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BLÜTENTRÄUME

Lavendelfelder mitten im Kaiserstuhl – der violette Farbakzent im Grün der Reblandschaft ist ungewöhnlich und zieht im Sommer die Blicke an. Beate und Wolf

Klingenmeier haben vor zwei Jahren die mediterranen Pfanzen aus der Provence geholt und in den Kaiserstühler Boden gesetzt. Und zaubern seither so allerhand Feines aus den wohlduftenden Blüten.

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Text: Dorothea Wenninger

Ein hell-lila Schild an einer rosenumrankten Mauer macht auf den Lavendelshop von Beate Klingenmeier in der Bischoffinger Dorfstraße aufmerksam. Im ausgebauten Stall hat sie einen schönen Raum mit alten Möbeln und viel Atmosphäre geschaffen.

Beim Betreten ist man sofort berauscht vom intensiven und zugleich zart-weichen Lavendelduft, der den ganzen Raum erfüllt. Er entströmt den Lavendelsäckchen aus alten Leinenstoffen und den vielen getrockneten Blüten. Kosmetik aus der Provence gibt es zu kaufen und ätherisches Lavendelöl in Bioqualität, bekannt für seine beruhigende und heilende Wirkung. Seifen mit Lavendel, eine mit ganzen Blüten, stellt eine Freundin her. Keramik und Tischwäsche mit gewebten Lavendelmotiven, mit

Blüten versetzte Kekse, Zucker, Salz und Essig – an allem hat Beate Klingenmeier mitgetüftelt, und für den Sirup hat sie in der eigenen Küche experimentiert. Von der Ladendecke hängen Sträuße von Echtem Lavendel und an einem Wagenrad trocknen pralle Lavandin-Büschel.

Schneiden & schnuppern

In Bischoffingen wird immer ein Teil des Lavendels von Hand geerntet, nur so kommen die formschönen Sträuße zustande. Anfang Juli auf dem Feld: Beate Klingenmeier packt eine Handvoll Stängel und schneidet sie mit der Sichel ab. Sie führt das Büschel zur Nase, schnuppert daran und legt es in den Weidenkorb. Trotz der Anstrengung in der Mittagshitze –damit möglichst viel ätherisches Öl in den Blüten ist, werden sie bei höchstem Sonnenstand geerntet –, und der vielen Arbeit, die das herbizidfreie Unkrautjäten macht, ist sie immer mit dem Herzen dabei. Schließlich war es auch ihre „Begeisterung für die schöne Pflanze Lavendel, die so viel kann“, die sie und ihren Mann veranlasst hat, zusätzlich zum nebenerwerblichen Wein- und Obstbau auch noch den Lavendelanbau zu wagen. Sie haben sich vorher gründlich in der Provence und anderswo umgesehen und in der Coronazeit viel darüber gelesen.

Die Pflanzung aus dem Frühjahr 2021 ist wunderbar angewachsen, auch die diesjährige –trotz des kalten Frühjahrs. Der

Experiment Provence geglückt: Beate Klingenmeier bei der Ernte des Echten

Kaiserstühler Boden aus Schwemmlöss mit hohem Kalkanteil und guter Wasserdurchlässigkeit bietet optimale Bedingungen. Das hiesige Klima sowieso, die beiden trockenen Sommer von 2022 und 2023 haben die Lavendelbüsche bestens überstanden. Voraussichtlich zehn Jahre lang können die Klingenmeiers nun von diesen Pflanzen ernten, dann müssen sie ersetzt werden.

Unter den vielen Lavendelsorten ist der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia), also der mit den schmalen Blättern, die bekannteste. In der Natur hat er sich mit dem breitblättrigen, dem Speicklavendel, gekreuzt, und entstanden ist der Hybrid-Lavendel oder Lavandin, der in der Provence überall in endlosen Reihen angebaut wird.

Auf einem kleinen Feld auf der Nachbargemarkung Burkheim hat die Lavendelfreundin neun verschiedene Sorten angepflanzt. Die Unterschiede sind deutlich zu erkennen, am besten an den Farbnuancen violett, intensiv blau, rosa, weiß, aber auch an der Form: Der deutlich größere Lavandin hebt sich mit seinen langen und verzweigten, etwas zottelig wirkenden Stängeln von den anderen ab. Die kaiserstuhl-lavendel.de

Klingenmeiers haben eine Infotafel aufgestellt, die gerne von vorbeiradelnden Touristen studiert wird, die verblüfft stehen bleiben und das Feld bestaunen. Im Hotel Kreuz-Post auf der anderen Straßenseite hat man sich schon auf die neuen Nachbarn eingestellt: Es hat nicht nur Spa-Programme mit Lavendel im Angebot, sondern auch ein komplettes Lavendel-Menü.

Die Kaiserstühler Lavendelfelder sind nicht nur für die Menschen, die hier leben oder Urlaub machen, ein absoluter Gewinn.

„Der Kaiserstuhl kann dieses Plus an Biodiversität gut vertragen, dachte ich mir. Ist die Obstblüte vorüber, beginnt der Lavendel zu blühen.“ Dieser Gedanke und die Liebe zur Kaiserstuhllandschaft bestärkten Beate Klingenmeier in ihrem Lavendelvorhaben. Bienen und Schmetterlinge danken es ihr: In den blühenden Feldern summt und brummt es ununterbrochen.

Der Mundart-Autor aus Schallstadt sprachwandelt zwischen Pilzen, Klee und Strähnen.

„Des isch Glücksach“, sagt mr, un meint demit, s isch ehnder selte. Kannsch Glück ha oder au nit. Könnt uns nit jedi Sekund ä Un-glück treffe? Glücklicherwiis isches nit äso un mit ä weng Glück hemmer meischtens Glück. Früher het mr vun gutem Glück un schlechtem Glück gschproche. Hit het mr ä „riese“ Glück, „verdammts“ Glück, „unglaubligs“ un sogar „saumäßigs“ Glück. Manchi hen fascht nie Glück, andri degege sin Glückspilz’. Glückssträhne kann eim de beschte Friseur nit zaubere. „Glück muss de Mensch haa!“, heißt ä Spruch, aber ne anderer heißt „jeder ist seines Glückes Schmied“.

Doch was hilft s eme Buer, wenn s Wetter nit mitspielt!? Oder s het einer Glück im Lotto ghet, kauft aber d falsche Aktie. Nit selte au isches besser, mr weiß nix vun sinem Glück. Sogar Glück im Unglück isch nit allewiil Glück. Nit jed’s vierblättrige Kleeblatt isch Glücksklee un au Glücksjäger treffe denebe. Manchi hen meh Glück als Verstand, aber für d meischte wär Verstand s größere Glück. Aber au Verstand isch Glücksach.

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