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Natur+Umwelt Heft 4-2005 87. Jahrgang 4. Quartal

Bund Naturschutz Magazin www.bund-naturschutz.de

Klimakatastrophe ? Heizkostenschock ?

Das sparen wir uns!

Reisen, Bildung, Lebensfreude Jahresprogramme in der Heftmitte!


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Gesunde Umwelt und intakte Natur sind ein großes Geschenk. Mit Ihren Weihnachtsgeschenken können Sie jetzt dazu beitragen, sie zu erhalten. Eva Sattler, 16, ist das neue Nürnberger Chriskind.

Foto: Ch. Dierenbach, Presse- und Informationsamt Stadt Nürnberg

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www.bund-naturschutz.de


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Naturschutz ist überlebensnotwendig

Foto: Stefan Puchner / dpa

Der menschengemachte Klimawandel ist Realität. Seine direkten und indirekten Folgen – ob Dürre, Feuerstürme, Überschwemmungen oder die Zunahme der Wirbelstürme – haben in den letzten Monaten weltweit für unsägliches Leid gesorgt. Die Überflutungen

im bayerischen Alpenraum im August zeigen: Auch wir sind vom Klimawandel massiv betroffen. Umso notwendiger ist die seit Jahren von uns geforderte drastische Verringerung des Energieverbrauchs ebenso wie die Umsetzung eines ökologischen Hochwasserschutzes. Dieser beginnt schon beim Aufbau stabiler Bergmischwälder und schließt die konsequente Rückverlegung von Dämmen zugunsten von »Breitwasser« in den Talauen ein. Vor und nach der Bundestagswahl hat das Thema einer lebensnotwendigen intakten Natur und Umwelt noch keine entscheidende Rolle gespielt. Die spürbaren Folgen des Klimawandels und die hohen Ölpreise rütteln jedoch viele Menschen wach. In dieser Situation ist eine neue Definition von »Fortschritt« nötig. Denn Fortschritt ist nur eine Politik, die zu weniger Energie-, Ressourcen- und Flächenverbrauch führt. Hoffnung gibt uns dabei, dass sich die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler mit ihrer Bundestagswahlentscheidung für den Ausstieg aus der Atomenergie und für Landwirtschaft ohne Genmanipulation ausgesprochen hat. Die große Koalition muss diesen Wählerwillen berücksichtigen. Dies gilt auch für den Erhalt der frei fließenden Donau. Bestärkt durch die große Resonanz auf die im letzten Editorial angestoßene Wachstumsdebatte wird der Landesvorstand sich verstärkt dafür einsetzen, dass die Weichen für ein Wirtschaften mit statt gegen die Natur gestellt werden. Bitte unterstützen Sie uns bei der Diskussion dieser »Überlebensthemen« in Ihrem Freundeskreis, und gewinnen Sie neue Mitglieder für unseren Verband, der Alternativen zur Wachstumsfalle aufzeigt. Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BN Ihre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BN Ihr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN

Energie Sparen

Inhalt

Noch nie war es so rentabel wie heute, seinen Energieverbrauch zu drosseln. Ob in der Wohnung oder unterwegs, schlagen Sie den Öl- und Strom-Abzockern ein Schnippchen. Ab Seite 8

Kein Missionar Paul Riederer, 75, scheut Aktionismus und beweist langen Atem. »Steter Tropfen höhlt den Stein«, heißt sein Rezept für erfolgreichen Naturschutz. Seite 7

Treu geblieben Auf Spurensuche: Was machen eigentlich ehemalige JBNAktive heute? Nützt oder schadet ihnen ihr Umwelt-Engagement im Beruf? Seite 20

Foto: Roggenthin

EDITOR IAL

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Intern 4 Dank an Sammler und Spender 5 Persönliches 6 Leserbriefe Portrait 7 Paul Riederer Titelthema 8 Das sparen wir uns! 11 Interview Prof. Seiler 12 Vernunft statt Verschwendung! 12 25 Jahre Energiereferat 14 Keine Haussanierung ohne Dämmung 15 Zahlen, Fakten 17 Spendenaufruf Zwischenlager 17 Ratgeber Heizkosten Aktuell 18 BN-Reise Kurische Nehrung Fotoseite 19 Totholz lebt Die junge Seite 20 Vom Winde verweht Aktuell 22 Sommercamp 23 100 Tage Forst»Reform« 24 Kurznachrichten Ratgeber 26 Umweltfrohe Weihnachten Regional 28 Schwaben 29 Unterfranken 30 Oberfranken 31 Mittelfranken 32 Niederbayern 33 Oberpfalz 34 Oberbayern 35 Termine


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ihren Erfolg erst einmal ausgiebig in der Eisdiele und durften anschließend mit dem Planwagen fahren. Bei der Realschule Waldkraiburg bedankte sich Landesgeschäftsführer Peter Rottner persönlich mit einem Scheck bei der Schule. Verwendet wurde die Sonderprämie für den Kauf von Stereomikroskopen. Besonders schöne Erlebnisse hatten einige Schulklassen im Umweltzentrum Schloss Wiesenfelden und im Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil. Den Mädchen und Buben aus den besonders fleißigen Schulklassen machte es beispielsweise großen Spaß, gesichert mit Seilen selbst die mächtigsten Baumriesen im Park der Villa Habersack bei Wartaweil zu erklimmen. Das malerisch am Ufer des Ammersees gelegene Grundstück bot natürlich noch weitere Attraktionen. So mussten die Kinder ihren Teamgeist und ihre Geschicklichkeit beim »Spinnennetz-Spiel« beweisen und gemeinsam einen großen Holzbalken in Schwebe halten. Die nächste Haus- und Straßensammlung findet von 15. bis 21. Mai 2006 statt. Und dann wird das Rekordergebnis von 1995 geknackt, da sind sich alle sicher.

Danke den Sammlern und Spendern Stolze 643 792 Euro und 30 Cent brachten ehrenamtliche Sammlerinnen und Sammler bei der diesjährigen Haus- und Straßensammlung für Bayerns Natur zusammen. Für das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte dieser Aktion dankt der BN allen Mitwirkenden.

Kontakt Ansprechpartnerin für die Haus- und Straßensammlung ist Christine Stefan, Tel. 09 41-2 97 2011, christine.stefan@bund-naturschutz.de.

man an vielen Projekten, die der Bund Naturschutz vor Ort durch die Spenden anstoßen und verwirklichen konnte. Ein Beispiel von vielen: Die Kreisgruppe Hof erwarb wertvolle Biotope, in denen Naturschutz-Juwelen wie das Braunkehlchen und der Schwarzstorch Lebensraum und Nahrung finden. Besonders erfolgreich sammelten in diesem Jahr wieder viele Schulen in Bayern: Mit einem Ergebnis von 9475,99 Euro belegte das Gymnasium Fränkische Schweiz aus Ebermannstadt den Spitzenplatz. Die beste Schule in Südbayern war die Realschule Waldkraiburg mit 7352,42 Euro. Den sehr guten dritten Platz teilten sich die Realschule Regenstauf und das Wittelsbacher Gymnasium in München mit je 5000 Euro. So viel Engagement wurde natürlich belohnt. Zum Dank für ihren Einsatz lud der BN alle Schulen mit einem besonders guten Sammelergebnis zu einem Ausflug in die Natur ein oder half zum Beispiel bei der ökologischen Umgestaltung des Schulhofs. Die Schülerinnen und Schüler aus Ebermannstadt feierten

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Foto: BN

Dass das Geld gut angelegt ist, sieht

Große Ehre Helmut Korn, Vorsitzender der BNKreisgruppe Bayreuth, hat das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. Für sein »couragiertes Eintreten für den Schutz der Natur und der Umwelt« und als »Macher, der stets selbst mit Motorsäge und Sense anpackte« würdigte ihn Umweltminister Schnappauf. BNVorsitzender Hubert Weiger betonte, das Kästner-Wort »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es« treffe auf Korn ganz besonders zu.

Foto: BayStMUGV

Stolz und Vorteil Bei der Realschule Waldkraiburg bedankte sich BNLandesgeschäftsführer Peter Rottner mit Urkunden und einem Scheck. Die beste Sammler-Schule Südbayerns nutzte das Geld für neue Stereomikroskope.

Foto: Markl-Meider

Foto: Waldkraib. Nachrichten

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Beate Seitz-Weinzierl, Leiterin des BN-Bildungswerks, wurde mit der Bayerischen Umweltmedaille ausgezeichnet. Sie habe, so Minister Schnappauf, das Konzept für eine einheitliche Umweltbildung entwickelt: »Das Denken über die Naturwissenschaften hinaus mit Geistes- und Sozialwissenschaften, Kunst, Politik, Ethik und Spiritualität zu vernetzen, war und ist der prägende Grundgedanke dieses Konzepts, der bis heute besticht.«

Spaß am Seil Keine Angst beim Seilklettern hatten die Schülerinnen und Schüler des Münchner Luisen-Gymnasiums. Der Besuch im Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil war ein Dankeschön des BN für die erfolgreichen Sammler.


Foto: BN

Trauer um Leonhard Rupprecht Am 6. Juli verstarb im Alter von 85 Jahren ein Mann, den wir zum »Urgestein« des Bundes Naturschutz zählen durften: Leonhard Rupprecht. Banker, Hobby-Gärtner und -Imker, Ökoweingenießer, BN-Haushaltsexperte – wir trauern um einen guten Freund und hilfreichen kritischen Berater. Seine Berufserfahrung als leitender Bankdirektor machte seine Mitarbeit im BN für alle zum Erfolgserlebnis. Als Landesrevisor war es stets sein Ziel, das Gesamtergebnis zu verbessern und strukturelle Verbesserungen auf den Weg zu bringen (im Bild, rechts, nach einer Haushaltsdiskussion mit Landesschatzmeister Helmut Steininger). Damit hat er viel zur Stärkung der Finanzkraft des Verbandes beigetragen. Er war geachtet und beliebt wegen seiner Sachlichkeit und seines Fachwissens, seines Humors und seiner liebenswerten Art. Der BNLandesvorstand dankt Leonhard Rupprecht für sein einflussreiches, über Jahrzehnte hinaus verdienstvolles und erfolgreiches Wirken im Bund Naturschutz. »Tot ist nur, wer vergessen ist«, war eine seiner Lebensweisheiten. Leonhard Rupprecht bleibt im Bund Naturschutz unvergessen. Hubert Weiger, BN-Landesvorsitzender Heinrich Kattenbeck, BN-Landesrevisor

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Alternative zum Bauernverband Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft ist Partner des BN im Agrarbereich. Ein Interview mit der AbL-Doppelspitze Sagen Sie unseren Lesern bitte, wofür die AbL steht. Lirsch: Wir wollen kleinere und mittlere bäuerliche Betriebe stärken. Wir möchten weg vom ausufernden Bürokratismus. Die einheitliche Flächenprämie ist ein Schritt in die richtige Richtung, es muss jedoch unbedingt noch zu einer Deckelung der Prämien durch die Bindung an den Arbeitskräftebesatz eines Hofes kommen. Warum können Sie Ihre Ziele nicht im Bauernverband verfolgen? Bichler: Dessen Funktionäre sind durch Posten und Ämter viel zu sehr mit der Agrochemie, den Saatzuchtkonzernen und anderen verquickt und vertreten mehr deren Interessen als die ihrer Mitglieder. Das »Landwirtschaftliche Wochenblatt« ist gespickt mit Anzeigen der Agrarchemiemultis, dagegen verzichtet unsere »Bauernstimme« (Abo unter Tel. 0 86 79-64 74, www.bauernstimme.de) bewusst darauf, um seine Unabhängigkeit zu bewahren. Wo sehen Sie gemeinsame Ziele von AbL und BN? Lirsch: Beide Verbände wollen eine umweltverträgliche, auf regionale Kreisläufe setzende, möglichst klein strukturierte Landwirtschaft, die möglichst vielen Familien Arbeitsund Lebensplätze sichert und den ländlichen Raum in seiner kulturellen und ökologischen Vielfalt erhält.

