IN DER SCHWEBE. Romantik und Fotografie

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Das Hinterfragen von gängigen, sich zu Bildern verfestigten Vorstellungen der Romantik bildete den Ausgangspunkt des Ausstellungsprojektes In der Schwebe. Entstanden sind so Fotografien und Texte von Studierenden des Caspar-David-Friedrich-Instituts, die sich nicht in der motivischen Rezeption der Romantik erschöpfen, sondern um Themen kreisen, die der Romantik zu eigen sind und bis heute künstlerische wie gesellschaftliche Diskurse gestalten. Die Idylle, das Subjekt, das Mystische wie auch das Erhabene wurden so zu Leitmotiven der Ausstellung. Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit dem Romantischen im heutigen Alltagsgebrauch (Sarah Stock, Julia Langer, Lisa Birkigt) werden in sich widerspiegelnden Po­ sitionen die Grenzen zwischen Bildfindung und -auflösung ausgelotet (Johanna Nikulski-Dirks, Johanna Zamzow, Stefan Böttner, Sascha Schestow, Stefanie Schulz). Am Endpunkt steht aller­ dings immer der Mensch in seiner eigenen Wahrnehmung (Ramona Schacht, Liza-Melina Drewello, Janina Wierzbicki, Christine Strube).

g  1 Friedrich Schlegel: 116. Athenäum-Fragment. In: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Hg. von Ernst Behler unter Mitwirkung von Jean-Jacques Anstett und Hans Eichner. Erste Abteilung: Kritische Neuausgabe, Band 2, München, Paderborn, Wien 1967, S. 181-182. g  2 Siehe hierzu Eckhard Schumacher: Die Ironie der Unverständlichkeit. Johann Georg Hamann, Friedrich Schlegel, Jacques Derrida, Paul de Man. Frankfurt a. Main 2000. – Ders.: Die Unverständlichkeit der Ironie. In: Sprachen der Ironie – Sprachen des Ernstes. Hg. v. Karl Heinz Bohrer. Frankfurt a. Main 2000, S. 91–120, hier 102. g  3 Gottfried Jäger: Bildgebende Fotografie. Fotografik – Lichtgrafik – Lichtmalerei. Ursprünge, Konzepte und Spezifika einer Kunstform. Köln 1988, S. 18. Zum Bild von Talbot auf S. 17: William Henry Fox Talbot, um 1839, Photogenic Drawing, Kalotypie, 22,8 x 18,4 cm. g  4 Vgl. Reinhard Wegner: Die Grenzen der Wirklichkeit. Über den Kontrast von Licht und Schatten im Amalfi-Skizzenbuch Carl Blechens. In: Carl Blechen. Mit Licht gezeichnet. Das Amalfi-Skizzenbuch aus der Kunstsammlung der Akademie der Künste. Hg.v. Rosa von der Schulenburg. Ausst.-Kat. Hamburg, Berlin, Rom 2009-2010. Berlin 2009,

S. 129-132, hier 132. Zum Schwebenden bei Blechen auch Bösch-Supan, wenn er bezüglich der Licht- und Schattensetzung in den Zeichnungen diagnostiziert: »Dieses Schachbrettprinzip sichert dem Bild trotz der kubischen Häuser eine Flächigkeit, die als etwas Schwebendes, ja beinah Geistiges empfunden wird.« Helmut Bösch-Supan: Das Amalfi-Skizzenbuch von Carl Blechen. In: Carl Blechen. Das Amalfi-Skizzenbuch. Ausst.-Kat. Branitz 1998. Berlin 1998, S. 13-24, hier S. 23. g  5 Siehe Kilian Heck: Das vom Licht erbaute Bild. Zu den Sepien »Bäume und Häuser« und »Besonnte Bäume in Amalfi« von Carl Blechen. In: Carl Blechen. Mit Licht gezeichnet, S. 133-136, hier 135. g  6 Zur Konstruktion der Bilder Friedrichs siehe Werner Busch: Caspar David Friedrich. Ästhetik und Religion. München 2003, S. 82-141. – Johannes Grave: Amor als romantischer Landschaftsmaler? Nebel und Schleier bei Goethe und Caspar David Friedrich. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte 69 (2006), H. 3, S. 393-401. g  7 Johannes Grave spricht daher von einem Betrachter zweiter Ordnung. Ders.: Caspar David Friedrich. München 2012, S. 200-223, hier insbesondere S. 205.


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