gemeindebrief-dez-feb-2016

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EvangelischLutherische Gemeinde Rom

Gemeindebrief Dezember - Februar 2016


Inhalt Meditation Gemeindeleben Rückblick Jerusalem Orsacchiotto Chorbesuch aus Berlin Mitgliedsbeitrag Basar-Mitmach-Aktion Basardank Gottesdienste Übersicht Adventsandachten Christmette Veranstaltungen Martinee-Konzerte Musikfestival Chorworkshop Ökumene Besuch von Papst Franziskus Predigt von Frau Botschafterin Annette Schavan Gebetswoche für die Einheit der Christen Horizonte des Glaubens/Advent Adventskalender Hausgebet im Advent Weltdokumentenerbe Der Rosenkranz Das Heilige Jahr Kinder und Jugend KiGo-Termine Kinderseite Informationen Bankdaten und Impressum

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Meditation

„Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes“ (Lukas 1,46) Gibt es zur Zeit keinen Anlass mehr für Loblieder? Für ein solches Singen, das einfach aus uns herausströmt, weil das Herz die Freude über Gott und seine Barmherzigkeit nicht mehr fassen kann? Mit Blick auf das Geschehen in dieser Welt könnte das so scheinen. Die Adventszeit ist in diesem Jahr überschattet von den Umbrüchen, die wir gerade erleben: Terroranschläge, Flüchtlingsströme, Klimawandel – es gibt vieles, was uns Sorgen bereitet und auf den Magen schlägt. Und doch – so glaube ich – ist gerade jetzt auch die Zeit zum Singen, zum Loben, zur Freude. Das mag kühn klingen. Aber das ist weder angstbesetztes Pfeifen im dunklen Wald noch Mutmachen mit schönen Worten. Nein. Ich sage das so, weil das immer so war und bis heute so ist und auch morgen so sein wird: mit dem Glauben und dieser Welt. Denn wann hat Maria ihr wunderbares Magnificat gesungen? Mitten in der Krise des jüdischen Volkes, das in ihrer Zeit unter der römischen Besatzungsmacht zu leiden hatte. Wann hat Philipp Nicolai sein Lied gedichtet „Wie schön leuchtet der Morgenstern voll Gnade und Wahrheit von dem Herrn?“ Als in Unna, 3


Meditation wo er Pfarrer war, die Pest wütete und er jeden Tag Menschen aus seiner Gemeinde beerdigen musste. Wann hat Dietrich Bonhoeffer sein Lied geschrieben „Von guten Mächten wunderbar geborgen“? An Weihnachten 1944, als er im Gefängnis der Gestapo saß und jeden Tag mit seiner Ermordung rechnen musste. Die Liste ist nur angedeutet. Sie soll nur darauf hinweisen: Das hat es immer gegeben, das Zeiten schwierig für Christen waren. Aber das hat es gleichzeitig auch immer gegeben, dass Christen gesungen haben – gerade dann, als es an ihre Existenz ging oder zu gehen drohte. Das gilt es in diesen Tagen in Erinnerung zu halten. Aber das reicht noch nicht aus. Das kann nur der erste Schritt sein. Die Frage, die sich hier von selbst einstellt, lautet: Warum haben Christen von Gottes Güte und Treue gesungen in Zeiten der Not und der Bedrängnis? Die Antwort lautet: Weil sie darauf vertrauten und es so erfahren haben, dass Gott trotz aller Bosheit, trotz aller Hässlichkeit, trotz allen tödlichen Treibens in dieser Welt eben diese Welt nicht sich selbst 4


Meditation überlässt, sondern in seinen Händen hält und sie seinem Reich entgegenführt. Von diesem Gott und seinem wunderbaren Wirken, das der Grund zum Singen auch in schwierigen Zeiten ist, erzählt uns der Evangelist Lukas gleich am Anfang seines Evangeliums. Der Erzengel Gabriel kündigt Maria die Geburt Jesu an und nach anfänglicher Irritation willigt Maria ein: „Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“ (Lukas 1,38) Und dann, wenig später beginnt Maria zu singen und deutet in ihrem Lobgesang, dem wunderbaren Magnificat, das, was sie mit Gott erlebt hat: „Meine Seele erhebt den Herrn... „Denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.“ (Lukas 1,48) Dass Gott gerade sie, als armes, einfaches und unbedeutendes Mädchen aus einem Provinznest auserwählt hat, erfährt sie als unermessliche Auszeichnung. Gott übersieht die Niedrigen, die Armen nicht. Gott sieht genau hin, nimmt gerade sie wahr und verändert ihr Leben. Maria weiß, wo Gott eingreift, da werden die Verhältnisse in dieser Welt vollkommen neu geordnet. Da verändert sich alles. „Er stößt die Gewaltigen vom Thron...Die Hungrigen füllt er mit Gütern.“ (Lukas 1,52f) Das Magnificat, der Lobgesang der Maria ist wie eine Ouvertüre. Was Maria von Gottes Handeln und seinem Wesen singt, das wird für uns von Weihnachten an in Jesus gegenwärtig und erfahrbar: Gott setzt

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Meditation alles in Bewegung, damit Menschen mitten in ihrer Not sein Heil erfahren und sich Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt ausbreiten. Mitten in schwierigen Zeiten von Herzen und mit Freude zu singen, fällt nicht leicht. Wir stehen als Christen nicht über der Welt. Wir nehmen vielmehr sehr genau wahr, was in dieser Welt geschieht. Aber wir lassen uns von dem, was wir sehen und erleben, nicht vorschreiben, wie wir die Wirklichkeit zu deuten haben. Denn wer glaubt, sieht mehr. Wer glaubt, kann diese Welt auch im Licht der Möglichkeiten Gottes sehen. Wer glaubt, weiß, dass Gott treu und barmherzig zu uns steht. Dieses Vertrauen kann uns Mut machen, uns nicht zurückzuziehen, sondern unsere Glaubenssicht in diese Welt einzubringen und die Verhältnisse zu gestalten. Und mit Blick auf das Wunder der Menschwerdung Gottes an Weihnachten haben wir wirklich guten Grund jetzt in den Familien, mit den Freunden und in den Gottesdiensten so wie Maria Gott kräftig zu loben und fröhlich zu singen. Denn „die Nacht ist schon im Schwinden, macht euch zum Stalle auf! Ihr sollt das Heil dort finden, das aller Zeiten Lauf von Anfang an verkündet, seit eure Schuld geschah. Nun hat sich euch verbündet, den Gott selbst ausersah.“ (J. Klepper). In dieser Gewissheit unseres Glaubens wünsche ich Ihnen ein gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und freue mich auf viele Gelegenheiten mit Ihnen gemeinsam Gott zu loben. Mit herzlichen Grüßen, Ihr Pfarrer Dr. Jens-Martin Kruse 6


Gemeindeleben

Aus dem Gemeindeleben Dankbar und glücklich, staunend und beschwingt, demütig und reich beschenkt – es lässt sich mit Worten kaum angemessen beschreiben, was wir an Nähe, Gemeinschaft und Einheit, an Zuwendung und Freundschaft, Wertschätzung, Ermutigung und Wegweisung in Worten, Gesten und Zeichen durch Papst Franziskus in unserer Kirche am Sonntag, den 15. November 2015 erfahren durften. Der Tag fing schon mit einer wunderbaren Überraschung an. Denn am Morgen twitterte der Papst: „Es ist eine Freude, heute zusammen mit den evangelischen Geschwistern in Rom zu beten. Gott segne alle, die sich für den Dialog und die Einheit der Christen einsetzen.“ Nach unserem Gottesdienst am Sonntagmorgen wurden dann als letzte Vorbereitung für den Papstbesuch die Namensschilder an den Sitzplätzen angebracht und die Liedhefte verteilt. Alles war über Wochen gemeinsam mit Monsignore Leonardo Sapienza aus dem Päpstlichen Haus geplant, durchdacht und vorbereitet worden. Und bei unserem Part waren viele Menschen aus unserer Gemeinde in der Vorbereitung beteiligt und ich möchte allen, die mit ihrem Engagement zum Gelingen der Begegnung beigetragen haben, von ganzem Herzen für ihr Mitwirken danken! So sind zum Beispiel die Fragen, die wir Papst Franziskus gestellt haben, aus einem Gespräch mit Astrid Agostini, Tilmann Kleinjung, Katja Unger, Silke Kruse und mir entstanden. Julius Kruse, Anke de Bernardinis und Gertrud Wiedmer waren bereit, dem Papst die

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Gemeindeleben Fragen zu stellen und haben dies ebenso charmant wie souverän getan. Die Kinder des Kindergottesdienstes haben gemeinsam das Plakat mit den guten Wünschen für Papst Franziskus gestaltet.

Randi Kleinjung hat sowohl den Adventskranz, den wir dem Papst geschenkt haben als auch den wunderschönen Blumenschmuck auf dem Altar und am Lesepult geschaffen. Anna Belli hat all unsere Texte in die italienische Sprache übersetzt und Vicky Lorini hat mit ihrem Sprachgefühl für den Feinschliff gesorgt. Die Fürbitten wurden von Pauline Kleinjung, Nele Kruse, Imke Dally, Sophia Pietrosanti, Anna Claudia Teramo und Anna Belli stilsicher und perfekt gelesen.

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Gemeindeleben Pfarrer Andreas Latz war extra aus Sizilien gekommen, um mich am morgen bei der ökumenischen Feier zum Volkstrauertag auf dem Soldatenfriedhof in Pomezia zu vertreten. Unter Leitung von Marion Schulz hat es ein großartiges Team – bestehend aus: Johann Wiederanders, Simon Schmidt, Kati Schulz, Thomas Blanck, Aida Gaspri, Hanna Mielke und Andreas Latz bewerkstelligt, dass in rekordverdächtiger Zeit und unter großem Respekt der Sicherheitskräfte alle Teilnehmer ihren Sitzplatz gefunden haben.

Unser Organist Klaus Schulten zeichnete für die Orgelmusik verantwortlich und war bereit, die herrliche C-Dur-Sonate von Johann Sebastian Bach unter den für jeden Musiker besonders schweren Bedingungen des Einzugs des Papstes zu spielen.

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Gemeindeleben Wie beim Besuch von Papst Benedikt im Jahr 2010 gab es wieder zwischen unserem Chor und den Studierenden des Collegium Germanicum et Hungaricum ein musikalisches Zusammenwirken und unter der bewährten Leitung von Lorenzo Macrì wurden im Gottesdienst die Werke „Also hat Gott die Welt geliebt“ von Heinrich Schütz und „Verleih uns Frieden gnädiglich“ von Felix Mendelssohn Bartholdy wunderschön gesungen. Bestens vorbereitet hat unser Gemeindepräsident Professor Dr. Thomas sehr persönlich und wunderbar herzlich unsere Dankbarkeit gegenüber dem Papst zum Ausdruck gebracht und die Übergabe der Geschenke moderiert. Und schließlich hat es mich tief berührt und von ganzem Herzen gefreut zu erleben, wie wohlwollend und herzlich Sie alle, unsere ganze Gemeinde, Papst Franziskus willkommen geheißen haben und es war zu spüren, wie es dieser Geist ist, der die ganze Gemeinde erfüllt. Papst Franziskus hat diesen Geist schon beim Betreten unserer Kirche – als er die vielen fröhlichen Menschen unserer Gemeinde sah – gespürt und er hat mit derselben Herzlichkeit und Nähe, die er erfahren hat, geantwortet. Eigentlich haben wir alle nichts Besonderes getan, sondern einfach nur versucht, unser Bestes zu geben – so wie wir es auch sonst immer in unserem Gemeindeleben tun... Und doch hat sich dann in dieser Begegnung mit Papst Franziskus am 15. November 2015 in der Christuskirche etwas ereignet, was niemand von uns erwartet hatte und was auch nicht planbar ist: Wir durften erleben, dass die Einheit der Christenheit keine ferne 10


Gemeindeleben Zukunft ist, sondern dass wir schon jetzt im Glauben an Jesus Christus eins sind. Ein Sternstunde für unsere Gemeinde. Eine Sternstunde der Ökumene, weil Papst Franziskus mit seinen ermutigenden Worten und seinen weitreichenden Gesten Zeichen und Impulse der Gemeinsamkeit gesetzt hat, auf die viele Menschen seit langem gewartet haben.

