Schwerpunktspital für Magen-Darmleiden, Onkologie und Stoffwechsel
ClaraAktuell Patientenfreizügigkeit für alle Patienten der umliegenden Kantone unabhängig von der Versicherungsklasse Mit dem neuen Jahr haben die Fallpreispauschalen (DRG) definitiv Einzug in den Spitalalltag gefunden. Was heisst das für die Patienten und zuweisenden Ärzte? Auch wenn noch nicht alle Fragen bis ins Detail geklärt sind, so kann doch Folgendes festgehalten werden: Die Kantone beteiligen sich neu an den Kosten der ausserhalb des Kantons stattfindenden Spitalbehandlungen ihrer Bewohner. Sie legen dazu einen Maximalbetrag fest (Referenztarif). Auch ausschliesslich grundversicherte Patienten können sich deshalb im Spital ihrer Wahl behandeln lassen.
N r. 3 8 02-12
Myelodysplastische Syndrome
Fortschritte in Diagnostik und Behandlung Die myelodysplastischen Syndrome (MDS) sind Erkrankungen mit einem Altersmedian von 69 Jahren. Die Inzidenz ist in jungen Jahren tief und steigt auf 89 pro 100 000 Einwohner pro Jahr bei den über 80-Jährigen an. Zunehmend werden auch sekundäre MDS bei Patienten diagnostiziert, die wegen anderer Erkrankungen mit Zytostatika behandelt wurden oder eine Strahlentherapie erhielten. Das Risiko, nach einer autologen Stammzelltransplantation mit vorgängiger Hochdosistherapie an einem MDS zu erkranken, kann je nach Vorbehandlung bis zu 10 % nach zehn Jahren betragen, was die zunehmende Bedeutung der MDS unterstreicht.
Es kann sein, dass der Patient Kosten von wenigen hundert Franken selber übernehmen muss, wenn der Preis des Spitals über dem Referenztarif des Wohnkantons liegt. Im Claraspital wird dies nicht der Fall sein. Damit vereinfacht sich die Situation gegenüber früher für die Patienten und zuweisenden Ärzte deutlich: Neu können alle Patienten der umliegenden Kantone unabhängig von ihrer Versicherungsklasse dem Claraspital zugewiesen werden, ohne dass diesen weitere Kosten anfallen. Den Patienten werden persönlich durch das Spital keine Behandlungskosten in Rechnung gestellt. Allfällige Selbstbehalte für ausserkantonale Patienten übernimmt das Claraspital.
Editorial 2 Interview 3 Dr. med. Monika Ebnöther Diverses/Personelles 4 Weiterbildung 4 Kontaktadressen 4
Abbildung 1: Dysplasiezeichen im peripheren Blut Anisopoikilozytose der Erythrozyten und Pseudopelgerformen (bilobäre Kerne) der Granulozyten.
Diagnostik Die myelodysplastischen Syndrome sind eine Gruppe von klonalen Knochenmarkserkrankungen und entsprechen einer Präleukämie. Aufgrund einer ineffektiven Hämatopoiese weisen sie typischerweise Zytopenien (Anämie, Leukopenie und/oder Thrombopenie) im peripheren Blut bei einem meist zellreichen Knochenmark auf («leere Periphere bei vollem Mark»). Das klinische Bild besteht korrelierend mit den Blutwerten in einer Anämiesymptomatik, seltener Infektionen oder Blutungen. Bei 90 % der Patienten besteht zum Zeitpunkt der Diagnose eine meist makrozytäre Anämie, die zu 50 % bereits transfusionsbedürftig ist. Die Retikulozytenzahl ist
meist nur wenig erhöht, was die Anämie als hyporegenerativ charakterisiert. Im mikroskopischen Blutbild finden sich Dysplasiezeichen, eine Anisopoikilozytose bei den Erythrozyten, und Kernanomalien und Granulationsdefekte, falls die Granulozyten betroffen sind (siehe Abb. 1). Bei einem MDS-Verdacht umfasst die Diagnostik auch die Knochenmarkzytologie zur Evaluation und Quantifizierung der Dysplasien und blastären Elemente (siehe Abb. 2, Seite 2). Die Knochenmarkhistologie beurteilt die Zellularität, Fibrose und Topographie, die Zytogenetik chromosomale Anomalien (siehe Abb. 3, Seite 2). Andere Fortsetzung Seite 2