FREIBURG GEHT AUS

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Trüffel am Tuniberg Gretzmeier Strauße in Merdingen

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In den Weinbergen der Familie Gretzmeier wachsen nicht nur Müller-Thurgau, Grau- und Spätburgunder. Zwischen den Trauben gedeihen auch Trüffel. „Der Anbau in Deutschland war Neuland“, sagt Heinrich Gretzmeier bei einer Fahrt durch seine Reben. Auf die Idee, Trüffel am Tuniberg zu pflanzen, kam der Winzer vor 16 Jahren: „Ich war damals in Frankreich auf Weinprobe.“ Eine junge Dame habe ihm dort für knapp 500 Euro mit Trüffeln infizierte Haselnusssträucher verkauft. Zuerst wusste Gretzmeier mit den unscheinbaren Pflanzen nicht viel anzufangen. Heute sagt er: „Baum und Pilz leben in einer Symbiose zusammen, in der beide voneinander profitieren. Das ist wie in einer Ehe.“ Bis zur ersten Ernte an den Wirtspflanzen hat es dann noch eine Rosenhochzeit – also zehn Jahre lang – gedauert. Das Warten hat sich gelohnt: Heute werden in Gretzmeiers Strauße hausgemachte Flammkuchen auch mit den kostbaren Knollen verfeinert. Dazu wartet Kartoffelsalat mit Schäufele, Salate aus eigenem Anbau sowie Hobelkäse mit Rauchspeck und Holzofenbrot auf hungrige Gäste. Tatkräftige Unterstützung erhält Heinrich Gretzmeier auf seiner Suche nach den seltenen Pilzen von Hündin Alba.

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Die schneeweiße Lagotto Romagnolo mit dem lockigen Fell stammt aus der Trüffelhochburg Piemont. „Bei der Trüffelsuche atmet sie zweihundertmal so schnell wie gewöhnlich“, sagt Gretzmeier. „Maximal zwei Stunden am Tag hält Alba diese Anstrengung durch.“ Nach solch einem Arbeitstag habe sich die Spürnase stets einen Ruhetag verdient. Vergangenes Jahr hat das Duo so zehn Kilo Trüffel im Wert von knapp 8000 Euro aufgespürt. Doch nicht immer sei die Suche auf dem sieben Hektar großen Gelände von Erfolg gekrönt. „Manchmal findet man vier Wochen lang nichts und dann in 30 Minuten ein ganzes Kilo“, sagt Gretzmeier. Seine oberirdischen Gewächse, aus denen im Jahr knapp 80.000 Flaschen Wein und Schnaps in Form von Gin, Brandy und Wermut gewonnen wurde, sind allerdings weiterhin das Hauptaugenmerk des Hofes. Nächstes Jahr soll das Gut an die beiden Söhne übergeben werden. Auch sie werden Kaffee und Cola wohl nicht auf die Karte nehmen. Ihre Mutter bekräftigt: „Wir sind schließlich eine richtige Strauße. So wie es sein soll.“ Philip Thomas

Fotos: © Weingut Gretzmeier, iStock/grafvision

affee und Cola sucht man auf der Karte von Familie Gretzmeier vergebens. In ihrer Strauße in Merdingen gibt es stattdessen hausgemachte Flammkuchen, Kartoffelsalat, Rauchspeck und Ofenbrot – vieles in Bio-Qualität. Verfeinert wird so manches Gericht außerdem mit Trüffeln aus den eigenen Weinbergen.


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