Israelaktuell.de - Ausgabe Nr. 117 - Apr 20/Mai 20

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Eine Publikation von:

Christen an der Seite Israels

lsraelaktuell.de

Nr. 117 – April/Mai 2020

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Editorial

In dieser Ausgabe

Liebe Leser!

Zufriedenheit bei jüdischen Israelis steigt mit der Zahl der Kinder Seite 4

Die Welt im Ausnahmezustand: Corona! Israel im doppelten Ausnahmezustand: Corona plus Regierungsbildung nach dem dritten Wahlgang in Folge – und das unter ständiger Bedrohung durch die Feinde Israels, die alles unternehmen, um Israel zu schädigen. Während wir verständlicherweise mit unseren eigenen Ausnahmesituationen außerordentlich gefordert und beschäftigt sind, möchte ich dazu ermutigen, das Gebet für Israel nicht aus den Herzen und aus den Augen zu verlieren. Für die Regierungsbildung, die Sicherheitslage, die messianische Gemeinschaft in Israel – und nicht zuletzt für den Segen des Herrn bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Die Forschung in Israel scheint kurz vor der Testphase zu stehen. Danach käme die Serienreife. Die Chance in diesen Zeiten der Erschütterungen liegt darin, dass wir uns in besonderer Weise mit DEM Unerschütterlichen, mit dem Gott Israels, dem Auferstandenen und dem Reich Gottes verbinden dürfen. Dazu möchte ich uns alle herzlich einladen: Machen wir aus Zeiten der Quarantäne Zeiten der Einkehr. Die letzten Kartage und die jüdischen und christlichen Frühjahrsfeiertage laden dazu ganz besonders ein. In diesem Sinne: Gesegnete Pessach- und Osterzeit!

Ihr/Euer Harald Eckert

ECI ruft zur Bekämpfung des Antisemitismus auf Seite 5 EU ohne klare Linie zum US-Friedensplan Seite 6 Uganda erwägt Botschaftseröffnung in Jerusalem Seite 7

Ein junger Israeli mit Atemschutz und Handschuhen beim Gebet an der Westmauer in Jerusalem. Foto: Yossi Zamir/Flash90

Corona stürzt Israel in eine schwere Krise – aber die Alijah geht weiter!

D

as Coronavirus hat auch in Israel eine schwere Krise verursacht. Das Land ist weitgehend abgeschottet, für Ausländer gilt ein striktes Einreiseverbot. Schulen und andere Einrichtungen wurden geschlossen, Versammlungen mit mehr als zehn Personen in einem Raum sind untersagt. Zudem hat die Regierung eine Ausgangssperre angeordnet, was bedeutet, dass Israelis nur in bestimmten Fällen ihre Wohnung oder ihr Haus verlassen dürfen, etwa zum Einkauf von Lebensmitteln oder für Arztbesuche. In dieser Lage stellte sich auch die Frage, ob die Einwanderung jüdischer Personen nach Israel (Alijah) vorerst gestoppt werden sollte. Die

Jewish Agency (Jüdische Agentur) hat eine klare Entscheidung dazu getroffen: Seit Gründung des Staates Israel 1948 gab es niemals eine Unterbrechung der Einwanderung und auch jetzt soll es keinen Stopp der Alijah geben! Alle Olim (Einwanderer) werden im Rahmen eines Notfallprogramms willkommen geheißen, erhalten ihre Staatsbürgerschaftspapiere und werden unter Quarantäne gestellt. Mitarbeiter der Jüdischen Agentur unterstützen die Neubürger bestmöglich in Abstimmung mit den zuständigen Behörden, halten aber den notwendigen Abstand zu ihnen.

Netanjahus Likud-Partei die Wahl klar gewonnen hat, ist Blau-WeißChef Benny Gantz von Staatspräsident Reuven Rivlin mit der Regierungsbildung beauftragt worden. Angesichts der aktuellen Notlage hat Gantz daraufhin angekündigt: „Ich gebe Ihnen mein Wort: Ich werde alles tun, um eine Regierung zu bilden – national, patriotisch und so breit aufgestellt wie möglich – in wenigen Tagen, so rasch wie möglich.“ Nachfolgend begannen Gespräche zwischen Gantz und Netanjahu über die Bildung einer Einheits- beziehungsweise Notstandsregierung. Joachim Kudlek

In der Corona-Krise ist in Israel auch ein neues Parlament (Knesset) gewählt worden. Obwohl Benjamin

Mehr zur Corona-Krise, zur Knesset-Wahl und zur Alijah auf den Seiten 3, 4, 8, 9 und 11

Auch in Corona-Zeiten gilt: „Meine Gnade soll nicht von dir weichen“

Frei für postalische Zwecke

Spendenschwerpunkt: Alijah – Die Rückkehr des jüdischen Volkes nach Israel Seite 8

„Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.“ (Jesaja 54,10) Von Tobias Krämer Corona hält uns alle in Atem. Täglich ändert sich die Lage. Vieles ist ungewiss und die Furcht vor den Konse-

quenzen ist eine Realität. Die kann man auch nicht einfach so abschütteln. Natürlich denken wir Israelfreunde alle wach mit und sind im Gebet. Sicher übernehmen wir Verantwortung, der Ausbreitung des Virus entgegenzusteuern und in unserem Wirkungskreis angemessen zu reagieren. Für die meisten von uns wird dies selbstverständlich sein. Und doch sollte unser Fokus nicht auf Corona liegen, sondern auf dem Herrn. Er ist unser Fels. Er

SAVE THE DATE

Christen an der Seite Israels

Jahreskonferenz 2020 von Christen an der Seite Israels 14. November 2020 Friedenskirche in Neu-Ulm John-F. Kennedy-Str. 6 89231 Neu-Ulm Weitere Informationen folgen in der nächsten Zeitungsausgabe!

weiß, wo es langgeht, und so kann das oben zitierte Bibelwort uns zum persönlichen Trost werden: Gottes Gnade bleibt! Das ist Gottes Herzschlag und darauf dürfen wir als Seine Kinder uns verlassen. Das ist aber noch nicht alles. Die Perspektiven Gottes gehen weit über die jetzige Zeit mit ihren Herausforderungen hinaus. Zu diesen Perspektiven gehört auch Gottes Plan mit Israel. Gott verheißt in vielen Prophetenworten, dass Er Israel wiederherstellen wird. Geistlich und auch äußerlich als Nation. In diesen Zeiten der Wiederherstellung leben wir. Aus aller Herren Länder holt Gott Sein Volk zurück ins verheißene Land. Das ist ehrfurchtsgebietend. Warum tut Gott das? Weil Gottes Gnade mit Israel nicht endet und Sein Friedensbund Bestand hat. Das ist die Botschaft von Jesaja 54 und in diesem Zusammenhang steht das eingangs erwähnte Bibelwort (V. 10). Auf diesem Hintergrund wollen wir Ihnen mitteilen, dass wir unseren Dienst an Israel auch in Zeiten von

Gebet

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Israel aktuell

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Hilfsprojekte

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Medien in Corona-Zeiten

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Bibel / Theologie

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Alijah / Einwanderung

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Rivlin in Berlin

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Israel Connect

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Konferenz „Zion oder Babel“ 14 Verschiedenes

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Termine / Impressum / Verschiedenes

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Dossier: „Die Zukunft des Gedenkens“

Termine Gebetsreise nach Israel 25. 8. – 3. 9. 2020 Mehr dazu Seite16

Begegnungsreise nach Israel ca. 29. 10. – 8. 11. 2020 Mehr dazu Seite 16 Corona unbeirrt fortführen. Sicher, Veranstaltungen und Sprecherdienste müssen momentan ausfallen und werden verschoben. Dennoch bleiben wir dran! Wir arbeiten weiter an unseren Publikationen, unterstützen unsere Sozialprojekte in Israel, bereiten uns auf Reisen und Veranstaltungen vor und nehmen unsere Jahreskonferenz im November in den Blick (weitere Infos dazu in unserer nächsten Ausgabe). Unser Fokus bleibt darauf ausgerichtet, uns für Israel einzusetzen. Daran ändert sich auch in diesen turbulenten Zeiten nichts. Es segne Sie der allmächtige Gott, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs!


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Gebet  lsraelaktuell

April/Mai 2020

„Erbarmen über Deutschland“

Große Resonanz bei „Repentance for Future“ Feste/Gedenktage Israels Nissan – Ijar – Siwan 5780/ April – Mai 2020 Pessach

Erinnert an die Befreiung und den Auszug der Israeliten unter Mose aus Ägypten vor rund 3250 Jahren (2. Mose 12 u. a.). Pessach beginnt mit dem Sederabend am Vorabend des 15. Nissan und endet am 22. Nissan (9. bis 15. April 2020).

Holocaust-Märtyrerund Hel­den-Gedenktag

Jom HaSchoah: Nationaler Trauertag in Israel im Gedenken an die 6 Millionen in der Schoah (Holocaust) ermordeten Juden, 27. Nissan (21. April 2020).

Gefallenen-Gedenktag

Jom HaSikaron: Nationaler Trauertag in Israel im Gedenken an die Juden, die ihr Leben beim Aufbau und bei der Sicherung des jüdischen Staates verloren haben, 4. Ijar (28. April 2020).

Unabhängigkeitstag

Jom HaAtzma’ut: Nationalfeiertag anlässlich der Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948, 5. Ijar (29. April 2020).

Der „Buß- und Bettag“ am Rosenmontag bei der Evangelischen Marienschwesternschaft mit etwa 450 Teilnehmern fand große Resonanz Von Harald Eckert Am Rosenmontag, 24. Februar 2020, fand auf dem Gelände der Evangelischen Marienschwesternschaft in Darmstadt-Eberstadt eine weitere Veranstaltung unter der Überschrift „Erbarmen über Deutschland“ statt. Mit etwa 450 Teilnehmern aus dem ganzen Bundesgebiet fand diese Einladung erfreulichen Anklang. Von Anfang des Gottesdienstes an hatte man den Eindruck, die Teilnehmer kamen mehrheitlich mit dem dringenden Bedürfnis und der großen Bereitschaft, den König der Juden, den Gott Israels und Herrn aller Völker von ganzem Herzen für Deutschland um Erbarmen anzurufen. Diese Veranstaltung wiederum reiht sich ein in eine ganze Reihe von Gebetsveranstaltungen unter der gleichen Überschrift in verschiedenen Städten und Regionen über die letzten zwei bis drei Jahre. Klare Strukturierung und große Freiheit Eine Besonderheit dieses Gottesdienstes war das Miteinander

von klarer Strukturierung im Ablauf und großer Freiheit in der Umsetzung. Der Ablauf war durch fünf Kurzbeiträge von Marienschwester Joela markiert: Nach einer kurzen Einführung gab sie vier inhaltliche Impulse: Zum Wort Gottes, zu den Geboten Gottes, zur Schöpfungsordnung Gottes und zu Israel. Nach jedem Impuls wurde das Mikrofon zum Gebet für alle Teilnehmer freigegeben und in großer Freiheit des Geistes entfaltete sich eine große Bandbreite der Ausdrucksformen im Gebet, im Klagen, in der Fürbitte, in der Anbetung. Gegen Ende der Veranstaltung wurde die Möglichkeit gegeben, sich auf der Ebene von Regionen und Bundesländern miteinander zu vernetzen, um in Kontakt zu bleiben. Benjamin Berger als messianischer Pastor Teil des inneren Leitungsteams Besondere Freude hat die Bekanntmachung ausgelöst, dass Benjamin Berger, der gemeinsam mit seinem Bruder Reuven seit über 30 Jahren die einzige messianische Gemeinde in der Altstadt Jerusalems leitet, zugesagt hat, Teil des Leitungsteams von „Erbarmen über Deutschland“ zu werden. Da-

mit ergänzt Pastor Berger das bisherige Team von Schwester Joela (Darmstadt), Pfr. Prinz Philip Kiril von Preußen (Berlin), Pfr. Thomas Piehler (Leipzig) und Harald Eckert (München). Netzwerk: Einladung zum Gebet Erfreulich ist auch, dass sich um dieses Kernteam herum immer mehr Geschwister sammeln, die bereit sind, ganz praktisch in der Weiterentwicklung dieses Netzwerkes mit Hand an zu legen, so auch das Ehepaar Johannes und Cornelia Blum, welche auf digitalem Wege, via Whatsapp und Zoom mehrmals wöchentlich zum Gebet einladen, und Martin Fritzsch, der die Website und den Mail-Rundbrief von „Erbarmen über Deutschland“ betreut. Wir laden herzlich ein, sich die Website anzusehen und den Rundbrief zu beziehen unter www.erbarmenueberdeutschland. de Gerade angesichts der aktuellen Corona-Krise zeigt sich, wie anfällig unsere Gesellschaften in Deutschland und Europa sind. Der Ruf zur Besinnung, zur Heiligung und zur Umkehr war nach dem Zweiten Weltkrieg noch nie so dringlich und so ernst wie heute. –

Harald Eckert reist im Herbst 2020 mit Gottfried Bühler zum Laubhüttenfest nach Israel Anlässlich der 40. Laubhüttenkonferenz der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) bietet der deutsche Zweig der ICEJ vom 30.9. bis 9.10.2020 eine Israelreise mit Teilnahme am Laubhüttenfest an. Weitere Informationen dazu können unter laubhuettenreise@icej.de im Büro der ICEJ angefordert werden. Aus langjähriger Freundschaft und Verbundenheit zwischen den beiden Leitern heraus hat sich Harald Eckert entschieden, in der Zeit vom 3. bis 7.10.2020 an dieser Reise und den damit verbundenen Veranstaltungen teilzunehmen. Dabei wird auch angestrebt, dass sich die Deutschen und deutschsprachigen Teilnehmer der Reise mit dem Ziel der persönlichen Begegnung und der engeren Vernetzung zwischen den verschiedenen Israelwerken eigenständig treffen. Auch eine Gruppe der Sächsischen Israelfreunde wird mit vor Ort sein. Auf diesem Hintergrund, bei Interesse: Herzliche Einladung!

Lag Ba’Omer unterbricht die 49-tägige Trauerzeit zwischen Pessach und Schawuot am 33. Tag und erinnert an die Ereignisse des Bar-KochbaAufstandes gegen die römische Besatzung 132–135 n. Chr. , 18. Ijar (12. Mai 2020). Jerusalem-Tag Jom Jeruschalajim, erinnert an die Wiedervereinigung Jerusalems im Juni 1967 sowie daran, dass Jerusalem das Zentrum des Judentums ist, 28. Ijar (22. Mai 2020). Schawuot Als eines der drei jüdischen Wallfahrtsfeste liegt Schawuot am Ende der Gersten- und am Beginn der Weizenernte in Israel; auch erinnert es an die Gabe der Thora auf dem Sinai, 3. Mose 23, 15–21 u. a., 6./7.Siwan (29./30. Mai 2020).

Gebetszeit während des „Erbarmen über Deutschland“-Gottesdienstes bei den Marienschwestern in Darmstadt am 24. Februar 2020.

Aktuelle Gebetsanliegen für Israel April – Mai 2020 / Nissan – Ijar – Siwan 5780 HERR, mein Gott, höre auf das Rufen und auf das Gebet, das dein Knecht heute vor Dir betet! (1. Könige 8,28b)

Dank

•      Dafür, dass es neben der „Euro-

päischen Koalition für Israel“ (ECI) nun auch eine „Internationale Koalition für Israel“ (ICI) gibt (Seite 5). •      Dafür, dass sich das österreichische Parlament gegen die antiisraelische BDS-Bewegung ausgesprochen und jede Form von Antisemitismus verurteilt hat; in Deutschland hatte der Bundestag 2019 für einen ähnlichen Antrag gestimmt.

Israels Regierung

Nachdem die Regierungsbildung auch nach der Knessetwahl im September 2019 scheiterte, ist es am 2. März 2020 zur dritten Abstimmung über das israelische Parlament innerhalb von 12 Monaten gekommen (Seite 4). •      Beten wir dafür, dass trotz des

Wahlergebnisses, das keinem der beiden großen politischen Lager eine Mehrheit verschafft hat, eine stabile und handlungsfähige Regierung gebildet und keine weitere Wahl in diesem Jahr erforderlich wird; •      dass die Politiker nicht in erster Linie ihre eigenen Interessen verfolgen, sondern vor allem das Wohl des Staates und Volkes Israel klar im Blick haben und sich dabei besonders um die Notleidenden und Schwachen im Lande kümmern; •      dass die Regierung und alle Verantwortlichen darauf hinwirken, die Einheit der israelischen Bevölkerung zu fördern.

Coronavirus

Auch in Israel haben sich viele Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Das Land hat eine Reihe von strengen Schutzmaßnahmen verhängt, darunter auch ein Einreiseverbot für alle Ausländer. Israelische Wissenschaftler arbeiten intensiv an der

Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Virus (Seite 3). •      Lasst uns dafür beten, dass die Infizierten schnell wieder gesund werden – nicht nur in Israel, sondern auch in allen anderen betroffenen Ländern; •      dass das Coronavirus sich nicht weiter ausbreitet; •    dass trotz aller Einschränkungen die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln etc. aufrechterhalten werden kann; •      dass die Verantwortlichen immer die richtigen Entscheidungen treffen; •      dass es den israelischen Wissenschaftlern schnell gelingt, das Präparat gegen das Coronavirus fertigzustellen und für die Behandlung freizugeben.

Alijah/Ukraine

Lasst uns immer wieder für die prophetisch angekündigte Rückkehr der Juden nach Israel (Alijah) beten, besonders aus der Ukraine, wo ein

Hilfsteam von Christen an der Seite Israels im Einsatz ist: •      für alle Mitarbeiter unseres ukrainisches Teams unter der Leitung von Koen Carlier, für Schutz und Bewahrung bei allen Fahrten und Einsätzen im Land; •      für alle Juden in der Ukraine und den anderen Ländern Osteuropas und weltweit, die noch zweifeln: dass sie sich für die baldige Heimkehr in das verheißene Land entscheiden; •      für die gute Eingliederung aller Einwanderer, besonders im Rahmen des Programms „First Home in the Homeland“, das von Christen an der Seite Israels gefördert wird (Seite 11).

Arabische Christen

Eine Minderheit in Israel sind die arabischen Christen, die einen schweren Stand haben zwischen Juden und muslimischen Arabern. •      Beten wir für das Wohl und Wachstum dieser Bevölkerungsgruppe und vor allem für diejenigen

Gemeinschaften, die Christen an der Seite Israels unterstützt (siehe Seite 8), besonders für notleidende arabisch-christliche Familien und für die gute Erziehung und Ausbildung ihrer Kinder und Jugendlichen; •      beten wir auch dafür, dass das Evangelium unter Palästinensern und allen Arabern (Moslems) auf offene Herzen trifft.

Antisemitismus

75 Jahre nach dem Ende des Holocaust ist der Antisemitismus wieder angewachsen. Beten wir •      für den Schutz der jüdischen Bevölkerung und ihrer Gemeinden in Deutschland, Österreich, der Schweiz und auch weltweit; •      für eine Erinnerungs- und Gedenkkultur, die auch zu verantwortlichem Handeln gegenüber Israel führt; •      für verstärkte Bildungs- und Informationsarbeit zur Judenfeindschaft und besonders zum Holocaust. Joachim Kudlek


Israel aktuell

lsraelaktuell

April/Mai 2020

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Corona-Krise in Israel: Premier appelliert eindringlich an Disziplin und Verantwortung der Bevölkerung Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, hat die israelische Regierung am 19. März 2020 eine Ausgangssperre für die gesamte Bevölkerung angeordnet. Bereits zuvor wurde das öffentliche Leben in Israel eingeschränkt und das Land durch ein Einreiseverbot von Ausländern abgeschottet. Unterdessen haben sich weit über 1000 Personen in Israel mit dem Virus infiziert.

Die Übergänge nach Jordanien und Ägypten wurden geschlossen. Das gilt auch für die Kontrollpunkte in die Gebiete der Palästinensischen Autonomiebehörde und speziell nach Bethlehem. Das wiederum bedeutet, dass in Israel mangels Gastarbeitern die Bautätigkeit fast völlig zum Erliegen gekommen ist. Mangels Touristen mussten inzwischen etwa 100 Hotels schließen. Netanjahu kündigte Wirtschaftshilfen von umgerechnet rund 2,5 Milliarden Euro an, um angeschlagene Bereiche zu stabilisieren.

Die verhängte Ausgangssperre bedeutet, dass Israelis ihre Wohnung oder ihr Haus nur in bestimmten Fällen verlassen dürfen, zum Beispiel um zur Arbeit zu gelangen, für Besorgungen von Lebensmitteln und Medikamenten, für kurze Spaziergänge, um hilfsbedürftige Menschen zu unterstützen oder zur Teilnahme an kleinen Feiern. Überwachung der Bevölkerung Israels amtierender Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte die Bevölkerung bereits am 17. März 2020 eindringlich dazu aufgerufen, Sozialkontakte nach Möglichkeit zu vermeiden. „Ich bitte Sie, zeigen Sie Disziplin und Verantwortung.“ Israel befinde sich inmitten einer „gewaltigen Krise“, deren Höhepunkt noch nicht erreicht sei. Zudem informierte Netanjahu in der Ansprache die Öffentlichkeit über Maßnahmen gegen das Coronavirus. Dazu gehört die flächendeckende Überwachung der israelischen Bevölkerung. Die Notfallmaßnahme erlaubt es dem Inlandsgeheimdienst Schabak, den Standort jedes Israelis, besonders über dessen Smartphone, zu erfassen und sein Bewegungsprofil aufzuzeichnen. Die Behörde kann so ermitteln, welchen Menschen sich ein Infizierter auf weniger als zwei

Ein Mitarbeiter des israelischen Rettungsdienstes Magen David Adom in Schutzkleidung.

Meter und für mehr als zehn Minuten genähert hat. Anhand der Informationen kann das Gesundheitsministerium diese Personen dann in Quarantäne schicken. In einer weiteren Maßnahme der Regierung geht es darum, die Zahl der Tests auf 3.000 bis 5.000 pro Tag zu erhöhen. Gemessen an der Bevölkerungsgröße sei dies ein weltweiter Spitzenwert, sagte Netanjahu. Neben der heimischen Produktion würden weitere Testsätze importiert. Lagerhäuser sind „bis unter die Decke voll“ Bereits am 14. März 2020 hatte Netanjahu die Schließung aller Vergnügungszentren angekündigt, alle Veranstaltungen in Theatern und Kinos sowie alle Konzerte wurden abgesagt. Kaffeehäuser und Restau-

rants blieben ab dem 15. März 2020 geschlossen. Ebenso wurden alle Kitas, Kindergärten und Schulen sowie die Universitäten „bis auf Weiteres“ geschlossen. Zudem rief Netanjahu dazu auf, keine Hamsterkäufe zu tätigen. Alles gebe es im Überfluss, sowohl Nahrungsmittel, Alkoholseife wie auch Toiletten- und Küchenpapier. Israels Lagerhäuser seien „bis unter die Decke voll“ und es gebe keinerlei Engpässe. Netanjahu erklärte zudem, dass Versammlungen von mehr als zehn Personen in einem Raum verboten seien. Davon betroffen sind natürlich auch (Synagogen-)Gottesdienste, Hochzeiten und andere Feiern und Veranstaltungen. Das wirkte sich auch auf die Vereidigung der Knesset am 16. März 2020 aus (mehr dazu auf Seite 4).

Foto: Yonatan Sindel/Flash90

Einreiseverbot und wirtschaftliche Probleme Seit dem 12. März 2020 ist Israel weitgehend von der Außenwelt abgesperrt. Israelische Fluggesellschaften, darunter die El Al, sind zusammengebrochen. Hunderte Piloten wurden in den „unbezahlten Urlaub“ geschickt, nachdem fast alle Auslandsflüge gestrichen worden sind. Auch andere Fluggesellschaften haben fast alle Flüge von und nach Israel gestrichen. Konnten Ausländer zunächst noch einreisen, wenn sie sich nach ihrer Ankunft in Heimquarantäne begaben, ist auch dies seit dem 18. März 2020 nicht mehr erlaubt. Neben der Einschränkung im Flugbetrieb wirkt sich die CoronaKrise auch auf die Landwege aus.

