Camper – The Walking Society, Ausgabe 15 – Eivissa (EN)

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Eivissa

H/W 2023 ––Ausgabe Nr. 15
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Eivissa

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GEHEN bedeutet, sich fortzubewegen – sich von einem Ort zum anderen zu begeben. Voranzukommen, neue Wege zu beschreiten, offen zu sein für Innovation. The Walking Society ist eine virtuelle Gemeinschaft, in der jede*r willkommen ist – unabhängig von sozialem, kulturellem, wirtschaftlichem oder geografischem Hintergrund. Einzeln und als Zusammenschluss fördern die Mitglieder dieser Gemeinschaft Vorstellungskraft und positive Energie, indem sie wertvolle Ideen und Lösungen entwickeln, um die Welt zu verbessern. Auf einfache und ehrliche Weise.

CAMPER bedeutet im Mallorquinischen „Bauer“. Die Einfachheit des ländlichen Lebens vereint mit mediterraner Geschichte, Kultur und Landschaft – all das beeinflusst die Werte und die Ästhetik unserer Marke. Unsere Wertschätzung für Kunst und Handwerk und unser Traditionsbewusstsein sind die tragenden Säulen unseres Versprechens: Wir bieten originelle, funktionale und hochwertige Produkte in ansprechenden und innovativen Designs. Menschlichkeit, die Förderung kultureller Vielfalt und die Erhaltung des historischen Erbes sind die Grundlage unseres unternehmerischen Handelns.

EIVISSA ist eine der berühmtesten und berüchtigtsten Inseln im Mittelmeer. Sie begann als Handelshafen für die vorrömischen Seefahrerkulturen, bevor sie seit fünfzig Jahren zum gefragten Touristenziel für wirklich jeden mutiert ist.

THE WALKING SOCIETY Für die fünfzehnte Ausgabe von The Walking Society machen wir eine Rundreise auf der Isla Blanca, wo wir auf jene treffen, die nach einem Mittelweg zwischen Tradition und Moderne suchen.

WALK, DON’T RUN.

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S. 21

SERGIO SANCHO

Ein Gespräch mit dem Gründer der Messe für Gegenwartskunst, die mehr Kultur auf die Insel bringen möchte.

S. 85

THEATRE OF THE ANCIENTS

Pappmaché-Masken, cabezudos und noch mehr Volksbräuche der Balearen: das sind Joanna Ruby und ihre Theatertruppe.

S. 28

TANZEN BIS ZUM SONNENAUFGANG

Die Clubkultur gehört zum Leben auf Eivissa und dauert von tief in der Nacht bis (frühestens) zum Morgengrauen.

S. 41

INSEL DER UTOPIEN

Wir schreiben das Jahr 1971 und Eivissa war der Austragungsort eines bedeutenden Industriedesign- und Architekturkongresses. Eine Geschichte von Ideen und Experimenten.

S. 48

BALL PAGÈS

Der traditionelle Volkstanz der Insel, zu dem aufwändige Trachten und eine ebenso sinnliche wie akrobatische Choreografie gehören, wird heute von Tanztruppen gepflegt.

S. 57

VICENTE GANESHA

Ein Tag mit der Kultfigur von Eivissa und dem König des Vintage, der einen der berühmtesten Läden in Dalt Vila betreibt.

S. 70

Es heißt, dass allein Eivissa die Apokalypse überstehen könne. Der Ansicht soll zumindest Nostradamus gewesen sein.

S. 96

ICH HAB DIR DA

ETWAS MITGEBRACHT

Eivissa zieht Tourist*innen an. Ein paar Erinnerungsfotos von inseltypischen T-Shirts von damals und heute.

S. 105

DIE GEHEILIGTE INSEL

Die kleine, sagenumwobene Insel Es Vedrà ist der Grund, warum Eivissa seit jeher mit Mystik und Spiritualität in Verbindung gebracht wird.

S. 112

SPRUNG INS NASS

Ein Nachmittag in der Bucht von Sa Figuera Borda, wo die Halbwüchsigen aus schwindelerregender Höhe ins kristallklare Wasser springen.

S. 125

GAIA REPOSSI

Eivissa ist für die Schmuckdesignerin und Kreativdirektorin der international bekannten Marke Repossi seit jeher ein buen retiro

S. 132

DIE NACHT GESTALTEN

Zum Nachtleben von Eivissa gehören seit den 1970er Jahren auch die von Kunstschaffenden gestalteten Reklamezettel und Plakate. Eine ästhetische Reise durch die Vergangenheit der Clubkultur.

EL BUEN REFUGIO

Eivissa ist ein ganz eigenes Universum auf gerade einmal 600 Quadratkilometern, ein buntes Mosaik aus Farben, Düften und Emotionen, in dem die unterschiedlichsten Menschen, Lebensentwürfe, Sprachen und poetischen Ausdrucksformen ihren Platz haben. Hier vereinen sich alle mediterranen Eigenschaften, so unterschiedlich sie auch sein mögen, in einem eigenen Mikrokosmos.

Beginnen wir mit der Landschaft. Im Landesinneren wachsen

Olivenbäume in großzügigen Reihen auf dem eisenhaltigen roten Boden. Zwischen blühenden Oleanderbäumen verbergen sich weiße Häuser. Diesen casas payesas verdankt Eivissa den Spitznamen

La Isla Blanca, die weiße Insel. Sie haben Trockensteinmauern, die die Grundstücke von der Straße trennen, Zisternen, die das Regenwasser auffangen, und flache Dächer, die für alle ohne weiteres zugänglich sind. An der zerklüfteten Küste gibt es versteckte Badebuchten mit türkisblauem Wasser. Pinienwälder ragen über dem Meer auf. Zikaden zirpen in den sonnigen Morgenstunden, während die stete Brise das Klima auch in den besonders heißen Monaten erträglich macht.

Fährt man nachts zwischen den Dörfern umher, entdeckt man breite Lichtstrahlen am Himmel. Dabei handelt es sich keineswegs um Ufo-Erscheinungen, sondern die sichtbaren Zeichen des brodelnden Nachtlebens der Insel. Während der Clubsaison zwischen Mai und Oktober wird Eivissa von Musikbegeisterten aus aller Welt überflutet, und sie ziehen sich mit der letzten Party wie die Gezeiten zurück. Die Wirtschaft der Insel ist von diesem Zustrom abhängig. Doch erst wenn sich die Urlaubsreisenden wieder verabschieden, zeigt sich Eivissa von seiner besten Seite. Dann ist es oft kühler als auf dem Festland, und die Insel kann endlich mit ihrem größten Pfund wuchern: ihrer Weite.

Dann wird auch die Begegnung mit all den anderen Bewohner*innen Eivissas deutlich einfacher. Die Hippies, alt und jung, trifft man samstags auf dem Markt von Sant Jordi in der Nähe des

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Flughafens inmitten von Krimskrams, Andenken und allerlei Kuriositäten oder in der Bar Anita, seit 50 Jahren ein beliebter Treffpunkt. Vielleicht wird man zufällig von einem Freund eines Freundes in eine Hippiekommune eingeladen, die gut versteckt hinter Büschen und Sträuchern liegt, wo man herzlich und vorbehaltlos willkommen geheißen wird. Dann gibt es noch die Yogis und die Retreats, die Heilungsreisen und Erholung für Körper, Seele und Geist versprechen. Nicht zu vergessen die Saisonarbeiter*innen, meistens aus Italien oder Argentinien, die von Frühling bis Herbst die Bars, Clubs und Restaurants am Laufen halten.

Außerdem wären da noch die Eivissenc, die gebürtigen Insulaner*innen, die sonntags in Santa Gertrudis zur Kirche gehen, Taxis vom Flughafen zu den Hotels chauffieren, die Zügel bei ausländischen Produktionen in der Hand halten und jeden Strand, jede Lichtung und jeden Wald auf der Insel kennen. Sie sind es, diean den Festtagen die Seele ihrer facettenreichen Insel am Leben halten. Ihnen ist es zu verdanken, dass seit fast einem Jahrhundert die vielfältigen Traditionen immer wieder durch Neues belebt wurden und dabei trotzdem das Wesentliche nicht verloren ging.

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Niki F/W 2023
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Eigentlich kommt Ramona aus Sondrio in Italien, nicht weit von der Schweizer Grenze, doch sie lebt schon seit über 20 Jahren auf Eivissa. Sie wohnt in einem Kleinbus im Inselinneren und verkauft auf verschiedenen Märkten Schmuck, Steine und Makramee.
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Nadia hat italienisch-marokkanische Wurzeln und lebt seit rund zehn Jahren auf Eivissa. Sie macht ihre eigene Mode, die sie auf den Wochenmärkten der Insel verkauft.
11 Pelotas Mars F/W 2023
2016, als der 24-jährige Lorenzo gerade neu auf der Insel war, arbeitete er als Masseur am Strand. Heute ist er Personal Trainer, Yogalehrer und Assistent von Vicente Ganesha und lebt ganzjährig auf der Insel.
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Taylor F/W 2023
zehn Monaten gab die 20-jährige Susán ihr Studium in Kuba auf und zog nach Eivissa. Sie arbeitet in einem Hotel und mag den Strand, die Menschen und deren fröhliche Ausstrahlung.
13 Thelma & Karst F/W 2023 Das
französische Paar Eric und Céline verbringt seinen Urlaub auf Eivissa.
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Drift Trail F/W 2023
Peter hat schon die ganze Welt bereist, von den Dolomiten bis nach Südtirol, doch einmal im Jahr kam er nach Eivissa. Vor sechs Jahren zog er ganz auf die Insel, wo sein 12-jähriger Sohn Jonathan zur Schule geht.
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Peu Terreno F/W 2023
Ellis wurde in Phoenix, USA, geboren und hat unter anderem in Thailand, Indien und Japan gelebt. Seit ein paar Wochen ist der 20-Jährige mit seiner Mutter auf der Insel , denn er hat hier und auf der Nachbarinsel Formentera einen Sommerjob.
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Drift Trail F/W 2023
Marco, 41, stammt aus Palermo und lebt seit zehn Jahren auf Eivissa. Er war Clown, Akrobat und Jongleur und leitete sogar seinen eigenen Zirkus auf der Insel, den er inzwischen aber wieder aufgegeben hat. Seine Tochter heißt Ada.
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Carlota, 26, ist auf Eivissa geboren und aufgewachsen. Auch ihre Eltern sind gebürtige Insulaner. An ihrem Zuhause gefällt ihr eigentlich alles, mit Ausnahme der einsetzenden Gentrifizierung.

