Erwartungshorizont nachprüfung lit sem 1 bearb

EF: LITERATURGESCHICHTE 1720-1790

Erwartungshorizont

Nachprüfung: Lessings Der Tanzbär – Fabel der Aufklärung

Form/Merkmale (10P)      

Fabel in Versform, ein Lehrgedicht.

Ersten 4 Verse: umarmender Reim, danach Paarreim.

In zwei unterschiedliche lange Strophen geteilt Nur eine Tierart (Bären) kommt hier vor.

Im 2.Teil transferiert Lessing die Fabel ins menschliche Umfeld.

Einfache Sprache, wenig Stilmittel, einfache Gestaltung/Aufbau: Ausgangsposition: Tanzbär kehrt zurück und führt den anderen Bären sein Kunststück vor.

Streitgespräch zwischen Tanzbär und altem Bär über das unnatürlich, gekünstelte Verhalten. Eine rhetorische Frage beendet das Gedicht. Die Lösung überlässt Lessing dem Leser. Da sie (und somit die Lehre der Fabel) aber in Form einer rhetorischen Frage vorgestellt wird, ist sie suggestiver Natur. Die rhetorische Frage verstärkt die Kritik, dient der belehrenden Moral.

Inhalt (10P) 

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Protagonisten: Der Tanzbär, ein alter Bär und die „Schar der Bären“. Ihnen führt der Tanzbär vor, welches Kunststück er draußen in der Welt gelernt hat: Das aufrechte Tanzen auf den beiden Hinterfüßen.

Doch ein alter Bär lässt sich nicht vom vermeintlichen Künstler blenden. Er begrüßt das Verhalten des Tanzbären nicht. Er sieht darin mangelnde Reflexionsfähigkeit und Selbstunterwerfung. Der Tanzbär ist zwar frei, hat sich aber noch nicht emanzipiert.

Der Tanzbär und der alte Bär verkörpern bestimmte menschliche Eigenschaften (Eitelkeit, Naivität, Einfalt/Vernunft, Weisheit) Lessing vergleicht den Hofmann mit dem Tanzbären.

Intention (10P)   

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Die Fabel hält den Menschen einen Spiegel vor; durch Eitelkeit, Einfalt verliert man etwas Wichtiges: Würde/Natürlichkeit/Eigenständigkeit.

Die Moral: Versuch nicht andere zu imitieren. Kants Sapere aude!

Die Fabel, das Lehrgedicht dient zur Besserung des Bürgers, dessen Schwächen hier der Tanzbär/Hofmann verkörpert. Wir haben es hier also mit einer belehrenden Absicht zu tun = klarer einfacher Vergleich (Tanzbär/Hofmann). Die Dinge werden im zweiten Teil beim Namen genannt.

Sittenlehre, Kritik am Hofmann. Dieser zeichnet sich weder durch Verstand noch Tugend aus.

Die Aufklärung ist ein durch die Philosophie geprägtes Programm. Immanuel Kant hat mit seiner Schrift „Was ist Aufklärung?“ der Epoche ihr Motto vorgegeben. „Es ist also für jeden einzelnen Menschen schwer, sich aus der ihm beinahe zur Natur gewordenen Unmündigkeit herauszuarbeiten. Er hat sie sogar liebgewonnen und ist vorderhand wirklich unfähig, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, weil man ihn niemals den Versuch davon machen ließ.“ Lessing zeigt das am Beispiel des Tanzbären. Auch in Freiheit bleibt er in seiner Unmündigkeit gefangen.

Sie ist ihm zur zweiten Natur geworden. „Es ist so bequem, unmündig zu sein“ und für manchen Menschen schwer, sich von den „Vormündern“ zu trennen. Schlimmer noch: der Tanzbär ist sogar stolz auf seinen Tanz, der doch nur Ausdruck seiner Sklaverei ist! Der alte, weise Bär ruft ihn dazu auf, sich „aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ zu befreien. Er soll sich „seines Verstandes ohne Leitung eines anderen [.] bedienen“.

Lessing hat den Traum, dass jeder Mensch mündig und emanzipiert sein kann und wir dann in einer besseren, da humaneren Welt leben werden: „sie wird kommen, […] die Zeit der Vollendung […], da [der Mensch] das Gute tun wird, weil es das Gute ist“ (85. §, Die Erziehung des Menschengeschlechts) Das Leben im Hof bedeutet eine zunehmende Entfernung vom ursprünglichen Naturzustand. Aufruf J.J. Rousseaus: „Zurück zur Natur“. Das Leben der Bären im

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Wald, ihr Verhalten wird als unverdorben und moralisch gut idealisiert, um vor diesem Hintergrund das Verhalten der Hofgesellschaft (darunter der Hofmann als angepasster Bürger) stärker kritisieren zu können.

Die Lyrik suchte sich von den Konventionen der höfischen Dichtung zu befreien.

Lehrgedichte, die an Verstand und Vernunft der Leser appellieren waren beliebte Formen, da in ihnen anhand einer konkreten Geschichte eine Lehre veranschaulicht werden kann.

Die Selbstbeschränkung des Dichters auf das allein Nötige für den Transport einer Moral ist ein wichtiges Prinzip der lessingschen Theorie. Er fordert eine umweglose Struktur von Fabeln (im Ggs. zu La Fontaine). Der Wert der Fabel liegt nicht in einer poetischen Qualität als vielmehr in der Lehrhaftigkeit. Deshalb muss auf den poetischen Schmuck verzichtet werden.

Lessings Prinzip der Form im Auftrag des Inhalts (siehe deine Angabe unter Aufg.1) Einordnung in den Streit zwischen Gottsched und Lessing: Der Tanzbär ahmt die starre Regelhaftigkeit des Hofes nach – und merkt nicht, dass sein Tanz inhaltsleer und unreflektiert ist, er ist vielmehr stolz auf die Ästhetik seines Tanzes.

Lessings Emilia Galotti. Grund: Kritik an Hofmännern (durch Marinelli) Fabeln (besonders: der Fuchs ohne Schwanz) Kant „Was ist Aufklärung“