© Osservatore Romano Wie geht es jetzt weiter? Vielleicht so wie es von den Hirten in der Weihnachtsgeschichte heißt: „Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus... Und sie kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten (Lukas 2,17.20)

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Gemeindeleben Es braucht jede und jeden einzelnen von uns. Die Begegnung mit Papst Franziskus war nicht nur ein schönes Erlebnis. Sie ist auch Verpflichtung und Auftrag. Damit das, was wir an Gemeinsamkeit erlebt haben, weiter wirken kann, gilt es auch anderen von dieser Begegnung zu erzählen. Dafür haben wir in diesem Gemeindebrief alle Texte zum Nachlesen abgedruckt. Und zugleich müssen wir die Impulse, die Papst Franziskus uns gegeben hat, nun aufzunehmen und im ökumenischen Gespräch nach Wegen zu suchen, sie umzusetzen. Und damit nicht genug, auch in den Wochen vor dem Papstbesuch haben wir wieder eine Reihe von besonderen Ereignissen und Begegnungen in unserer Gemeinde erleben dürfen. Nach der Sommerpause hat das Gemeindeleben wieder mit einem Begrüßungsgottesdienst am 13. September 2015 begonnen, an den sich gleich ein musikalisches Highlight mit dem ersten Konzert in der Reihe „Dialog zwischen Deutschland und Italien“ anschloss. Adrian Wehlte (Flöten) und Klaus Schulten (Cembalo) spielten Werke von Telemann, Bach, Sammartini und Veracini. Am Mittwoch, den 16. September 2015 konnte dann feierlich die Piazza Martin Lutero auf dem Colle Oppio durch Bürgermeister Marino eingeweiht werden. Viele Menschen nahmen an diesen besonderen

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Gemeindeleben Ereignis teil und weltweit wurde über diese „kleine römische Sensation“ berichtet. Im Kontext des Bonhoeffer-Gedenkens in diesem Jahr hatten wir Professor Dr. Peter Zimmerling aus Leipzig eingeladen, am Sonntag, den 27. September 2015 mit uns Gottesdienst zu feiern und eine Predigt zum Thema „Wie mein Leben wieder hell werden kann. Die Beichte bei Dietrich Bonhoeffer“ zu halten. Eine Woche nach dem Erntedankfest am 4. Oktober 2015, das wir wie es gute Tradition ist mit Familiengottesdienst und anschließenden Gemeinde-Mittagessen gefeiert haben, stand dann am Sonntag, den 11. Oktober 2015 die grundlegende evangelischlutherische Bekenntnisschrift - das Augsburger Bekenntnis, das in diesem Jahr vor 485 Jahren entstanden ist -, im Mittelpunkt unseres diesjährigen Gemeindetages. Pfarrer Dr. Burandt aus Hannover hielt zunächst eine anregende Predigt zum wichtigen vierten Artikel über die Rechtfertigungslehre und führte dann in einer Lesung aus seinem Buch „Gegen Fürsten, Tod & Teufel“ unterhaltsam und informativ in die geschichtlichen Zusammenhänge des Augsburger Bekenntnisses ein. Am Wochenende 17. und 18. Oktober 2015 hatten wir die Kantorei Frohnau aus Berlin mit ihrem Leiter Jörg Walter zu Gast. Gemeinsam mit unserem Chor wurde die sogenannte „Spatzenmesse“ von Wolfgang Amadeus Mozart eingeübt und im Sonntagsgottesdienst aufgeführt. Das Lob der Gemeinde nach dem Gottesdienst war einmütig: Dies war ein Hörgenuss erster Klasse und ein besonders intensiver und eindrucksvoller Gottesdienst. Die Zusammenarbeit hat allen Beteiligten so viel Freude gemacht, dass wir für die Passionszeit 2017 ein neues Projekt vorbereiten... 13


Gemeindeleben

Zu den Menschen, von denen wir in diesem Herbst Abschied nehmen mussten, gehört auch Pfarrer Dr. Wolfgang Dietzfelbinger, der am 26. September 2015 in Nürnberg verstorben ist. Er war zur Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils Vikar in Rom gewesen und wir sind sehr dankbar, dass er und seine Frau im Frühjahr 2013 noch einmal in unserer Gemeinde zu Gast sein und über die Konzilszeit berichten konnten. Auch erfreuliche Nachrichten können eine traurige Seite haben. So freuen wir uns von ganzem Herzen, dass Papst Franziskus den römischen Weihbischof Matteo Zuppi, mit dem wir seit vielen Jahren in herzlicher Freundschaft verbunden sind, Ende Oktober 2015 zum neuen Erzbischof von Bologna ernannt hat. Das ist für Matteo Zuppi eine wunderbare Anerkennung seiner bisherigen Arbeit und für die Diözese Bologna eine großartige Nachricht, aber in Rom wird er uns fehlen. Wie in jedem Jahr haben wir das Gedenken an die Reformation wieder mit einem ökumenischen Gottesdienst gefeiert. Seit vielen Jahren verbinden unsere Gemeinde und die Deutsche Botschaft beim Heiligen Stuhl gute und enge Beziehungen. Durch den Amtsantritt 14


Gemeindeleben von Frau Botschafterin Schavan gestaltet sich das Verhältnis noch intensiver und in der sehr feinen und inhaltsreichen Predigt, die Frau Schavan am 1. November 2015 in der Christuskirche gehalten hat, sind diese Nähe und die Gemeinsamkeiten im Glauben in beeindruckender Weise zum Ausdruck gekommen. Zum Nachlesen haben wird die Predigt über die Seligpreisungen Jesu von Frau Botschafterin Schavan, die den Auftakt zu dem für unsere Gemeinde ökumenisch so reichen Monat November bildete, in diesem Gemeindebrief abgedruckt. Unmittelbar nach dem Papstbesuch ist die Vorbereitung des Gemeindebasars am 28. November 2015 auf Hochtouren angelaufen und es ist eine Freude zu erleben, wie viele Menschen diesen Basar durch ihr Engagement zu „ihrem“ Basar machen und wie viel Schwung, Begeisterung und Tatkraft in unserer Gemeinde ist. Und vom Basar aus richtet sich der Blick nach vorn auf den Beginn des neuen Kirchenjahres mit dem Familiengottesdienst zum 1. Advent und dem anschließenden Adventslieder-Singen mit Lorenzo Macrì und den dann folgenden vielen schönen Veranstaltungen in unserer Gemeinde. Ich freue mich auf die Begegnung mit Ihnen in unserer Gemeinde und wünsche Ihnen allen eine gesegnete und friedliche Advents- und Weihnachtszeit! In herzlicher Verbundenheit, Ihr Pfarrer Dr. Jens-Martin Kruse 15


Advent

„Ein etwas anderer Adventskalender“ Am Samstag vor dem 2. Adventssonntag kommen auf dem Wochenmarkt zwei Bekannte ins Gespräch: A: „Ich habe noch keinen Adventskranz. Jetzt weiß ich nicht, ob ich noch einen kaufen soll oder gleich einen Weihnachtsbaum. Ein Kranz, der halbwegs nach etwas aussieht, kostet fast gleich viel.“ B: „Ja, aber es ist doch noch nicht Weihnachten.“ A: „Aber praktisch ist ja schon die Weihnachtszeit. Es stehen ja schon überall die Weihnachtsbäume.“ B: „Ich findet das eigentlich schade. Irgendwie fehlt da die Spannung. Wir haben darum mit den Kindern angefangen, wieder bewusst Advent zu feiern.“ A: „Also mit Adventskalender und so?“ B: „Nicht nur, aber auch. Wir haben einen ganz speziellen Adventskalender entwickelt.“ A: „Nicht mit Schokolade und so?“ B: „Nee, hinter jedem Türchen steckt ein Zettel, und darauf steht eine kleine gute Tat, die das Kind tun soll: Zimmer aufräumen, ohne Murren schlafen gehen...“ A: „Da werden sich die Kleinen ja freuen.“ B: „Weißt du, was? Die haben uns am dritten Tag mit einem Gegenvorschlag überrascht. Da hatten sie auch einen Kalender gebastelt mit Aufgaben für uns. Da standen dann die gewünschten Süßigkeiten drin, aber auch Aufgaben für uns – vor allem mit ihnen spielen. Die freuen sich jeden Tag, wenn wir das Türchen aufmachen.“ A: „Du hast gesagt, ihr habt nicht nur einen Adventskalender. Was macht ihr sonst noch?“ B: „Du wirst dich wundern. Wir sind fromm geworden.“ 16


Advent A: „Fromm? Was heißt das denn?“ B: „Im Adventskalender gibt es jede Woche ein Türchen mit einen Zettel mit einem Wort aus der Bibel und dem Titel eines Adventsliedes. Das lesen wir und sprechen darüber und singen das Lied. Und dann dürfen alle noch etwas beten.“ A: „Oh! Und wie reagieren die Kinder?“ B: „Zuerst kam ihnen das komisch vor. Aber dann hatten wir ein Gespräch über unseren Glauben wie noch nie. Es war eine echte Herausforderung, und da kommt wahrscheinlich noch mehr.“ A: „Alle Achtung, ich glaube, ich könnte das nicht. Aber auf jeden Fall kaufe ich jetzt doch noch einen Adventskranz.“ B: „Also dann! Gesegneten Advent!“ Dr. Eduard Nagel

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Gemeindeleben

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Ökumene

Besuch von Papst Franziskus in der Christuskirche am 15. November 2015 Begrüßung – Pfarrer Dr. Kruse Heiliger Vater, im Namen der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Rom begrüße ich sie sehr herzlich in unserer Kirche. Mehr und besser als alle Worte bringen die freudigen, strahlenden Gesichter, in die Sie schauen, zum Ausdruck wie sehr Sie uns willkommen sind und wie sehr wir uns über Ihren Besuch freuen. Mit Ihrem Kommen setzen Sie die Besuche Ihrer verehrten Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. fort und wir danken Ihnen von ganzem Herzen für dieses hoffnungsfrohe Zeichen der Nähe und Verbundenheit! Möchten Sie sich hier zuhause fühlen! Da ist große Freude in uns heute. Zugleich aber sind unsere Gedanken auch in Paris und gilt unser ganzes Mitgefühl den Opfern der Terroranschläge und ihrer Angehörigen. Jesus sagt: „In der Welt habt ihr Angst“ und das stimmt. Doch Jesus fügt dann hinzu: „aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Joh 16,33). Darauf vertrauen wir. Und darum lassen wir uns von der Angst nicht lähmen und gehen unseren Weg gemeinsam weiter. Heiliger Vater, am Abend Ihrer Wahl haben Sie gesagt: „Und jetzt beginnen wir diesen Weg – Bischof und Volk -, den Weg der Kirche von Rom, die den Vorsitz in der Liebe führt gegenüber allen Kirchen; einen Weg der Brüderlichkeit, der Liebe und des gegenseitigen Vertrauens. Beten wir immer füreinander.“ Mit großer Zustimmung und Freude nehmen wir wahr, wie Sie als Bischof von Rom diesen Weg gehen und allen Menschen das Evangelium von Jesus Christus bezeugen.

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Ökumene In besonderer Weise hat uns Ihre Begegnung mit Patriarch Bartholomäus I. in Jerusalem berührt, weil sie zeigt, dass die Einheit der Christenheit da wächst, wo wir im Glauben an den einen Herrn Jesus Christus gemeinsam unterwegs sind. In Ihrer Predigt vor dem leeren Grab Jesu haben Sie gesagt: „Wir müssen glauben, dass ebenso, wie der Stein vom Grab weg gewälzt worden ist, auch alle Hindernisse ausgeräumt werden können, die der vollen Gemeinschaft zwischen uns noch im Weg stehen.“ In dieser Gewissheit unseres Glaubens wissen wir uns mit Ihnen zutiefst verbunden und wollen diesen Weg mit Ihnen gemeinsam weitergehen.

Entscheidend dafür ist, dass wir uns immer wieder an Jesus Christus ausrichten. In unserer Kirche wird uns dies buchstäblich vor Augen geführt. Wer zum Altar schaut, der richtet seinen Blick auf den Gekreuzigten und den Auferstandenen. Zwischen ihnen steht in deutscher Sprache die Grundbotschaft unseres Glaubens geschrieben: „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ (Hebräer 13,8). Wo wir uns an Jesus Christus orientieren und ihm 20


Ökumene folgen, da wird sich auch die Gemeinschaft zwischen unseren Kirchen vertiefen. Er ist es, der uns heute hier zusammengeführt hat, damit wir uns begegnen können. Wir schauen einander in die Augen. Wir reichen uns die Hände. Wir erzählen einander, wer wir sind und was uns bewegt. Wir beten füreinander. Wir hören gemeinsam auf das Evangelium und stehen zusammen vor Gott. Und erleben so: Wir sind im Glauben an den einen Herrn Jesus Christus schon vereint und gehören als Glieder an seinem Leib untrennbar zusammen. Im Kleinen zeigt sich, was im Ganzen gilt: Die Einheit ist keine ferne Zukunft. Wo wir dem Willen Jesu folgen, da erfahren wir die Einheit schon jetzt. So wie heute, wo wir die Nähe und Gemeinschaft, die Christus uns schenkt, mit großer Freude und Dankbarkeit im Herzen fühlen.

