AGYPTEN Das Land der Pharaonen Yaman Yasinel
AUF DEN SPUREN VON AGATHA CHRISTIE
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onnenuntergang in Ägypten ist eine schnelle Affäre. Zwischen hell und duster liegen nur einige Minuten, doch das Schauspiel zwischen Nacht und Tag taucht die Ufer des Nils in magisches Licht und verzaubert die Landschaft. Vom Oberdeck eines Nilkreuzfahrtschiffes aus werden Reisende auch in der Nacht mit wunderbaren Ausblicken belohnt: Geheimnisvoll leuchtet die Kulisse pharaonischer Kulturen an den Ufern des Flusses. Ein Kreuzfahrtschiff auf dem Nil ist auch der Schauplatz von Agatha Christies Krimi-Evergreen „Tod auf dem Nil“, bei dem der Reiz der Geschichte der Ort der Handlung ist. Auf dem Raddampfer Karnak während seiner Fahrt auf dem Nil geschieht ein Mord an einer Millionenerbin. Wer auf den Spuren der „Queen of Crimp“ auf dem Nil unterwegs ist, kommt eigentlich nicht so recht zum Lesen. Die tanzenden Feluken auf dem Nil, die Menschen am Fluss, die Nilgänse und Krokodile erfordern ungeteilte Aufmerk-
samkeit. Und natürlich die jahrtausende alten Monumente, Tempel und Gräber und Obelisken. Eine Kreuzfahrt auf dem Nil ist wie Kino, bei einer Tasse Tee und einem Krimi von Agatha Christie auf dem Sonnendeck ziehen langsam Kultur und Geschichte, Spuren bewegender Schicksale und Tragödien vorüber: Agatha Christie war fasziniert von Ägypten und hat das Land mehrere Male besucht. Damals gehörte Ägypten noch zum Pflichtprogramm jedes Bildungsbürgers, die Pyramiden waren Teil der „Grand Tour“, und das Grab Tut Ench Amuns war gerade entdeckt worden. So half sie bei Ausgrabungen und lernte die Geschichte und Einwohner des Landes kennen. Im „Old Cataract Hotel“ in Assuan schrieb sie ihren berühmtesten Kriminalroman, und die Terrasse des Fünf-Sterne-Hotels sieht heute noch genauso aus wie in den dreißiger Jahren. Der Blick von der Wandelterrasse könnte schöner nicht sein – über den glitzernden Nil zur sagenumworbenen Insel Elefantine. Sogar das Schiff, auf dem Agatha Christie reiste, ist noch auf dem Nil zu sehen. Modernisiert natürlich, aber immer noch luxuriös und originalgetreu befördert der Schaufelraddampfer „MS Sudan“ als FünfSterne-Schiff nostalgische Reisende. Die Sehenswürdigkeiten entlang des Nils hat auch Agatha Christie gesehen und sie in ihre Romane einfließen lassen: Luxor mit dem Tal der Könige und den beeindruckenden Grabkammern, den Tempel von Hatschepsut, die Tempelanlage von Karnak und natürlich Assuan, bei dessen Anblick selbst der nüchternste Buchhalter zum hoffnungslosen Romantiker wird. Hier ist der richtige Ort für einen Ausflug mit einer Feluke, einem kleinen ägyptischen Segelboot, und auf einmal ist der Nil noch näher als vom Deck des Kreuzfahrtschiffes aus.
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ine Nilkreuzfahrt ist die einzigartige Möglichkeit möglichst viel von Ägypten kennenzulernen. Hier kann man die Zeugnisse einer jahrtausende alten Kultur besichtigen und etwas von der Größe Ägyptens zur Zeit der Pharaonen erahnen. Nilkreuzfahrten dauern in der Regel sieben Tage und verlaufen zwischen Luxor und Assuan. Es gibt auch Kreuzfahrten auf dem bei Assuan liegendem Nasser Stausse, welche aber nur drei Tage dauern. In Luxor sind die Besichtigung des Luxor Tempels und der Tempelanlagen von Karnak ein Muss. Die Tempel von Karnak gehen aufbauliche Aktivitäten
von Pharaonen aus mehreren Dynastien Ägyptens zurück. Jeder neue Pharao fügte ein Stück hinzu, so entstand diese imposante Anlage. Ein Highlight ist die hier allabendlich in verschiedenen Sprachen stattfindende Licht- und Tonshow, welche einen guten Einblick in die Geschichte von Karnak vermittelt. Selbstverständlich werden auch die Tempel von Abu Simbel und das Tal der Könige, dessen Eingang von den Memmnon Kolossen bewacht wird, Ausflugsziele während der Nil Kreuzfahrt sein. In Edfu wird mit dem Horus Tempel der besterhaltensde Tempel Ägyptens zu besichtigen sein. Er hat die Jahre scheinscheinbar vollkommen unbeschadet überdauert, was einmalig unter den ägyptischen Tempeln ist.
