können, indem wir die Wirtschaft wieder ankurbeln und dann beruhigt weitermachen (und konsumieren) können. „Den Worten Taten folgen lassen. Wirklich auf die Probe gestellt werden die Regierungen und Institutionen Europas vor allem in Krisenzeiten. Dann müssen sie beweisen, dass sie mit Phantasie, Entschlossenheit und Flexibilität handeln können, dass sie ihr Ohr am Puls der Bedürfnisse der Familien und der Gemeinschaften in ganz Europa haben, dass sie der Aufgabe gewachsen sind, auf die plötzliche Verschlechterung der Wachstums- und Beschäftigungsaussichten in Europa die richtige Antwort zu finden.“ Mit diesen Worten leitete der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Durão Barroso, das Europäische Konjunkturprogramm ein, das die Kommission im November 2008 auf den Tisch legte. Dieses Programm, sowie die zusätzlichen Maßnahmen, die eben auf dem Europagipfel vom 19.-20. März verabschiedet wurden, zeigt uns allerdings, dass politische Entscheidungsträger in Krisenzeiten doch nicht umdenken können und das Prinzip nachhaltiger Entwicklung außer Acht lassen. Auch unser nationales Konjunkturpaket ist dafür ein gutes Beispiel. Zuerst müsse die Finanz- und Wirtschaftskrise gelöst werden, bevor man sich anderen „Hobbys“ zuwenden könne. Wenn überhaupt, taucht der Begriff „Nachhaltigkeit“ nur im Zusammenhang mit nachhaltigem Wachstum auf. Dabei ist nachhaltige Entwicklung an sich schon ein Krisenbewältigungspaket. Die heutige Auffassung unterstreicht ja: „Regenerierbare lebende Ressourcen dürfen nur in dem Maße genutzt werden, wie Bestände natürlich nachwachsen.“ Es geht in der aktuellen Nachhaltigkeitsdiskussion um die Sicherstellung und Verbesserung ökologischer, ökonomischer und sozialer Leistungsfähigkeiten. Nachhaltiges Handeln fängt mit der Analyse und dem Verstehen der Zusammenhänge an, die jede Entwicklung beeinflussen. Der Begriff Nachhaltigkeit wurzelt eigentlich in der sächsischen Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts. Trotz großer Nachfrage an Holz für die Bergwerke wurden nur so viele Bäume geschlagen wie aufgeforstet werden konnten. Der Wald wurde nicht nur als kurzfristige Produktionshilfe gesehen, sondern als Lebensraum der nicht nur Holz zu bieten hat. Diese Haltung entspringt einer Ökonomie der Vernunft, die sich am Begriff des „Haushaltens“ orientiert. Ein solches ursprüngliches Verständnis von Ökonomie wirkt sich ressourcenschonend und menschenfreundlich aus. Die Sorge gilt demnach auch den nachfolgenden Generationen, denen nicht weniger Natur hinterlassen werden sollte als die heute Lebenden vorgefunden hatten. 200 Jahre später wird der Begriff Nachhaltigkeit von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung noch immer so verstanden. In ihrem
Kommission der Europäischen Gemeinschaften (2008). Vgl. Schlammes (2009). Schneider & Häberli (2002). Brundtland-Kommission (1987).
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