Die Twenties Coco Chanel Gabrielle »Coco« Chanel (1883–1971) ist wohl die sagenumwobenste Modeschöpferin ihrer Zeit. Es ranken sich unzählige Mythen um die Französin, die das Frauenbild im 20. Jahrhundert für immer veränderte. Ihre Kreationen sind bis heute wegweisend, begehrte Vintage-Stücke und echte Wertanlagen. Gabrielle Chanel kommt aus einfachsten Verhältnissen. Ihr Vater, Henri Chanel, ist Straßenhändler. Ihre Mutter stirbt, als die kleine Gabrielle gerade mal elf Jahre alt ist. Eine Tragödie, denn Vater Henri gibt sie und ihre beiden Schwestern in ein Kloster, in dem die Geschwister die nächsten sieben Jahre verbringen. Dort lernt Gabrielle nähen, und als sie 18 Jahre alt ist, beginnt sie, als Verkäuferin zu arbeiten. Doch Coco ist ehrgeizig. Sie wird die Geliebte des vermögenden Arthur »Boy« Capel, der sie finanziell unterstützt und ermutigt, sich selbstständig zu machen. Im Jahr 1910, sie ist 27 Jahre alt, eröffnet sie ihre erste eigene Boutique »Chanel Modes« in der Rue Cambon in Paris. Coco beginnt, Jacken und Röcke aus Jersey zu schneidern. Sie bevorzugt schlichte Schnitte, klare Linien, die Farben Schwarz und Weiß und für ihre Zeit skandalös kurze Röcke, bei denen man beinahe das Knie sieht. Der große Durchbruch folgt 1926: Sie schneidert ihr erstes »kleines Schwarzes«, jenes Kleid, das bis heute eng mit ihrem Namen verbunden ist. Im gleichen Jahr wird es in der amerikanischen Vogue abgebildet. Im Text dazu heißt es: »Chanel ›Ford‹ – ein Modell, das alle Welt tragen wird – ›Modell 817‹«. Anfang der 30er-Jahre beschäftigt Coco Chanel über 4000 Mitarbeiterinnen, der Betrieb in der Rue Cambon boomt. Doch dann beginnt der Zweite Weltkrieg. Und die Gedanken der Society drehen sich nicht mehr um Mode und Luxus, sondern um Hitler und den Krieg. Chanel schließt ihr Geschäft und zieht in eine Suite im Hotel Ritz an der Place Vendôme. Wegen einer Affäre mit einem adligen Nationalsozialisten fällt sie in Frankreich in Ungnade und f lieht 1944 ins Exil in die Schweiz. Jahre später, 1954, als sie bereits 71 ist, kehrt sie in die Rue Cambon zurück. Der Erfolg von Christian Dior, der mit seinem »New Look« Furore macht, hat ihren Ehrgeiz angestachelt. Sie will es noch einmal wissen. Die Kritiker
warten nur auf ihr Scheitern, ihre erste Kollektion wird völlig verrissen. Doch Chanels etwas kastige Zweiteiler aus Tweed mit leicht ausgestelltem Rock und bortengefassten Jacken sind »Le dernier Cri«, bald gibt es keine Dame der Gesellschaft, die nicht mehrere Chanel-Kostüme besitzt. Bis heute. Ein Jahr darauf erfindet sie einen weiteren Klassiker, die berühmte Tasche 2.55, die sie nach dem Monat und Jahr ihres Entstehens benennt. Eine
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Sekund 30 en
Cocos Karriere Während ihrer Zeit als Verkäuferin im Garnisonstädtchen Moulins tritt sie auch in Cabarets auf, ihre beiden Standard-Songs »Ko Ko Ri Ko« und »Qui qu’a vu Coco?« bringen ihr den Spitznamen »Coco« ein.
Nach einem Ausf lug an die bretonische Küste entwirft sie das »Breton Top« und stellt es 1917 vor. Heute hat jede Frau ein Streifentop im Kleiderschrank. 1921 lanciert sie ihr Parfum »Chanel N° 5«, das heute als erfolgreichster Duft aller Zeiten gilt. Der endgültige Durchbruch? 1926 – Coco schneidert ihr erstes »kleines Schwarzes«.
Comeback nach dem Zweiten Weltkrieg: 1954 stellt Chanel ihr legendäres Kostüm vor, ein Tweedensemble mit leicht ausgestelltem Rock und bortengefasster Jacke. Ein Jahr darauf erfindet sie ein Fashion-Evergreen: die Tasche 2.55 in diamantförmiger Steppoptik mit Kettenriemen.