Das ist nicht nur ein schöner Augenblick. Das ist wahr und wirklich. Das bestimmt uns in unserem Kirchesein und das gibt uns Mut und Kraft, nicht stehen zu bleiben, sondern auf diesem Weg zur Einheit der Kirchen weiterzugehen. Denn solange es Menschen in unserer Gemeinde gibt, die in konfessionsverbindenden Familien leben, aber 21


Ökumene in ihrem Glaubensleben darunter zu leiden haben, dass die Kirchen eben noch nicht mehr Gemeinschaft erreicht haben, - solange diese notvolle Situation besteht, haben – nach meiner Überzeugung – die Kirchen die Pflicht, im Bemühen um mehr Einheit und Gemeinschaft nicht nachzulassen. Ihr Besuch ermutigt uns dazu. Er ist wie ein warmer Rückenwind, der uns Kraft für unseren Weg gibt. Wir wollen nun miteinander ins Gespräch kommen und dann gemeinsam Gottesdienst feiern. Der Dialog und das Gebet sind zwei wesentliche Dimensionen auf dem Weg zur sichtbaren Einheit der Christenheit. Dialog hat es mit der Begegnung zwischen Menschen zu tun. Und so freuen wir uns sehr, dass nun einige Menschen aus unserer Gemeinde Ihnen Fragen stellen dürfen und Sie darauf antworten werden. Dialog ist immer ein offenes Geschehen. Seine Ergebnisse stehen nicht vorher fest. Es kann sich in ihm etwas ereignen. Genau das wünsche ich uns allen, dass die heutige Begegnung uns verwandelt und wir gestärkt und fröhlich in unseren Alltag zurückkehren. Dialog ERSTE FRAGE: Ich heiße Julius. Ich bin neun Jahre alt, und ich nehme sehr gerne an den Kindergottesdiensten in dieser Gemeinde teil. Ich bin fasziniert von den Geschichten von Jesus, und mir gefällt auch, wie er sich verhält. Meine Frage ist: Was gefällt dir am meisten daran, Papst zu sein? PAPST FRANZISKUS: Die Antwort ist einfach. Was mir gefällt … Wenn ich dich frage, was dir vom Essen am meisten schmeckt, wirst du sagen die Torte, die Nachspeise. Oder nicht? Man muss aber alles essen. Das, was mir, ehrlich gesagt, gefällt, ist Pfarrer sein, Hirte sein. Ich mag nicht gern 22


Ökumene die Büroarbeiten machen. Diese Arbeiten gefallen mir nicht. Ich gebe nicht gern protokollarische Interviews – dieses hier ist nicht protokollarisch, sondern familiär –, aber ich muss sie machen. Was gefällt mir daher am meisten? Pfarrer sein. Eine Zeit lang, als ich Rektor der Theologischen Fakultät war, war ich Pfarrer der Pfarrei neben der Fakultät, und, weißt du, gerne lehrte ich die Kinder den Katechismus und feierte die Kindermesse am Sonntag. Es waren ungefähr 250 Kinder; es war schwer, dass sie alle ruhig blieben, wirklich schwer. Das Gespräch mit den Kindern … das mag ich. Du bist ein Junge, und vielleicht verstehst du mich. Ihr Kinder seid konkret, ihr macht keine leeren theoretischen Fragen: „Warum ist das so? Warum ….?“ Nun, ich bin gerne Pfarrer, und wenn ich Pfarrer bin, ist das, was mir am meisten gefällt, das mit den Kindern sein, mit ihnen zu sprechen, und man lernt viel, ja man lernt viel dabei. Ich bin gerne Papst im Stil eines Pfarrers. Der Dienst. Mir gefällt es, d.h. im Sinn dass ich mich dabei gut fühle, wenn ich die Kranken besuche, wenn ich mit Menschen spreche, die ein wenig verzweifelt, traurig sind. Ich liebe es sehr, das 23 23


Ökumene Gefängnis zu besuchen, aber nicht dass sie mich hinter Gitter bringen! Denn mit den Häftlingen zu sprechen … – du verstehst vielleicht, was ich dir sage – denn jedes Mal, wenn ich das Gefängnis betrete, frage ich mich: „Warum sie und nicht ich?“ Und dort spüre ich das Heil Jesu Christi, die Liebe Jesu Christi für mich. Denn er ist es, der mich gerettet hat. Ich bin nicht weniger Sünder als sie, aber der Herr hat mich an der Hand genommen. Auch das spüre ich. Und wenn ich ins Gefängnis gehe, bin ich glücklich. Papst sein heißt Bischof sein, Pfarrer sein, Hirte sein. Wenn ein Papst nicht Bischof ist, wenn ein Papst nicht Pfarrer ist, nicht Hirte ist, dann mag er ein sehr intelligenter Mensch sein, sehr wichtig sein, großen Einfluss in der Gesellschaft haben, aber ich denke – so denke ich! –, in seinem Herzen ist er nicht glücklich. Ich weiß nicht, ob ich beantwortet habe, was du wissen wolltest.

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Ökumene ZWEITE FRAGE: Ich heiße Anke de Bernardinis, und wie viele Menschen unserer Gemeinde bin ich mit einem Italiener verheiratet, einem römischkatholischen Christen. Seit vielen Jahren leben wir glücklich miteinander und teilen Freud und Leid. Daher schmerzt es uns sehr, dass wir im Glauben getrennt sind und am Abendmahl des Herrn nicht gemeinsam teilnehmen können. Was können wir tun, um endlich die Gemeinschaft in diesem Punkt zu erlangen? PAPST FRANZISKUS: Danke, Frau de Bernardinis. Auf die Frage über das gemeinsame Abendmahl des Herrn zu antworten, ist nicht einfach für mich, vor allem vor einem Theologen wie Kardinal Kasper. Da „fürchte“ ich mich! Ich denke: Der Herr hat uns gesagt, als er diesen Auftrag gab: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Und wenn wir das Abendmahl des Herrn teilen, erinnern wir daran und ahmen wir nach, tun wir das Gleiche, was Jesus der Herr getan hat. Und das Mahl des Herrn wird es geben, das Hochzeitsmahl am Ende wird es geben, aber dieses wird das letzte sein. Unterwegs hingegen, frage ich mich – und ich weiß nicht, wie antworten, aber ich mache mir Ihre Frage zu Eigen – da frage ich mich: das Abendmahl des Herrn zu teilen ist das Ende eines Weges oder die Stärkung auf dem Weg, um gemeinsam voranzuschreiten? Ich überlasse die Frage den Theologen, denen, die es verstehen. Es stimmt, dass in einem gewissen Sinn teilen heißt, dass keine Unterschiede zwischen uns bestehen, dass wir die gleiche Lehre haben – ich unterstreiche das Wort, ein schwer zu verstehendes Wort –, doch frage ich mich: Aber haben wir nicht die gleiche Taufe? 25


Ökumene Und wenn wir die gleiche Taufe haben, müssen wir gemeinsam gehen. Sie sind ein Zeugnis eines auch tiefgründigen Weges, da es ein ehelicher Weg ist, ein Weg eben von Familie, menschlicher Liebe und geteiltem Glauben. Wir haben die gleiche Taufe. Wenn Sie sich als Sünderin fühlen – auch ich fühle mich sehr als Sünder –, wenn Ihr Gatte sich als Sünder fühlt, dann gehen Sie vor den Herrn und bitten um Vergebung; Ihr Gatte tut das Gleiche und geht zum Priester und bittet um die Lossprechung. Es sind Heilmittel, um die Taufe lebendig zu erhalten. Wenn Sie gemeinsam beten, dann wächst diese Taufe, wird sie stärker. Wenn Sie Ihre Kinder lehren, wer Jesus ist, warum Jesus gekommen ist, was Jesus uns getan hat, so tun Sie das Gleiche, mit lutherischer wie auch mit katholischer Sprache, doch ist es das Gleiche. Die Frage: „Und das Abendmahl?“ Es gibt Fragen, auf die man – nur wenn man ehrlich zu sich selbst ist und mit den wenigen theologischen „Lichtern“, die ich habe – ebenso antworten muss, Sie sehen es. „Das ist mein Leib, das ist mein Blut“, hat der Herr gesagt, „tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Und das ist eine Stärkung auf dem Weg, die uns voranzuschreiten hilft. Ich pflegte eine große Freundschaft mit einem Bischof der Episkopalkirche, 48 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, der diese große Unruhe hatte: die Frau katholisch, die Kinder katholisch, er Bischof. Sonntags begleitete er seine Frau und seine Kinder zur Messe, und dann ging er den Gottesdienst in seiner Gemeinde feiern. Es war ein Schritt der Teilnahme am Abendmahl des Herrn. Dann ging er weiter, der Herr hat ihn gerufen, einen gerechten Mann. Auf Ihre Frage antworte ich nur mit einer Frage: Wie kann ich es mit meinem Mann machen, damit das Abendmahl des Herrn mich auf 26


Ökumene meinem Weg begleitet? Es ist ein Problem, auf das jeder antworten muss. Ein befreundeter Pastor sagte mir jedoch: „Wir glauben, dass hier der Herr gegenwärtig ist“. Er ist gegenwärtig. Ihr glaubt, dass der Herr gegenwärtig ist. Was ist der Unterschied?“ – „Nun, es sind die Erklärungen, die Deutungen …“ Das Leben ist größer als Erklärungen und Deutungen. Nehmt immer auf die Taufe Bezug: „Ein Glaube, eine Taufe, ein Herr“, sagt uns Paulus, und von daher zieht die Schlussfolgerungen. Ich werde nie wagen, Erlaubnis zu geben, dies zu tun, denn es ist nicht meine Kompetenz. Eine Taufe, ein Herr, ein Glaube. Sprecht mit dem Herrn und geht voran. Ich wage nicht mehr zu sagen.

DRITTE FRAGE: Ich heiße Gertrud Wiedmer und komme aus der Schweiz. Ich bin die Kassenverwalterin unserer Gemeinde und engagiere mich sehr in unserem Projekt für die Flüchtlinge. Es trägt den Namen „Teddybär“ und damit unterstützen wir zirka 80 junge Mütter mit ihren kleinen 27


Ökumene Kindern, die aus Nordafrika nach Rom gekommen sind. Wir sehen das Elend. Wir versuchen, Hilfestellung zu leisten. Doch wissen wir auch, dass unsere Möglichkeiten ein Ende haben. Was können wir als Christen tun, damit die Menschen nicht resignieren oder nicht neue Mauern errichten? PAPST FRANZISKUS: Sie als Schweizerin, als Kassenverwalterin haben alle Macht in Ihrer Hand! Ein Dienst … Das Elend … Sie haben dieses Wort gesagt: Elend. Es fallen mir zwei Dinge zu sagen ein. Erstens, die Mauern. Der Mensch ist vom ersten Augenblick an – wenn wir die Schrift lesen – ein großer Erbauer von Mauern, die von Gott trennen. Auf den ersten Seiten der Genesis sehen wir das. Und hinter den menschlichen Mauern steckt viel Fantasie, die Fantasie, wie Gott zu werden. Für mich ist der Mythos, um es mit den Fachausdrücken zu sagen, oder die Erzählung vom Turmbau zu Babel genau die Haltung der Männer und Frauen, die Mauern errichten, denn eine Mauer zu errichten heißt: „Wir sind die Mächtigen, ihr seid draußen.“ Aber in diesem „Wir sind die Mächtigen und ihr seid draußen“ liegt der Hochmut der Macht und die Haltung, die auf den ersten Seiten der Genesis vorgeschlagen wird: „Ihr werdet wie Gott“ (Gen 3,5). Eine Mauer zu bauen, um auszuschließen, geht in diese Richtung. Die Versuchung: „Wenn ihr von dieser Frucht esst, werdet ihr wie Gott.“ Bezüglich des Turmbaus zu Babel – vielleicht habt ihr mich das schon sagen hören, da ich es wiederhole, aber es ist sehr anschaulich – gibt es einen Midrasch, der um 1200, zur Zeit von Thomas von Aquin, vom Maimonides, mehr oder weniger zu dieser Zeit von einem jüdischen Rabbiner geschrieben wurde, der den Seinen in der Synagoge den Turmbau zu Babel erklärte, wo sich die Macht des Menschen spüren ließ. Es war sehr schwierig, sehr kostspielig, denn man musste Lehm machen, und nicht immer war Wasser in der Nähe, Stroh suchen, die Masse anmachen und dann zuschneiden, die Ziegel trocknen, 28


Ökumene trocknen lassen, sie dann im Ofen brennen, und am Ende stieg man hinauf und die Arbeiter nahmen sie … Wenn einer dieser Ziegel hinunterfiel, war es eine Katastrophe, den sie waren ein Vermögen, sie waren teuer, sie kosteten. Wenn hingegen ein Arbeiter hinunterfiel, passierte nichts! Die Mauer schließt immer aus, sie bevorzugt die Macht – in diesem Fall die Macht des Geldes, da der Ziegel kostete oder der Turm, der bis in den Himmel reichen wollte – und so schließt die Mauer immer die Menschheit aus. Die Mauer ist das Denkmal für den Ausschluss. Wie oft werden auch in uns, in unserem inneren Leben, der Reichtum, die Eitelkeit, der Stolz eine Mauer vor dem Herrn und entfernen uns vom Herrn. Mauern bauen. Das Wort, das mir jetzt einfällt, ein wenig spontan, ist jenes von Jesus: Was tun, um keine Mauern zu bauen? Dienst. Übernehmt die Rolle des Letzten. Wasche die Füße. Er hat dir das Beispiel gegeben. Dienst an den anderen, Dienst an den Brüdern, an den Schwestern, Dienst an den am meisten Bedürftigen. Mit diesem Werk der Unterstützung von 80 jungen Müttern baut ihr keine Mauern, sondern dient ihr. Der menschliche Egoismus möchte sich verteidigen; die eigene Macht verteidigen, den eigenen Egoismus verteidigen, aber durch dieses Verteidigen entfernt man sich von der Quelle des wahren Reichtums. Am Ende sind die Mauern gleichsam ein Selbstmord, sie schließen dich ein. Und heute sehen wir es, das Drama... Mein Bruder Pastor hat heute Paris benannt: verschlossene Herzen. Es ist eine hässliche Sache, ein verschlossenes Herz zu haben. Auch der Name des Herrn wird gebraucht, um die Herzen zu verschließen.

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Ökumene Sie haben mich gefragt: „Wir versuchen, Hilfe zu bieten. Doch wissen wir auch, dass unsere Möglichkeiten ein Ende haben. Was können wir als Christen tun, damit die Menschen nicht resignieren oder nicht neue Mauern errichten?“ Klar reden, beten – das Gebet ist nämlich stark – und dienen, ja, und dienen. Eines Tages wurde Mutter Teresa von Kalkutta gefragt: „Aber all diese Mühe, die Sie tun, nur um diese Menschen, die drei, vier Tage vor ihrem Tod stehen, in Würde sterben zu lassen, was ist das?“ Es ist ein Tropfen Wasser im Meer, aber danach ist das Meer nicht mehr das gleiche. Durch das Dienen stürzen immer die Mauern von allein ein; doch unser Egoismus, unser Wunsch nach Macht sucht sie zu errichten. Ich weiß es nicht, das kommt mir in den Sinn zu sagen. Danke.