SERGIO SANCHO

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Gespräch über Kunst
Ein
mit

Seit drei Generationen hat Sergio Sancho seine Wurzeln tief in der trockenen Erde Zentralspaniens, in der Meseta von Madrid. Doch bei unserem Treffen auf Eivissa scheint er sich auf dieser anziehenden Insel, die für ihre kreative Atmosphäre bekannt ist, schon bestens eingelebt zu haben. Der Mann trägt ein buntes Sakko, einen wilden Bart und einen ebenso wilden Lockenkopf. Seit 2022 betreibt er hier die Kunstmesse Contemporary Art Now, die das entspannte, ungezwungene Lebensgefühl des Mittelmeers auf die Kunstszene übertragen soll.

Er pendelt zwischen der Insel und dem Festland, wo er vor fast zehn Jahren mit UVNT Art Fair eine Kunstmesse für Street Art in Madrid ins Leben rief. Dabei ist Sergio das Gegenteil eines steifen Messedirektors. Er ist herzlich und umgänglich und kann stundenlang von seinen realen und imaginären Projekten berichten. Sein größtes Anliegen ist es, die kleinen Galerien auf Eivissa zu vernetzen, bekannter zu machen und zu fördern. Passenderweise findet unser Treffen in einem dieser Räume statt, dem Estudi Tur Costa. Die vom deutsch-amerikanischen Architekten Erwin Broner (einem der Gründer der Gruppe Ibiza 59) entworfene Galerie diente bis 2020 auch als Atelier des Künstlers Rafael Tur Costa.

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23 CAN steht für Contemporary Art Now, bedeutet aber auch „Haus von“ im auf Eivissa gesprochenen Katalanisch. Peu Roda F/W 2023
24 Peu Roda F/W 2023
Seit 2017 gibt es die UVNT Art Fair in Madrid. Von Anfang an lag der Schwerpunkt auf Gegenwartskunst mit über dreißig Ausstellenden aus dem In- und Ausland.

Du hattest ein ganz anderes Leben vor Eivissa. Erzähl uns mehr darüber.

Ich habe anfangs in der Werbebranche in Madrid gearbeitet, wo ich fünfzehn Jahre lang in verschiedenen Agenturen unterwegs war. Das war ein Verwaltungsjob, nichts Kreatives. Wenn ich darüber rede, klingt es komisch, denn alle halten mich für einen der Kreativen, doch weit gefehlt! Ich habe BWL mit dem Schwerpunkt Marketing studiert, nicht Werbung. Als ich irgendwann in einer kleinen Werbefirma arbeitete, teilten wir uns einen Raum mit einer Kunstgalerie, in der gerade der Künstler Julio Falagán ausstellte. Ich war damals 25 Jahre alt und spürte sofort eine Verbindung zu ihm, also kaufte ich eines seiner Werke. Das war mein erster Kunstkauf. Von da an wandte ich mich neben meinem Job in der Werbung immer mehr der Kunstszene zu, fing an, andere Künstler*innen zu entdecken und noch mehr Kunstwerke zu sammeln.

Wie hast du dich in der weiten Welt der Kunst zurechtgefunden?

Hauptsächlich über Facebook und Instagram. Das Kunstgenre, dass mich am meisten interessierte, nämlich die Street Art, war in den spanischen Galerien fast überhaupt nicht vertreten. Es gab zwar namhafte spanische Street Artists, aber viele von ihnen arbeiteten außerhalb des Landes. Daher habe ich immer mehr über Facebook und Instagram recherchiert und mich so auf dem Laufenden gehalten, neben Ausstellungen und Messen natürlich. Mir fiel auf, dass die aktuelle Entwicklung in Spanien überhaupt nicht auftauchte, und da wurde mir klar, dass hier eine Messe für diese Kunstrichtung fehlt. Also kam ich auf die Idee, eine Messe in Madrid auf die Beine zu stellen, die ich dann UVNT Art Fair nannte. Im ersten Jahr arbeitete ich noch parallel in der Werbeagentur weiter, doch dann wollte ich mich nur noch auf die Kunst konzentrieren. Inzwischen findet die Messe zum siebten Mal statt.

Du bist Autodidakt, aber für ein so großes Projekt braucht man Mitarbeiter*innen. Wie hast du die richtigen Leute gefunden?

Ein Jahr davor war ich in Paris auf der Urban Art Fair, wo viele Street-Art-Galerien vertreten waren. Ich hatte auch schon einige Verbindungen in der Richtung aufgebaut. Anfänglich ging es darum, die Arbeiten aufzunehmen und zu dokumentieren, um auf Galerien weltweit aufmerksam zu werden. Eine Begegnung war dann ausschlaggebend: Auf der Pariser Messe lernte ich eine niederländische Galerie kennen und zusammen veranstalteten wir anlässlich meiner neuen Messe in Madrid die erste Einzelausstellung von Banksy in Spanien. Bei der Premiere stellten siebzehn Galerien aus und es gab die Einzelausstellung von Banksy mit acht seiner Werke. Vom Fernsehen bis zur Presse kamen alle zur Eröffnung. Banksy in Spanien war in aller Munde und hat bestimmt einiges zum Bekanntheitsgrad der Messe beigetragen.

Wie groß war am Anfang dein Team?

Bei der ersten Ausgabe waren wir zu dritt oder viert. Alles Freiberufler*innen, darunter jemand für die Produktion, mit dem ich bereits zusammengearbeitet hatte, jemand, der sich um die Zusammenarbeit mit den Ausstellenden kümmerte,

und jemand für die Öffentlichkeitsarbeit. Je größer die Messe wurde, desto mehr erkannte ich, wie schnell man in einer bestimmten Ecke landet. Wenn man sich nur auf „Urban Art“ konzentriert, verpasst man einiges. Also holten wir neue Galerien und Stilrichtungen ins Boot und luden neue Künstler*innen ein. Ich entdeckte diese interessanten neuen Strömungen, die nicht unbedingt etwas mit Street Art zu tun hatten.

Wie kamst du schließlich nach Eivissa?

Das war 2020 anlässlich der Vernissage einer Ausstellung von Rafa Macarrón in der Stiftung La Nave Salinas. Da wegen der Pandemie die Clubs geschlossen waren, kamen unglaublich viele Sammler*innen, Kulturliebhaber*innen und Menschen, die einfach wissen wollten, was auf der Insel gerade so los ist. Da fiel mir auf, dass es hier kaum Kulturprojekte gibt, denn alles dreht sich um die Musik. Nach der Pandemie hatte die Insel einen Zuwachs an Zugezogenen und es fehlte an Kunstangeboten. Mir gefiel die Idee, eine Messe in Eivissa zu veranstalten, und ein Unternehmer von hier erzählte mir, dass die Stadtverwaltung auf der Suche nach Kulturprojekten für die Insel sei. Sie wollten eigentlich einen Ableger meiner Madrider Messe haben, ich aber wollte etwas Eigenständiges, denn die Marke UVNT war bereits klar definiert. So entstand CAN, Contemporary Art Now. CAN zeigt immer das „Now“, das Jetzt, die neuesten Trends, das, was bei der jungen Generation gerade angesagt ist.

Wie funktioniert CAN?

Die Teilnahme an CAN geht nur auf Einladung. Die Messe fand zum ersten Mal 2022 statt und war gleich ein Riesenerfolg. Daran sieht man, wie sehr die Menschen so ein Projekt wirklich brauchen. Jetzt sind wir dabei, ein Netzwerk aufzubauen, das das gesamte kulturelle Geschehen auf der Insel zusammenführt und den kleinen, unabhängigen Galerien mehr Sichtbarkeit verschafft.

Kommen die teilnehmenden Galerien aus ganz Europa?

Aus der ganzen Welt! Bei der ersten Ausgabe hatten wir Galerien aus Tokio, New York, Seoul und Los Angeles dabei. Und natürlich Europa, das sechzig Prozent der Ausstellenden ausmachte. Insgesamt waren es 37 Galerien, davon nur sechs aus Spanien, denn ich finde eine internationale Dimension viel interessanter.

Wie soll sich die Messe nach deinen Vorstellungen in den kommenden Jahren entwickeln?

Ich möchte vor allem, dass sie nachhaltig ist. Groß zu werden interessiert mich nicht. Mir wäre es lieber, wenn es eine kleine, aber feine Messe bleibt, mit sorgfältig ausgewählten Ausstellenden, die allmählich wächst. Es wäre schön, wenn sich auch andere Projekte beteiligen würden. Wir sind zwar der Magnet, aber wir müssen auch die Weiterentwicklung des kulturellen Gefüges auf der Insel anregen. Wir möchten, dass Eivissa zu einer wichtigen Anlaufstelle im internationalen Kunstbetrieb wird, der normalerweise im Sommer eher ruhig läuft, und ich würde gerne ein bisschen mehr Freude in die Sache bringen. Die Kunstwelt war mir schon immer zu verkrampft. Aber für mich geht es in der Kunst darum, Spaß zu

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haben und das Leben zu genießen. Ich glaube, der Erfolg der CAN kommt daher, dass sich die Leute wirklich wohl fühlen, weil unser Konzept so entspannt ist: Wir öffnen nur abends, von 17 bis 21 Uhr, und wir wollen die Messe auch weiterhin so betreiben, als wäre sie ein Kunstfest. Am liebsten würde ich die Kunst über die ganze Insel verteilen, direkt in die Straßen hinein. Es gibt großes Potential, wenn wir die Musik- und Clubszene von Eivissa mit einbeziehen könnten.

