Ein Soldat im Rollstuhl in der Schweizer Armee: Werbegag oder echtes Engagement? Am 15. März 2021 trat Nouh Arhab, der erste auf den Rollstuhl angewiesene Soldat der Schweiz, in die Armee ein – nicht ohne Mühe. Der Autor, ein Medienschaffender
der
französischsprachigen
Ausgabe von Blick, lebt ebenfalls mit einer Behinderung. Er fragt sich, ob die Armee ihre Türen wirklich für Minderheiten geöffnet hat. Es ist grossartig, wir leben in einem Land, in dem es neben Bergen, Volksabstimmungen und Zahnradbahnen auch einige Männer (ja, ich bestehe auf der männlichen Form) gibt, die dafür bezahlen, dass sie ihren Wehrdienst nicht ableisten müssen. Andere, die zu gross, zu klein, zu stark zuckerkrank oder zu besonders sind, nutzen die alte militär medizinische Literatur, um sich ihrer Verpflichtung zum Dienst an der Nation zu entziehen. Damit sind sie glücklich und zufrieden, ohne jemals eine Diskussion darüber anzufangen.
Doch vor ein paar Monaten geschah im Rekrutierungszentrum der Schweizer Armee in Payerne das Unvorstellbare. Als er für militärdienstuntauglich erklärt wurde, erhob Nouh Arhab aus Lausanne Einspruch. Er wollte unbedingt in die Armee. Trotz seines Rollstuhls. Trotz seiner Spina bifida. Doch Bundesbern war nicht bereit, eine Person mit eingeschränkter Mobilität aufzunehmen. Nach drei Jahren des Wartens und vier Einsprüchen gegen die Entscheide der Armee hatte Nouh glücklicherweise Erfolg und leistet seinen Dienst seit dem 15. März 2021 im Waadtländer Rekrutierungszentrum. Doch heute, mehr als ein halbes Jahr später, brennt mir immer noch eine Frage unter den Nägeln, die das VBS, das für sein beharrliches Schweigen bekannt ist, noch nicht beantwortet hat: Ist die Aufnahme eines Rollstuhlfahrers in die Schweizer Armee ein Werbegag oder echtes Engagement? Die Frage bleibt offen. Denn wenn man der jüngsten Geschichte Glauben schenken darf, hat die Armee Appellen der betrof-
Antreten in Payerne. Foto: Dominic Schütz/VBS/DDPS
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