Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen – Diakonie-Tagung 30. – 31-März 2019
Kurze Zusammenfassung der Tagungsbeiträge Caterina Crapanzano, Hauptkommissarin der Staatspolizei, gab einen kurzen Überblick über die verschiedenen Schritte der Flüchtlingshilfe in Italien. Angefangen von der Erst-Erfassung beim ersten Betreten von italienischem und auch europäischem Boden in einem der fünf auf dem Territorium verteilten Hotspots bis zur definitiven Zuweisung der Schutzkategorie: Menschenrechtsasyl, politisches Asyl oder zeitweiliger subsidiärer Schutz. Die meisten Flüchtlinge erreichen Italien über das Meer und der Großteil von ihnen erreicht früher oder später Mailand, um von dort den Weg weiter nach Norden zu suchen. Manuela Brienza, Mitarbeiterin des Stadtrats für Soziales, Gesundheit und Rechte der Stadt Mailand, definiert Mailand als Modell für Flüchtlingshilfe. „Darin sind wir absolute Experten! Das können wir am besten! Die Stadt Mailand hat sich in eine Art humanitären Korridor verwandelt, indem sie Übergangs-Aufenthaltserlaubnisse ausgegeben und in Nischen-Projekte investiert hat, sie ist an die Grenzen des rechtlich Möglichen oder auch darüber hinaus gegangen.“ Zwischen 2013 und 2018 sind mehr als 130.000 Flüchtlinge durch Mailand gekommen. Auf dem Stadtgebiet befinden sich mehr als 400 SPRAR. „Wir würden gerne insgesamt 1.000 Plätze für unbegleitete Minderjährige schaffen, im Augenblick sind es 150. Diese Menschen, die in diesen Nussschalen über das Meer zu uns kommen, sind stark, physisch und psychisch, trotz allem, was sie erlebt haben. Die Zukunft liegt in der Integration dieser jungen Menschen, und nicht in ihrer Ausweisung!“ Francesca Iacuzzi, Villa Amantea, SPRAR für Minderjährige in Trezzano sul Naviglio: Die Erzieherin erläuterte die Vorteile des Modells SPRAR. Überschaubare Strukturen, wo Flüchtlinge in kleinen Gruppen Aufnahme finden, und nicht nur Kost und Logis erhalten, sondern auch Dienstleistungen, die auf die Integration in die Gesellschaft zielen, wie Sprachunterricht, die Vermittlung von praktischen Fähigkeiten oder Schule und Ausbildung für den Eintritt ins Berufsleben. “Es ist nicht einfach zu handhaben. Wir müssen geeignete Häuser und Wohnungen finden, Freiwillige und Geld.“ Für die in den SPRAR aufgenommenen Personen gibt es keinen Tagessatz, die Betreiber müssen oft für mehrere Monate das Geld für die täglich anfallenden Kosten vorstrecken. „Unserer Vereinigung ist es gelungen, die Unterstützung mehrerer Gemeinden für dieses Projekt zu finden, die die Kosten gemeinsam tragen. Das Projekt von Villa Amantea sieht auch die Benutzung von Häusern vor, die der Organisierten Kriminalität konfisziert worden sind. Prof. Ulrich Stege, International University College di Torino: „Wir sind heute hier, weil wir unfähig waren, eine Krise zu meistern. Der Staat ist gescheitert, weil er nicht die Menschen in den Mittelpunkt gestellt hat.“ Andere Staaten außerhalb von Europa hätten ganz andere FlüchtlingsZahlen zu bewältigen: Uganda 1,4 Millionen; Libanon und Iran je eine Million. Die Probleme von heute sind vor allem bedingt, durch die unverhältnismäßig lange Dauer der Abwicklung der Verfahren – ein bis eineinhalb Jahre für einen Asylantrag. In dieser Zeit befinden sich die Menschen in einer Leere. Bis 2018 wurde etwa 25% der Asyl-Anträge stattgegeben, heute sind es 3 – 4%. Das Dublin III Abkommen bestimmt, dass die Flüchtlinge im Ersteintrittsland Asyl beantragen müssen und verstößt damit gegen die Genfer Konvention von 1951 (Schutzmaßnahmen für Kranke, Verletzte und Schiffbrüchige). Im Gegensatz zu dieser werden nämlich gegenwärtig nicht die Wünsche der Flüchtlinge berücksichtigt, wo sie sich niederlassen möchten, selbst dann nicht, wenn sie Familienangehörige in einem Land haben sollten. Und die längst fällige Reform von Dublin III ist auf Druck von Innenminister und Vize-Premier Salvini seit