BN im Bundestag Wenigstens ein Ergebnis der Bundestagswahlen stand sofort am 18. September fest: Der Bund Naturschutz ist wieder mit zahlreichen Mitgliedern im neuen deutschen Parlament vertreten. Immerhin 22 der insgesamt 89 Abgeordneten aus dem Freistaat bekennen sich mit ihrer Mitgliedschaft zu den Zielen von Bayerns größtem Umwelt- und Naturschutzverband. Außer der FDP stammen sie aus allen im Bundestag vertretenen Parteien: CSU 4, SPD 12, Grüne 5, Linke 1. Mit Toni Hofreiter (Bild, Portrait in N+U 1-2001) hat sogar ein Aktiver der Jugendorganisation des BN den Sprung nach Berlin geschafft. Natur+Umwelt gratuliert.

Wo profitiert der Verbraucher von Ihrer Arbeit? Bichler: Neben den oben genannten Punkten setzen wir uns klar und konsequent für eine gentechnikfreie Landwirtschaft ein. Landwirtschaft und Naturschutz müssen an einem Strang ziehen. Wir bitten alle BNMitglieder, auch der AbL beizutreten oder zu spenden und damit unserer Arbeit noch mehr Gewicht zu verleihen. Das Interview führte Marion Ruppaner, BN-Agrarreferentin

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Doppelspitze Edith Lirsch, 47, verheiratet, vier Töchter, betreibt auf sechs Hektar Eigenfläche und zehn Hektar Pacht Gemüsebau, eine kleine Mutterkuhund Schweinehaltung und zur Direktvermarktung einen Hofladen. Sepp Bichler, 55, verheiratet, zwei Söhne, ist seit 24 Jahren auf seinen 18 Hektar Öko-Bauer und vermarktet ebenfalls direkt im Hofladen. Beide führen zusammen den Landesvorsitz der AbL Bayern.

Herzlichen Glückwunsch! BN-Ehrenvorsitzender Hubert Weinzierl wurde am 3. Dezember 70 Jahre alt. Lesen Sie dazu Seite B21 und eine Würdigung im nächsten Heft.


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Forum für Antidemokraten

Schreiben Sie uns! Leserbriefe kommen bei uns gut an: BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-JohannMaier-Str. 4, 93049 Regensburg, Tel. 09 41-2 97 20 22, Fax 2 97 20 31, nu@bundnaturschutz.de

Zum Beitrag »Das Kreuz mit dem Kreuzchen« in N+U 3-05 Ich bin empört, dass Sie die populistische Linkspartei in die Umfrage aufgenommen haben. Die WASG ist lediglich ein Anhängsel dieser Partei, ansonsten setzen sich die Mitglieder aus Antidemokraten, zum Beispiel Kommunisten, die noch nie was mit Demokratie am Hut hatten, aus ehemaligen Stasispitzeln und aus Leuten zusammen, die in der DDR verantwortlich waren für die Mauermorde, für die Diktatur und Unterdrückung, für den Terror und die Auslieferung von Demokraten an Russland. W. H.

einen Kurs über organisches Denken und Handeln zu absolvieren. Dr. Hanno Wachernig, Diessen Man will nicht einsehen, dass bei uns in Deutschland die Wirtschaft nicht mehr so wie in den Aufbaujahren nach dem Kriege florieren kann. Schon längst ist der Markt geund übersättigt. Was wir brauchen, ist solide Kontinuität in vernünftigen Grenzen und keine WachstumsSuperlativen, die ohnehin zu Lasten der Umwelt gehen. Unser Globus wächst auch nicht. Ich kann nur empfehlen: Leute, werdet massenweise Mitglieder bei den Umweltschutz-Organisationen, damit sich etwas zum Positiven ändert! Sieglinde Weber, Pommelsbrunn

Anti-Atom-Argumente Man kann die Tabelle auch so interpretieren: »Wer nichts zu sagen / bestimmen hat, kann viel erzählen« – er muss sein Versprechen ja nicht halten! So genau ist das mit der Linkspartei. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Herr Lafontaine den Naturschutz vor die Schaffung von Arbeitsplätzen stellt. Werner B. Koldehoff, Görisried + + + B U N D E STA G SWA H L 2 0 0 5 + + +

Wachstum – wax-dumm Zum Editorial »Wachstum neu denken« in N+U 3-05 Wer von den Managern, Politikern und Verbandsfunktionären sich heute und hier in Europa vom Wachstum die Wunderlösung zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit verspricht, ist gelinde gesagt waxdumm. Es gibt spätestens seit dem »Club of Rome« sehr fundierte Analysen und Vor Leser-Lyrik schläge, wie man die Zukunft ohne Sagte die Spinne zum Spinnerich Wachstum meisGib mir einen Rat, ich bitte Dich Ich muss schnell nach Kopenhagen tern kann. Unwissen schützt Die lange Fahrt im engen Wagen … nicht vor Strafe: In den Kurven muss ich spucken Der PensionsanUnd die Beine tun mich jucken spruch wird um Spinnst Du? Fahr mit der Bahn 50 Prozent geVergiss den Bus- und Autowahn kürzt, es sei denn So kannst Du stehen, sitzen, liegen die Wax-DumIst viel bequemer auch als fliegen men erklären Amelia Garcia, München sich bereit, sofort

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Zu den Wahlforderungen des BN und BUND nach einem Atomausstieg in N+U 3-05 Im neusten, wie immer sehr schönen Magazin habe ich erfreulicherweise deutliche Stellungnahmen gegen die Atomenergie gelesen. Mich hat es aber schon oft gewundert, dass der BUND und auch andere Organisationen dabei meist ganz unnötig schwach argumentieren. Es ist klar, dass die Unfallgefahr und das Endlagerproblem ausreichen, um diese Technik abzulehnen. Aber die bekannten Anti-AtomBücher bieten ja noch viel mehr äußerst »schlagkräftige« Argumente, vor allem für diejenigen, die felsenfest glauben, man solle doch wegen des Klimawandels mit den Risiken der Atomenergie leben: Atomenergie-Anlagen dünsten große Mengen an radioaktiven Edelgasen aus, die um ein Vielfaches treibhauswirksamer sind als Kohlendioxid. AKW sind wegen Störfallen oder »technischen Problemen« so häufig abgeschaltet, dass ihre »offizielle« Nennleistung im Durchschnitt nicht annähernd erreicht wird.

Die Anreicherung / Verarbeitung von Uranerz zu Brennstäben verbraucht gewaltige Mengen (elektrischer) Energie. In den 80-er-Jahren ist die Atomindustrie in den USA aus eigenem Antrieb vom Bau neuer Atomkraftwerke abgerückt, weil die Technik schlichtweg zu teuer wurde. Und schließlich: Die »militärische Nutzung« der Atomenergie ist auch keine so tolle »Zukunftsoption«, nicht wahr? Roland Ahlborn, Pentling

Rapsweißling Zum Titelthema »Hallo Schmetterling« in N+U 3-05 Ich bin 76 und seit meiner Kindheit begeisterter SchmetterlingsFan. Auf Seite 13 der letzten Natur+ Umwelt ist nicht der seltene BaumWeißling abgebildet, sondern der häufige Rapsweißling Pieris napi. Georg Hofmann, Zirndorf (Anmerkung der Redaktion: Vielen Dank, da ist uns leider tatsächlich ein Fehler unterlaufen.)

Grüße aus Frankreich In meiner neuen Heimat Frankreich komme ich mehr und mehr ins Erstaunen, welch ein wertvoller Schatz dieser Bund Naturschutz eigentlich ist. Gerade neulich haben sie hinter unserem Ort wieder 3000 Hektar Wald abgefackelt, und ich wage die Behauptung, gäbe es einen »BN Provence«, würde dies nicht mehr geschehen. Es fehlt so himmelschreiend an »ökologischem Bewusstsein«, dass der BN ein Exportschlager ersten Ranges wäre. Damit meine ich nicht die »Nistkasten-Ökologie« frustrierter Einzelkämpfer, die gibt es natürlich auch hier, sondern die harte umweltpolitische Auseinandersetzung eines basisverankerten Umweltverbandes mit einer unglaublich arroganten Staatsmacht, die sich für Umweltschutz nur interessiert, sofern er eigenen Profit verspricht. Ihre Natur+Umwelt würde hier wie ein Sprengsatz wirken. Ludwig Daas, Greoux / Frankreich, ehemaliger BN-Kreisvorsitzender


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igentlich, so erinnert sich Paul Riederer, 75, sei es der Dorfpfarrer gewesen, der ihm die Augen, besser: die Ohren, für die Natur geöffnet habe. Als Kind war er fasziniert von dessen Gabe, Vogelstimmen perfekt zu simulieren. Der »pfeifende Pfaffe« eröffnete Riederer nicht nur den Zugang zur heimischen Vogelwelt, sondern auch zum Naturschutz. Denn irgendwann wurde ihm auf seinen ornithologischen Erkundungen bewusst, dass es beim Beobachten allein nicht bleiben kann. Verantwortung für die Natur zu übernehmen, wird für ihn – neben seinem Beruf als Korrektor bei der Landshuter Zeitung – zu einem zentralen Lebensin-

und Pflanzen, sondern auch sich selbst treu. Er baut keine Feindbilder auf, meidet blinden Aktionismus und lernt, dass Kritik allein nicht überzeugend ist. Nicht zuletzt dank der ökologischen Bildungsarbeit der Kreisgruppe bricht in der Region eher als anderswo das Solarzeitalter (vgl. S. 32) an und blüht der ökologische Landbau auf. Künstlerinnen und Künstler spornt Riederer an, eine neue Sicht auf unsere »Terra incognita«, so der Titel einer Ausstellung, zu vermitteln. »Er will«, lobt ihn der frühere BN-Vorsitzende Hubert

Paul Riederer

»Ich bin kein Apostel«

halt. Zusammen mit seiner Frau Margarete, seinen beiden Töchtern Angela und Bernadette sowie seinem Sohn Marcus verbringt er seine Zeit lieber in freier Flur als vor dem Fernseher. Gemeinsam widmen sie sich dem klassischen Arten- und Landschaftsschutz, setzen Feldgehölze, bauen Nisthilfen, zählen Vögel, erfassen Pflanzen und schützen Amphibien. 1982 erhält – einmalig im bayerischen Naturschutz – die ganze Familie dafür die Umweltmedaille der Staatsregierung. Das große Lob von hoher Stelle verführt Paul Riederer jedoch nicht, Konflikten mit der Obrigkeit aus dem Weg zu gehen. Im Gegenteil nimmt er nur wenige Wochen später den politischen Fehdehandschuh auf, als der damalige Umweltminister Alfons Dick »nicht müde wird, den Bund Naturschutz in Bayern, dessen Repräsentanten und Arbeit anzugreifen«, wie er in einem Leserbrief kritisiert.