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Ökumene

Predigt von Papst Franziskus über Matthäus 25,31-46: Jesus hat während seines Lebens so oft eine Wahl getroffen. Das, was wir heute gehört haben, wird die letzte dieser Entscheidungen sein. Jesus hat viele Male eine Wahl getroffen: Die ersten Jünger hat er ausgewählt; die Kranken, die er heilte; die Menschenmenge, die ihm folgte … – sie folgte ihm, um ihn zu hören, weil er wie einer sprach, der Vollmacht hat, nicht wie ihre Schriftgelehrten, die sich aufplusterten. Wir können ja nachlesen, wer diese Leute waren: zwei Kapitel zuvor, im 23. Kapitel des Matthäusevangeliums. Nein – an ihm sahen sie, dass er echt war; und das Volk folgte ihm. Jesus traf seine Auswahl stets mit Liebe, ebenso wie er das bei seinen Zurechtweisungen tat. Wenn die Jünger in ihren Methoden einen Fehler gemacht hatten: „Sollen wir Feuer vom Himmel fallen lassen? …“ – „Ihr wisst nicht, was für ein Geist aus euch spricht“ (vgl. Lk 9,54f). Oder als die Mutter von Jakobus und Johannes zum Herrn ging, um ihn zu fragen: „Herr, ich will dich um den Gefallen bitten, dass meine beiden Söhne in deinem Reich rechts und links neben dir sitzen dürfen …“ (vgl. Mt 20,21). Jesus korrigierte diese Dinge: Immer leitete er, begleitete er. Aber auch nach der Auferstehung rührt es das Herz, Jesus zu erleben, wie er die richtigen Momente wählt, die Menschen auswählt und sie nicht erschreckt. Denken wir an die Wanderung nach Emmaus, wie er [die beiden Jünger] begleitete. Sie sollten nach Jerusalem gehen, aber sie sind vor Angst aus Jerusalem geflohen. Und er geht mit ihnen, er begleitet sie. Und dann gibt er sich zu erkennen und gewinnt sie zurück. Das ist eine Wahl Jesu. Und dann die große Wahl, die mich

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Ökumene immer bewegt, als er das Hochzeitsmahl des Sohnes vorbereitet und sagt: „Geht schnell an die Straßenkreuzungen und holt die Blinden, die Tauben und die Lahmen herbei …“ (vgl. Mt 22, 9; Lk 14,21). Die Guten und die Bösen! Jesus trifft immer eine Wahl. Und dann die Wahl des verlorenen Schafs. Er macht keine Finanzkalkulation: „Davon habe ich 99, ich habe einen Verlust von einer…“ Nein. Doch seine letzte Auswahl wird jene endgültige sein. Und welche Fragen wird er an jenem Tag stellen? „Bist du zur Messe gekommen? Hast du eine gute Katechese gemacht?“. Nein, die Fragen werden von den Armen handeln; denn die Armut steht im Zentrum des Evangeliums. Er, der reich war, ist arm geworden, um uns mit seiner Armut reich zu machen. Er hielt nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich. Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz (vgl. Phil 2,6-8). Es ist die Wahl des Dienstes. Jesus ist Gott? Das ist wahr. Er ist der Herr. Das ist wahr. Aber er ist der Diener, diese Wahl trifft er.

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Ökumene Und du? Hast du dein Leben für dich selbst benutzt oder, um zu dienen? Um dich vor den anderen durch Mauern zu verteidigen oder um sie mit Liebe anzunehmen? Das wird die letzte Entscheidung Jesu sein. Diese Seite des Evangeliums sagt uns so viel über den Herrn! Nun kann ich mir die Frage stellen: Wir, Lutheraner und Katholiken, auf welcher Seite werden wir stehen, rechts oder links? Es gab schlimme Zeiten zwischen uns … Denkt an die Verfolgungen … unter uns! Mit der gleichen Taufe! Denkt an die vielen Menschen, die bei lebendigem Leib verbrannt wurden. Wir müssen einander um Verzeihung bitten für diesen Skandal der Teilung, weil wir alle, Lutheraner und Katholiken, unter diese Wahl fallen – nicht unter andere – diese Wahl des Dienstes, wie er es uns vorgelebt hat: als Diener, als Knecht des Herrn. Mir gefällt es – und hiermit will ich schließen –, wenn ich den Herrn als Diener, der dient, betrachte, dann gefällt es mir, ihn zu bitten, dass er der Diener der Einheit sei, der uns helfe, gemeinsam voranzuschreiten. Heute haben wir gemeinsam gebetet. Gemeinsam beten, gemeinsam für die Armen und für die Bedürftigen arbeiten; sich gegenseitig lieben, mit der wahren Liebe von Geschwistern. „Aber, Pater, wir sind doch verschieden, weil unsere Dogmatikbücher eine Sache sagen und eure eine andere“. Ein großes Mitglied von euch hat einmal davon gesprochen, dass es Zeit sei für die versöhnte Verschiedenheit. Bitten wir heute um diese Gnade, die Gnade dieser versöhnten Verschiedenheit im Herrn, also im Knecht Jahwes, jenes Gottes, der zu uns gekommen ist, nicht um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen (vgl. Mk 10,42). Ich danke euch sehr für diese brüderliche Gastfreundschaft. Danke. 33


Ökumene

Stimmen zum Besuch von Papst Franziskus

„Dieser Tag war ein herausragender Höhepunkt im Gemeindeleben....“ (N. Bewerunge) „...l'incontro e la preghiera con il papa è stato nuovo nel suo genere, si potrebbe dire che è stata una lezione su cosa è importante fra cristiani di varie tradizioni: dialogo, ascolto profondo, fiducia reciproca, risposte sincere nella verità, pregare insieme ascoltando il Vangelo.“ (H. Vesper) „...der Besuch von Papst Franziskus in der evangelischen Gemeinde war ein Besuch auf Augenhöhe. Fast schien es, als träten zwei Gemeindepfarrer vor eine hoffnungsfrohe Gemeinde. Die herzliche Begegnung zwischen Pastor und Pontifex markiert einen großen Schritt auf dem gemeinsamen ökumenischen Weg. Der Lutheraner sprach den Papst mit Heiliger Vater an, der antwortete mit mein 34


Ökumene lieber Bruder, Pastor. Das war mehr als ein Austausch von Höflichkeiten.“ (F. Breitmeier) „Das war der bisher schönste Tag in meiner römischen Zeit!“ (A. Schavan) „It was refreshing to see his emphasis on approaching complex matters with the heart of a pastor, and calling both Lutherans and Catholics to put service to the poor at the center. In joint service, the servant Christ will manifest himself as the center of unity. That's the promise“ (M. Junge) „Papst Franziskus hat die lutherisch-katholische Ökumene einen wichtigen Schritt vorangetrieben.“ (J. Bremer) „Der Nachmittag wird sicher noch für viel Gesprächsstoff sorgen. Denn Dogmatiker und auch Kirchenrechtler dürften sicherlich etwas Bauchschmerzen haben bei den Worten des Papstes. Für die Ökumene war die Begegnung sicherlich ein Gewinn.“ (J. Erbacher) „Nach dem Besuch von Papst Franziskus in der evangelischlutherischen Gemeinde Roms..., bei dem er ein konfessionsverschiedenes Ehepaar ansprach und der Gemeinde einen Abendmahls-Kelch schenkte, ist klar, dass die so oft geäußerte Einschätzung, die klassische Ökumene, also die Einheit mit den Kirchen der Reformation, sei nicht so sehr das Anliegen von Papst Franziskus, falsch ist.“ (B. Hagenkord) „E' stata una bellissima esperienza da tutti i punti di vista. Non la dimenticherò!“ (V. Bertalot)

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Ökumene

„Er (Papst Franziskus) hat ja gesagt, dass er keine generelle Zulassung erteilen kann. Das ist auch korrekt, theologisch müssen wir da weiter überlegen, um Lösungen zu finden. Aber dem Papst liegen ja vor allem die Einzelnen am Herzen, die Seelsorge. Da gibt es Ratschläge, wie Einzelne ihr Glaubensleben gestalten können, auch im Blick auf ein gemeinsames Abendmahl.“ (Bischof G. Feige) „Viel wurde in diesem Jahr spekuliert über eine Deutschlandreise des Papstes... Noch gibt es keine konkreten Pläne dafür. Doch beim Besuch der deutschen evangelischen Gemeinde in Rom hat man davon einen Vorgeschmack bekommen und es schmeckt nach Revolution.“ (T. Kleinjung)

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Ökumene

Predigt von Frau Botschafterin Annette Schavan in der Christuskirche am 1. November 2015 “Das Gesetz des Glaubens: ein Ruf in die Freiheit” Die Schrifttexte des Tages (Matthäus 5,2-11 und Römer 3,21-28) führen uns in das Zentrum der Lehre Jesu. Sie handeln vom Gesetz des Glaubens. Paulus schreibt den Römern, dass alleine „durch den Glauben“ der Mensch gerecht werde. Die Gebote zu halten, gerechte Werke zu tun und sich ihrer zu rühmen – das ist nicht gemeint. Gemeint ist, woran wir uns gebunden fühlen und wovon wir uns provozieren lassen. Die Bergpredigt ist so ein Text, der uns provoziert. Sie gilt als das Grundgesetz unseres Glaubens. Die Seligpreisungen sind gleichsam die Ouvertüre der Bergpredigt. Karl Barth hat sie genannt: „Das Paradox, das den geläufigen Schätzungen von Wohlsein und Glück in einem Winkel von 180 Grad gegenüber steht.“ Selig, die geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich. – Damit beginnt der Text der Seligpreisungen. Im Alten Testament waren die Armen zunächst wenig geachtet. Besitz und Reichtum galten als Zeichen für Gottes Segen. Diese Sichtweise ändert sich im babylonischen Exil und mit der Verheißung, er werde gesandt, „um den Armen Frohe Botschaft zu bringen“.

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Ökumene Was ist gemeint? Der Arme rühmt sich seiner Armut nicht, er deutet sie ebenso wenig als Konsequenz einer Vernachlässigung durch Gott. Er ist nicht arm, weil Gott sich nicht kümmert. Er deutet sein Leben als Freiheit von landläufig und vordergründig verstandenem Wohlsein durch irdischen Besitz. Die Hoffnung ist sein größter Besitz. Er weiß, dass nicht der stark vor Gott ist, der ihn nicht braucht und die Sache mit Gott selbst in die Hand nimmt. Die „geistliche Seite“ seiner Armut ist seine geringe Stellung in der Gesellschaft, die er überträgt auf sein Verhältnis zu Gott. So, wie Martin Luther auf dem Sterbebett gesagt hat: „Wir sind Bettler!“ Das will auch heißen: Wir widerstehen der Anmaßung, die aus irdischem Erfolgen und Bilanzen erwächst. Irdischer Erfolg betrifft nicht allein den materiellen Besitz. Von der Armut im Geiste spricht wohl auch deshalb der Text. Sie meint keinen Mangel an intellektuellen Fähigkeiten. Sie betrifft unsere Haltung, unser Selbstverständnis und eben die Frage, woran wir uns binden und worum wir uns sorgen. Jenseits von materiellem Reichtum werden jene selig genannt, die eine innere Haltung der Gelassenheit und Unabhängigkeit von irdischen Leistungen und Erfolgen einnehmen. Daraus entsteht die Freiheit zu jener Beziehung, die Gott uns eröffnet. Er ist es, der auf uns zukommt. Er ist es, der uns neues Leben schenkt, wenn wir uns frei machen vom alten Leben und von den Kategorien irdischer Glückseligkeit. Dietrich Bonhoeffer sagt über die geistlich Armen: „Sie haben nur ihn. Ja, und mit ihm haben Sie in der Welt nichts, gar nichts, aber alles, alles bei Gott.“ Eine solche Haltung steht quer zu einem Selbstverständnis, das glaubt, aus menschlicher Kraft das Himmelreich erreichen zu können oder gar schaffen zu sollen. Nie sind Katastrophen größer gewesen als dann, wenn Menschen glaubten, das Himmelreich auf Erden schaffen zu können. Diese Seligpreisung ist also auch eine Warnung. Martin Luther formuliert es im kleinen Katechismus so: „Wir sollen Menschen sein und nicht Gott. Das ist die Summe.“ 38


Ökumene Am Beginn der Bergpredigt als dem Grundgesetz unseres Glaubens steht die Aufforderung, uns von den eigenen Erfolgen zu lösen und von der Anmaßung, die aus irdischem Wohlsein erwächst. Das Gesetz des Glaubens konstituiert ein Selbstverständnis der Christen, die sich nicht über ihre Leistungen, vielmehr aus ihrer Beziehung und Bindung an Gott verstehen und von daher seine Grenzen kennen.

Fünfmal habe ich in meinem Leben einen Amtseid geschworen und dabei gesagt: „…so wahr mir Gott helfe.“ Das hat mir jedes Mal vor Augen geführt, dass ich es eben nicht aus eigener Kraft schaffe. Es hat mir deutlich gemacht, dass ich auf seine Hilfe angewiesen bin. Auch in der Politik entscheidet sich viel an der Frage, woraus ich lebe, woran ich mich binde und worum ich mich sorge. Diese Erfahrung steht nicht quer zum Leben. Sie ist eine Lebenserfahrung, auch und gerade im öffentlichen Leben.