Zusammenarbeit zwischen Israel und den Palästinensern Im Rahmen der Corona-Krise arbeiten israelische und palästinensische Medizinteams zusammen, um das Virus im Westjordanland einzudämmen. Die zuständige israelische Armeebehörde COGAT bietet laut eigenen Angaben der Palästinensischen Autonomiebehörde Hilfe für das Gesundheitssystem, gemeinsame Trainingseinheiten und Ausrüstung für medizinische Einrichtungen an. Positive Auswirkung: Terror zurückgefahren Unterdessen hat das Coronavirus in Israels Nachbarschaft wohl noch einen weiteren „Sektor“ lahmgelegt: Die israelischen Streitkräfte deuteten an, dass der Iran seine terroristischen Aktivitäten stark zurückgefahren hat. Armeesprecher Hidai Silberman sagte am 16. März 2020: „Es gibt Länder, die diese Corona-Geschichte weit schlimmer getroffen hat als uns. Und eine Folge davon ist, dass ihre Aktivitäten sich verlangsamen.“ Der Iran gehört zu den weltweit am stärksten betroffenen Ländern. (Israelnetz/Redaktion)

Israelische Forscher kurz vor der Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus Laut dem israelischen Wissenschaftsminister Ofir Akunis stehen Israelis kurz vor einem Durchbruch im Kampf gegen das Coronavirus. Innerhalb weniger Wochen könne ein Impfstoff fertig entwickelt und nach 90 Tagen zugelassen sein. Das israelische Team des Forschungsinstituts MIGAL in Kiriat Schmona/Galiläa hat die mögliche

Lösung nach eigenen Angaben durch „pures Glück“ gefunden. Eigentlich entwickeln die Mitarbeiter Impfstoffe gegen Seuchen in der Geflügelwirtschaft. Der Chef Chen Katz forscht seit vier Jahren an einem Verfahren, das nicht nur gegen einzelne Virusarten wirkt, sondern die Weitergabe von Vogelgrippen generell unterbinden soll. Fachleute vermuten, dass sich das Coronavirus

Dr. Nadia Grozdev gehört zum wissenschaftlichen Team, das im MIGAL-Institut in Galiläa an einem Impfstoff gegen das Coronavirus (COVID-19) forscht. Foto: Basel Awidat/Flash90

zuerst unter Geflügeltieren ausbreitete. Die Wissenschaftler unter Katz haben einen Protein-ExpressionsVektor entwickelt, der in tierischen Schleimhäuten einen Prozess auslöst, bei dem der Körper selbst Antikörper gegen das Virus bildet. Die Forscher waren überrascht, wie ähnlich das neuartige Coronavirus ihren Laborviren ist. Innerhalb weniger Wochen soll ein Oral-Impfstoff in Massenproduktion gehen können. Israel als Hoffnungsträger der Welt Die „Berliner Zeitung“ konnte diese Neuigkeit kaum glauben. Sie schrieb: „Wieso wird eine Nation wie Israel mit ihren nicht mal neun Millionen Einwohnern möglicherweise wichtig für eine Weltbevölkerung von acht Milliarden? Israelische Wissenschaftler haben keine grundsätzlich anderen Bedingungen als Wissenschaftler anderswo.“ Israel könnte auch für diejenigen zum Retter werden, die es vernichten wollen: Eines der am schlimmsten betroffenen Länder ist der Iran. Erste Fälle gibt es auch in Jordanien und anderen islamischen Ländern. (Israelnetz)

Israels Premier Netanjahu am 9. März 2020 in Jerusalem bei einer Video-Konferenz zur Coronavirus-Krise mit Vertretern von EU-Staaten. Foto: GPO/Kobi Gideon

Mitarbeiter des Magen David Adom am 20. März 2020 an einer DurchfahrtStation zum Test auf Corona-Infektionen in Tel Aviv mit einem TestkitRöhrchen für einen Rachenabstrich. Foto: Tomer Neuberg/Flash90


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Israel aktuell  lsraelaktuell

April/Mai 2020

Knesset-Wahl: Trotz Sieg von Netanjahus Likud soll Blau-Weiß-Chef Gantz eine neue Regierung bilden Nach der Wahl zur 23. Knesset vom 2. März 2020 hat Israels Staatspräsident Reuven Rivlin den BlauWeiß-Chef Benny Gantz mit der Regierungsbildung beauftragt. Der Likud-Block von Premierminister Benjamin Netanjahu ist zwar mit 36 Sitzen als stärkste Kraft bei der Wahl hervorgegangen, allerdings erhielt Gantz, dessen Blau-WeißBündnis jetzt 33 Abgeordnete in der Knesset hat, mehr Empfehlungen der im israelischen Parlament vertretenen Parteien für eine Regierungsbildung. Gantz hatte im Widerspruch zu seinen Versprechen während des Wahlkampfes das arabische Parteienbündnis „Vereinte Liste“ davon überzeugt, ihn beim Präsidenten zu „empfehlen“. Rivlin hatte am 16. März 2020 keine Alternative, als Gantz mit der Regierungsbildung zu beauftragen, nachdem dieser 61 Empfehlungen der Abgeordneten auf sich vereinen konnte. Dass die Mehrheit der Abgeordneten Gantz empfahl, bedeutet jedoch nicht, dass dieser automatisch eine Regierung bilden kann. Denn eine Regierungsbeteiligung der „Vereinten Liste“ mit 15 arabischen Abgeordneten gilt als ausgeschlossen. Unter den Mitgliedern dieser arabischen Parteien gibt es Terror-

Ergebnis der Wahl zur Knesset vom 2. März 2020 Es gilt eine 3,25-Prozent-Hürde für den Einzug in das israelische Parlament (Knesset). Die 120 Abgeordneten der 23. Knesset gehören folgenden 8 Parteien/Bündnissen an:

Benny Gantz (links) bei seiner Rede am 16. März 2020, nachdem er von Präsident Rivlin mit der Regierungsbildung beauftragt wurde. Foto: Mark Neyman/GPO

Verherrlicher, Islamisten, rassistische Agitatoren und Vertrauenspersonen der Israel feindselig gesinnten Palästinensischen Autonomiebehörde (PA). Es gilt als undenkbar, ihnen als Minister Militärgeheimnisse oder gar die Methoden der Terrorbekämpfung des Geheimdienstes Schabak anzuvertrauen. Gantz will schnell eine „breit aufgestellte“ Regierung bilden Nachdem Gantz den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten hatte,

Vom Wettkampf zum Bund fürs Leben:

Bibelquiz-Gewinner und Zweite sind jetzt ein Ehepaar

sagte er u. a.: „Dies sind ungewöhnliche Zeiten. Im Gegensatz zu allen anderen, die wir erlebt haben. Israel steht am Beginn einer schweren Krise. Mütter und Väter wurden von einem mysteriösen Virus in Bedrängnis gebracht, vor dem sie ihre Kinder und sich selbst zu schützen versuchen. Einige haben bereits ihre Arbeit und ihren Lebensunterhalt verloren, andere könnten in Kürze mit diesem Umstand konfrontiert sein. Ich gebe Ihnen mein Wort: Ich werde alles tun, um eine Regierung

Likud (konservativ-zionistisch): 36 Sitze (29,5 %) Blau-Weiß (liberal-zionistisch): 33 Sitze (26,6 %) Vereinte Liste (arabisch): 15 Sitze (12,7 %) Schas (ultra-orthodox/sephardisch): 9 Sitze (7,7 %) Vereinigtes Thora-Judentum (ultra-orthodox/aschkenasisch): 7 Sitze (6 %) Awoda/Gescher/Meretz (sozialdemokratisch-zionistisch/sozialistisch): 7 Sitze (5,8 %) Israel Beitenu (national-säkular): 7 Sitze (5,7 %) Jamina (national-religiös): 6 Sitze (5,2 %) Wahlbeteiligung: 71,5 % (= ca. 4,6 Mio. abgegebene Stimmen von ca. 6,4 Mio. Wahlberechtigten)

zu bilden – national, patriotisch und so breit aufgestellt wie möglich – in wenigen Tagen, so rasch wie möglich.“ Nachfolgend nahm Gantz Gesprä-

che mit Netanjahu über die Bildung einer Einheits- beziehungsweise Notstandsregierung auf. Der BlauWeiß-Chef hat 28 Tage Zeit, um eine Koalition zu bilden, eine Verlängerung um zwei Wochen ist möglich. Vorerst bleibt Netanjahu als Premier im Amt; der Korruptionsprozess gegen ihn ist wegen der Coronavirus-Krise um zwei Monate auf Mai 2020 verschoben worden. Corona-Krise sorgt für besondere Knesset-Vereidigung Unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen sind am 16. März 2020 die 120 Knessetabgeordneten vereidigt worden. Um das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu verringern, dürfen sich derzeit in Israel nicht mehr als zehn Menschen gemeinsam in einem Raum aufhalten. Die Abgeordneten kamen daher in Dreier-Gruppen in alphabetischer Reihenfolge in den Plenarsaal. Staatspräsident Reuven Rivlin eröffnete die 23. Knesset mit einer Ansprache, bei der weniger als zehn Personen anwesend waren, darunter Premierminister Benjamin Netanjahu, der Blau-Weiß-Vorsitzende Benny Gantz sowie Knesset-Sprecher Juli Edelstein. Nach drei aufeinanderfolgenden Wahlen seien die Israelis von der Politik „erschöpft“, sagte Rivlin laut der Zeitung Times of Israel. Er forderte Netanjahu und Gantz auf, Kompromisse einzugehen und beendete seine Ansprache mit der eindringlichen Bitte: „Geben Sie diesem Volk eine Regierung.“ (Israelnetz/Redaktion)

Zufriedenheit bei jüdischen Israelis steigt mit der Zahl der Kinder

Zuerst waren sie Konkurrenten, dann haben sie sich verliebt, dann verlobt und schließlich geheiratet: Der Gewinner des Internationalen Bibelquiz‘ für Jugendliche 2018 in Jerusalem, Asriel Schilat, und die damals zweitplatzierte Oria Cohen sind im Februar 2020 ein Ehepaar geworden. Bei dem Wettbewerb am israelischen Unabhängigkeitstag hatte der Bräutigam eine Frage mehr beantworten können als seine spätere Braut und damit knapp gewonnen. Nach dem Quiz blieben die beiden in Kontakt. Im Oktober 2019 gaben sie ihre Verlobung bekannt und am 23. Februar 2020 fand die Hochzeit statt. Schilat stammt aus dem nordisraelischen Hatzor HaGlilit und studierte an der Ateret-Kohanim-Jeschiwa in Jerusalem. Cohen wohnte in Haifa und lernte an der religiösen Segula-Mädchenoberschule in Kiriat Motzkin (bei Haifa/Nordisrael). Beide waren zur Zeit des Wettbewerbes 17 Jahre alt. Der langjährige Moderator des Wettbewerbs, Avschalom Kor, gratulierte dem Paar mit den Worten: „Es gibt nichts Großartigeres als die Liebe der israelischen Nation zum Buch der Bücher und die Liebe einer Braut und eines Bräutigams, die sowohl das Buch als auch einander lieben.“ Schilat bedankte sich und wünschte „allen Gratulanten viel Segen“. Das 1958 von David Ben-Gurion gegründete Internationale Bibelquiz findet jährlich am israelischen Unabhängigkeitstag in Jerusalem statt. An ihm nehmen Studenten jüdischer Religionsschulen aus aller Welt teil. (Israelnetz/Redaktion)

Israelische Familie bei einem Picknick im Tel Gezer-Naturpark zwischen Jerusalem und Tel Aviv.

Die im Vergleich mit anderen westlichen Ländern relativ hohe Geburtenrate der Israelis scheint einen einfachen Grund zu haben: Sie lieben Kinder und sind schlichtweg zufriedener, je mehr sie haben.

Sind jetzt ein Ehepaar: Asriel Schilat und Oria Cohen, zusammen mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu (rechts) und dem damaligen Erziehungsminister Naftali Bennett (links) beim Internationalen Bibelquiz in Jerusalem am 19. April 2018. Foto: Shlomi Cohen/FLASH90

Anlässlich des Tags der Familie am 1. März hat das israelische Statistikbüro analysiert, wie sich der Faktor Familie auf das Glück im Lande auswirkt. Die Untersuchung zeigt, dass Verheiratete im Durchschnitt zufriedener sind als Unverheiratete. Das gilt besonders ab einem Alter von 75 Jahren. Von den Befragten im Alter zwischen 20 und 49 gaben 92 Prozent der Verheirateten an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein, bei den Unverheirateten waren es 88 Prozent. Bei den Menschen ab 50 trifft

dies für jeweils 90 und 76 Prozent zu. 97 Prozent der Israelis fühlen sich von ihrer Familie wertgeschätzt, 84 Prozent sogar sehr. In Israel die höchste Geburtenrate der westlichen Welt 52 Prozent der säkularen Israelis halten drei Kinder für die ideale Anzahl. Auch 36 Prozent der Araber sehen das so. Zwei Drittel der UltraOrthodoxen halten für das Familienglück jedoch sechs Sprösslinge für das Minimum. Von den über 45jährigen Israelis haben 30 Prozent die aus ihrer Sicht ideale Zahl an Kindern. 52 Prozent gaben an, weniger zu haben, 18 Prozent glauben, beim Nachwuchs über das Optimum hinausgegangen zu sein. In der jüdischen Bevölkerung steigt die Zufrie-

Foto: Flash90

denheit mit der Anzahl der Kinder. Israel hat mit durchschnittlich 3,1 Kindern pro Frau die höchste Geburtenrate der westlichen Hemisphäre. Für die Untersuchung befragte das Statistikbüro 7.450 Menschen ab einem Alter von 20 Jahren. Die verwendeten Daten stammen aus dem Jahr 2018. Tag der Familie Das israelische Statistikbüro veröffentlichte im Februar 2020 seine Ergebnisse zum Tag der Familie, der in Israel am 1. März begangen wird. Die UNO hat 1993 den 15. Mai zum Tag der Familie erklärt, um die Bedeutung der kleinsten Einheit der Gesellschaft deutlich zu machen und ihre Anerkennung und ihren Schutz zu fördern. (Israelnetz/Redaktion)


Israel aktuell und die Welt

April/Mai 2020

Die ECI ruft Staaten und Kirchen zur Bekämpfung des Antisemitismus auf Die Europäische Koalition für Israel (ECI) hat Staaten, Kirchen und Glaubensgemeinschaften weltweit aufgerufen, den gegenwärtigen Anstieg des Antisemitismus zu bekämpfen. Der Aufruf wurde zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau in Genf veröffentlicht. Der Gründungsdirektor der ECI, Tomas Sandell, wies auf die besondere Bedeutung von Ort und Zeitpunkt des Aufrufs hin und lenkte das Augenmerk auf den Völkerbund, der vor 100 Jahren in Genf gegründet wurde. Diese internationale Organisation (der Vorläufer der UNO) habe es von Anfang an nicht geschafft, den Aufstieg der NSDAP in Deutschland zu verhindern, was letztendlich den Weg für die Schoah, den Holocaust, ebnete. „Wie die Geschichte uns lehrt, hört das, was mit den Juden beginnt, nie mit den Juden auf. Während mehr als sechs Millionen Juden in der Schoah ermordet wurden,

wurden weitere rund 60 Millionen Menschen getötet und unzählige weitere erlitten Verluste oder wurden infolge des Zweiten Weltkriegs vertrieben“, sagte Sandell. „Hundert Jahre später fordern wir die Staatengemeinschaft erneut auf, sich ernsthaft für die Bekämpfung des gegenwärtigen Anstiegs des Antisemitismus einzusetzen, um den Weltfrieden zu bewahren.“ In seiner Grundsatzrede stellte der UN-Direktor der ECI, Gregory Lafitte, die biblische Frage: „Wo ist dein Bruder?“ „Vor 75 Jahren hatten die Glaubensgemeinschaften die Antwort auf diese grundlegende Frage nicht verstanden, als sie die Augen vor der Verfolgung der Juden verschlossen“, sagte er. „Diese Gleichgültigkeit ermöglichte es

den Nationalsozialisten schließlich, ihre ‚Endlösung‘ – die Ermordung von sechs Millionen Juden – durchzuführen. Heute müssen wir diese Gleichgültigkeit genauso sorgfältig angehen und bekämpfen wie den Antisemitismus selbst“, betonte Lafitte. „Internationale Koalition für Israel“ Die Zeremonie am 26. Januar 2020 beinhaltete die Unterzeichnung der offiziellen Registrierungsdokumente für die neue in Genf ansässige Internationale Koalition für Israel (ICI), die als Dachorganisation für Initiativen und Aktivitäten weltweit dienen soll, einschließlich der ECI-Arbeit bei den Vereinten Nationen in New York. Die erste offizielle Initiative der ICI wird #ChurchesAgainstAntisemitism (#KirchenGegenAntisemitismus) sein. Dies soll ein weltweites Beziehungsnetzwerk von Glaubensgemeinschaften werden, das sich für die Bekämpfung von Antisemitismus und die Unterstützung des jüdischen Volkes einsetzt (dazu der Bericht unten auf dieser Seite).

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Israel: Platz 8 der einflussreichsten Länder Eine neue Studie der Pennsylvania-Universität platziert Israel an achter Stelle der einflussreichsten Länder der Welt. Das bekräftigt Israels starke Stellung in der internationalen Arena. Dazu sagte der israelische Außenminister Israel Katz:  „Die Studie reflektiert den Anstieg der internationalen Stellung Israels in der Welt und platziert Israel als eine wichtige globale Kraft im Bereich der Verteidigung, der Wirtschaft und der Außenpolitik. Das Außenministerium wird unter meiner Führung weiterhin daran mitwirken, die nationalen Interessen Israels in der Welt voranzutreiben, die Außenbeziehungen auszubauen und den Status von Jerusalem, unserer Hauptstadt, zu stärken.“ (Außenministerium des Staates Israel)

Israel hilft beim Schutz vor Cyberterror Weltweit werden täglich Millionen Cyberangriffe gestartet. Bei Großveranstaltungen wie den Olympischen Spielen sind daher besondere Schutzmaßnahmen vonnöten. Japan hat sich dafür Unterstützung aus Israel geholt. Israels größter Energieerzeuger „Israel Electric Corporation“ (IEC) wird dabei helfen, die japanische Infrastruktur während der Olympischen Spiele vor Cyberangriffen zu schützen. Mit einem führenden Energieversorger des asiatischen Landes sei ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet worden, berichtete die Onlinezeitung Times of Israel. Der Name des Unternehmens wurde nicht genannt. Die Olympischen Spiele sollten in diesem Jahr vom 24. Juli bis 9. August in Tokio stattfinden, sind aber wegen des Coronavirus auf 2021 verschoben worden. Ziel der Zusammenarbeit sei es, kritische Infrastruktur während der Spiele vor Angriffen auf Computernetzwerke zu sichern. Auch danach werde die IEC die Japaner auf diesem Gebiet noch unterstützen. Das teilte der Leiter der Abteilung für Cybersicherheit und Geschäftsentwicklung bei der IEC, Jossi Schneck, mit. Ähnliche Vereinbarungen habe Israel bereits mit Energieversorgern in Kanada und in Europa. Auf der internationalen Konferenz „Cybertech“ in Tel Aviv Ende Januar 2020 sagte Jiftah Ron-Tal von der IEC, dass die  „Israel Electric Corporation“ eines der am meisten angegriffenen Unternehmen weltweit sei. So habe es 2019 pro Sekunde rund 11.000 versuchte Angriffe auf das Computersystem des Energieversorgers gegeben. Als Reaktion habe die IEC erfolgreich neue Methoden zum Schutz vor Cyberangriffen entwickelt. Der israelische Energieminister Juval Steinitz sagte auf der Messe, es sei ein Wunder, dass Israel und die Welt bisher keine großen Katastrophen infolge von Cyberterror erlebt haben. Doch diese seien unterwegs, warnte er und ergänzte:  „Deshalb müssen wir unser Bestes tun und Mittel entwickeln, um dies so weit wie möglich zu verhindern.“ (Israelnetz)

In der monatlichen Talkshow „Europabericht“ der ECI aus dem Studio des Europäischen Parlaments in Brüssel geht es um aktuelle Themen, die Israel und Europa betreffen (zu sehen unter /www.ec4i.org). Auf dem Foto Moderator Simon Barrett (2. von links) im Gespräch mit Israels Botschafter bei der EU und der NATO, Roni Leshno-Yaar (links), MdEP Bert-Jan Ruissen (rechts) und Emilie Noteboom, ECI-Direktorin für Öffentlichkeitsarbeit.

„Internationale Koalition für Israel“ (ICI) mit Sitz in Genf gegründet Zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau hat die Europäische Koalition für Israel (ECI) die neue globale Dachorganisation Internationale Koalition für Israel (ICI) gegründet. Hintergrund ist die Tatsache, dass der Aufstieg Nazi-Deutschlands vor knapp 90 Jahren globale Konsequenzen hatte und schließlich zum Zweiten Weltkrieg mit etwa 60 Millionen Toten und mehr als sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden geführt hat. „Was mit den Juden beginnt, endet nie mit den Juden. Da wir jetzt wieder den Anstieg des Antisemitismus erleben, sehen wir die Notwendigkeit eines globalen Ansatzes, und dies hat zur Bildung der ‚Internationalen Koalition für Israel‘ geführt. Während Europa das Epizentrum des neuen Antisemitismus bleibt, erreichen seine Tentakel heute alle Enden der Welt“, so die ECI.

