Erdklee, Schafschwingel, Rotschwingel, Einjährige Rispe, Zwiebel-Rispengras und Kleines Habichtsgras.

Für die Bekämpfung von Samenunkräutern hat sich die mechanische Bodenbearbeitung bewährt. Es gibt zwei Durchführungsprinzipien: Zum einen das Abtrennen der Wurzeln der Pflanze und zum anderen das Abdecken mit Erde. Im Idealfall werden zum Beispiel mit einem Flachschar die Wurzeln der Pflanze aus dem Boden herausgelöst und somit die Wasserversorgung unterbrochen. Somit stirbt die Pflanze ab und kann sich nicht weiter vermehren. Im Unterstockbereich hat sich das Überdecken mit Boden durchgesetzt. Durch mechanische Anbauten, wie zum Beispiel den Scheibenpflug, wird der Oberboden in den Unterstockbereich aufgeworfen und deckt den unerwünschten Bewuchs ab. Durch den Lichtmangel wird die Photosynthese der Pflanzen blockiert, sodass sie absterben.

Die chemische Bekämpfung ist die bekannteste Methode. Dabei steht den Winzerinnen und Winzern zurzeit nur noch eine kleine Auswahl an Wirkstoffen zur Verfügung. In speziellen Fällen, wie zum Beispiel starken Seitenhängen, Steilhängen oder Terrassen, können mecha-

Katharina Kohl Betriebsentwicklung und Verbraucherinformation, Landratsamt Rastatt ■ Tel. 07222/381-4522 E-Mail: k.kohl@ landkreis-rastatt.de

KURZ NOTIERT

Suche nach Esca-Fungizid Eine geplante Ausgründung des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung (MPI-P) soll nachhaltige und auf Mikrotechnologie basierende Pflanzenschutzmittel zur Marktreife führen. Wie das Institut Mitte März in in Mainz mitteilte, werden fünf Wissenschaftler in den nächsten anderthalb Jahren die am Institut entwickelte Technolo-

Bild: privat

bevor die Pflanze den ausgereiften Samen abgegeben hat.

Dahingegen ist die Bekämpfung der Wurzelunkräuter schwieriger. Die Pflanze besitzt zum einen die Möglichkeit, sich über den ausgereiften Samen zu vermehren. Und zum anderen können aus Wurzelteilen neue Sprosse entstehen. Im Winter stirbt der oberirdische Teil ab und das Wurzelgeflecht überlebt im Boden und treibt neu aus. Beseitigt man ein Wurzelunkraut einmalig oberirdisch, kann aus jedem Wurzelteil wieder ein Spross wachsen.

Wird zur Bekämpfung zum Beispiel eine Scheibe eingesetzt, die die Wurzeln in kleine Teile zerteilt, kann es sogar im schlimmsten Fall zu einer Verteilung des Unkrauts im ganzen Rebberg kommen.

AUTORIN

Wenn Weidenröschen zu hoch wachsen, kann dies zu erhöhtem Pilzdruck für die Rebe führen.

nische Anbauten nicht eingesetzt werden. Soll die Bekämpfung nicht von Hand, zum Beispiel mit der Hacke, beseitigt werden, sind die Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter weiterhin auf die chemische Methode angewiesen.

Wie lange eine Behandlung gegen Unkräuter anhält, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Für das Wiederauflaufen der Unkräuter ist natürlich die Witterung verantwortlich – und hier vor allem die Niederschläge. Zusätzlich spielen Sonneneinstrahlung und Nährstoffversorgung beim Wiederauflaufen und Wachsen der Pflanzen eine Rolle. Nicht zu unterschätzen ist die Abdeckwirkung des absterbenden Unkrauts. Nach einem Herbizideinsatz legt sich die absterbende Pflanze als Mulchteppich über den Unterstockbereich und verhindert ebenfalls das Auflaufen des neuen Unkrautbestandes. Dieses System funktioniert aber nur dann, wenn zum Zeitpunkt des Herbizideinsatzes ein hoher Bestand vorhanden war.

Durch die Reduzierung der Wirkstoffauswahl wird in den Betrieben oft nur noch ein Wirkstoff genutzt. Dadurch ist in den letzten Jahren zu beobachten, dass sich bestimmte unerwünschte Pflanzen selektioniert haben. So ist zum Beispiel nach langjährigem Einsatz von Glyphosat eine Vermoosung des Unterstockbereiches zu beobachten. Ein weiteres Beispiel ist der schwarze Nachtschatten, der häufig nach dem mehrjährigen Einsatz von Flazasulfuron vorkommt. ❑

Tigersymptom bei Esca gie der Lignin-Mikrocarrier weiterentwickeln.

Hierfür werden nach Angaben der Wissenschaftler poröse Ligninkugeln mit einem Durchmesser von etwa einem Mikrometer mit einem Fungizid beladen und beispielsweise in Weinreben gegen die Esca-Krankheit injiziert.

Esca zersetze das Lignin im Rebenstamm. Es würden die aus Lignin bestehenden Mikrocarrier zersetzt, so dass das Fungizid freigesetzt und die Pilze wirkungsvoll bekämpft würden. Durch Pilzbefall entstehe allein im Weinanbau ein jährlicher Schaden von einer Milliarde Euro.

Herkömmliche Pflanzenschutzmittel seien gegen Esca größtenteils wirkungslos.

Die Ausgründung wird mit 800 000 Euro vom Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen eines „Exist“-Gründerstipendiums unterstützt.

AgE

Der Badische Winzer April 2021

DÜNGUNG VON ERTRAGSREBEN (Stand 3.3.2021) Leitfaden und Beratungsunterlage zur Ermittlung und Dokumentation des Düngebedarfs und der Düngung im Weinbau unter Berücksichtigung der geänderten Düngeverordnung (DüV) vom 30. April 2020 (in Kraft seit 1. Mai 2020) und der VODüVGebiete (in Kraft seit 31.12.2020) ben abgeführten Nährstoffe wieder zurückgeführt. Als Dauergehölz kann die Rebe im Altholzanteil Nährstoffe speichern. Zur Bildung dieser Reserven und für eine gute Traubenqualität muss die gesamte Rebe (inklusive Blätter, Triebe, Stamm und Wurzeln) ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden.

Die Düngeverordnung von 2017 wurde 2020 erneut novelliert, da Deutschland vom Europäischen Gerichtshof 2018 wegen mangelnder Umsetzung der Nitratrichtlinie verurteilt wurde. Nach wie vor sind Nährstoffeinträge in Oberflächengewässer und in das Grundwasser sowie Ammoniak-Emissionen in die Luft so weit wie möglich zu vermeiden. Die Düngung nach guter fachlicher Praxis orientiert sich am Bedarf der Pflanzen und berücksichtigt die Nährstoffverfügbarkeit im Boden. Ziele sind eine optimale Trauben- und Weinqualität, langlebige Rebenbestände und der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit.

Tab. 1: Nährstoffabfuhr (kg/ha) durch Trauben (Ertrag 100 dt/ha bzw. 100 kg/Ar)

Weiterhin gilt: Bevor wesentliche Nährstoffmengen (mehr als 50 kg Stickstoff oder 30 kg Phosphat je Hektar und Jahr) gedüngt werden, muss der Düngebedarf ermittelt und vor der Düngung dokumentiert werden.

Phosphat P2O5

Kalium K2O

Magnesium MgO

25

10

40

4

Im Weinbau verbessern Begrünungen die Befahrbarkeit. Sie verringern den Bodenabtrag (Erosion) und damit auch den Austrag von Phosphat und in Phasen mit hohen Niederschlägen und Sickerwasser den Nitrataustrag ins Grundwasser. Sie können zeitweise aber auch die Nährstoffverfügbarkeit für die Reben einschränken. Auf sandigen Böden werden Magnesium, Kalium und Bor in den Untergrund verlagert. In schweren, tonigen Böden wird Kalium festgelegt. Daher kann der Düngebedarf höher sein als die Nährstoffabfuhr durch die Trauben.

NEU sind insbesondere folgende Aufzeichnungspflichten: Spätestens 2 Tage nach der Düngung hat der Betriebsinhaber aufzuschreiben, wo und mit welchem Dünger wie viel an Stickstoff und Phosphat gedüngt wurde (s. auch 9.).

Wo dagegen nährstoffreiche Böden eine ausreichende Nachlieferung gewährleisten, kann auf eine Düngung verzichtet werden. Die Analyse der „pflanzenverfügbaren“ Nährstoffmengen im Boden und Symptome an den Reben geben Hinweise zur Versorgungssituation.

Bis zum 31. März des Folgejahres: Zusammenfassung des gesamtbetrieblichen Düngebedarfs an Stickstoff und Phosphat und die Summe des betrieblichen Nährstoffeinsatzes für Stickstoff und Phosphat (s. auch 9.).

Ein betrieblicher Nährstoffvergleich für Stickstoff und Phosphat ist nach der geänderten DüV nicht mehr erforderlich.

1.

Stickstoff N

Nährstoffungleichgewichte zeigen sich durch Mangel- oder auch Überschusssymptome.

Beispielsweise tritt Kaliummangel besonders bei Trockenheit oder auf tonigen Böden auf: Vor allem ältere Blätter verfärben sich violett, und der Blattrand vertrocknet.

Bei Magnesiummangel verfärben sich die Blattspreiten der älteren Blätter bei Rotweinsorten rot, bei Weißweinsorten gelb und die Blattadern bleiben grün.

Nährstoffabfuhr und -bedarf sowie Düngebedarf

Die Nährstoffabfuhr bei Reben ist im Vergleich zu vielen anderen Kulturen gering, da in der Regel nur die Trauben aus dem Weinberg entnommen werden. In einigen Rebflächen wird mit Traubentrester ein Teil der mit den Trau21

2.

In Gehaltsklasse E ist die Düngung für einige Jahre zu reduzieren oder auszusetzen. Auf Schlägen, bei denen der Phosphatgehalt nach der CAL-Methode 20 mg P2O5 je 100 g Boden oder nach dem EUF-Verfahren 3,6 mg P/100 g Boden überschreitet, darf noch maximal in Höhe der voraussichtlichen Phosphat-Abfuhr (auch zusammengefasst für 3 Jahre) Phosphat zugeführt werden, obwohl kein Düngebedarf besteht, um noch organische Mehrnährstoffdünger einsetzen zu können. Bei einem Traubenertrag von 10 t/ha ist mit einer Abfuhr von 10 kg Phosphat je ha und Jahr (bzw. in 3 Jahren mit 30 kg Phosphat/ha) zu rechnen. Viele Weinbergböden sind sehr gut mit Phosphat versorgt; eine mineralische Phosphatdüngung ist hier nicht erforderlich bzw. hat zu unterbleiben. Eine Rückführung von Trester ist jedoch in begrenztem Umfang weiterhin möglich. Auch die Zufuhr von Phosphat durch organische Dünger, die zur Stickstoff- und Humusversorgung beitragen sollen, ist zu beachten (s. Tab. 5 auf S. 8).

Düngung von Phosphat, Kalium, Magnesium, Kalk und Bor

Nach der Düngeverordnung wird für jeden Schlag ab 1 ha mindestens alle 6 Jahre eine Bodenuntersuchung benötigt, bevor mehr als 30 kg Phosphat je ha und Jahr aufgebracht werden (Schlag = im Zusammenhang bewirtschaftete Fläche). Dabei ist der pflanzenverfügbare Gehalt an Phosphat (in der Regel angegeben als P2O5) zu ermitteln. Zur Bedarfsermittlung werden die Messwerte in eine der drei Gehaltsklassen A, C oder E eingeordnet.

Die Ermittlung des Humusgehaltes hilft bei der Bemessung der Stickstoffdüngung. Zusätzlich sollten, unabhängig von der Düngeverordnung, der pH-Wert und die Gehalte an pflanzenverfügbarem Kalium (K2O), Magnesium (Mg) und Bor (B) bestimmt werden. Wenn die Förderung „Handarbeitsweinbau“ in Anspruch genommen wird, sind weitere Vorgaben zur Bodenuntersuchung und Düngung zu beachten.

Wenn die Nährstoffgehalte in Gehaltsklasse C liegen, ist eine jährliche Erhaltungsdüngung in der Regel ausreichend (s. Tab. 2 und 3).

Die Bodenproben sollen vor einer Grunddüngung aus der Bodenschicht von 0–30 cm entnommen werden. Aus 0–60 cm Tiefe wird bei Bodenuntersuchung nach der EUF-Methode oder wenn eine tief wendende Bodenbearbeitung geplant ist entnommen. Wenn die Entwicklung der Nährstoffgehalte langfristig beobachtet werden soll, sollte die gleiche Beprobungstiefe beibehalten werden.

Tab. 2: Erhaltungsdüngung (kg/ha) für Traubenerträge bis 140 dt/ha Phosphat

Kalium

Magnesium

Bor

P2O5

K2O

MgO

B

15

75

25

0,1

Auf sauren Böden kann zusätzlich eine Kalkung notwendig sein.

Phosphathaltige Mehrnährstoffdünger und organische Dünger wie Stallmist sollten nur auf Flächen mit Phosphat-Düngebedarf eingesetzt werden.

Liegen die Bodenuntersuchungswerte in Gehaltsklasse A oder tritt sichtbarer Nährstoffmangel auf, ist die Düngung für den betreffenden Nährstoff zu erhöhen. Eine P-Düngung kann in Gehaltsklasse A in einer Gabe für 2 bis 3 Jahre erfolgen (mit 30 kg P2O5 je ha und Jahr bzw. bis zu 90 kg P2O5 je ha für 3 Jahre).

Bei sehr geringen Phosphatgehalten sollte die Düngung möglichst vor einer Bodenbearbeitung erfolgen, damit das schwer bewegliche Phosphat in die Wurzelzone gelangt. Bei Phosphatmangel sollte rechtzeitig die Weinbauberatung hinzugezogen werden.

Vertrocknete Blattränder bei Kalimangel.

22

60 cm) sinnvoll sein. Insbesondere auf tonigen Böden sollte die K-Düngung dann für ein paar Jahre stark erhöht werden (auf mindestens 200 kg K2O/ha).

Bei Kalimangelsymptomen an Reben ist zu prüfen, ob diese durch Trockenstress und/ oder eine zu geringe Kaliumversorgung im Boden verursacht werden. Hier kann eine zusätzliche Beprobung des Unterbodens (30 bis

Tab. 3: Gehaltsklassen bei Rebböden für pflanzenverfügbares Phosphat und Kalium (CAL-Methode), Magnesium (CaCl2-Methode) und Bor (CAT- oder Heißwassermethode) Gehaltsklasse

P2O5

Bodenart

alle

leicht bis mittel

A

< 12

C (anzustreben)

E

3.

K2O mg/100 g Boden

Mg

B mg/1000 g Boden

schwer

alle

alle

< 15

< 18

< 10

< 0,3

12 – 20

15 – 34

18 – 37

10 – 20

0,3 – 1,0

> 20

> 34

> 37

> 20

> 1,0

Stickstoffdüngung

Bei der Stickstoffdüngung ist die N-Nachlieferung des Bodens zu berücksichtigen, die vom Humusgehalt und früheren Düngungsmaßnahmen (z.B. mit Kompost), der Bodenpflege, dem Bodenleben und der Witterung abhängt.