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Ökumene Dieses Gesetz des Glaubens, das Jesus die Menschen lehrte und uns heute ansprechen soll, ist ein Ruf in die Freiheit. Es ist gleichsam ein reformatorischer Impuls. Er schiebt das Gesetz nicht beiseite. Das wird an späterer Stelle in der Bergpredigt deutlich. Es geht um den Geist des Gesetzes. Im Judentum konnte die Prophetie so stark werden, weil es immer wieder darum ging, auf den Geist zu hören. Davon sind auch geistliche Aufbrüche in den zweitausend Jahren der Geschichte des Christentums geprägt. Unsere Taten sind nicht unsere Taten sondern Ergebnis jener Sorge, die Gott dem Menschen gegenüber zeigt. Er hat uns auf den Menschen verpflichtet. Ohne ihn sind wir geneigt, uns ständig mit uns selbst und unseren Erfolgen zu beschäftigen. Ohne ihn arbeiten wir nur an unserer eigenen Leistungsbilanz. Ohne ihn glauben wir dann irgendwann, dass die Bilanz unserer Werke zählt. Paulus aber schreibt, es zählt allein der Glaube. Es zählt unsere Antwort auf die Frage, woran wir uns gebunden fühlen und worauf wir setzen. Die geistliche Armut schenkt Freiheit und lässt neue Kräfte entstehen. Das ist konstitutiv für das Menschenbild von Juden und Christen. Die Frage der Bindung betrifft ein Handeln, das wir verantworten können – jenseits der Frage, ob wir im Verständnis der Welt damit erfolgreich sind. Von dem Theologen Johann Baptist Metz stammt die Feststellung: „Wir werden uns um des Evangeliums und der Welt willen nicht mehr lange unsere halbseitig gelähmten Christentümer leisten können.“ Wenn wir uns wirklich sorgen um die Heillosigkeit in unserer Welt, um Not und Armut, um Verfolgung und Flucht von Millionen Menschen und davon überzeugt sind, dass sich niemand so sehr sorgt wie Gott sich um seine Welt sorgt, dann ist das unsere Sorge, die aus unserem gemeinsamen Fundament als Christen erwächst. Dann spüren wir, wie sehr die Solidarität der Christen heute auch ein reformatorischer Impuls für die Solidarität der Menschheit sein kann.

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Ökumene Papst Johannes XXIII hat gesagt: „Das, was uns verbindet, ist viel stärker als das, was uns trennt.“ Wenn uns im Glauben und in der Sorge viel mehr verbindet als uns trennt, dann müssen wir auch aus dieser Quelle der Gemeinsamkeit zur Gemeinschaft finden können. Das stärkt unsere Glaubwürdigkeit und die Überzeugungskraft des Christentums. Das lässt die Stimme der Christen in unserer Zeit klarer werden und vielleicht auch entschlossener - wenn wir von Gott sprechen, der uns auf den Menschen verpflichtet hat und darauf, ihre Sorgen und Nöte, ihre Trauer und Armut zu teilen. Uns verbindet das Gesetz des Glaubens, das Jesus uns in der Bergpredigt lehrt. Das ist eine starke Quelle. Sie kann uns helfen, das, was uns unterscheidet nicht als Trennung, sondern als den Ausdruck einer Vielfalt in der Einheit begreifen zu lernen; sie zu begreifen, damit die Stimme des Christentums neue Kraft und Ausstrahlung erhält. Papst Franziskus hat bei seinem Besuch in Caserta von der „versöhnten Verschiedenheit“ gesprochen und uns damit ermutigt, Vielfalt in der Einheit zu leben. Vielleicht werden wir in Zukunft öfter gefragt, woran wir uns binden und worum wir uns sorgen – von den Menschen, die aus anderen Regionen der Welt zu uns nach Europa kommen, die vor Gewalt und Terror fliehen mussten, die um Leib und Leben bedroht wurden. Für sie ist Europa der Kontinent der Freiheit und Toleranz. Sie werden uns fragen, woran wir glauben und was uns heilig ist. Sie setzen vor allem darauf, dass unser Glaube, unsere Sorge und unsere Werte sich jetzt bewähren und sie sich auf uns verlassen können. „Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ Botschafterin Annette Schavan

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Gottesdienste

Gottesdienste und Musik in der Christuskirche Abkürzungen: P = Pfarrer, PK = Prädikant (KiGo = Kindergottesdienst, I = Gottesdienst in italienischer Sprache)

6. Dezember 2. Advent 13. Dezember 3. Advent

20. Dezember 4. Advent 24. Dezember Heiligabend

10.00 Uhr Predigtgottesdienst

P. Dr. Kruse

10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst (KiGo)

P. Dr. Kruse P. Dr. Kruse

16.30 Uhr Concerto e Culto con Santa Cena in lingua italiana (I) 10.00 Uhr Familiengottesdienst mit Adventsliedern und dem Schmücken des Weihnachtsbaumes 15.30 Uhr Christvesper mit Krippenspiel 17.00 Uhr Christvesper

25. Dezember Weihnachtsfest 27. Dezember 1. Son. n. Weihnachten 31. Dezember Altjahresabend 3. Januar 2016 2. Son. n. Weihnachten 10. Januar 1. Sonntag nach Epiphanias

23.00 Uhr Christmette (I) 10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst

P. Dr. Kruse P. Dr. Kruse P. Dr. Kruse P. Dr. Kruse

10.00 Uhr Predigtgottesdienst

P. Dr. Kruse

18.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst zum Jahresabschluss 10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst

P. Dr. Kruse P. Dr. Kruse

10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst Lit.: P. Dr. Kruse Predigt: (KiGo) Professor Schröter 16.30 Uhr Concerto e Culto con Santa Cena in lingua italiana (I)

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P. Dr. Kruse

P. Dr. Kruse


Gottesdienste 17. Januar Letzter Sonntag nach Epiphanias

10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst

P. Dr. Kruse

18.30 Uhr Ökumenische Vesper im Collegium Germanicum

Predigt: Rektor Brandmeyer

21. Januar 2016

18.30 Uhr Veglia Ecumenica Diocesana presso la Basilica minore Sacro Cuore di Cristo Re, Viale Mazzini

Predigt: P. Dr. Kruse

24. Januar Septuagesimae

10.00 Uhr Predigtgottesdienst

P. Dr. Kruse

25. Januar 2016

P. Dr. Kruse

Einheitswoche

17.30 Uhr Ökumenische Vesper in der Basilica San Paolo fuori le Mura zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen

31. Januar Sexagesimae

10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst (KiGo)

P. Dr. Kruse Predigt: Privatdozent Dr. Martin Vahrenhorst (Saarbrücken)

7. Febr. 2016

10.00 Uhr Predigtgottesdienst

P. Dr. Kruse

14. Febr. 2016

10.00 Uhr Predigtgottesdienst

Invokavit

16.30 Uhr Concerto e Culto con Santa Cena in lingua italiana (I)

PK Anna Belli PK Anna Belli

21. Febr. 2016

10.00 Uhr Predigtgottesdienst

Einheitswoche

Estomihi

Reminiscere 28. Febr. 2016 Okuli

10.00 Uhr Abendmahlsgottesdienst mit Chor-Workshop unter Leitung von H.H. Grube (KiGo)

PK Stefan Schneck P. Dr. Kruse

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Kinder und Jugend

Wir treffen uns in der Regel einmal im Monat, sonntags um 10.00 Uhr in der Kirche. Nach dem ersten Lied ziehen die Kinder zum Kindergottesdienst in den Gemeindesaal. Wir singen, beten, spielen zusammen. Das KiGo-Team bereitet ein Thema oder eine Geschichte vor, um die es geht. Lasst Euch überraschen!

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Eingeladen!

Die nächsten Termine sind: 29. November

10.00 Uhr Familiengottesdienst zum 1. Advent

13. Dezember

10.00 Uhr 1. Krippenspielprobe

20. Dezember

10.00 Uhr Familiengottesdienst mit Adventsliedern und Schmücken des Weihnachtsbaumes; anschließend 2. Krippenspielprobe in der Kirche

23. Dezember

10.30 Uhr Generalprobe des Krippenspiels

24. Dezember

15.30 Uhr Christvesper mit Krippenspiel

17. Januar

10.00 Uhr Kindergottesdienst

7. Februar

10.00 Uhr Kindergottesdienst

28. Februar

10.00 Uhr Kindergottesdienst

Wir freuen uns auf Euch! 44

Euer Kindergottesdienstteam


Kinderseite

Auweia! Dem Schneemann wurde über Nacht seine wunderschöne rote Mohrrübennase geklaut. Die fünf Verdächtigen streiten es natürlich allesamt ab. Aber die Spuren im Schnee verraten, wer der Rübendieb ist. Findest du es heraus?

Das Fest des heiligen Nikolaus Am 6. Dezember feiern wir das Fest des heiligen Nikolaus. Er war Bischof in der Stadt Myra (das liegt heute in der Türkei). Nikolaus hat versucht, wie Jesus zu leben. Er teilte, schenkte gerne her und liebte die Kinder ganz besonders. So schenken am Vorabend seines Festes Erwachsene für Nikolaus Kindern Nüsse, Obst und Schokolade. Sie erinnern an den Freund von Jesus. Quelle: Kath. Kinderzeitschrift Regenbogen, www.kinder-regenbogen.at, In Pfarrbriefservice.de

Christian Badel, in Pfarrbriefservice.de

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Advent

Hausgebet im Advent Kreuzeszeichen V: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. A: Amen. Gebet V: Gütiger Gott, voll Freude erwarten wir das Fest der G e b u r t Jesu, deines Sohnes: Er macht hell, was in unseren Herzen dunkel ist. Er kann trösten, wo wir traurig sind. Lass uns spüren, dass er uns nahe ist. Gib uns die Kraft, selbst aufzubrechen und ihm entgegenzugehen, Christus, unserem Bruder und Herrn. A: Amen.

Schriftlesung V: Aus dem Brief des Apostel Paulus an die Philipper. Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

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Advent Fürbitten V: Der Herr ist uns nahe, er hört unsere Bitten. Zu ihm lasst uns rufen: Komm, Herr, und erlöse uns. A: Komm, Herr, und erlöse uns. V: Hilf dem Volk Gottes, mit Freude von deiner Ankunft Zeugnis zu geben, und so für dich in dieser Zeit die Wege zu bereiten: A: Komm, Herr, und erlöse uns. V: Führe alle suchenden Menschen und lass dich finden in der Gemeinschaft der Glaubenden: Schenke allen, die dich nicht kennen, die froh machende Erfahrung deiner Menschenfreundlichkeit und Güte! Mache uns wachsam für dein Wort und gib uns den Mut zur Umkehr! Erfülle unsere Hoffnung und lass uns mit unseren Verstorbenen deine Herrlichkeit schauen, wenn du am Ende der Zeit wiederkommst. Vaterunser V: Alle unsere Anliegen nehmen wir mit hinein in das Gebet, das Jesus uns zu beten gelehrt hat. A: Vater unser im Himmel... Segensbitte V: Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil und führe zum ewigen Leben. A. Amen. (in: Gotteslob, Nr. 25)

uns

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Advent

2. Advent - „Folge dem Stern“ Folge dem Stern, auch wenn Du ihn manchmal aus dem Auge verlierst Folge dem Stern, auch wenn andere Wege viel leichter erscheinen Folge dem Stern, auch wenn Du die Hoffnung schon manchmal aufgeben wolltest Folge dem Stern, auch wenn die grellen Lichter und schrillen Töne ihn verdrängen Folge dem Stern, der Dir leuchtet in allem Dunkel und durch alles Dunkel Folge dem Stern, weil er Dich führt zum Kind in der Krippe, damit Du in allem das findest, was Dir zum wahren Leben dient. Karl Rahner

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Gottesdienste

Unter dem Stern - Adventsandachten im Gemeindehaus Wieder wollen wir die Adventszeit in unserer Kirchengemeinde ganz bewusst begehen und erleben. Den Weg durch diese Zeit weist uns der Stern, ein Herrnhuter Stern, unter dem wir uns an jedem Mittwoch in der Adventszeit (2.12., 9.12., 16.12., 23.12.) um 18.00 Uhr im Gemeindehaus versammeln wollen, um dort fĂźr ein paar Minuten innezuhalten, einen kurzen Text oder ein Gedicht zum Advent zu hĂśren, gemeinsam ein Lied zu singen, ein Gebet zu sprechen und uns auf Weihnachten zu freuen. Pfarrer Dr. Kruse

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Veranstaltungen

Matinee-Konzerte am 6. Dezember 2015 und am 31. Januar 2016 Im Anschluss an den Gottesdienst zum 2. Advent laden wir herzlich um 11.30 Uhr zu einem Konzert für zwei Cembali in die Christuskirche ein. Es handelt sich hierbei um das zweite Konzert der Reihe „Dialogo fra Italia e Germania“. Klaus Schulten und Martina Seleni werden Musik für zwei Cembali von J.S. Bach, J.L. Krebs und B. Pasquini spielen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstand die Tradition, auch Musik für zwei Klaviere zu schreiben – das war etwas Neues. Ein Impuls dafür mag gewesen sein, dass in manchen Kirchen ja zwei Orgeln vorhanden waren, die sich gegenüber standen und selbstverständlich gelegentlich auch zusammen gespielt wurden. Viele aus akustischen Gründen relativ schlichte Werke italienischer Komponisten dokumentieren dies.