Die offizielle Gründung der ICI fand am 26. Januar 2020 im EstherHaus in Genf statt, einem Veranstaltungsort, der bis vor kurzem vom französischen Holocaustleugner Dieudonné genutzt wurde, um seine antisemitischen Ansichten zu verbreiten. Der neue Besitzer weigert sich jedoch, den bekannten Antisemiten zu beherbergen, und bietet stattdessen eine Plattform für verschiedene christliche Initiativen, einschließlich pro-israelischer Veranstaltungen. Aufgaben der ICI Die ICI mit Sitz in Genf wird als internationale Dachorganisation bestehende ECI-Initiativen und -Aktivitäten in aller Welt miteinander verbinden, darunter die „Amerikanischen Freunde von ECI“ und das „Forum für Kulturdiplomatie“ sowie auch die verschiedenen aktuellen ECI-Initiativen in Afrika. „Seit vielen Jahren haben wir das Gefühl, dass die außerhalb Europas geleistete

Arbeit einen Namen braucht, der die globale Natur unserer Aktivitäten vollständig abdeckt, daher die neue Dachorganisation“, erklärt die ECI. Projekt: #ChurchesAgainstAntisemitism Das prominente ICI-Projekt wird die Initiative #ChurchesAgainstAntisemitism (#KirchenGegenAntisemitismus) sein. Als ein Beziehungsnetzwerk von Kirchen und Glaubensgemeinschaften aus aller Welt soll dieses Projekt die Gläubigen aufklären, stärken und mobilisieren, um Antisemitismus besser bekämpfen zu können. Kirchen und Gemeinden sollen Werkzeuge zur Bekämpfung von Judenhass zur Verfügung gestellt werden und die tiefen jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens entdecken. Die Initiative beinhaltet die Absicht, ein Netzwerk zusammenzubringen und im Januar 2021 den ersten „Weltrat zur Bekämpfung von Antisemitismus“ auszurichten. –

In einem Kontrollraum der „Israel Electric Corporation“ in Hadera. Foto: Yaakov Naumi/Flash90

Israel bei Anti-Terror-Konferenz in Marokko – Warnung vor dem Iran Israel hat auf einer zweitägigen Anti-Terror-Konferenz Anfang März 2020 in Marokko vor dem Iran und seinen Verbündeten gewarnt. Die Delegationen aus 50 Ländern diskutierten über Möglichkeiten der Terrorbekämpfung. Die Vorsitzende der Sicherheits- und Anti-TerrorAbteilung beim israelischen Außenministerium, Dana Benvenisti-Gabai, lenkte zusammen mit Vertretern einiger Golf-Staaten das Augenmerk auch auf die Gefahr durch den Iran und die von ihm unterstützte Hisbollah-Miliz. Diese Bedrohung habe Einzug in die Abschlusserklärung der Konferenz erhalten, berichtete die Times of Israel. Benvenisti-Gabai beschrieb die vom Libanon aus agierende Hisbollah als Terror-Organisation, die vom Iran finanziert und unterstützt werde. Die schiitische Gruppe verfüge über ein Arsenal von 150.000 Raketen, die jedes Ziel in Israel treffen könnten. Die Hisbollah exportiere den Terror in den gesamten Nahen Osten sowie nach Europa und in weitere Regionen weltweit. Es sei daher wichtig, ein internationales Sicherheitsnetz gegen die Aktivitäten des Iran zu etablieren, forderte die Israelin. Dass Israel an der Konferenz teilnehmen durfte, betrachtet BenvenistiGabai als ein weiteres Zeichen der Annäherung zwischen ihrem Land und der arabischen Welt. Marokko und Israel haben keine offiziellen diplomatischen Beziehungen, arbeiten aber unter anderem im Geheimdienstbereich eng zusammen. In dem nordafrikanischen Land leben noch etwa 3.000 Juden. Israelis dürfen das Land besuchen. (Israelnetz)


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US-Friedensplan lsraelaktuell

In der Europäischen Union herrscht Uneinigkeit im Umgang mit dem neuen Friedensplan von US-Präsident Donald Trump. Mehrere israelische Medien, darunter die Tageszeitung Jediot Aharonot, berichteten, dass sich die 27 Regierungen im Rat für Auswärtige Angelegenheiten nicht auf eine gemeinsame Stellungnahme zu Trumps Vorschlägen einigen konnten. Demnach blockierten „mindestens“ sechs Staaten – Österreich, Bulgarien, Tschechien, Ungarn, Italien und Rumänien – einen entsprechenden Resolutionstext. Die meisten außenpolitischen Beschlüsse müssen in der Europäischen Union einstimmig verabschiedet werden. Dem Bericht zufolge hatte das israelische Außenministerium über seine Diplomaten im Ausland intensiv auf die Regierungen eingewirkt, um die Stellungnahme zu verhindern. Viele der genannten Länder verfolgen bereits jetzt einen stärker pro-israelischen Kurs als die EU-Spit-

April/Mai 2020

Europäische Union ohne klare Linie zum US-Friedensplan Israel kritisiert  „drohende Sprache“ des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell ze und die meisten westlichen Mitgliedsstaaten. Schon im vergangenen Jahr hatte es Berichte darüber gegeben, dass Ungarn eine gemeinsame Stellungnahme verhindert haben soll, die die neue US-Politik gegenüber den israelischen Siedlungen verurteilen wollte. Zudem hatte Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz Trumps Friedensplan begrüßt. Borrell: Annexion würde „nicht unbeantwortet bleiben“ Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell wandte sich am 4. Februar 2020 mit einer eigenen Stellungnahme an die Öffentlichkeit:   „Die US-Initiative entfernt sich von international anerkannten Parametern“, sagte der Spanier und wies auf das Bekenntnis der EU zu einer „verhandelten Zwei-Staaten-Lösung, basierend auf

den Grenzen von 1967“, hin. Die USA sehen in ihrem Friedensplan eine „realistische Zwei-Staaten-Lösung“, die zwar nicht die Grenzen von vor dem Sechs-Tage-Krieg vorsieht, aber den Palästinensern insgesamt zumindest ein ähnlich großes Gebiet verspricht. Weiter rief Borrell „beide Seiten“ dazu auf, von unilateralen Schritten abzurücken. „Wir sind insbesondere besorgt angesichts von Stellungnahmen über mögliche Annexionen des Jordantals oder anderer Teile des Westjordanlandes“, sagte der Außenpolitiker und warnte, dass ein solches Vorgehen „nicht unbeantwortet bleiben“ würde. Damit nahm er auf die innerisraelische Debatte über eine mögliche Annexion der Gebiete des Westjordanlandes Bezug, die im Trump-Plan für Israel vorgesehen ist. Nach Re-

cherchen der Journalistin Gal Berger vom Rundfunksender „Kan“ haben EU-Vertreter der palästinensischen Seite bereits mitgeteilt, dass sie an einem „Maßnahmenpaket“ für den Fall der Annexion arbeiten. Demnach könnten dann europäische Finanzhilfen für israelische Entwicklungsprojekte eingefroren werden. Zudem könnte eine Gruppe von EULändern einseitig einen palästinensischen Staat anerkennen, schreibt die Journalistin. Luxemburgs sozialistischer Außenminister Jean Asselborn hatte bereits 2018 für eine Anerkennung „Palästinas“ geworben. „Wir sind keine Diaspora-Juden, die ihre Köpfe neigen“ Im israelischen Außenministerium fasste man die Äußerungen Borrells als Drohung auf. Außenamtssprecher Lior Haiat sprach in einer

als „Pressemitteilung“ deklarierten Twitter-Nachricht explizit von einer „drohenden Sprache gegenüber Israel“. So kurz nach Borrells Amtsantritt und seinem Besuch im Iran sei das „bedauerlich und – um es vorsichtig zu formulieren – seltsam“. Borrell hatte sich kurz zuvor in Teheran unter anderem mit Staatspräsident Hassan Rohani und Außenminister Dschavad Sarif getroffen, um über die Entwicklungen im Nahen Osten zu beraten. Zuvor traf er in Jordanien König Abdullah II. Auch der israelische Außenminister Israel Katz fand bei einer LikudVeranstaltung deutliche Worte: „Wir sind keine Diaspora-Juden, die ihre Köpfe neigen“, zitierten mehrere Medien den Minister. „Die Zeiten, in denen man Juden und den jüdischen Staat bedroht, sind vorbei.“ (Israelnetz)

Der US-Friedensplan einer „realistischen Zwei-Staaten-Lösung“ US-Präsident Donald Trump hat die Eckpunkte seines lange angekündigten „Jahrhundertdeals“ im Beisein von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu am 28. Januar 2020 im Weißen Haus in Washington vorgestellt. Der Plan greift die Idee einer Zwei-Staaten-Lösung auf, widerspricht aber in vielem dem, was insbesondere europäische Politiker immer wieder postulieren. So erhält Israel unter anderem die Erlaubnis, das Jordantal zu annektieren. Der Plan selbst spricht von einer „realistischen Zwei-Staaten-Lösung“. „Über Jahrzehnte wurden viele Vorschläge und Ideen vorangebracht, aber Elemente dieser Pläne waren nicht durchsetzbar angesichts der Realitäten vor Ort“, heißt es da. Und: „Es ist unproduktiv, vergangene Narrative zu wiederholen.“ Vielmehr gelte es, in die Zukunft zu blicken. Hier die wichtigsten Punkte des „Jahrhundertdeals“: • Westjordanland: Der Plan sieht die Gründung eines palästinensischen Staates vor, der 97 Prozent der derzeit im Westjordanland lebenden Palästinenser umfasst. Insgesamt soll der Staat – den Gazastreifen eingeschlossen – eine Fläche umfassen, die „vergleichbar“ ist mit dem arabisch kontrollierten Territorium vor dem Sechs-Tage-Krieg 1967. Zu diesem Zweck sollen beide Seiten Land austauschen. Israel darf „die große Mehrheit der Siedlungen“ und das gesamte Jordantal in sein Staatsgebiet integrieren. • Gazastreifen: Den zweiten Teil des palästinensischen Staates soll der Gazastreifen bilden. Er wird laut Vorschlag mit zwei kleinen Gebieten im Negev an der Grenze zu Ägypten verbunden, die Israel an die Palästinenser abtritt. • Jerusalem: Trump betonte mit Nachdruck, dass Jerusalem die „ungeteilte – sehr wichtig – die ungeteilte“ Hauptstadt Israels bleiben werde. Die östlichen und nördlichen Vororte Jerusalems wie Abu Dis sollen zur Hauptstadt Palästinas werden. • Heilige Stätten: Ausführlich geht der Plan auf die Interessen der drei Weltreligionen an Jerusalem ein. Gleichzeitig lobt er, dass Israel „anders als zahlreiche vorherige

Nach der Vorstellung des US-Friedensplanes durch Präsident Trump (auf dem Foto links) am 28. Januar 2020 in Washington hat Israels Premier Netanjahu (am Rednerpult) eine Stellungnahme dazu abgegeben, in der er sich über den „Jahrhundertdeal“ freut und sich einverstanden erklärt, auf dieser Basis zu verhandeln. Foto: GPO/Kobi Gideon

Mächte“ den religiösen Status quo vor Ort gewahrt habe. Menschen „jeden Glaubens“ sollen die Möglichkeit haben, auf dem Tempelberg zu beten. Derzeit ist nur Muslimen das Gebet vor Ort erlaubt. • Infrastruktur: Die zersplitterten Territorien der beiden Staaten sollen mithilfe eines „innovativen Netzwerks an Straßen, Brücken und Tunneln“ verbunden werden und so Bewegungsfreiheit sicherstellen. • Flüchtlinge: Die Zahl der arabischen Flüchtlinge des Unabhängigkeitskriegs 1948/49 wird gemeinhin auf 700.000 beziffert. Da, aus UN-Sicht, der Flüchtlingsstatus jedoch vererbt werde, gebe es heute mehr als 5 Millionen „PalästinaFlüchtlinge“. Der Plan sieht drei Optionen für sie vor: Die Aufnahme in den palästinensischen Staat, die Integration in die arabischen Gastländer oder die Umsiedlung in andere Staaten der Organisation für Islamische Zusammenarbeit. • Sicherheit: Der Plan postu-

liert einen „Vorrang der Sicherheit“ und nimmt an verschiedenen Stellen ausführlich auf Israels Sicherheitsinteressen etwa im Jordantal Bezug. Für den künftigen palästinensischen Staat sieht der Plan eine Demilitarisierung vor. Israel behält eine „übergeordnete Sicherheitsver-

antwortung für den Staat Palästina“. • Liberalisierung: Der künftige palästinensische Staat soll einer liberalen Ordnung folgen, also transparent sein, eine unabhängige Justiz, Menschenrechte, Religions- und Pressefreiheit sowie ein demokratisches System gewährleisten. Gleich-

Palästinenser lehnen den US-Friedensplan ab Palästinensische Vertreter haben den US-Friedensplan wiederholt abgelehnt. So kritisierte der Premierminister der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mohammed Schtaje, am 16. Februar 2020, dass der geplante palästinensische Staat zerstückelt und  „ohne Souveränität“ sein solle. Gleichzeitig könne Israel nach dem Friedensplan große Teile des Westjordanlandes annektieren. Schtaje rief andere Länder auf, den Vorschlag abzulehnen. Dabei betonte er, dass die Palästinenser offen seien für „ernsthafte“ Verhandlungen. Zudem kündigte Schtaje an, die Palästinenser wollten den Druck auf Israel durch internationale Organisationen erhöhen. Der Präsident der PA, Mahmud Abbas, hat in einem Telefonat mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel am 17. Februar 2020 seinen Widerstand gegen den US-Friedensplan ebenfalls bekräftigt. Er plädierte für eine internationale Friedenskonferenz als Alternative. (Israelnetz)

zeitig soll die Korruption bekämpft werden. Der Plan fordert außerdem eine Überarbeitung der Lehrpläne und Textbücher, aus denen aufhetzende Passagen entfernt werden sollen. Die Zahlung von Renten an palästinensische Terroristen soll eingestellt werden. • Gefangene: Das Abkommen sieht eine Entlassung palästinensischer Gefangener aus israelischen Gefängnissen vor. Davon ausgeschlossen sind unter anderem verurteilte Mörder. Bedingung für die Entlassung ist ein Bekenntnis zur Ko-Existenz und die Herausgabe aller Israelis, die sich derzeit in palästinensischer Hand befinden. • Wirtschaft: Bereits im vergangenen Juni hatten die USA ihre wirtschaftliche Vision für die Lösung des Nahostkonflikts vorgestellt. Der wirtschaftliche Teil macht die Hälfte des Plans aus. Er verspricht, das palästinensische Bruttoinlandsprodukt innerhalb von zehn Jahren mehr als zu verdoppeln, eine Million Arbeitsplätze zu schaffen und die Armutsrate mehr als zu halbieren. Dafür sollen die Palästinenser etwa 50 Milliarden Dollar erhalten. Hinzu kommt der Vorschlag einer Freihandelszone Palästinas mit Jordanien und den USA. So soll das Land unabhängig von internationalen Hilfen werden. • Arabische Länder: Der Plan plädiert für eine breitere Kooperation zwischen Ägypten, Jordanien und Israel und schlägt die Gründung einer „Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen Osten“ vor. Ausdrücklich erwähnt wird die Mitarbeit Saudi-Arabiens bei der Ausarbeitung des Friedensplans. Bei der Vorstellung durch US-Präsident Trump waren Botschafter aus dem Oman, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten anwesend. Mit diesem Plan haben die USA einen neuen Anlauf unternommen, die jahrzehntealte Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern einer Lösung zuzuführen. Nun sind die Konfliktparteien an der Reihe: „Die finalen, spezifischen Details der Vereinbarung müssen direkt zwischen den Parteien ausgearbeitet werden“, heißt es in dem Text. Die Palästinenser lehnten bisher jede Diskussion über den Plan ab. (Sandro Serafin/Israelnetz)


Israel aktuell und die Welt

April/Mai 2020

Zahlreiche Berichte in unseren Zeitungen Israelaktuell.de/at/ch stammen von Israelnetz, einer herausragenden christlichen Internetplattform im deutschsprachigen Raum zum Thema Israel. Am 12. März 2020 ist Israelnetz 20 Jahre alt geworden. Wir als Christen an der Seite Israels sind sehr dankbar für die hochwertigen Beiträge von Israelnetz, die zu einem wichtigen Teil unserer Zeitungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz geworden sind. Wir gratulieren Israelnetz zu diesem Jubiläum und wünschen allen Mitarbeitenden, dass sie weiterhin den besonderen Segen Gottes erfahren, der denen verheißen ist, die Israel segnen! Über die Entwicklung der Internetplattform hat Israelnetz folgenden sehr lesenswerten Bericht geschrieben: Am 12. März 2000 ging unsere Internetplattform israelnetz.com auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin offiziell online. 20 Jahre später ist Israelnetz aus der deutschsprachigen Israelberichterstattung nicht mehr wegzudenken. Ort und Zeitpunkt konnten kaum besser gewählt sein. Die meisten der 116.000 Besucher aus 175 Ländern, die in die Messehallen unter dem Berliner Funkturm strömten, waren gekommen, weil sie Sehnsucht hatten: nach Wärme, Stränden, nach Urlaub, Erholung und Erlebnis. Doch es gab auch schon die großen Zukunftsthemen „Webmarketing“ und „e-Commerce“. Genau 20 Jahre sind vergangen. Für das Team von Israelnetz ist die ITB 2000, die Internationale Tourismusbörse in Berlin, in legendärer Erinnerung geblieben: Es waren Tage mit viel Arbeit und wenig Schlaf. Mit Kabeln, Steckern, Adaptern und viel Technik-Improvisation. Dazu Aufbruchstimmung und Premierenfieber: Am 12. März 2000 ging unsere

20 Jahre Israelnetz : Vom kleinen Info-Startup zur hochwertigen Israel-Informationsquelle Internetplattform israelnetz.com offiziell online. Wundervolle Entwicklungen fangen oft klein und unscheinbar an: Im März 2000 war es eine Gruppe von rund fünf Leuten, die am Messestand des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros im Halbkreis um einen der Bistrotische stand. Gebannt schauten sie auf das Display eines klobigen Laptops. Von den charmanten Hostessen in blau-weiß ließen sie sich ebenso wenig beeindrucken wie von den farbenfrohen Postern, die an den Stellwänden zu Reisen nach Jerusalem, Eilat oder Tel Aviv einluden. Der einzige Herr in Anzug und Schlips durfte auf „Enter“ drücken – Israels damaliger TourismusStaatssekretär Itai Eiges sagte anschließend feierlich: „Israelnetz ist jetzt online.“ Alles begann in Israel Wie es dazu kam? Beim Christlichen Medienverbund KEP in Wetzlar (heute: Christliche Medieninitiative pro) konnte man finanziell nicht allzu große Sprünge machen. Aber der damalige Geschäftsführer Wolfgang Baake war hervorragend vernetzt, und ihm lag Israel am Herzen. 1995 begleitete er Bundeskanzler Helmut Kohl auf dessen Nahostreise nach Ägypten, Jordanien und Israel. Vor allem im jüdischen Staat wurde er als Theologe immer wieder von Journalistenkollegen angesprochen, die Verständnisfragen zum historischen Israel hatten. Jedes Delegationsmitglied hatte vor Antritt der Reise vom mitreisenden Schuhunternehmer Heinz-Horst Deichmann eine Bibel geschenkt bekommen. So konnte Baake dann im

Spender hatten uns in zwei Monaten fast 100 Prozent des Jahresbudgets zur Verfügung gestellt. Damit war der Startschuss für Israelnetz gegeben und Johannes Gerloff wurde als Israel-Korrespondent der KEP in Israel angestellt.“

Gespräch mit den Journalisten auf entsprechende Bibelstellen hinweisen und die aufgeworfenen Fragen erörtern. Während dieser Reise kam bei Wolfang Baake erstmals die Idee auf, dass es gut wäre, in Israel einen Ansprechpartner zu haben, der im Kontakt mit den Journalisten solche Fragen vor Ort klären konnte. Zwei Jahre später entwickelte er daraus ein Konzept. KEP-Vorstandsmitglied Friedrich Hänssler signalisierte Unterstützung und vernetzte Baake mit dem in Israel lebenden Journalisten und Theologen Johannes Gerloff. Spender ermöglichen den neuen Arbeitsbereich Die Idee eines Israelarbeitszweiges fand schließlich die Zustimmung des Vorstandes. Nun galt es, die Unterstützer des Christlichen Medienverbundes für diesen neuen Bereich zu gewinnen. Wolfgang Baake erinnert sich: „Im KEP-Vorstand hatten wir beschlossen, dass wir diesen Arbeitsbereich starten, wenn wir von unseren Freunden mehr als 50 Prozent des Jahresetats als Spenden erhalten. In weniger als vier Wochen war nicht nur die 50-prozentige Finanzierung gesichert, sondern die

Der Online-Bereich entsteht Im Mai 1999 erschien dann die erste Ausgabe des Magazins, damals noch unter dem Namen  „IsraelReport“. Und Israelnetz entwickelte sich weiter. Wolfgang Baake lagen junge, talentierte Leute am Herzen, die  „was mit Medien“ machen wollten: kreativ und experimentierfreudig durfte man sein. So kamen der damals 29-jährige Norbert Schäfer und sein Redaktionsleiter Christoph Zörb auf die Idee, mit Israel-Infos online zu gehen. Gut recherchierte und fundierte Texte lieferte aus Jerusalem Johannes Gerloff. Auch Egmond Prill kannte Israel gut, schrieb flotte Texte, und mit den neuen Info-Angeboten zum Heiligen Land ging er deutschlandweit auf Gemeinde-Tournee. Bis heute liegen ihm besonders auch Kinder und Jugendliche am Herzen. Und so geht er auf Einladung in Schulen und Gymnasien, beteiligt sich an der LehrerFortbildung und hält Unterricht – auch in Gymnasien mit besonderen multikulturellen Herausforderungen, gerade beim Thema Nahost. Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Wittenberge an der Elbe schilderten ihre Eindrücke so: „Man hat viel Neues über die Juden erfahren und über das Leben in Israel. Des Weiteren fand ich es sehr gut, dass Herr Prill nicht nur Daten und Fakten vermittelte, sondern auch eigene Er-

Uganda erwägt Botschaftseröffnung in Jerusalem Israel setzt Annäherung an afrikanische und muslimische Länder fort Der ugandische Präsident Yoweri Kaguta Museveni hält die Eröffnung einer Botschaft in Jerusalem für nicht ausgeschlossen. „Wenn ein Freund sagt: ‚Ich möchte eine Botschaft hier und nicht dort‘, sehe ich keinen Grund, warum es nicht geschehen sollte“, sagte er am 3. Februar 2020 bei einem Treffen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu in Entebbe. Und: „Wir überprüfen die Angelegenheit.“

bei dem Sie meinen verstorbenen Vater, den Historiker, trafen. Sie sprachen über die Bibel und die Wurzeln unseres gemeinsamen Erbes.“ Rund 85 Prozent der Gesamtbevölkerung Ugandas sind Christen, die meisten von ihnen Katholiken und Anglikaner. Der Premierminister regte auch direkte Flugverbindungen von Tel

Aviv nach Entebbe an, „damit unsere Freundschaft gedeiht“. In der ehemaligen Hauptstadt Entebbe, die etwa 35 Kilometer von Kampala entfernt liegt, befindet sich auch ein Denkmal, das Netanjahu persönlich betrifft: 1976 befreite dort die israelische Armee unter dem Kommando seines Bruders Jonathan Geiseln aus einem Flugzeug. Jonathan Netanja-

hu wurde dabei getötet. An ihn und andere Tote erinnert das Denkmal, das der israelische Regierungschef mit seiner Frau Sara besuchte. Sudan will Beziehungen zu Israel normalisieren Bei seinem Besuch in Uganda hat Netanjahu am 3. Februar 2020 auch den Übergangsregierungschef des

Netanjahu hatte zuvor angeregt, Uganda könnte eine Botschaft in Jerusalem eröffnen, und Israel eine Botschaft in der ugandischen Hauptstadt Kampala. Bislang hat das ostafrikanische Land keine diplomatische Vertretung in Israel, zwischenzeitlich waren die Beziehungen 22 Jahre lang unterbrochen. Doch Museveni nahm sie 1994 wieder auf. In Kampala gibt es ein Büro, in dem Ugander Visa für Israel beantragen können. Andere diplomatische Aufgaben übernimmt die Botschaft in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. „Historische Verbindung zur Bibel“ Netanjahu sagte laut einer Mitteilung seines Büros: „Auf jeden Fall haben wir eine historische Verbindung zwischen uns. Sie haben eine Verbindung zur Bibel. Ich werde nie Ihren Besuch in Jerusalem vergessen,

Israels Premier Netanjahu (links) und der ugandische Präsident Yoweri Museveni bei ihrem Treffen am 3. Februar 2020 in Entebbe. Foto: GPO/Haim Zach

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fahrungen und Erlebnisse.“ (A. W.) „Ich fand es gut, dass Herr Prill die Schüler einbezogen hat, denn so war es nicht langweilig für die Zuhörenden. Man hat viel Neues erfahren.“ (M. W.) Jährlich rund 1.500 redaktionelle Beiträge Heute arbeiten für Israelnetz von Wetzlar und Jerusalem aus knapp zehn Redaktionsmitglieder. Sie sind unter anderem ausgebildet in Theologie, Judaistik, Islam- und Sozialwissenschaft: Israelnetz ist aus der deutschsprachigen Israelberichterstattung nicht mehr wegzudenken. Mit jährlich rund 1.500 oft exklusiv recherchierten Nachrichten, Meldungen und Hintergrundanalysen zählt es zu den reichweitenstärksten Anbietern in diesem Segment in Europa. Unser Team hat vor zwei Jahrzehnten nicht mehr und nicht weniger getan, als relevante journalistische Informationen zu Israel und zugleich biblische Hintergründe auf den Daten-Highway des Internets zu schicken: Das   „Netz“ war damals eine digitale Staubpiste mit vielen Schlaglöchern. „In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserem Gott!“, schreibt der Prophet Jesaja (Kapitel 40). Und das Wort Gottes zeigt, dass Initiativen wie diese sowohl vitalisierend als auch tröstend für Israel und Jerusalem wirken – und dass Gott jene segnen will, die Israel segnen. Diesen Segen erleben wir bis heute: Vor genau 20 Jahren begann israelnetz.com als kleines Info-Startup auf der Messe – seither wächst die Reichweite Jahr für Jahr. Und vieles deutet darauf hin: Israelnetz wird als hochwertige Informationsquelle zu Israel und Nahost noch wichtiger werden. Von: Christoph Irion, Wolfgang Baake, Egmond Prill, Dana Nowak

Sudan, Abdel Fattah al-Burhan, getroffen. Das Gespräch erfolgte im Amtssitz des ugandischen Präsidenten Yoweri Museveni in der ehemaligen Hauptstadt Entebbe. Danach twitterte Netanjahu: „Wir haben uns darauf verständigt, eine Zusammenarbeit zu beginnen, die zu einer Normalisierung zwischen beiden Ländern führen wird.“ Dies markiert eine Kehrtwende in den bilateralen Beziehungen. Israel und der muslimisch geprägte Sudan befinden sich technisch gesehen noch im Krieg. Das afrikanische Land gilt als Umschlagplatz des palästinensischen Waffenschmuggels. Der Sudan ist insbesondere an Israels Fürsprache bei den USA interessiert. Diese listen das Land als staatlichen Finanzier von Terrorismus und haben es mit Sanktionen belegt. Die Einstufung besteht seit 1990, als der Sudan Osama Bin Laden und andere damals gesuchte Terroristen empfing. Laut Berichten der Times of Israel versprach Netanjahu, ein gutes Wort bei den Amerikanern einzulegen. Annäherung an muslimische Länder Israel ist seinerseits an Überflugrechten interessiert, da dies Reisen nach Südamerika um mehrere Stunden verkürzen würde. Im vergangenen Jahr schmiedete Israel bereits neue Beziehungen mit dem Tschad. Im Jahr 2016 wurden die diplomatischen Beziehungen zu Guinea wieder aufgenommen. Zudem ist Israel generell um die diplomatische Anerkennung von muslimischen Staaten bemüht. (Israelnetz)


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Hilfsprojekte lsraelaktuell

April/Mai 2020

Liebe Leserin, lieber Leser!