Solarboom zwischen AKWs Statt um Blumen und Biotope geht es jetzt, Mitte der achtziger Jahre, auch in Landshut um neue ökologische Herausforderungen: Vor den Toren der Stadt wachsen zwei Atomkraftwerke in den Himmel, das Waldsterben ist unübersehbar und der Straßenverkehr nicht mehr in den Griff zu bekommen. Auch nicht mit einer Autobahn »B15 neu«, die der Bund Naturschutz deshalb bis heute beharrlich bekämpft. Dennoch bleibt der anerkannte Artenschützer, der 1988 erstmals zum Vorsitzenden der Kreisgruppe gewählt wird, selbst in dieser Phase harter umweltpolitischer Auseinandersetzungen nicht nur seinen Vögeln

Foto: Markl-Meider

Naturschutz lebt von Menschen, nicht von Missionaren. Davon ist jedenfalls Paul Riederer aus Landshut überzeugt. Er leitet eine der aktivsten BN-Kreisgruppen in Bayern und predigt ein Umweltengagement ohne Feindbilder. Ein Portrait von Christoph Markl-Meider

Weinzierl bei der Verleihung der Bayerischen Naturschutzmedaille 1992, »die entscheidenden Zukunftsfragen im Konsens lösen, beweist aber die nötige Standhaftigkeit.«

Schwergewichte unter sich Die braucht er auch, ist doch sein Gegenüber in Landshut über lange Jahre hinweg kein Geringerer als Oberbürgermeister Josef Deimer, ein »politisches Schwergewicht«. Doch der Gewerkschaftler Riederer weiß geschickt die demokratischen Register zu ziehen, die einer außerparlamentarischen Kraft wie dem Bund Naturschutz kommunal zur Verfügung stehen. Er sucht die Öffentlichkeit, mobilisiert immer mehr Mitglieder, schart Öko-Experten aller Sparten um sich und startet, als es »hart auf hart geht«, die ersten Bürgerbegehren in Bayern. Notwendig ist dies zum Beispiel, um einen der größten Erfolge der Kreisgruppe möglich zu machen. Denn dass der ehemalige Truppenübungsplatz Landshut im Jahr 2001 nicht Baugrund, sondern ein 280 Hektar umfassendes Naturschutzgebiet wird, ist zu einem guten Teil dem Verhandlungs- und Stehvermögen Riederers zu verdanken. Am Ende gibt sogar OB Deimer klein bei, um gemeinsam mit dem Bund Naturschutz Großes zu schaffen. Typisch für Paul Riederer: Immer sucht und geht er den geraden Weg, ohne dabei missionarischen Eifer zu entwickeln. »Obwohl mein Name Paul ist, bin ich kein Apostel«, sagt er lachend.

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Gratulation Zu seinem 70sten erreichten Paul Riederer herzliche Glückwünsche aus allen Ecken des BN. Vorsitzender Hubert Weiger dankte für die engagierte und besonders erfolgreiche Arbeit.

Kontakt Bund Naturschutz, Kreisgruppe Landshut, Altstadt 105, 84028 Landshut, Tel. 08 71-2 37 48, bund-naturschutz@ landshut.org, www.landshut.org/ bund-naturschutz


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Zuerst die schlechte Nachricht: Der Klimawandel ist da, er wird noch viel schlimmer, und er wird jeden von uns treffen (Seite 10). Ach ja, und die Preise für Öl, Gas und Sprit werden weiter steigen (Seite 12). Jetzt aber die gute: Wir können den Temperaturanstieg noch weitgehend bremsen, weil wir riesige Potenziale zur CO2-Vermeidung haben. Jeder von uns kann dazu beitragen – und gleichzeitig den Anstieg seiner Energiekosten auffangen, ohne seinen Lebensstandard einzuschränken. Ganz besonders leicht haben es die Eigentümer älterer Häuser und Wohnungen, denn für sie bezahlt sich Wärmedämmung jetzt praktisch selbst (Seite 14). Deshalb: Haus verputzen und energetisch sanieren gehören zusammen! Energie sparen kann aber jeder (Seite 17). Also, jammern über hohe Heizkosten? Das sparen wir uns! (göß)

wir uns!

Das Glück kommt ins Haus Ihr Kaminkehrer berät Sie von nun an auch übers Energie Sparen. Sprechen Sie ihn darauf an, wo in Ihrem Haus die Potenziale liegen. (Im Bild Kaminkehrer-Gesellin Simona Söll beim Beratungsgespräch)

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1. Die Wissenschaft scheint sich über den bevorstehenden Klimawandel immer sicherer zu sein. Gibt es noch Zweifel? Nein, absolut nicht. Alle Klimaindikatoren zeigen eindeutig, dass der Klimawandel stattfindet. Die steigenden Temperaturen und die sich ändernden Niederschläge sowie die damit zusammenhängenden Folgen sprechen eine eindeutige Sprache. Sehen Sie nur die zunehmende Anzahl und Intensität der extremen Wetterereignisse wie Stürme und Hurrikane, die großen Waldbrände, die Dürren und Überschwemmungen und schließlich die weltweit schmelzenden Gletscher.

drei Grad in den nächsten hundert Jahren. Das ist extrem – immerhin haben vier Grad weniger die letzte Eiszeit verursacht.

4. Waren also Wirbelstürme wie jüngst im Süden der USA nur ein zarter Windhauch? Sicher werden Hurrikane häufiger werden und noch mehr Kraft entwickeln. Aber schlimmer könnte sich auswirken, dass sie ihre gewohnten Bahnen verlassen und Regionen heimsuchen, die auf derartige Extremereignisse nicht

2. Findet der Klimawandel auch bei uns in Bayern statt? Gerade bei uns. Wer mit offenen Augen durchs Land geht, kann viele Veränderungen selbst erkennen. Die wenigen Gletscher der bayerischen Alpen sind schon fast verschwunden. In der Landwirtschaft gelten uralte Regeln nicht mehr, Ernte und Saat finden immer früher statt. Das Verhalten der Zugvögel hat sich wesentlich verändert, und auch die meteorologischen

Sturm, Hitze, Hochwasser, Gletscherschmelze

Es trifft jeden von uns Klimaforscher Wolfgang Seiler über Ursachen, Ausmaß und Folgen des Klimawandels – der in Bayern stärker ausfällt als global. Ein Interview von Manfred Gößwald Extremereignisse mit den daraus resultierenden Folgen haben zugenommen. Der Schnee fällt in tieferen Lagen immer seltener, was sich unmittelbar auf den Wintertourismus vieler Orte in Bayern negativ auswirkt. Dass wir den Klimawandel so deutlich spüren, ist übrigens kein Wunder. Denn der Temperaturanstieg der letzten Jahrzehnte ist bei uns in Süddeutschland doppelt so hoch ausgefallen wie weltweit.

3. Seit 1860 ist die Durchschittstemperatur um 0,8 Grad Celsius gestiegen, die Folgen sind bereits verheerend. Ja, und für die nächsten 30 Jahre ist ein weltweiter Anstieg um ein weiteres Grad, in Süddeutschland sogar um zwei Grad vorhergesagt. Diese Abschätzungen sind relativ zuverlässig. Darüber hinaus gehende Prognosen werden immer ungenauer, weil wir das Klimasystem, insbesondere seine Wechselwirkungen mit den natürlichen Systemen, nicht vollständig verstehen. Noch nehmen zum Beispiel die Meere und die Wälder 50 Prozent der durch den Menschen verursachten CO2-Emissionen auf. Diese Speicherwirkung kann mit steigenden Temperaturen und CO2-Konzentrationen aber schnell abnehmen. Es deutet sogar vieles darauf hin, dass die Biosphäre in den nächsten 40 Jahren nicht mehr eine Senke, sondern eine Quelle für das atmosphärische CO2 sein wird und damit den Klimawandel noch verstärken wird. Derzeit rechnen die meisten Fachleute mit einem Anstieg der Temperatur um circa

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vorbereitet sind und in denen Großstädte liegen. Ein anderes riesiges Problem ist der steigende Meeresspiegel, der die besonders dicht besiedelten Regionen gefährdet, etwa die großen Küstenstädte und die fruchtbaren Flussdeltas, die man davor nicht schützen kann.

5. In Bayern kommen wir glimpflich davon? Jeder von uns wird vom Klimawandel betroffen sein. Wir werden mehr und stärkere Stürme erleben, größere Hagelschäden, extremere Hochwasser. Die im Schnitt heißeren, trockeneren und ozonreicheren Sommer werden für viele zur gesundheitlichen Belastung werden. Wie weit das gehen kann, hat der heiße Sommer 2003 gezeigt, der insgesamt 35 000 Todesopfer gefordert hat; das sind mehr als alle Verkehrstoten eines Jahres in ganz Europa. Steigen wird auch die Gefahr durch bestimmte Krankheitserreger, beispielsweise Salmonellen und Zecken.


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6. Was erwartet die Landwirte? Während sich die

Schwamm-Effekt des auf den Gletschern liegenden Schnees fehlt. Die Hochwasserereignisse in den Gebirgstälern werden dadurch immer dramatischer. Durch den Rückzug der Gletscher und des Permafrosts wird darüber hinaus viel Material freigesetzt, das zu vermehrten Murenabgängen und in Verbindung mit extremen Niederschlägen zu Schlammlawinen führen kann. Übrigens werden die Alpen auch durch zunehmend instabile Schutzwälder immer mehr zum Gefahrenraum für den Menschen.

Landwirte noch relativ gut auf die Veränderungen einstellen können, ist das in der Forstwirtschaft aufgrund der langen Erntezyklen im Wald – circa 100 bis 250 Jahre – nur extrem langsam möglich. Hinzu kommen zunehmende Verluste durch die Einwirkungen von Schädlingen. Die Forstwirtschaft wird deshalb einer der großen Verlierer des Klimawandels sein. Meiner Ansicht nach hat die Fichte, bekannt als der »Brotbaum« der Waldbesitzer, in den Tallagen künftig keine

Fotos: Sammlung Gesellschaft für ökologische Forschung / Wolfgang Zängl (unten), Sylvia Hamberger (oben)

8. Der Mensch hat den Klimawandel offensichtlich verursacht. Was kann er jetzt noch dagegen tun?

Oben: Der Schneeferner auf der Zugspitze 1910 – und seine Reste 2003 Unten: Der Glacier des Evettes im französischen Hochsavoyen, ca. 1928 und 2005

Als wichtigste Maßnahme müssen wir die CO2-Emissionen drastisch reduzieren, durch effizientere Nutzung der Energie und/oder durch Einsatz CO2-freier Energie, unter anderem aus erneuerbaren Energiequellen. Nach heutigem Kenntnisstand müssen wir die CO2-Emissionen weltweit in den nächsten 100 Jahren um 50 Prozent reduzieren, wenn wir den zukünftigen Klimawandel auf einen Zuwachs von zwei Grad Celsius beschränken wollen. Für uns Industrieländer bedeutet das, dass wir unsere CO2-Emissionen sogar um 80 Prozent reduzieren müssen. Das klingt im ersten Moment utopisch, ist aber machbar, sogar schon in 50 bis 60 Jahren. In diesem Zusammenhang wundert mich immer, dass sich viele der unmittelbar vom Klima abhängigen Wirtschaftszweige kaum zu Wort melden. Die Land- und Forstwirte etwa müssten doch gegen die CO2-Emittenten auf die Straße gehen. Aber offensichtlich fehlt uns noch der direkte Leidensdruck.

9. Wer ist gefordert? Wir alle sind gefordert, jeder einzelne von uns. Durch vernünftige Fahrweise mit dem Auto können bis zu 20 Prozent Sprit, bei Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel natürlich viel mehr eingespart werden. Im Haushalt lassen sich allein durch bewussten Umgang mit Strom, Heizung und Lüftung bis zu 30 bis 40 Prozent einsparen, ohne einen Cent investieren zu müssen. Moderne Elektrogeräte brauchen oft nur noch einen Bruchteil der Energie im Vergleich zu Altgeräten. Wer regionale Produkte kauft, hilft unnötige Ferntransporte zu vermeiden. Und ganz immense Potenziale stecken in der Dämmung von Häusern und Wohnungen.

10. Und die Politik? Der ordnungspolitische Rahmen Chance mehr. Trockenstress und Schädlinge werden ihr den Garaus machen, bevor sie ein wirtschaftlich interessantes Alter erreichen kann. Das wird Generationen von Waldbesitzern ihr Einkommen rauben.

