SICH VERSÖHNEN, UM DAS EVANGELIUM ZU VERKÜNDEN Gemeinsame Erklärung der italienischen Bischofskonferenz und der Evangelisch Lutherischen Kirche in Italien zum 500. Jubiläum des Anfangs der Reformation “Mehr als die Konflikte der Vergangenheit wird Gottes Gabe der Einheit unter uns die Zusammenarbeit leiten und unsere Solidarität vertiefen. Indem wir uns im Glauben an Christus näher kommen, indem wir miteinander beten, indem wir aufeinander hören und Christi Liebe in unseren Beziehungen leben, öffnen wir uns, Katholiken und Lutheraner, der Macht des Dreieinen Gottes. In Christus verwurzelt und ihn bezeugend erneuern wir unsere Entscheidung, treue Boten Gottes grenzenloser Liebe für die ganze Menschheit zu sein.” (Die Ökumenische Erklärung von Lund, 31. Oktober 2016). Diese Worte haben den Weg der Versöhnung und des Miteinander-Teilens geleitet, der Katholiken und Lutheraner dieses Jahr an vielen Orten miteinbezog, um die Erfahrung einer gemeinsamen Gedenkfeier des 500. Jubiläum des Anfangs der Reformation zu leben, in der von dem Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ der Lutherischen-Katholischen Kommission zur Einheit aufgezeigten Linie. In Italien gab es auf unterschiedlichen Ebenen zahlreiche Initiativen, an denen Christen und Christinnen teilgenommen haben. Sie wollten die Reformation des 16. Jahrhunderts in einem Geist bedenken, der, wenn er im Licht der in den letzten Jahrzehnten erfolgten Schritte auch nicht als Neuheit gesehen werden kann, doch sicher eine neue Saison auf dem Weg zum Bau der sichtbaren Einheit von Kirche eröffnet hat, mit der der Skandal der Teilungen beendet wird. Gerade im Licht dieser Initiativen erhoffen sich Katholiken und Lutheraner für ein besseres Verständnis der spirituellen, theologischen und liturgischen Reichtümer des 16. Jahrhunderts, dass man in der Vertiefung der Kenntnis der Arbeit und der Figur Martin Luthers fortfahren kann. Das Ziel ist eine Erneuerung der Kirche, die, verankert in der Heiligen Schrift und bereichert durch die Tradition der ökumenischen Konzile, imstande ist, Vorurteile zu beseitigen, die immer noch eine gemeinsame Lektüre der geschichtlichen Ereignisse der Reformation in allen ihren Ausdrucksformen verhindert. Durch die gemeinsame Lektüre der heiligen Schriften, die seit Jahren einen fundamentalen Schritt für die tägliche Entdeckung dessen was die Christen vereint, darstellt, laden Katholiken und Lutheraner ein, neue Quellen zu finden, um den ökumenischen Weg weiter zu entwickeln. Das gilt, dank einer erneuerten Beziehung zum jüdischen Volk, von den gemeinsamen biblischen Wurzeln an. Gemeinsam die heiligen Schriften zu lesen erhellt die Glaubenserfahrung durch ökumenische Wege des Zuhörens und Kommentierens von Gottes Wort um exegetische Traditionen und Lehrformulierungen miteinander zu teilen. Dabei sind dem Herrn die Zeit und die Art und Weise der Realisierung der sichtbaren Einheit der Kirche anvertraut. Katholiken und Lutheraner denken, dass diese Wege unterstützt und ermutigt werden in die Perspektive, ein Überdenken der kirchlichen Bildung in ökumenischem Schlüssel zu fördern, vor allem in Bezug auf die Feier der Taufe und der Eheschließung und, allgemeiner auf ökumenische Liturgien zur Versöhnung. So soll geholfen werden, diese Momente im Lebens der Ortsgemeinden als Möglichkeit der Bestätigung zu erleben, dass Ökumene für Katholiken und Lutheraner eine unumkehrbare alltägliche Wahl darstellt, nicht eine des Notfalls, dass sie zu einem besseren Verständnis der eigenen Identität befähigt und dass sie die Mission der Kirche lebhafter und eindrücklicher macht. Katholiken und Lutheraner wollen das eigene Engagement zur Wahrung der Schöpfung dynamischer gestalten. Sie möchten ein Modell wirtschaftlicher Entwicklung vorschlagen, das nicht nur an der Logik des Profits interessiert ist, die Unsicherheiten in der italienischen Gesellschaft provoziert, sondern das hilft, Missverhältnisse zu überwinden, im Sinne einer sinfonischen Harmonie der Fähigkeiten gutwilliger Frauen und Männern. Für Katholiken und Lutheraner müssen die Besonderheiten des ökumenischen Weges zu vielfältigen Gelegenheiten führen, die Aufnahme und Hilfe der Ärmsten der Welt zu bezeugen, im Besonderen derer, die nach Italien fliehen aus Angst vor dem Heute, auf der Suche nach einer Hoffnung für Morgen. Im Angesicht von Armut, Ausgrenzung und Einsamkeit sind Katholiken und Lutheraner aufgerufen, sich gemeinsam für eine Kultur der Aufnahmebereitschaft einzusetzen, gegründet auf die Liebe von Gott, Vater, Sohn und Heiligem Geist, die jeden Mann und jede Frau erreicht, unabhängig der religiösen oder geografischen Herkunft. Sie vertrauen dabei der brüderlichen Beteiligung aller Christen und suchen die Zusammenarbeit mit Gläubigen aller Glaubensrichtungen. Die Freundschaft in Brüderlichkeit zu Füßen des gekreuzigten Jesus Christus zu stärken, muss so beitragen, eine Aussöhnung der Erinnerungen zu fördern, imstande, Katholiken und Lutheraner in der Verkündung und im Zeugnis von Gottes Wort in der modernen Gesellschaft zu unterstützen, um eine Erneuerung des täglichen Lebens in Richtung Evangelium in den örtlichen Gemeinden voranzutreiben. Mons. Ambrogio Spreafico, Pfarrer Heiner Bludau, Präsident der Bischofskommission für Ökumene Dekan der Evangelisch Lutherischen Kirche in Italien und interreligiösen Dialog der Bischofskonferenz Italien Rom, 31. Oktober 2017,im fünften Jahrhundert nach Beginn der Reformation von Martin Luther (Anmerkung: verbindlich ist der italienische Originaltext)