Wie unterscheidet sich das Leben in Eivissa vom Leben in einer der größten Städte Europas?

Das Leben hier ist ruhiger. Ich komme in Städten gut klar, aber immer nur kurz. Ich ertappe mich dabei, wie ich immer mehr Zeit auf Eivissa verbringen möchte, denn ich bin zwar auch gerne da, wo Tempo herrscht, aber ich brauche auch Orte wie hier, an denen ich Freiraum zum Denken habe.

Wie ist deine Beziehung zum Mittelmeer? Deine Heimatstadt Madrid liegt weit weg vom Meer und jetzt bist du auf dieser Insel gelandet. Was hat dich angelockt? Gehört das Meer jetzt zu deinem Leben?

Madrid ist meine Heimatstadt und ich bin Madrileño in der dritten Generation, was heutzutage sehr selten vorkommt. Meine Frau kommt aus Galicien im Norden Spaniens, daher habe ich schon einen Bezug zum Meer, und mein Vater war beruflich oft auf Mallorca. Aber als ich mit 25 zum ersten Mal nach Eivissa kam, spürte ich sofort deren Zauber. Dazu trug natürlich auch meine Vorliebe für Entspannung und Spaß bei. Viele Leute kommen wegen der legendären Partys und der Musik auf die Insel. Aber je länger du hier bist, desto mehr nimmst du die Schönheit und Ruhe in dich auf. Erst dann erkennst du wirklich, was die Insel zu bieten hat. Man lernt den Horizont zu schätzen, den man in Madrid oder anderen Großstädten normalerweise nicht sehen kann.

Trotz seiner weltweiten Bekanntheit hat sich Eivissa eine starke Eigenständigkeit und ein Gefühl der Weite bewahrt, wie du ja schon erwähnt hast. Wie gelingt das?

Ich halte die Einheimischen für sehr widerstandsfähig. Eivissa hat immer noch seine eigene Identität, weil die Einwohner*innen für den Erhalt ihrer Traditionen kämpfen. Wenn zum Beispiel ein Außenstehender ein für Eivissa typisches Haus (eine casa payesa) kauft und es zu einem Glaskasten umbaut, sorgt das für viel Gesprächsstoff und die Menschen melden sich zu Wort. Auch die Jüngeren bewahren und erneuern diese Traditionen, damit sie nicht verloren gehen. Denn gerade die Authentizität hilft, die Insel zu bewahren.

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Peu Roda F/W 2023
„Ich halte die Einheimischen für sehr widerstandsfähig. Eivissa hat immer noch seine eigene Identität, weil die Einwohner*innen für den Erhalt ihrer Traditionen kämpfen. Auch die Jüngeren tragen dazu bei, dass sie nicht verloren gehen. Denn gerade diese Authentizität ist es, was die Insel ausmacht.“

Die Einwohnerzahl von Eivissa bewegt sich zwischen 100.000 und 200.000, aber die genaue Zahl der Einwohner*innen mit Hauptwohnsitz auf der Insel lässt sich nur schwer ermitteln. In den Sommermonaten erlebt die Insel einen Besucheransturm und der Spitzenwert dürfte bei fast einer Million Menschen liegen. Obwohl die landschaftliche Schönheit der Insel sicherlich entscheidend zu ihrer Anziehungskraft beiträgt, sind es vor allem das pulsierende Nachtleben und die Clubs, die viele Tourist*innen in ihren Bann ziehen. Aus den alten Fincas der siebziger und achtziger Jahre sind inzwischen bis zur Unkenntlichkeit aufgehübschte Clubs geworden. Heute sehen sie eher wie Raumschiffe aus, randvoll mit Spezialeffekten für ein nächtliches Riesenspektakel. Hier werden keine halben Sachen gemacht: Das Tanzen beginnt weit nach Mitternacht, geht weiter, wenn die Dunkelheit den ersten Sonnenstrahlen weicht, und endet gelegentlich erst spät am nächsten Tag. Das Morgengrauen weist den Heimweg inmitten der erwachenden Natur. Mit Licht und Farbe geschmückte junge Menschen schimmern vor Energie, die wie eine Aura von ihnen ausgeht. Und gleichzeitig erwärmt die Sonne sanft die ersten Wellen des Morgens.

TANZEN BIS ZUM SONNENAUFGANG

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Pelotas Mars F/W 2023
BCN F/W 2023
Niki F/W 2023
Pelotas Mars F/W 2023
Pelotas Mars F/W 2023
Drift Trail & Pelotas Mars F/W 2023

Insel der Utopien

1975 befreite sich endlich auch Spanien von der faschistischen Militärdiktatur Francisco Francos und wurde damit zum letzten europäischen Land, dem dies nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gelang. Der Wechsel vollzog sich nur ein Jahr nach der portugiesischen Nelkenrevolution und der daraus resultierenden Entmachtung der Militärjunta. Erstaunlicherweise liegen diese Ereignisse noch keine 50 Jahre zurück. Nach seiner Machtübernahme in den 1930er Jahren blieb Franco bis Mitte der 1970er Jahre das einzige Staatsoberhaupt. Unter seiner Regierung gab es nur eine Partei, die Falange Española, alle bürgerlichen Freiheiten wurden stark eingeschränkt, es herrschte Zensur, und Kastilisch wurde die einzige Landessprache.

In den 1960er Jahren ließ in einigen Regionen Spaniens die strenge Repressionspolitik der Diktatur gegen Andersdenkende und Abweichler nach. Vor allem Eivissa war Anzugspunkt für Hippies aus der ganzen Welt und setzte kulturelle Trends weit über die spanischen Grenzen hinaus. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist der siebte Kongress des International Council of Societies of Industrial Design (ICSID), der 1971 auf der Insel ausgerichtet wurde und sich mit experimentellen Formen der Architektur, des Industriedesigns und der Kunst beschäftigte.

Die zwischenzeitlich in World Design Organisation umbenannte Organisation veranstaltete Kongresse in wechselnden Ländern, um Kontakte zwischen Fachleuten und ein internationales Designverständnis mit einem starken humanitären

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Ansatz zu fördern. „La utopía es posible“ (Die Utopie ist möglich) lautete der Titel des Kongresses von 1971.

Die Standortwahl fiel auf Port de Sant Miquel im Norden von Eivissa, in der Nähe von Portinatx, Benirrás und anderen damals noch weitgehend unberührten Buchten, die Ruhe und Abgeschiedenheit boten. Die mögliche Utopie entstand als „Instant City“, die „Sofortstadt“, nach einem Entwurf von José Miguel de Prada Poole für die Unterbringung der teilnehmenden Studierenden, für die in den umliegenden Hotels keine Zimmer frei waren.

Dabei stammt die Idee der Instant City gar nicht von Prada Poole, sondern von Carlos Ferrater und Fernando Bendito, zwei Architekturstudenten der Polytechnischen Universität von Madrid. Gemeinsam mit Luis Racionero hatten sie ein Manifest verfasst, das Designer aus der ganzen Welt aufforderte, sich der Instant City anzuschließen. Darin heißt es: „Die Menschen, die Jugend der Neuen Kultur, werden sich auf Eivissa treffen, um sich auszutauschen, Musik zu hören, zu tanzen und den Wohnraum zu errichten, in dem wir kurzzeitig zusammenleben werden. Wir bitten Designer

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aus der ganzen Welt, mit uns die Stadt zu bauen, die in unseren Köpfen Gestalt annimmt. Eine Festwoche lang sollen Entwerfen, Errichten, Musik, Pantomime, Rummel, Festival und Improvisation zu einem Ereignis werden, bei dem die Gestaltung der Umwelt im Mittelpunkt steht und Verhalten und Form zusammenkommen“.

Das Manifest ging um die Welt und die Resonanz übertraf die Erwartungen der Studierenden um ein Vielfaches, woraufhin sich diese an Prada Poole wandten, der das Projekt schließlich konzipierte. Er beschrieb es als „eine Stadt der Freiheit, aber nicht der Anarchie, denn die größte Freiheit findet sich immer innerhalb einer höheren Ordnung“. Woraus bestand nun also die Instant City? Man braucht sich nur die Fotos anzusehen, um das bahnbrechende Potenzial von Prada Pooles Experiment zu begreifen. Aus der Vogelperspektive gleicht es einem Ameisenhaufen aus aufblasbaren PVCModulen in verschiedenen Farben, die durch Gangsysteme miteinander verbunden sind und sich im

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Prinzip unendlich erweitern lassen. Ein Labyrinth aus Gemeinschaftsräumen und -wegen, in dem zwei geometrische Formen immer wieder auftauchen: die Kugel und der Zylinder.

Die Architekturutopie von Prada Poole stand für einen tiefgreifenden Wandel in der spanischen und internationalen Architektur. Sie bestand aus einer ausgeklügelten und vergänglichen Konstruktion aus aufblasbaren und flexiblen Strukturen, die die Möglichkeit zu bahnbrechenden Experimenten boten. José Miguel de Prada Poole empfand die damals vorherrschende Stadtstruktur als zu starr und vertrat die Ansicht, dass die derzeitigen Städte statisch und veraltet seien und sich nicht an die seit einigen Jahrzehnten im Wandel begriffenen Bedürfnisse der 1970er Jahre anpassen könnten. Seine Instant City war genau die richtige architektonische Lösung, das Beispiel einer neuen Stadt im Übergang, die je nach Bedarf vergrößert oder verkleinert werden konnte, ohne dass feste Gebäude den Veränderungen im Wege stehen.

