DTKV Berlin, DTKV Niedersachsen
März 2014 nmz 3/14 Seite 48
Ein Jubiläumskonzert mit langem roten Faden Das 36. Tonkünstlerkonzert am 13. Dezember 2013 war geprägt von Jubilaren und der „3“ Berlin. Das Konzert in der Schwartzschen Villa begann mit drei Werken des Berliner Komponisten Arnold Ebel (1883–1963), Meisterschüler von Max Bruch. Zu Beginn erklangen drei Lieder aus dem Zyklus Miegel-Lieder op. 28, die von der Mezzosopranistin Uta Runne eindrucksvoll interpretiert wurden. Am Klavier wurde sie von Jonathan Alder höchst einfühlsam begleitet, so dass die Zuhörer beindruckt lauschten.
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as nächste Werk Arnold Ebels, die Violinsonate op. 37, stellte einen kompositorischen Gegensatz dar. Den 1. Satz spielte die junge Geigerin Yu-Chun Lin, begleitet Pavel Kusnetov. Eine musikalisch und technisch anspruchsvolle, spätromantische Musik meisterten beide mit großem Engagement, das das Publikum enthusiastisch feierte.
Eine besondere Besetzung bot das nächste Werk „Intermezzo“ für Altsaxophon und Violoncello mit Detlef Bensmann und Sophie Tscherwitschke, anschließend ein Werk von Günther Raphael (1903–1960), einem Schüler Arnold Ebels, 1952, 30 Jahre danach komponiert ein Divertimento mit jazzigen Elementen. Die Besetzung war dieselbe, beglückend die Klangvielfalt des Saxophons, auf die das Violoncello wunderbar reagierte. Ursula Mamlock (geb. 1923) schrieb zwei Klavierstücke, die zunächst nur aus hin und herspringenden Farbtupfern bestehen, die Markus Wenz sehr still und nachdenklich auf dem Klavier gestaltete. Auch hier wieder ein zweites Werk: „Polyphonie“ für Klarinette allein, die Helge Harding farblich sehr fein gestaltete und die polyphonen Linien verständlich herausarbeitete.
Der zweite Teil des Konzerts begann mit der Ballade f-moll op. 52, interpretiert von Stephan von Bothmer. Bei den Jubiläen durfte Richard Wagner (1813–1883) nicht fehlen. Wir hörten die Wesendonck-Lieder, ausdrucksvoll von Mirjam Parma gesungen und am Klavier von Markus Wenz begleitet. Am Schluss des Konzerts wieder ein Jubilar: der Komponist Klaus Wüsthoff, Ehrenmitglied des Berliner Tonkünstlerverbandes hatte anlässlich seines 90. Geburstages die „3 Russischen Fantasien mit der „Transatlantik-Suite“ zu dem „Europakonzert“ verschmolzen. Die vierhändige Fassung wurde von André Rodekuhr und Susanne Mannheim mit großem Engagement gespielt. Das Publikum jubelte dem anwesenden Komponisten und seinen Interpreten zu. So schloss sich der Kreis
Uta Runne im Gespräch mit der Enkelin von Arnold Ebel, Janine Bamert-Dusseiller. Foto: DTKV
mit zwei Komponisten, die den Berliner Tonkünstlerverband maßgeblich
geprägt haben. Arnold Ebel wurde 1920 Vorsitzender des Berliner Tonkünstlervereins und rief 1949 nach dem 2. Weltkrieg zur Wiederbelebung des Bundespräsidiums mit seinen Landesverbänden auf. Er gründete 1951 die Arbeitsgemeinschaft der Berliner Schulmusiker und war Vorstandsmitglied im Deutschen Musikrat, 1959 erhielt er die Mendelssohn-Plakette. Klaus Wüsthoff engagierte sich in kulturpolischen Gremien, dem GEMWerkausschuss und dem Deutschen Komponistenverband. Mit vielen seiner Werke begeisterte er mit großem persönlichen Einsatz in Berliner Schulen. So hatte Markus Wenz ein hervorragendes Konzert zusammengestellt mit Künstlern des Berliner Verbandes und einem langen roten Faden.