Aus Gründen der Rebengesundheit und des Wasserschutzes ist eine Überversorgung zu vermeiden.

Andererseits kann N-Mangel die Leistungsfähigkeit der Reben und die Weinqualität beeinträchtigen. Bei vermindertem Ertragsniveau, z.B. in Premiumanlagen oder nach Frostschäden, ist die N-Düngung ebenso zu reduzieren wie bei starker Wüchsigkeit oder nach einer intensiven Bodenbearbeitung.

Stickstoffmangel. Schwachwüchsige Reben, hellgrüne Blätter mit roten Blattstielen, frühe Herbstverfärbung

Nach dem Umbruch einer langjährigen Begrünung oder der Einarbeitung von Leguminosen wie Winterwicke oder Kleegrasmischungen ist keine N-Düngung notwendig. N-Mangel durch eine ungeeignete Bodenpflege oder Wassermangel lässt sich nicht durch eine überhöhte Düngung ausgleichen. Wuchsunterschiede in der Rebanlage (Magerstellen, mastige Bereiche) sollten bei der N-Düngung beachtet werden.

Eine zu hohe oder zu späte N-Düngung oder N-Freisetzung nach Bodenbearbeitung kann das Botrytisrisiko verstärken.

23

b) EUF-Methode Bei Anwendung der EUF-Methode (ElektroUltrafiltration) werden aus Bodenproben neben Nitrat-Stickstoff auch organische, leicht mineralisierbare Stickstoffverbindungen (Norg) extrahiert. Zur Ermittlung des N-Düngebedarfs werden beim EUF-Verfahren zudem der Ertrag, die Wüchsigkeit und die Bodenpflege berücksichtigt.

Ermittlung des N-Düngebedarfs Vor der Düngung wesentlicher Stickstoffmengen (über 50 kg N/ha/Jahr) muss der Düngebedarf und die im Boden verfügbare Stickstoffmenge für jeden Schlag oder jede Bewirtschaftungseinheit ermittelt und dokumentiert werden. Hierfür können im Weinbau verschiedene Methoden verwendet werden: • Bodenuntersuchung (Nmin- oder EUF-Methode) oder • Übernahme von Ergebnissen vergleichbarer Standorte Die Übernahme von Werten des Nitratinformationsdienstes oder die Anwendung von Schätzverfahren sind in Baden-Württemberg nur außerhalb der Nitratgebiete zur Ermittlung des N-Düngebedarfs zulässig. In Nitratgebieten dürfen ohne Bodenuntersuchung maximal 50 kg N/ha und Jahr gedüngt werden; für Nitratproblem- und Nitratsanierungsgebiete s. 8. bzw. SchALVO.

c)

Schätzverfahren zur Ermittlung des Stickstoff-Düngebedarfs Zur Berechnung mit dem Schätzverfahren und Dokumentation können entsprechende Formulare genutzt werden (s. 10. weitere Infos).

Bei Reben mit optimaler Wüchsigkeit, standortangepasster Humusversorgung und Bodenpflege sind Gaben von 40 bis 50 kg N/ha meist ausreichend. Bei schwachwüchsigen Reben mit N-Mangelsymptomen und/oder geringen Humusgehalten kann eine Änderung der Bodenpflege oder eine etwas höhere Stickstoffdüngung erforderlich sein. Der Humusgehalt soll mindestens alle 6 bis 10 Jahre untersucht werden.

a)

Nmin-Methode und Übernahme von Werten vergleichbarer Standorte Bei der Nmin-Methode wird der vorhandene Nitrat-Stickstoff in den Bodenschichten 0–30 und 30–60 cm bestimmt. Die N-Düngung orientiert sich an einem Sollwert (z.B. 70 kg N/ha für einen Traubenertrag von 70–140 kg/Ar), von dem der gemessene Nitrat-Stickstoff abgezogen wird. Liegen aktuelle Probenergebnisse vor, können diese auch für die Düngebedarfsermittlung anderer Rebflächen mit vergleichbaren Standortverhältnissen verwendet werden. Entsprechend eignen sich die vom Nitratinformationsdienst (NID) mitgeteilten Werte.

Unter www.duengung-bw kann auf der Basis von Nmin-Werten oder Referenzwerten in einem Online-Verfahren der Düngebedarf berechnet und dokumentiert werden. Schläge mit vergleichbaren Standortverhältnissen können zu Bewirtschaftungseinheiten zusammengefasst werden (z.B. Rebflächen mit normaler Wüchsigkeit, Traubenerträgen zwischen 70 und 140 kg/Ar, Humusgehalten zwischen 1,5 und 4 %, Begrünung in jeder Gasse und/oder mit flacher Bodenbearbeitung und Wiederbegrünung in jeder 2. Gasse). Auf Besonderheiten des Rebbestandes kann mit Zuschlägen (bei schwachem Wachstum, geringem Humusgehalt oder Ertrag über 140 kg/Ar) oder Abschlägen (bei sehr starkem Rebwuchs, Umbruch von Leguminosen oder einer langjährigen Begrünung oder bei Humusgehalten über 4 %) reagiert werden.

N-Düngungstermin Die N-Düngung sollte in der Regel ab April bis Mitte Mai, rechtzeitig vor der Rebblüte, erfolgen. Langsam wirkende N-Dünger, wie Schwefelsaures Ammoniak oder Dünger mit Nitrifikationshemmstoff können zum Austrieb der Reben (in Steillagen bereits vor dem Austrieb), schnell wirkende N-Dünger, z.B. Kalkammon- und Ammonsulfatsalpeter ca. zum 3bis 6-Blatt-Stadium gedüngt werden. Eine zu späte oder übermäßige N-Düngung kann die Botrytisanfälligkeit der Trauben erhöhen.

Beispiele für N-Düngermengen Eine Gabe von 200 kg (bzw. 2 dt) Schwefelsaures Ammoniak je ha entspricht einer Stickstoffdüngung von 42 kg N/ha (bei einem N-Gehalt des Düngers von 21 %). Bei Harnstoff (mit einem hohen N-Gehalt von 46 %) würden dagegen bereits 100 kg (1 dt) Dünger für 46 kg N/ha ausreichen. Seit dem 1. Februar 2020 darf Harnstoff als Bodendünger nur noch aufgebracht werden, wenn ihm ein Ureasehemmstoff zugegeben ist oder unverzüglich, spätestens jedoch innerhalb von 4 Stunden nach Aufbringung, die Einarbeitung erfolgt.

24

4.

jedoch innerhalb eines halben Jahres zu erfolgen. Die Flächen für eine Zwischenlagerung sind jährlich zu wechseln.

Organische Düngung und Trester

Auch vor der Aufbringung organischer Dünger müssen deren Nährstoffgehalte bekannt sein und dokumentiert werden. Die N-Nachlieferung im Jahr der Aufbringung und im Folgejahr (bei Kompost in 3 Folgejahren) sowie auch die Phosphatfracht (s. Tab. 5 auf der letzten Seite) sind zu berücksichtigen. Beispielsweise werden mit 10 t Pferdemist je ha 50 kg Gesamtstickstoff ausgebracht, gleichzeitig aber auch 38 kg Phosphat/ha und somit eine wesentliche Phosphatmenge (über 30 kg Phosphat/ha).

Deshalb muss zuvor der Phosphatdüngebedarf ermittelt werden (bei Schlägen ab 1 ha durch Bodenuntersuchung mindestens alle 6 Jahre).

Neu in der DüV von 2020 ist eine Sperrzeit für Düngemittel mit einem wesentlichen Phosphatgehalt (mehr als 0,5 % Phosphat in der Trockenmasse) vom 1. Dezember bis zum Ablauf des 15. Januar. Diese gilt auch für Rebflächen. Traubentrester enthält i.d.R. etwas mehr als 0,5 % Phosphat in der Trockenmasse. Bei anderen Kulturen sind zusätzlich folgende Sperrzeiten zu beachten in denen – mit gewissen Ausnahmen (Kompost…) – keine Düngemittel mit wesentlichem Gehalt an Gesamtstickstoff (größer 1,5 % in der Trockenmasse) ausgebracht werden dürfen:  Ackerland: ab Ernte der letzten Hauptfrucht bis zum Ablauf des 31.01.  Grünland: 01.11. bis zum Ablauf des 31.01.  Gemüse, Erdbeeren und Beerenobst: 01.12. bis zum Ablauf des 31.01.

Traubentrester hat zwar nur einen geringen Gehalt an verfügbarem Stickstoff, in der Regel aber einen wesentlichen Gehalt an Gesamtstickstoff. Auf Ackerflächen darf dann Traubentrester nur bis zum 1.10. zu Zwischenfrüchten, Winterraps oder Feldfutter (Aussaat bis 15.9.) und zu Wintergerste nach Getreide (Aussaat bis 1.10.) aufgebracht werden, wenn ein N-Düngebedarf besteht. Die maximal zulässigen N-Mengen sind dabei 60 kg/ha Gesamt-N oder 30 kg/ha Ammonium-N. 60 kg Gesamt-N/ha entsprechen ca. 8,1 t Traubentrester-Frischmasse. Traubentrester, der außerhalb der Sperrzeiten auf unbestellte Ackerflächen aufgebracht wird, muss nicht eingearbeitet werden, da er keinen wesentlichen Gehalt an direkt verfügbarem Stickstoff enthält.

Darüber hinaus sind die Vorgaben der Bioabfallverordnung zu beachten.

Traubentrester kann in geringen Mengen bzw. anteilig als Ernterückstand wieder in die Ursprungsflächen gebracht werden (möglichst innerhalb von 5 Tagen), ohne dass zuvor der N- und P-Düngebedarf ermittelt werden muss.

Bei Normalertrag fallen ca. 2 bis 3 t Trester/ha an. Trester kann auch auf circa der Hälfte oder einem Drittel der Fläche eines Weinguts (im Abstand von 2 bzw. 3 Jahren) bereits im Herbst als „vorgezogene Düngung“ für das Folgejahr aufgebracht werden. Es wird empfohlen, dabei mit einer Trestergabe eine NMenge von 50 kg Gesamt-N/ha nicht zu überschreiten (siehe auch Tab. 5). 6,8 t Trester (ca. 11,5–13 m³) enthalten 50 kg Gesamt-N, ca. 16 kg Phosphat, 53 kg Kalium (K2O) und 3 kg Magnesium (MgO). In zwei Vegetationszeiträumen nach der Tresteraufbringung sind jeweils mindestens 10 % des Gesamtstickstoffgehaltes als verfügbare Stickstoffmenge anzusetzen (bei 6,8 t Trester jährlich 5 kg N/ha). Diese N-Lieferung ist bei der Berechnung des evtl. weiteren N-Düngebedarfs in zwei Vegetationszeiträumen nach der Tresteraufbringung zu berücksichtigen.

5.

Trester sollte nach Möglichkeit direkt auf begrünten Rebflächen aufgebracht werden.

Wenn wegen der Sperrzeiten für Ackerflächen oder wegen ungünstiger Bodenverhältnisse oder aus anderen Gründen eine Zwischenlagerung erforderlich ist, so muss u.a. darauf geachtet werden, dass kein Sickerwasser in oberirdische Gewässer gelangt. Von oberirdischen Gewässern, Wegen und Straßen sind ausreichende Abstände einzuhalten. Die Ausbringung hat so bald wie möglich, spätestens

Blattdüngung

Als Ergänzung der Bodendüngung ist bei Nährstoffmangel die Blattdüngung (z.B. Magnesium, Eisen, Bor, Stickstoff) sinnvoll, jedoch nicht während der Rebblüte oder bei intensiver Sonneneinstrahlung. Bei der N-Düngung über den Boden sollte nach der Ermittlung des N-Düngebedarfs bereits ein „Puffer“ von ca.

5 kg N/ha für eine eventuelle N-Blattdüngung eingeplant werden.

25

6.

Bodenzustand (DüV § 5 Absatz 1)

8.

Wenn der Boden überschwemmt, wassergesättigt, gefroren oder schneebedeckt ist, dürfen keine stickstoff- oder phosphathaltigen Düngemittel, Bodenhilfsstoffe, Kultursubstrate und Pflanzenhilfsmittel aufgebracht werden.

Dann darf auch kein Kompost, Mist, Trester, Stroh oder Holzhäcksel ausgebracht werden.

Lediglich Kalkdünger mit einem Gehalt von weniger als 2 % Phosphat dürfen auf gefrorenen Böden aufgebracht werden, sofern keine Abschwemmungen auftreten. Die bisherige Ausnahmeregelung bei drohender Beeinträchtigung der Bodenstruktur besteht nicht mehr.

7.

Für Nitratgebiete („rote Gebiete“) nach § 13a Düngeverordnung sind in Baden-Württemberg weitere Vorgaben wie beispielsweise Bodenuntersuchung vor einer Düngung wesentlicher Stickstoffmengen (über 50 kg N/ha und Jahr) zu beachten. Die Bagatellgrenze wurde für Nitratgebiete auf 1 ha Weinbau herabgesetzt und für eutrophierte Gebiete auf 2 ha Weinbau festgelegt (s. Entscheidungsbäume zur Aufzeichnungspflicht…, Link auf S. 8 mit weiterem Link auf Karten). Ab 2021 gelten nach DüV § 13a und VODüVGebiete in den Nitratgebieten und eutrophierten Gebieten weitere Auflagen (s. Merkblatt LTZ).

In Nitratproblem- und Nitratsanierungsgebieten sind in Baden-Württemberg die Vorgaben der SchALVO (Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung) zur Bemessung der NDüngung zu beachten und müssen gewisse Flächenanteile beprobt und (auch vor einer Düngung von weniger als 50 kg N/ha) mit einer Messmethode untersucht werden. Bodenproben für eine Nitrat-N-Untersuchung mit der Nmin-Methode können in Ertragsanlagen im Zeitraum 15. März bis 30. Juni, in Junganlagen bis 31. Juli entnommen werden. Auch die EUF-Methode ist als Messmethode für Reben in Nitratproblem- und -sanierungsgebieten anerkannt, wenn die Bodenprobe nicht vor Mitte März entnommen wird.

Gewässerabstand (DüV § 5 Abs. 2-5)

Ein direkter Eintrag oder ein Abschwemmen von Nährstoffen aus stickstoff- oder phosphathaltigen Düngemitteln in oberirdische Gewässer ist zu vermeiden.

Der Einsatz und die Lagerung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sind in einem Bereich von 5 m entlang von Gewässern mit wasserwirtschaftlicher Bedeutung verboten (Wassergesetz Baden-Württemberg 2013).

In der DüV 2020 wurden die Abstände entlang von Gewässern in Abhängigkeit von der Hangneigung erweitert. Neben dem generellen Mindestabstand gibt es jetzt drei Hangneigungsklassen, gemessen ab der Böschungsoberkante (siehe Tab. 4).

9.

Tab. 4: Regelungen zu Gewässerabständen für stickstoff- oder phosphathaltige Düngemittel, Bodenhilfsstoffe, Kultursubstrate und Pflanzenhilfsmittel Hangneigung Düngeverbot 5 % bis < 10 % innerhalb von 20 m (neu) 10 % bis < 15 % innerhalb von 20 m mindestens 15 % innerhalb von 30 m (neu)

Rebflächen in Nitratgebieten, eutrophierten Gebieten (VODüV-Gebiete) und im Wasserschutzgebiet (SchALVO)

Aufzeichnungen (DüV § 10)

Dokumentation vor der Düngung:  die Ermittlung des Düngebedarfs für Stickstoff und Phosphat und das Ergebnis  die Nährstoffgehalte der Düngemittel und Bodenhilfsstoffe (Gesamtstickstoff, verfügbarer Stickstoff oder Ammoniumstickstoff und Gesamtphosphat).

