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Die Energielandschaft der Zukunft
Interview: Natalie Schalk
Die heutigen Studierenden werden den Wandel gestalten.
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Kohle, Öl, Gas: Fossile Brennstoffe sind Hauptursache der globalen Erderwärmung. Und sie sind teuer geworden. Deutlich offenbart der Russland-Ukraine-Krieg die Abhängigkeiten. Die Art der Energiegewinnung muss sich grundlegend ändern. Prof. Dr. Bernd Hüttl forscht und lehrt als Professor für erneuerbare Energien insbesondere im Bereich Photovoltaik. Er erklärt, wie die Energielandschaft der Zukunft aussehen wird – und warum wir dafür jetzt dringend gute Ingenieurinnen und Ingenieure brauchen.
Seit 50 Jahren wird über die Energiewende gesprochen. Was fehlt denn noch? Prof. Dr. Bernd Hüttl: Es gibt technische Themen, aber zuerst erfordert die Energiewende gesellschaftliche Akzeptanz, Umsetzungswillen und clevere Betriebswirte, die clevere Finanzierungsmechanismen entwickeln. Das „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ (EEG) mit der festen Vergütung für Strom aus erneuerbaren Energien war ein wichtiger Schritt. Es hat ganze Technologiezweige gefördert, sodass diese uns heute preiswert zur Verfügung stehen. Eine Kilowattstunde Photovoltaik-Strom großer Anlagen kostet heute in Deutschland nur noch 5 Cent in der Erzeugung. Andererseits hat das EEG den Strompreis in die Höhe getrieben, das muss nun geändert werden. Grüner Strom selbst ist inzwischen billig, der Vorteil muss aber auch an die Verbraucher zurückgegeben werden. Nur so kann das Stocken der Energiewende überwunden werden. Was hat sich jetzt geändert? Jetzt passiert alles gleichzeitig. Der Atomausstieg ist noch immer Thema, die Abhängigkeit von Russland und die Preissteigerungen haben einen gesellschaftspolitischen Schock ausgelöst, und der Klimawandel wird sichtbarer, spürbarer. Aber die Hektik, die nun entsteht, hätte nicht sein müssen. Stöhnend fragen die energieintensiven Industriezweige: Können wir schnell was machen? Nein, schnell können wir nichts machen. Es gibt technische Lösungen, aber da fehlt noch einiges an Entwicklung. Die Lösungen müssen preiswert werden. Erst das macht Technologien zukunftsfähig. Dafür braucht’s eine Anschubfinanzierung. Und gute Ingenieurinnen und Ingenieure, die wir an unserer Hochschule ausbilden.
Was sind die Themen der Ingenieurinnen und Ingenieure? Die Energielandschaft der Zukunft. Sie ist dezentral. Zum Beispiel sind Genossenschaften im Bereich der Windenergie stark im Kommen, weil die Menschen vor Ort etwas davon haben und nicht nur die großen Konzerne. Photovoltaik hat große Bedeutung, aber auch Geothermie und Wasserkraft leisten einen Beitrag. Aber all die kleinen dezentralen Versorgungseinheiten müssen intelligent, smart, miteinander vernetzt sein und man muss Energie zwischenspeichern. An der Hochschule wird auch zu den Themen Smart Grid und Wasserstofftechnik geforscht und gelehrt. Künftig wird man außerdem Gas aus erneuerbaren Energien herstellen. Die Speicherung macht Energie teuer. Deshalb müssen wir an allen Stellen daran arbeiten, das weiterzuentwickeln.

Was studieren diejenigen, die die Energielandschaft der Zukunft gestalten? Es gibt natürlich junge Leute, die auf die Straße gehen und den Wandel fordern und zum Beispiel Politikwissenschaft studieren. Aber es gibt auch diejenigen, die sagen: Wenn die Probleme technisch sind, muss ich da ansetzen. Die sind bei uns richtig. Die Hochschule Coburg gehört zum Netzwerk „Study Green Energy“ und wir sind in allen Bereichen sehr praxisorientiert ausgerichtet, das reicht von kleinen Studierendenprojekten bis zur Promotion. In unserem Bachelorstudiengang Energietechnik und Erneuerbare Energien steht die Speicherung und Verteilung der Erneuerbaren Energie im Mittelpunkt. Aber auch die Studienrichtung Energieeffizientes Gebäudedesign im Bachelor-Studiengang Bauingenieurwesen und der Master-Studiengang Ressourceneffizientes Planen und Bauen sind auf die Energiewende ausgerichtet.