Anka Sommer
Tonkünstler bei „Berliner Atonale“ in der Schillertheater-Werkstatt henden Konzeptes, ausladend in der Verwendung experimenteller Klangfarben und spannend im Aufeinanderprallen der Energiefelder einzelner Instrumentengruppen. Rainer Rubberts „Essentials“ für zwei Akkordeons (2012) erklingen als stimmungsvolles Duo in der aparten Zusammenstellung zweier Akkordeons, bei dem zwei fein gearbeitete lyrische Stücke unter Verwertung zart-luftiger Klangfarben sowie Instrumenteneffekte einen dicht gewebten dramatischen Satz umschließen. Samuel Tramins „Vom Fremden und...“ für Klavier solo (2010) präsentiert sich als großangelegtes, äußerst virtuoses Klavierstück zum Schumann-Gedenkjahr 2010, sich Schumanns Welt in der Atmosphäre nähernd, ohne sich dabei je von zeitgenössischer Stilistik abzuwenden oder Zitate zu benutzen. Brillant und farbenreich gespielt von der Solistin Yoriko Ikea. „jagen.stille“ für Alt-
flöte, Klarinette und Streichtrio (2006) von Susanne Stelzenbach, in extravaganter Besetzung als sprühend-funkelndes Klangwerk, dessen Spannung den Hörer durch unterschwellig vibirierende musikalische Statik und lebhaftes Figurenspiel in seinen Bann zieht. Gabriel Iranys Komposition „Quartett für Flöte, Violine, Violoncello und Klavier“(2009) ist konzeptionell durchweg auf zwei Dimensionen projiziert – die Emotionen und Gefühle des musikalischen Gestus sind unmittelbar wahrnehmbar – wie bei dem abstrakten Expressionismus von Rothko oder Richter –, während die feinen Netzgewebe und Klangfelder eine strenge konstruktive Schichtung aufweisen. Die angestrebte gleichzeitige Reduktion der Mittel auf das Wesentliche, zielt auf die Steigerung der musikalischen Aussage. Während Stefan Lienenkämper mit seinem Werk „Intensitäten“ (2008) für Violine und Akkordeon
sparsam-konzentriertes Vollziehen und Nachspüren intensiver Klangmomente in großer Klarheit darstellt, erreicht Mayako Kubo mit eingen Auszügen aus der Komposition „Mauerfragmente“ (1994) lustvoll ironische Verfremdungen des alten Schlagers von der „Berliner Luft“ und rundete den Abend amüsant in geradezu kagelesk verzerrter Weise ab. Weitere Werke der Berliner Komponisten Eres Holz, Laurie Schwartz, Thomas Hennig und Martin Daske dokumentierten die Vielfältigkeit der zeitgenössischen Musikszene in dieser Stadt sowie deren hohen Standard. Besonders erfreulich ist in diesem Zusammenhang das Engagement der Staatsoper Berlin, die ihre Wertschätzung Neuer Musik durch aktive Förderung beweist und sich neben dem jährlichen Festival „Infektionen“ – hier mit einem weiteren Beitrag auf die Seite der Neuen Musik Szene stellt. akp
Berlin. Das Konzert der „Berliner Atonale“ fand am 10. Januar 2014 in der Staatsoper im Schillertheater/Werkstatt statt und wurde zu einem großartigen.Ereignis, Der Saal war ausverkauft und die Veranstaltung hatte trotz Überlänge mit zwei Pausen ein begeistertes und ausdauerndes Publikum. Vor dem Konzert führte Martin Schneuing, der das Konzert organisatorisch betreut hatte, im Vorraum des Konzertortes in die Werke das Abends ein. Im Atonale e.V. haben sich 2009 zwölf namhafte Berliner Komponisten zeitgenössischer Musik zusammengeschlossen, die allesamt auch in Einzelprojekten maßgeblich die aktuelle Berliner Musikszene mitgestalten. In diesem Konzert stellen sich die Mitglieder mit Werken vor, deren Entstehungszeiten schwerpunktmäßig in den letzten Jahren liegen und die damit auch einen repräsentativen
Querschnitt derzeitigen Berliner Musikschaffens zeigen. Vier Komponisten gehören dem Deutschen Tonkünstlerverband Berlin an: Susanne Stelzenbach, Gabriel Iranyi, Samuel Tramin und Stefan Lienenkämper. Die Stücke des Abends sind ausnahmslos in den letzten zehn Jahren für das modern-art-sextett geschrieben worden, ebenfalls für die beiden Akkordeonistinnen Christine Paté und Franka Herwig. Das Ensemblespiel dieser Instrumentalisten, die den höchsten Anforderungen zeitgenössischer Musik mit Eleganz und Virtuosität entsprechen, zeigt höchstes Niveau dieser Musiker und demonstriert gleichermaßen den hohen Stand zeitgenössischen Komponierens der Berliner Szene. Das Programm wurde mit Helmut Zapfs „Albedo V für Ensemble“ (2001) eröffnet: aufregend, schon allein wegen des sich auf physikalische Phänomene bezie-
Gesang und Szene
Konzentrierte, inspirierende Atmosphäre