3m 5m 10 m

Spätestens 2 Tage nach der Düngung (ab Mai 2020):  eindeutige Bezeichnung des Schlages oder der Bewirtschaftungseinheit,  Größe des Schlages oder der Bewirtschaftungseinheit,  Art und Menge des Düngemittels,  die aufgebrachte Menge an Gesamtstickstoff und Phosphat,

Generelles Aufbringungsverbot innerhalb eines Abstandes von mindestens 1 Meter zur Böschungsoberkante (DüV) bzw. 5 Meter (nach Wassergesetz Baden-Württemberg)

26



Von den Dokumentationspflichten befreit sind auch weiterhin Betriebe, die – inklusive Blattdüngung und organischer Düngung – auf keinem Schlag mehr als 50 kg Gesamtstickstoff/ha oder mehr als 30 kg Phosphat/ ha aufbringen.

bei organischen und organisch-mineralischen Düngern neben Gesamtstickstoff auch die Menge an verfügbarem Stickstoff.

Bis zum 31. März des Folgejahres:  Zusammenfassung des gesamtbetrieblichen Düngebedarfs an Stickstoff und Phosphat  und die Summe des betrieblichen Nährstoffeinsatzes für Stickstoff und Phosphat.

Welche Flächen sind ausgenommen?  Rebschul-, Baumschul-, Baumobst- und Strauchbeerenflächen,  nicht im Ertrag stehende Dauerkulturflächen des Wein- und Obstbaus  sowie Flächen, auf denen nur Zierpflanzen oder Energiegehölze angebaut werden.

Welche Betriebe sind ausgenommen?

Die Bagatellgrenze wurde für Nitratgebiete am 30.6.2019 auf 1 ha Weinbau herabgesetzt (bzw. Betriebe, die in der Summe bis zu 1 ha Weinreben, Erdbeeren, Gemüse oder Hopfen bewirtschaften). Außerhalb der Nitratgebiete und eutrophierten Gebiete wurde die Bagatellgrenze dagegen von 2 ha auf 3 ha erhöht, wenn keine außerhalb des Betriebes anfallenden Wirtschaftsdünger oder Gärreste aufgebracht werden. Für Betriebe mit Rebflächen in eutrophierten Gebieten liegt die Bagatellgrenze bei 2 ha Weinbau, Erdbeeren, Gemüse oder Hopfen. Die „Entscheidungsbäume“ zur Aufzeichnungspflicht – inkl. Düngebedarfsermittlung für N und Phosphat – wurden vom LTZ (unter Berücksichtigung der Änderungen durch die DüV 2020 und durch die VODüVGebiete) am 1.2.2021 nochmals aktualisiert: http://www.ltz-bw.de/pb/,Lde/ Startseite/Arbeitsfelder/Duengung.

Folgendes muss mindestens 7 Jahre lang aufbewahrt werden: 

   

Bodenuntersuchungsergebnisse für Phosphat und im Boden verfügbaren Stickstoff Unterlagen zur Düngebedarfsermittlung für Stickstoff und Phosphat Aufzeichnung der Düngungsmaßnahmen (ab 2020) Nährstoffgehalte der Dünger (Nährstoffvergleiche, die nach der bishe-

rigen DüV erforderlich waren) Wenn Kieselgur, Knochen- oder Fleischmehl gedüngt wird, ist dieses sofort einzuarbeiten. Für Knochen- und Fleischmehl gelten genauere Aufzeichnungspflichten (s. DüV § 10 Absatz 4).

10. Weitere Informationen, hilfreiche Links und Formulare Zur Ermittlung und Dokumentation des Düngebedarfs für N, P, K, Mg und Kalkbedarf kann ein Online-Verfahren genutzt werden → www.duengung-bw.de auf der Basis von eigenen Bodenanalysen (oder Nmin-Werten des Nitratinformationsdienstes) Informationen und Formulare zur N-Düngebedarfsermittlung mit verschiedenen Methoden: a) Nmin-Methode oder Verwendung von Werten des NID oder b) Schätzverfahren.

Weitere Informationen, u.a. zur Düngung von P, K, Mg, B → http://www.wbi-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Fachinfo/ Duengung im Weinbau Ermittlung des N-Düngebedarfs im Weinbau mit dem Schätzverfahren (Excel-Dateien), in Baden-Württemberg nur außerhalb von Nitratgebieten zulässig → http://www.dlr.rlp.de/Duengung/Weinbau Düngeverordnung von 2020 → https://www.gesetze-im-internet.de/d_v_2017/index.html 27

Infos des LTZ Augustenberg http://www.ltz-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Arbeitsfelder/Duengung (rechtlicher Rahmen):  Entscheidungsbäume zur Aufzeichnungspflicht innerhalb oder außerhalb von Nitratgebieten und eutrophierten Gebieten (mit Link auf Karten)  Merkblatt VODüVGebiete (Februar 2021)  Merkblatt zur Düngeverordnung (2. Aufl., Januar 2021) u.a. mit Informationen zu Nährstoffgehalten organischer Dünger (Seiten 13-15) Flächen in Nitratsanierungsgebieten (nach SchALVO) https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/wasser/wasserschutzgebiete Merkblatt „Gewässerrandstreifen in Baden-Württemberg“ (9/2018, LTZ; wird überarbeitet)

Für weitergehende Informationen wenden Sie sich bitte an Ihre zuständige staatliche Weinbauberatung oder Wasserschutzberatung.

Tab. 5: Düngergaben, mit denen 50 kg Gesamtstickstoff/ha aufgebracht werden, darin enthaltene Phosphatmengen sowie durchschnittliche Gesamtstickstoff- und Phosphatgehalte einiger organischer und mineralischer Dünger (ausgewählte Beispiele) Dünger

TM (%)

Menge Frischmasse (t/ha) für eine Gabe von 50 kg Gesamt-N/ha

darin enthaltenes Phosphat (kg P2O5/ha)

Phosphatgehalt (kg P2O5/t Frischmasse)

GesamtN-Gehalt (kg/t FM)

Verfügbarer Stickstoff (kg N /t FM)

Traubentrester1) Grünschnittkompost2) Bioabfallkompost Pferdemist Hühnermist (Einstreu)

41 60 65 25 50

6,8 7,0 5,1 10,0 2,4

15,6 21,7 26,0 38,0 38,4

2,3 3,1 5,1 3,8 16,0

7,4 7,1 9,8 5,0 20,3

0,7 0,6 0,5 1,3 9,1

Nitrophoska Perfect3) (15/5/20/2) ENTEC Perfect3)

100

0,33 t/ha (= 3,3 kg/Ar) 0,33 t/ha

16,5

50

150

150

16,5

50

150

150

1)

2) 3)

100

Ammoniumstickstoffgehalt 0,05 kg / t Tresterfrischmasse (Kluge, Riedel, Rupp, 2006); Es ist davon auszugehen, dass im Verlauf eines Jahres mindestens 10 % des Gesamt-N verfügbar werden.

6,8 t Traubentrester entsprechen ca. 11,5 bis 13 m3 mit einem Trockenmasseanteil von 41 % Weitere Nährstoffgehalte und Quellenverzeichnis zu den organischen Düngern s. Merkblatt zur Düngeverordnung des LTZ Augustenberg (Januar 2021), S. 14-15 Maßgebend ist die Angabe zum Stickstoffgehalt auf dem Düngersack oder Lieferschein.

Impressum: Die Empfehlungen dieses Leitfadens beruhen auf dem Kenntnisstand der Verfasser im März 2021.

Sie entbinden den Leser nicht, sich über weitere Vorgaben, z.B. bezüglich Nitratgebieten und eutrophierten Gebieten, zu informieren. Alle Angaben ohne Gewähr.

Dr. Monika Riedel WBI Freiburg, Merzhauser Str. 119, 79100 Freiburg; Tel. 0761 / 40165 – 3301; E-Mail: monika.riedel@wbi.bwl.de Dr. Dietmar Rupp LVWO Weinsberg, Traubenplatz 5, 74189 Weinsberg; Tel. 07134 / 504 – 145; E-Mail: dietmar.rupp@lvwo.bwl.de

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BETRIEBSFÜHRUNG Führerschein

Der weitaus größte Teil der Landwirte und Winzer wird auch nach der jüngsten Novelle des BerufskraftfahrerQualifikationsgesetzes vom Dezember 2020 von der Berufskraftfahrer-Schulungspflicht befreit sein. Diese müssen gewerbliche Fahrer seit Längerem nachweisen.

D

ie Pflicht zur Berufskraftfahrer-Qualifizierung gilt vom Grundsatz her für Fahrer im gewerblichen Güterverkehr, die Fahrzeuge ab einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen mit einer der Fahrerlaubnisklassen „C“ bewegen. Weiterbildungsschulungen sind nach jeweils fünf Jahren zu erneuern. Bei neuen Führerscheinen muss man die Zusatzqualifikation (Grundqualifikation) zusammen mit der Führerscheinausbildung erwerben. Für selbstfahrende Arbeitsmaschinen und für das Führen von Kfz bis 45 km/h bauartbedingter Höchstgeschwindigkeit (wie zum Beispiel Traktoren) ist keine Qualifikation erforderlich.

Neu eingeführt wurde mit der Gesetzesnovelle die Regelung, die Führer von Kraftfahrzeugen, die von Landwirtschafts-, Gartenbauoder Forstwirtschaftsunternehmen zur Güterbeförderung im Rahmen ihrer eigenen unternehmerischen Tätigkeit in einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern vom Standort des Unternehmens verwendet werden, von der Schulungspflicht befreit.

Aushilfsfahrer, die keine sonstigen Tätigkeiten im Unternehmen ausüben, können sich somit ab sofort die Schulungen sparen. Auch künftig sind außerhalb des 100-Kilometer-Radius Landwirte bzw.

Mitarbeiter von Landwirten, deren Haupttätigkeit nicht im Befördern von Waren besteht, von der Schulungspflicht befreit. Wer also zum Beispiel nur gelegentlich bzw. saisonal seine eigenen Produkte (Getreide, Obst, Spargel, Wein o. Ä.) vom Betrieb zum Handel, zu Verarbeitern oder zum Großmarkt

April 2021 Der Badische Winzer

fährt, ist von der Schulung in der Regel befreit, da der Transport zum Kunden gegenüber sonstigen Tätigkeiten untergeordnet ist.

Gesamtschau entscheidend Entscheidend ist hier die Gesamtschau der Tätigkeiten über das Jahr hinweg. Die Haupttätigkeit der Landwirtschaft bzw. des Weinbaus (Aussaat, Bodenbearbeitung, Pflanzenschutz, Bewässerung, Ernte etc.) wird quasi durch die „Nebentätigkeit“ des Transportes ergänzt. Natürlich fällt in saisonalen Spitzen, beispielsweise während der Erntezeit, innerhalb dieser Wochen ein höherer Fahranteil an. Dieser wird aber im Verhältnis zu den anderen Tätigkeiten über das Jahr hinweg relativiert.

Gemäß den einschlägigen Auslegungen der Verkehrsministerien sind zudem auch Fahrer von rollenden Supermärkten befreit, wenn sie gleichzeitig als Verkäufer tätig werden.

Ebenfalls gilt dies für Personen, die Fahrzeuge zum Verkauf ihrer Produkte auf Märkten verwenden und dort dann im Verkauf den ganzen Tag über tätig sind.

Bild: imago images/Shotshop

Schulung meist vermeidbar

Ein C-Führerschein erfordert alle fünf Jahre eine Schulung – mit Ausnahmen.

Schlüsselzahl „95“ in den Führerschein als Nachweis der Aus- und Weiterbildung abgelöst durch die bundesweite Ausstellung des Fahrerqualifizierungsnachweises. Die Papierbescheinigungen in verschiedenen Varianten entfallen sukzessive. Zudem soll

durch das Berufskraftfahrerqualifikationsregister eine bessere Kontrolle und Verwaltung der Schulungsnachweise erreicht werden – nicht zuletzt im Hinblick auf grenzüberschreitenden Gütertransport.

Friedrich Ellerbrock, Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd

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Umsetzung von EU-Recht Entscheidend ist immer die Gesamtschau der Arbeiten im Unternehmen mit den Produkten. Wenn allerdings ein Landwirt oder Winzer einen Fahrer anstellt, der außerhalb des neu eingeführten 100-Kilometer-Radius ausschließlich als Auslieferungsfahrer tätig ist, dann dürfte die Schulung verlangt werden.

Hintergrund der Gesetzesnovelle ist die Umsetzung von EU-Recht. Ab Mai 2021 wird die bisherige Eintragung der

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BETRIEBSFÜHRUNG Online-Werkzeug aktualisiert

Intuitiv, interaktiv und individuell Von März 2018 bis Dezember 2019 wurde das Prognosesystem „VitiMeteo“ weiterentwickelt. Im Frühjahr 2020 ging dann die Neuauflage online. Seither gab es weitere Verbesserungen.

Die Plattform soll die Praxis bei der Biodiversitätsförderung und der nachhaltigen Produktion unterstützen.

I

nsgesamt lief der Betrieb der Internetseite www.vitime teo.de in der Saison 2020 reibungslos. Die Ziele für den neuen Auftritt von „VitiMeteo 2020“ wurden überwiegend erreicht und umgesetzt. Die Bilanz am Ende des Jahres 2020 ist im Folgenden zusammengestellt: ■ Die Architektur sowie verschiedene Softwaremodule von VitiMeteo waren über 15 Jahre

alt. Nun ist die Internetseite wieder auf dem neuesten Stand der Technik.

■ Die Plattform zeichnet sich durch eine hohe Benutzerfreundlichkeit aus. Sie lässt sich intuitiv bedienen.

■ Mit ein bis zwei Klicks bekommen Nutzerinnen und Nutzer eine Übersicht des Risikos von Krankheiten, Schädlingen und der Phänologie in BadenWürttemberg. Mit einem weite-

ren Klick wird die entsprechende Station ausgewählt. Der Wechsel zwischen den Modellen und den Wetterdaten ist über die Reiter schnell möglich.

Für jedes Modell sind die vertrauten Grafiken abgebildet.

Ebenso stehen informative Dokumente und archivierte Tabellen im pdf- und xls-Format zum Download bereit.

■ VitiMeteo bietet viele Möglichkeiten der Interaktivität: Ein Beispiel ist die Kombination von verschiedenen Modellen.

Bei Peronospora, Oidium und Schwarzfäule können im Reiter „Kombiansicht“ das Phänologieund Wachstumsmodell in die Darstellung integriert werden.

■ Kartenansichten verbessern die Übersichtlichkeit erheblich.

■ Auf historische Daten kann jederzeit zurückgegriffen werden. Damit sind Vergleiche von Infektionsdruck, Phänologie und anderen Parametern der aktuellen Vegetationsperiode mit den Vorjahren möglich.