Unsere fortlaufenden Hilfsprojekte Die Flaggen zeigen an, in welchem Land Christen an der Seite Israels das jeweilige Projekt unterstützt. Weitere Informationen zu den Hilfsprojekten finden sich auf unseren Webseiten Israelaktuell.de, Israelaktuell.at und Israelaktuell.ch.

Alijah

Wir möchten Sie herzlich bitten, unsere Arbeit mindestens einmal pro Jahr finanziell zu unterstützen. Wenn Sie eines unserer Hilfsprojekte fördern möchten, tragen Sie bitte auf Ihrem Überweisungsträger/Erlagschein (at) eines der angegebenen Stichworte ein. Wenn Sie unsere Arbeit ganz allgemein unterstützen möchten, tragen Sie bitte das Stichwort „Spende“ ein. Die Konten von Christen an der Seite Israels: in Deutschland: IBAN: DE28 5205 0353 0140 000216 • BIC: HELADEF1KAS in Österreich: IBAN: AT51 3266 7000 0023 5226 • BIC: RLNWATWWPRB in der Schweiz: IBAN: CH93 0900 0000 6101 1896 6 • BIC: POFICHBEXXX

„Alijah“ ist das hebräische Wort für die Rückkehr des jüdischen Volkes nach Israel. Wir unterstützen die Alijah vor allem aus der Ukraine, aber auch aus Indien und anderen Ländern, sowie die Integration von Neueinwanderern in Israel. Spenden-Stichwort: „Alijah“

Für Ihre Unterstützung möchten wir Ihnen schon jetzt herzlich danken!

Holocaust-Überlebende

Wir unterstützen verarmte Holocaust-Überlebende in Israel und in der Ukraine in Zusammenarbeit mit Organisationen, die sich um die Betroffenen kümmern. Möglich sind einmalige Zuwendungen oder die regelmäßige Unterstützung (Projektpatenschaften) in Höhe von 25 Euro monatlich (dazu siehe den Coupon unten). Spenden-Stichworte für Daueraufträge: „Projektpatenschaft Holocaust-Überlebende Israel“ „Patenschaftsprogramm Holocaust-Überlebende Ukraine “ Spenden-Stichwort für Einmalspenden: „Tröstet mein Volk“

Kinder-, Jugend- und Familienarbeit

Wir fördern die Kinder-, Jugend- und Familienarbeit des Jaffa-Instituts im Raum Jaffa/TelAviv und Beit Schemesch mit mehr als 30 pädagogischen und therapeutischen Förder- und Ernährungsprogrammen. Spenden-Stichwort: „Jaffa“

Speisungsprogramme

Wir unterstützen Einrichtungen in Israel, die täglich Tausende Erwachsene und Kinder in Jerusalem und Tel Aviv mit einer warmen Mahlzeit oder mit belegten Brötchen versorgen. Spenden-Stichwort: „Hineini“ Außerdem verteilen wir Essenspakete an notleidende jüdische Personen in der Ukraine. Spenden-Stichwort: „Essenspakete Ukraine“

Terror-Opfer

In Israel gibt es Organisationen, die sich der Opfer von Terroranschlägen annehmen, besonders durch materielle Hilfen und psychologische Betreuung. Hier arbeiten wir mit der orthodoxen Organisation Hineini zusammen. Zudem unterstützen wir Erholungsaufenthalte von israelischen Terror-Opfern und ihren Angehörigen in Deutschland und Österreich. Spenden-Stichwort: „Terror-Opfer“

Israel hat wegen der Corona-Krise im März 2020 ein Einreiseverbot für Ausländer verhängt. Die Alijah aber, die Einwanderung des jüdischen Volkes nach Israel, geht weiter! Im Rahmen eines Notfallprogramms werden die israelischen Neubürger/-innen nach ihrer Einreise vorübergehend in Quarantäne gestellt, entweder in einer Wohnung ihrer Wahl oder in einem Aufnahmezentrum der Jewish Agency (Jüdische Agentur). Seit mehr als 100 Jahren strömen Juden und Nachkommen anderer Stämme des Volkes Israel aus allen Teilen der Welt zurück nach Jerusalem und in das gesamte Verheißene Land. Dies wird in zahlreichen Versen der biblischen Prophetie vorhergesagt und ist ein großes Wunder der Welt- und Heilsgeschichte! Die Prophetie kündigt aber nicht nur die Rückkehr des jüdischen Volkes nach Israel an, sondern sie fordert auch dazu auf, an dieser endzeitlichen Sammlung aktiv mitzuwirken: „So spricht Gott der HERR: Sieh her, Ich hebe die Hand in Richtung der Völker, errichte für die Nationen ein Zeichen, und sie bringen auf ihren Armen deine Söhne herbei und tragen deine Töchter auf ihren Schultern.“ (Jesaja 49, 22)

Schutz des ungeborenen Lebens

Hier arbeiten wir mit Be‘ad Chaim (hebr.: „Für das Leben“) zusammen. Dies ist eine gemeinnützige Organisation in Israel, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Leben von Müttern und ihren ungeborenen Kindern zu schützen, unabhängig von Nationalität oder Religion. Spenden-Stichwort: „Be‘ad Chaim“

Behindertenhilfe

Christen an der Seite Israels in Deutschland unterstützt die Förderung behinderter Kinder im biblischen Kernland Samaria. Christen an der Seite Israels in Österreich und in der Schweiz fördern das ALEH-Wohnheim für behinderte junge Menschen in Jerusalem. Spenden-Stichwort: „Behindertenhilfe“

Arabische Christen

Christen an der Seite Israels in Deutschland fördert das von Tass Saada gegründete arabisch-christliche Versöhnungs- und Hilfswerk Seeds of Hope (Samen der Hoffnung) mit Hauptsitz in Jericho. Christen an der Seite Israels in Österreich und in der Schweiz unterstützen den von Dr. Naim Khoury gegründeten Dienst „Holy Land Missions“ mit Hauptsitz in Bethlehem. Spenden-Stichwort: „Arabische Christen“

Anforderung einer PATENSCHAFTSERKLÄRUNG

Spendenschwerpunkt April/Mai 2020: Alijah – Die Rückkehr des jüdischen Volkes nach Israel geht weiter – auch in der Corona-Krise!

Christen an der Seite Israels

Ich/Wir möchte/n verarmte Holocaust-Überlebende regelmäßig mit einer Patenschaft unterstützen.

q Projektpatenschaft Holocaust-Überlebende Israel q Patenschaftsprogramm Holocaust-Überlebende Ukraine Sie können Ihre Anforderung der Patenschaftserklärung über folgende Wege einreichen: • per E-Mail: info@israelaktuell.de • per Telefon: (0 61 72) 9 18 27 40 • direkt über unsere Homepage: www.israelaktuell.de/hilfsdienste/ holocaust-uberlebende • per Post: Bitte Coupon ausfüllen und an Christen an der Seite Israels e.V., Friedberger Str. 101, 61350 Bad Homburg v.d.H. senden

Als Christen an der Seite Israels unterstützen wir diese weltweit einzigartige und wunderbare Rückkehrbewegung seit unserem Bestehen. Zurzeit fördern wir besonders die Alijah aus der Ukraine, Frankreich und Indien und beteiligen uns auch an einem Programm zur Integration von Neueinwanderern in Israel.

Ukraine

Unser Team in der Ukraine leistet vielfältige Fahrdienste für die Auswanderer – zur israelischen Botschaft in Kiew oder zu Konsulaten (für die Ausreisedokumente) sowie schließlich zu einem der Flughäfen, wo die Jewish Agency die künftigen israelischen Staatsbürger übernimmt. Hinzu kommen Beratungsgespräche

Jüdische Einwanderer aus Frankreich bei ihrer Ankunft in Israel. Foto: Nati Shohat/Flash90

che statt und notleidende Personen erhalten besondere Hilfe (Kosten: im Durchschnitt 400 Euro pro Person).

Indien

Einwanderer aus Indien bei ihrer Ankunft in Israel.

und Info-Veranstaltungen, Hausbesuche und Hilfe für Menschen in besonders schwierigen Lebensumständen. Die Kosten, um einer jüdischen Person aus der Ukraine die Einwanderung nach Israel zu ermöglichen, belaufen sich bis zum Abflug im Durchschnitt auf 135 Euro.

Frankreich

In Frankreich helfen wir den Auswanderern bei den Umzugskosten, besonders beim Möbel-Transport nach Israel. Auch finden HausbesuHört das Wort des HERRN, ihr Nationen, und meldet es auf den fernen Inseln und sagt: Der Israel zerstreut hat, wird es wieder sammeln und wird es hüten wie ein Hirte seine Herde. (Jeremia 31, 10)

Vorname und Name

Straße und Hausnummer

PLZ und Ort Nach Eingang der Anforderung der Patenschaftserklärung erhalten Sie weitere Informationen.

Jüdische Auswanderer in der Ukraine kurz vor ihrem Abflug nach Israel.

Wir übernehmen die Kosten für den Flug der Rückkehrer von Indien nach Israel und helfen finanziell bei ihrer Integration (Kosten: im Durchschnitt 900 Euro pro Person).

Israel

Wir unterstützen die Integration von Neueinwanderern in Israel im Rahmen des Programms „First Home in the Homeland“ (230 Euro pro Monat für eine Familie). Wir möchten Sie bitten, in diesen Monaten April/Mai 2020 die Rückkehr des jüdischen Volkes nach Israel finanziell zu unterstützen. Das Spenden-Stichwort dafür lautet „Alijah“.

Neueinwanderer in Israel in einem Kibbuz im Rahmen des Integrationsprogramms „First Home in the Homeland“.


Medien in Corona-Zeiten

lsraelaktuell

April/Mai 2020

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Christen an der Seite Israels

Corona-Zeit = mehr Zeit mit GOTT fĂźr ISRAEL Exklusiv fĂźr April und Mai 2020: Tägliche Losungen Tägliche Israel-Botschaften Zeugnis des Tages ‌ und mehr Mit Botschaften / Kurzbotschaften von

Harald Eckert, Tobias Krämer, Luca Hezel, Josias Terschßren und anderen Referenten aus dem Umfeld von Christen an der Seite Israels

Sowie berĂźhrenden Zeugnissen aus unserer Arbeit in und fĂźr Israel

Bitte besuchen Sie unsere Website und Facebookseite, oder melden Sie sich fßr unseren Sonder-Newsletter an, den wir Ihnen in dieser Zeit täglich um 6.00 Uhr zukommen lassen. Wir beten fßr Sie und wßnschen Ihnen, dass diese herausfordernden Zeiten zu Zeiten der Besinnung und Vertiefung im Herrn zum Segen fßr Israel werden.

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Weitere Infos und Newsletter-Anmeldung: www.israelaktuell.de

Christen an der Seite Israels

CHRISTEN AN DER SEITE ISRAELS – MEDIEN Biblische Lehre – Aktuelle Informationen – Neuerscheinungen und Klassiker

Dossier #7

Dossier #3

Die UNRWA und die FlĂźchtlingsfrage

Reformation und Israel

Teil der LĂśsung oder Teil des Problems?

Reformbedarf heute im Angesicht Israels

Tobias Krämer (Hrsg.) Geheftet, 84 Seiten Taschenformat 11 x 17 cm Bestell-Nr.: BE0086CSI

Tobias Krämer (Hrsg.) Geheftet, 92 Seiten Taschenformat 11 x 17 cm Bestell-Nr.: BE0075CSI

4,90* Euro

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Ab 10 StĂźck: 2,90 Euro

Ab 10 StĂźck: 2,90 Euro

In diesem Dossier erwartet Sie ein breites Spektrum an kompakten Artikeln: Hochwertige Informationen Ăźber die UNRWA, das „Hilfswerk der Vereinten Nationen fĂźr Palästina-FlĂźchtlinge im Nahen Osten“,ihre Geschichte, ihr Wirken und ihre (verdeckten) Ziele.

Christen an der Seite Israels

AKTION IN DER CORONA-KRISE Redaktionelle Mitteilung in letzter Minute: Lesen vertreibt Sorgen! Anlässlich der CoronaKrise bieten wir Ihnen alle Hefte der Dossierreihe zum Sonderpreis von 2,90 â‚Ź pro StĂźck (statt 4,90 â‚Ź) an!

Lesen Sie hier: Wie Luthers Judenfeindschaft den Protestantismus prägte, was Israel dem Pietismus zu verdanken hat, wie eine Erneuerung von der jßdischen Wurzel her aussehen kann, warum wir die Reformation zu Ende fßhren sollten.

Dossier #5

Buch

Dein Reich komme!

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Israel, die Gemeinde, die Nationen und das KĂśnigreich Gottes

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Christen sind mit den jĂźdischen Erwartungen zum Reich Gottes oft nicht mehr vertraut. In der Folge wurde der Begriff „Reich Gottes“ zur Projektionsäche fĂźr alle mĂśglichen Vorstellungen. Das wollen wir ändern. Deshalb wird das Reich Gottes in diesem Heft konsequent vom jĂźdischen Hintergrund her beleuchtet – mit teilweise Ăźberraschenden Ergebnissen.

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Die Buchstaben des hebräischen Alphabets sprechen die Fantasie an. Die Formen sind faszinierend und die Bedeutungen manchmal bemerkenswert. Der Autor, Kees de Vreugd, ist ein Kenner des Judentums. In diesem hochwertig produzierten Bßchlein beschreibt er die hebräischen Buchstaben und ihre Bedeutung. Einen nach dem anderen, in kurzen Kapitelchen. Dabei greift er auf Kleinode aus jßdischen Geschichten und Traditionen zurßck und immer wieder wird ein Bezug zu einem biblischen Wort oder einer biblischen Wahrheit hergestellt. Ein interessantes, kurzweiliges und einzigartiges Buch, das auch gut als Geschenk geeignet ist.

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Bibel / Theologie lsraelaktuell

April/Mai 2020

Wie steht es geschrieben? Himmlisches Vaterland Jetzt aber trachten sie nach einem besseren (Vaterland), das ist nach einem himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn Er hat ihnen eine Stadt bereitet. (Hebräer 11,16) Von Drs. Kees de Vreugd Wenn man den Hebräerbrief liest, könnte man auf den ersten Blick meinen, dass wir die Landverheißung nicht wörtlich nehmen sollten. Der Brief redet von einem besseren, einem himmlischen Vaterland. Er ruft seine Leser/Zuhörer dazu auf, sich außerhalb des Lagers umzu-

sehen,   „denn wir haben hier keine bleibende Stadt“ (Hebräer 13, 13-14). Es steht doch deutlich da, schon ein paar Verse vorher? „Durch Glauben siedelte er [Abraham] sich im Land der Verheißung an wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung.“ (Hebräer 11,9) Der Hinweis auf die Landverheißung in 1. Mose 17,8 und 24,3 ist unverkennbar. Ob die Verheißung aber erfüllt ist, steht noch offen. Abraham wohnt zwar im verheißenen Land, aber als Fremdling, in Zelten. Die Verheißung ist noch nicht vollständig erfüllt. Das steht noch bevor.

In Hebräer 11,9-10 ist die Rede von einem Gegensatz. Dabei sollten wir aber schon gut aufpassen. Die  „Stadt, die Grundlagen hat“, steht im Gegensatz zu den „Zelten“, und nicht zu dem Land, wo er sich aufhält. Abraham erwartet, dass Gott diese Stadt im Land der Verheißung bauen wird. Dann wird es nicht länger ein „fremdes Land“ sein, sondern werden er und seine Nachkommenschaft endlich der Verheißung gemäß das Land erben. Nirgendwo steht im Hebräerbrief, dass diese Verheißung an Abraham rückgängig gemacht wurde. Wenn der Hebräerbrief das Gesetz als einen Schatten hinstellt (Hebräer

10,1) oder als einen Bund, der dem Verschwinden nahe ist, so handelt es sich ganz klar um den Bund des Sinai, genauer noch um den Opferdienst, also nicht um den Bund Abrahams. Außerdem sollten wir den historischen Kontext des Briefes in Gedanken behalten. Jerusalem ist von den Römern besetzt. Der Tempel ist zerstört bzw. könnte bald zerstört werden. Die Gläubigen befinden sich im Land in gleicher Art und Weise wie Abraham: Als Fremde und Beiwohner in einem Land, das ihnen zwar verheißen wurde, jedoch immer noch durch andere Völker und

Götter besetzt wird. Oder aber sie sind im Exil, außerhalb des verheißenen Landes Israel und der geliebten Stadt Jerusalem. Der Verfasser ruft sie deshalb dazu auf, Ausschau zu halten nach der Verwirklichung der göttlichen Stadt und dem Tempel, dessen Muster sich im Himmel befindet (vgl. 2. Mose 25,9; Hebräer 8,5). Dies alles aber wird auf Erden zur Wirklichkeit werden, wenn endlich Jerusalem und Israel sowie die ganze Welt ihrer ursprünglichen Bestimmung gerecht werden. Zu dieser Erwartung spornt der Verfasser des Hebräerbriefes seine Zuhörer an. (Übersetzung: Heinz Volkert)

Wie steht es geschrieben? Zion „An den Strömen Babels, da saßen wir und weinten, wenn wir an Zion dachten“. Psalm 137 ist eine frühe, wenn nicht gar die früheste Äußerung der jüdischen Sehnsucht nach Rückkehr. Das Wort „Zionismus“ ist jedoch noch jung: Erst im Jahr 1890 wurde es vom Journalisten Nathan Birnbaum erwähnt. Von Drs. Dirk Varwijk „Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN und zum Haus des Gottes Jakobs, dass Er uns aufgrund seiner Wege belehre! Und wir wollen auf Seinen Pfaden gehen. Denn von Zion wird Weisung ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem.“ Worte des Propheten Micha. Ein Teil seiner Botschaft ist einer fernen Zukunft gewidmet. Das vierte Kapitel, aus dem das Zitat stammt, fängt an mit den Worten „Am Ende der Tage“. In dieser fernen Zukunft wird von Zion Weisung ausgehen und das Wort des HERRN aus Jerusalem. Micha selber war ein Zeitgenosse Jesajas. Das stellt ihn, in groben Zügen, in das achte Jahrhundert vor Christus. Er sieht, wie „am Ende der Tage“ viele Völker nach Jerusalem hinaufziehen. Es werden tatsächlich viele sein, wie aus der Wahl seiner Worte hervorgeht. Naharú amím aláv… „Die Völker werden hinströmen.“ Und: halchú gojím rabím… „viele Nationen werden hingehen.“ Der Prophet sieht Ströme von Menschen, die zum Berg des HERRN ziehen, nach Zion, damit ihnen dort die Weisung und das Wort des HERRN unterwiesen werde. Das Zeitwort naharú ist verwandt mit dem Wort nahar, das „Fluss“ oder „Strom“ bedeutet. Micha sieht die Völker in Strömen hinaufziehen. „Tsión“ Wir finden den Namen Zion 154 Mal in der hebräischen Bibel. Er kommt vor in verschiedenen Bibelbüchern. Das deutet auf eine wichtige Funktion hin. Zuallererst wird er in 2. Samuel 5, 7 erwähnt. Dort lesen wir, dass David „die Bergfeste Zion“, die metsudat Tsión, einnimmt. Er erobert sie von den dort wohnenden Jebusitern. Somit haben wir den Standort bestätigt bekommen. In Vers 9 heißt es dann: „Und David wohnte in der Burg und nannte sie Stadt Davids“ – va-jéeschev David bimtsudáh vajikrá la ir David. Das ist aber erst der

Blick auf einen Teil der Altstadt Jerusalems mit dem Tempelberg.

Anfang der Geschichte der Stadt. Der menschliche Bewohner, David, geht einem göttlichen voraus, denn Psalm 132,13 lässt uns wissen:  „Denn der HERR hat Zion erwählt… hier will ich wohnen, denn ich habe ihn [d.h. den Berg und die Stadt Zion] begehrt.“ Der Name Die hebräische Form des Namens lautet: Tsion. Der erste Buchstabe ist der Doppellaut ts. Wir haben uns an den Gedanken gewöhnt, dass ein hebräischer Eigenname eine Bedeutung hat. Bei dem Namen Tsion ist dies weniger leicht festzustellen. Die meisten Ausleger denken an das Wort tsi, das „trocken“ bedeutet. Dies würde auf eine grundsätzlich kahle, nicht bewachsene Stätte hinweisen. Nicht unmöglich. Jedoch dürfte dieser abschließende Buchstabe n, der Buchstabe Nun, eine klare Funktion innehaben. Tsion beruht möglicherweise auf dem Wortstamm ts-i-n.

Dies führt zum Zeitwort letsajéén hin. Das bedeutet „zum Ausdruck bringen“, auch „markieren“. In Hesekiel 39 finden wir das Wort tsijún, und zwar in der Bedeutung von markieren. Auch in Jeremia 31, 21. Die Form tsijún unterscheidet sich grammatikalisch nicht von tsión. In Hesekiel handelt es sich wörtlich um die Setzung von Merkzeichen an den Stellen, wo Menschengebeine aus einer Schlacht angetroffen wurden. Nachher kommen Totengräber dorthin, um sie zu beerdigen. Merkzeichen? Die Handbücher lassen diese Bedeutung so stehen und geben auch keine Alternative an. „Bedeutung ungewiss“, heißt es da. Aber Psalm 132, 13 sagt: Ki bachar Adonai betsión – „Denn der HERR hat Zion erwählt.“ Weiter: „Dies ist meine Ruhestatt für immer, hier will ich wohnen“. Wir haben somit faktisch einen theologischen Grund, um Zion eine markierte Stätte zu nennen. Zion ist

Foto: Moshe Shai/Flash90

die Stätte, die von Gott selber als Merkzeichen, als die Stätte Seiner Anwesenheit, angegeben wurde. Dort sollte also Sein Geist zugegen sein. Vorher, in der Stiftshütte, war solche Anwesenheit ganz klar, denn Gott thronte auf den beiden Cherubim über der Deckplatte. Dort fand die Versöhnung statt durch das Decken der Platte mit Opferblut. Sollte etwa das Merkzeichen Zion nicht eine klare Parallele dazu sein? Und zwar eine Stelle, wo Himmel und Erde zusammentreffen? Eine Stelle, wo der materielle Mensch sich auf das Himmlische ausrichten könnte. In den hebräischen Handbüchern finden wir diese Analyse nicht. Wir reden aber hier in unserer Deutung des Namens Zion absichtlich mehr in theologischem Sinne. Nun, der Zionismus hat sein Werk getan: Israel kehrt zurück. Zuströmen wie ein Fluss können, dem Wort Michas zufolge, die Nationen, um Gott kennenzulernen. (Übersetzung: Heinz Volkert)

Psalm 125 Ein Wallfahrtslied. Die auf den HERRN vertrauen, sind wie der Berg Zion, der niemals wankt, der ewig bleibt. Wie rings um Jerusalem Berge sind, so ist der HERR um Sein Volk, von nun an bis in Ewigkeit. Denn das Zepter der Gesetzlosigkeit wird nicht bleiben auf dem Erbteil der Gerechten, damit nicht auch die Gerechten ihre Hände ausstrecken nach Unrecht. Tu doch Gutes, HERR, den Guten und denen, die aufrichtig sind in ihren Herzen! Die aber abweichen auf ihre krummen Wege, die lasse der HERR dahinfahren mitsamt den Übeltätern. Friede über Israel!