Die Resonanz aus Europa fiel ausgesprochen positiv aus. Die Instant City erregte große Aufmerksamkeit in der Untergrundpresse, und die angesehene Zeitschrift AD berichtete

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im Dezember 1971 ausführlich darüber. „Die Instant City kann weder als Erfolg noch als Misserfolg gewertet werden, denn als eine auf den Menschen ausgerichtete Umgebung ist sie das, was ihre Bewohner aus ihr machen. Die Stadt bestand aus Menschen, die sich gegenseitig kannten, und aus den Beschäftigungen, denen sie gemeinsam oder einzeln nachgingen“, heißt es in dem Artikel. Im Januar 1972 legte die finnische Presse nach und erklärte: „In Instant City finden die Menschen zueinander. Sie schließen Freundschaften. Beabsichtigt war eine Umgebung, die nicht als Anreiz für soziale Beziehungen, sondern als Antwort auf sie existiert.“

Viele der schließlich bis zu 500 Teilnehmenden der Instant City gehörten der Hippiebewegung an, die damals bereits an Strahlkraft verlor. Das Erlebnis der Instant City war allerdings von ungeheurer Bedeutung für die kulturelle Entwicklung Spaniens. Der Kongress und die Verwirklichung einer solchen Utopie machten einer Nation, die noch immer unter der Diktatur litt, Hoffnung auf eine bessere

Zukunft. Im Anschluss daran zog die Idee der Instant City i nnerhalb Spaniens weiter in die Provinz Navarra um, wo Prada Poole anlässlich des Kulturfestivals Encuentros de Arte de Pamplona im Sommer 1972 erneut mit dem Entwurf einer pneumatischen Struktur beauftragt war. Diesmal entstanden als Weiterentwicklung des EivissasKonzepts elf Kuppeln mit einem Durchmesser von fünfundzwanzig Metern und einer Höhe von zwölf Metern, die eine Gesamtfläche von fünftausend Quadratmetern überspannten. Für ein sinnliches Totalerlebnis hatte jede Kuppel eine andere Farbe und der starke Kunststoffgeruch wurde durch das Versprühen unterschiedlicher Düfte überdeckt.

47 All images © Prada Poole Archive

Ein Mann, fein gemacht in weißen und schwarzen Baumwollkleidern mit roten Accessoires, hält Kastagnetten in beiden Händen, die er zum Rhythmus einer Flöte anschlägt. Er tanzt mit großen Sprüngen und wirft sogar ein Bein weit in die Höhe. An seinen Füßen trägt er geknüpfte Sandalen, die espardeñas. Ihm gegenüber bewegt sich eine Frau in kurzen, flinken Schritten, die im Kontrast zu seinen eigenen stehen. Ihre Bewegung bildet die Form einer Acht. Zur aufwändigen Tracht gehört viel Schmuck, vor allem bei den Frauen, die als Zeichen des Überflusses bis zu 24 Ringe und eine für die Insel typische Halskette, eine emprendada, aus Gold, Silber und Korallen tragen. Wir befinden uns beim ball pagès, einem traditionellen Volkstanz aus Eivissa und den gesamten pityusischen Inseln. Es ist ein Werbetanz, von dem die Inselältesten jedoch behaupten, dass er noch gar nicht so alt sei, denn seine Ursprünge reichten „nur“ bis ins 19. Jahrhundert zurück.

BALL PAGÈS

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50 Drift Trail F/W 2023
Ball pagès bedeutet übersetzt „Bauerntanz“ und weist auf die Herkunft aus der Zeit vor dem Tourismusboom hin.
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Die Trachten der Männer bestehen aus drei Farben: Schwarz, Weiß und etwas Rot. Sie tragen Hosen, geknüpfte Sandalen, die espardeñas, und eine traditionelle Mütze.
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Zu den kunstvollen Frauentrachten gehören ein buntes Tuch über einem Mieder und ein mehrlagiger Rock.
53 MIL 1978 S/S 2023
Besonders auffällig sind der allgegenwärtige Fächer und die emprendadas genannten Halsketten, gearbeitet aus Gold, Silber und Korallen.
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Drift Trail F/W 2023
Mit akrobatischen Sprüngen wirft der männliche Tänzer im Rhythmus von zwei Kastagnetten und einer Flöte ein Bein bis auf Höhe des Kopfes und führt eine anspruchsvolle Choreografie aus.

Es gibt vier verschiedene Arten der ball pagès: sa curta ist der kürzeste; sa llarga ist dynamischer und enthält mehr Sprünge; bei sa filera tanzen ein Mann und drei Frauen und bei ses nou rodades bewegen sich die Tänzer*innen in neun Kreisen.

55 MIL 1978 S/S 2023
Karst F/W 2023

VICENTE GANESHA

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AUF TUCHFÜHLUNG MIT
Karst F/W 2023
Karst F/W 2023

ERWÄHNT MAN DEN NAMEN VICENTE HERNÁNDEZ

ZARAGOZA IN DEN STRASSEN DER ALTSTADT VON EIVISSA, DIE UNTER DEM KATALANISCHEN NAMEN DALT VILA

BEKANNT IST, WEISS KAUM JEMAND, VON WEM MAN SPRICHT. NENNT MAN ABER SEINEN KÜNSTLERNAMEN,

VICENTE GANESHA, RUFEN DIE BEWOHNER*INNEN DER WEISSEN GASSEN: „KLAR, VICENTE, DER IST DOCH EINE INSTITUTION!“.

SEIT DER ERÖFFNUNG IM JAHR 1991 HAT SICH SEIN LADEN

FÜR HOCHWERTIGE VINTAGE-KLEIDUNG ZU EINER DER RENOMMIERTESTEN MODEBOUTIQUEN IN EIVISSA-STADT

UND AUF DER GANZEN INSEL ENTWICKELT. NEBEN DEN HOCHPREISIGEN STÜCKEN VERKAUFT VICENTE AUCH

SEINE EIGENE KOLLEKTION, DIE KOMPLETT IN INDIEN

HERGESTELLT WIRD. DAS ERSTE MAL REISTE VICENTE

1982 NACH INDIEN, ELF JAHRE NACH SEINEM AUFBRUCH

AUS EINEM KLEINEN PUEBLO AN DER COSTA BLANCA

NACH EIVISSA. NEBEN EINZIGARTIGEN STÜCKEN SAMMELT

ER VOR ALLEM ERINNERUNGEN UND ANEKDOTEN, ZUM

BEISPIEL VON PROMINENTEN BESUCHER*INNEN WIE

CLAUDIA SCHIFFER, VALENTINO GARAVANI UND GIORGIO

ARMANI. VICENTE IST INZWISCHEN SIEBZIG UND HAT

IMMER NOCH EINE STATTLICHE FIGUR UND EINE SCHARFE

ZUNGE. EINE BOUGAINVILLEA ERKLIMMT DIE BEIDEN

ETAGEN DES GEBÄUDES, IN DESSEN ERDGESCHOSS SICH

SEIN LADEN UND IN DEN OBEREN ETAGEN SICH SEINE

WOHNUNG BEFINDET. GENAU WIE DER LADEN IST AUCH

SIE EINE AUSSERGEWÖHNLICHE WUNDERKAMMER

VOLLER OBJEKTE, KLEIDUNG, GEMÄLDE, BÜCHER UND

DRUCKE AUS ALLEN EPOCHEN.

WIE FING DEIN MODEGESCHÄFT AN?

Ich kam 1971 nach Eivissa und fünf Jahre später eröffneten ein Freund und ich eine Boutique mit verschiedenen hochwertigen Marken. Das Geschäft lief zuerst gut, aber dann war auf einmal alles weg und ich musste ohne Geld wieder von vorne anfangen. 1991 konnte ich dann einen Secondhandladen aufmachen. Das war gewissermaßen der Anfang des zweiten Kapitels. Mein Modeabenteuer dauerte also von 1976 bis 1991 und dann von 1991 bis heute.

WOHER KOMMT DEINE LEIDENSCHAFT

FÜR DAS SAMMELN UND VERKAUFEN VON KLEIDUNG?

Ich würde mich nicht unbedingt als Sammler oder Fetischist bezeichnen. Ich finde gerne Dinge, die ich dann aufbewahre und wieder zum Verkauf anbiete. Ich habe mir alles selbst beigebracht, denn damals gab es weder Google noch das Internet. Das Thema hat mich einfach sehr interessiert, also habe ich Bücher gelesen, mit Leuten darüber geredet und ihnen gut zugehört. Ich war wie ein Schwamm, nicht nur für Wissen, sondern auch für ästhetische Eindrücke. Ich bin Autodidakt.

WIE HAT SICH DEIN LEBEN MIT DER ANKUNFT AUF EIVISSA VERÄNDERT?

Es hat sich stark verändert. Während des Franco-Regimes in Spanien hatten wir nur wenig Kontakt zu Menschen von außerhalb. Als in den siebziger Jahren die ersten Ausländer kamen, brachten sie eine komplett neue Welt mit. Als Teenager aus der Nähe von Alicante bat ich meinen Vater um einen Reisepass. Er gab mir die Erlaubnis, denn so war es damals üblich, man brauchte dafür die Erlaubnis des Vaters. Mit dem Pass bin ich dann sofort nach Paris und anschließend hierher. Ich war zwanzig Jahre alt, ich hatte keine Ahnung was mich hier erwartete und was für eine Szene das hier war. Für mich war Eivissa nur eine Insel wie alle anderen. Dann sah ich einen Film über Eivissa, der mir die Augen für diese freie kleine Insel öffnete und ich konnte mir auf einmal gut vorstellen, dass hier ein Leben mit sehr wenig Geld möglich ist.

WIE KAMST DU EIGENTLICH AUF SECONDHANDMODE?

Mit Secondhand konnte ich mein vorhandenes Modewissen bestmöglich einsetzen. Ich konnte aus der Vergangenheit schöpfen und eine Chronologie der verschiedenen Modeströmungen erstellen. Ich wusste, dass bestimmte Kleidungsstücke zwar keine Markenware waren, aber wegen ihrer Materialien, Farben und Formen trotzdem Wert hatten.

UND DER NAME GANESHA?

Mein erster Laden hieß The End, nach dem Song von The Doors. Den neuen Laden habe ich Ganesha genannt, weil Ganesha die Gottheit des Glücks ist, und Glück brauchte ich, denn einen Misserfolg hatte ich ja schon hinter mir. Ich wollte unbedingt unabhängig und auf niemanden angewiesen sein und habe hart dafür gearbeitet. Ich hatte keine großen Ansprüche, bis auf einen: Ich wollte mein eigenes Haus, egal wie klein oder wie abgelegen.