■ Austriebs- und Phänologiemodelle sowie die Software für „VitiMeteo Oidium“ und für „VitiMeteo Traubenwickler“ wurden neu programmiert.

■ Die jetzige IT-Architektur von VitiMeteo ermöglicht mittels sogenannter Application Programming Interfaces (API) die Einbindung in andere digitale Plattformen.

Abbildung 1: Prognose des voraussichtlichen Lesezeitraums im Phänologiemodell

Für jede Station wird auf der Basis des Phänologiemodells das wahrscheinliche Lesedatum bereits nach der Blüte berechnet.

30

Der Badische Winzer April 2021

Abbildung 2: Neue Anwendung des Werkzeugs „Wetterdaten“

Hier sind die täglichen Durchschnittstemperaturen und Niederschläge der zwei Wetterstationen Lahr und Emmendingen-Hochburg vom 1. Januar bis 28. Februar 2021 dargestellt. Die Daten von einer oder mehreren Wetterstationen können miteinander kombiniert werden und die Farben der Diagramme sind beliebig veränderbar. Die individuell erzeugten Grafiken können ab sofort bearbeitet werden.

■ Neue Werkzeuge, wie beispielsweise für die Darstellung von Wetterdaten, sind online verfügbar.

■ Ein Einführungsvideo auf der Startseite hilft, sich auf der Seite zurechtzufinden.

Fortlaufende Entwicklung Während der Saison 2020 wurde im Hintergrund intensiv an VitiMeteo gearbeitet und kleinere Softwarefehler wurden korrigiert. Parallel wurde eine Reihe zusätzlicher Anwendungen für die Praxis realisiert. Für jede Station wurde auf der Basis des Phänologiemodells bereits nach der Blüte der voraussichtliche Lesezeitraum berechnet. Für die Standorte Freiburg sowie Zunzingen waren dies 2020 der 15. September plus/minus sieben Tage und für den Standort Ihringen, Blankenhornsberg der 11. September plus/minus sieben Tage – siehe Abbildung 1.

Die errechneten Zeiträume stimmten 2020 gut mit der tatsächlichen Hauptlese auf den Gemarkungen überein. Dies kann zukünftig eine kleine, aber wertvolle Hilfestellung

April 2021 Der Badische Winzer

bei der Arbeitsplanung im Betrieb sein.

Für das Traubenwicklermodell wurden ergänzend zu der bisherigen Ausgabe der Temperatursumme des Freiburger Modells zwei neue, interaktive Ausgaben der Freiburger und der Neustädter Berechnung programmiert.

Auch das Werkzeug Wetterdaten wurde verbessert. Die Messwerte von einer oder mehreren Wetterstationen können beliebig miteinander kombiniert werden. Die Farben der Diagramme sind nach Wunsch veränderbar – siehe Abbildung 2.

Ferner ist es möglich, die Grafiken direkt für Präsentationen oder ähnliches digital zu verwenden. Die Daten sind jetzt mittels Microsoft Excel exportierbar. Somit können Nutzerinnen und Nutzer die Wetterdaten individuell bearbeiten.

Wichtigste Wetterdaten in Karten dargestellt Ein neues Highlight auf VitiMeteo ist die Kartendarstellung der wichtigsten Wetterdaten für Baden-Württemberg im als neu gekennzeichneten Menü-

punkt „Wetter“. Auf der Karte werden die drei Tageswerte Minimum, Durchschnitt und Maximum der Temperaturen in zwei Metern Höhe dargestellt.

Darüber hinaus sind die relative Luftfeuchtigkeit, die Niederschlagssummen und die Blattnässe in Stunden abrufbar – siehe Abbildung 3 auf Seite 32.

Klimatrends an den einzelnen Stationen Auf der Einstiegsseite erscheint voreingestellt immer die durchschnittliche Tagestemperatur in Farbcodes. Durch Zoomen werden die Werte sichtbar. Wie bei den Modellen kann auch hier mittels der Kalenderauswahl beliebig vor- oder zurückgeblättert werden. Dies dürfte im Rückblick interessant sein, beispielsweise bei den diesjährigen Minimumtemperaturen im Winter 2021. Im aktuellen Jahr bietet die Kartendarstellung der Temperaturen und Niederschläge eine Interpretationshilfe bei der Einschätzung der Primärinfektionen durch Rebenperonospora.

Bei den einzelnen Wetterstationen gibt es ebenfalls eine neue

Anwendung: Auf der Folgeseite zeigt Abbildung 4 die automatische Berechnung von Klimatrends auf Stationsebene.

Diese Grafik präsentiert die langjährige Entwicklung der Jahreswerte für Temperatur, Niederschlag und Blattnässe für den Standort Blankenhornsberg in Ihringen. An diesem Standort sind die jährlichen Schwankungen gut zu sehen, genauso der Trend zu höheren Temperaturen und geringeren Niederschlagswerten.

Dabei kann ebenfalls nach Monaten gefiltert werden, sodass die Trends für bestimme Perioden sichtbar werden, zum Beispiel die gesamte Wachstumsperiode. Je mehr Daten für die einzelnen Wetterstationen vorhanden sind, desto aussagekräftiger werden diese Trends.

Somit können Tendenzen für klimatische Änderungen auf Basis dieser Daten klar belegt werden.

Derzeit sind nicht alle berechneten Modellausgaben der zurückliegenden Jahre, wie zum Beispiel Infektionen mit Peronospora, in der Datenbank gespeichert. Fortsetzung nächste Seite

31

BETRIEBSFÜHRUNG Abbildung 3: Darstellung der neuen Software-Anwendung „Wetter“

In dieser Anwendung sind die vier Messgrößen Temperatur mit Minimum, Durchschnitt und Maximum, Niederschlag, relative Luftfeuchtigkeit und Blattnässe in ganz Baden-Württemberg abrufbar. Jede Station wird mit einem Punkt dargestellt. Der Wert der jeweiligen Messgröße ist farblich abgebildet.

Durch Zoomen werden die Werte sichtbar. Wie bei den Modellen kann dabei beliebig zwischen den Tagen mit der Kalenderfunktion gewechselt werden.

Abbildung 4: Langjährige Entwicklung der Jahreswerte für Temperatur, Niederschlag und Blattnässe

Hier können interaktiv Daten einer Wetterstationen zusammengestellt und angezeigt werden. Dabei kann nach Monaten gefiltert werden, sodass die Trends auch für bestimmte Perioden, wie zum Beispiel die Wachstumsperiode, sichtbar sind.

Um zukünftig Vergleiche zwischen einzelnen Jahren anstellen und die Entwicklung von Tendenzen besser beurteilen

32

zu können, werden alle Modelle für die zurückliegenden Jahre berechnet. Diese Kalkulationen sind sehr aufwendig und

nur für die Wetterstationen sinnvoll, für die fünfjährige Daten vorliegen. Die Ergebnisse existieren dann dauerhaft in

der Datenbank und stehen über die interaktiven Darstellungen unter www.vitimeteo.de ❑ zur Verfügung.

Der Badische Winzer April 2021

KELLERWIRTSCHAFT Eine Wissenschaft für sich

AUTOR

Die Internetplattform „VitiMeteo 2020“ ist durch die Weiterentwicklung auf dem neuesten Stand der Technik. Die erste Testsaison im vergangenen Jahr verlief reibungslos. Es war sehr schön, dass die Plattform pünktlich zum 100jährigen Jubiläumsjahr des Staatlichen Weinbauinstituts Freiburg online geschaltet wurde. Die neu gestaltete Website ist intuitiv zu bedienen. Sie zeichnet sich durch bessere Kartenübersichten, die Kombination von Modellen, den Zugriff auf historische Daten und vieles mehr aus. Die intensive Nutzung wird zeigen, wo noch Verbesserungen wünschenswert sind. Die Testphase hat deutlich gemacht, dass die Plattform weitere Möglichkeiten bietet, noch mehr Information für die Praxis bereitzustellen. Ein Beispiel hierfür ist die Kartendarstellung der Wetterdaten. Als Entscheidungshilfesystem bietet VitiMeteo eine Vielzahl an wertvollen, wissenschaftlich fundierten Informationen. ❑

Gottfried Bleyer Referat Ökologie am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg (WBI). An dem Artikel mitgewirkt haben: Ronald Krause und Barbara Augenstein, Geosens, Schallstadt ■ Tel. 0761/40165-1301, E-Mail: Gottfried.

Bleyer@wbi.bwl.de

Wein: Für Klarheit sorgen Es gibt unterschiedliche Verfahren, um Wein zu stabilisieren.

Sie haben alle Vor- und Nachteile. Sie werden angewendet, um Trubstoffe beziehungsweise unerwünschte Geschmacksund Geruchskomponenten zu entfernen. ähnliche Einschränkungen. Im Vorfeld der Anwendung sollte im Labor die Sättigungstemperatur kontrolliert werden, eine gewisse Weinsteinstabilität sollte vor der Anwendung bereits erreicht sein. Bei Weißweinen sollte die Sättigungstemperatur maximal 18 Grad betra-

M

it der Schönung werden winzige Schwebteilchen ausgefällt und damit der späteren Bildung von Trübungen und Schleiern vorgebeugt.

Weinstein Bei einer frühen Entsäuerung oder Weinen ohne Entsäuerung ist bei Inkaufnahme eines geringen Restrisikos der Zusatz von Schutzkolloiden vor der Füllung meist ausreichend. Alle Weinsteinstabilisierungsmittel haben Stärken und Schwächen.

Die alleinige Wirkung von Mannoproteinen und auch von Gummi Arabicum ist in der Praxis meist nicht ausreichend – siehe Tabelle 1 auf Seite 34.

Metaweinsäure ist weit verbreitet, weil preisgünstig und einfach in der Anwendung, allerdings verliert sie ihre Wirkung nach ungefähr einem Jahr Lagerdauer.

Carboxymethylcellulose (CMC) bleibt stabil, die Schutzwirkung ist aber geringer, nachteilig sind je nach Zeitpunkt der Zugabe Filtrationsschwierigkeiten bei Membranfiltern. CMC hat durch die Anpassung der delegierten Verordnung 934/2019 an den OIV-Kodex die Zulassung nur noch für die Weinsteinstabilisierung von Weißwein. Sie hat keine Zulassung für Rotwein, Rosé oder Blanc de Noirs, es sei denn, es handelt sich um Schaum- oder Perlweine. Es gibt in der Wirkung und Anwendung aller Produkte

oder Wein ist gering. Die OIVResolution erlaubt die Zugabe von CMC als mindestens 3,5prozentige wässrige Lösung.

Deshalb sind auf dem deutschen Markt fast nur Flüssigformulierungen im Verkauf.

Optimale Durchmischung Weil die Löslichkeit von CMC gering ist, sollten auch dieBild: Flüssigprodukte am besten in der ungefähr zehnfachen Weinmenge vorgelöst werden. Die Aufwandmengen richten sich

Bild: DWI

FAZIT

Wenn der Wein sachgerecht stabilisiert wurde, sichert das die Qualität. gen. Eine gute Eiweißstabilität ist Voraussetzung für eine Anwendung, Reaktionen mit Eiweiß können Trübungen hervorrufen und Filtrationsprobleme auslösen. Bei sachgemäßer Anwendung, ausreichendem Umrühren im Gebinde und entsprechender Zeitdauer zwischen Dosage und Filtration ist von keiner oder nur einer geringen Abnahme der Filtrationsleistung auszugehen. Die Löslichkeit von CMC in Wasser

richtet sich nach der Konzentration der Lösungen und liegt im Bereich von 1000 bis 2000 ml pro 1000 Liter Wein. Der Zugabezeitpunkt sollte mindestens vier Tage, besser länger, vor der Abfüllung liegen, weil sonst Filtrationsschwierigkeiten zu befürchten sind. Im Tank ist auf eine optimale Durchmischung zu achten.

Die Europäische Union hat mit Kaliumpolyaspartat (KPA) im August 2017 ein weiteres Mittel

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mehr Kühlung

April 2021 Der Badische Winzer

mehr Leistung

mehr Produktivität

keine Unterbrechung

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KELLERWIRTSCHAFT zur Weinsteinstabilisierung zugelassen. Die Versprechungen für KPA stimmen optimistisch: der Natur nachempfunden, gute und lange Wirkungsdauer, ohne Einfluss auf die Filtration und auch für Rotwein geeignet.

Die italienische Firma Esseco Group hat ein Patent auf dieses synthetisierte Polyamid, das vollständig biologisch abbaubar ist. Die chemische Struktur der technisch hergestellten Polyamide ist vergleichbar mit der Struktur von Proteinen. Grundbaustein ist die auch in Trauben vorhandene L-Asparaginsäure.

Wie Metaweinsäure und CMC erreicht auch KPA die Weinsteinstabilisierung über eine Wirkung als Schutzkolloid.

Schutzkolloide sind hochmolekulare Verbindungen, die einen Ausfall fester Stoffe aus Flüssigkeiten verhindern können. Metaweinsäure, CMC oder KPA lagern sich zwischen Weinstein und Wasser und verhindern die Bildung und das Wachstum von Kristallkeimen, die damit nicht ausfallen können. Die Wirkung gilt nur für echten Weinstein – Kalium-Hydrogen-Tartrat –, Schutzkolloide haben nahezu keinen Einfluss auf den Ausfall von Calciumtartrat. Die maximale Aufwandmenge liegt bei 10 g/hl. Höhere Aufwandmengen bringen keinen besseren Effekt der Weinsteinstabilisierung, sondern führten in einigen Fällen zu Trübungen. Die Weine sind, wie auch bei Metaweinsäure und CMC, vor Behandlung einer Bentonitschönung zur Eiweißstabilisierung zu unterziehen.

Wie gut ist KPA? Nach einer wissenschaftlichen Studie zeigte sich bei Versuchen im Labormaßstab ein mit Metaweinsäure vergleichbarer Stabilisierungseffekt. Die Wirkung von KPA blieb über den Beobachtungszeitraum anders als bei Metaweinsäure nahezu erhalten. Nur ein sehr geringer Teil der zugegebenen KPAMenge zerfiel im Verlauf von zwölf Monaten. Nach Herstellerangaben hat KPA keinen Einfluss auf die Filtration. Bei Rosé- oder Rotwein kann es zu Reaktionen mit den Farbstoffen kommen. Um einen Ausfall un-

34

Erste SO2-Gabe im Jungwein mit Ammoniumbisulfit oder Kaliumhydrogensulfit 4. Zugabe Ammoniumbisulfit oder Kaliumhydrogensulfit

3. Durchmischung des Weines 2. Freisetzen von Kohlensäure

N2 / CO2 Gas

Jungwein

1. Freisetzen von N2 oder CO2-Gas

Vor Zugabe von Ammoniumbisulfit oder Kaliumhydrogensulfit sollte der Wein sorgfältig mit Stickstoff oder Kohlensäure umgewälzt werden, damit sich die SO2 gleichmäßig im Gebinde verteilt. wahrscheinlicher zu machen, wird für Rotweine eine Kombination von KPA und Gummi Arabicum empfohlen.

Blauschönung Mehr als 90 Jahre war Kaliumhexacyanoferrat das einzige zugelassene Schönungsmittel, um Metalle sicher aus dem Wein zu entfernen. Seit 2015 ist die Verwendung von PVI/PVP – Polyvinylimidazol-Polyvinylpyrrolidon-Copolymeren – zugelassen und kann in den meisten Fällen die Blauschönung ersetzen.