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ist schon wahnsinnig zu erfahren, wie gigantisch und toll Ägypten ist, gleichzeitig aber anzusehen, wie erbärmlich sie leben und ihre Höchsteinnahmequelle in Tourismus sehen. Es gibt tolle Hotels und viel Luxus doch kann man parallel dazu die Armut sehen. Das Trinkwasser ist so schlecht, dass nur mittelmäßige und reiche Menschen mit gekauftem Wasser ihren Durst stillen können. Ja, zum relaxen war Ägypten nicht, denn es gibt viele Sightseeings, die man machen kann und will. Die Pyramiden, Pharaonen, das ägyptische Museum, die Mumien, Nilfahrt, Lasershow an den Pyramiden und vieles mehr, nehmen einem schon viel Zeit und man wird nicht fertig. Ägypter sind sehr sehr warme Menschen, Aggressionen habe ich gar nicht gesehen. Fühlte mich nie belästigt, (außer beim Khan Halil Basar) aber dort hilft das Zauberwort: ,,Halas“ schon ganz gut weiter, denn das bedeutet nämlich: ist gut, lass mich in Ruhe oder ich will nicht, sei leise … etc.
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enn es dunkel wird um Nil, versammelt sich die Gruppe um Herrn Anis auf dem Hausboot und lässt die Wasserpfeife kreisen. Vergeblichkeit und Unglück der Aussenwelt verflüchtigen sich. Nobelpreisträger Nagib Machfus in seinem „Hausboot am Nil“ so unnachahmlich schildert, ist typisch für den Orient: In der arabischen Welt ist die Wasserpfeife oder „Shisha“ seit Jahrhunderten Inbegriff von Entspannung und gemütlicher Konversation. Diese Form des Rauchens stammt vermutlich aus Indien und hat in Ägypten bereits eine etwa 400 Jahre alte Tradition. Was über Jahrhunderte nur der Männerwelt vorbehalten war, gilt heute auch unter Frauen als schick: Viele Cafés in Kairo werden heute zunehmend auch von arabischen Frauen erobert. Auch für immer mehr Urlauber gehört der Genuss einer Shisha zu einem Ägypten-Aufenthalt dazu. Gleich, ob in einem Zelt am abendlichen Strand, auf gemütliche Kissen gebettet, in einer Hotelbar oder in einem Straßencafé in Kairo – bei einer Wasserpfeife können sich die Erlebnisse eines ereignisreichen Urlaubstages prima „setzen“.
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er Orientalische Tanz bezieht sich auf eine Tanzform, die ihren Ursprung in Ägypten hat, und bezeichnet den dortigen Solotanz der Frauen. In Ägypten hatte der Tanz von jeher einen hohen Stellenwert bei allen festlichen Gelegenheiten. Fremde und Reisende waren seit Jahrhunderten von die-sem Tanz fasziniert und berichteten in ihren Briefen, Reisebeschreibungen und Büchern darüber. Seit der Kolonisation Ägyptens und mit zunehmendem technischen Fortschritt und kulturellem Austausch verbreitete sich der Tanz auch im Ausland. Heute ist er in Europa, Australien, Skandinavien, Japan und den USA ebenso zu finden wie in Ägyp-ten. Manche Vertreterinnen halten sich eng an die ägyptische Tradition, andere haben Ein-flüsse aus anderen Tanzstilen und Musik-richtungen mit verarbeitet. Es gibt inzwi-schen eine kontroverse Auseinandersetzung darüber, was
der „echte“ ägyptische Tanz sei; verschiedene Schulen und Stile bildeten sich heraus. Zur Zeit der Weltausstellung in Chicago um 1898 zeigte die relativ unbekannte Tänzerin ,,Little Egypt“ zum ersten Mal orientalische Tänze vor internationalem Publikum. In dieser Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts war das Zeigen eines entblößten Bauches, ebenso wie das Zeigen eines Fußes oder unbedeckter Hände und Arme, gesell-schaftlich sanktioniert. Die Tänze von Little Egypt, die in den USA später in Burleske Aufführungen auftrat, waren trotz oder gerade wegen der Zurschaustellung nor-malerweise bedeckter Körperteile eine Sen-sation. Offiziell wurde dem Tanz und der Tänzerin nur entrüstete Aufmerksamkeit gezollt, trotzdem ist ihr Name, ebenso einige Fotoaufnahmen verschiedener Tänzerinnen, die sich ebenfalls „Little Egypt“ nannten, bis heute bekannt.
Yaman Yasinel wurde 1956 in Istanbul geboren. Nach dem Gymnasium folgte ein Grafik-Design Studium an der Hochschule f체r Kunst und Musik Bremen mit Schwerpunkt Fotografie bei Prof. Fritz Dressler. Seit 1988 arbeitet er als selbst채ndiger Grafikund Foto-Designer in Rotenburg (W체mme)