IST

ES NICHT EHER SCHWIERIG,

DIREKT

ÜBER DEM EIGENEN LADEN ZU WOHNEN?

Die Wohnung über meinem Laden ist einfach so passiert. Die Gemeinde genehmigte mir den Hausbau und 1993 habe ich dann die Bougainvillea gepflanzt und sie, das Haus und der Laden sind seitdem zusammen gewachsen. Das war zwar nicht geplant, aber das Leben ist wie ein Puzzle, alles greift ineinander. Immer wenn wir meinen, wir würden unser Schicksal in der Hand haben, ist es umgekehrt: das Schicksal hat uns in der Hand.

WAS BEDEUTET DIR REICHSEIN?

Mit der Fähre nach Formentera zu fahren, finde ich viel besser, als mit anderen Leuten auf einer geliehenen Yacht zu sitzen und sich dort nicht frei bewegen zu können. Wohlstand hat mich noch nie interessiert. Meiner Meinung nach ist Unabhängigkeit das größte Gut. Frei zu sein und auf niemanden angewiesen zu sein.

DU GILTST AUF EIVISSA ALS EINE INSTITUTION. VERHÄLTST DU DICH ALLEINE ANDERS ALS IN GESELLSCHAFT?

Alleine bin ich viel echter und mehr ich selbst. Ich bin natürlicher. Ich mache das, was ich am meisten genieße, nämlich lesen, spazieren gehen und nachdenken. Ich bin ein einfacher Mensch mit sehr vielen Ideen. Mein Kopf ist voller Neugierde und Sehnsucht. In meinem Kopf fühle ich mich noch sehr jung.

WIE HAT SICH DIE STADT EIVISSA VERÄNDERT?

Sie hat sich stark verändert. Das Leben auf der ganzen Insel hat sich verändert. Aber ich beschwere mich nicht, denn ich kenne keinen besseren Ort als den hier. Aber manchmal frage ich mich, ob ich mit dem Wissen, das ich jetzt habe, überhaupt hier her ziehen würde. Es ist einfach nicht mehr mein Eivissa von früher. Damals waren die Straßen voller Hunde, die Leute liefen barfuß, sie waren schön, sie waren arm, sie hatten kein Geld. Die Menschen sind schöner, wenn sie nicht so viel Geld haben. Man konnte überall hin, es gab keine

Verbotsschilder. Es gab kein AIDS. Es gab keine vom Geld gespeiste Dummheit. Stattdessen gab es Schönheit, Musik und Drogen. Eine hedonistische Stimmung. Alles war voller Schönheit.

UND DIE LEUTE?

Die Leute kommunizieren heute anders. Sie folgen mir auf Instagram und bilden sich dabei ein, dass sie mich kennen. Das ist einerseits gut, denn es bedeutet, dass ich mehr verkaufe. Aber es bringt auch Probleme mit sich: Die Leute kommen, kaufen, bedanken sich und gehen wieder. Es kommt kein Gespräch mehr zustande. Die Gefühle fehlen im Alltag. Du kannst nicht in der Disco abtanzen, wenn du die ganze Zeit an deinem Handy klebst.

WAS MAGST DU IMMER NOCH AN EIVISSA?

Meine Arbeit und den Lebensstil, den es hier noch gibt. Das Klima, die Strände, das Meer. Das Licht, die Natur. Im Grunde genommen ist Eivissa unverändert geblieben. Nur die Menschen und ihre Denkweise haben sich verändert.

WELCHE KÜNSTLER*INNEN WAREN FÜR DEIN LEBEN WICHTIG?

Vor allem Jean Cocteau. Seine Filme und Gedichte haben mein ästhetisches Empfinden geprägt.

BIST DU NOCH HÄUFIG IN INDIEN?

Ja, jedes Jahr mindestens einen Monat lang.

WELCHE BEZIEHUNG HAST DU ZUM MITTELMEER?

Das Mittelmeer bedeutet mir alles, es gibt keine andere Landschaft für mich. Hier komme ich her, hier will ich bleiben und hier will ich sterben. Es ist die Wiege einer ganzen Zivilisation, von Athen bis Beirut.

WAS GEFÄLLT DIR AM MEER UND AN DIESER KÜSTE AM BESTEN?

Die Natur, die Pflanzen, das Essen und die Gefühle. Das Leben in der Sonne. Die Lebenseinstellung. Der Respekt. Das Mittelmeer ist das A und O. Hier liegt der Ursprung unserer Geschichte.

BIST DU IMMER NOCH GERN HÄNDLER UND MAGST DIE IDEE, DIE DAHINTER STECKT?

Whenever I travel to a new city, I visit the markets. I can’t say I’ve seen a city if I haven’t seen its markets. Trade is the oldest profession in the world, after all, and it forms the foundation of our identity. Trade is the bedrock of the Mediterranean.

Karst F/W 2023
Karst F/W 2023
Karst F/W 2023

EL BUEN REFUGIO

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EINE INSEL FÜR EINE FÜR DEN

FÜR DIE MUSIK, EINE

EINE FÜR TRADITIONEN, FÜR DIE KUNST, UNTERTAUCHEN.

UM DER APOKALYPSE

ZU ENTKOMMEN.

FÜR DIE NATUR, DEN SPASS, EINE EINE FÜR STILLE, TRADITIONEN, EINE

EINE FÜR DAS UNTERTAUCHEN. EINE INSEL, APOKALYPSE ENTKOMMEN.

KUNST,
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Für viele ist eine Insel wie Eivissa ein Zufluchtsort vor den Zwängen einer alten patriarchalischen Welt, die auf Arbeit, Konsum und uralten Dogmen beruht. Aus dieser Ablehnung heraus entstand die auf Eivissa mit offenen Armen aufgenommene Hippie-Bewegung, deren Rückzugsort die Insel bis heute ist, denn hier finden sich einerseits Musik, psychedelische Erlebnisse und nächtliche Eskapaden, andererseits auch Ruhe, Natur und Schönheit. In den letzten Jahren wurde nun sogar versucht, Eivissa zum Zufluchtsort für die bevorstehende Apokalypse zu machen. Seit fast einem Jahrzehnt kur-

sieren Gerüchte, wonach der Seher Nostradamus in einer seiner Prophezeiungen vorausgesagt haben soll, die Isla Blanca gehöre zu den wenigen Gegenden, die eine nukleare Katastrophe unbeschadet überstehen würden. Obwohl Eivissa in den Schriften des provenzalischen Wahrsagers und Astrologen nicht ausdrücklich erwähnt wird, beschloss die Gemeinde Sant Joan de Labritja, mit dieser Idee den Tourismus anzukurbeln. Ist Eivissa der ultimative Logenplatz, um dem Weltuntergang beizuwohnen? Mag sein. Und in der Zeit bis dahin lässt es sich hier auch ganz gut aushalten.

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THEATRE OF THE ANCIENTS

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Bei ihrem ersten Besuch auf Eivissa war Joanna Hruby gerade einmal sechs Jahre alt. Es sollte weitere vierzehn Jahre bis zu ihrem zweiten Besuch dauern, doch da spürte sie auf einmal eine ganz besondere Verbindung. Joanna ist in London geboren und aufgewachsen, wo sie sich zur Puppenspielerin ausbilden ließ. Auf Eivissa ist sie Gründerin des Theatre of the Ancients, einer Theater- und Performancetruppe, die mit Puppen und Riesenmasken agiert. Ihr Atelier liegt im Stadtzentrum von Eivissa, inmitten von roter Erde, Olivenhainen und der Stille der leeren Straßen. Das weiße Gebäude öffnet sich zu einem Grundstück voller Nisperobäumen, noch mehr Olivenbäumen und Yukkapalmen, daneben stehen ein paar alte Autos aus den 1970er und 1990er Jahren. Beim Eintreten werden wir von riesigen Ziegenköpfen aus Pappmaché auf Holzgestellen begrüßt. Das seien die Ziegen von Es Vedrà, erklärt mir Joanna, die einzigen Säugetiere auf dem felsigen Eiland. Da wären dann noch die spitzen Schnauzen der einheimischen Hunderasse Podenco und die Darstellungen der Göttin Tanit, der Schutzpatronin von Eivissa. Die cabezudos – „Großköpfe“ – genannten Figuren, die Joannas Truppe bei Choreografien, Tänzen und Umzügen verwendet haben hier auf den Balearen, insbesondere auf Mallorca, eine lange Volkskunsttradition.

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Bei den Festumzügen, wie am Ostersonntag 2021, am Sonnenfest Mitte August 2021, zur Wintersonnenwende 2020 und zum Walk of the Moon 2016 zu Ehren der Göttin Tanit ist das Theatre of the Ancients nicht zu übersehen.

Wie die meisten Inseln im Mittelmeer hatte auch Eivissa bis in die 60er Jahre hinein keinerlei nennenswerte Wirtschaft. Doch dann kam der alles verändernde Massentourismus und mit ihm aufgrund der knappen Ressourcen auf der Insel die internen Spannungen. Viele der ursprünglichen Einwohner*innen sahen sich gezwungen, nach Kuba und Nordafrika auszuwandern. Eivissa war nun nicht mehr nur für Hippies und andere Jugendsubkulturen attraktiv, sondern auch für breitere europäische Besucherschichten. Vor allem die Musikszene wurde zum Motor der Wirtschaft. Nach einem Einbruch während der Pandemie haben die Besucherzahlen jetzt ein Allzeithoch erreicht. Entsprechend schwunghaft läuft auch der Handel mit Andenken und buntem Schnickschnack, der auf seine eigene Weise doch zur Insel passt. Für diese Fotoserie haben wir uns auf die Suche nach ein paar alten und ein paar neueren Souvenir-T-Shirts begeben.