PVI/PVP wird von BASF hergestellt und unter dem Handelsnamen Divergan HM vertrieben.

PVI/PVP ist von der chemischen Struktur dem bekannten Schönungsmittel PVPP – Polyvinylpolypyrrolidon – sehr ähnlich.

Von PVI/PVP geht keine Gesundheitsgefährdung aus. Erste Forschung zu PVI/PVP gab es bereits Ende der 1980er-Jahre in Deutschland und es war ein langer und steiniger Weg bis zur Zulassung in Europa. Eine sichere Flaschenfüllung war erst mit der Zulassung der Blauschönung 1923 möglich. Eisentrübungen waren früher weit verbreitet, weil die Metallaufnahme über unbeschichtete Eisenteile wäh-

Tabelle 1: Weinsteinstabilität1 Behandlungsmittel Leitfähigkeitsdifferenz (µS/cm)* Metaweinsäure −11 Carboxymethylcellulose −18 Kaliumpolyaspartat −12 Mannoprotein −102 1 nach dem Minikontaktverfahren, Leitfähigkeitsdifferenz des Ausgangsweines −157 µS/cm; *Weine mit Werten < 30 gelten als stabil. Quelle: Neser-Schimmel, M., Weincampus Neustadt

rend der Weinbereitung nicht zu vermeiden war. Allerdings hat die Blauschönung auch gravierende Nachteile. Bei einer Überschönung kann kurzfristig die sehr giftige Blausäure entstehen und einmal überschönte Weine sind nicht mehr verkehrsfähig.

Der Trub ist als Sondermüll zu entsorgen. Ein Schönungsbedarf besteht heute meist nach hohen Gaben von Kupfersulfat im Rahmen einer Böckserbehandlung bei sehr geringen Eisengehalten.

Kupfergehalte von mehr als 0,3 bis 0,5 mg/l können zu Kupfertrübungen führen. Kupfertrübungen führen meist einen Monat nach der Füllung zu einem opaleszierenden Schleier.

Chemismus Bei der Blauschönung kommt es zu einer echten Reaktion zwischen den Substanzen. Bei

PVI/PVP kommt es zu einer Chelatbildung. Chelate sind chemische Verbindungen, die Metallionen binden können und lösliche Komplexe mit ihnen bilden. Auch daraus resultieren unterschiedliche Eigenschaften der Behandlungsmittel. Einfach ausgedrückt: Die Blauschönung führt zu besseren Ergebnissen bei Weinen, die sehr fäulnisbelastet waren, denn die Nebenprodukte der Fäulnis behindern die Chelatbildung.

PVI/PVP kann dagegen, anders als die Blauschönung, auch Kupfer in Weinen mit geringem oder gar keinem Eisengehalt entfernen. Tatsächlich sind die Sachverhalte jedoch viel komplizierter, der Wirkungsgrad der Behandlung ist abhängig von der gesamten Weinzusammensetzung, wie pH-Wert, Phenol-,

Der Badische Winzer April 2021

Aufwandmenge und Anwendung PVI/PVP wird, nachdem das Labor einen Schönungsbedarf festgestellt hat, mit der empfohlenen Aufwandmenge von 50 g/hl dem Wein zugegeben.

Es gibt anders als bei der Blauschönung keine Vorversuche zur Mengermittlung. Der Behandlungserfolg wird mit dem Kupfernachweistest (CUVITest) und einer Ermittlung des Blauschönungsbedarfes kontrolliert.

Das Material wird innerhalb von zwei Tagen mit einer Anschwemmfiltration abgetrennt. Bei einer Sedimentation entstehen größere Verlustmengen.

Es erscheint möglich, dass PVI/PVP in der Praxis die Blauschönung weitgehend ersetzen wird. Einfacher und sicherer in der Handhabung als die

Blauschönung ist eine Schönung mit PVI/PVP allemal.

Gabe von Schwefeldioxid Eine Hauptursache für Arbeitsunfälle in Weinbaubetrieben sind Fehler im Umgang mit gasförmigem Schwefeldioxid – SO2. Das Gefahrenpotenzial der unter Druck stehenden Flaschen ist hoch. Die Möglichkeiten der SO2-Gabe sind in den vergangenen Jahren um die flüssigen Lösungen Ammoniumbisulfit und Kaliumhydrogensulfit erweitert worden. Der Umgang mit diesen Produkten ist viel sicherer als der Umgang mit einer Schwefelbombe. Anwender loben die geringe Geruchsbelästigung und die leichte Dosierung der flüssigen SO2-Formulierungen und fragen sich: „Brauche ich überhaupt noch eine Schwefelbombe?“ Die Antwort ist so kurz wie einfach: Die Schwefelbombe ist seit 2016 nur noch zur Stummschwefelung von Süßreserve notwendig.

Bild: Schandelmaier

SO2-Gehalt, der Metallkonzentrationen und -zusammensetzung.

Die Möglichkeiten der SO2-Gabe sind in den letzten Jahren um die flüssigen Lösungen Ammoniumbisulfit und Kaliumhydrogensulfit erweitert worden.

VORTEILE und INNOVATIONS – CHARAKTER: • Garantierte Weinsteinstabilität sei es für Rot und Weißwein • Garantierte Weinsteinstabilität für Sektgrundwein vor der Versektung • Erhaltung der Farbe und Struktur des Weines • Kein gelöster Sauerstoff Eintrag • ENERGIEERPARNISS gegenüber herkömmlichen physikalische Weinstein Stabilsierungsmethoden • Stabilisierung bei Raumtemperatur • Zusätzlicher Entzug von Kalzium - Ionen für eine erhöht Kalzium Tartrat Stabilität • Kein Weinverlust im Gegensatz zur herkömmlichen Stabilsierungsmethoden. (Stabilisierung mittels Kälte weißt einen Weinverlust zwischen 0,5 – 1,5 % auf).

• Kein Bedarf an Weinhandlungsmittel (CMC, Metaweinsäure, Mannoproteine). KEINE ZUSATZSTOFFE ERFORDERLICH und somit keine Eticketierpflicht. Additive Free.

• Wasserbrauch reduziert mittels Wasserrückgewinnung des Prozesswassers • MARKETING: schnelle Verarbeitung vom Markt gewünschten Produkte und Platzersparniss im Keller.

• Flexibilität und Lager Optimierung

PART OF

April 2021 Der Badische Winzer

35

KELLERWIRTSCHAFT Kaliumhydrogensulfit

Tabelle 2: Vergleich von CMC, Metaweinsäure und KPA

AUTOR Bernhard Schandelmaier Institut für Weinbau und Oenologie am DLR Rheinpfalz ■ Tel. 06321/671 293, E-Mail: bernhard.Schandelmaier@ dlr.rlp.de

CMC

Metaweinsäure

KPA Kaliumpolyaspartat Polyamid aus L-Asparaginsäure

Carboxymethylcellulose Dauer des Schutzes Stabilisierung von Kaliumhydrogentartrat Stabilisierung von Calciumtartrat Empfohlene Sättigungstemperatur des Weins Weißwein Rotwein Löslichkeit

langfristig, bis zu 3 Jahre und mehr 6 bis 12 Monate je nach Lagerbei sachgemäßer Anwendung temperatur und Aufwandmenge ja

ja

ja

nein

nein

nein

höchstens ≤ 18 °C

höchstens ≤ 18 °C

höchstens ≤ 18 °C

geeignet für Rosé- und Rotwein keine Zulassung gering, auch bei Flüssigprodukten Vorlösen in einer Teilmenge empfehlenswert

geeignet

geeignet

bedingt geeignet

geeignet

mäßig

Vorlösen in einer Teilmenge empfehlenswert – gut durchmischen

sehr hoch

hoch

hoch

möglich

nicht möglich

mindestens 4 Tage vor der Füllung, besser länger

mindestens 4 Tage vor der Füllung

kein Einfluss auf die Filtration

100 g/1000 l

100 g/1000 l

100 g/1000 l

0,4 bis 0,5 Cent/Liter

0,15 Cent/Liter

1 bis 3,3 Cent/Liter

Empfohlene Eiweißstabilität des Weins Einsatz bei Weinen für den Export nach Japan Zeitpunkt der Zugabe

langfristig

Maximal zulässige Aufwandmenge als Pulver Preis je Liter Wein (ca.)

SO2-Dosagen kurz vor der Füllung zu Weinsteinausfall führen können. Für das Stummschwefeln einer Süßreserve ist Kaliumhydrogensulfit durchaus ungeeignet.

Bild: Schandelmaier

Lösungen von Kaliumhydrogensulfit sind in der internationalen Weinproduktion ein Standard. In Frankreich wird in vielen Betrieben zur SO2-Gabe bei Wein ausschließlich mit Kaliumhydrogensulfit gearbeitet.

Kaliumhydrogensulfit ist für Ökowein zugelassen. Bei der Markteinführung in Deutschland kam es zu Irritationen, da der Wortlaut der EU-Verordnung 606/2009 in der deutschen Übersetzung nicht deckungsgleich mit der Ausführung in den anderen Amtssprachen war. Kaliumhydrogensulfit war bei der Übersetzung vergessen worden. Kaliumhydrogensulfit ist als bis zu 18-prozentige Lösung erhältlich. Von dieser werden nur 550 ml pro 1000 Liter gebraucht, um 100 mg/l SO2 zu dosieren.

Die Haltbarkeit der Lösung ist begrenzt, geöffnete Behälter bekommen in Laufe der Lagerung einen gelblichen Farbstich.

Kaliumhydrogensulfit bringt geringe Kaliumgehalte in den Wein. Die geringen Entsäuerungen sind für die meisten Weine unproblematisch. Zu beachten ist aber, dass größere

Ammoniumbisulfit Die Lösungen enthalten bis zu 70 % Ammoniumbisulfit. Die Haltbarkeit der Ammoniumbisulfit-Lösung ist sehr gut, besser noch als bei Kaliumhydrogensulfit. Ammoniumbisulfit ist völlig geruchsfrei. Ammoniumbisulfit ist laut Verordnung zur Förderung der Hefebildung zugelassen.

Ammoniumbisulfit enthält zu 70 % SO2 und 18 % Stickstoff (NH4). In der Praxis steht im Rahmen der Anwendung von Ammoniumbisulfit der SO2Eintrag im Vordergrund. Ammoniumbisulfit ist nicht für

Bei derAnwendung von PVI/PVP wird die Erfolgskontrolle des Schönungserfolgs über einen Vorversuch zur Blauschönung festgestellt.

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Ökowein zugelassen. Es darf auf Trauben, Maische, Most, teilweise gegorenem Traubenmost und Jungwein gegeben werden. Maximal dürfen 125 mg/l SO2 mit Ammoniumbisulfit dosiert werden.

Die erlaubte Dosagemenge reicht bei weitem nicht aus, eine Süßreserve stumm zu schwefeln, ist aber bei den meisten Weinen hoch genug,

den Bedarf zwischen Maische, Most und Jungwein abzudecken. Bei einer Gabe von 50 mg/l SO2, das entspricht 10 g/hl Kaliumbisulfit, mit Ammoniumbisulfit auf Trauben, Maische oder Most kommt es zu einem geringfügigen Stickstoffeintrag, der einer geringen Gabe von 5 g/hl Diammoniumphosphat entspricht. ❑

Der Badische Winzer April 2021

DER WEINBERG IM APRIL AKTUELL SPANNEND

Bilder: Zipf

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April 2021 Der Badische Winzer

Arbeitshinweise der Weinbauberatung

Guter Start in die Vegetationszeit Wenn es in den Rebanlagen anfängt zu sprießen, kommen auch die Schädlinge aus ihren Winterquartieren. In den meisten Fällen entscheidet der richtige Zeitpunkt über Erfolg und Misserfolg einer Gegenmaßnahme.

N

Vor- und Zuname

Datum, Unterschrift

Besonders die nachtaktiven Erdraupen können an den jungen Knospen enorme Schäden anrichten. Nach wie vor gilt hier das Absammeln bei Dunkelheit als effektivste Bekämpfungsmethode.

ach den frühlingshaften Temperaturen Ende Februar hat der März mit seinen kühleren Phasen glücklicherweise noch einmal zu einer Verzögerung der Entwicklung geführt. Hinsichtlich der bisherigen Temperatursummen liegen alle Bereiche des Anbaugebietes Baden etwa zehn bis 14 Tage hinter der Entwicklung des sehr frühen Jahres 2020 (Stand vom 22. März). Mit Blick auf die regionalen Spätfrostschäden in den vergangenen Jahren ist dies auch nur zu begrüßen. Der Rebschnitt und das Biegen sind in den meisten Anlagen beendet und bis zum Ausbrechen ist der Arbeitsdruck nun etwas geringer.

Im April sollte die Funktion der eingewinterten Pflanzenschutzgeräte überprüft und die Technik auf die kommende Saison vorbereitet werden. Das Frostschutzmittel ist aus den Geräten zu entnehmen und kann für das nächste Jahr aufbewahrt werden. Anschließend wird ein erster Funktionstest durchgeführt und im Turnus von sechs Halbjahren muss je-

des Pflanzenschutzgerät in einer anerkannten Fachwerkstatt zum PflanzenschutzgeräteTÜV vorgeführt werden. Auch für Herbizidspritzen wie Bandspritzen und Schlauchanlagen gilt diese Prüfpflicht. Lediglich rückengetragene Geräte sind ausgenommen.

Temperatursummen beachten Mit dem Start der Vegetation beginnt auch wieder die alljährliche Pflanzenschutzsaison. In Anlagen mit deutlich festgestelltem Vorjahresbefall von Spinnmilben oder Kräusel- und Pockenmilben kann bereits im April eine Austriebsspritzung mit einer Kombination aus Netzschwefel- und Ölpräparaten notwendig werden. Hierbei gilt es, die zugelassenen Aufwandmengen der unterschiedlichen Netzschwefelprodukte zu beachten.

Durch den verminderten Besatz von Raubmilben spielt die Kräuselmilbe vor allem in jüngeren Anlagen immer wieder eine Rolle. Die Wanderung dieser Milbe aus ihren Über-

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DER WEINBERG IM APRIL

Nützlinge fördern

Begrünungsvielfalt aufzubauen. Zudem hat sich bei Eulenraupenbefall gezeigt, dass die Tiere leichter auf die Rebstöcke wandern können, wenn die Unterstockbegrünung zu früh bekämpft wird.

Der Traubenwickler beginnt in Abhängigkeit von der Temperatursumme zu fliegen. Die Pheromondispenser müssen rechtzeitig ausgehängt werden, damit die Verwirrmethode optimal funktioniert und zwar bei einer Temperatursumme von etwa 900 bis 950 °C. Unter www.vitimeteo.de kann im Menüpunkt Schädlinge der Traubenwickler ausgewählt werden und die Temperatursumme jederzeit abgerufen werden. In den wärmsten Regionen ist die Pheromonausbringung bis zum Erscheinen dieses Arbeitshinweises wahrscheinlich schon erledigt. In den meisten Regionen wird nach Ostern ausgebracht und in den spätesten Gebieten sollte die Arbeit bis zum dritten Aprilwochenende abgeschlossen sein. Das Aufhängen der Dispenser muss in diesem Jahr wieder unter Berücksichtigung der geltenden Corona-Regeln organisiert werden.