Alijah / Einwanderung nach Israel

lsraelaktuell

April/Mai 2020

Die letzte jüdische Familie aus der kleinsten Stadt der Ukraine jetzt in Israel Von Orly Wolstein Die letzte jüdische Familie aus der ukrainischen Kleinstadt Ugniv ist jetzt in Israel! Sie lebt zurzeit im Kibbuz Merhavia, ihrem ersten Zuhause in ihrem Heimatland. Ich habe diesen Artikel kurz vor dem Internationalen Holocaust-Gedenktag geschrieben. Für die Familie von Valery und Lesja sowie für ihren Sohn Juri ist dieser Tag etwas ganz Besonderes. Er erinnert sie an das Wunder, das ihre Vorfahren gerettet hat. Rachel Weinblatt, die Mutter von Valery, lebte zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in einem kleinen Dorf in der Ukraine. Im Jahr 1942 drangen Nazis in das Dorf ein und besetzten es. Nachts wurde ein deutscher Soldat zur Inspektion geschickt, um zu sehen, wo sich die Juden versteckten. Am nächsten Morgen sollte er die jüdischen Bewohner des Dorfes sammeln und töten. Als er das Haus der Familie Weinblatt betrat, berührte etwas sein Herz. Er warnte sie vor einer Gefahr und in der Nacht verließen eine jüdische Frau und ihre zwei Töchter das Dorf. Sie waren die Großmutter, Mutter und Tante von Valery. Etwa 50 Jahre später versuchte Valery, den deutschen Soldaten zu finden, der diese Mutter gerettet hatte – aber ohne Erfolg. Die Familie versteckte sich im

Von Anemone Rüger „Kommt herein, Mädchen“, ruft Anna uns zu und umarmt uns. „Nein, ihr braucht keine Schuhe ausziehen. Helft mir mal, den Küchentisch ins Wohnzimmer zu tragen.“  Wir befinden uns in Bila Zerkwa südlich von Kiew und besuchen heute mit unserer örtlichen Kontaktperson jüdische Kriegskinder und Holocaust-Überlebende, die kürzlich in das Patenschaftsprogramm von Christen an der Seite Israels aufgenommen wurden. Wir stellen unsere mitgebrachten Lebensmitteltüten in der Küche ab und machen uns nützlich. Anna hat sich wohl schon länger vorbereitet – bald ist auch auf dem Küchentisch kein Platz mehr. Sie hat extra Kuchen gebacken, dazu einen süßen Nudelauflauf, auf Jiddisch „Kugel“, Blintschiki – gefüllte Eierpfannkuchen, und die besten eingelegten Gurken der Stadt. Anna tritt ans Buffet und schiebt die Glastür beiseite. „Oi, wie lange ich die guten Gläser schon nicht mehr herausgenommen habe! Früher hatte ich so viele Gäste …“ Jetzt stehen die Gläser auf dem Tisch, sind mit „Kompot“ (selbstgemachtem Obstsaft) gefüllt, und wir toasten Anna zu. „Na sdarowje!“ – ein Prost auf unsere Gastgeberin. Heute Morgen ging es Anna so schlecht, dass ihre Pflegerin verzweifelt unsere Kontaktperson anrief, wofür sie von Anna ausgeschimpft wurde – niemand soll sich Sorgen machen; Anna will unbedingt ihre Gäste empfangen. Annas Tage sind gezählt – ihr Körper ist voller Metastasen. So viele der Holocaust-Überlebenden, die wir besuchen, haben Krebsoperationen vor sich oder hinter sich. Die hungrige Kriegskindheit, das sowjetische System und sein

Valery, Lesja und Juri in der Unterkunft von Christen an der Seite Israels bei Kiew, stehend hinter Juri der Fahrer Kolja.

Wald bis zu ihrer Evakuierung nach Usbekistan. Dort, weit weg von der Ukraine, wurden Rachel Weinblatt und ihre Schwester in ein Waisenhaus geschickt, und ihre Mutter bekam nach viel Mühe einen Job in diesem Waisenhaus. Sie kümmerte sich wie die Mutter von Moses um Rachel und Raja Weinblatt, denn niemand wusste, dass sie ihre Töchter waren und warum sie so viel Einfühlungsvermögen für diese beiden Mädchen hatte. Nach dem

Holocaust kam die Familie in die Ukraine zurück. Gehen wir auch zurück nach Ugniv, das offiziell den Titel der kleinsten Stadt der Ukraine trägt. Ugniv Im 19. Jahrhundert war die Bevölkerung der österreichisch-ungarischen Stadt Ugniv ganz anders als heute: 1.500 jüdische Einwohner und 1.500 deutsch-österreichischukrainische Bürger. Pogrome beseitigten viele jüdische Familien, nach

Zu Besuch bei einer Holocaust-Überlebenden:

„Heute die guten Gläser!“

Anna (links) wird regelmäßig von Christen an der Seite Israels unterstützt und bekommt nicht nur die dringend benötigten Medikamente, sondern auch Aufmerksamkeit und Liebe durch unsere Partner in der jüdischen Gemeinde vor Ort.

Umgang mit Menschen und Umwelt bis hin zu Tschernobyl haben ihre Spuren hinterlassen bis ins Alter der Überlebenden. Geboren 1935, hat Anna den Krieg schon sehr bewusst miterlebt. Ihr Vater wurde sofort eingezogen, ihre Mutter floh mit ihr und ihren Brüdern in den Ural. Ihr 13-jähriger Bruder musste in einem Rüstungsbetrieb arbeiten, die Mutter in der Kolchose. Anna ging mit ihren kleiChristen an der Seite Israels bittet fortlaufend um die Übernahme von Projektpatenschaften für die ärmsten Holocaust-Überlebenden sowie auch um Spenden für Essenspakete in der Ukraine. Mehr Informationen dazu auf Seite 8 dieser Zeitung.

nen Brüdern um Essen betteln. Dann kam die Vermisstenmeldung von der Front. Nach der Rückkehr auf sich allein gestellt, musste Annas Mutter sie und ihre kleinen Brüder drei Jahre in ein Kinderheim geben, da sie die Kinder nicht ernähren konnte. Von alledem lässt sich Anna nichts anmerken. Heute ist ihr Festtag. Sie habe für kurze Zeit in den USA und auch in Israel gelebt, erzählt sie uns. In den Staaten habe es sie zurück in ihre Heimatstadt gezogen, in Israel habe sie das Klima nicht vertragen. Und obwohl sie weder Englisch noch Hebräisch kann, habe sie sich überall verständigen können – auf Jiddisch! „Hier in unserer Stadt haben früher alle Jiddisch gesprochen, sogar die Ukrainer!“, erklärt Anna und erinnert daran, dass Bila Zerkwa einmal ein jüdisches Schtetl war. •

dem Holocaust war die Zahl der Juden in Ugniv 0. Bis in die 60er Jahre, als Rachel, die Mutter von Valery, zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn in diese abgelegene Kleinstadt an der polnischen Grenze kam. Wie in jedem kleinen Dorf oder jeder Stadt, in der sich alle kennen, fanden die Menschen sofort heraus, dass ihre neuen Nachbarn „fremd“ und „anders“ waren. Rachel arbeitete als Buchhalterin, sie war korrekt und fleißig, wurde mehrmals als beste Mitarbeiterin ausgezeichnet, aber wenn eine Firma jemanden entlassen musste, zogen es die Direktoren vor, sie zu entlassen, und sie musste sich nach einer anderen Arbeitsstelle umsehen. Der kleine Valery war für die Kinder vor Ort „dieser Jude“. Er träumte davon, Tierarzt zu werden, aber seine Familie konnte sich sein Studium nicht leisten und nach der Schule begann er, in der Fabrik zu arbeiten. Als ich zum ersten Mal mit der Familie von Valery und Lesja sprach, baten sie mich, Israel vor ihrem fünfjährigen Sohn Juri nicht zu erwähnen. „Er kann im Kindergarten von anderen Kindern geschlagen werden, wenn sie ‚jüdisch‘ oder ‚Israel‘ hören.“ In Israel Jetzt ist Juri in einem jüdisch-israelischen Kindergarten und niemand kann es wagen, ihn dafür zu schlagen! Er ist ein fröhlicher Kibbuz-Junge und während seine Eltern hart Hebräisch lernen, lernt er Fahrrad fahren und kennt bereits jeden kleinen Pfad im Kibbuz. Valery ist seinem Traum, Tierarzt zu werden, einen Schritt näher gekommen. Jede Woche arbeitet er als Freiwilliger in einer Tierklinik in

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Afula. Der Weg ist noch so lang – hartes Studium, zuerst medizinischtechnischer Assistent und dann Arzt werden! Aber Vitaly glaubt, dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben, und jetzt sind sie endlich zu Hause! Das Team von Christen an der Seite Israels in der Ukraine fuhr in die abgelegene Stadt Ugniv, um die Familie zum Konsulat und dann zum Flughafen zu bringen. Valery, Lesja und Juri verbrachten die Nacht in der Unterkunft von Christen an der Seite Israels bei Kiew. Valery liebt es, über seine Geburtsstadt Ugniv zu sprechen. Während des Abendessens in der Unterkunft erzählte er viel über seine Familiengeschichte und von Ugniv. Ein Ort, der an das jüdische Erbe der Stadt erinnerte, war ein alter jüdischer Friedhof – bis die Einheimischen beschlossen, die Grabsteine für den Bau neuer Gebäude zu verwenden. Kolja, einer der Fahrer von Christen an der Seite Israels in der Ukraine, war die letzte Person, die die Familie bis zum Kiewer Flughafen Borispol begleitete und sie zum Abschied umarmte. Valery, Lesja und Juri verließen die Ukraine mit den Worten aus Jesaja 43. „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir, ich werde deine Nachkommen aus dem Osten bringen und dich aus dem Westen sammeln.“ Orly Wolstein ist Mitarbeiterin der Jewish Agency for Israel und im Integrationsprogramm „First Home in the Homeland“ tätig.

Die Kosten, einer jüdischen Person aus der ehemaligen Sowjetunion (Russland, Ukraine u.  a.) die Einwanderung nach Israel zu ermöglichen, betragen 135 Euro (bis zum Flughafen, von wo die Jewish Agency für die Einwanderer zuständig ist).

Begegnungsreisen in die Ukraine 2020 Es gibt noch Tausende von Holocaust-Überlebenden in der Ukraine, die mit ihrer winzigen Rente nicht nur um ihr physisches Überleben kämpfen, sondern schwer an der Einsamkeit und ihren Erinnerungen leiden. Wir haben nur noch wenige Jahre, sie zu trösten und ihnen Gutes zu tun. Zusammen mit unserem weltweiten Verband Christians for Israel International und unserem Team in der Ukraine bieten wir jährlich mehrere Reisen dorthin an. Im Verlauf einer Woche lernen die Teilnehmer vieles über die Geschichte der Juden in der Ukraine, gedenken der Schrecken des Holocaust an einigen der Massengräber, besuchen die israelische Einwanderungsbehörde, packen zusammen 2.000 Tüten mit Lebensmitteln und bringen diese dann zu den jüdischen Gemeinden in verschiedenen Städten. Die Begegnungen mit den Überlebenden sind für viele die kostbarsten Eindrücke der Reise.

•  20. – 27. Juni 2020: Begegnungsreise •  3. – 10. Oktober 2020: Sukkot-Begegnungsreise für Teilnehmer, die schon einmal in der Ukraine waren

•  12. – 19. Dezember 2020: Chanukka-Begegnungsreise Weitere Informationen: info@israelaktuell.de / info@israelaktuell.at / info@israelaktuell.ch


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Rivlin in Berlin lsraelaktuell

Der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin hat anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 29. Januar 2020 eine Rede vor dem deutschen Bundestag in Berlin gehalten. Er sprach hebräisch und begann seine Ausführungen mit einem alten jüdischen Gebet, Yizkor, dessen ursprüngliche Version in Deutschland vor ungefähr 1000 Jahren geschrieben wurde. Dann sagte der Präsident u. a.: „Am Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich Europa, insbesondere Westeuropa, als neues Europa wieder aufgebaut. Ein Europa, das der Welt eine Vision von offenen Grenzen der Zusammenarbeit, der Bürger- und Menschenrechte vor Augen führte. Im Zentrum des später gegründeten Projekts der Europäischen Union stand Auschwitz als ein Warnzeichen. Die Architekten der Union sahen ihre Verpflichtung, eine Wiederholung des Holocaust, des Rassismus und Nationalismus, des Krieges zu verhindern. In den Jahren der tief greifenden Konfrontation mit der Zerstörung, die Nazi-Deutschland über das jüdische Volk, über Europa, über die gesamte Menschheit brachte, war es ausgerechnet Deutschland, das sich als Führer des neuen Europa und der EU herausstellte. Dasselbe Land, das der Terror der freien Welt war, wurde zu einem Leuchtturm für Demokratie und Liberalismus, für Verantwortung und Mäßigung. Die Verantwortung, die Deutschland trägt, ist schwer. Sie ist besonders schwer, weil Europa, wie auch andere Teile der Welt, sich heutzutage ändert. Europa wird heute wieder vom Geist der Vergangenheit verfolgt. Konzepte von Überlegenheit, nationaler Reinheit, Xenophobie, hässlicher und offener Antisemitismus treiben über ganz Europa. Von rechts bis links, Antisemitismus durchdringt das Herz Europas. Lassen Sie mich das klarstellen: wir befinden uns nicht in den 30ern. Wir befinden uns nicht am Rande einer zweiten Schoah. Aber wir können den alten-neuen Antisemitismus, den Rassismus und die Xenophobie, die sich wieder einmal gegen Juden, Moslems und Ausländer richten, auch nicht ignorieren. Mir ist bewusst, dass einige Angriffe von Moslems verübt werden und ich nehme es nicht auf die leichte Schulter. Aber dennoch ist es kein Zufall, dass ein Rechtsextremist an Jom Kippur versuchte, die Synagoge in Halle anzugreifen, und als das nicht klappte, sich gegen einen Laden richtete, der Halal-Essen verkauft.“ Kampf gegen Antisemitismus „Ich und das israelische Volk schätzen die Bemühungen der deutschen Regierung seit Adenauer, Antisemitismus und Rassismus auszurotten. Deutsche Regierungen haben in das Gedenken und die Erinnerungspolitik, in den Kampf gegen HolocaustLeugnung und in die Bildung der nächsten Generationen investiert. Weiterhin unterstützt die deutsche Regierung die Restauration von jüdischen Friedhöfen in Osteuropa. Wir bewundern diesen Einsatz. In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg glaubte ich, dass nach dem, was passierte, menschliches Verständnis von Tod und Zerstörung, die durch Hass entstanden waren, genug sein würde, um Antisemitismus für immer aus der Welt auszurotten. Heute verstehe ich bedauerlicherweise, dass dem nicht

April/Mai 2020

Rivlin in Berlin:  „Wir erinnern, weil wir wissen, dass sich die Geschichte wiederholt, wenn wir nicht daran erinnern“ nisation erklärt und die Hisbollah außerhalb des Gesetzes stellen wird. Ich rufe die deutsche Regierung auf, diese wichtige Forderung anzunehmen. Der Staat Israel weiß, wie er sich gegen das iranische Regime und seine Handlanger schützen kann und wird auch nicht zögern, das zu tun. Aber ich bin der Meinung, dass ein Regime, dessen Ziel die Zerstörung des Staates Israel in Worten und Taten ist, ein Regime, das seine politische Vision erreicht durch Terror, Hass, Verlust und Zerstörung, durch die Ermordung unschuldiger Zivilisten in der ganzen Welt, ein Regime wie dieses stellt eine Gefahr für den Frieden in der ganzen Welt dar. Angesichts einer solchen politischen Vision und eines solchen Regimes gibt es nur eine Möglichkeit: Wir müssen es isolieren und verurteilen, bis seine mörderischen Bestrebungen besiegt sind.“

Israels Staatspräsident Rivlin bei seiner Rede am 29. Januar 2020 im deutschen Bundestag. Foto: GPO/Amos Ben Gershom

so ist. Sogar ich, ein Sohn des jüdischen Volkes, habe kein Rezept zur Auslöschung von Antisemitismus. Und dennoch bin ich hier, um Ihnen zu sagen, dass der Staat Israel und Deutschland wahre Partner sind in der unverzichtbaren, moralischen und ja, vielleicht endlosen Position gegen Antisemitismus und Xenophobie, die zur Zerstörung der Menschlichkeit vor 75 Jahren führte. Das jüdische Volk ist ein Volk, welches erinnert. Wir erinnern, nicht etwa aus einer Vorstellung der Überlegenheit und auch nicht, um in den Erinnerungen des Grauens zu schwelgen oder im Sinne einer Rechtfertigung. Wir erinnern, weil wir wissen, dass sich die Geschichte wiederholt, wenn wir nicht daran erinnern. Es wurden nicht nur Juden, Roma und Sinti, Polen und Tausende anderer Menschen in den Krematorien von Auschwitz vernichtet. Menschliche Würde, Freiheit und Solidarität löste sich auch im Rauch des Krematoriums auf. Und das ist die zentrale und schreiende Botschaft der Schoah, dass Schoah – Zerstörung – geschehen kann.

Wir bewundern die Bemühungen Deutschlands und seine Rolle im internationalen Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus. Gleichzeitig verstehen wir heute, dass es kein Krieg ist, der ein für alle Mal gewonnen werden kann. Es ist ein Krieg, für den wir uns Generation für Generation einschreiben müssen, um das Unkraut bei den Wurzeln zu packen, wo auch immer es wächst, Tag für Tag. Wir dürfen nicht nachgeben. Deutschland darf nicht scheitern. Deutschland, der Ort, an dem die ‚Endlösung‘ geplant wurde, hat die Verantwortung auf sich genommen, national-liberale Werte zu verteidigen, wenn sie durch Wellen des Populismus erodieren. Wenn Deutschland daran scheitert, ein Desaster zu verhindern, werden wahrscheinlich auch andere woanders scheitern. Wenn Juden an dem Ort, an dem der Holocaust geboren wurde, nicht frei leben können, können sie auch an anderen Orten in Europa nicht frei von Angst leben. Ich sage Ihnen, Mitglieder dieses Hauses, unsere Freunde – Europa und die ganze Welt richten ihre Au-

Staatspräsident Rivlin in Deutschland Israels Staatspräsident Reuven Rivlin war am 27. Januar 2020 nach der Gedenkveranstaltung in Auschwitz zum 75. Jahrestag der Befreiung des Nazi-Vernichtungslagers zusammen mit dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier auf dessen Einladung zu einem offiziellen Besuch nach Berlin geflogen. Am 28. Januar 2020 besuchten Rivlin und Steinmeier das Jüdische Gymnasium Moses Mendelssohn. Kinder der Schule begrüßten die Präsidenten mit dem Lied „Kol ha‘olam kulo“ („Die ganze Welt“). Rivlin twitterte nach dem Besuch: „Ich fragte die Schüler, ob sie Antisemitismus erfahren hätten und wie es ihr Leben beeinflusst. Ich sagte ihnen, dass wir sehr besorgt sind über den wachsenden Antisemitismus in Europa und dass Deutschland engagiert ist im Kampf dagegen und beim Schutz der jüdischen Gemeinde.“ Außerdem traf der israelische Staatspräsident die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Heiko Maas. Am 29. Januar 2020 hielt Rivlin eine Rede vor dem Bundestag anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Nach der Rede traf sich Rivlin mit deutschen und israelischen Jugendlichen und am Abend mit Vertretern des World Jewish Congress. (Botschaft des Staates Israel)

gen auf Deutschland. Die Verantwortung ist Ihre.“ Iranisches Regime: „Gefahr für den Frieden in der ganzen Welt“ „Sehr geehrte Damen und Herren, es gibt Unstimmigkeiten zwischen uns. Eine tiefe Unstimmigkeit zwischen wahren Freunden in Bezug auf den Versuch, eine Vereinbarung mit dem iranischen Regime zu erlangen. Ich weiß, es gibt jene, die behaupten, dass wir zwischen der iranischen Rhetorik und seiner wahren Politik unterscheiden müssen. Und dennoch, ausgerechnet an diesem Tage, möchte ich Ihnen sagen: wir haben nicht das Privileg, weder die iranische Politik noch seine Rhetorik zu ignorieren. Wir wissen alle genau, wie gefährlich Rhetorik ist, die Hass auf Israel und dessen Zerstörung predigt. Wir kennen diese Kraft. Wir befinden uns nicht im Krieg mit dem iranischen Volk, das Gegenteil ist der Fall. Es existieren warmherzige und bedeutende Beziehungen zwischen den beiden Völkern. Israel ist das Zuhause einer großen Gemeinschaft iranischer Juden, einer Gemeinschaft, die stolz auf ihr Erbe und ihre Kultur ist. Aber zu unserem Bedauern ist die Bedrohung, die heute vom iranischen Regime ausgeht, keine theoretische Frage. Für uns ist es existentiell. Wir sind nicht diejenigen, die das so definieren, sondern das iranische Regime, welches die Zerstörung des Staates Israel zu seinem politisch-diplomatischen Ziel erklärt. Wir befinden uns nicht im Jahre 1938, aber wir werden unsere Augen nicht verschließen, wenn Iran Terrororganisationen an unseren Grenzen Hunderte Flugzeuge und LKWs gibt, die mit gefährlichen Waffen, einschließlich Präzisionsraketen, gefüllt sind, die ein Ziel haben – Tel Aviv und Jerusalem und andere israelische Städte zu treffen. Ich hoffe, dass dieses Haus nicht zwischen dem militärischen und politischen Flügel der Hisbollah differenziert, sondern auch den politischen Flügel zu einer Terrororga-

US-Friedensplan: eine Chance „Gestern in Washington haben wir Momente erlebt, die große Hoffnung bringen könnten. Nach langen Jahren diplomatischen Stillstands hat Präsident Trump – ein mutiger Freund des Staates Israel – einen Plan präsentiert, der zwei Völkern ermöglichen könnte, Kanäle des Dialogs zu erneuern und Fortschritte in Richtung auf eine gemeinsame Zukunft zu machen. Es handelt sich um keine einfache Angelegenheit und beide Seiten müssen sich ausführlich mit dem Plan auseinandersetzen. Es handelt sich um einen Plan, der tiefe, schwierige und komplexe Zugeständnisse von beiden Seiten fordert, aber wir dürfen nicht aufgeben. Jene, die aufgeben, geben die Chance auf. Und ich weigere mich, aufzugeben. Die Grundlage für eine jede Lösung muss eine tiefe Wertschätzung für menschliches Leben und der Glaube sein, dass ‚auf der anderen Seite‘ Menschen leben, die leben wollen, so wie wir auch. Jede Seite hat ihre Wahrheit, ihre Ängste und ihre Hoffnungen. Trotzdem, trotz der Schwierigkeit, müssen wir uns kreative Lösungen überlegen, die unsere Sicherheit und Stabilität stärken, um beiden Seiten Wohlstand und Wachstum zu ermöglichen. Und ich hoffe, dass dieser Plan unter Berücksichtigung dieser Prinzipien umgesetzt wird und zu einer besseren Realität für uns alle führen wird. Die Stärke des Staates Israel macht uns, aus der Perspektive vieler in der Welt, zu Goliath und die Palästinenser zu David. Wir sind nicht David und sie sind nicht Goliath. Wir sind nicht Goliath und sie sind nicht David. Israels Stärke und Macht im Laufe der Jahre war und ist der Schlüssel zum Frieden, kein Hindernis zum Frieden. So war es mit Ägypten, so war es mit Jordanien. Es ist wahr, dass die Beziehungen zwischen Israel und den Palästinensern nicht symmetrisch sind, aber unsere Kapazitäten, eine politische und diplomatische Lösung zu finden, hängt von den Fähigkeiten beider Seiten ab, sich gegenseitig zu trauen. Wir müssen Vertrauen zwischen uns aufbauen. Die Zukunft des Nahen Ostens und die Integration Israels in die Region hängt vom Vertrauensaufbau ab.“ „Gott segne Sie.“ (Amt des israelischen Staatspräsidenten)


ReformaZION / Israel Connect (IC)

April/Mai 2020

Von Dina Röll und Josina Hübner

Mein König – ein Jude?