7. Besonders betroffen machen die Bilder der schmelzenden Gletscher. In Deutschland wird es bald keinen Gletscher mehr geben. Im Sommer wird deshalb der Wasserstand der bisher von Gletschern gespeisten Gebirgsflüsse alpenweit insgesamt abnehmen, bei Niederschlag aber viel schneller und stärker ansteigen als bisher, weil zum einen immer mehr als Regen und nicht als Schnee fällt und zum anderen der

Klägliche Reste Wolfgang Zängl und Sylvia Hamberger von der Münchner »Gesellschaft für ökologische Forschung« dokumentieren in Ihrer Ausstellung »Gletscher im Treibhaus« und dem gleichnamigen Buch (Tecklenborg Verlag, 39,80 Euro) das dramatische Abschmelzen der Alpen-Gletscher.

stimmt vielfach nicht. Über die Kfz-Steuer wird immer noch derjenige »bestraft«, der sein Auto so oft wie möglich stehen lässt; denn er zahlt genauso viel wie der Vielfahrer. Also muss sie abgeschafft und dafür die Mineralölsteuer erhöht werden. Oder das Beispiel Mietrecht. Ein Vermieter kann heute den Energieverbrauch einer Wohnung voll auf den Mieter abwälzen. Wenn er dagegen in Energiespartechnik investiert, muss er das zumindest teilweise aus der eigenen Kasse bezahlen. Also fehlt ihm der Anreiz, alte Heizungen laufen viel zu lange, Wärmedämmung wird hinausgezögert. Es ist nur zu hoffen, dass die steigenden Energiepreise hier zu einem schnellen Umdenken führen.

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Foto: privat

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Experte Prof. Wolfgang Seiler, Jahrgang 1940, leitet das Institut für Meteorologie und Klimaforschung in GarmischPartenkirchen (Forschungszentrum Karlsruhe). Kontakt: Kreuzeckbahnstr. 19, 82467 Garmisch-Partenkirchen, wolfgang.seiler@imk. fzk.de


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Hohe Energiepreise beschleunigen das Umdenken

Vernunft statt Verschwendung! Das Jahrzehnte lange Werben des Bundes Naturschutz für eine Energiewende erfährt angesichts der rasant gestiegenen Preise für fossile Energien immer mehr Akzeptanz. Konkrete Erfolge zeichnen sich unter anderem im Klimabündnis mit der Staatsregierung ab.

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Foto: Maurer

urricanes in den USA, Überschwemmungen in Mittelamerika, in der Provence und – schon wieder einmal – in Garmisch: Das Weltklima wandelt sich. Nach einer neuen Studie des Hamburger Max-PlanckInstituts für Meteorologie erwärmt sich die Atmosphäre so schnell wie nie zuvor. Die globale Temperatur werde bis zum Ende des Jahrhunderts um bis zu vier Grad Celsius steigen, berichten die Wissenschaftler den Vereinten Nationen (vgl. Interview Seite 10). Die steigenden Öl- und Benzinpreise sind für viele erst einmal eine schlechte Nachricht. Aber im Hinblick auf den drohenden Klimawandel sind – wie es zum Beispiel BR-Kommentator Heiner Müller sieht – »steigende Ölpreise auch eine gute Nachricht«. Denn was Appelle kaum und die geringe Ökosteuer nur ein Stück weit schafften, das Gewinnstreben der Ölmultis und Spekulanten hat es bewirkt: Alle denken darüber nach, wie man den wachsenden Energiekosten ausweichen kann.

zu sparen sind. Von der Autoindustrie fordern wir, endlich das 3-Liter-Auto als Standard-Mittelklassewagen anzubieten. Eines der größten Einsparpotenziale bietet der Heizsektor. Der bayerische Altbaubestand mit rund 400 Millionen Quadratmeter beheizte Wohnfläche ist größtenteils noch so schlecht gerüstet wie vor 20 Jahren. Fast 25 Millionen Tonnen Kohlendioxid entstammen allein diesem Sektor. Wärmedämmung und moderne Heizungen könnten über zwei Drittel der Heizenergie einsparen, ohne Komfortverlust. Der Bund Naturschutz startet daher mit der Staatsregierung eine

52 % Effizienztechnik

Erneuerbare 7 %

Atom 26 %

Gas Wind 0,5 % Wasser 2,5 %

Öl

Fossil 67 %

Sonne 25 % Erdwärme 3 % Biomasse 7 % Fossil 10 %

Kohle Energieversorgung Bayern 2000

Energieversorgung Bayern 2030 bei gleichem Lebensstandard mit moderner Effizienztechnik

Wachstumsmarkt Wärmesanierung

Energie-Vision Bayern

Der Bund Naturschutz zeigt seit Jahren auf allen Ebenen Alternativen auf: vom Einsatz für die ökologische Steuerreform, über den Aufbau von Solarinitiativen, bis zu konkreten kommunalen Energiekonzepten in den Orts- und Kreisgruppen. Wir werben für die Stärkung des Umweltverbundes aus Zufußgehen, Rad, Bus und Bahn, für Fahrgemeinschaften, Car-sharing, den Kauf von Spritsparautos, und wir bieten Kurse an, die zeigen, dass 20 Prozent Sprit allein durch die Fahrweise

Bayern kann seinen Energiebedarf schon in 25 Jahren ganz ohne Atomstrom und fast ohne fossile Brennstoffe decken. Dabei ist die größte »Energiequelle« der Zukunft – das zeigen neueste Berechnungen des BN wieder einmal – die Einsparung durch moderne Effizienztechnik.

25 Jahre BNEnergiereferat Motor der Energiewende Ein Thema packt der Bund Naturschutz seit 25 Jahren mit besonders viel Energie an: die Energie. Dramatische Ereignisse und Entwicklungen haben dem Bamberger Energiereferat des BN in diesem Vierteljahrhundert hohen Einsatz abverlangt, von

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engagierte Imagekampagne »Energievernunft statt Energieverschwendung«. Es gibt kaum einen Wirtschaftssektor, der einen derart großen Nachholbedarf

Tschernobyl bis zum Klimawandel. In einer launigen Rede blickte Dr. Ludwig Trautmann-Popp, Leiter des Referats seit der ersten Stunde, lieber gleich auf »50 Jahre Energiereferat« zurück und nahm die Entwicklungen bis 2030 vorweg. Und siehe da, alle Prognosen des BNExperten sind eingetreten: Weltweit laufen nur noch in Iran, Nordkorea und Taiwan Atomkraftwerke. Die deutsche Autoindustrie ist ruiniert, weil sie die Entwicklung von

Energiesparautos verpasst hat. Die Startbahnen zwei und drei des Münchner Flughafens sind zum Luftfahrtmuseum umfunktioniert. Und um das Museumsareal fährt, als Attraktion für Kinder, der »Wiesholpe«, Nachbau einer Magnetschwebebahn, die von den Verkehrsministern Wiesheu und Stolpe Mitte der Nullerjahre in Planung gegeben, aber nie im Einsatz war … (göß)


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hat und bei dem wirtschaftliches Wachstum so sinnvoll ist wie die Wärmesanierung. Als unsere Aufgabe sehen wir daher, Handwerk, Kommunen und Hausbesitzer zu motivieren, sich dieser wichtigen Aufgabe zu widmen.

2004. Das beschleunigt das Umdenken. Neue Allianzen entstehen: Naturschutz, Energieberater, Kirchen, Wohnungsbauunternehmen und Kaminkehrer – alle kümmern sich um die rasche Erschließung der vorhandenen Energiesparpotenziale.

Fortschritte im Klimabündnis Bayern muss aufholen

Im Frühjahr 2004 – der Heizölpreis lag bei 35 Cent je Liter – begannen intensive Gespräche des BN-Landesvorstandes mit der bayerischen Staatsregierung über Energiesparpotenziale. Trotz klarer Differenzen bei der Beurteilung der Atomenergie konnten bemerkenswerte Übereinstimmungen im Ziel der Senkung des bayerischen Energieverbrauchs erzielt und konkrete Vereinbarungen beschlossen werden (www.bundnaturschutz.de/fakten/energie/klima/klimagipfel). So soll das von der Energieagentur Oberfranken hervorragend umgesetzte kommunale Energiemanagement schrittweise auf alle öffentlichen Gebäude in ganz Bayern ausgedehnt werden (s. Seite 15). Die Oberste Baubehörde startet hierzu in ihren eigenen Liegenschaften ein wegweisendes Modellprojekt.

Quelle (Zahlen bis 2005): www.tecson.de

Foto: Dr. Margraf

Prognose 1

Prognose 2

Bayern hat im Klimaschutz großen Nachholbedarf. Während in den 90er Jahren in anderen Bundesländern der CO2-Ausstoß zurückging, stieg er in Bayern an. Nach den letzten amtlichen Zahlen lag der Freistaat mit 10,3 Tonnen CO2 je Einwohner im Jahr 2001 lediglich im Bundesschnitt. Dank der Bewusstseinsbildung durch einzelne 200 bis weitsichtige Kommunal- und Landes250 $ politiker, vieler Solar-Initiativen und des Bundes Naturschutz rangieren bayerische Gemeinden zwar zum Beispiel in der »Solarbundesliga« der Deutschen Umwelthilfe auf Spitzenplätzen (www.solarbundesliga.de). Doch vor allem im Verkehrsbereich sind durch forcierten Straßenbau, den 105 $ Explosiv – die Rohöl-Preisentwicklung geplanten Neu- und Ausbau von FlugDollar pro Barrel Rohöl (159 Liter) häfen und nicht zuletzt mit dem Festhalten am Transrapid und anderen 55 $ Prestigeprojekten die Signale noch völlig falsch gestellt. 27,5 $ 25 $ 26 $ Von Energiesparmaßnahmen und 20,5 $ 15 $ 7 $ dem ökologisch verträglichen Ausbau 2,9 $ 2,5 $ 2,4 $ der erneuerbaren Energien bei gleich1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 > 2015 >> zeitigem Sofortausstieg aus der Atomenergie profitieren dagegen nicht nur Prognose 1 für die »nächsten Jahre« der US-Investmentbank Goldman Sachs Prognose 2 für die »kommenden Jahre« von Matthew Simmons, Umwelt und Verbraucher, sondern Investmentbanker und Berater der US-Regierung auch die regionale Wirtschaft: vom Waldbauern, der das kommunale Mit einem von der Staatsregierung unterstützten Hackschnitzelheizwerk beliefert, bis zum Baugewerbe, »rnergie-Check« informieren die Kaminkehrer vor Ort das Wärmedämmung, Heizungen und Solaranlagen über Energieeinsparpotenziale (s. Seite 16). installiert. Eine solche Energiepolitik, kombiniert mit Das Institut für Energiewirtschaft der TU München Bundes- und Landesförderprogrammen, ist sofort und das Darmstädter »Institut für Wohnen und Um- umsetzbar und schafft Arbeitsplätze vor Ort. Die Beiwelt« haben im Auftrag der Staatsregierung und des BN spiele auf den folgenden Seiten geben Hoffnung; Klidie großen und wirtschaftlichen Einsparpotenziale im maschutz durch eine ökologische Energiewende ist bayerischen Gebäudebestand errechnet. Bei vielen möglich. Häusern, die während der Zeit extrem niedriger Ölprei- Prof. Hubert Weiger, BN-Vorsitzender se in den 60er und 70er Jahren errichtet wurden, ist es Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter demnach günstiger, das Eigenheim aus Anlass der Fas- Dr. Ludwig Trautmann-Popp, BN-Energiereferent sadenrenovierung gleich mit guter Wärmedämmung zu versehen, als weiter die hohe Öl- (oder Gas-) Rechnung zu bezahlen. Im Herbst starten Regionalkonferenzen für Bürgermeister, Landräte und Kommunalpolitiker, die den ökonomischen und ökologischen Nutzen von Energiemanagement und Energiesanierung herausstellen. Seminare »Blockheizkraftwerke im Gewerbe« (Hotels, Brauereien, Krankenhäuser und Verwaltungsgebäude) zeigen Umweltfreundlichkeit und Kostenersparnis bei der Kraft-Wärme-Kopplung auf. Zu Winterbeginn 2005/2006 liegt der Heizölpreis mit 65 Cent pro Liter fast doppelt so hoch wie im Frühjahr

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Energie-Allianz Bund Naturschutz, Kaminkehrer und Energieagenturen bilden eine neue Allianz für Wärmedämmung. Im Bild von links nach rechts Herbert Wazula, technischer Landesinnungswart der Kaminkehrer, Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN, Michael Rein, Obermeister der Kaminkehrerinnung Oberbayern, Klaus Dank, Landesinnungsmeister der Kaminkehrer, Ludwig TrautmannPopp, Energiereferent des BN, Wolfgang Böhm, Energieagentur Oberfranken.