Die ersten flächigen Behandlungen gegen Peronospora und Oidium starten je nach Infektionsdruck oder Termin der Primärinfektion frühestens mit dem Erreichen des Drei- bis Sechsblattstadiums und wer-

In manchen Anlagen kommt es jahresbedingt immer wieder zu Knospenfraß durch Austriebsschädlinge wie dem Dickmaulrüssler, Springwurm, Rebstichler, Rhombenspanner und Erdraupen. Die beiden letztgenannten spielen hierbei die wichtigste Rolle. Da die Austriebsschädlinge meist nur herdförmig und in einzelnen Parzellen auftreten, ist es insbesondere bei Erdraupen am effektivsten, diese in der Nacht abzusammeln. Nur in Ausnahmefällen kann auch eine Bekämpfung mit einem zugelassenen Insektizid erfolgen.

Neben den genannten Pflanzenschutzmaßnahmen haben bei den Milben und den Knospenschädlingen aber auch vorbeugende Maßnahmen einen hohen Stellenwert. Als erstes sollten die Gegenspieler gefördert werden.

Bei den Milben sind dies die Raubmilben, Florfliegen und Marienkäfer; bei den Knospenschädlingen sind es parasitische Nützlinge, wie etwa Raupenfliegen, Schlupf-, Erz- oder Zehrwespen sowie insektenfressende Tiere wie Vögel oder auch Fledermäuse.

Raubmilben können im Winter über mehrjähriges Holz oder im Sommer über grüne Triebe angesiedelt werden. Zur Förderung der Florflie- Sofern in der eigenen Anlage oder in benachgen, der Marienkäfer barten Flächen im Vorjahr verstärkter, früher und der parasitischen Oidiumbefall festgestellt worden ist, muss in Nützlinge ist es wichtig, diesem Jahr besonders auf eine frühzeitige und eine möglichst große konsequente Bekämpfung geachtet werden.

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So nicht: Bei der Düngung gehört es zur guten fachlichen Praxis, dass der Dünger nur auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche ausgebracht wird. den zyklisch über die weitere Saison fortgesetzt. Insbesondere bei der Oidiumbekämpfung müssen Anlagen mit Vorjahresbefall genau beobachtet werden. Dasselbe gilt, wenn direkte Nachbaranlagen stark befallen sind. In diesen Fällen ist es wichtig, dass eine frühe Ausbreitung des Pilzes unterbunden wird. Daher sind hier vorbeugende Behandlungen zwingend ab dem Drei- bis SechsBlatt-Stadium einzuplanen und es muss ein einwandfreies Resistenzmanagement in der kompletten Saison erfolgen.

Weitere Informationen hierzu geben die wöchentlichen Rebschutzhinweise der regionalen Weinbauberatung oder auch das Sonderheft „Rebschutz 2021“ in der März-Ausgabe des Badischen Winzers.

Richtig düngen Über den Pflanzenschutz hinaus stehen derzeit Überlegungen zur Bodenbearbeitung und Düngungsmaßnahmen im Fokus der weinbaulichen Arbeiten. Es ist wichtig, die Höhe der Stickstoff-Düngung richtig festzulegen, da zu hohe Gaben oder ein falsch ausgewählter Ausbringtermin die Botrytisanfälligkeit deutlich erhöhen können. Die Düngermenge richtet sich nach Bilanzmodellen oder Nmin-Untersuchungen. Die Bedarfsermittlung für Stickstoff und die Grundnährstoffe kann schnell und unkompliziert über das Portal www.duengungbw.de erfolgen.

Langsam wirkende Stickstoffdünger können bereits zum Re-

benaustrieb ausgebracht werden; bei schnell wirkenden Düngern liegt der optimale Ausbringtermin zwischen dem Drei- und Sechs-Blatt-Stadium.

Werden Mehrnährstoffdünger verwendet, sollte entsprechend der Ergebnisse aus den Bodenuntersuchungen eine bedarfsgerechte Düngung auch für die Grundnährstoffe Phosphor, Kalium und Magnesium erfolgen.

Generell ist eine Überdüngung der Bestände bei allen Nährstoffen sowohl aus Umweltschutzgründen als auch aus pflanzenbaulicher und wirtschaftlicher Sicht unbedingt zu vermeiden. Langjährig weinbaulich genutzte Böden sind vielfach mit Phosphat überversorgt, daher ist auf solchen Flächen eine P-Düngung nur noch in Höhe der Nährstoffabfuhr erlaubt. Weitergehende Informationen zur Düngung gibt es im Leitfaden zur Düngung von Ertragsrebflächen auf den Seiten 21 bis 28 dieser Ausgabe. ❑

AUTOR

winterungsquartieren beginnt bei einer Temperatursumme von 300 °C – gemessen als Tagesmittelwerte ab dem 1. März. Die Aktivität setzt dann an wärmeren Tagen bei Temperaturen über 10 °C ein.

Diese Tage bieten sich somit zur Bekämpfung der Milben an. Bei Behandlungen mit Ölpräparaten sollten alle Teile der Rebe – von Stamm bis Knospen – tropfnass gespritzt werden. Als optimaler Behandlungstermin gilt das Wollestadium, solange noch kein Grün sichtbar ist.

Roland Zipf Weinbauberater, Landratsamt Main-Tauber-Kreis ■ Tel. 07931/4827 6332 E-Mail: Roland.Zipf@ Main-Tauber-Kreis.de

Der Badische Winzer April 2021

MARKTPLATZ WEIN Lebensmittel-Einzelhandel

Deutscher Marktanteil gestiegen Die Deutschen haben im vergangenen Jahr mehr und höherwertigeren Wein im Lebensmittel-Einzelhandel eingekauft. Ein Umsatzplus von acht Prozent steht in diesem Bereich zu Buche. haben, und 21 Prozent, ihn reduziert zu haben“, so Reule. Zudem habe fast die Hälfte der Haushalte vermeldet, dass sich ihr Außer-Haus-Konsum ganz oder teilweise nach Hause verlagert habe.

Der Nielsen-Befragung zufolge wurden die Weine hierzulande im vergangenen Jahr zu 66 Prozent im Lebensmittel-EinzelBild: imago images/Shotshop

D

er Absatz wuchs im Vergleich zum Vorjahr um rund sechs Prozent, der Umsatz legte um acht Prozent zu, wie das Deutsche Weininstitut (DWI) mitteilt. Dabei ist der Durchschnittspreis um acht Cent auf 3,64 Euro pro Liter gestiegen. Dies geht aus den Daten des Marktforschungsinstituts Nielsen hervor, das seit 2020 im Auftrag des DWI den heimischen Weinmarkt analysiert. Der direkte Vergleich mit den Weinmarktdaten aus früheren Jahren ist daher nur bedingt möglich.

Wie DWI-Geschäftsführerin Monika Reule erläutert, ist das Wachstum des Weinsektors im Lebensmittelhandel in erster Linie auf eine Verlagerung aus der coronabedingt geschlossenen Gastronomie zurückzuführen. „74 Prozent der weineinkaufenden Haushalte haben in einer Befragung des Nielsen Homescan Panels angegeben, durch den Einfluss von Covid-19 ihren Weinkonsum nicht verändert zu

handel eingekauft und zu zwölf Prozent bei den Erzeugern vor Ort. Die Anteile der Weineinkäufe über die verschiedenen Online-Kanäle sowie im Weinfachhandel beliefen sich auf jeweils neun Prozent.

Die Anbieter deutscher Weine konnten 2020 ihren Marktanteil an den Einkaufsmengen um einen Prozentpunkt auf 45 Prozent steigern. Italienische Weine kamen auf einen Anteil von 15 Prozent der Weineinkäufe, französische auf zwölf und spanische auf elf Prozent.

Das Wachstum im Absatz über den Lebensmittel-Einzelhandel war vor allem der coronabedingten Schließung der Gastronomie geschuldet.

Projekt

Piwis gemeinsam am Markt etablieren m Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg läuft seit Februar ein neues Projekt zur Vermarktung von Weinen aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten.

Das Projekt resultiert aus dem im letzten Jahr von der Landesregierung Baden-Württemberg verabschiedeten Gesetz zur Stärkung der Biodiversität, das unter anderem eine Reduzierung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel um 40 bis 50 % bis 2030 vorsieht.

A

Langjährige Tradition Zur Erreichung dieses Ziels ist eine verstärkte Nutzung resistenter Sorten von großer Bedeutung.

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten werden bereits seit

April 2021 Der Badische Winzer

den 1930er-Jahren unter anderem am Staatlichen Weinbauinstitut (WBI) in Freiburg gezüchtet und von zahlreichen Winzern ausgebaut und vermarktet.

Während sich die Qualität der Weine aus den neuen Sorten bereits auf einem hohen Niveau bewegt, gilt es die Vermarktungssituation zukünftig noch weiter zu stärken.

Produktlinie Ziel des aktuellen Projekts ist es deshalb, ein Konzept zu erarbeiten, das Weingüter, Genossenschaften und Kellereien dabei unterstützt, Weine aus resistenten Sorten attraktiv zu vermarkten und somit die Bedingungen für die Verbrei-

tung der Sorten weiter zu verbessern. Im Rahmen des Projekts soll eine Produktlinie für Weine aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten geschaffen werden, die in möglichst vielen Betrieben umgesetzt werden kann und sich durch ein wiedererkennbares Geschmacksbild auszeichnet. Dafür sollen Leitlinien für die Trauben- und Weinproduktion sowie ein Markenkonzept für eine einheitliche Kommunikation ausgearbeitet werden.

Bei Interesse am Projekt und für weitere Fragen steht Johanna Heinkele am WBI gerne zur Verfügung. Kontakt: 0761-401653112 bzw. johanna.heinkele @wbi.bwl.de.

Johanna Heinkele

Im vergangenen Jahr ist auch die Anzahl der Haushalte, die zum heimischen Wein gegriffen haben, um einen Prozentpunkt auf 49 Prozent gestiegen. Der Marktanteil deutscher Weine am gesamten Weinumsatz blieb mit 47 Prozent konstant.

Rosé läuft gut Die zunehmende Beliebtheit der Roséweine spiegelt sich auch im Absatz 2020 wider. Ihr Marktanteil ist um einen Prozentpunkt auf zwölf Prozent gestiegen. Das Wachstum ging zulasten der Weißweine, die entsprechend nachgegeben haben und nun auf 46 Prozent Marktanteil kommen. Rotweine blieben mit 42 Prozent unverändert.

Weine aus ökologischer Erzeugung sind ebenfalls leicht in der Gunst der Verbraucher gestiegen. Wie die Nielsen-Analyse ergab, haben elf Prozent der Haushalte Biowein gekauft (plus zwei Prozentpunkte), was zu einem Zuwachs von jeweils rund 0,5 Prozentpunkten bei den Marktanteilen auf drei Prozent im Absatz und vier Prozent im Umsatz führte. red

KURZ NOTIERT

Kulturelles Erbe Die „Weinkultur in Deutschland“ wurde von der Kulturministerkonferenz auf Empfehlung des Expertenkomitees der Deutschen UNESCOKommission in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Das Expertenkomitee würdigt damit die Weinkultur in Deutschland als offene, lebendige und wandlungsfähige Traditionspflege, die gesellschaftlich stark verankert ist. red

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WEIN UND GENUSS Tisch und Stühlen ausgestattet und waren zum Schlemmen zu einem befreundeten Gastronomen gefahren – und schließlich begeistert von der Initiative.

Bilder: Littner

Dankbar für die Bewirtungsmöglichkeit

Dinner im Camper

orona-geplagt, wie wir alle inzwischen sind, zeigen wir uns für kleine Abwechslungen empfänglich. Wohl deshalb war mir der Facebook-Post gleich aufgefallen, in dem es hieß: „WohnmobilDinner – Essen gehen mit und in den eigenen vier Wänden“. Einem Link folgend war ich auf dem Social-Media-Account des Weinguts Weber im Breisgau gelandet, das für Weinerlebnisse unterschiedlicher Art bekannt und unter rund 120 teilnehmenden Gastronomen in Baden der einzige Winzerbetrieb mit angeschlossenem Restaurant mit diesem Angebot ist. Einen Klick weiter hatte ich kurzentschlossen einen freien Termin Mitte März ergattert. Meine Neugier war geweckt: Wie mag das ablaufen? Entspricht das Servierte der Qualität im Restaurant? Und vor allem: Wie ist die Atmosphäre, wenn Essen im Camper serviert wird?

Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Beim Wohnmobil-Dinner sollte sich das Glücksgefühl aber über den Abend sogar noch steigern und die Erinnerungen daran

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Ein fabelhaftes Menü Es erwarteten uns hausgebackenes Brot mit Walnusspesto, knackiger Salat, Kräuterrahmsüpple mit Bärlauch, Rinderrückensteak unter der Bärlauchkruste mit Kartoffelgratin und feinem Gemüse sowie zum Abschluss eine feine Mascarponecreme mit Mangospalten – feine Gaumenfreuden, mit denen Küchenmeisterin und Restaurantinhaberin Stefanie Weber mit ihrer Crew den Frühling bravourös in Szene setzte. Vegetarier erhielten zum Menüpreis vom 49 Euro pro Person im Hauptgang knusprigen Grillkäse. Korrespondierend zu den Menügän-

gen hätten wir am liebsten verschiedene Weine aus der kleinen Vorauswahl bestellt.

Da jedoch nur flaschenweise verkauft werden darf, entschieden wir uns für den Allrounder Weißburgunder als geeigneten Begleiter zu den kräuterbetonten Leckereien.

Schnell war uns das Anklopfen vertraut, mit dem das Servicepersonal sich und damit den nächsten Teller ankündigte. Anders als bei den meisten Anbietern wird bei Webers die Bestellung nämlich nicht in einer Box vors Fahrzeug gestellt, sondern die einzelnen Gänge werden hübsch angerichtet auf Porzellan serviert.

Der Service klappte hervorragend und erwies sich von der eingangs hereingereichten Tischdeko über die Abstände zwischen den Menüfolgen bis zum entspannten Genießen fast wie ein Restaurantbesuch. Nur eben in den „eigenen vier Wänden“ und – als zusätzlicher positiver Faktor – ohne Lieferkartons und Einwegschalen. Rundum gelungen, möchte man sagen, abgesehen vom bereits erwähnten Wermutstropfen: der behördlich verordneten Abreise.

Die Bewirtung unter Corona-Bedingungen schreibt unter anderem vor, dass Gäste den Kontakt untereinander vermeiden und ihre Fahrzeuge Feine Speisen, auf schönem Geschirr angerichtet, werden ins Wohnmobil ser- während des Dinners nicht verlassen. Das viert. Das Servicepersonal bringt die Gerichte jeweils einzeln bis an die Türe.