Eine erstaunliche Geschichte

Bericht vom 4. ReformaZION-Wochenende

Das 4. ReformaZION-Wochenende fand Anfang Februar 2020 an einem ganz besonderen Ort mit einer bemerkenswerten Geschichte statt: Im Glaubenszentrum Bad Gandersheim. Der Gebäudekomplex des Glaubenszentrums wurde zuvor 1936 bis 1945 von den Nationalsozialisten auf den Befehl von Adolf Hitler hin zu militärischen Zwecken als Motorsportschule genutzt. 1987 bezog das Glaubenszentrum die Räumlichkeiten. Gott schrieb auf diese Weise in seiner Gnade mit dem Ort und seiner dunklen Vergangenheit ganz neu Geschichte: Dieser Ort, der noch bis vor etwa 75 Jahren als Ort für Propaganda gegen das jüdische Volk gedient hatte, beherbergt heute nicht nur eines der bekanntesten Bibelschul-Zentren, sondern ist auch zum Treffpunkt für Christen geworden, die eine Liebe zum jüdischen Volk spüren. Genau an diesem Ort durften wir als ReformaZION mit rund 40 jungen Erwachsenen im Namen des Gottes Israels zusammenkommen und miteinander Gemeinschaft haben. ZURÜCK zu Jesus, dem König der Juden Das Wochenende stand unter der Überschrift „ZURÜCK zu Jesus, dem König der Juden“. So war es uns als Wochenend-Leitungsteam ein Herzensanliegen, uns gemeinsam den Fragen zu stellen, die damit verbunden sind: Was bedeutet dieses ZURÜCK denn „ganz einfach heruntergebrochen“? – Um dem auf den Grund zu gehen, machte Josina Hübner den Anfang und hat sich am ersten Abend einem Basic-Thema der Bibel gewidmet: Buße bzw. Umkehr. Was bedeutet die Eigenschaft Jesu als König der Juden für unser Glaubensleben als Christen? Mit dieser spannenden Frage beschäftigten sich am zweiten Tag David Wollin und Luca Hezel. Jesus ist unser Ursprung, die Wurzel (Offenbarung 21,6)! Durch ihn haben wir Erlösung, er ist unser Heil und das Heil kommt von den Juden (Johannes 4,22). Jesus ist jüdisch – also auch sein Denken und Handeln. Um ihn besser zu verstehen, haben wir

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ner tauschten wir uns zunächst über unsere bisherigen Erfahrungen mit unterschiedlichen Plattformen aus. Anschließend sprachen wir über die Herausforderungen und – vor allem aber – die Potentiale, welche Social Media für die Verbreitung der Botschaft von ReformaZION bereithält. Unser Fazit: Social Media ist für uns ein sehr wertvolles Tool. Denn so wie sich das Volk Israel damals beim Klang des Schofars (Blasinstrument) innerhalb kürzester Zeit in Bewegung setzte und sammelte, birgt heute auch Social Media eine extrem mobilisierende und einende Wirkung. Luca Hezel brachte es auf den Punkt: „Social Media ist das Schofar unserer Zeit!“

Die Teilnehmer am 4. ReformaZION Wochenende in Bad Gandersheim.

uns an diesem Tag mit dem Judentum, mit Israel und vor allem mit dem zeitlichen Kontext auseinandergesetzt. Unsere Botschaft Was bedeuten die Kernbotschaften von ReformaZION „Zurück zur Wurzel, zur Wahrheit, zum Wort und zu Jesus, dem König der Juden“? Im Allgemeinen – und für jeden einzelnen persönlich? Warum ist gerade Israel ein besonderes Herzensanliegen Gottes? Und wie kann ich mit diesem Herzensanliegen auf eine gesunde und ausgewogene Weise umgehen – ohne andere zentrale Themen, wie die Familie, Gemeinde und Mission, aus dem Blick zu verlieren? Diese Fragen haben wir am zweiten Tag im Plenum gemeinsam erklärt und lebhaft miteinander diskutiert. Praktisch werden! Das Highlight des Wochenendes bildeten drei verschiedene Work-

shops. Unser Ziel: Anstatt nur der Predigt von vorn zuzuhören, vor allem miteinander ins Gespräch zu kommen und praktisch zu werden! Im Workshop „HOW TO… pray for Israel“ setzten die Teilnehmer gemeinsam mit Klaus Pranzas das Thema  „Gebet für Israel“ ganz praktisch in die Tat um: Mit einer gemeinsamen Gebetszeit. Wie Klaus im Vorhinein erklärte, sei es letztlich gar nicht so kompliziert, wie wir manchmal denken. Für Israel beten ist gar nicht so schwer, da die Bibel voll von Verheißungen für Israel ist: Wiederherstellung und Frieden für Jerusalem (Jesaja 62,6), Rückkehr und Errettung Seines Volkes. In der Fürbitte erinnern wir Gott an Seine Verheißungen und in der Anbetung verherrlichen wir Gottes Namen (Johannes 4,23–24). Denn darum geht es am Ende: Um die Verherrlichung seines Namens (Hesekiel 36,22)! Unter der Leitung von Dina Röll, Studentin der Nahoststudien, haben sich einige im Workshop „HOW

Foto: Micha Drögemüller

TO… talk about Israel“ an ein heiß diskutiertes Thema herangewagt: Israels Rolle im Nahostkonflikt. Fakten, Fakten, Fakten… Die brauchen wir, wenn wir sachlich über Israel reden und diskutieren wollen: Was kannst du den Leuten entgegensetzen, die mit vorgefertigten, übermäßig positiven oder negativen Meinungen über Israel auf dich zukommen? … Dina konnte den Workshop-Teilnehmern 10 wichtige Argumente dazu an die Hand geben, welche anschließend in einer Diskussion mit fiktiven, repräsentativen Rollen auf den Prüfstand kamen. Im Workshop „HOW TO… use Social Media 4 Israel“ mit Josina Hüb-

Wir sind Eins. Das war das Thema des dritten und letzten Tages: Ein Leib Christi, viele Glieder – und viele Gaben! Wir haben darüber gesprochen, wie wichtig es ist, dass wir uns als Teil des Leibes verstehen und auch die Gaben wertschätzen, mit denen Gott uns und andere jeweils befähigt hat. Wir lesen im 1. Korinther 12, dass die verschiedenen Glieder des Leibes einander brauchen. Der eine Christ kann nicht ohne die anderen auskommen und auch eine Ortsgemeinde, ein christliches Werk, eine Bewegung nicht ohne die Verbindung zu anderen. Wir brauchen den Austausch miteinander und auch die Unterstützung und das respektvolle Feedback voneinander. Wie schnell man mit ca. 40 anderen Gliedern dieses Leibes – mit all ihren unterschiedlichen Gaben – zusammenwachsen und sich zusammengehörig fühlen kann, wenn man sich darauf einlässt, haben wir auf diesem Wochenende erleben dürfen. Dafür sind wir sehr dankbar! Wenn wir uns nun nochmal die dunkle Vergangenheit dieses Ortes in Erinnerung rufen, lässt sich das 4. ReformaZION Wochenende nur mit einem Wort beschreiben: Erstaunlich.

01. 06. – 10. 06. 2020 17. 08. – 26. 08. 2020 Frühbucher: 1349 € | Regulär: 1399 € Sponsoring möglich! Infos unter www.israel-connect.de

FLUG: Im Preis inbegriffen VERPFLEGUNG: Halbpension UNTERBRINGUNG: In 3-4-Bett-Zimmern MINDESTTEILNEHMERZAHL: 20 ANMELDUNG: www.israel-connect.de Das Glaubenszentrum in Bad Gandersheim – hier durften wir mit ca. 40 Teilnehmern drei Tage genießen. Foto: Micha Drögemüller


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Konferenz „Zion oder Babel“ lsraelaktuell

Konferenzbericht von Harald Eckert Vom 7. bis 9. Februar 2020 fand im Charismatischen Zentrum in München unter dem in der Überschrift genannten Titel eine Konferenz der besonderen Art statt: Es kamen 250–300 Mitwirkende und Teilnehmer zusammen – Jung und Alt, messianische Juden und Christen aus Deutschland sowie Pastoren und Mitglieder aus Ortsgemeinden mit Leitern und Mitarbeitern aus sogenannten „Israelwerken“. Dieses dreifache Miteinander gab der Konferenz sein besonderes Gepräge: Sie war eine Entdeckungsreise für alle Beteiligten – eine Entdeckungsreise mit Überraschungswert, Horizont- und Herzenserweiterung und einem besonderen Tiefgang. Der erste Abend begann, wie jeder erste Freitag im Monat am „First Friday“ im Charismatischen Zentrum in München: Mit der Begrüßung des Schabbats. Diesmal durch den Münchner messianischen Pastor Igor Swiderski. Danach berichtete Harald Eckert vom Grundimpuls dieser Konferenz: Einer Begegnung der „Gebetsreise“ vom Spätsommer 2019 mit dem messianischen Pastor aus Jerusalem, Benjamin Berger, im Haus der Marienschwestern in En Kerem bei Jerusalem. Dieses Gespräch löste die Einladung nach München aus, einer Stadt, in der Benjamin Berger das letzte Mal vor etwa 30 Jahren war. Eröffnungsbotschaft von Benjamin Berger In seiner Eröffnungsbotschaft spannte Pastor Berger unter der Überschrift „Babel oder Zion“ einen weiten Bogen: Von der Schöpfung des Menschen im Garten Eden bis hin zum sogenannten tausendjährigen Reich im Buch der Offenbarung. Was Gott mit zwei Menschen begonnen hat, soll für die gesamte erlöste Menschheit zum Ziel kommen: Das messianische Königreich, ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit, mit dem Messias als Weltregenten von der Welthauptstadt Jerusalem ausgehend soll nicht nur den Garten Eden, sondern die gesamte Erde umfassen. Die große Sehnsucht der Menschheit – Frieden auf Erden – wird wahr werden. Darauf wird Israel und darauf wird die Kirche Jesu in unseren Tagen gemeinsam vorbereitet. Diese Vorbereitung findet allerdings im Gegenwind statt. Im Gegenwind gegen antisemitische und antichristliche Kräfte, die in unseren Tagen Aufwind bekommen. Doch im Miteinander von Juden und Christen gemäß Epheserbrief Kapitel 2 bildet der Herr eine Gemeinschaft heran, die in enger Verbundenheit mit

April/Mai 2020

Konferenz: „Zion oder Babel – Zeiten der Entscheidung für Kirche und Gesellschaft?“ Video-Botschaft kann unter www. israelaktuell.de/konferenzbeitragzion-oder-babel-wo-stehst-du/ eingesehen werden. Alle anderen Botschaften dieser Konferenz sind im Webshop von www.israelaktuell. de als Audio-Dateien bestellbar.

dem Herrn und miteinander eine Gemeinschaft der Hoffnung und ein Wegweiser für die breitere Gesellschaft sein soll und sein darf. Die Stadt München als Inkubator Zu Beginn des zweiten Konferenztages wurde ein Videoclip von Rick Ridings aus dem Jahr 2017 gezeigt. Rick Ridings ist Gründer und Leiter eines Anbetungs- und Gebetszentrums in Jerusalem mit dem Namen „Succat Hallel“. Im Juni 2017 predigte er in der Münchner Paul-Gerhardt-Kirche und sprach bei dieser Gelegenheit seine Wahrnehmung aus, dass von München aus eine Bewegung ausgehen wird, in der Jesus und Jerusalem gemeinsam im Zentrum stehen werden. Auf diese verheißungsvollen Gedanken stützte sich Pastor Josias Terschüren aus Berlin, der uns Münchnern Mut machte, die eigenständige Rolle der Stadt München – in Ergänzung zu Berlin und anderen Zentren und Regionen in Deutschland – unter der Führung des Herrn zu finden und einen ganz eigenen Weg zu gehen. München war schon oft eine besonders kreative und innovative Stadt. Diese „Gabe“ möge auch für die Beziehung Deutschland-Israel wirksam werden. In besonderer Weise wies Pastor Terschüren darauf hin, dass der 50. Jahrestag des Terroranschlags während der Olympischen Spiele in München von 1972 eine außergewöhnliche Gelegenheit sein könnte, zum Wohl der jüdischen Gemeinde in München – aber auch in Israel und darüber hinaus – ein weithin sichtbares Zeichen zu setzen. Versöhnung zwischen Iran und Israel sowie Repräsentanten von Ortsgemeinde und Israelwerk Tobias Teichen, Pastor der „International Christian Fellowship“ (ICF) in München, einer jungen, dynamischen Gemeinde mit einer tiefen Wertschätzung von Israel und einem tiefen Verständnis der Bedeutung des hebräischen Erbes der Kirche, lehrte über das heilsgeschichtliche Miteinander von Abraham, Mose und Jesus. Er berichtete von 70 aus dem Iran kommenden ehemaligen Moslems, die in den letzten Jahren zum Glauben an Jesus gefunden haben und in Folge dessen eine außergewöhnliche Liebe zum jüdischen Volk und Israel gefunden haben. Besonders dieser Gruppe sei es wichtig, die Verbundenheit mit Israel und den jüdischen Wurzeln zu stärken, so dass einige der Iraner sogar Hebräisch lernten. Einer der Leiter dieser

Während der Schabbatfeier zu Beginn der Konferenz (sitzend von links): der messianische Pastor Igor Swiderski (München), der messianische Pastor Benjamin Berger (Jerusalem) und Harald Eckert (München).

Lobpreis während der Konferenz „Zion oder Babel“ in München. 5 Fotos zu diesem Bericht: Renate Bleimeier

Der messianische Pastor Benjamin Berger aus Jerusalem, Hauptsprecher der Konferenz, am Rednerpult.

innergemeindlichen Gruppierung kam an dieser Stelle nach vorne, kniete sich vor Benjamin Berger nieder und bat unter Tränen um Vergebung für die fanatische Aggression der iranischen Regierung gegen Israel. Benjamin Berger reagierte versöhnlich. Ein tiefer, bewegender Moment. In diese Atmosphäre hinein folgte Pastor Teichen und bat seinerseits die Israelfreunde im Raum um Vergebung, wo sie von Ortsgemeinden und deren Leitung in der

Resa, ein iranischer Bruder aus Tobias Teichens Gemeinde, beschrieb seine Liebe zu Israel und dass die eigentliche Aufgabe des Iran ist, Israel zu beschützen, und bat Benjamin Berger (Israel) stellvertretend um Vergebung für sein Land.

Vergangenheit Unverständnis und Ausgrenzung erlebt haben. Harald Eckert sprach dafür öffentlich Vergebung aus und bat seinerseits um Vergebung dafür, wo Israelfreunde gegenüber Ortsgemeinden und deren Repräsentanten engherzig und hochmütig aufgetreten sind. Ein weiterer kostbarer Moment, der durch eine herzliche Umarmung besiegelt worden ist. Weiter veredelt wurde dieser Teil der Konferenz abschließend durch eine Video-Botschaft von Luca Hezel, dem Leiter von „Israel Connect“ und „ReformaZION“. In dieser Botschaft vermittelte er unter der Überschrift: „Zurück zur Wurzel! Zurück zur Wahrheit! Zurück zum Wort!“ die inhaltliche Grundlage der ReformaZION-Bewegung, einem bundesweiten, werksübergreifenden Netzwerk junger Christen mit einer Herzensbeziehung zum jüdischen Volk und zu Israel. Diese ca. 26-minütige

Gebetshaus München und Global Prayer Call Eine weitere Besonderheit dieser Konferenz war, dass sich die außergewöhnliche Zusammensetzung, die Inhalte und die geistliche Atmosphäre dieser Konferenz mit zwei bedeutsamen Gründungsprozessen verbunden haben: Einer Neugründung und einer sogenannten Ausgründung. Die Neugründung betrifft die Errichtung eines 24/7-Gebetshauses in München in diesem Jahr (2020). Die Ausgründung betrifft den „Global Prayer Call“ (GPC) unter der Leitung von Harald Eckert, ein internationales Gebetsnetzwerk für Israel und die Völkerwelt in endzeitlicher Perspektive. Diese Arbeit entwickelte sich seit 2015 unter dem Schirm von Christen an der Seite Israels und wurde am 9.2. – im direkten Nachklang zu dieser Konferenz – in München als eigener gemeinnütziger Verein ins Leben gerufen. Am Samstagnachmittag erzählten Clive und Jane Urquhart, Hauptpastoren der „Kingdom Faith Church“ südlich von London (GB), und Harald Eckert davon, wie sie in den letzten Jahren vom Herrn zusammengestellt worden sind, wie der Herr durch den „Global Prayer Call“ gewirkt hat und wie die Arbeit sich weiter entwickeln soll. Daraufhin wurde für dieses Leitergespann und für die weitere Arbeit des GPC nach der Vereinsgründung gebetet (dazu siehe den Bericht auf Seite 15). Samstagabend/Sonntagvormittag: 2 wegweisende Botschaften von Benjamin Berger Die beiden abschließenden Botschaften von Benjamin Berger öffneten den Blick nach vorne: Am Samstagabend sprach Benjamin Berger über die Zubereitung und den Dienst der Priester beim Übergang des Volkes Israel über den Jordan ins verheißene Land; am Sonntag über die Moabiterin Ruth in ihrer hingebungsvollen Beziehung zum Volk Israel. Beide Botschaften wirkten auf zwei Ebenen: Zum einen boten sie eine allgemeingültige biblische Darlegung der darin enthaltenen Wahrheiten für die Gemeinde Jesu in ihrer Beziehung zu Israel dar. Fortsetzung auf Seite 15

Pastor Tobias Teichen (ICF München) und Konferenz-Initiator Harald Eckert einvernehmlich während der Konferenz.


Verschiedenes

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April/Mai 2020

Fortsetzung von Seite 14 Zum anderen kamen aber auch immer wieder sowohl die Liebe als auch der Schmerz zum Ausdruck, die Benjamin Berger als Sohn einer österreichisch-jüdischen Familie, die große Teile der Familie im Holocaust verloren hat, zu Deutschland und zu seinen christlichen Geschwistern aus Deutschland empfindet. Zum einen ist er tief dankbar für die vielen Ausdrucksformen der Buße von christlicher und gesellschaftlicher Seite über die Schuld des Holocaust in den letzten Jahrzehnten. Zum anderen vermisst er nach wie vor einen

kollektiven, nachhaltigen Durchbruch und entsprechende „Früchte der Buße“ aus der Mitte der Kirche in Deutschland und der deutschen Gesellschaft heraus. „Erbarmen über Deutschland“ Harald Eckert bestätigte in seiner Erwiderung diese Einschätzung. Er berichtete kurz über das Treffen von „Erbarmen über Deutschland“ (mehr dazu auf Seite 2 in dieser Ausgabe) mit Benjamin Berger und anderen Leitern aus Deutschland bei den Marienschwestern eine Woche vor der Konferenz. Dieses informelle Netzwerk bewegt seit 2017 die Frage,

wie der Herr uns in eine Buße über den Holocaust in Verbindung mit seiner deutschen Vor- und Nachgeschichte führen möge, die eine noch tiefere, eine noch kollektivere Veränderungs- und Erlösungskraft in Kirche und Gesellschaft wirken möge, als das bisher schon der Fall ist. Das nähere Zusammenrücken von Juden und Deutschen unter dem Messias Jesus ist eine ganz wichtige Dimension auf dieser Suche. Und diese Konferenz in München wiederum war womöglich ein Meilenstein auf diesem Weg. So verabschiedete Harald Eckert Benjamin Berger mit einem tiefen

Ausdruck der Dankbarkeit. Dankbarkeit nicht nur dafür, dass er nach vielen Jahren bereit war, wieder nach München zu kommen. Sondern vor allem Dankbarkeit dafür, dass seine Liebe zu Deutschland, sein Werben um die Christen in Deutschland als Gottes „Priesterschaft“ auf dem Weg zur nationalen Buße noch immer lebendig ist – ja dass er sogar bereit ist, uns mehr als je zuvor als Partner,

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Bruder, Gegenüber auf diesem Weg, auf dieser Suche verfügbar zu sein. Benjamin Berger wiederum verabschiedete sich mit den Worten, dass er auf dieser Konferenz in München einen Tiefgang, insbesondere eine generationsübergreifende Kraft und Frische wahrgenommen hat wie schon seit vielen Jahren in Deutschland nicht mehr. Das mache ihm Mut und gebe ihm Hoffnung. –

„Politiker müssen nicht nur reden, sondern auch handeln“

Global Prayer Call e.V. in München gegründet

Gruppenbild bei der Gedenkveranstaltung in Berlin (v.l.n.r.): Matthias Böhning, Harald Eckert, 1. Vorsitzender der Initiative 27. Januar, MdB Frank Müller-Rosentritt, Tamar Morali, die Miss Internet 2018, die Holocaust-Überlebende Paulina Bin, der Holocaust-Überlebende Franz Michalski, Petra Michalski, Josias Terschüren, Direktor für Öffentlichkeitsarbeit der Initiative 27. Januar.

Gruppenbild mit den Gründungsmitgliedern des „Global Prayer Call e.V.“ Als Vorsitzende des neuen Vereins wurden gewählt: Harald Eckert (München, 1. Vorsitzender, Mitte der hinteren Reihe), Clive Urquhart (Horsham, UK, Vorstandsmitglied, rechts) und Julia Warkentin (München, Vorstandsmitglied, 4. von links).

Ziemlich genau fünf Jahre nach dem Beginn des 100-Tage-Gebets im Januar 2015 (Internationaler Name: „Global Prayer Call“) ist am 9. Februar 2020 in München der „Global Prayer Call e.V.“ ausgegründet worden – wie man im Juristendeutsch sagt. Bis dahin hat Christen an der Seite Israels

e.V. die Entwicklung dieser internationalen Gebetsplattform begleitet und gefördert. Im vergangenen Jahr wurde deutlich, dass die Zeit reif dafür ist, dass dieses Netzwerk eine eigene Rechtsform erhält. Ein europäischer Kern dieses Netzwerkes traf sich zu diesem

Zweck am Rande der „Zion oder Babel“-Konferenz in München zur Vereinsgründung mit Teilnehmern aus England, Holland, Frankreich und Deutschland sowie zwei in Europa lebenden Afrikanern. Nähere Informationen gibt es auf der Website www.globalprayercall.org.

Begegnung der jungen Generation: „Das Judentum in Israel und der Diaspora heute“ Von Daniel Müller Mannheim 02.02.2020: Im Rahmen einer Leitungsklausur des Zeugen der Zeitzeugen-Teams mit Teilen des Frankfurt-Teams hatten wir die Möglichkeit, Joel Crepu als Gastredner zu haben. Joel studiert Volkswirtschaftslehre in Mannheim und engagiert sich für die Jüdische Studierenden Union in Baden.

Im Dialog vertieften wir unser Wissen zum Judentum in Israel und der Diaspora (vor allem in den USA und Europa). Auch auf Fragen der Identität gingen wir ein. Joel war es wichtig, dass wir auf unserer Israelreise auf die lebendige Vielfalt jüdischen Lebens achten und auf weitere wunderbare Aspekte, die das Land zu bieten hat.
 Das ist ein wichtiger Punkt: Nicht

Gruppenfoto mit Teilnehmern des Leitertreffens von Zeugen der Zeitzeugen in Mannheim, links Joel Crepu.

nur in Israel Juden treffen, sondern auch im eigenen Land Austausch und Zusammenarbeit suchen. Es gibt viele Handlungsfelder in Gemeinde und Gesellschaft, die sich hier anbieten. Zum Beispiel der eigene Arbeitsplatz, wie Mali Baum aus Berlin (geboren in Israel) und Ansgar Niehoff aus Rehau (geboren in Norddeutschland) eindrucksvoll in unserem Youtube-Video Israeli-German Hightech Cooperation: 3 Generations - 1 Goal (#3G1G) darstellen. Viel Freude dabei, es anzuschauen und sich inspirieren zu lassen!

QR-Link: #3G1G DE-IL Hightech Cooperation

Am 27. Januar 2020 jährte sich die Befreiung des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee zum 75. Mal. Vor diesem Hintergrund beging die Initiative 27. Januar auch in diesem Jahr wieder Gedenkveranstaltungen in Berlin und München. Beide standen wieder unter der Schirmherrschaft prominenter Persönlichkeiten: Dr. Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung (für Berlin), Markus Söder, Bayerischer Ministerpräsident (für München).

destagsabgeordnete Frank MüllerRosentritt und die Miss Internet 2018 und Deutsch-Israelin Tamar Morali. In München nahmen am 29. Januar 2020 etwa 220 Personen an der Gedenkveranstaltung teil, die mit Grußworten vom bayerischen Staatsminister der Justiz, Georg Eisenreich, und der israelischen Generalkonsulin Sandra Simovich eingeleitet wurde. Über das Leben des anwesenden und interviewten Holocaust-Überlebenden Natan Grossmann wurde ein Film gezeigt.

In Berlin kamen am 28. Januar 2020 etwa 160 Personen zusammen, um dem Ehepaar Franz und Petra Michalski zuzuhören. Franz hatte den Holocaust überlebt, aber seine Frau Petra, die für ihn wegen eines Schlaganfalls das Erzählen übernahm, verstand es auf höchst eindrückliche Weise, aus seiner Lebensgeschichte zu berichten. Weitere Redner waren die Holocaust-Überlebende Paulina Bin, der FDP-Bun-

Harald Eckert, 1. Vorsitzender der Initiative 27. Januar, brachte es bei der Berliner Gedenkveranstaltung auf den Punkt: Deutsche Politiker benötigten nach den Schrecken der Schoah Jahrzehnte, um zu lernen, die Schoah, deutsche Schuld, Reue und Gedenken in angemessene Worte fassen zu können. Sie haben gelernt, Gedenken zu reden, jetzt müssen die Politiker lernen, Gedenken zu handeln! –

Politiker müssen handeln!