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nd kost’ Benzin auch Dreimarkzehn, scheißegal, es wird schon geh’n: Ich will Spaß!« gab zu Zeiten der »Neuen Deutschen Welle« ein Sänger namens Markus zum Besten. Heute kostet der Liter Super circa 1,50 Euro, knapp weniger als die 3,10 DM, die Markus damals »scheißegal« waren. Bei Heizöl und Gas ist der Anstieg kaum weniger dramatisch. Doch das macht nur noch wenigen Menschen Spaß, das geht an den Geldbeutel. Wenn das kein Grund ist, jetzt mit dem Energie Sparen anzufangen!

Der Autor Heinz Wraneschitz hat sich als freier Journalist vor allem auf Energiethemen spezialisiert.

Energie Sparen ist leicht wie nie

Keine Haussanierung Energie Sparen geht überall – zu Hause, in der Firma, in der Kommune. Gerade für Hausbesitzer war es noch nie so rentabel und dank verbesserter Beratung noch nie so einfach wie heute, den

mer wurde die Landeshauptstadt vom Verein »Deutsche Umwelthilfe« zur »Bundeshauptstadt im Energie Sparen« gekürt, knapp vor Münster, Nürnberg und Hamburg, aber auch Ottobrunn. »Stolz auf den Preis« sei er, gibt der Umweltbürgermeister zu. Der Wettbewerb hatte »offiziellen Charakter«, wurde von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt unterstützt: Unter www.energie sparkommune.de können Nicht-Preisträger nachlesen, was in den ausgezeichneten Städten besser läuft als »bei uns daheim.«

BEISPIEL 1: H E I M L I C H E H A U P T STA D T

Foto: Presseamt München / Nagy

Mancherorts ist dabei sogar die Kommune das beste Vorbild. »Die Stadt München hat 20 Jahre Erfahrung mit kommunalem Klimaschutz«, sagt Hep Monatzeder. Der Grüne ist 3. Bürgermeister der Bayern-Metropole und neben Umwelt auch zuständig für Bau und Finanzen. »Wir haben eine ganze Reihe von Förderprogrammen, beispielsweise für Biomassenutzung. Die wollen wir nicht nur in städtischen Liegenschaften, sondern gerade auch im Mietwohnungsbau.« Die Stadt München will Beispielgeber und Vorreiter sein. Deshalb »ist die Kämmerei im Rahmen ihrer Möglichkeiten sehr großzügig, wenn es um Finanzierung geht«, so Monatzeder. »Bei Modellprojekten stehen Einzelmaßnahmen immer im Gesamtzusammenhang Klimaschutz und Energie Sparen«, erläutert der Bürgermeister das Konzept der Landeshauptstadt.

EnergieHauptstadt München ist »Bundeshauptstadt im Energie Sparen« 2005. Bürgermeister Hep Monatzeder (links) und Umweltreferent Joachim Lorenz nehmen von Michael Spielmann von der Deutschen Umwelthilfe e. V. (mitte), die Urkunde entgegen.

Stolzer Preisträger »Wir haben über die Jahre hinweg schon sehr viel getan.« Allein im Jahr 2003 gab die Stadt drei Millionen Euro aus, um städtische Heizungen zu sanieren. Und 2,2 Millionen Euro wurden aufgewendet, um in 90 Gebäuden jeweils die obersten Geschossdecken zu dämmen: »80 Millionen Kilowattstunden oder zwölf Prozent des Energieverbrauchs haben wir zwischen 1998 und 2003 in den kommunalen Liegenschaften eingespart«, rechnet Monatzeder vor. Mit dem städtischen Förderprogramm Energieeinsparung unterstützt München seit 16 Jahren seine Bürger kontinuierlich, beispielsweise bei Sonnenkollektoren, Dach- oder Außenwanddämmung. »Im Jahr 2004 hat die Fördersumme von 1,5 Millionen Euro Gesamtinvestitionen von rund 17,7 Millionen Euro ausgelöst.« Rein rechnerisch, so Monatzeder, wurden damit 2004 161 Arbeitsplätze finanziert.

Nullenergie Und damit hat er Erfolg, findet Mitstreiter, bei Münchner Wohnungsbaugesellschaften beispielsweise. Im Neubaugebiet »Ackermannbogen«, gelegen zwischen Schwabing und dem Olympiagelände, gelten alle 650 Wohnungen als Niedrigenergiehäuser, »20 davon erreichen sogar fast Nullenergiestandard«. Monatzeder hofft, dass dem Beispiel der Großstadt auch kleinere Orte folgen. Im Som-

Foto: NEST GmbH Nagel

Vorbild-Projekt Mit der Siedlung »Am Ackermannbogen« hat München ein Vorzeigeobjekt geschaffen. Alle 650 Wohnungen gelten als Niedrigenergiehäuser.

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BEISPIEL 2: TIERÄRZTIN PRAKTIZIERT KLIMASCHUTZ

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Dr. Erdmute Lipper wohnt weit weg vom vorbildlichen München, ihr Modellprojekt hat die praktische Tierärztin aus Mittelfranken selbst geschaffen. Seit über zehn Jahren ist sie »nur zahlendes« Mitglied beim Bund Naturschutz. Doch nun überlegt sie, die Erfahrungen weiterzugeben, die sie bei der Beinah-Total-Sanierung ihres Wohnhauses gemacht hat. Dabei standen Energie Sparen und erneuerbare Energien im Vordergrund. Mangels Grundstück für ein neues Passiv-Haus hat sie sich an etwas Gebrauchtes gewagt: Eine Stadtvilla, beinahe hundert Jahre alt, im Herzen des Städtchens Hersbruck im Nürnberger Land. Für die Sanierung hat Erdmute Lipper einen 140 000 EuroKredit bei der KfW-Bank aufgenommen. Mit dem


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ohne Wärmedämmung Energieverbrauch einzudämmen. Was geht bei einem Einfamilienhaus? Wie arbeiten Handwerk, Politik und Bürger zusammen? Wer hilft mit Rat, Tat – und Geld? Vier gute Beispiele aus Bayern.

Klimakiller gekillt

Fotos: Heinz Wraneschitz bildtext.de

Verdämmt und zugenäht Dr. Erdmute Lipper hat ihre alte Stadtvilla vom Keller bis zum Dach energetisch saniert. Sonnenkollektoren und eine HolzpelletHeizung decken den auf etwa ein Viertel verringerten Heizenergiebedarf.

Geld begann sie, das Haus vom Keller bis zum Dach auf Niedrigenergiestandard zu trimmen: Fenster mit geringem Wärmeverlust und einem Rahmen aus europäischer Fichte; Dachsparrendämmung mit Isoliermaterial auf Zellulosebasis; acht Zentimeter dicke Holzplatten auf die Fassaden. Auch Keller- und Dachgeschoss-Decke wurden isoliert. Einheizen wird künftig eine 15-Kilowatt-Holzpellet-Heizung, gemeinsam mit einer 39-Quadratme-

Komplett-Sanierung für 60 Euro Ein durchschnittliches Einfamilienhaus kann für monatlich 60 Euro, Laufzeit 20 Jahre, komplett energetisch saniert werden: Fassadenrenovierung, Wärmeschutzfenster, Dämmung von Dach und Kellerdecke, neue Heizung. Das Beispiel rechnet sich so: 34 000 Euro kostet ein Vollwärmeschutz, er erspart zwei Drittel des ursprünglichen Ölverbrauchs. Nach gegenwärtigen Ölpreisen (65 Ct/Liter) liegt der Gewinn bei 1500 Euro im Jahr. Die Investition, mit einem Kredit der bundeseigenen KfW-Bank finanziert, kostet 20 Jahre lang 2200 Euro. Differenz 700 Euro im Jahr, knapp 60 Euro im Monat. Man kann sich natürlich auch lieber über die steigenden Ölpreise ärgern …

ter-Solaranlage, integriert ins Süddach. Kombiniert mit einem 3200 Liter großen Pufferspeicher »soll der Sonnenkollektor bis zu 40 Prozent der Heizenergie schaffen«, ist Lipper überzeugt.

Laut Wärmebedarfsausweis verbraucht das sanierte Haus nur noch 40 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr (kWh/m2a). Vorher wurde fast zehn Mal so viel verheizt, nämlich 350 kWh/m2a, vergleichbar mit 35 Liter Öl je Quadratmeter und Jahr. Berücksichtigt man, dass sowohl Solaranlage als auch Holzheizung CO2-neutral sind, sank der CO2-Ausstoß von 92 auf unter ein Kilogramm pro Quadratmeter und Jahr – um sage und schreibe 99 Prozent! Ob sich die Investition rentiert? Dr. Ludwig Trautmann-Popp vom BN-Energiereferat in Bamberg rechnet vor: »Bei aktuellen Ölpreisen und Nutzung von KfW-Krediten wird sogar ein Großteil der Fassade mitfinanziert.« Doch Erdmute Lipper »hätte es sowieso gemacht«. Ihr ging es »eher drum, ob es finanzierbar ist; nicht, ob es sich lohnt.«

BEISPIEL 3: B E R AT U N G ( FA S T ) A L L E R O R T E N Erdmute Lipper hat bei ihrer Sanierung eng mit einem Energieberater zusammengearbeitet. Doch was tun, wenn man keinen persönlich kennt? Dafür gibt es überall im Land Energieberatungsstellen, bei denen zumindest die Erstinformation fast immer kostenlos ist: Stadtwerke haben Beratungszentren; Verbraucherzentralen bieten »Wohn- und Energieberatung« an; Städte wie München haben ein Bauzentrum, in Fürth gibt es »solid«, das Solarenergie-Info- und Demozentrum; der Freistaat Bayern und der Bund Naturschutz bieten »Energietelefone« an (s. Seite 17). Und nicht zuletzt gibt es eine ganze Reihe von regional tätigen Energieagenturen. Allerdings ist deren Arbeitsweise sehr unterschiedlich. »Die Neutralität ist nicht immer gewahrt«, weiß Wolfgang Böhm, Geschäftsführer der Energieagentur Oberfranken, EAO. Energieunternehmen dürften nicht das alleinige Sagen haben.