ICH HAB DIR DA ETWAS MITGEBRACHT

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DIE GEHEILIGTE INSEL

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DIE AURA DES MAGISCHEN, UND MYSTISCHEN, DIE

IN ERSTER LINIE VOM SÜDWESTLICH INSELCHEN ES VEDRÀ AUS, SICH AUF ÜBERRASCHENDE UNTERSCHIEDLICHE

Wie viele Bedeutungen hat das Wort „Magie“? In der Tourismuswerbung heißt es „Eivissa ist magisch“ – und prompt wiederholen die Angesprochenen den Satz, wenn sie den Sonnenuntergang über Cala Comte betrachten. Er wird in den Diskotheken geflüstert, wenn die Nachtschwärmer*innen im ersten Licht der Morgendämmerung auftauchen, von den Badegästen in den abgeschiedenen Buchten im Norden der Insel und von den Hippies und Schamanen, die seit den frühen 1960er Jahren auf die Insel kommen. Aber es gibt auch die nicht-metaphorische, eher buchstäbliche und geheimnisvolle Form der Magie auf Eivissa, von der die Insel allem Anschein nach schon immer durchdrungen war.

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WEISE
EIVISSA

MAGISCHEN, GEHEIMNISVOLLEN EIVISSA UMGIBT, GEHT

SÜDWESTLICH GELEGENEN AUS, DEREN AUSSTRAHLUNG

ÜBERRASCHENDE UND SEHR

WEISE MANIFESTIERT.

Es handelt sich dabei nicht bloß um eine neue Marketingstrategie oder eine New-Age-Masche mit Zaubertränken und Mondphasen. Bereits die Herkunft des Namens „Eivissa“ hat spirituelle Bezüge. Es gibt Theorien, wonach der Ursprung des Namens auf die ägyptische Gottheit Bes zurückgehe, die ihre Anhängerschaft vor giftigen Tieren beschützen sollte. Vor der Ansiedelung fremder Tierarten gab es auf Eivissa keine Schlangen und deswegen galt sie den Karthagern, die die Insel als strategisch günstigen Umschlagplatz auf ihren Handelsrouten im Mittelmeer ansteuerten, als gesegnetes Eiland. Doch genaugenommen geht die Aura des Magischen,

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Geheimnisvollen und Mystischen, die Eivissa umgibt, in erster Linie vom südwestlich gelegenen Inselchen Es Vedrà aus, deren Ausstrahlung sich auf überraschende und sehr unterschiedliche Weise manifestiert.

Eine der ältesten und faszinierendsten Geschichten findet sich in Homers „Odyssee“. Dort wird erzählt, wie Odysseus nach seinem Aufenthalt im Palast von Circe mit dem Schiff zurück in seine Heimat Ithaka aufbrechen will. Circe warnt ihn vor den Gefahren, denen er auf seiner Reise begegnen wird, zu denen die Sirenen gehören, Mischwesen aus Vogel und Frau, die die Seeleute mit ihren süßen Stimmen ins Verderben locken. Odysseus erhält genaue Anweisungen: Er soll sich die Ohren mit Bienenwachs verstopfen und an den Mast des Schiffes binden lassen, um nicht durch einen Sprung ins Meer dem betörenden Gesang der Sirenen zu folgen. Denn wer deren Gesang erst einmal erlegen ist, ist für immer verloren. In Homers Erzählung sind die Felsen, auf denen die Geschöpfe leben, mit Skeletten und Leichen übersät. Es heißt, dass es sich bei dem verfluchten Felsen und der Heimat der Sirenen um die kleine Insel Es Vedrà gehandelt habe. Und dort sieht es heutzutage zum Glück anders aus.

Über 400 Meter ragt dieser Berg aus dem Meer empor. Er gehört zum Naturschutzgebiet Cala d’Hort und ist geologisch gesehen eine Kalksteininsel, die wie alle Baleareninseln im Mesozoikum entstanden ist. Das Eiland ist bis auf eine Eidechsenart und ein paar Vögel unbewohnt. Einst siedelte hier aber auch ein Mensch, Francisco Palau y Quer; ein Karmelitermönch, der 1855 aus

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politischen Gründen von Barcelona nach Eivissa in die Verbannung geschickt wurde. Auf Es Vedrà lebte er eine Zeit lang allein in einer Höhle, wo er sich der Meditation und dem Gebet widmete. Der Überlieferung nach ernährte er sich nur von den Regentropfen, die durch die Wände seiner Behausung sickerten.

In dieser Zeit erlebte Francisco mehrere mystische Visionen, die er in seinen Schriften Mis relaciones con la Iglesia festhielt. Dazu gehörten Begegnungen mit imposanten himmlischen Sendboten der Liebe und die Beobachtung von Lichterscheinungen, die von späteren Lesenden als unbekannte Flugobjekte gedeutet wurden.

Es Vedrà ist nicht von ungefähr einer der europäischen Hotspots für UFO-Fans, für den Dutzende von Sichtungen gemeldet wurden, wobei eine ganz besonders hervorsticht. Am 11.

November 1979 überflog ein Passagierflugzeug auf dem Weg von Mallorca nach Teneriffa die Insel, als der Pilot ein rundes, leuchtendes Objekt entdeckte, das starke Lichtblitze aussandte und sich schneller als menschenmöglich bewegte. Nach dieser Begegnung musste das Flugzeug auf dem Flughafen Manises in Valencia notlanden. Das Phänomen blieb bis heute ungeklärt. Unter den Fischer*innen hält sich hartnäckig die Theorie, von Es Vedrà gingen starke magnetische Kräfte aus, die Kompasse und Navigationssysteme störten. Die Geschichte ähnelt der des berühmten Bermuda-Dreiecks, lässt sich jedoch leichter entkräften. Eine andere fesselnde Legende besagt, die kleine Insel sei der Geburtsort von Tanit, der phönizischen Mondgöttin

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EINE DER ÄLTESTEN UND

GESCHICHTEN FINDET SICH

DIE KLEINE INSEL ES VEDRÀ

FELSEN SEIN, AUF DEN DIE

VOGEL UND FRAU, ODYSSEUS STIMMEN INS VERDERBEN

des Tanzes und der Fruchtbarkeit und Beschützerin von Eivissa, die im phönizischen Pantheon eine wichtige Gottheit war. 1907 wurde hier das Felsenheiligtum von Culleram entdeckt, in dem Votiv-Terrakotten der Göttin als Opfergaben gefunden wurden. Heute werden diese Figuren als Souvenir verkauft und Tanits Name ziert Schwimmbäder, Restaurants und Hotels.

Auch andere mindere Gottheiten bevölkern die Mythologie von Eivissa – die fameliars, spitzbübische Elfen, die angeblich aus einer Blume geboren werden, die nur am Vorabend von

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SIRENEN,

UND FASZINIERENDSTEN SICH IN HOMERS „ODYSSEE“.

VEDRÀ SOLL DER VERFLUCHTE SIRENEN, MISCHWESEN AUS

ODYSSEUS MIT IHREN BETÖRENDEN VERDERBEN LOCKEN WOLLEN.

Sant Joan unter der alten Brücke in Santa Eulària wächst. Die fameliars sind eher ungezogen denn böse und verlangen unaufhörlich nach „comida o trabajo“ (Essen oder Arbeit). Daher ist sollte man sie immer schön beschäftigt halten. Im Ortskern von Santa Eulària stehen die von Andreu Morenu gefertigten Skulpturen mehrerer fameliars, die zwar nichts verlangen, aber mit ihrer Anwesenheit an das ursprüngliche Eivissa erinnern.

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SPRUNG INS NASS

Auf dem Weg nach Sa Figuera Borda passiert man den überfüllten Parkplatz von Cala Comte, wo sich die staubigen Autos aneinanderreihen. Man fährt immer weiter, bis langsam wieder Felder mit wildem Fenchel und Heuballen zu sehen sind, die so hoch wie Kinder oder Wächter am Straßenrand aufragen. Am Ende der Insel, fünfzehn Meter unterhalb des Straßenniveaus, erscheint plötzlich das Meer und der Horizont öffnet sich. Unter der ersten Sandschicht liegt roter Fels. Die Badegäste klettern über eine steile Leiter hinunter in die Bucht, um dort zu schwimmen. Die Jugendlichen der Gegend bleiben jedoch oben auf dem Fels und schauen in die Tiefe. Sie schwanken am Rande des Abgrunds, zwischen dem massiven Fels und dem Nichts. Bevor sie sich in die Tiefe stürzen, werfen sie zur Sicherheit oder aus Aberglauben einen Stein ins Wasser, was mittlerweile zu einem Ritual geworden ist. Dann kündigen sie ihren bevorstehenden Sprung mit einem Countdown an. Einer nach dem anderen. Tres, dos, un. Sie stoßen sich mit ihren Beinen ab, ihre Schatten lösen sich vom Boden und verschwinden in der Luft. Sie drehen sich um die eigene Achse. Von oben sind sie nicht mehr zu sehen. Zwei Sekunden vergehen, bevor das Geräusch des Eintauchens unsere Ohren erreicht.

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Sa Figuera Borda ist trotz der Nähe zu Platges de Comte ein relativ unbekannter Flecken der Insel. Hier gibt es kristallklares, vor dem Wind geschütztes Wasser und eine kleine Landzunge mit einer Höhle, die früher von den örtlichen Fischern als Lagermöglichkeit genutzt wurde.

Auf dem Boden der Tatsachen mit

GAIA REPOSSI

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Im Haus, in dem wir uns mit Gaia Repossi treffen, ist nur das Meer zu hören. In der Nähe gibt es weitere Häuser, die sich im Nadelwald verbergen. Über dem Pool spendet eine Pinie Schatten. Weiter unten erzeugt der Wind kleine Wellen, die den Sandstrand von Cala Molí im Südwesten der Insel umspielen. An diesem Nachmittag bewegt sich Gaia gemächlich. Die ruhige Abgeschiedenheit der Terrasse entspricht genau dem, was sie sich von Eivissa erhofft.