Vom 2. bis 5. März 2020 fand auf Einladung von Pfr. Tobias Rink (Schniewindhaus, Schönebeck bei Magdeburg) eine Pfarrertagung mit etwa 50 Pfarrern, vorwiegend aus den neuen Bundesländern, statt. Das Thema der Tagung war: „Leben im Licht des Reiches Gottes: Christliche Ethik im Kontext jüdisch-biblischer Tradition.“ Die drei Referenten der Tagung waren der ehemalige Generalsekretär der Evangelischen Allianz Deutschland, Hartmut Steeb, sowie Prof. Dr. Christoph Raedel von der „Freien Theologischen Hochschule“ in Gießen und Harald Eckert (Christen an der Seite Israels, Bad Homburg/München, auf dem Foto am Rednerpult). Das Thema von Harald Eckerts Vortrag lautete: „Israel als Offenbarungsraum des Reiches Gottes und der darin geformten Lebensgestaltung“. Unterstützt wurde Harald Eckert von Anemone Rüger, Mitarbeiterin im Ukraine-Team von Christen an der Seite Israels).


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Israelaktuell.de informiert über das Land, das Volk und den Staat Israel und will das biblische Verständnis von Gottes Absichten mit Israel und dem jüdischen Volk fördern. Zugleich tritt diese Zeitung jedem Antisemitismus und Antizionismus entschieden entgegen und ruft alle Christen dazu auf, in Freundschaft und Liebe zum jüdischen Volk zu stehen, die Nation Israel in Wort und Tat sowie durch Gebet zu unterstützen, für die Einheit Jerusalems einzutreten, das Gedenken an den Holocaust wachzuhalten und notleidenden Holocaust-Überlebenden zu helfen. Herausgeber: Christen an der Seite Israels e. V. Friedberger Str. 101 61350 Bad Homburg v. d. Höhe Tel.: (0 61 72)  9 18 27 40 Fax: (0 61 72)  9 18 27 42 Sprechzeiten: Di + Do: 10–12 Uhr + 14–16 Uhr Mi: 10–12 Uhr E-Mail: info@israelaktuell.de Internet: www.israelaktuell.de 1. Vorsitzender: Harald Eckert Schatzmeister: Dietmar Kern Leiterin der Geschäftsstelle: Petra Hennemann Der Verein ist eingetragen beim Amtsgericht Bad Homburg unter der Vereinsregister-Nr. VR 2194. Mit Freistellungsbescheid des Finanzamts Bad Homburg vom 21.  6.  2016 ist der Verein als gemeinnützig und mildtätig anerkannt und berechtigt, Sammelbestätigungen über Geldzuwendungen auszustellen. Israelaktuell.de erscheint zweimonatlich und wird allen Interessenten unentgeltlich zugestellt. Die Empfänger der ­­­Zei­­­­­tung werden gebeten, dem Verein Christen an der Seite Israels e.V. zur Erfüllung seiner Aufgaben und auch zum Zeichen des eigenen Inte­resses an der Zeitung möglichst einmal jährlich oder öfter eine Spende z­ u­kom­men zu lassen. Sie finden die Ausgaben unserer Zeitung seit 2010 und unseres Freundesbriefes seit 2018 digital in unserem Archiv auf www.israelaktuell.de

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April/Mai 2020

Herr, Dein Wort bleibt auf ewig, es steht fest wie der Himmel. Psalm 119,89

Die nächste Ausgabe soll im Juni 2020 ­erscheinen. Besuchen Sie uns auch auf unserer Homepage

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Gebetsbrief und Gebetstreffen Christen an der Seite Israels gibt zweimonatlich einen Gebetsbrief heraus, der unter folgender E-Mail-Adresse angefordert werden kann: gebet@israelaktuell.de Betreff: ANMELDEN

Israelreisen 2020

Auskünfte zu Israel-Gebetstreffen bei Markus Neumann: neumann@israelaktuell.de

25. 8. – 3. 9. 2020: Werks- und generationsübergreifende CSI-Gebetsreise Unter dem Schirm des Christlichen Forums für Israel und von „Erbarmen über Deutschland“, mit Unterstützung aus dem CSI-Umfeld, insbesondere durch die CSI-Gebetsmail, ist seit mehreren Jahren ein Vernetzungsprozess im Gang, in dem das Gebet für „Deutschland-Israel“ von zentraler Bedeutung ist. Im Jahr 2018 gab es schon einmal eine Gebetsreise in dem genannten Kontext. Diese war so tiefgehend, prophetisch und gesegnet, dass wir für die gleiche Zielgruppe mit dem gleichen Anliegen auch 2020 nochmals eine Gebetsreise anbieten möchten. Leitung: Harald Eckert (München), Pfr. Thomas Piehler (Leipzig). Beide sind Mitglieder des Koordinationskreises „Erbarmen über Deutschland“. Regulärer Preis: ca. 1.700 Euro Teilnehmerzahl: min. 15 bis max. 35 Teilnehmer Weitere Informationen: harald.eckert@israelaktuell.de

SAVE THE DATE

19.-21.11. 2021 Sachsenlandhalle Glauchau

GEMEINDE ISRAEL KONGRESS. WIR FREUEN UNS DARAUF!

20.– 22. September 2020

Antisemitismus heute Mit Dr. Michael Blume, Yassir Eric, Ahmad Mansour und etwa 20 weiteren Referenten. Unterstützt durch 33 Partner

ca. 29. 10. – 8. 11. 2020: Israelreise: Begegnung/Lehre/Gebet Kennenlernen unserer humanitären Projekte, besondere Begegnungen, Lehre, Gebet Der Herr hat uns über die Jahre viele sehr tiefgehende, kostbare Beziehungen zu verschiedenen Teilen der israelischen Gesellschaft eröffnet und geschenkt. Von Holocaust-Überlebenden über sogenannte Siedler, Soldaten und Parlamentsmitglieder bis hin zu sozialen Einrichtungen, die wir unterstützen, Terroropfer und messianische Leiter – Kontakte, die in dieser Breite und Vielfalt nicht gängig sind. Auf dieser Reise möchten wir Sie mit hineinnehmen in unser Beziehungsnetz und Ihnen die Möglichkeit eröffnen, Israel gewissermaßen „hinter den Kulissen“ kennen zu lernen. Auf dieser Grundlage wollen wir für die Menschen, Anliegen und Situationen, die wir antreffen und über die wir informiert werden, beten. Lehr- und Anbetungszeiten sind grundlegender Bestandteil dieser Reise. Leitung: Harald Eckert, Markus Neumann, Delly Hezel Preis: ca. 1.750 Euro pro Person im DZ Teilnehmerzahl: mind. 25 bis max. 40 Teilnehmer Weitere Informationen: Delly.Hezel@israelaktuell.de oder info@israelaktuell.de

u.a.m.

Infos & Anmeldung: www.schoenblick.de/antisemitismus

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15. Juli 2020

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Die Zukunft des Gedenkens

lsraelaktuell  Dossier •

Christen an der Seite Israels

Die Zukunft des Gedenkens 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz und dem Ende des Holocaust EINFÜHRUNG

Jom HaSchoah / Holocaust-Gedenktag

Von Tobias Krämer

In Israel ist 1951 der „Jom HaSchoah“ als nationaler Gedenktag für die mehr als sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden eingeführt und auf den 27. Nissan des jüdischen Kalenders gelegt worden (2020: 21. April). Die zentrale staatliche Gedenkzeremonie findet in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem im Beisein der Staatsführung und von Überlebenden sowie Gästen statt.

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as Gedenken in der Zukunft. Die Zukunft des Gedenkens. Der Titel dieses Dossiers zeigt an, worum es uns geht: um unsere Kultur des Erinnerns. Wie muss das Gedenken heute und in Zukunft gestaltet werden, wenn doch die Ereignisse (Ende des Holocaust, Befreiung des KZ Auschwitz) so lange zurückliegen? Und sie liegen wirklich lange zurück! Wir leben nun in der dritten bzw. vierten Nachkriegsgeneration. Mein Großvater ist in der Mitte seines Lebens im Krieg gefallen. Er war Sanitäter in einem Berliner Krankenhaus, das Anfang 1945 von Bomben getroffen wurde. Mein Vater (geboren 1937) kann berichten, wie man sich in die Straßengräben geworfen hat, um nicht von Kugeln angreifender Flugzeuge getroffen zu werden. Ich selbst bin Jahrgang 1968 und alles, was ich weiß, habe ich von anderen erfahren: von Zeitzeugen, aus dem Geschichtsunterricht, durch die Medien. Für meine Söhne wiederum sind der Zweite Weltkrieg und seine Schrecknisse unendlich weit weg. All das hat mit ihrer Lebenswirklichkeit nicht viel zu tun.

Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in der Nähe der polnischen Stadt Oświęcim im Großraum Krakau war das größte deutsche Lager dieser Art. Es wurde 1941 rund drei Kilometer vom Stammlager Auschwitz entfernt gebaut und am 27. Januar 1945 von russischen Soldaten befreit. In Auschwitz-Birkenau sind etwa 1,3 Millionen Menschen ermordet worden, unter ihnen rund 1,1 Millionen Juden. Das ehemalige Vernichtungslager ist jetzt eine Gedenkstätte, ein Museum sowie ein internationales Begegnungs- und Holocaust-Forschungszentrum. Foto: Yossi Zeliger/Flash 90

Wie kann das Gedenken gestaltet werden, so dass es nicht in Routine erstarrt, sondern lebendig und fruchtbar bleibt, ja zur Umkehr

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er Holocaust (griechisch für „vollständige Verbrennung“) oder die Schoah (hebräisch für „Katastrophe“) ist der nationalsozialistische Völkermord an mehr als sechs Millionen jüdischen Männern, Frauen und Kindern zwischen 1933 und 1945. Das rassistisch motivierte Morden begann im Deutschen Reich und wurde nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Polen im September 1939 durch Massenerschießungen in den besetzten Gebieten sowie nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 in Vernichtungslagern systematisch und industriell organisiert durchgeführt. Ziel war die Auslöschung des europäischen Judentums im Rahmen der von den Nazis geplanten „Endlösung“. Konzentrationslager Der Begriff „Konzentrationslager“ (KZ) wird für alle etwa 1.000 Nazi-Gefangenenlager verwendet: Arbeitslager, Kriegsgefangenenlager, Vernichtungslager und die ursprünglichen KZ, welche die Nazis 1933 nach der Machtübernahme für die Inhaftierung ihrer politischen Gegner einrichteten. Nachfolgend wurden dort auch andere Personengruppen wie Bettler, Schwerverbrecher („asoziale Elemente“) und auch Juden inhaftiert, misshandelt und ermordet. Unter den Gefangenen genossen die deutschen nichtjüdischen Häftlinge gewisse Privilegien, während Juden am schlechtesten behandelt wurden. Die Nazi-Vernichtungslager sind ab 1941 im besetzten Polen und in Weißrussland eingerichtet worden: in Auschwitz-Birkenau, Treblinka, Sobibor, Belzec, Chelmno, Majdanek und anderen Orten. Für die Verwaltung und Aufsicht in den Lagern wa-

führt und Kraft entfaltet? Das ist die Grundfrage, die die Beiträge dieses Dossiers vereint. Zu diesem Zweck stellen wir Ihnen Menschen vor und

schildern Situationen. Wir bringen Erlebnisse, Zeugnisse und Reflexionen. Wir sprechen von der Vergangenheit, schauen aber auf die Gegenwart. Es

Der Holocaust ren die berüchtigten SS-„TotenkopfEinheiten“ zuständig. Die Häftlinge, die nicht sofort ermordet wurden, mussten Zwangsarbeit besonders für die Rüstungsindustrie leisten. Zu diesem Zweck wurden auch zahlreiche Außenlager in der Nähe von Industrie- und Rüstungsbetrieben aufgebaut. Auschwitz-Birkenau Auschwitz-Birkenau, 1941 rund drei Kilometer vom KZ Auschwitz in der Nähe der südpolnischen Stadt

Oświęcim errichtet, war das größte Nazi-Vernichtungslager. Die Opfer kamen aus Ghettos in polnischen Städten, aus Deutschland, den Niederlanden, Ungarn und anderen Ländern. Ein kleiner Teil von ihnen wurde für Zwangsarbeit ausgesondert, etwa 80 Prozent sind am Tag ihrer Ankunft im Lager ermordet worden. In vier Gaskammern konnten täglich mehrere Tausend Menschen getötet werden. Das hochgiftige Gas Zyklon B, ein Schädlingsbekämp-

fungsmittel, sorgte für den qualvollen Tod innerhalb von etwa 10 bis 20 Minuten. Viele Gefangene starben auch durch Exekutionen, an Hunger, Entkräftung, Kälte, Krankheiten oder infolge von grausamen medizinischen Versuchen. Insgesamt wurden in Auschwitz-Birkenau etwa 1,3 Millionen Menschen ermordet, unter ihnen rund 1,1 Millionen Juden. Die Getöteten wurden in mehreren Krematorien und Verbrennungsgruben vernichtet. Nachdem 1942 die systematische

Seit 1988 findet am israelischen Holocaust-Gedenktag Jom HaSchoah alljährlich der „Marsch der Lebenden“ vom Konzentrationslager Auschwitz zum Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau statt, an dem jüdische Jugendgruppen, Holocaust-Überlebende, Vertreter aus Israel und Personen aus aller Welt teilnehmen. Auf dem Bild eine Gruppe aus Israel vor dem Torhaus des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Foto: Moshe Milner/GPO/FLASH90

Der 27. Januar, der Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, ist in Deutschland 1996 als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus eingeführt worden und wird jährlich mit einer Gedenkstunde im Bundestag begangen. Die Vereinten Nationen haben den 27. Januar im Jahre 2005 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt. geht dabei um nichts Geringeres, als eine Gedenkkultur zu entwickeln, die zukunftsfähig ist. Darin sehen wir als Christen an der Seite Israels eine Aufgabe unserer Tage. – Vernichtung von Menschen in den Todeslagern bekannt wurde, sind die Alliierten gedrängt worden, das Morden schnell zu beenden. Jedoch dauerte es noch mehr als zwei Jahre, bis der brutale Vernichtungswahn der Nazis gestoppt werden konnte. Auflösung der Lager und Todesmärsche Als Auschwitz am 27. Januar 1945 von der Roten Armee befreit wurde, befanden sich noch etwa 7.500 völlig entkräftete und kranke Gefangene im gesamten Lagerkomplex (mit Außenlagern). In den Tagen zuvor wurden etwa 60.000 Häftlinge auf Todesmärsche nach Westen getrieben, wobei viele Gefangene von den SS-Wachleuten unterwegs erschossen worden sind oder aufgrund von Erschöpfung, Hunger oder Kälte starben. Majdanek war bereits im Juli 1944 als erstes Lager von sowjetischen Truppen befreit worden. Die anderen Vernichtungslager wurden von Ende 1942 bis 1944 von den Nazis stillgelegt, als die Rote Armee sukzessive immer weiter nach Westen vordrang. Ab 1944 ist AuschwitzBirkenau als zentrales Lager für den Massenmord genutzt worden. Nach der Befreiung von Auschwitz sind – als Reaktion auf das Heranrücken der alliierten Truppen – auch weitere KZ stillgelegt und viele Gefangene auf unerträgliche, tageund wochenlange Todesmärsche getrieben oder mit Eisenbahnwaggons abtransportiert worden. Dabei kamen nochmals Zehntausende Häftlinge zu Tode, die entweder von SS-Wachleuten erschossen wurden oder auf andere Weise starben, meist verhungert, erfroren oder völlig erschöpft. Joachim Kudlek


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Die Zukunft des Gedenkens

Die Zukunft des Gedenkens Von Harald Eckert (MA) „Gedenken, Erinnerung spielt im Judentum eine zentrale Rolle. Erinnerung an die Verheißung von Haschem, an das Geschenk des Landes und an den Bund. 169-mal begegnet uns der Wortstamm zachar (erinnern) in seinen verschiedenen Formen in der Bibel. Eine jüdische Weisheit lautet: »Das Vergessenwollen verlängert das Exil – das Geheimnis der Erlösung lautet Erinnerung«. Und Elie Wiesel hat einmal festgestellt: »To be a Jew is to remember.«“ Dieses Zitat von Charlotte Knobloch (Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, München; Mitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland) macht deutlich, wie sehr die Erinnerung und das Gedenken identitätsstiftender Teil des Judentums ist. Die Torah ermahnt die Kinder Israel unzählige Male, sich an Gottes große Taten und an seine Gebote zu erinnern. Die biblischen Feste und Feiertage sind primär dafür von Gott initiiert worden, dass die wichtigsten Heilstaten Gottes über Generationen hinweg im kollektiven Gedächtnis des jüdischen Volkes unerschütterlich verankert werden. Wir Christen haben dieses Vorbild ein Stück weit übernommen. Gleichwohl können wir diesbezüglich noch viel vom jüdischen Volk lernen. Vor allem auf der familiären Ebene, aber auch in unserem Gemeindeleben. Die Kultur des Gedenkens und des Erinnerns ist eine Kunst, die erlernt und eingeübt werden will. Im Januar 2020 jährte sich das Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 75. Mal. Auf den beiden Gedenkveranstaltungen der „Initiative 27. Januar“ in Berlin und München konnte ich folgende drei Gedanken zum Gedenken einbringen: 1)       Die Überlebenden und Zeitzeugen werden immer wichtiger Im Gedenken an den Holocaust spielen die Opfer und Zeitzeugen von damals eine immer wichtigere Rolle. Ihre Erzählungen tragen maßgeblich dazu bei, dass sich ein kraftvolles Miteinander ergibt zwischen der Ritualisierung des Gedenkens einerseits und der Authentizität des Gedenkens andererseits. Eine gewisse Ritualisierung hat seine

75 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz fand in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem am 23. Januar 2020 das fünfte Welt-Holocaust-Forum statt. Die Gedenkveranstaltung stand unter dem Titel „An den Holocaust erinnern, Antisemitismus bekämpfen.“ Anwesend waren hochrangige Repräsentanten aus fast 50 Nationen sowie zahlreiche Holocaust-Überlebende. Damit war es eine so hochkarätig besuchte Konferenz, wie Israel sie seit der Staatsgründung 1948 noch nie erlebt hat. Auf dem Foto der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu während seiner Rede bei dem Welt-Holocaust-Forum. Die Gedenkstätte Yad Vashem wurde 1953 als eine staatliche Behörde Israels gegründet und wird jährlich von mehr als zwei Millionen Menschen besucht. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

Berechtigung und ist unvermeidlich, weil menschlich. Solange jedoch Zeitzeugen unter uns bereit sind, aus ihren Erinnerungen zu berichten, sollten wir ihnen sensibel und wertschätzend Raum machen, damit das Ritual durch Realität ergänzt, vertieft und verlebendigt wird. Wir haben diese kostbaren Menschen nur noch wenige Jahre unter uns. Nutzen wir diese Jahre mit größtmöglichem Engagement! Das dient uns in unserem Eintreten in der Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Antizionismus und Holocaust-Relativierung. Und es dient ihnen und gibt in der Regel ihrem Leben und ihrem Leid ein Stück weit einen positiven Sinn. Eine weitere Besonderheit liegt darin, dass wir dankenswerter Weise in der Regel die Erfahrung machen dürfen, dass je länger und besser wir uns gegenseitig kennen lernen das Vertrauen zueinander wächst. Was heute im Miteinander möglich ist, war so vor zehn oder gar zwanzig Jahren noch nicht möglich. Mögen die letzten Jahre der öffentlichen Zusammenarbeit die besten Jahre werden!

2)       Die junge Generation wird immer wichtiger! Eine besondere Rolle für die Zukunft des Gedenkens spielt naheliegender Weise die junge Generation. Ein besonderes Beispiel dafür ist die Arbeit von „Zeugen der Zeitzeugen“ (Seite 3 in diesem Dossier). Junge Deutsche haben in den letzten Jahren Dutzende von Interviews mit Holocaust-Überlebenden getätigt. Teilweise sind dadurch langjährige Beziehungen entstanden. Aus einigen dieser Beziehungen heraus wiederum haben sich gemeinsame Einsätze in Schulen und Universitäten entwickelt. Zwischen den älteren Überlebenden und den jungen Erwachsenen entsteht oft eine besondere „Chemie“. In der Familie, wie auch im sonstigen Leben, tun sich ja die Großeltern und die Enkelgeneration miteinander oft leichter als die direkt aufeinanderfolgenden Generationen. Etwas Vergleichbares erleben wir auch hier. Diese Chance gilt es zu nutzen! Diese Erfahrungen wiederum können helfen, im beruflichen, akademischen oder auch im einflussreichen ehrenamtlichen Umfeld der

jüngeren Generation das Gedenken lebendig zu halten. Das Gleiche gilt auch in Ergänzung dazu mit Blick auf Israel, wo sich Möglichkeiten eröffnen bzw. bewusst gesucht werden, Einfluss zu nehmen, um ein zugewandtes, lebensnahes Bild von Israel zu vermitteln. Gerade für junge Leute mit ihren Kommunikationsmöglichkeiten, ihrer Kreativität und ihrer Authentizität eröffnen sich hier weitreichende Möglichkeiten, dem wachsenden Antisemitismus und Antizionismus in unserer Gesellschaft aktiv entgegenzutreten. 3)       Die wachsende Bedeutung der Einheit von Worten und Taten Die vielleicht entscheidende Herausforderung mit Blick auf das Gedenken der Zukunft liegt in der Frage, inwieweit Worte und Taten eine Einheit bilden oder auseinanderklaffen. Aus meiner Sicht ist dies für uns Deutsche eine kollektive, nationale Herausforderung. Sie betrifft alle Generationen, alle gesellschaftlichen Gruppierungen, alle Denominationen. An der Beantwortung dieser Frage entscheidet sich die tatsächliche oder mangelnde Glaubwürdig-

keit unseres kollektiven Nachkriegsbekenntnisses: „Nie wieder!“ Es besteht nach wie vor ein großer gesellschaftlicher Konsens darin, dass der Holocaust ein historischer Fehler, eine historische Schuld, ein „Zivilisationsbruch“ war. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass man deshalb aktuelle Formen des Antisemitismus und des Antiisraelismus durchschauen und ihnen entgegentreten kann. In der Politik, in den Kirchen, an den Arbeitsplätzen und Stammtischen, in den Familien passiert das leider viel zu wenig. Man bedauert den Holocaust, aber gleichzeitig empfindet oder beurteilt man Israel als die neuen Nazis. Man tut sich leicht, die historischen Formen des Antisemitismus zu verurteilen, sieht aber nicht, wie groß die Gefahr ist, dem Antisemitismus im aktuellen zeitgeistigen Gewand auf den Leim zu gehen. Nur so ist es zu erklären, dass die hohe Politik im Januar 2015 um den 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz herum in ernsten Worten die Schuld Nazi-Deutschlands öffentlich bedauerte, die gleichen Politiker im Mai 2015 mit ihren israelischen Partnern 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel würdigten und feierten und wiederum die gleichen Politiker im Juni 2015 den halbseidenen Atomdeal mit dem Iran einfädeln und unterzeichnen konnten – mit der Macht, welche die Auslöschung Israels, einen neuen Holocaust, als Teil ihrer Staatsräson betrachtet. Wie passt das mit unserer deutschen Staatsräson – dem Schutz Israels (Merkel 2008 in der Knesset) – zusammen? Abschließend gilt es festzuhalten, dass die Zukunft des Gedenkens eine Frage von außerordentlich hoher gesellschaftlicher und auch geistlicher Bedeutung ist. Die Gesellschaft braucht Vorbilder, braucht Inspiration, braucht Orientierung. Können wir Christen – wo es passt, gemeinsam mit unseren jüdischen Freunden – einen Weg gehen, der über unsere Reihen hinaus Strahlkraft und Einfluss gewinnt? Können wir mit anderen geeigneten gesellschaftlichen Gruppen zusammenarbeiten, die einen ähnlichen Weg suchen und gehen? Das könnte unser christlicher Beitrag zur Zukunft des Gedenkens sein. –

Gedenken und gesellschaftspolitisches Engagement: Die Initiative 27. Januar Von Josias Terschüren Es gibt viele jährlich wiederkehrende Tage, die wir feiern und fröhlich begehen, sowohl im persönlichen als auch im öffentlichen Raum: Geburts- und Hochzeitstage fallen mir hier ein oder Feiertage, die oft an geschichtliche Momente von herausragender Bedeutung erinnern. Der alljährlich am 27. Januar stattfindende Holocaust-Gedenktag hingegen geht tiefer, viel tiefer unter die Haut – er will das Herz des Menschen berühren, nicht nur sein Gemüt.