Kursthemen von Bühnenpräsenz, Ausdruck, Körperarbeit bis Gesangstechnik Duderstadt. Seit nunmehr 17 Jahren gibt es die Intensivkurse „Gesang und Szene“. Der Kurs findet vom 20. bis 22. Juni 2014 im Ursulinenkloster Duderstadt statt. Das Ziel des Kurses ist die Förderung der Balance zwischen Körper, Stimme und Seele. Die Kursleiterinnen Meera K. Drude (Inszenierung, Regie, Dramatische Theaterarbeit) und Uta Grunewald (Konzertund Opernsängerin, Gesangspädagogin) aus Göttingen, arbeiten mit einer Methode der Verschränkung von Gesang und darstellendem Spiel sowie des Satzdramas. Pianist und Liedbegleiter ist Jan Revermann. Der Unterricht findet in einer Atmosphäre größter Konzentration statt. Im Mittelpunkt steht die Arbeit mit dem Eigenklang der Stimme, Blockaden und Verfremdungen werden korrigiert und das vorhandene Stimmpotenzial gezielt und individuell gefördert. Damit wird das stimmeigene Timbre „wach“ und entfaltet sich frei. Dieser Unterricht erfährt weitere Vertiefung und Förderung durch gesangspädagogisches feed back, szenische Anweisungen und Vermittlung von Rollenbedeutungen, Korrektur von Haltung und Gestaltung. So entwickelt sich das Eingebundensein des Sängers in die Handlung und Szene und ermöglicht damit dessen Identifikation und freie Gestaltung seiner Rolle. Die spontane Zusammenarbeit beider Dozentinnen ist Garant für ein ganzheitliches und bewährtes Unterrichtskonzept. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind unmittelbar zu sehen und zu hören. Inhalte des Kurses sind die Erarbeitung von Repertoire aus Oper, Oratorium und Lied, die kreativ-analytische Auseinandersetzung mit Vorsinge- und Auftrittssituationen und die Bearbeitung gesangstechnischer Fragen. Den Sängerinnen und Sängern werden darüber hinaus u
Braunschweiger Klavierpodium mit Prof. Bernd Götzke Braunschweig. Traditionell findet bereits seit 1986 einmal im Jahr das Klavierseminar in der Klavierfabrik Grotrian-Steinweg statt. Für Ende 2013 hatte die Vorsitzende des DTKV-Landesverbandes Niedersachsen, Friederike Leithner, die nicht-kommerzielle Initiative „Ganz Ohr! Musik für Kinder“ sowie Herrn Prof. Bernd Götzke von der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH) geladen.
Aus Krankheitsgründen nicht vertreten und stellvertretend für Frau Leitner brachte Julia Habiger-Prause kurz die Gedanken von „Ganz Ohr“ den Teilnehmern nahe und konnte Informationsblätter verteilen. „Musik von Anfang an - gut für Eltern, gut für Kinder“ lautet das Grundsatz dieser Initiative. Unter www.ganzohr.org erhalten
Interessierte viele nützliche Informationen. Prof. Götzke ist ein außerordentlicher Kenner der französischen Musik, vor allem der Musik von Claude Debussy. Mit seiner pädagogischen Erfahrung, seinem umfassenden Hintergrundwissen und der konzentrierten Art zu unterrichten, schuf Prof. Götzke eine sehr inspirierende Atmosphäre für alle. Zu Beginn spielte der zehnjährige Schüler Mert Yalniz aus Claude Debussys Sammlung „Children’s Corner“ das Stück „The little shepherd“ (Der kleine Schäfer). Debussy widmete diesen Zyklus seiner fast dreijährigen Tochter Emma-Claude, die Chouchou genannt wurde. Prof. Götzke spielte das Stück vor, wie er es von einer Tonaufnahme kannte und arbeitete mit Mert haupt-
sächlich an Form und Tempo. Lara Brunix spielte die Debussy-Arabesque Nr. 1. Darin arbeitete Bernd Götzke überwiegend am Klang. Er erklärte, mit welchen technischen Mittel die oberen Melodietöne noch besser hervorgehoben werden können. Dabei verwendete er eine für Kinder und Jugendliche sehr eingängige Bildersprache. Wie sehr Debussy sich an die Tradition der alten französischen Musik orientierte, wurde in der Arbeit an der Sarabande aus dem Heft „Pout le piano“ (gespielt Yushin Choi) und „Prèludes la fille aux cheveux de lin“ (gespielt von Kevin Konstantin Mantu) deutlich. Hier ging es um klare Linien, klare Pedalnutzung und klare Artikulation. Götzke betonte ausdrücklich: „Debussy wollte keinesfalls als Impressionist bezeichnet werden. Jeder Ton im Akkord ist
Musik für zwei: Werke mit musikalischem Dialog Atmosphärisches Konzert der Bezirksgruppe Braunschweig präsentiert Braunschweig. Traditionell fand Anfang Dezember im wunderschön dekorierten Augustinus-Saal in Braunschweig ein Dozentenkonzer t des DTKV statt.