Wir beraten jeden »Beratung ist Vertrauenssache – doch Fachwissen sollte im Vordergrund stehen, nicht private Beziehungen«, rät Erwin Schilling von der »Energieberatungsagentur Roth – Nürnberger Land«, kurz ENA. Die werde alleine von den beiden Landkreisen finanziert, sei also »unabhängig und neutral und berät in die Tiefe gehend«, wie Ingenieur Schilling herausstellt, dessen Kunden seit Kurzem auf ein Netz von Fachingenieuren zurückgreifen können. Wie bei der EAO. »In unseren Büroräumen in Kulmbach oder am Telefon bekommt immer jeder eine Beratung«, verspricht Wolfgang Böhm. »Wenn’s weiter geht, dann verweisen wir auf einen

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Bis 2010 könnten allein in Bayern 30 000 neue Arbeitsplätze im Bereich erneuerbarer Energien entstehen. (ISUSI) Nur drei Prozent der Kosten einer Kilowattstunde Strom im Haushaltsbereich entfallen auf die Förderung erneuerbarer Energien. (VDEW, 2004) Erneuerbare Energien trugen 2005 mit 6,4 Prozent erstmals mehr zum deutschen Gesamtenergieverbrauch bei als die Kernkraft. (BEE) Deutschland liegt im weltweiten Energieverbrauch auf Platz sechs, hinter USA, China, Russland, Indien und Japan. (Bundesregierung) Durch die Ökosteuer wurden 250 000 Arbeitsplätze geschaffen und jährlich 20 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart. (Umweltbundesamt, 2003) Durch einen kompletten Umstieg auf erneuerbare Energien könnten in Deutschland eine Million Arbeitsplätze entstehen. (EU-Kommission) Mit Holz-Pellets kann man inzwischen kostengünstiger heizen als mit Öl oder Gas. (TZ) Jeden Tag entstehen wegen des Treibhauseffekts 30 000 Hektar Wüste. (Alt)


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Mehr als 80 Prozent der Deutschen befürworten alternative Energien, aber weniger als fünf Prozent aller Haushalte beziehen Ökostrom. (Alt) Deutschlands Städte und Gemeinden könnten bis zu 600 Millionen Euro jährlich sparen, wenn sie die Möglichkeiten zur Energieeinsparung in den kommunalen Liegenschaften ausschöpfen würden. (DUH) 15 Staaten, darunter China, Indien und Brasilien, haben das deutsche Erneuerbare Energien Gesetz übernommen oder diskutieren es. (Alt)

Fotos: Heinz Wraneschitz bildtext.de

35 Prozent des Primärenergieverbrauchs in Deutschland werden allein für Raumheizung und Warmwasser verwendet (Forschungszentrum Jülich)

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Nicht-Handwerkern: Auch viele Standesvertreter sehen das so. Die Kaminkehrer kommen bei ihren Pflichtarbeiten an Heizung und Kamin jährlich in jedes Haus – und sie haben jetzt eine Zukunfts-Chance ergriffen: Schon über 1000 der gut 1400 bayerischen Kaminkehrermeister haben sich als »Energieberater« prüfen lassen. Beim »rnergiesparcheck« nehmen sie Gebäudedaten auf, berechnen den Energieverbrauch und listen mögliche Energiesparmaßnahmen nach ihrer Wirtschaftlichkeit auf. Klaus Dank und Herbert Wazula, LandesinVision Geschäftsführer Wolfgang nungsmeister und Technischer Landesinnungswart Böhm von der Energiedes Bayerischen Kaminkehrerhandwerks, freuen agentur Oberfranken sich »auf eine gute Zusammenarbeit mit allen Partwünscht sich eine bayernnern in der Bayerischen Klimaallianz«, also Bund weit flächendeckende Naturschutz, Energieagenturen und StaatsregieEnergieberatung, nach dem Vorbild seiner Organisation. Die grünrung. Sie sind überzeugt, dass gerade die Kaminkehliche Photovoltaik-Fassade am Landratsamt Kulmbach ist auch rer einen wichtigen Beitrag leisten können. »Denn ein Projekt, das die Energieagentur Oberfranken initiiert hat. wir haben eine Vertrauensbasis mit den Menschen, qualifizierten Energieberater vor Ort«. Hinter der die wir im Haus besuchen. Und da stehen wir auch EAO stehen fast alle Kreise und kreisfreien Städte für Fragen rund um Energie zur Verfügung.« im Regierungsbezirk, dazu die Stadtwerke, WirtFür die Energieanalyse der Kaminkehrer an Ein-, schaftskammern, verschiedene Innungen, der Zwei- und Mehrfamilienhäusern, die älter als 20 Bund Naturschutz und viele Privatleute. Auch Eon ist eines der 80 EAO-Mitglieder. »Energieeinspa- Ein Auge rung, Effizienz, Energienutzung«, so beschreibt auf’s Abgas Herbert WazuWolfgang Böhm das Aufgabenband der EAO.

Bald bayernweit? Und so reicht denn auch das Kundenspektrum vom Endverbraucher bis zur Kommune, sind die Tätigkeitsfelder vom Energiemanagement in Städten oder kirchlichen Einrichtungen bis zum Umweltpuppentheater an Kindergärten weit gespannt. »Überall ist Energie zu sparen, man muss es nur wollen«, tragen Böhm und sein Team in die Öffentlichkeit. Wolfgang Böhms größter Wunsch – »eine flächendeckende Energieberatung in Bayern Marke EAO« – ist auch erklärtes Ziel von BN-Chef Hubert Weiger. »Wir müssen Energieverbünde aufbauen«, sagt EAO-Geschäftsführer Böhm, der auch weiß: das dauert. Doch »es geht uns um die Sache, den Klimaschutz«. Und deshalb setzt Böhm darauf, dass sich die jetzt noch kleine »Arbeitsgemeinschaft Energieagenturen in Bayern« bald stark ausweitet. Deren Mitglieder haben sich laut Böhm vorgenommen, anderen Initiativen Starthilfe mittels Erfahrungs-Transfer zu geben. »Man muss das Rad, also die Energieagentur ja nicht überall neu erfinden«, beschreibt er das Angebot der vier eingeführten Agenturen an »Neulinge«.

Um fünf Prozent sank in der ersten Jahreshälfte 2005 der Benzinverbrauch in Deutschland aufgrund der hohen Spritpreise gegenüber der ersten Jahreshälfte 2004. (Alt) Effektiver Klimaschutz würde etwa ein Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung kosten. (DIW) 150 000 Todesopfer jährlich fordert der weltweite Klimawandel bereits heute. (Weltgesundheitsorganisation WHO)

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BEISPIEL 4: ZUM GLÜCK GIBT’S KAMINKEHRER Dass im Handwerk Nachholbedarf beim Energiesparthema herrscht, ist nicht nur die Meinung von

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la, technischer Landesinnungswart des Bayerischen Kaminkehrerhandwerks, in Aktion. Mit Hilfe einer CO2-Sonde misst er die Abgaswerte eines GasBrennwertgeräts.

Foto: Kaminkehrer-Landesinnungsverband

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Jahre sind, übernimmt das Bayerische Wirtschaftsministerium die Hälfte der Kosten von 190 Euro. Dieser Zuschuss sei ein gutes Zeichen, dass es die Staatsregierung ernst meine mit der Klimaallianz zwischen Freistaat, Handwerk, Energieagenturen und BN, meint Hubert Weiger. »Der Bund Naturschutz erwartet sich von dieser Kooperation einen großen Schub für den Klimaschutz«. Na also, es geht doch noch etwas voran in unserem Land. Energie sparen kann jeder. Mehr Tipps und Adressen gibt’s auf der rechten Seite. Vor allem aber: Wer darüber nachdenkt, seine Hausfassade zu renovieren, sollte jetzt keine Sekunde zögern, sein Vorhaben mit einer gründlichen Energiesanierung zu verbinden. Sonst ist die Chance für Jahrzehnte vorbei. Viel Spaß und Erfolg!


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Dringender Spendenaufruf

Unterstützen Sie unseren Kampf !

Illustration: Wesner

Die drei geplanten atomaren Zwischenlager an den bayerischen AKW-Standorten Ohu, Gundremmingen und Grafenrheinfeld sind nicht nur ein fataler Schritt weg vom Atomausstieg. Sie stellen auch ein Ziel für terroristische Angriffe mit ungeheurem Vernichtungspotenzial dar. Der Bund Naturschutz unterstützt daher betroffene Bürger bei ihrer Klage gegen diese Atommülllager. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen werden voraussichtlich über 30 000 Euro kosten. Bitte beteiligen auch Sie sich am Kampf gegen die atomaren Gefahren.

Heizkosten Sparen Auch wenn gerade keine Sanierung von Haus oder Heizung ansteht: Energieverbrauch und Heizkosten können Sie schon mit einfachen Tricks und Verhaltensregeln deutlich drosseln. Stoßlüften: Öffnen Sie Ihre Fenster ganz, aber kurz; dauerhaft ge-

Rat holen, Nachlesen Verbrauche ich mehr Energie als nötig? Wo kann ich sparen? Wann rentiert sich eine Renovierung? Und wofür gibt’s Geld? Antworten finden Sie hier. BN-Energie-Telefon: Holen Sie sich Rat bei unseren Fachleuten: Montag bis Mittwoch von 15 bis 19 Uhr, unter 09 51-5 09 06 14. Kaminkehrer: Sprechen Sie Ihren Kaminkehrer beim nächsten Termin auf eine Energie-Beratung an.

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Spenden Sie auf unser Konto 9 300 000 900 bei der Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 700 205 00, Kennwort »Zwischenlager«. Warum ist die Verhinderung der Zwischenlager so wichtig? Dort soll nach den derzeitigen Planungen Atommüll 40 Jahre lang abgestellt werden. Nur durch eine Betonhalle vor dem Regen geschützt, lediglich in »CASTOR«-Behältern verpackt, ohne weiteren Strahlenschutz, ein ideales Zielobjekt für Terroristen. Ein einziger CASTOR-Behälter enthält mehr langlebige Radioaktivität, als aus Tschernobyl entwich; 432 CASTORen sollen jetzt allein in Bayern erlaubt werden. Ein Großunfall oder ein Terroranschlag könnten so viel Radioaktivität freisetzen, dass noch in 200 Kilometer Entfernung ganze Landkreise unbe-

wohnbar würden. Die nächste Verhandlung über die Genehmiung der Zwischenlager findet im Dezember 2005 vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof statt – und hat gute Aussicht auf Erfolg. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende, dass wir unseren Kampf gegen die gefährlichen und unsinnigen Zwischenlager gewinnen können. Herzlichen Dank.

kippte Fenster sind Energievernichter. Stellen Sie die Thermostate je nach Wohnraum passend ein, zum Beispiel von 22 Grad im Bad bis 17 Grad im Schlafzimmer. Passen Sie die Heiztemperatur über die Kesselsteuerung Ihrem Tages- und Wochenverlauf an. Lassen Sie die Heizungsanlage alle ein bis zwei Jahre im Herbst vom Fachmann warten und nach Ihren Bedürfnissen einrichten. Senken Sie bei längerer Abwesenheit die Temperatur auf 12 Grad ab. Schließen Sie nachts die Rollläden.

Verdecken Sie die Heizkörper nicht, entlüften Sie sie regelmäßig. Kontrollieren Sie regelmäßig Ihren Verbrauch; dann macht das Sparen mehr Spaß. Dämmen Sie Rollladenkästen und Kellerdecke. Spüren Sie zugige Stellen mit einer Flamme auf, und dichten Sie diese ab. Isolieren Sie Heizkörpernischen mit alubeschichteten Dämmplatten. Verwenden Sie elektrische Heizlüfter nur im Notfall. Zu guter letzt: Warme Kleidung ist auch im Haus kein Makel.

Förderkompass: Ausführliche und aktuelle Infos rund um die finanziellen Fördermöglichkeiten finden Sie unter www.energieagentur-oberfranken.de. Haus-Check online: Unter www.lbs.de/energie-check können Sie testen, ob Ihr Haus überdurchschnittlich viel Energie verbraucht. Mit Tipps zum Einsparen. Ökostrom-Übersicht: Vergessen Sie vor lauter Sparen nicht, auf ÖkoStrom umzusteigen, für meist nur zwei bis drei Euro mehr im Monat. Alle Angebote unter www.ecotopten.de/prod_strom_prod.php.