Gedenken bessert das Herz

Dazu erfordert er ein Innehalten, einen Ausstieg aus der rastlosen Hetze unseres Alltags, denn er erschließt

sich dem flüchtigen Betrachter nicht, erfordert seelische Arbeit, Aufarbeitung. Leistet man diese, bessert uns dieses echte Gedenken im Innern. Schon der biblische König Salomo schrieb: „Trauern ist besser als Lachen; denn durch Trauern wird das Herz gebessert.“ (Prediger 7,3) Angesichts der schier unfassbaren Zahl von 6 Millionen ermordeten Juden, die das Herz des Menschen nicht fühlen kann, weil es so abstrakte Größen nicht zu fassen vermag, ist es notwendig, sich das Schicksal Einzelner vor Augen zu führen, zu hören, nachzuvollziehen, mitzufühlen. So wird das Unbegreifliche ein Stück weit greifbar. Das enorme Ausmaß deutscher Schuld verjährt nicht. Die Schoah

bedeutet 6 Millionen ausgelöschte, ewig unvollendete menschliche Schicksale. Es ist nicht unsere Schuld, nicht die Schuld der heute lebenden Deutschen, aber unser Erbe. Es ist unsere Verantwortung, mit dieser Vergangenheit umzugehen und aus dem Gedenken ein besseres Heute und Morgen zu gestalten. Deshalb errichteten wir Deutschen ein Mahnmal im Herzen unserer wiedervereinigten Hauptstadt. Deshalb wurde der Holocaust-Gedenktag etabliert und jährlich begangen.

Persönliche Erfahrungen

Echtes und von Herzen kommendes Gedenken versöhnt. Das durfte ich 2019 auf ganz besondere Weise erleben, und zwar in der Jerusalemer Residenz des israelischen Präsiden-

ten. Als einfacher Konferenzteilnehmer erhielt ich dort das Privileg, vor etwa 100 Gästen über die Motivation für mein Engagement sprechen zu dürfen. Ich zitierte aus dem Buch des Propheten Jesaja Kapitel 60,14: „Und tief gebückt werden die Söhne deiner Unterdrücker zu dir kommen, und alle, die dich geschmäht haben, werden sich zu deinen Fußsohlen niederwerfen und dich »Stadt des HERRN« nennen, »Zion des Heiligen Israels«.“ Daraufhin tat ich intuitiv genau das, wovon Jesaja geredet hatte, kniete mich nieder und bekannte die Schuld meiner Vorväter und Nation und bat um Vergebung. Einige Holocaust-Überlebende und deren Nachkommen waren anwesend und kamen danach weinend zu mir und wir umarmten uns. Wie heilsam!

Gedenken und handeln

Echtes Gedenken muss ein fundamentaler Baustein der deutsch-jüdischen und der deutsch-israelischen Beziehungen sein. Aber dabei darf es nicht bleiben. Wir müssen dann auch darauf aufbauen. Deshalb wurde 2005 die Initiative 27. Januar ins Leben gerufen, eine NGO in der deutschen Hauptstadt Berlin. Sie hat eine dreifache Zielsetzung: 1. das Gedenken an den Holocaust lebendig zu halten, 2. jeglichen Ausdrucksformen von Antisemitismus und Antiisraelismus entgegenzutreten, 3. die Beziehung zwischen Deutschland und Israel zu stärken. www.initiative27januar.org


Die Zukunft des Gedenkens

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Blickpunkt Holocaust-Überlebende

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s waren die Jahre nach der Jahrtausendwende. In der Israelbewegung schlug eine Nachricht ein wie ein Blitz: Zehntausende von Holocaust-Überlebenden in Israel lebten unterhalb der Armutsgrenze. Ein fataler Zustand – unmöglich, hier passiv zu bleiben! In Folge erwuchs eine beispiellose Bewegung der Solidarität. Viele Israelwerke legten Programme für Holocaust-Überlebende auf, so auch Christen an der Seite Israels. Das markanteste

Beispiel ist vielleicht das Handwerkerprogramm der Sächsischen Israelfreunde: Deutsche Handwerker, zumeist Christen, fahren für einige Wochen nach Israel und renovieren kostenlos die Wohnungen von verarmten Holocaust-Überlebenden. Bis heute. Was ist der geistliche Hintergrund dieser Dienste? Zwei Faktoren sind hervorzuheben: das Gedenken und die Bibel. Was das Gedenken anbelangt: Israelfreunde pflegen eine intensi-

ve Gedenkkultur. Der Holocaust ist für sie keine Sache von gestern, die man abhaken kann. Er steht ihnen vor Augen und wird als Auftrag im Hier und Heute begriffen: Mitgefühl zeigen – die Geschichte an sich heranlassen – die Herzen bewegen lassen – Juden lieben – HolocaustÜberlebenden dienen. Das ist die Gedankenkette, die von der Betroffenheit des Gedenkens zum praktischen Tun führt. Dazu kam ein Bibelwort, das in

Israelkreisen große Wirkung zeigte: „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott!“ (Jesaja 40,1). Auf dem Hintergrund der Not der Überlebenden sprach dieses Wort Bände. Hier ist von einem Auftrag die Rede: „Tröstet!“ Wer soll getröstet werden? „Mein Volk“, also Israel. Und wer sagt das? „Euer Gott“. Wer ist hier eigentlich angesprochen? Sicher nicht die Juden, denn man kann sich nicht selbst trösten. Wer aber dann? Für viele war schnell klar: Hier sind wir

Unser Weg: Das Erbe der Schoah-Überlebenden Von Marina Müller Eine Begegnung, die alles veränderte

„Möchtest du, Marina, meine deutsche Tochter sein?“ Diese Frage stellte mir die Schoah-Überlebende Gita Koifman am Stelenfeld in Berlin, dem Denkmal an die ermordeten Juden in Europa. Darauf erwiderte ich: „Nur wenn du meine israelische Mama wirst.“ Berlin, 20. Januar 2012, anlässlich des 70. Jahrestages der WannseeKonferenz ist eine Delegation von Schoah-Überlebenden aus Israel angereist. Alle besuchen Deutschland zum ersten Mal. Wir, eine Gruppe von jungen Christen, begleiten in diesen Tagen die Gruppe von Überlebenden aus Israel zu unterschiedlichen Terminen. Wichtige Stationen sind das Wannsee-Haus, das Stelenfeld, ein Besuch im Bundestag und eine Sight-Seeing Tour durch Berlin. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich Schoah-Überlebende ausschließlich in Israel getroffen und in meiner Schulzeit Daten und Fakten über die Schoah gelernt. Ich hätte nie gedacht, dass mich die Schoah und deren Ausmaß hier in Deutschland noch einmal so stark berühren würden. Schon knapp zwei Jahre später stellten wir die ersten Interviews gemeinsam mit den Überlebenden zu der Gedenkveranstaltung der „Initiative 27. Januar e.V.“ anlässlich des 75. Jahrestages der Reichspogromnacht in Berlin vor. Nachdem auf der Website von www.zeugen-der-zeitzeugen.de die Interviews hochgeladen waren, meldeten sich aus ganz Deutschland Lehrer/innen bei uns, die eine Zeitzeugen-Begegnung für ihre Schüler/innen wünschten. Daraus entwickelte sich unsere bundesweite Bildungsarbeit.

Nach den Begegnungen mit den Schoah-Überlebenden überreichen wir ihnen handgefertigte CHAI (Leben)-Zeichen. Dort, wo unsere Vorfahren Fluch gebracht haben, möchten wir ihnen Leben zusprechen.

Schüler/innen werden zu „Zeugen der Zeitzeugen“

Nun gehen wir seit mehr als fünf Jahren an Schulen. Hierbei ist es uns wichtig, gemeinsam mit den Lehrkräften die Zeitzeugen-Begegnung vorzubereiten, die Zeitzeugen oder deren Nachfahren bei der Reise zu begleiten und mit den Schüler/ innen nach der Begegnung über den steigenden Antisemitismus zu reden und was wir gemeinsam konkret tun können. Doch dies reicht nicht aus!

Als Zeuge in Verantwortung leben

Die Überlebenden geben, verbunden mit dem Wunsch, es solle NIE WIEDER geschehen, ein Erbe, ein Vermächtnis an uns weiter. Jeder, der einen Schoah-Überlebenden gehört hat, sollte sich die Fragen stellen: „Was bedeutet das Vermächtnis der

Überlebenden konkret für mein Leben, meine Überzeugungen, unser Land in Verbindung mit Israel? Und was kann ich aktiv tun?“ Uns als Team ist es wichtig, neben dem Gedenken, die Zeitzeugen und ihre Familien persönlich zu besuchen, Anteil an ihren Leben zu nehmen und ihnen zuzuhören, was sie beschäftigt. So finden an manchen Nachmittagen Treffen mit Überlebenden statt, wo Gesellschaftsspiele gespielt werden, gemeinsam eine Veranstaltung besucht wird oder man sich in einem Café trifft.

Gedenken verbunden mit dem Blick in die Gegenwart

Neben den Interviews und der Arbeit der Zeitzeugen-Begegnungen in Bildungseinrichtungen erweiterten wir unsere Arbeit mit der Durchführung von deutsch-israelischen Austauschprojekten und der Begleitung eines deutsch-israelischen Schüleraustausches. Im März 2020 fand unsere erste Bildungsreise nach Israel für Bildungsmultiplikatoren statt. Die Realität in einem heutigen, vielfältigen Israel zu vermitteln, ist uns genauso wichtig, wie Begegnungen mit lebenden Juden in der Gegenwart zu ermöglichen.

Zukunft gestalten:

Zeugen der Zeitzeugen (ZdZ) ist ein selbstständiger Arbeitsbereich der Initiative 27. Januar e.V. und schreibt für Christen an der Seite Israels regelmäßig Gastbeiträge. Unsere Ziele:

Wir freuen uns, dass wir mittlerweile generationsübergreifend unsere Arbeit an Schulen weiterführen können. So halten wir das Gedenken an die Schoah lebendig und vermitteln der jungen Generation, weshalb es in ihrer Verantwortung und in ihrem Interesse ist, sich der Vergan-

Christen gemeint. Wir haben diesen Trostauftrag! Wir sind aufgefordert, Gottes Volk zu trösten – mit Worten und Taten. Von dieser Erkenntnis wurden viele Christen erfasst. Neue Dienste an Holocaust-Überlebenden entstanden und wurden vielen zum Segen. Das ist ein Ausdruck von Buße. Von Umkehr im praktischen Sinn. Wir haben gelernt. Wir haben verstanden, was wir zu tun haben. Tobias Krämer genheit in ihrer eigenen Familiengeschichte zu stellen. Antisemitismus in all seinen Erscheinungsformen sichtbar zu machen, darüber aufzuklären und präventive Angebote, gerade für junge Menschen und Bildungsmultiplikatoren zu schaffen, ist ein weiterer wichtiger Auftrag für uns. Dazu gehört jedoch auch die Perspektive, dass jüdisches Leben in Deutschland sichtbarer werden muss als die weitverbreitete Ablehnung desselben. Dazu gehören auch Fakten, wie Juden Deutschlands Geschichte in Wissenschaft, Kunst und Industrie gewinnbringend prägten und Israel heute als führender High-TechStandort wesentliche Beiträge für Europa und die westliche Welt einbringt. Hier gibt es gerade für die junge Generation viel zu entdecken und daraus können wir für die Zukunft lernen. Diesen Bildungsaspekt gehen wir gemeinsam mit ihren Kindern und Enkeln an und arbeiten hier gerne mit israelischen und jüdischen Partnern zusammen.

Unsere Mission

„Verglichen mit einem Buch, befinden wir uns im letzten Kapitel mit den Überlebenden.“ Diesen Satz prägte bei uns Harald Eckert. Verbunden mit dem Auftrag und Wunsch, dass dieses letzte Kapitel zu einem Segenskapitel werden soll. Gerade hier können wir ein Zeichen der Liebe und des Trostes setzen. Mögen die kommenden Kapitel geprägt sein von echter Freundschaft und Kooperation im deutsch-israelischen und christlich-jüdischen Kontext. Dies ist meiner Meinung nach die beste Antwort und Tat als Deutsche/r nach dem Nationalsozialismus. Am Israel Chai! Es lebe das jüdische Volk! Zum Ende dieses Artikels möchte ich den Propheten Jesaja aus 62,10 + 11 zitieren: „Zieht hindurch, zieht hindurch durch die Tore! Bereitet den Weg des Volkes! Bahnt, bahnt die Straßen, reinigt sie von Steinen! Richtet ein Feldzeichen auf über den Völkern! Siehe, der Herr lässt es hören bis ans Ende der Erde hin. Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt.“

•       Begegnungen zwischen der

letzten Generation der HolocaustÜberlebenden und der jungen Generation zu ermöglichen. •       Das Gedenken an den Holocaust lebendig zu halten und an die junge Generation weiterzugeben. •       Dem Antisemitismus in seinen verschiedenen Erscheinungsformen entgegenzuwirken. •       Die deutsch-israelischen Beziehungen durch Austausch und Projekte zu stärken. Nach einer Zeitzeugen-Begegnung verteilt der Schoah-Überlebende Edelsteine an die Schüler – zur Erinnerung an diese einmalige Begegnung. Foto: ZdZ

www.zeugen-der-zeitzeugen.de

Eine ZdZ-Ehrenamtliche im Austausch mit einer Auschwitz-Überlebenden bei einer Exkursion in Prag. Foto: ZdZ


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Die Zukunft des Gedenkens

Gedenken, das zu Herzen geht Seelsorgerliche Überlegungen zu einem sensiblen Thema Von Tobias Krämer Jahrzehnte nach dem Ende des Holocaust stellt sich die Frage, wie Erinnern und Gedenken heute aussehen soll. Die bisherigen Formen scheinen nicht mehr recht zu passen. Neue Generationen wachsen heran und suchen ihre eigenen Wege. Eines aber dürfte unbestritten sein: Das Gedenken sollte nicht in Routine erstarren, sondern die Herzen der Menschen erreichen. Dazu nenne ich fünf Stichworte und gehe kurz auf sie ein. 1. Betroffenheit. Betroffenheit entsteht oft nicht durch eine drastische Darstellung der Judenvernichtung. Die volle Wucht des Grauens kann man gar nicht fassen. Betroffenheit entsteht eher durch das Nachempfinden von Schicksalen, durch Texte von KZ-Insassen, durch das Zeugnis von Betroffenen und durch die Begegnung mit

Holocaust-Überlebenden und ihren Nachkommen. Es ist das Leiden der Menschen, das zu Herzen geht. 2. Gewissen. Gedenken soll das Herz erreichen, nicht das Gewissen. An dieser Stelle ist ein Schritt der Distanzierung nötig: Die Schuld der Väter ist deren Schuld, nicht unsere. Deshalb sollten wir Heutigen uns auch nicht schuldig fühlen. Gutes Gedenken sollte die Schuld bei den Vätern lassen, die Kinder aber aktuell in die Verantwortung nehmen. Nur wenn wir die historische Schuld den Vätern geben, können wir unsere heutige Verantwortung erkennen. 3. Verantwortung. Entscheidend ist zu sehen, wie unsere heutige Verantwortung konkret aussieht. Altbundespräsident Richard von Weizsäcker definiert sie in seiner berühmten Rede vom 8. Mai 1985 so: „Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das,

was in der Geschichte daraus wird.“ Was „machen“ wir mit unserer Geschichte, wie gehen wir mit ihr um? Das ist die entscheidende Frage. 4. Auftrag. Aus der Geschichte erwächst uns ein dreifacher Auftrag: (1.) Aufarbeitung der Vergangenheit, (2.) Wachhalten der Erinnerung und (3.) Herstellen eines Gegenwartsbezugs. Gerade Letzteres – der Sprung in die Gegenwart – wird oft versäumt. Dann aber bleibt das Gedenken theoretisch. Was ist angesichts des Holocaust heute zu tun? Was sind wir den Opfern und ihren Nachkommen schuldig? Das sind tiefgehende und weitreichende Fragen.1 5. Gebet. Es gibt keine menschliche Methode, das Herz der Menschen zu erreichen. Wir können Angebote machen, Wege eröffnen, Optionen aufzeigen – mehr ist nicht möglich. Von daher ist es gut, alles Gedenken mit Gebet zu begleiten. Auch das eigene. Denn Gott ist der

Wenn ich doch etwas tun könnte! Von Anemone Rüger

Es bedurfte einiger Überzeugungsarbeit, mich vor wenigen Jahren wieder in das Land zu begeben. Alijah und Ukraine waren für mich längst abgehakt, nachdem die Auswanderungszahlen Ende der 1990er stark zurückgegangen waren. Doch etwas war jetzt anders. In mühsamer, jüngst erst möglich gewordener Archivarbeit, in fast ausschließlich privater Initiative, hatten die jüdischen Gemeinden, die Überlebenden selbst, begonnen, dem unfassbaren Leid, der Katastrophe des 20. Jahrhunderts auf ukrainischem

Zwischen dem heutigen Deutschland und dem Deutschland der Nazizeit liegen zweifellos Welten. Schaut man aber genauer hin, so findet man auf der Ebene der Herzen noch immer (und wieder erneut) viel Feindschaft: Antisemitismus, Antijudaismus und Antiisraelismus. Oftmals versteckt, weil man es nicht zeigen will oder an sich selbst gar nicht wahrnimmt.2 Hier hat das Gedenken nicht gegriffen. Es fehlt an Buße, an Herzenserneuerung, an Demut. Dies führt heute zu einer weiteren Grundeinstellung, die verbreitet ist: Gleichgültigkeit. Elie Wiesel, selbst Holocaust-Überlebender, sagte dazu einmal: „Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit.“ Das heißt: Wer gleichgültig

ist, der ist noch nicht bei der Liebe gelandet. Das aber wäre angesichts unserer Vergangenheit das Richtige: den Juden mit Liebe, Wertschätzung, Freundschaft, Partnerschaft, Herzensverbundenheit und Verlässlichkeit zu begegnen. Dies wäre ein sichtbarer Ausdruck von Buße, von Umkehr und innerem Zerbruch. Zerbruch ist nichts Schlimmes. Im Gegenteil, er steht unter Verheißung: „Ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten“ (Psalm 51,19) – ein solches Herz findet Wohlgefallen bei Gott. Anmerkungen 1 Hilfreich dazu sind die CSI-Faltblätter „Perspektivwechsel!“ und „Müssen wir denn ewig Buße tun?“ (Reihe Kompakt verpackt Nr. 5 + 6). 2 Vgl. M. Gerstenfeld: Anti-Israelismus und Anti-Semitismus (2018). Was das Verhältnis beider Staaten anbelangt vgl. A. Oz, Deutschland und Israel (2005).

„Erinnern heißt, eines Geschehens so ehrlich und rein zu gedenken, dass es zu einem Teil des eigenen Innern wird. Das stellt große Anforderungen an unsere Wahrhaftigkeit.“ Richard von Weizsäcker

„Kinder, lernt Russisch!“, mahnte mein Vater, als Ende 1989 die sowjetische Satellitendiktatur in der DDR zerbrach und die Menschen zwischen Ostsee und Erzgebirge die Reste des alten Systems nicht schnell genug loswerden konnten. „Gott wird sich etwas dabei gedacht haben, dass er uns in diesem Land hat aufwachsen lassen.“ Sieben Jahre später verbrachte ich ein Studienjahr in der russischsprachigen Ukraine und war gleichzeitig Teil eines Teams, das es Juden nach 2000 Jahren Diaspora und 70 Jahren hermetischer Abriegelung ermöglichte, nach Israel zu gehen. Alles war frisch, vieles improvisiert. Historische Momente – der vorausgesagte zweite Exodus, diesmal aus dem Land des Nordens, erfüllte sich vor unseren Augen.

Herzenskenner. Er kann Menschen in ihrem Innersten erreichen. Er kann die Herzen anrühren und weich machen – und darum dürfen wir ihn bitten.

Buchempfehlung Anemone Rüger: „Da gibt es NICHTS zu erzählen!“ – Opas Vermächtnis

Anemone Rüger (rechts), Mitarbeiterin von Christen an der Seite Israels im Patenschaftsprogramm für Holocaust-Überlebende in der Ukraine, mit dem jüdischen Ehepaar Rima und Semjon Arantschuk, das den Holocaust überlebt hat.

Boden, einen Namen zu gegeben. 1,7 Millionen. Mehr als jeder vierte im Holocaust ermordete Jude wurde in der Ukraine umgebracht. Die bewusst von der Sowjetführung identitätslos gehaltenen Mahnmale für die „Opfer des Faschismus“ begannen knarrend, ihre furchtbaren Geheimnisse preiszugeben. Nicht im Gas waren sie gestorben – in Gruben, in Panzergräben, in Phosphatschächten. An den Kindern wurden die Kugeln gespart; sie erstickten. 2000 Massengräber. Ich hatte keine Ahnung gehabt – wie wohl die meisten Landsleute, die meisten En-

Dossier: Die Zukunft des Gedenkens (April 2020)

Christen an der Seite Israels

Herausgeber: Christen an der Seite Israels e. V. Friedberger Str. 101, 61350, Bad Homburg v. d. Höhe (D) Tel.: (0  61 72) 9 18 27 40 • info@israelaktuell.de • www.israelaktuell.de Redaktion/Satz/Layout: Harald Eckert (verantwortlich i. S. d. P.), Tobias Krämer, Joachim Kudlek • Druck: Druckzentrum Braunschweig, Auflage: 23. 000 Bankverbindung: Christen an der Seite Israels e. V. Konto-Nr. 140 000 216, Kasseler Sparkasse (BLZ 520 503 53) IBAN: DE28 5205 0353 0140 000216, BIC: HELADEF1KAS Dieses Dossier findet sich auch auf der Homepage www.israelaktuell.de und kann dort heruntergeladen werden.

kel der Wehrmachtsoldaten, die einst über diese Erde marschiert waren. Zerrissen stand ich an einem deutlich erkennbaren jüdischen Massengrab in Chmelnitzki mit einer Gruppe, die gekommen war, an Ort und Stelle Buße zu tun. Wenn ich doch noch etwas tun könnte. Ein paar der weggeworfenen Kinder aus der Grube zurückholen. „Gott vertraut uns sein Volk an“, schoss es mir durch den Kopf. „Aber sie sind alle tot!“, dachte ich verzweifelt. Doch dann war mir klar: Wenn wir hier an den Gräbern treu sind, wird Gott uns auch die Lebenden anvertrauen. So fing alles an.

Opa Meieranz baut in seinem Schrebergarten an der Karl-MarxStraße leuchtende Gladiolen, Duftwicken und zuckersüße Himbeeren an. Seine Enkel lieben ihn für seine Großzügigkeit, besonders wenn er die große weiße Emailleschüssel voll Zuckerbrezeln bäckt. Wenn im Schwarz-Weiß-Fernseher etwas über Israel kommt, weint Opa. Er war im Krieg gewesen, wie so viele. Deutscher Wehrmachtsoldat an der langen, wandernden Ostfront. Über die Herkunft seines seltenen Namens, so beharrt Opa, gebe es „nichts zu erzählen“. Indes wachsen die Enkel im beengten ostdeutschen Alltag auf und versuchen, sich die Bilder von Papas Jerusalem-Lesezeichen vorzustellen, die aus DDR-Perspektive Lichtjahre entfernt scheinen.

tern der „dritten Generation“ machen sich auf eine abenteuerliche Entdeckungsreise auf der Suche nach Opas Vermächtnis, das sich auf Tausenden von Kilometern zwischen Deutschland, Polen und Israel langsam entfaltet. www.opas-vermaechtnis.de

Dann fällt die Mauer, die Enkel entdecken die Welt. Das Leben ist mäßig aufregend, bis eines Tages, sechs Jahre nach Opas Tod, ein Anruf alles verändert. Zwei Schwes-

412 Seiten, Taschenbuch, mit zahlreichen Abbildungen. ISBN: 978-3-86460-810-0 19,90 Euro, auch im Webshop von www. israelaktuell.de erhältlich

Es ist noch nicht zu spät!

Immer mehr mutige Deutsche kamen, um das lähmende Schweigen zu brechen, sich dem von Deutschen verursachten Grauen zu stellen und Gott und die Überlebenden um Vergebung zu bitten. Und – immer mehr Überlebende tauchten auf. Ich begann, mit ihnen zu sprechen – Olga und Moische, Igor und Arkadi – während sie sich um ein Lebensmittelpaket anstellten, finanziert von deutschen Christen. Sie hatten über-

lebt – in Kellern und Bodenkammern, Weizenfeldern und Fluchtwaggons. Sie standen vor mir – die altgewordenen Kinder, die aus der Grube des Todes gerettet worden waren! Es war noch nicht zu spät! Sie haben schmerzvolle Geschichten, die noch niemand kennt – und leben in Armut.

Wir haben von unserem Wohlstand abzugeben – und brauchen ihre offenen, vergebenden Herzen. Beide brauchen Heilung. Hunderte persönlicher Brücken der Versöhnung sind entstanden, oft im letzten Moment. Tausende warten noch. Besonders auf uns Deutsche. Es ist noch nicht zu spät. –


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