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Veranstaltungen Ganz und gar nicht schlicht ist das Stück in C-Dur für zwei Cembali von Johann Sebastian Bach, das neben einem Werk seines Schülers Johann Ludwig Krebs in unserm Konzert zu hören sein wird. Bach schrieb Konzerte für zwei, drei und gar vier Cembali mit Orchester, das C-Dur-Konzert wurde von ihm sowohl „solo“ als auch mit Orchester konzipiert, es ist damit das einzige originale Werk Bachs für zwei Spieler und zwei Instrumente. In der Mitte des Konzertes steht Musik von Bernardo Pasquini, der 1659 als Kind nach Rom kam und später Organist an S. Maria Maggiore wurde. Er war seinerseits sehr geachtet und angesehen, wurde er doch auch Cembalist und Kapellmeister des Fürsten G. Borghese. Er wohnte sogar, bis zu seinem Tod, im „Palazzo nuovo della famiglia Borghese“. Pasquini starb 1710, er ist in der Kirche S. Lorenzo in Lucina in Rom begraben. Das dritte Konzert in diese Reihe wird am Sonntag, den 31. Januar 2016 um 11.30 Uhr in der Christuskirche stattfinden und aus Musik für Gesang (Rom Sisu Lustig), Viola da Gamba (Hélène Godefoy) und Cembalo (Klaus Schulten) bestehen. Im Zentrum dieses Sonntags steht der Psalm 15. Benedetto Marcello hat 1724 einige „Parafrasi“ über Psalmen komponiert, es sind Paraphrasen, die (vom lateinischen Original ausgehend) den 51


Veranstaltungen Psalm sozusagen kommentieren und in Kantatenform darstellen, mit Arien und Rezitativen - eine kleine Oper sozusagen. Marcellos Musik war damals sehr berühmt, sie wurde von Telemann in Hamburg aufgeführt, Bach schätzte den Komponisten und dürfte diese Werke auch gekannt haben. Nicht nur der Psalmtext bildet die Basis für das Stück. Darüber hinaus verwendet Marcello in dieser Komposition auch Musik der Juden Europas – in den Noten sind die Melodien mit hebräischen Worten in hebräischer Schrift abgedruckt, sie erscheinen innerhalb der italienischen Kantate und kommentieren ihrerseits den Text. Wir freuen aus außerdem, dass im Gottesdienst zuvor PD Dr. Martin Vahrenhorst (Saarbrücken) über den selben Psalm predigen wird. Er hat war mehrere Jahre an der Hebrew University in Jerusalem tätig und betreute deutsche Studenten in Israel. Wir laden sie zu diesem besonderen Gottesdienst anschließendem Konzert ebenfalls herzlich ein.

mit

Klaus Schulten 52 52


Veranstaltungen

Musikfestival “Musicometa” o “Musikomet”? XXI edizione 2015 “Il grande diapason variazioni sul Natale del Cosmo”

Domenica, 27 dicembre 2015, ore 19.30 Christuskirche, Via Sicilia 70 con Livia Mazzanti (Organo e pianoforte) Amedeo Balbi (Autore de “La musica del Big Bang”, astrofisico) Daniel Matrone (Titolare dell'organo della Chiesa di San Luigi dei Francesi, organo e 53 53


Gottesienste

Christmette am 24. Dezember 2015 "Das ewig Licht geht da herein, gibt der Welt ein' neuen Schein" (EG 23,4)

Auch in diesem Jahr wollen wir wieder um 23.00 Uhr eine Christmette in der Christuskirche feiern. Ein Gottesdienst in italienischer Sprache mit dem Licht der Kerzen, viel Musik und Texten aus Bibel und Literatur zur Heiligen Nacht, dieser einen, dieser besonderen Nacht, in der sich alles verändert hat und die heilig heiĂ&#x;t, weil das Heil in dem Kind in der Krippe im Stall von Bethlehem Gestalt angenommen hat. Pfarrer Dr. Kruse

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Ökumene

Gebetswoche für die Einheit der Christen 2016 Die Gebetswoche für die Einheit der Christen steht dieses Mal unter dem Thema „Berufen, die großen Taten des Herrn zu verkünden“ (1. Petrus 2,9). Ausgesucht und vorbereitet wurde das Thema der Gebetswoche 2016 und die Liturgie für die ökumenischen Gottesdienste von Christen aus Lettland. Zu allen Gottesdiensten und Veranstaltungen in der Gebetswoche sind Sie herzlich eingeladen. Bitte merken Sie sich folgende Termine bereits vor: So, 17.1. 18.30 Uhr Ökumenische Vesper in der Kirche des Collegium Germanicum Predigt: Rektor Brandmayr Mi, 20.1. 18.30 Uhr Ökumenische Vesper in der Kirche Santa Prisca, anschließend gemeinsames Abendessen mit der Parrocchia Predigt: Pfarrer Dr. Kruse Do, 21.1. 18.00 Uhr Veglia Ecumenica Diocesana presso la Basilica Minore Sacro Cuore di Cristo Re, Viale Mazzini Mo, 25.1. 17.30 Uhr Ökumenische Vesper in der Basilika San Paolo fuori le Mura Achten Sie bitte im Januar auf das ausliegende Programm mit weiteren Gottesdiensten und Veranstaltungen zur Gebetswoche für die Einheit der Christen. Pfarrer Dr. Kruse

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Veranstaltungen

Chor-Workshop vom 26.-28. Februar 2016 Vom 26.-28. Februar 2016 findet im Gemeindehaus, Via Toscana wieder ein Chor-Workshop mit dem Kirchenmusikdirektor HeinzHermann Grube aus Lübbecke/Westfalen statt. Der Workshop beginnt am Freitagabend mit einem Chorauftakt von 19.30-21.30 Uhr. Am Sonnabend werden wir den ganzen Tag von 9.3018.00 Uhr zusammen sein – mit Mittagessen im Gemeindesaal. Am Sonntag treffen wir uns um 9.00 Uhr zur Probe und gestalten dann den Gottesdienst mit. Die Teilnahme steht allen Interessierten innerhalb und außerhalb der Gemeinde offen. Für die Planung des Mittagessens am Sonnabend ist es hilfreich, wenn Sie sich zum Chor-Workshop im Gemeindebüro (Tel. 06.4817519) anmelden. Pfarrer Dr. Kruse

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Gemeindeleben

N채chstes Jahr in Jerusalem...

Im Jahr 2016 wollen wir wieder eine Gemeindereise ins Heilige Land anbieten. Wann? Wo? Thema: Kosten:

4.-11. Juni 2016 Jerusalem und See Genezareth "Christen im Heiligen Land" ca. 1600,00 Euro (Flug, Unterkunft, Transfers und Verpflegung) Reiseleitung: Christiane Bremer und Pfarrer Dr. Kruse Anmeldung: bis zum 31. Januar 2016 체ber das Gemeindeb체ro (Tel.: 06.4817519) Wenn Sie Lust und Interesse an dieser Reise haben, sprechen Sie uns einfach an. Christiane Bremer und Pfarrer Dr. Kruse 57


Advent

3. Advent - „Adventslied“ „Der Wächter seinen Ruf begann Zur tiefen Nacht. Ich lag und schlief, da hub er an; Er schrie mit großer Macht. O sag, o sag mir, Bote wert, Wer mag es sein, Der also ruft und mein begehrt Bis in den Traum hinein? Der Wächter sang in hellem Zorn: Du Menschenkind, Bist du denn nur zum Schlaf geborn Mit Augen blöd und blind? Versäumst die Stunde, die dir frommt? Schon steigt der Stern. 's ist Mitternacht, der Bräutigam kommt, Begrüße deinen Herrn. Da stand ist scham- und freudenrot: O Lämpchen schwach, Und hast noch Öl? Gelobt sei Gott, Wir gehn dem Sterne nach!“ Rudolf Alexander Schröder

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Gemeindeleben

Orsacchiotto – Hilfe für junge Mütter Jedes Kind sollte ein Kuscheltier haben, findet Anke de Bernardinis und deshalb hat sie ihr Projekt „orsacchiotto“ genannt, Bärchen. Sie will Müttern und ihren kleinen Kindern helfen, der Bär ist das Symbol dafür. Er ist ein treuer Freund, der dem Kind zur Seite steht, er bedeutet Nähe und Trost. Was der orsacchiotto für die Kinder ist, das wollen die Freiwilligen den Müttern sein, die an jedem ersten Donnerstag im Monat zur Gemeinde kommen. Es sind Mütter aus Afrika, die meist alleinerziehend, oder deren Männer arbeitslos sind und für die Familie nicht aufkommen können. In der Gemeinde bekommen sie Windeln, Schuhe, Anziehsachen und Spielzeug für ihre Kinder und natürlich Zuwendung. Die Ehrenamtlichen hören sich die Geschichten an und stehen den Frauen mit Rat und Hilfe zur Seite so gut sie können.

Hilfe für Frauen So wie eine junge Mutter, die aus Orte angereist ist. Ihr Mann hat zwar Arbeit als Maurer, doch der Arbeitgeber hat den Lohn seit Monaten nicht gezahlt, sodass die Familie die 300 Euro für die Miete nicht mehr aufbringen konnte. Jetzt droht ihnen die Kündigung. Anke de Bernardinis und Bettina Lucchesi sprechen mit ihr, sagen ihr, an wen sie sich wenden kann, um ihr Problem zu lösen. Beide haben im Servizio accoglienza migranti gearbeitet und kennen die Strukturen und Anlaufstellen genau. Der Dienst in der accoglienza hat Anke de Bernardinis auch auf die Idee gebracht, das orsacchiotto Projekt in der Gemeinde aufzubauen: Sie sah, dass vor allem die Frauen Hilfe brauchten, weil sie meist völlig auf sich allein gestellt sind und kleine Kinder haben. 59


Gemeindeleben

Wartemarken und Schwätzchen Sie bekam die Zustimmung der Gemeinde, besorgte die Windeln, sammelte Sach- und Geldspenden – und niemand kam. „Monate“, so Anke de Bernardinis, habe sie in der Gemeinde vor ihrem Tisch mit den Windeln und der Kinderkleidung gesessen. Doch sie gab die Hoffnung nicht auf, sie war einfach überzeugt von ihrem Projekt: „Ich habe mir gedacht: das wird schon!“ Und es wurde. Irgendwann sprach es sich herum, es kamen immer mehr Frauen, inzwischen sind es jeden Monat mindestens 60, es waren sogar schon 100 da. Obwohl die Ausgabe erst um 7:30 Uhr anfängt, stehen die ersten schon ab 6 Uhr vor der Tür, sodass Pfarrer Kruse meist um 7 Uhr anfängt, die Wartemarken auszuteilen. Die Frauen warten geduldig, sie sitzen unter dem Dach beim Eingang, eine stillt ihr Baby, eine andere schnallt sich ihr Kind mit einem Tragetuch auf den Rücken. Beim Warten ist Zeit für ein Schwätzchen, die Frauen knüpfen Kontakte untereinander.

„Ich will kein Schalter sein, der Windeln ausgibt!“ Eine nach der anderen wird in den Raum gebeten. Um jede der Frauen kümmert sich eine Freiwillige. Sie gibt ihr die Windeln und hilft ihr, für ihr Kind die richtige Kleidung und die passenden Schuhe zu finden. „Schau mal, die ist doch elegant!“ meint Bettina Lucchesi und hält einer jungen Mutter eine kleine geblümte Bluse hin. Doch die hat es auf eine weiße Nickijacke mit Straßsteinen abgesehen. „Aber wo willst Du den damit hin? Willst Du mit Deiner Tochter ausgehen?“ fragt Frau Lucchesi. Die junge Mutter lächelt ein wenig verlegen, aber die Jacke, die nimmt sie mit. Und während sie über die richtigen Schuhe oder

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Gemeindeleben die passende Kleidung sprechen, erzählen die Frauen auch manchmal, was sie auf dem Herzen haben. „Wir wollen die Frauen unbedingt persönlich betreuen, weil es menschlicher ist“, sagt Anke de Bernardinis. „Daran liegt mir sehr, denn manchmal wollen die Frauen mit uns sprechen. Ich will kein Schalter sein, der Windeln ausgibt.“

Ohne Regeln geht es nicht Doch bei aller Liebe: ohne Regeln geht es nicht. Hilfe bekommen nur Mütter mit kleinen Kindern bis zum Alter von zweieinhalb Jahren. Die Spenden bekommen grundsätzlich nur Frauen und zwar jeweils 1 Packung Windeln, 1 Kleidungsstück und 1 Spielzeug. Nur so ist wirklich genug für alle da. „Das Schöne ist, dass jede dieser Frauen etwas bekommt.“, sagt Bettina Lucchesi. „Wir schicken niemanden mit leeren Händen nach Hause. Hier können wir wirklich helfen. “ Die Windeln werden en gros im Handel gekauft, darum kümmert sich Anna-Claudia Teramo. Inzwischen hat sie ihren eigenen Referenten im Supermarkt. Vier Tage, nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hat, kann sie die Windeln abholen. Drei Größen gibt es, wobei von der mittleren Größe immer mehr gekauft werden, sie wird am meisten verlangt.