Gaia wurde mit gerade einmal 21 Jahren zur Kreativdirektorin von Repossi, einem der weltweit einflussreichsten italienischen Edeljuweliere. Das war vor sechzehn Jahren. Die Firma wurde in den 1920er Jahren von Gaias Großvater Costantino gegründet und von ihrem Vater Alberto ausgebaut. 2015 erfolgte dann die teilweise Übernahme durch LVMH. Im darauffolgenden Jahr eröffnete Repossi einen Flagship-Store am Place Vendôme in Paris. Neben Frankreich und den Vereinigten Staaten ist Eivissa für Gaia ein wichtiger Rückzugsort.

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127 Bonnie F/W 2023
Gaias Großvater Costantino Repossi gründete die Schmuckmanufaktur 1957 im italienischen Turin. 1986 zog der Firmensitz auf Veranlassung von Gaias Vater Alberto Repossi jedoch nach Paris.
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Repossi hat eine enge Verbindung zum Meer: Das berühmteste Geschäft der Marke befindet sich seit 1978 in Monte Carlo.

Die Grenzen zwischen dem Familienunternehmen und deinen Auftritten in den sozialen Medien verschwimmen heutzutage immer stärker. Wer ist die echte Gaia Repossi?

Ich bin Gaia Repossi und arbeite in demselben Beruf wie mein Vater und mein Großvater vor mir. Ich vertrete die dritte Generation. Ich mache den Beruf seit sechzehn Jahren, aber in Wahrheit wurde ich in ihn hineingeboren. Er war nicht meine erste Leidenschaft, aber zu entwerfen, Neues zu entwickeln und feste Vorstellungen in Frage zu stellen liegen mir einfach sehr und in dieser Hinsicht ist Schmuck noch ein unerschlossenes Terrain.

Du wurdest 1986 geboren und bist gerade 37 geworden. Wolltest du diesen Weg schon als junge Frau einschlagen oder mit der Schmuckwelt lieber nichts zu tun haben?

Ich wollte damit nichts zu tun haben. Ich empfand sie weder als intellektuell noch als künstlerisch anregend; ich fand sie oberflächlich. Damals in den Neunzigern und sogar noch in den frühen 2000ern trugen coole Leute keinen Schmuck. Ein paar Strasssteine und das war’s. Für mich war Schmuck ein Accessoire für den roten Teppich, das absolut keine Beziehung zu Design oder klassischen Schmuckstücken hatte, sondern eine Form der Identität darstellte – eine verschwundene Sprache. Doch Mode hat mich wirklich interessiert. Als Kind an der Côte d’Azur gab es nicht viel Mode um mich herum, aber unsere Geschäftsräume befanden sich in Paris und diese Welt hat mich fasziniert. Ich habe Malerei und später Archäologie studiert und parallel dazu meinem Vater in der Firmenzentrale in Paris geholfen. Mit der Zeit kam mir der Gedanke, was ich wohl machen würde, wenn ich das Sagen in der Firma hätte ...

Wann hast du beschlossen, es zu versuchen?

Mit 18 oder 19 Jahren, noch als Schülerin, habe ich angefangen, meinen Vater hin- und wieder zu beraten. Er war ein sehr intelligenter und respektvoller Vater, der mir viel Freiraum ließ, um mich zu entfalten. Ich entschied mich für ein Archäologiestudium in Paris, damit ich gleichzeitig in der Firma arbeiten und studieren konnte. Ich reiste mehrfach nach Indien, wo ich unter anderem den Schmuck der Nomaden entdeckte. Ethnoschmuck hat mich schon immer fasziniert, und so begann der Schmuck eigene Identität zu entwickeln, die kreative Ideen in mir weckte.

Wie bringst du die verschiedenen Kulturen in deinen Schmuck ein?

Nimm zum Beispiel Punk. Ich mag den Schmuck des Punks sehr, der viele afrikanische Einflüsse hat. Ich setze diese Inspiration dann in ein extrem ausgefeiltes Produkt um und behalte dabei eine bestimmte Haltung bei. Ich mag auch das Übereinanderschichten von Schmuckstücken, was ein traditioneller afrikanischer Brauch ist.

Was für Herausforderungen gibt es, wenn du deine Vorbilder in zeitgenössischen Schmuck umsetzt?

Auch wenn mich ethnische Entwürfe stark beeinflussen, sind Schmuckstücke heute nicht mehr vergleichbar mit Skulpturen oder Gemälden, bei denen man sich frei ausdrücken und etwas Abstraktes schaffen kann. Stattdessen wird in Zusammenarbeit mit Goldschmied*innen ein makelloses Objekt präzise anhand von technischen Zeichnungen angefertigt. Am Ende soll ein neuer Klassiker entstehen. Es ist aber unglaublich schwer zu erreichen, ein Produkt mit einem gewissen Maß an Zeitlosigkeit zu versehen. Das geht am besten, indem man die Traditionen der

Vergangenheit respektiert und sie mit einem modernen Designkonzept kombiniert.

Wie kann ein Schmuckstück die Persönlichkeit der Träger*innen unterstreichen oder verändern?

Rückblickend auf die Geschichte diente Schmuck als Sprache für Stämme, Zivilisationen, Männer und Frauen. In der heutigen Zeit sollte er sich vor allem wie etwas anfühlen, was zu einem gehört.

Betrachtet man den Zusammenhang von Mode, Luxus und Geschwindigkeit, scheint Schmuck wegen seiner Langlebigkeit einem langsameren Rhythmus zu folgen. Was denkst du darüber?

Es ist generell eine langsame Branche: auf jeden Fall Slow Fashion. Aber die Branche ist so daran gewöhnt, langsam zu sein, dass sie es oft übertreibt, fast aus Prinzip. Schmuck spielt mit der Begehrlichkeit. Die Leute wollen ihn als Investition kaufen oder vielleicht ist es Liebe auf den ersten Blick. Wenn man als Hersteller aber zu langsam ist, kann das die Anziehungskraft beeinträchtigen. Es ist zwar wichtig, sich gegen Fast Fashion und übermäßigen Konsum zu positionieren, aber genauso wichtig ist es, einen kreativen Rhythmus zu finden, der den Anforderungen der heutigen Zeit entspricht.

Was bedeutet der Begriff „Ethik“ bei Schmuck?

Die Mode steckt in einem echten Schlamassel, auch wenn es Versuche gibt, das Problem anzupacken. Es wird einige Zeit dauern, bis die großen Konzerne Lösungen finden, denn sie haben zu spät reagiert. Die Kund*innen hingegen haben bereits ein tieferes Verständnis für Qualität und Nachhaltigkeit. Ein Vorteil für die Schmuckbranche ist, dass sie in die Kategorie Slow Fashion fällt, ein weniger umweltschädliches Marktsegment, das eine gelenkte Produktion und kleinere Mengen möglich macht.

Und wie sieht es mit „Schönheit“ aus?

Wenn man ein Schmuckstück isoliert sieht, ohne dass es getragen wird, wirkt es häufig unscheinbar. Viele Schmuckstücke sind so gestaltet, dass sie ganz anders wirken und eine neue Dimension annehmen, wenn sie getragen werden. Sie bewegen sich mit dem Körper.

2021 hast du eine Schmuckkollektion im Stile des Fotografen Robert Mapplethorpe herausgebracht. Wie kam es dazu?

Ich habe eines seiner Fotos – das Bild einer Palme – bei einer von Sofia Coppola kuratierten Ausstellung gekauft und seitdem sind seine Fotos Teil unseres Corporate Designs, unserer Einladungen und Werbekampagnen. Deshalb erwerben wir ein- bis zweimal im Jahr die Rechte an den Fotos bei der Mapplethorpe Foundation. Die Stiftung hatte dann eines Tages Interesse an einer Zusammenarbeit und ich erst recht! Also ging ich in die Archive der Stiftung in New York und besuchte anschließend das Getty Museum in Los Angeles, das eine große Mapplethorpe-Sammlung hat. Ich stellte ein 50-seitiges Portfolio mit allen Konzepten zusammen und traf mich mit dem Vorsitzenden der Stiftung. Am Ende entstanden daraus zwanzig Stücke. Es gab zwei grobe Richtungen: Die eine kopierte Stücke, die mir gefielen, und die andere interpretierte sie neu.

Die Sammlung erhielt eine tolle Pressekritik.

Es war ein wahnsinnig tolles Projekt, das ich sofort sehr ernst genommen habe. Seine Arbeiten sind oft sehr gegenständ-

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lich, während ich normalerweise eher abstrakte Designs mache. Trotzdem fühlte ich mich von seiner Fotografie angezogen, vor allem wegen ihrer Strenge.

Lass uns über das Thema Kommunikation sprechen. Wie hast du diese ungewöhnliche Kommunikationsstrategie für klassischen Schmuck entwickelt?

Ich wollte die Verbindung zwischen Schmuck und Mode mit einem einfachen Trick herstellen. Es war mir ein Rätsel, warum Schmuck heute nicht zum allgemeinen Dresscode gehört. In Modestrecken wird er immer isoliert präsentiert und mit festlichen Veranstaltungen und Kleidern in Verbindung gebracht. Es gab keine Schmuckstücke für den Alltag.

Du bist zu einer eigenständigen Marke geworden. Was hältst du davon, mehr Follower*innen zu haben als das Familienunternehmen?

Repossi hat sich bei den Influencer*innen noch nicht etabliert. Ich finde das persönlich gut. Anfangs hatte ich noch Hemmungen, aber jetzt verstehe ich es halbwegs, auch wenn es etwas gedauert hat.

Du bist an der Côte d’Azur aufgewachsen, wie hat das Meer dein Leben und deine Lebensweise beeinflusst?

Anfangs kaum. Nach dem Erwachsenwerden zog ich sofort nach Paris und später nach Amerika. Ich stürzte mich in die Arbeit und hatte kein Interesse an Ruhe und Beschaulichkeit. Doch während der Pandemie hatte ich einen Moment der Selbsterkenntnis. Seit Repossi zu LVMH gehört, ist meine Rolle klarer umrissen und besser durchstrukturiert. Als kleines Unternehmen mussten wir noch alles selbst managen, vor allem mein Vater und ich. Jetzt, mit 37 wird mir klar, was ich bereits alles geleistet habe. Ich arbeite immer noch hart, aber ich habe auch gelernt, mir meine Zeit besser einzuteilen.