Auf dem Programm standen diesmal Werke im Duett in verschiedenen Formationen. Das Konzert eröffneten Christiane Rust (Gesang) und Claudia Bigos (Klavier) mit drei Liedern, wobei das „Drei Kön’ge wandern aus“ von Peter Cornelius atmosphärisch u weiterführende Perspektiven aufgezeigt. Literaturempfehlungen sowie technische als auch gestalterische Anregungen runden die Kursinhalte ab. Da die Teilnahme auf 12 Sängerinnen und Sänger begrenzt ist, wird eine Anmeldung bis spätestens zum 05.05.2014 über www.utagrunewald.de empfohlen. gs
auf die vorweihnachtliche Stimmung einstimmte. Djamilah Köhli (Klarinette) und Friederike Leithner (Klavier) präsentierten einen Beitrag aus der klassischen Epoche, nämlich das Klarinettenkonzert Es-Dur von Karl Stamitz. Alle drei Sätze erfreuten mit ihrem fröhlichen, flotten Charakter und bewiesen wieder mal, wie gut sich die beiden Dozentinnen im musikalischen Dialog der Instrumente verstehen. Es folgten drei Lieder von Max Reger, die von Christane Rust und Claudia Bigos dargeboten wurden. Hier hat Reger sich mit alten weihnachtlichen Dichtungen,etwa von Erasmus Alberus, in streng durchgeführtem polyphonen Fundament auseinandergesetzt. Die Sonatina für Klarinette und Klavier von Boguslav Martinu, vorgetragen vom Duett Köhli-Leithner, lieferte einen Beitrag zur Musik des 20. Jahrhunderts. Die moderne, stark rhythmisier-
te Harmonik fühlte sich nicht beengt durch den Korsett einer klassischen dreisätzigen Aufbauform. Anlässlich des Wagner-Jahres stellten die Mezzosopranistin Friederike Kannenberg und Ilka Schibilak (Klavier) drei Lieder aus dem WesendonckZyklus vor. Frau Kannenberg erläuterte dem Publikum den Inhalt der Lieder, die sich in Traumwelten voller Liebe und Sehnsucht abspielten. Das Andante spianato et Grande Polonaise brillante op. 22 von Frédéric Chopin, beeindruckend virtuos von Ilka Schibilak vorgetragen, stellte die glanzvolle Krönung des gelungenen Abends dar. Zur großen Freude des Publikums stimmten alle gemeinsam das Lied „Guten Abend und Gute Nacht“ von Johannes Brahms ein und man fühlte sich im Herzen, um mit den Worten von Erasmus Alberus zu sprechen, wie „Ein Kind der ewigen Seligkeit“. Ein schönes Gefühl. bica
musikalisch bedeutend. Das wird zum Beispiel in der Pedalarbeit zu oft falsch verstanden“. Im zweiten Teil des Seminars spielten überwiegend Studierende der HMTMH sowie die aus Kanada eingereiste Studentin Aude St. Pierre. Ob bei der Arbeit mit einer Mozart-Sonate, einer Ravel-Sonatine oder Chopins „Fantasie“: bei allem legte Prof. Goetzke besonderen Wert auf die Klarheit des Klangs, auf Struktur und einen Fingersatz, der der Musik schmeichelt und nicht im Wege steht. Trotz des langen, konzentriertem Zuhörens und Arbeitens an der Musik sind alle inspiriert und angeregt nach Hause gegangen. Der Seminartag war eine ausgesprochen gebende Veranstaltung für alle Teilnehmer.
Gunter Sokolowsky
Neuwahlen durchgeführt Göttingen. In der Bezirksgruppe des DTKV wurde im Herbst 2013 die jährliche Mitgliederversammlung durchgeführt. Unter erfreulich starker Beteiligung der Mitglieder legte der Vorstand Rechenschaft über seine Arbeit ab. Besonders erwähnenswert waren: 1) die Teilnahme an der Familienmesse „Lokolino“ zu Freizeitangeboten von Sport, über Musik bis zu Tanz, 2) ein Konzert während der Nacht der Kultur (nmz berichtete in der Februarausgabe), 3) das 10jährige Bestehen des Streicherprojektes an der Höltischule, welches in der Veranstaltung „Musik macht Schule“ regelmäßig vorgestellt wird. In den Vorstand wurden gewählt: Julia Bartha (1. Vors.), Tabea Sprenger (2. Vors.), Elisabeth Kniehl (Schriftführerin), Anke Hauenschild (Schatzmeister) und Ulla Schimpf (Schulprojekte). Für die Ausscheidenden Ulrike Haase und Oliver Schaad gab es als Dank für ihre Tätigkeit besonderen Dank. gs