Die Evolutionstheorie sagt, dass die Welt und das Leben in ihr planlos im Laufe von Milliarden von Jahren entstanden ist. Sie geht auf Charles Darwins Abstammungstheorie aus dem 19. Jahrhundert zurück. Warum hat Darwin in der Natur nicht auch Gottes Handschrift entdeckt? Darwin hat Gottes Handschrift nicht übersehen, er wollte mit seiner Theorie auch nicht Gott ersetzen. Er sah neben Gottes Handschrift aber auch eine andere, die er nicht mit Gott in Einklang bringen konnte: nämlich die Handschrift des Leids, der Brutalität, der Grausamkeit, des Sterbens. Darwin führte einen intensiven Briefwechsel mit dem amerikanischen Botaniker Asa Gray, für den Darwins Evolutionstheorie der Entwicklungsprozess war, durch den Gott mit seiner Schöpfung zum Ziel kommt. Er diskutierte mit Darwin darüber, ob Gott solch einen Plan haben könnte. Darwin fand das zum Teil überzeugend, hatte aber trotzdem seine Schwierigkeiten damit. Eben wegen der Grausamkeiten, aber auch weil er das Zwingende in der Argumentation nicht sah. Aufgrund seiner Naturbeobachtungen merkte Darwin, dass Veränderungen in den Tier- und Pflanzenarten nicht zum damaligen sta tischen Naturbild passten, das besagte, dass Gott die Arten unmittelbar so geschaffen hat, wie sie sind. Seiner Theorie nach entstand die Vielfalt der Arten durch viele kleine Veränderungen im Laufe der Zeit. Vorteilhafte Änderungen setzen sich durch, nachteilhafte verschwanden wieder.
Darwin ist Wegbereiter der modernen Naturwissenschaft, die versucht, die Welt ohne Gott zu erfassen. Damit ist sie offensichtlich erfolgreich, misst man es an den wissenschaftlichen Fortschritten und Errungenschaften. Ist sie nicht trotzdem auf dem Holzweg, wenn sie Gott aus ihrer Gleichung weg lässt? Es ist eine Gratwanderung. Auf der einen Seite fallen wir herunter, wenn wir alles mit einem Wunder erklären nach dem Motto: Gott hat es gemacht, also brauchen wir es nicht mehr erklären. Das nenne ich Denkfaulheit. Auf der anderen Seite fallen wir herunter, wenn wir sagen: Wir brauchen Gott nicht zur Erklärung der Welt – und wir ihn demzufolge auch nicht in unseren Überlegungen finden und dann daraus schliessen, dass es ihn gar nicht gibt. Wenn ich kein Salz in meine Suppe gebe, dann hat es kein Salz drin – das heisst aber nicht, dass es kein Salz gibt. Seriöse Naturwissenschaftler sagen: Ich versuche, Naturbeobachtungen soweit es geht innerweltlich zu erklären; entdecke ich einen Wirkmechanismus in der Natur, dann heisst das noch lange nicht, dass es niemanden geben kann, der diesen Wirkmechanismus in Kraft gesetzt hat. Wer mit dieser Sensibilität Naturwissenschaften betreibt, ist auf einem guten Weg.
hatte und es in Gang gesetzt hat – aber wer der Designer ist, lassen sie bewusst offen, und auch über den Mechanismus schweigen sie. Kann mir Intelligent Design dabei helfen, die Existenz Gottes zu beweisen? Du meinst einen Gottesbeweis? Der Philosoph Immanuel Kant war einer der Hauptkritiker von Gottesbeweisen. Kant sagte, es gebe keinen Beweis, der Gott zwingend beweise wie z.B. ein mathematischer Beweis. Umgekehrt gebe es aber auch keinen zwingen«Die Evolutionstheorie den Beweis gegen muss nicht per Gott. Die Frage bleibe offen. GottesbeDefinition gottlos sein. weise überzeugten Evolution kann Kant schon, aber durchaus mit einem nur im Sinne einer Schöpfergott in Selbstvergewisserung. Deshalb kann Einklang gebracht ich mit der Schönheit werden.» der Natur Gott nicht beweisen. Aber ich kann mich mit ihr meines Glaubens vergewissern. Denn sie passt in unser Gottesbild.
Wie kann man Evolution mit einem Schöpfergott zusammenbringen? Evolution bedeutet, dass aus etwas Vorhandenem etwas Neues entsteht. Zum Beispiel geht die Evolutionstheorie davon aus, dass die Vögel aus den Reptilien entstanden sind – diese trugen plötzlich Federn statt Schuppen und Flügel, die sie vorher nicht hatten. In beiden Fällen braucht es eine genetische Veränderung. Wie findet die nun statt? Durch Zufall? Wenn nicht, Ist Intelligent Design eine Alterna- könnte auch Evolution nicht durch Zufall entstehen. Und wenn es doch Zufall ist, kann Gott trotzdem eintive zur Evolutionstheorie? Wenn wir von Evolutionstheorie greifen? sprechen, meinen wir in der Regel «eine Weltentstehung ohne Gott». Der Zufall wäre dann aber kein Zufall mehr. Wenn wir etwas als Zufall erachten, muss es nicht Die Evolutionstheorie muss aber nicht per Definition gottlos sein. gottlos sein. Denn Zufälle sind in der Regel Konse Evolution kann durchaus mit einem quenzen von etwas, das sich uns entzieht, weil wir es Schöpfergott in Einklang gebracht nicht exakt bestimmen oder berechnen können. Auch werden. Intelligent Design stellt sich ein Würfelwurf ist kein Zufall. Es ist uns bloss un gegen eine Welterklärung, die be- möglich, den Würfelwurf zu berechnen, weil es so sagt, dass man die Entstehung der viele unbekannte Faktoren gibt, die ihn beeinflussen. Welt ausschliesslich über natürliche Also ist ein scheinbar zufälliges Ergebnis eines WürfelProzesse erklären kann. Für die Ver- wurfes eine Folge von Gesetzmässigkeiten, die wir treter von Intelligent Design muss es bloss nicht berechnen können. Mit einer genetischen jemanden geben, der einen Plan Mutation kann es genauso sein.
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