Wann hast du Eivissa für dich entdeckt?

Das ist schon lange her. Das erste Mal so mit siebzehn, sechzehn.

Wegen der Musik und der Partys?

Nein, wegen des Meeres. Die Insel bietet mir eine Fluchtmöglichkeit. Abgesehen von den Partys gefällt mir vor allem das Freigeistige. Anders als an der Côte d’Azur, die durch und durch französisch ist und wo es immer darum geht, „sich zum Abendessen anzuziehen“, ist Eivissa viel freier, eher wie Jamaika oder Thailand. Ich glaube nicht, dass man so viel Freiheit auf anderen Mittelmeerinseln findet. Hier kann ich mich verkriechen und mit echten Freund*innen zusammen sein. Außerdem praktiziere ich seit 16 Jahren Yoga und eine gewisse spirituellere Energie ist auf der Insel zu spüren.

Welche Beziehung hast du zum Meer?

Ich schwimme seit meiner Kindheit und das Meer sorgt bei mir auf Anhieb für ein Gefühl der Ruhe.

Warst du während der Pandemie hier?

Zum Teil. Als man wieder reisen konnte, habe ich zum Beispiel Indien und Japan besucht, weil ich beide Länder so vermisst hatte. Aber Eivissa ist für mich ein Zufluchtsort geblieben, an dem ich abschalten kann – ein Ort, an dem ich mich wirklich zu Hause fühle.

Gibt es etwas, was du noch lernen musst?

Auf jeden Fall. Wir haben im Atelier einen Fundus an Büchern über Schmuck, die ich ab und zu aufschlage und dabei immer etwas Neues entdecke. Vor ein paar Monaten haben wir einen Ohrring herausgebracht, dessen Design von einem afrikanischen Schmuckstück inspiriert war, das ich bei einem Antiquitätenhändler gefunden hatte. Später ist mir beim Durchblättern der Bücher ein fast identisch aussehendes Stück in die Hände gefallen.

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„Eivissa bietet mir eine Fluchtmöglichkeit. Abgesehen von den Partys gefällt mir vor allem das Freigeistige, das hier gedeiht. Es erinnert mich eher an Jamaika oder Thailand. Ich glaube nicht, dass man so viel Freiheit auf anderen Mittelmeerinseln findet.“

DIE NACHT GESTALTEN

YVES URO

CARLOS DÍAZ GENICIO ROM ERO

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Die Clubkultur auf Eivissa wird von mehr als nur der Musik bestimmt. Sie ist komplex, vielfältig und vielschichtig, durchwoben von wirtschaftlichen und anthropologischen Aspekten. Unterschiedliche Subkulturen haben sowohl durch ihre Musik als auch visuell durch ihre Kunstwerke den Inselnächten ihren Stempel aufgedrückt.

Pep Pilot ist ein Sammler, der ein Jahrzehnte umspannendes Plakatarchiv hütet. Die Geschichte des Nachtlebens in Eivissa ist dem heute 60-Jährigen seit den 1970er Jahren bestens vertraut. Im Gegensatz zu heute, wo jede Nacht eine andere Party steigt, fanden in Eivissas Glanzzeit die Partys nicht so häufig statt, weshalb die Plakate eine längere Lebensdauer und einen größeren Nachhall von einem pueblo bis zum anderen hatten. Die Urheber der Plakate waren oder sind allesamt bildende Künstler*innen, darunter so bekannte Namen wie Yves Uro, Rom Ero und Carlos Díaz Genicio. Die Werke aus der Sammlung von Pep Pilot reichen von den kultigen HippiePartys im Pacha, die heute den Namen „Flower Power“ tragen, bis zum legendären KU in San Rafael, das heute Privilege heißt, darunter auch verlorene Kleinode wie das Es Paradis Terrenal und das berühmte Space. Jede Nacht stand unter einem bestimmten Motto, sei es ein verspieltes Verkleidungsthema oder etwas Ernsthafteres, wie das Projekt des Pacha, das die Pflanzung von 1000 Bäumen auf der Insel finanzieren sollte.

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Yves Uro, Acid House, 1988 (Zeichnung)

Yves Uro, Opening Summer, 1984 (Zeichnung)

Yves Uro, Extasis, 1977 (Zeichnung)

Yves Uro, Noche Tanga, 1981 (Zeichnung)

Yves Uro, KU, 1988 (Zeichnung)

Yves Uro, Miss Tanga, 1988 (Zeichnung)

Yves Uro, Luna, 1988 (Zeichnung)

YVES URO

Yves Uro, der wohl legendärste Künstler in der Geschichte der Clubplakate von Eivissa, wurde 1954 geboren und verstarb viel zu früh im Jahr 1995 in Paris. Er arbeitete hauptsächlich für das KU und gelegentlich für andere Clubs und Diskotheken und entwarf rund 400 Plakate. Sein Stil zeichnete sich durch realistische und detailreiche Zeichnungen aus, die deutliche Anspielungen auf das Science-Fiction-Genre enthielten, aber auch auf den Surrealismus und andere Stilrichtungen. Der Bildband Urovision, der von seiner Schwester Catherine Uro im britischen Verlag IDEA herausgegeben wurde, setzt seinem Werk ein Denkmal.

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Rom Ero, Acuarius, 1991 (Zeichnung)

Rom Ero, Erotic Dreams, 1995 (Collage)

Rom Ero, 28 Aniversario, 2001 (Acrylgemälde)

Rom Ero, Cherrys & Diamond, 1989 (Acrylgemälde und Collage)

Rom Ero, Caligula, 1993 (Collage)

Rom Ero, House Of Madness, 1991 (Acrylgemälde und Collage)

ROM ERO

Rom Ero stammt ursprünglich aus Granada und entwarf ab 1989 in Eivissa Plakate. Neben seiner Arbeit als Illustrator war er immer auch ein vielseitiger bildender Künstler. Seine Zusammenarbeit mit dem Pacha begann 1988, nachdem der damalige Geschäftsführer des Clubs eines seiner Bilder bei einer Ausstellung in Eivissa erworben hatte. Das bekannte Flower-Power-Logo in Form eines stilisierten Auges stammt ebenfalls von Ero. In den Blütejahren des Clubs arbeitete er hauptsächlich mit Collagen, die er von Hand schnitt und klebte, und mit Malerei. Außerdem war er als Kopf eines ganzen Teams von Mitarbeitenden an der Innenausstattung des Clubs beteiligt.

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CARLOS DÍAZ GENICIO

Carlos Díaz Genicio wollte für Es Paradis Terrenal das vollbringen, was Toulouse-Lautrec Jahrzehnte zuvor für das Moulin Rouge in Paris geleistet hatte. Der gebürtige Asturier zog in den 1970er Jahren nach Eivissa. Seinen Durchbruch hatte er in den 1980er Jahren mit der Gestaltung von Plakaten für Es Paradis Terrenal, damals einer der ausgefallensten Clubs der Welt. Carlos arbeitete für Es Paradis auch als künstlerischer Leiter bei Veranstaltungen, wobei er bis 1995 jeden einzelnen Entwurf in Handarbeit anfertigte. Sein Stil ist in der Kombination aus Handzeichnung und den damals neuen Möglichkeiten der Computergrafik futuristisch und revolutionär zugleich.

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Carlos Díaz Genicio, Summer of Love, 1993 (Airbrush und Collage auf Karton)

Carlos Díaz Genicio, Night of Sant Joan, 1987 (Acryl auf Papier)

Carlos Díaz Genicio, Pyramids, 1995 (Airbrush)

Carlos Díaz Genicio, Mister, 1989 (Acryl auf Papier)

Carlos Díaz Genicio, Circus, 1989 (Farbstift)

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1. 2. 3. 4. 5.
Peu Roda F/W 2023
Runner K21 F/W 2023
Karst F/W 2023
Karst F/W 2023
Runner K21 F/W 2023
F/W 2023 Karst Niki Drift Trail 1 2 3 Runner K21 Pix Drift Trail 4 5 6 Niki Drift Trail Pelotas Mars 7 8 9 Walk, Don’t Run.
146 Karst Peu Roda Pelotas Mars 10 11 12 Peu Roda Niki Pelotas Mars 13 14 15 16 17 18
Thelma Bonnie BCN
147 Pelotas Mars Bonnie Walden 22 23 24 Karst Pix Drift Trail 19 20 21 25 26 27
Casi Myra Junction Brutus
148 Pelotas Mars Drift Trail Peu Terreno 28 29 30 Karst Drift Trail Junction 31 32 33 Drift Trail Niki Thelma 34 35 36
Niki F/W 2023

Redaktion und Erstellung

Alla Carta Studio

Brand Creative Director

Achilles Ion Gabriel

Brand Director

Gloria Rodríguez

Fotografie

Stevie & Mada

Styling

Francesca Izzi

Illustrationen

Jo Minor

Texte

Davide Coppo

Herstellung

Hotel Production

Mit besonderem Dank an

Antonio Cobo

Guillermo Clavel Marì

Thomas Derville at L’attitude Productions

Estudi Tur Costa

Ilaria Norsa

Pep Pilot

Asja Piombino

Paulo Vieira

Bildnachweis

© Stevie & Mada

© Jo Minor: S. 71–83

© Prada Poole Archive: S. 42–47

© The Estate of Yves Uro / Yves Uro / Catherine Uro: S. 134–135

© Rom Ero: S. 136–137

© Carlos Díaz Genicio: S. 138–139

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Repossi: S. 124–131

Druckerei

Artes Gráficas Palermo, Madrid

ISSN: 2660-8758

Pflichthinterlegung: PM 0911-2021

Gedruckt in Spanien

Alcudia Design S.L.U.

Mallorca

Camper.com

© Camper 2023

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