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Gemeindeleben Das Geld für die Windeln kommt aus dem Orsacchiotto Fonds, der sich aus Kollekten, Spenden und einem Teil der OPM Gelder finanziert wird. Die Sachspenden kommen aus der Gemeinde. Auch die Nachbarschaft ist inzwischen auf das Projekt aufmerksam geworden. So spendete ein Café in der Nähe nach Weihnachten die restlichen panettone, sodass die Gruppe beim nächsten Termin alle Frauen mit einem Stückchen Kuchen verwöhnen konnte. Am Mittwoch vor dem Ausgabetag trifft sich die Gruppe, um den Raum vorzubereiten. Die gespendete Kinderkleidung wird nach Größen geordnet und alles übersichtlich hingelegt. Die Windeln kommen in den Schrank, auf den Tischen wird die Kleidung ausgelegt, auch einen Wickeltisch gibt es, wo die jungen Mütter ihren Kindern schnell mal die Windel wechseln können. An der Stirnwand des Raumes steht ein großes Regal. Hier wird das Spielzeug eingeräumt. Wer den Raum betritt, dessen Blick fällt sofort auf ein Fach in der Mitte: Da sitzen die orsacchiottos und warten darauf, dass ein Kind kommt und sie in die Arme nimmt. „Orsacchiotto ist immer am ersten Donnerstag im Monat. Zur Gruppe gehören Anke de Bernardinis, Gertrud Wiedmer, AnnaClaudia Teramo, Bettina Lucchesi und Barbara Groeven. Wer Fragen zu dem Projekt hat oder mitmachen möchte, der kann sich gern an Frau Anke de Bernardinis wenden. Telefonnummer: 06.321 8885 Die Gruppe freut sich immer über Kinderkleidung, Kinderschuhe oder Spielzeug für Kleinkinder. Spenden können in der Gemeinde abgegeben werden.

Nina Bewerunge 62 62


Gemeindeleben Besuch des Kantatenchores aus Berlin Frohnau Die Spatzenmesse von Mozart, die wir im Gottesdienst am 18. Oktober 2015 gesungen haben, war Höhepunkt und vorläufiger Abschluss unseres Choraustauschs mit der Johanneskirchengemeinde Berlin. Vom Kyrie über Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei umrahmte die Musik den Gottesdienst. Es klang wirklich festlich, mehr nach Adler als nach Spatz.

Ob das am Ende wirklich gut gehen würde war die Frage, die in Berlin und Rom die Gemüter in den Wochen davor intensiv beschäftigt hatte. Beide Chöre hatten getrennt voneinander geprobt, nun sollte an einem Wochenende alles und alle zusammen finden. 63


Gemeindeleben Am Freitag waren die 58 Sänger angereist. Schon vorher war klar, dass wir so viele Menschen nicht privat unterbringen konnten – das hätte die Kapazität unserer Gemeinde gesprengt. Glücklicherweise kamen alle zusammen im San Cuore in der Via Marsala unter. Dort habe ich sie am Freitag Abend bei ihrem gemeinsamen Abendessen in Namen der Gemeinde begrüßt und ihnen einige Tipps für Ausflüge am nächsten Tag gegeben. Wir hatten vereinbart, dass die Gruppe Samstag Morgen allein loszieht, um sich Rom anzuschauen. Es wäre unmöglich gewesen, mit so vielen Menschen ein touristisches Programm auszuarbeiten, das allen gerecht wird. So hatte sich die große Gruppe in lauter kleine aufgeteilt. Manche haben mir abends erzählt, dass sie sich den römischen Gassen immer wieder begegnet sind, es war wohl wie ein erwachsenes Versteckspiel, das allen viel Spaß gemacht hat. Für den Abend war dann die Generalprobe angesetzt. Jörg Walter, der Frohnauer Kantor, hatte nicht nur die Leitung des (italienischen!) Orchesters und des gemeinsamen Chores, er sollte auch den Gottesdienst an der Orgel begleiten. Unterstützt von Lorenzo Macri, der während der Spatzenmesse an der Orgel saß, hat das sehr gut geklappt. Nach der Probe haben wir uns alle im Gemeindesaal zum Essen versammelt. Ulrike Groenewold war extra aus Berlin angereist. Sie half Maria und Maurizio Alberti, das riesige Buffet aufzubauen. Trotzdem befürchteten wir zwischendurch, es könne vielleicht nicht reichen. Immerhin waren 85 Personen gekommen. Es wurden Reden gehalten, Pfarrer Kruse begrüßte die Gäste, die Frohnauer bedankten sich mit einem Geschenk für unseren Chor: Mozartkugeln, verpackt in einem kleinen Karton, der liebevoll mit einem großen Foto beklebt 64


Gemeindeleben war, das uns alle beim Gottesdienst auf der Empore in Frohnau zeigt. Außerdem bekamen wir alle eine CD mit dem Mitschnitt dieses Gottesdienstes. Auch eine musikalische Überraschung hatten sie: Sie sangen für uns den Gefangenenchor von Verdi. Nach diesem fröhlichen und schönen Wochenende haben wir gleich neue Pläne gemacht: Im Jahr 2017 werden wir diesen Austausch wiederholen. Jörg Walter möchte dann mit dem Frohnauer Orchester nach Rom kommen und wir werden im Mai wieder hinfahren. Dieses Mal wahrscheinlich als Chorprojekt, damit auch andere Gemeindemitglieder, die nicht im Chor sind, an diesem Austausch teilnehmen können. Wir werden rechtzeitig im Gemeindebrief darüber berichten. Nina Bewerunge

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Advent 4. Advent - „Buon natale“ Buon Natale a te che vieni dal NORD Porta in dono la serenità Cogli al volo l'opportunità Di sentire qualcosa dentro te. Buon Natale a te che vieni dal MARE Apri il cuore a chi non ce l'ha Anche a chi, per colpa del male, Non la smette di fare la guerra che fa. A chi ha scritto le canzoni, a chi ridere ci fa A chi sbaglia le opinioni e che si correggerà A chi non ha molti amici che gli amici troverà Buon Natale, Buon Natale. Buon Natale a te che vieni dal SUD Porta il sole a chi non ce l'ha Il profumo e il colore del mare Che ci ispira la felicità. Buon Natale a te che vieni dal FREDDO Porta un po' d'aria nella mia città Il coraggio di un bell'ideale Per non essere buoni solo a Natale. A chi vive senza condizioni, a chi sente la libertà A chi stringe le tue mani e che sempre stringerà Buon Natale a chi non mente perché gli occhi belli avrà Buon Natale, Buon Natale. 66


Advent

BUON NATALE A TE CHE VIENI DAL NORD BUON NATALE A TE CHE VIENI DAL SUD BUON NATALE A TE CHE VIENI DAL MARE BUON NATALE ANCHE A CHI NATALE NON FA. Buon Natale a te che vivi LONTANO E parlarti fatica un po' si fa Prova allora a spedirci un pensiero E un sorriso sicuro arriverà! A chi aspetta alle stazioni, a chi il biglietto non ce l'ha A chi viaggia dentro ai sogni e dove arriva non si sa Buon Natale a tanta gente perché si sopporterà Buon Natale, Buon Natale, Buon Natale, Buon Natale. Enzo Iacchetti

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Horizonte des Gleubens

Luther-Schriften und Bachs h-moll-Messe gehören neu zum Weltdokumentenerbe der UNESCO Im Jahre 1992 wurde das UNESCO-Programm „Memory of the World“ ins Leben gerufen. Es ist ein globales digitales Netzwerk mit herausragenden Dokumenten: wertvollen Buchbeständen, Handschriften, Partituren, Unikaten, Bild, Ton- und Filmdokumenten. Ziel dieses Projektes ist es, dokumentarische Zeugnisse von außergewöhnlichem Wert in Archiven, Bibliotheken und Museen zu sichern und zugänglich zu machen. 348 Dokumente aus aller Welt zählen derzeit zum Weltdokumentenerbe, darunter 21 Thesen der Solidarnosc, die Kolonialarchive Benins, Senegals und Tansanias, die Sammlung indigener Sprachen in Mexiko, die Archive des Warschauer Ghettos, das älteste noch erhaltene Manuskript des Korans „Mushaf von Othman“ aus Usbekistan sowie die ersten Zeugnisse des Buchdrucks - die Gutenberg-Bibel und der koreanische Frühdruck Jikji. 68


Horizonte des Glaubens

Am 9. Oktober 2015 hat die UNESCO nun auch Schriften Martin Luthers (1483-1546) und die h-moll-Messe von Johann Sebastian Bach (16851750) in das Weltregister des Dokumentenerbes aufgenommen. Zu den 14 ausgewählten Texten Martin Luthers gehören unter anderem sein Handexemplar der Hebräischen Bibelausgabe von 1494, eine studentische Mitschrift seiner Vorlesung über den Römerbrief 1515/16, ein Plakatdruck der 95 Thesen gegen den Ablass und die Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“. © Lutherhaus Wittenberg

Die auf 99 Seiten niedergeschriebene Messe in h-moll steht in einzigartiger Weise für das gesamte kompositorische Werk Bachs. Sie ist ein Meilenstein der Musikgeschichte in Bezug auf Satztechnik, Wort-Ton-Verhältnisse sowie auf ihre ästhetisch und theologisch durchdachte musikalische Gesamtform. © Staatsbibliothek zu Berlin/Preuß. Kulturbesitz

Pfarrer Dr. Kruse 69


Horizonte des Glaubens

Der Rosenkranz Unter den Geschenken, die Papst Franziskus uns bei seinem Besuch am 15. November 2015 gemacht hat, befinden sich auch Rosenkränze für unsere Gemeindemitglieder. In unserer Frömmigkeits-tradition kommt der Rosenkranz kaum vor. Doch es ist wichtig, einander immer besser kennenzulernen und möglicherweise entdecken wir dabei ja auch Dinge, die uns selber bereichern können. Der Rosenkranz ist eine Gebetstradition in der römisch-katholischen Kirche. Das Wort „Rosenkranz“ stammt von lat. „rosarium“, das mit 'Rosengarten' übersetzt wird. Rosengewächse symbolisieren in der christlichen Ikonographie Maria, die Mutter Jesu. In der römisch-katholischen Tradition ist der Rosenkranz eine Gebetskette, die aus 59 Perlen besteht und für das Rosenkranzgebet verwendet wird. Mitte und Ziel des Rosenkranzgebetes ist Jesus Christus, auf dessen Leben mit Maria geschaut wird. In seiner häufigsten Form wird eine regelmäßige Abfolge von drei Gebeten – das Vaterunser, das Ave Maria und die Doxologie „Ehre sei dem Vater“ - mit der Betrachtung des Leidens und Sterbens Jesu verbunden. Der thematische Bogen der Meditationspunkte reicht von der Verkündigung an Maria über Geburt, Wirken und Passion Jesu bis zu seiner Auferstehung und der Geistsendung an Pfingsten. Die Eröffnung des Rosenkranzgebetes wird an einer am Kreuz befestigten Kette mit einem Kreuz und drei kleinen Perlen gebetet, die von zwei großen Perlen gerahmt sind.

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Horizonte des Glaubens Darauf folgen auf dem Kranz fünfmal zehn kleinere Kugeln (für die „Ave Maria“) und eine davon abgesetzte große (für das „Vaterunser“ und das „Ehre sei dem Vater“). „Ein Vaterunser“, zehn “Ave Maria“ und ein „Ehre sei dem Vater“ bilden ein „Gesätz“. Gebetet wird der Rosenkranz wie folgt: - Kreuzeszeichen „Im Namen des Vaters...“ - „Apostolisches Glaubensbekenntnis“, dabei wird das Kreuz in der Hand gehalten, - „Ehre sei dem Vater“ und „Vaterunser“ an der ersten großen Perle, - drei „Gegrüßet seist du Maria“ mit eingefügten Bitten um christliche Tugenden an den folgenden drei kleineren Perlen ...und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus, der in uns den Glauben vermehre ...und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus, der in uns die Hoffnung stärke ..und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus, der in uns die Liebe entzünde - Ehre sei dem Vater und abschließend - Fünfzig Ave Maria, in Zehnergruppen (Gesätz) gegliedert. In jeder Zehnergruppe wird jeweils nach dem Wort „Jesus“ ein sogenanntes „Geheimnis“ eingefügt, ein Glaubensatz, der dem Neuen Testament entstammt und das Leben Jesu und seiner Mutter Maria betrifft. Pfarrer Dr. Kruse 71


Gemeindeleben

Die Gemeinde braucht Ihre Unterstützung! Liebe Gemeinde, In der Adventszeit erleben wir die kirchliche Gemeinschaft vielleicht noch intensiver als sonst: In den festlichen Adventsgottesdiensten, bei den Vorbereitungen für den Basar, beim gemeinsamen Adventsliedersingen, beim Üben mit den Kindern für unser Krippenspiel, vielleicht bei einem festlichen Konzert, mit dem wir uns auf das Fest einstimmen. Doch nicht nur die Gemeinschaft von uns evangelischen Christen untereinander leben wir in der Gemeinde, wir engagieren uns auch für Andere, für die Armen, Einsamen und Kranken in unserer Stadt Rom. Das können Anfragen von Einzelpersonen sein, die wir konkret unterstützen, es sind aber auch unsere großen Projekte wie Orsacchiotto und Poveri-Frühstück. Aber wie finanziert die Gemeinde diese Arbeit? Da wir unabhängig von der EKD sind, erhalten wir keine Kirchensteuern. Zwar weist uns der italienische Staat Mittel aus dem OPM (Otto per Mille) zu. Sie bemessen sich nach der Anzahl der Gemeindemitglieder: Je mehr Mitglieder eine Gemeinde hat, desto höher fallen die OPM Mittel aus. Allerdings sind diese streng zweckgebunden. Unsere eigentliche Gemeindearbeit – etwa Konfirmandenarbeit, Frauenverein, Kindergottesdienst, kulturelle Angebote oder die Kirchenmusik – wird nur durch die Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert. Sie sind das Fundament unseres Haushalts. Das wird oft vergessen, manche wissen auch gar nicht, dass wir uns selbst finanzieren müssen. Deshalb möchten wir Sie bitten, ihren Beitrag zu leisten – und sei er auch noch so klein. Damit wir auch in Zukunft Gemeinschaft leben können – miteinander und für unsere Nächsten. Nina Bewerunge 72