Noch mehr interessante Sites: www.asue.de www.bine.info www.klima-sucht-schutz.de Und wer lieber Bücher liest: – Hermann Scheer: Energieautonomie. Eine neue Politik für erneuerbare Energien. Verlag Antje Kunstmann, 19,90 Euro – Thomas Seifert, Klaus Werner: Schwarzbuch Öl. Eine Geschichte von Gier, Krieg, Macht und Geld. Carl Hanser Verlag, 21,50 Euro – Bild der Wissenschaft: Titelthema Energie. Heft 10-2005, Konradin Medien GmbH, 6,90 Euro

Foto: Fuchs

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Neue BN-Reise zur Kurischen Nehrung

Landschaft aus Sand, Meer und Himmel

Fotos: Dr. Tympner

Auf der Kurischen Nehrung blieb bewahrt, was man anderswo oft vergebens sucht: menschenleere Strände, stille Winkel für Romantiker, Haff-Wanderungen, so weit die Füße tragen. BN Reisen zeigen jetzt die großartige Landschaft zwischen Königsberg und Memel. Ein Reisebericht von Prof. Dieter Tympner

L Gleich anmelden für 2006 Zweimal besucht der BN 2006 die Kurische Nehrung: 22. Mai bis 3. Juni und 28. August bis 9. September. Infos und Anmeldung bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 239 99 57 10, info@bundreisen.de. Das komplette Jahresprogramm der BN-Reisen finden Sie in der Heftmitte.

ange Zeit war das Königsberger Land militärisches Sperrgebiet und daher nicht erreichbar. Zum Glück für die Natur, schützte dies doch die Kurische Nehrung, Europas längste Sanddüne von 97 Kilometer Länge und maximal vier Kilometer Breite, die das Baltische Meer von einer Süßwasserlagune trennt. Die Lagune ist dreimal größer als der Bodensee, doch nur einen bis fünf Meter tief und ein wahres Vogelparadies. In Rossitten gründete Johannes Thienemann 1901 auch die erste Vogelwarte der Welt, eines der Ziele unserer Reise. Im September 2005 führte uns die BN-Reise von Königsberg aus über die Ostseebäder an der SamlandKüste auf die Kurische Nehrung nach Memel und von dort über die Ostsee mit einem Schiff nach Kiel.

dig, dass man sie eigentlich ebenso gut als Spanien und Italien gesehen haben muss, wenn einem nicht ein wunderbares Bild in der Seele fehlen sollte«. Es ist ein großartiges Erlebnis, auf einer Düne zu stehen und über Wälder, den Strand, in die Weite der Ostsee, das Baltische Meer und auf der anderen Seite auf das Haff zu schauen. Am Ende der Eiszeit formte sich durch das Abschmelzen der Gletscher am Rande der Ostsee eine Moränenkette. Das Meer spülte von der Küste des Samlandes Sand an die Küste und bildete so die Nehrung.

Ein Bild für die Seele

Spuren deutscher Geschichte

Der Nachtzug verlässt den Bahnhof Berlin-Lichtenberg nach Osten, als letzten Waggon führt er einen Schlafwagen bis nach Königsberg (Kaliningrad). Gegen Mittag kommen wir auf dem Hauptbahnhof von Kaliningrad an, der alten Hafenstadt am Pregel mit ihren vielen Grünanlagen und großen Teichen. Von Königsberg fahren wir auf die Kurische Nehrung, die seit 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Diese eindrucksvolle Gegend mit ihren Spiegelungen von Luft, Licht, Wasser und Sand lässt sich kaum in Worte fassen. Alexander von Humboldt schreibt 1809: »Die Kurische Nehrung ist so merkwür-

Beim Einfahren in die Kurische Nehrung ist ein geringer Eintritt zu bezahlen, dann hebt sich die Schranke. Die Straße führt durch alten Mischwald, Eichen und Buchen wechseln mit Birken, niederen Kiefern, kurze Wege führen zu eindrucksvollen Stränden. Die gesamte Nehrung wurde als Waldlehrpfad gestaltet. Bei der Weiterfahrt passieren wir kurz vor Nida (Nidden) die russisch-litauische Grenze, die quer über die Kurische Nehrung verläuft. Nida ist ein schmuckes litauisches Fischerdorf mit alten Fischerkaten, von üppigen Blumen-Gärten umgeben. Wie die Malerkolonie oder das Haus von Thomas Mann erinnert hier vieles, wie überall im alten Königsberger Land, noch an deutsche Zeiten. Das Ende der Nehrung, die Süderspitze, liegt nur mehr wenige Kilometer entfernt. Es gehört bereits zum Erholungsgebiet der Stadt Memel (Klaipeda), in deren Zentrum auf dem Theaterplatz das Denkmal für Simon Dach und sein Ännchen von Tharau steht. Von Memel geht es mit der FS »Svealand« heimwärts: In 21 Stunden Fahrt, vorbei an Bornholm über die ruhige Ostsee bis Kiel. (hl)

Das Gold der Ostsee Einem Wort wird man im Kaliningrader Gebiet immer wieder begegnen: Bernstein, Elektron, Ambra, Amber oder Jantar. Welch fantastische Kostbarkeiten aus dem Gold der Ostsee entstehen können, zeigen die Bernsteinmuseen im Dohnaturm oder den Ostseebädern des Samlands.

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Totholz lebt

Foto: Thierfelder

Eine Buche ist gestorben. Pilze bauen ihr Holz ab, es ist »rotfaul«, wie die Förster sagen. Sein wirtschaftlicher Wert vergeht, doch es wird Lebensraum für unzählige Tiere und Pflanzen. Und wenn rötliches Wasser aus der Baumleiche tropft, kann es zu bizarren Märchengestalten des Waldes gefrieren.


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Fotos: privat

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s dauert eine kleine Weile, bis man A N D R E A S S A U T E R , 33, erreicht. Schließlich ist der viel beschäftigte Mann der Assistent eines noch viel beschäftigteren Mannes, nämlich des Vorstandsvorsitzenden der Münchner Rück. Dass er sich im Assessment-Center gegen die anderen Bewerber durchgesetzt hat, führt der Mathematiker auch auf die aktive Zeit bei der Jugendorganisation Bund Naturschutz (JBN) zurück. Dort leitete der Nürnberger nicht nur einige Jugendgruppen, sondern war auch als Landesjugendleiter bei der Arbeit in den Gremien dabei. Genau das hat ihn damals gereizt – und zahlt sich heute aus. »In der Jugendgruppe versucht man, seine Leute mit Aktionen und anderen Aktivitäten bei Laune zu halten. Ich habe mich aber auch dafür interessiert, welche politische Rolle die Umweltverbände eigentlich spielen und wie man hinter den Kulissen mit Verhandlungen viele Dinge durchsetzen kann.« Natürlich hat er sein Engagement bei der JBN im Lebenslauf angegeben und wurde darauf beim Bewerbungsgespräch auch angesprochen. »In der Finanzbranche sieht man Engagement im Umweltschutz meist neutral – weder besonders positiv noch besonders negativ. Wichtig ist aber, dass man sich in der Schule oder während des Studiums engagiert hat. Man kann damit zeigen, dass man nicht nur im Fachbereich kompetent ist, sondern auch Interessen hat, die man vertritt.« Seine Zeit bei der JBN kommt Andreas Sauter nun auch in seiner Funktion als Assistent des wichtigsten Mannes des größten Rückversicherers der Welt zugute. »Wenn ich meinem Chef Vorträge schreibe, hilft es natürlich, wenn man schon selbst einmal Vorträge gehalten hat und weiß, welche Formulierungen Zuhörer mitreißen und welche nicht. Außerdem ist es wichtig zu wissen, wie Gremien funktionieren – denn dort wird Politik gemacht, ob bei Entscheidungen im Rathaus oder im Unternehmen.« Der Jugendarbeit treu geblieben ist dagegen S U S A N N E N O R D M A N N , 25. Nach der fast schon klassischen JBN-Karriere – Kindergruppe, Jugendgruppe, Bezirksjugendleitung, Landesjugendleitung – wollte sie nach dem Studium der Sozialpädagogik gerne weiter mit jungen Leuten arbeiten. Bei der Malteserjugend der Diözese Hildesheim wurde sie fündig. »Im Grunde ist hier vieles gleich organisiert wie bei der JBN und beim BN – und es war ein großer Vorteil, dass ich eine solche Organisation schon kannte.« Nun betreut sie ehrenamtliche Helfer, bietet Weiterbildungskurse an und

organisiert Zeltlager. »Da kann ich meine Herkunft aber nicht verbergen«, scherzt sie. »Jetzt wird bei der Malteserjugend nicht mehr nur gezeltet, sondern wir schauen uns auch ausgiebig die Natur an.« »Unsere Fahrt mit kleinen Schlauchbooten auf der Donau war das absolute Highlight. Natur pur an einem der schönsten Flüsse Europas, und dies bei bestem Wetter«, schwelgt M A N F R E D B A C H M AY E R , 39, in Erinnerungen an seine aktive Zeit. Zehn Jahre lang betreute er einst die Kontakte der JBN mit der Slowakei – er ist einer der wenigen, die dem Verband treu geblieben sind. »Ich arbeite aktuell bei der BN Service GmbH, einer hundertprozentigen Tochter des Bundes Naturschutz. Dort betreue ich als Manager die BN-Reisen in Natur- und Kulturlandschaften Europas.« Mit der JBN gibt es immer noch Schnittstellen: bei Jugendreisen etwa, oder beim Druck der JBN-Zeitschrift IGEL. Auch persönlich bleibt die Zeit bei der JBN präsent: »Ich habe mir ein richtiges Umweltnetzwerk fürs Leben aufgebaut.« C H R I S T I N E N A G E L , 33, die manche noch unter ihrem alten Namen Cuny kennen, hat in ihrem Job dagegen nichts mit Natur- und Umweltschutz zu tun – sie ist Rechtsanwältin, spezialisiert auf Steuerrecht. Die einstige IGEL-Chefredakteurin hat trotzdem etwas mitnehmen können von ihrem JBN-Engagement. »Man lernt sofort, sich eine Meinung zu bilden und, wenn man gute Argumente hat, auch darauf zu bestehen.« Ähnliches sagt G E R L I N D E T O E W S - M AY R , 28, die gerade als Landwirtschaftsrätin eine Stelle beim Amt für ländliche Entwicklung gefunden hat. »Teamfähigkeit, Selbstständigkeit beim Arbeiten, Organisationstalent – all das bekommt man mit bei der JBN – andere Leute müssen sich das erst im Job beibringen lassen.« »Warum ich mich engagiert habe – ist das eine Frage?« W O L F R A M W E L T Z E R , 39, klingt leicht entrüstet. »Angesichts der ökologischen Blindheit der Politik und weiter Teile der Gesellschaft war das für mich unausweichlich – und ist es auch heute noch.« Wolfram Weltzer war Jugendgruppenleiter in Windsbach (Mittelfranken), dann Bezirksjugendleiter, dann in der Landesjugendleitung als IGEL-Chefredakteur und Verantwortlicher für die Öffentlichkeitsarbeit. Was er dabei für den Beruf gelernt

Vom Win d e v e r Einst engagierten sie sich in der Jugendorganisation Bund Naturschutz, kämpften vehement gegen Atom in Wackersdorf und für mehr Fahrräder auf den Straßen. Wo sind die Aktiven von damals eigentlich geblieben? Und nützt oder schadet ihnen ihr Engagement im Beruf? Eine Spurensuche von Helge Bendl