Servicepersonal wiederum darf die Wohnmobile nicht betreten, 2020 mit dem neuen Konzept – bis zur Ausgangssperre. Die Absage bereits reservierter die Speisen müssen wie bei „To-Go-AngeboTermine enttäuschte nicht zuletzt die vielen ten“ mit Abstand zur Lokalität verzehrt werGäste, die sich jedoch seit dem Neustart am den und im Restaurant bleibt die WC-Anlage 20. Februar wieder rege anmelden. Die Freigeschlossen. Mit Beginn der Pandemie und tage und Samstage sind immer schnell ausfolglich geschlossenen Ferienwohnungen, gebucht, so dass Stefanie Weber den DonPensionen und Hotels entdecken immer nerstag als Ersatztermin anbietet. „Einfamehr Menschen das individuelle und weitcher wäre es, wenn wir am Wochenende gehend autarke Reisen als neue und sichere mehr Gäste bedienen könnten“, erklärt die Urlaubsalternative. Wohnmobilisten, die Gastronomin. Dafür fehlen aber geeignete auf ihren Touren sonst ebenso häufig Gäste Stellplätze – die Camper sollten ja möglichst der örtlichen Gastronomie sind, erwiesen waagerecht parken können – und auch die sich bald als dankbare Abnehmer von SpeiServicewege würden zu lang. Insgesamt sen zum Mitnehmen. Sie sind auch die Zielacht Personen legen sich pro Dinner ins gruppe für Essensangebote, die unter BeachZeug, um den Wohnmobilisten einen schötung der Hygiene- und Abstandsregeln sernen Abend zu bereiten. Gut gelaunt reichen viert werden. ❑

Die Initialzündung Weingutsinhaber Michael Weber und seine Frau Annika waren schon im Vorjahr zu Beginn des Lockdowns im Herbst 2020 auf das Konzept des „Wohnmobil-Dinners“ aufmerksam geworden. Umgehend hatten sie ihren Transporter ausgeräumt, mit einem Der Badische Winzer April 2021

Bild: Petra Littner

C

Die öffentliche Facebook-Gruppe „WohnmobilDinner – das Original“, die zu Beginn der zweiten Corona-Welle am 10. November 2020 von Silja von Garn, einer begeisterten Wohnmobilistin aus dem Ortenaukreis, und Ronny Marzin, Inhaber des Restaurants Landglück in Nesselried, gegründet wurde, wuchs innerhalb kurzer Zeit auf mehr als 37 500 Mitglieder.

Für Gastronomen wie auch Wohnmobilisten war damit eine Plattform geschaffen, auf der Angebote beworben, Reservierungen vorgenommen und Erfahrungen ausgetauscht werden können.

Deutschlandweit bieten rund 800 Restaurants das „WohnmobilDinner“ an. Sie sind unter https://womo-explorer.de/entdecken/ aufgeführt, wo man Standorte und Themen nach Postleitzahl oder per Karte suchen kann. Ein weiterer Link führt zur Internetseite des Originals www.WohnmobilDinner.net, wo das Prinzip ausführlich erklärt wird.

Das Konzept, frisch zubereitete Speisen Coronakonform zum Verzehr anzubieten, etablierte sich schnell und eröffnete vielen Restaurants während der Zwangsschließung eine Einnahmequelle.

Wohnmobilisten unterstützen das Motto „support your local“ gerne. So prägte während des Lockdowns ein gänzlich neues Genussformat die deutsche Gastronomielandschaft. Dabei haben vor allem Restaurants diesen Service eingerichtet.

Neben dem Angebot beim Weingut Weber in Ettenheim hat sich inzwischen auch das Gasthaus Blume aus Freiburg-Opfingen einenWeinpartner ins Boot geholt: Ende März startete Wirt Sascha Halweg gemeinsam mit der Winzergenossenschaft Wolfenweiler das „Schwarzwald-TapasMenü“ in Kombination mit einer Online-Weinprobe. Über Zoom – eine cloudbasierte Möglichkeit für Videomeetings − lernen sich die Teilnehmenden dabei sogar kennen. Sie können online den Restaurantmitarbeiterinnen und -mitarbeitern über die Schulter schauen und mit den Weinmachern während der Verkostung in Kontakt treten. Das Angebot ist unter https:// www.blume-freiburg.de/wohnmobildin ❑ ner/ zu finden.

AUTORIN

Corona-konformes Bewirtungskonzept

lange nachwirken. Dafür sorgte schon der herzliche Empfang bei Webers Restaurant, wo wir mit der Registrierung zunächst einen von 15 verfügbaren Parkplätzen zugewiesen und die „Spielregeln“ mitgeteilt bekamen.

Kaum waren alle Camper untergebracht, startete die Genussreise auch schon mit einem Apéritif. Neben diesem Gläschen Secco wollten wir unsere Alkoholkapazität für einen begleitenden Wein zum Essen aufsparen. Denn, das muss man wissen, übernachten darf man anschließend leider nicht.

Grund dafür ist das touristische Beherbergungsverbot, das im Rahmen des Lockdowns auch für Camping- und sonstige Stellplätze gilt. In Anbetracht des verheißungsvollen Menüs nahmen wir diese Einschränkung ganz gelassen.

Das „WohnmobilDinner“ – eine Idee, die den Nerv trifft

Auflagen

Ein ganz eigenes Dinnerflair zeigt sich, wenn 15 Camper beim Weingut Weber „Platz nehmen“ und gemütlich im Fahrzeuginneren auf die Menügänge warten.Mit Tischdeko und Beleuchtung ist auch im Camper für Atmosphäre gesorgt. Petra Littner und ihr Mann Karlheinz freuen sich über ein serviertes Menü mit feinem Wein in „Camping-Atmosphäre“ – eine neue Erfahrung.

Restaurantbesuche sind seit Monaten nicht möglich. Das brachte kreative Köpfe auf die Idee des Wohnmobil-Dinners. Wie funktioniert das und wie fühlt es sich an?

Beim Weingut Weber in Ettenheim haben wir es ausprobiert.

Schnell überzeugten sie Michaels Schwester Stefanie, die momentan für jede Idee, mit der sie ihr Restaurant durch die Zwangsschließung bringen kann, dankbar ist. Und so startete das Team noch im November

sie kontaktlos auf Tabletts die frisch zubereiteten Speisen herein, erfüllen Getränkewünsche und jonglieren auch bei Wind und Wetter Geschirr und Essen geschickt über den Hof. Die Aktion bedeutet einen erheblichen Aufwand für die Betreiber und ist kein Vergleich zum Umsatz mit den 80 Sitzplätzen, die im Gastraum zur Verfügung stehen.

Dennoch sind alle froh über die Veranstaltungen, die ein bisschen Geld in die überstrapazierte Kasse und ein wenig Abwechslung in den Alltag bringen.

Und die durchweg positive Resonanz der Gäste entschädigt für das umständliche und zeitaufwendige Genehmigungsverfahren durch das örtliche Ordnungsamt und das Landratsamt.

Passend zum Menü trifft Stefanie Weber (rechts) zusammen mit ihrem Bruder Michael und dessen Frau Annika die Weinauswahl zum fünfgängigen Menü. Mit ihrem Konzept des Wohnmobil-Dinners treffen sie den Nerv der Zeit.

April 2021 Der Badische Winzer

Petra Littner kommt vom Kaiserstuhl und arbeitet als Redakteurin beim Badischen Landwirtschafts-Verlag in Freiburg.

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Bild: Thierry Joly O

WEITE WEINWELT

Norditalien

Hüter des Ur-Prosecco R

Karte: maps-for-

free.com

Nördlich von Venedig, in den Vorbergen der Alpen, machen sich die Erzeuger von Prosecco Superiore für eine hochwertige Produktion in steilen Hanglagen stark. Sie verteidigen ihren Status als Wiege des Prosecco.

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und 60 Kilometer nördlich von Venedig, zwischen Conegliano und Valdobbiadene, befindet sich der Ursprung des Prosecco. Vor 2009 war diese Region die einzige, die diesen Schaumwein erzeugen durfte. Als Reaktion auf den Erfolg haben die Italiener den Produktionsbereich deutlich ausgedehnt. Als Gegenleistung wurde das Ursprungsgebiet aufgewertet: Es stieg bei der geschützten Herkunftsbezeichnung (Appellation) eine Stufe höher von DOC auf DOCG und hat als einziges das Recht erhalten, seinen Prosecco mit „Superiore“ (höher, darüber stehend) zu bezeichnen. Und das berechtigterweise, weil seine Lagen eine hochwertigere Erzeugung ermöglichen. „Unsere 8430 Hektar Reben wachsen nicht in der Ebene, sondern zwischen 50 und 500 Metern Höhe an manchmal sehr steilen Hängen“, unterstreicht Giulia Pussini vom Konsortium der Appellation, die heute Conegliano Valdobbiadene Prosecco heißt.

Geschätzt 100 Euro je Quadratmeter Deren Fläche schließt 352 Hektar ein, die als „Rive“ eingestuft sind: das sind Spitzen-Herkünfte. Und noch darüber befindet sich mit „Cartizze“ eine Fläche von 108 Hektar, die sich 130 Eigentümer teilen. Hier wird der Quadratmeterwert auf 100 Euro taxiert. „Ein Schätzwert, weil

es seit langer Zeit keinen Eigentümerwechsel mehr gegeben hat“, verdeutlicht Veronica Ruggeri, zuständig für Marketing und Werbung beim Familienweingut Le Colture, einem der 182 Erzeuger von Prosecco Superiore. Gelegen in Santo Stefano, bewirtschaftet Le Colture 40 Hektar verstreut im Appellationsgebiet, davon ist ein halber Hektar „Cartizze“. „Um Nutzen zu ziehen aus der Vielzahl der unterschiedlichen Lageeigenschaften auf kleinem Raum, die es hier gibt“, erklärt Ruggeri den Sinn dieser verstreut liegenden Flächen.

Das Gut kauft zudem zehn Prozent der Trauben für 1,30 Euro/Kilo zu. Es produziert 800 000 Flaschen pro Jahr, die zwischen acht und 16 Euro kosten. „Unsere Preise sind höher als beim konventionellen Prosecco, weil die Geländeeigenschaften uns hier zwingen, fast alle anfallenden Arbeiten von Hand zu erledigen. Daher rühren Mehrkosten von einem bis zwei Euro pro Flasche“, erläutert Veronica Ruggeri.

Die Arbeitskräfte in den Reben sind, wie überall, vor allem Ausländer, die selbst oder über eine Personalagentur angeworben wurden. „Meistens Leute aus Osteuropa, die gut ausgebildet sind“, unterstreicht sie.

Hohe Arbeitskosten „Hier muss man mit 600 bis 800 Arbeitsstunden pro Hektar und Jahr rechnen, geDer Badische Winzer April 2021

Tank, damit er noch in Kontakt mit der Hefe bleibt und er cremiger und komplexer wird. „Bei uns braucht er vier bis fünf Monate“, verdeutlicht Elisa Piazza. Die meistangebaute Rebsorte ist Glera. In den Weinbergen stehen mindestens 2500 Rebstöcke je Hektar; zunehmend gehen die Winzer beim Pflanzen hoch auf 3500 bis 4000 Rebstöcke. Wie Umberto Marchiori vom gleichnamigen Weingut, das zwölf Parzellen einer Gesamtfläche von 16 Hektar in der Gegend um Farra di Soligo biodynamisch bewirtschaftet. Seine Reben sind eine Selektion der robustesten. „Sie halten 60 bis 70 Jahre, während die neuen Klone empfindlicher sind“, unterstreicht er. Umberto Marchiori zeichnet sich auch durch sein Interesse an alten einheimischen Sorten aus: Vediso, Bianchetta trevigiana, Perera und Glera lunga – die er zu bis zu 15 Prozent seinen Cuvées beigibt, um mehr Komplexität zu erreichen.

Es ist das erlaubte Maximum der Zugabe. Er erzeugt zudem kleinere Mengen Stillweine aus diesen Rebsorten, um bei den Kunden ihre besonderen Eigenheiten bekannt zu machen.

Es sprudelt nicht nur: Umberto Marchiori mit Stillweinen von vier heimischen Rebsorten (l.); Veronica Ruggeri verantwortet das Marketing und die Werbung im Weingut der Familie Ruggeri, Le Colture. sen. „Unser Hauptproblem bleiben unsere Produktionskosten und letztlich unsere Preise, die in einigen Ländern nicht immer verstanden werden“, erläutert Veronica Ruggeri, für die der Export rund 40 Prozent des Absatzes ausmacht, was dem Durchschnitt im gesamten geschützten Herkunftsgebiet entspricht. Marchiori und Sorelle Bronca setzen 50 und 60 Prozent ihrer Flaschen im Ausland ab. In Italien verkauft sich Prosecco Superiore zu rund einem Drittel in Fachhandel, Hotellerie und Gastronomie. Diese Absatzkanäle waren durch den Lockdown im Frühjahr 2020 schwer beeinträchtigt. Im Juni hat daher das Konsortium entschieden, den autorisierten Maximalertrag von 135 auf 120 Kilogramm je Ar zu senken, was dem Wert für Cartizze entspricht. Ende Herbst jedoch waren die Jahresverkäufe bis dahin nicht mehr weit entfernt von denen des vorjährigen Herbstes.❑

Kälteschutz und warme Winde Die Unescso treibt den Tourismus an Im Jahr 2019 haben die Weingüter der Appellation Prosecco Superiore 500 000 Besucher begrüßt: Italiener, aber auch Deutsche und Österreicher. Für 2020 wird wegen der Pandemie ein Rückgang um 60 Prozent geschätzt. Der Weinverkauf in den Gütern durfte trotzdem geöffnet bleiben, er wurde als Handel mit Lebensmitteln eingestuft. Die lokale Kundschaft und OnlineVertrieb zusammengenommen, haben sich die Privatverkäufe insgesamt dem sonst üblichen Niveau annähern können. Vieles deutet darauf hin, dass nach der Corona-Pandemie auch der Tourismus wieder in Schwung kommt. Die Hügel des Prosecco von Conegliano und Valdobbiadene gehören schließlich seit Juli 2019 zum Unesco-Welterbe. ❑

April 2021 Der Badische Winzer

Die Region ist geschützt vor Kälte durch die Vorberge der Alpen, die sich 70 Kilometer nördlich auftürmen und zieht Nutzen von warmen Winden, die aus Richtung Venedig kommen. Die Belüftung ist gut, der parasitäre Druck ist gering. „Vier bis fünf Behandlungen pro Jahr reichen in der Regel“, sagt Veronica Ruggeri. Das Auftauchen einiger Herde der Vergilbungskrankheit Flavescence dorée löst dennoch Unruhe aus. „Wir sehen uns zudem mit heftigeren Wetterperioden als bisher konfrontiert und Sturzregen verursachen Erdrutsche“, unterstreicht Piero Balcon. In den vergangenen Jahren hat auch Hagel dazu geführt, dass sich einige Winzer mit Schutznetzen ausgestattet haben. Und schließlich werden Rebflächen in Waldnähe bisweilen von Wildschweinen „besucht“, die sich Trauben schmecken las-

AUTOR

Zwischen Conegliano und Valdobbiadene befindet sich die Wiege des Prosecco. Als die weltweite Nachfrage anstieg, wurde der Produktionsbereich ausgedehnt.