Horizonte des Glaubens

„Barmherzig wie der Vater“ - Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit

Am 13. März 2015 hat Papst Franziskus ein außerordentliches Heiliges Jahr angekündigt, das unter dem Thema der Barmherzigkeit steht. Das Heilige Jahr beginnt mit der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom am 8. Dezember 2015 – auch in Erinnerung an den Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren. Das Heilige Jahr endet am 20. November 2016 mit dem letzten Sonntag des Kirchenjahres. Die Heilige Pforte ist die Tür, die für ein „heiliges Jahr“ geöffnet wird, ansonsten aber zugemauert ist. Eine solche Heilige Pforte haben in Rom die vier Hauptbasiliken: San Pietro, San Giovanni in Laterano, San Paolo fuori le Mura und Santa Maria Maggiore. Der Öffnungsritus

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Horizonte des Glaubens soll symbolisieren, dass den Gläubigen in diesem Jahr ein besonderer Weg zum Heil offen steht. Das „Jubeljahr“ ist ein besonderes Jubiläumsjahr der römischkatholischen Kirche. Erstmals rief Papst Bonifatius VIII. im Jahr 1300 ein solches Jahr für Pilger aus, die nach Rom kamen. Das römisch-katholische Jubeljahr knüpft indirekt an das biblische Erlassjahr an: einen alle 50 Jahre gebotenen Schuldenerlass und Besitzausgleich für alle Israeliten (Lev 25,8-55). Die Bezeichnung „Jubeljahr“ oder „Jobeljahr“ stammt von dem hebräischen Wort „jobel“, das ursprünglich „Widder“ bedeutete. Aus Widderhörnern wurde das Blasinstrument Schofar gebaut, das zur Eröffnung eines Erlassjahres geblasen werden sollte. Daher wurde der Ausdruck „jobel“ auf das Instrument und das damit eröffnete Erlassjahr übertragen. Die römisch-katholische Kirche hat dem biblischen Erlassjahr vermehrt eine geistliche Bedeutung gegeben. Sie besteht in einer umfassenden Vergebung und der Einladung, die Beziehung mit Gott und den Mitmenschen zu erneuern. Das Thema der Barmherzigkeit liegt Papst Franziskus in besonderer Weise am Herzen. Schon beim ersten Angelusgebet nach seiner Wahl zum Papst hat er gesagt: „Es hat mir so gut getan von der Barmherzigkeit zu hören... Es ist das Beste, was wir hören können: es ändert die Welt. Ein wenig Barmherzigkeit macht die Welt weniger kalt und viel gerechter.“ Auf die Frage „Warum heute ein Jubiläum der Barmherzigkeit begehen?“ hat Papst Franziskus in seiner Predigt am 11. April in folgender Weise geantwortet: „Ganz einfach, weil die Kirche in dieser Zeit großer epochaler Veränderungen gerufen ist, die Zeichen der Gegenwart und Nähe Gottes vermehrt anzubieten. Dies ist nicht die Zeit 74


Horizonte des Glaubend für Ablenkung, sondern im Gegenteil um wachsam zu bleiben und in uns die Fähigkeit, auf das Wesentliche zu schauen, wieder zu erwecken. Es ist die Zeit für die Kirche, den Sinn des Auftrags wieder neu zu entdecken, den der Herr ihr am Ostertag anvertraut hat: Zeichen und Werkzeug der Barmherzigkeit des Vaters zu sein (vgl. Joh 20,21-23).“ In der Verkündigungsbulle zum Heiligen Jahr „Misericordiae Vultus“ legt Papst Franziskus eine tiefgehende Reflexion des biblischen Verständnisses der Barmherzigkeit vor und betont: „Es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass die Christen während des Jubiläums über die leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit nachdenken. Das wird eine Form sein, unser Gewissen, das gegenüber dem Drama der Armut oft eingeschlafen ist, wachzurütteln und immer mehr in die Herzmitte des Evangeliums vorzustoßen, in dem die Armen die Bevorzugten der göttlichen Barmherzigkeit sind.“ Mit seinem Meditieren der Barmherzigkeit Gottes weist Papst Franziskus allen Christen einen Weg, sich in neuer und vertiefter Weise mit der Mitte des Glaubens auseinander zu setzen und sich von ihr in ihrem Denken, Reden und Tun in dieser Welt bestimmen zu lassen. Auch in seiner Analyse der Notwendigkeit diese Bemühungen kann Papst Franziskus nur zugestimmt werden: „Wir brauchen die Barmherzigkeit heutzutage so dringend, und es ist wichtig, dass die Gläubigen sie leben und in die verschiedenen Bereiche der Gesellschaft tragen.“ (Angelus am 11. Januar 2015) Wer den Impuls von Papst Franziskus aufnehmen möchte, dem sei die Bulle „Misericordiae Vultus“ empfohlen, die auf dem Schriftentisch im Eingang unserer Kirche zu erwerben ist. Pfarrer Dr Kruse 75


Gemeindeleben

Wir malen den Himmel über Bethlehem Wir Kinder, die zum Basar gekommen waren, versammelten uns gegen 14.00 Uhr in der Sakristei. Da warteten schon Karen Thomas und Simone Röhm. Wir suchten alle passende Schürzen, um zu malen. Als wir fertig waren, hat Karen uns ein bisschen die Geschichte von Weihnachten erzählt. Wir haben alle die Augen geschlossen, um es uns gut vorstellen zu können. Dann sind zwei Kinder raus gegangen und haben die Sternschnuppe gemalt. Die anderen Kinder haben in der Sakristei den Himmel über Bethlehem gemalt. Zuerst haben wir den Himmel ganz blau gemalt. Wir kamen nicht in der Mitte an. Deswegen mussten wir mit den Schuhen auf das Bild.

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Gemeindeleben Als wir fertig mit dem Himmel waren, hatten alle in der Gruppe blaue Kleidung, aber das machte nichts... Die andere Gruppe war gerade fertig mit dem Ausschneiden der Sternschnuppe und hat angefangen, sie gelb gold und ein helles gelb anzumalen. Beim Himmel haben sie viele Farben gemischt. Es wurde sehr schĂśn. Der Stern wurde mit Glitzern gestreut. Der Himmel ist mit Silberpapier beklebt worden. Es wahr toll.

Als wir fertig waren, haben wir alle Ăźber unser Kunstwerk gestaunt, das man im Advent in unserer Kirche sehen kann. Wir danken den Kindern und Simone und Karen. Julius Leonardo Kruse

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Gemeindeleben

Unser Basar – rundherum ein Erfolg!

Das war großartig! Schon in der Vorbereitung war sehr viel Schwung und Begeisterung für unseren Gemeindebasar zu spüren. In allen Abteilungen wurde überlegt, was noch schöner gestaltet werden kann, neue Ideen und Vorhaben entstanden und mit viel Kreativität, Liebe und Können wurde in allen Räumen ein wunderbares und sehr attraktives Angebot für den Basar geschaffen. Mit Spannung haben wir den Basartagen entgegen gefiebert. Würde unsere Hoffnung aufgehen und die Terminverschiebung von den Besuchern angenommen werden?

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Gemeindeleben … und tatsächlich: es war ein strahlend schöner Novembertag und die Menschen kamen und es strömte den ganzen Tag und überall war Begeisterung und Freude über unseren Basar zu spüren und zu hören. Es war ein wirkliches Gemeindefest! Wieder haben wir viel Unterstützung erfahren, für die wir sehr dankbar sind: von den deutschen Botschaften in Rom und großen Firmen wie Lufthansa, dem Hotel Victoria, der Schlossbrauerei Maxlrain und der Herder-Bücherstube. Und natürlich von ganz vielen Menschen aus und um unsere Gemeinde herum: Ihnen allen, die Sie dazu beigetragen haben, dass aus den vielen Tüten, Kartons und Schachteln, die sich am Anfang der Vorbereitungszeit in großer Unübersichtlichkeit im Gemeindehaus auftürmten, ein sehr erfolgreicher Basar geworden ist, sei von ganzem Herzen gedankt! Am Mittwoch, den 9. Dezember 2015, sind Sie alle ganz herzlich zum Dankeschön-Kaffee für den Gemeindebasar und zur Weihnachtsfeier des Frauenvereins um 16.00 Uhr im Gemeindehaus eingeladen. Pfarrer Dr. Kruse

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Gemeindeleben

Wir danken herzlich unseren Partnern

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Gemeindeleben

Frauenverein Wir treffen uns mittwochs um 16.00 Uhr – im Gemeindesaal. Gespräche und persönlicher Erfahrungsaustausch bei Kaffee und Kuchen, der von den Teilnehmern mitgebracht wird, haben einen wichtigen Stellenwert. So entstehen Freundschaften und gegenseitige Solidarität. Alle sind herzlich willkommen und wir freuen uns über eine rege Teilnahme. Wir werden uns mit folgenden Themen beschäftigen: 9. Dez.

Adventsfeier für alle, die sich mit uns auf Advent und Weihnachten einstimmen möchten, und zugleich Dankeschön-Kaffee für alle Basarhelfer

13. Jan.

„Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ (Jes 66,14) - Die Jahreslosung (Pfarrer Dr. Kruse)

27. Jan.

Psalm 15 und Benedetto Marcello. Einführung in das Matinee-Konzert am 31. Januar 2016 (Klaus Schulten)

10. Febr. „Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf.“ Bibelarbeit zum Weltgebettstag 2016 24 Febr. Kuba – Mehr als Zigarren, Rum und Straßenkreuzer. Länderinformationen zum Weltgebetstag am 4. März 2016 16. März Lucas Cranach und sein Sohn. Die Maler der Reformation (Pfarrer Dr. Kruse)

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Informationen

Nachbarschaften Casal Palocco Rom-Süd

Die Nachbarschaft trifft sich jeden ersten Montag im Monat. Die Nachbarschaft trifft sich jeden zweiten Montag im Monat. Kontakt über Maria Alberti (Tel.: 06.5041443)

Rom-Nord-West

Die Nachbarschaft trifft sich jeden zweiten Donnerstag im Monat. Kontakt über das Gemeindebüro (Tel.: 06.4817519)

Gruppo Italiano

Die Italienische Gruppe trifft sich einmal im Monat. Ansprechpartnerin: Anna Belli (Tel.: 06.7915596)

Gesprächskreis junger Erwachsener

Ansprechpartner: Pfarrer Dr. Jens-Martin Kruse (Tel.: 06.4817519)

Amtshandlungen Taufen

Trauungen

Maximilian Conti, 05.09.2015 Leonardo Gennaretti, 05.09.2015 Flavio Alexander Vernesi, 27.09.2015 Pasquale + Monica Lauria, 25.09.2015

Trauerfeier Dr. Wolfgang Dietzfelbinger, 26.09.2015 Trude Jansen, 03.09.2015

Neu in unserer Gemeinde Antoni von Planta; Dr. Oliver und Annett Mellenthin; Peter Wobst; Hannes, Ursula und Anne Pfeiffer, Hendrikje Münch, Helga Bauer, Alessandro Allegretti, Dr. Jacqueline Stein-Kaempfe, Regula Maurer, Katja Unger- Fornaro 82


Informationen

Bankverbindungen Deutsche Bank Pforzheim Banca Popolare di Novara

DE18 666 700 060 090059700 BIC: DEUT DE SM 666 IT55 X 05034 03255 0000 0000 2750 BIC: BAPPIT 21AI9

Impressum Herausgeber Gemeindevorstand der EvangelischLutherischen Gemeinde Rom Redaktion und Layout Pfarrer Dr. Jens-Martin Kruse Freiwillige Hanna Mielke Mitarbeiter M. Schulz, H. Mielke, N. Bewerunge, K. Schulten, J. L. Kruse Erscheinungsweise viermal im Jahr Auflage 400 Exemplare Druckerei www.gemeindebrief-in-farbe.de

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Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Rom Unser Gemeindevorstand Pfarramt Via Toscana 7, 00187 Roma Telefon: 06.4817519 Fax: 06.42010417 E-Mail: roma@chiesaluterana.it Web: www.ev-luth-gemeinde-rom.org

Anna Belli Via Gorizia 22, 00043 Ciampino anna_belli2001@yahoo.it / 06.7915596 Anke de Bernardinis Via Monti Parioli 49, 00197 Roma anke.ho@libero.it / 06.3218885

Nina Bewerunge Öffnungszeiten Büro Via Aventina 32 int. 4, 00153 Roma Montag bis Freitag 9:00 bis 13:00 Uhr ninabewerunge@arcor.de / 5743939 Pfarrer Dr. Jens-Martin Kruse Sekretärin Marion Schulz Freiwillige Hanna Mielke

Christiane Bremer, stellv. Vorsitzende Via di Santa Chiara 57, 00186 Roma christiane.bremer11@gmail.com / 06.87786696 Anna-Claudia Teramo Piazza Verbano 8, Sc.2 Int.12, 00199 Roma anna-c-t@libero.it / 06.8555686 Prof. Dr. Wolfram Thomas, Vorsitzender Via Teheran 15, 00135 Roma w.thomas@as-group.it / 06.3296517 Dr. Johannes Timpe Via della Lungara 18, 00165 Roma johannes.timpe@gmail.com/ 06.45492897 Gertrud Wiedmer Via Michele Cantone 4, 00166 Roma gertrud.wiedmer@email.it / 06.6693290

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Wir sind Mitglied der Ev.-Luth. Kirche in Italien (ELKI) www.chiesaluterana.it/de


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