Die Hügel von Conegliano und Valdobbiadene wurden indes 2019 ins Welterbe der Unesco aufgenommen (großes Bild). Laubarbeit (Bild rechts): Wegen der Geländebeschaffenheit des Gebiets für Prosecco Superiore müssen nahezu alleArbeiten von Hand erledigt werden. Daher rühren Mehrkosten von einem bis zwei Euro je Flasche.

genüber 150 Stunden in der Ebene“, betonen Ersiliana und Antonella Bronca, Gründerinnen von Sorelle Bronca, einem Gut in Colbertaldo di Vidor, das sie zusammen führen mit Elisa Piazza, Tochter der erstgenannten, und Piero Balcon, Ehemann der letztgenannten. Das Quartett bewirtschaftet 25 Hektar auf biologische Art, auch hier verteilt über die Appellation. Es bringt 350 000 Flaschen hervor, die zwischen 11,50 und 17 Euro je Flasche verkauft werden. „65 Prozent sind brut und extra brut – diese sind gerade am meisten gefragt“, erklären die beiden Schwestern. Sorelle Bronca produziert auch 7000 Flaschen Col Fondo, auch genannt „Sui lieviti“. Es ist ein Schaumwein nach der traditionellen Flaschengärung, aber nicht degorgiert. Eine Rarität. „Diese Art des Prosecco Superiore repräsentiert nur 200 000 der 92 Millionen Flaschen, die in unserer Appellation produziert werden“, erläutert Giulia Pussini. Die ganze übrige Menge entsteht im Drucktank, während mindestens 40 Tagen. Einige Weingüter lassen den Sekt länger im

Thierry Joly † Unser Autor Thierry Joly, von dem schon viele Berichte aus der „Weiten Weinwelt“ in dieser Rubrik zu lesen waren, ist im Februar überraschend verstorben. Er war ein hervorragender Journalist und ein sehr angenehmer Kollege; ein Weltreisender in Sachen Weinbau und Wein. Es war der Wunsch seiner Frau, dass dieser letzte Bericht noch abgedruckt wird. Das Team des Badischen Winzers drückt ihr und allen Angehörigen sein Beileid aus. Wir werden Thierry Joly in ehrendem Gedenken bewahren.

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AUS DER WIRTSCHAFT Produktpalette

ERO bietet bei Laubwandmanagement viel ie Firma ERO weist darauf hin, dass sie im Bereich Laubwandmanagement zu den Komplettanbietern mit langjähriger Erfahrung gehört. Mit dem vor mehr als 50 Jahren entwickelten Laubkreisel startete das Unternehmen mit Sitz im rheinland-pfälzischen Simmern im Weinbau. Im Laufe der Jahre ergänzten zahlreiche weitere Maschinen zur Laubwandbearbeitung wie Laubhefter, Entblätterer und der Cane Pruner Viteco die Produktpalette.

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rung und die Hydraulikaggregate könnten für mehrere Produkte genutzt werden.

Drei Modellreihen bietet ERO allein bei den Laubschneidern in jeweils unterschiedlichen Varianten an. Hinzu kommen noch die Laubschneider der Marke Binger.

Auch bei den Entlaubern hat das Unternehmen ein interessantes Angebot: Der Binger Entlauber EB 490 P und der ERO-Enblätterer Professional arbeiten beide mit rotierenden Walzen, unterscheiden sich jedoch in der Art des Anbaus an den Traktor. Der

ERO-Vitipulse hingegen nutzt pulsierende Luftstöße zur Entlaubung und entfernt so auch Blätter im Inneren der Laubwand.

Kontakt zur Firma über Tel. 06761/914400, mail@ero.eu oder www.ero.eu. red

Mit der Übernahme der inzwischen fast 75 Jahre alten Marke Binger kamen weitere Produkte hinzu. Vorteil für die Winzer sei nicht nur die große Auswahl, sondern auch das einfache Umrüsten. Die Mehrzahl der EROund Binger-Produkte passen an den gleichen Hubrahmen und könnten bei Bedarf schnell gewechselt werden.

Zubehör wie die Komfortsteue-

Bild: ERO

Gleiche Hubrahmen

Drei Entlaubungssysteme aus einem Haus: der ERO-Entblätterer Profi Line, der Binger-Entlauber EB490 P und der ERO-Entlauber Vitipulse.

KURZ NOTIERT

Kellerwirtschaft

Erbslöh informierte digital m 18. und 23. Februar veranstaltete die Firma Erbslöh aus Geisenheim erneut ein Oeno-Seminar in digitaler Form. Über 200 Teilnehmer verfolgten die diesjährigen Jungweinempfehlungen und stellten im Anschluss viele Fragen, weshalb das Unternehmen ein positives Fazit des digitalen Formates zieht. Die Wissenschaftler aus dem Hause stellten Themen zur Weinbehandlung in knappen und prägnanten Referaten vor. Unter anderem die Fassalternative e.Staves, die in verschiedenen Toastungsgraden erhältlich ist. e.Staves sind leicht und vielseitig einsetzbar. „Im Prinzip ist es wie bei Holzfässern“, kommentierte Hendrik Giersiepen. „Man kann sie mischen und somit individuell auf den Wein, auf den Jahrgang und auf die gewünschte Stilistik eingehen.“ Darüber hinaus wurde über die Verwendung von natürlichen

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Weinbehandlungsmitteln wie Mannoproteinen zur Stabilsierung und Gummi arabicum referiert. Zur Böckserbehandlung wurde Ercofid Pure-Liquid vorgestellt. Das neue Produkt hat Erbslöh zufolge hat eine hohe Effizienz bei der Behandlung von verhockten Böcksern.

Durch die flüssige Formulierung ist es einfach anzuwenden und mit dem Einsatz können sensorische Verbesserungen erreicht werden.

Für die vegane Weinbereitung Für die vegane Weinbereitung ist mit LittoFresh Chito-Flot ein flüssiges Kombinationsprodukt für die Schönung erhältlich. LittoFresh Chito-Flot ermögliche eine schnelle und starke Klärung während Sedimentation.

Die Vorträge können unter www.erbsloeh.com im Downloadcenter heruntergeladen red werden.

Zeeh macht Messe digital Am 5. und 6. Mai hätten bei der Messe Karlsruhe die „Winzer Info Tage“ im Freien stattfinden sollen.

Mit dem entzerrten Konzept an der frischen Luft wäre das coronagerecht gewesen, erklärt Organisator Thomas Zeeh. Die Verschärfung bei der Corona-Lage machte nun aber eine Durchführung unmöglich. Nun bietet Zeeh in Kürze eine digitale Messe-Variante an.

Weitere Infos und das Anmeldeformular sind unter www.winzer-ser vice.de zu finden. Besucher können sich dort in den verschiedenen Themenbereichen informieren und gezielt nach Ausstellern und Produkten suchen. red

Der Badische Winzer April 2021

TERMINE

IMPRESSUM

Der Badische Winzer Verlag und Anzeigenverwaltung: Bad. Landwirtschafts-Verlag GmbH, 79100 Freiburg, Merzhauser Str. 111, 79002 Freiburg, Postfach 209 Redaktion: Tel. 07 61/2 71 33-4 03 Fax 07 61/2 71 33-4 01 E-Mail: redaktion@blv-freiburg.de Anzeigenabteilung: Tel. 07 61/2 71 33-4 54/-4 55 Fax 07 61/2 71 33-4 51 E-Mail: anzeigen@blv-freiburg.de Vertriebsabteilung: Tel. 07 61/2 71 33-4 32/-4 33 Fax 07 61/2 71 33-4 01 E-Mail: vertrieb@blv-freiburg.de Herausgeber: Badischer Weinbauverband e.V. 79100 Freiburg, Merzhauser Str. 115 Tel. 07 61/4 59 10-0 Redaktion: Peter Wohlfarth, Chefredakteur (verantwortlich), Walter Eberenz, René Bossert, Sylvia Pabst, Sabine Köllner, Petra Littner, Gernot Raiser, Maria Wehrle Verlagsleitung: Barbara Sester Anzeigenleitung: Dennis Nann Vertriebsleitung: Sonja Wahl Anzeigenpreisliste Nr. 41, gültig ab 1. Januar 2021 Der IVW (Auflagenkontrolle) angeschlossen. Erscheinungstermin erster Freitag im Monat.

Anzeigenschluss 14 Tage vorher.

Konten: Volksbank Freiburg BIC: GENODE61FR1, IBAN: DE61 6809 0000 0009 3663 18 Südwestbank Freiburg BIC: SWBSDESSXXX IBAN: DE46 6009 0700 0603 9420 08 Bezugspreis k 57,20 jährlich (inkl.

MwSt.). Einzelbezugspreis k 4,77.

Auslandsbezugspreis Drittländer (inkl. Porto) k 76,47. Auslandsjahresbezugspreis für EU-Länder (inkl. MwSt. und Porto) k 81,82.

Die Kündigung eines Abonnements ist nur zum Ende eines Jahres möglich. Die Kündigung muss dem Verlag bis spätestens 30. November eines Jahres schriftlich zugehen, sonst verlängert sich das Abonnement automatisch um ein Jahr.

Gerichtsstand ist Freiburg i. Br. Satz: Freiburger Druck GmbH & Co. KG Druck: EuroPrintPartner GmbH & Co. KG 46. Jahrgang E 4126 E, ISSN 0172-0937

April 2021 Der Badische Winzer

Anmelden: 1.4.–22.5.

Internationaler MüllerThurgau-Preis 2021 a

Der Internationale Müller-ThurgauPreis ist einer der wenigen Weinwettbewerbe, die nicht-kommerziell von Winzern fürWinzer durchgeführt werden.Veranstalter ist derVerein Bodensee Wein. Online-Anmeldung unter www.mueller-thurgau-preis.de Hier gibt es auch nähere Informationen zumWettberwerb. Bitte beachten Sie die Teilnahmebedingungen, es sind 4 Weine pro Betrieb erlaubt!

Termine im April/Mai SVLFG-Online-Seminare Stressmanagement a

Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) bietet ein Online-Seminar „Stressmanagement“ an. Zwei Pilotseminare, die für SVLFG-Versicherte kostenfrei sind, finden über vier Tage, jeweils von 13.30 bis 17.30 Uhr, an folgenden Terminen statt: •Seminar 1 am 12.,19.,26.4 und 3.5.

•Seminar 2 am 28./29.4.und 5./6.5.

Anmeldung per E-Mail an heike. sprengel@svlfg.de oder unter Telefon 0561/785-16437 (Heike Sprengel).

15.4.

Online-Infotag LVWO Weinsberg a

Weinverliebt, weinbegeistert, wissbegierig und Interesse an der Wein- und

Obstbaubranche? Dann lohnt es sich, beim Online-Infotag der LVWOWeinsberg dabei zu sein. Hier erfahren Interessenten, welche Bildungsgänge ihnen offen stehen: Bachelor of Science Wein-Technologie-Management, Techniker/in für Weinbau und Oenologie; Wirtschafter für Weinbau und Oenologie/Winzermeister; Wirtschafter für Obstbau und Obstveredelung/ Gärtnermeister Fachrichtung Obstbau; Küfermeister (Bundesfachschule). Der Infotag findet am Do, 15. April statt, angeboten wird er online über Microsoft Teams. Anmeldung per E-Mail unter bildung@lvwo.bwl.de oder www.lvwo-weinsberg.de

Anmelden bis 15.4.

Forum Markt und Wein a

Am diesjährigen Forum „Markt und Wein − Digital −“des Deutschen Weininstitutes und des Campus Neustadt werden wieder aktuelle Markteinsichten sowie Marktforschungsergebnisse präsentiert. Nähere Infos und Anmeldung bis Do, 15.4., siehe unter https://events.weincampus-neu stadt.de/event/ forum-markt-wein

Anmelden bis 30.4.

Wein und Architektur a

Die Ausschreibung für das Qualitätssiegel „Wein & Architektur“ der Tourismus Markteing GmbH BadenWürttemberg mit der Architektenkammer Baden-Württemberg geht in die nächste Runde. Gesucht werden Objekte, die innerhalb der letzten

zehn Jahre fertiggestellt wurden, sich mit dem Thema regionaler Wein(bau) auseinandersetzen und die Kriterien für „Wein und Architektur im Weinsüden“ erfüllen. Alle Informationen zur Ausschreibung unter https://bw.tou rismusnetzwerk.info/2021/03/01/ ausschreibung-wein-architektur/.

Anmelden bis 1.6.

Jungwinzer des Jahres a

Der Nachwuchs-Wettbewerb der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) geht in eine neue Runde.

An der Leistungsschau können junge Talente bis 35 Jahre aus der Weinbranche aller Anbauregionen Deutschlands teilnehmen. Gefragt sind Fachkenntnisse in Oenologie, Wein-Sensorik und internationaler Weinwirtschaft, außergewöhnliche Storys und ausdrucksstarke Weine.

Anmeldeschluss ist Di, 1. Juni. Nähere Informationen siehe unter www.dlgbwp.de/jungwinzer.

Termine abgesagt Offene Winzerkeller a

Aufgrund der anhaltenden CoronaPandemie fallen die Kellerbesichtigungen/ Weinproben im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Offenen Winzerkeller“ der Kaiserstühler Winzergenossenschaften bis auf Weiteres aus. Interessierte können via YouTube #3nach7 hinter die Kulissen blicken und bei Online-Weinproben mitmachen. Videolinks siehe unter: www.kaiserstuehler-wein.de.

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Bis 30. Juni für den L.U.I-Wettbewerb bewerben Innovationen sind der Motor jedes Wirtschaftszweigs. Mit dem L.U.I wurde es zum Ziel gesetzt, diese zu fördern und zu honorieren. Nicht zuletzt erreichen herausragende Ideen über den L.U.I eine breite Öffentlichkeit.

Davon profitieren sowohl die Preisträger als auch die Agrarbranche und der gesamte ländliche Raum. Der mit 5000 Euro dotierte Preis gliedert sich in die Kategorien „Landwirtschaft“, „Unternehmenskooperationen“ und „Initiativen und Gemeinden“. Die Jury entscheidet nach folgenden Kriterien:

1. Originalität der Innovation und Potenzial für andere Projekte; 2. Marktfähigkeit der Innovation; 3. Schlüssiges Marketingkonzept; 4. Betriebsführung; 5. Bedeutung für die Region.

Auf der Grundlage der eingereichten Ausschreibungsunterlagen wird eine Vorauswahl getroffen, anschließend unternehmen die Jurymitglieder eine Unternehmensbesichtigung bei den Bewerbern. Für den L.U.I bewerben können sich Einzelpersonen, landwirtschaftliche Betriebe, Unternehmen, Initiativen, Organisationen, Verbände

und Gemeinden aus Baden und aus Württemberg. Bei der Preisverleihung Ende November erhält der Sieger zudem einen Pokal aus Glas, der jedes Jahr individuell gestaltet wird. Die Ausschreibungsunterlagen und ein Infoflyer stehen auf der Internetseite www.laju-suedbaden.de> L.U.I zum Herunterladen bereit.

Bewerbungen mit vollständig ausgefülltem Formular sind bis 30.6.2021 postalisch an L.U.I, Postfach 329, 79003 Freiburg, oder per E-Mail an info@lui-bw.de möglich. red

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Ihre Ansprechpartner der Anzeigenabteilung Der

Badische Winzer

Dennis Nann

Laurenz Haas

Christina Steiert

Badischer Landwirtschafts-Verlag GmbH

Merzhauser Straße 111 79100 Freiburg i. Br. Fax 07 61/2 71 33-451 Tel. 07 61/2 71 33-454/-455 anzeigen@blv-freiburg.de www.derbadischewinzer.de

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