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hat? Es sprudelt aus ihm heraus: »Die berühmten Schlüsselqualifikationen: soziale Kompetenz, Flexibilität, Projektmanagement, strategisches Denken, Durchsetzungs- und Kompromissfähigkeit, Verarbeiten von Niederlagen. Ich bin lockerer geworden, als ich in der Schule war, sicher im Auftreten durch die vielen öffentlichen Versammlungen.« Heute können Frühaufsteher (ab 6:06 Uhr) Wolfram Weltzer zuhören – auf Bayern2Radio beim »Heimatspiegel« aus Nürnberg. Zu späterer Stunde sendet er Berichte zu aktuellen Themen auch auf den anderen Kanälen des BR. »Journalismus habe ich nicht studiert, sondern in der dauernden

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Praxis hunderter von Pressemitteilungen, IGEL-Artikel und Interviews gelernt. Es war auch kein feststehendes Berufsziel, sondern ich habe meine Talente in der JBN entdeckt und wurde dann von Journalisten dazu ermuntert, das doch beruflich zu machen.« Seine Zeit bei der JBN hat nur genützt? »Ich glaube, dass es manchmal schon Skepsis gibt wegen des klaren ›grünen‹ Profils. Aber der interessante Lebenslauf und die Vielfalt des Engagements machen eine Bewerbung interessant – und haben bisher überwogen.« Was ein Radioreporter macht, glaubt man zu wissen. Bei H E I D R U N M O S C H I T Z , 30, ist es schwieriger. Es braucht ein paar Sätze, bis sie einem Laien verständlich erklärt hat, was sie eigentlich tut. Und dann klingt es ziemlich interessant. Die Agrarwissenschaftlerin arbeitet in der Schweiz an einem privat finanzierten Forschungsinstitut für biologischen Landbau, einem der größten der Welt. Agrarpolitik ist ihr Thema, die Verflechtungen der Schweiz mit der Europäischen Union und die Frage, wie sich die Verbände des Biolandbaus vernetzen und zusammenarbeiten, um endlich gegenüber Verbrauchern, Wirtschaft und Politik ihre Interessen wahrzunehmen. Zu ihrer Zeit als JBN-Mitglied machte sich Heidrun Moschitz nicht nur für den Austausch mit Osteuropa stark, indem sie Zeltlager organisierte. Die Landwirtschaft war schon damals das Thema, das ihr am meisten am Herzen lag. »Wir sind mit dem JBN»Biofrechmobil«, einem alten VW-Bus, einem bestens ausgestatteten Propagandabus der Industrie hinterhergefahren und haben bei Diskussionen auf die Gefahren der Gentechnik hingewiesen«, erinnert sie sich. »Ich habe, was die Selbstsicherheit beim Auftreten und das Argumentieren betrifft, hier sicherlich mehr für mein Leben und mein Arbeitsleben gelernt als im ganzen Studium.« Dann muss sie leider aufhören zu telefonieren: Heidrun Moschitz muss noch packen, morgen geht der Flieger nach Australien. Sie wird bei der Weltkonferenz für Biolandbau einen Vortrag halten. Und weil der Flug rund um die Welt ein wenig an ihrem ökologischen Gewissen nagt, hat sie sich den Kohlendioxid-Ausstoß des Trips ausrechnen lassen und im Gegenzug für Solaranlagen in der Dritten Welt gespendet. Einmal JBN – immer JBN.

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JBN sorgt für Schlagzeilen Für aktive JBN’ler und Multiplikatoren 27. bis 28. Januar 2006 in Neu-Ulm Die Fortbildung vermittelt reichhaltiges Handwerkzeug für erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit: Pressemeldungen, Pressegespräche, Interviews. Außerdem besuchen wir die Redaktion der Südwest-Presse und gestalten eine Sendung in einem Lokalradio. Anmelden bis 13. 1. 06, Preis 60 Euro (30 Euro für JBN-Mitglieder)

Gründung des Arbeitskreises Internationales Jugendliche von 16 bis 27 Jahre 17. bis 19. Februar 2006 in Nürnberg An dem Wochenende erfahrt Ihr Spannendes über die internationale Umweltpolitik und über den internationalen, ökologischen Jugendaustausch, speziell mit Osteuropa. Wir erwarten dazu hochkarätige Referenten von Friends of the Earth Europe und von unseren Partnerorganisationen. Gleichzeitig gründen wir den Arbeitskreis Internationales. Eine gute Gelegenheit, für die Umwelt aktiv zu werden. Anmelden bis 3. 2. 06, Preis 50 Euro (40 Euro für JBN-Mitglieder)

JugendvertreterInnenversammlung Jugendliche von 12 bis 27 Jahre 31. März bis 2. April 2006 im Nationalpark Bayerischer Wald Im Jahr 2006 wird die JBN 30 Jahre alt! Das feiern die jungen Umweltschützer gleich mit mehreren Veranstaltungen im nächsten Jahr. Die erste Feier findet im Wildniscamp im Nationalpark Bayerischer Wald statt. Wir tauchen ein in die wunderbare Waldwildnis rund um den Falkenstein, übernachten in Baumhäusern und Erdhöhlen und begeben uns auf die Spuren von Luchs, Wolf und Bär. An dem Wochenende sind Aktive der JBN und Interessierte aus ganz Bayern dabei! Eine tolle Gelegenheit auch für Dich, die JBN kennen zu lernen und auf der Geburtstagsparty so richtig abzutanzen. Anmelden bis 24. 3. 06, Preis 30 Euro (für JBN-Mitglieder kostenlos)

Infos und Anmeldung Wo nicht anders angegeben: JBN, Trivastraße 13, 80637 München, Tel. 0 89-15 98 96-30, Fax -33, info@jbn.de, www.jbn.de

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DI E I N FOEC KE DER J BN

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Großveranstaltung der BN-Jugend

Das Eine-Erde-Sommercamp Mehr als zweihundert Kinder und Jugendliche erlebten auf dem »Eine-Erde-Sommercamp« der Jugendorganisation Bund Naturschutz (JBN) in Königsdorf an der Isar sechs spannende Tage. Bernd Orendt, Geschäftsführer der JBN, blickt zurück auf die Höhepunkte.

Andrang im »Salixl« Beliebtester Treffpunkt auf dem Camp war, neben dem großen Zirkuszelt, das »Salixl« genannte Weidencafé. Bereits im April hatten Jugendliche zusammen mit dem bekannten Schweizer Weidenhaus-Architekten Marcel Kalberer das sechs Meter hohe Kunstwerk errichtet. www.sommercamp.jbn.de Jede Menge Bilder, Presseberichte, die Lagerzeitung »EineErde-Kurier« und weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Eine-Erde-Sommercamps.

Fotos: JBN

Über den Wolken Manchmal kann man die Zerstörung von Bayerns Schönheit erst »über der Erde« in ihrem Ausmaß begreifen. Einige Teilnehmer dokumentierten bei einem Segelflug den erschreckenden Flächenverbrauch.

Spiel ohne Grenzen Naturschutz macht an der Grenze nicht halt. Zehn junge Polen und Slowaken aus den Partnerorganisationen der JBN waren auf dem Camp zu Gast. Und Severin Goerss berichtete vom UN-Nachhaltigkeitsgipfel in New York, an dem er als Jugendvertreter der deutschen Delegation teilgenommen hatte.

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Heiße Rhythmen Die afrikanische Weltmusik-Band Jobarteh Kunda brachte die Tanzwütigen im Zirkuszelt mit heißen Rhythmen ins Schwitzen. Eine tolle Stimmung!

Demokratie der Generationen Alle Generationen waren da: Kleine Kinder, »Müpfe«, wie die Teens zwischen 12 und 15 Jahren bei der JBN genannt werden, junge Erwachsene und Eltern. Seite an Seite bastelten sie Trommeln, erkundeten die Isarauen, gingen für die Lagerzeitung auf Recherche und tobten sich bei Spielen aus. Das funktionierte auch deshalb so gut, weil das Camp demokratisch organisiert war: Nach jedem Mittagessen tagte der gewählte Lagerrat. Das Leitungsteam rund um Jugendreferentin Sonja Strohmenger sorgte für das umfangreiche Programm und mehr als 30 Workshops.


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100 Tage Forst-»Reform«

Gewinne vor Wald und Mensch

Fotos: BN

Das Wald Bündnis Bayern zieht eine kritische Bilanz der ersten 100 Tage der staatlichen Forst»Reform«. Ob Maut für Wandergruppen oder schlecht gepflegte Wege: Immer mehr Befürchtungen des Wald-Bündnisses bewahrheiten sich.

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inige der schlimmsten Auswüchse der Forst»Reform« hatte das Volksbegehren »Aus Liebe zum Wald« verhindern können: So wurde der Grundsatz »Wald vor Wild« im Waldgesetz verankert. Nachwachsende Bäume haben damit – sofern Theorie und Praxis übereinstimmen – die Chance, geschützt vor Wildverbiss heranzuwachsen und den Wald auf natürliche Weise zu verjüngen. Förster beraten weiterhin die Waldbauern, Gemeindewälder erhalten auch künftig finanzielle Unterstützung vom Staat. Das sichert lebendige Mischwälder, die den bäuerlichen, in Generationen denkenden Waldbesitzern und ihren Interessen ebenso entsprechen wie den Erholung Suchenden.

Wald-Maut für Wandergruppen Andererseits zeigt sich schon nach den ersten 100 Tagen der Forst-»Reform«, dass »viele unserer Befürchtungen Zug um Zug Realität werden«, bilanziert Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes Naturschutz und Sprecher des Wald Bündnisses Bayern. Im Spessart gab es Proteste, weil Wanderwege im Staatswald nach Holzeinschlägen nicht mehr wie bisher freigeräumt wurden. Ein aktueller Fall aus Oberfranken sorgt bei den Wandervereinen in ganz Bayern für große Aufregung: Die Bayerischen Staatsforste fordern von Wandergruppen eine Art »Wald-Maut« ein. Während des Volksbegehrens »Aus Liebe zum Wald« hatte die Staatsregierung dies noch als »Horrorszenario« zurückgewiesen.

Maschinen statt Kinderwagen Die »Bayerischen Staatsforste« nehmen immer weniger Rücksicht auf Erholung Suchende im Staatswald. Damit bestätigt sich auch diese Befürchtung des Volksbegehrens »Aus Liebe zum Wald«.

Die politische Zielvorgabe der Bayerischen Staatsforste lautet offensichtlich: Gewinn um jeden Preis. Weil sich dies mit dem Holzverkauf allein kaum umsetzen lässt, werden »neue Geschäftsfelder« erschlossen. Das bedeutet beispielsweise: Bergwald soll für Ski-Events gerodet werden. Wo der Wald im Gebirge fehlt, fließen jedoch die Wassermassen aus Regen und Schnee gleichzeitig und schneller ab, was in den Flüssen verstärkt zu Hochwasser führt. Ein weiteres »neues Geschäftsfeld«: Betuchte Privatjäger können jetzt Staatsjagden für teures Geld pachten. Natürlich möchte der Jäger in seinem Wald viel Wild sehen, welches den jungen Wald jedoch massiv schädigt. Die Kosten für die Aufforstung trägt der Steuerzahler.

Subventionierte Arbeitsplatzvernichtung Äußerst kritisch sieht das Wald Bündnis Bayern auch die Pläne der Bayerischen Staatsforste, immer mehr geerntetes Holz an immer weniger Großabnehmer zu verkaufen. Beispielsweise soll die österreichische Klausner-Gruppe für ihr in Landsberg geplantes Großsägewerk Baugrund und Holz sogar verbilligt erhalten. Währenddessen bekommen alteingesessene Sägewerke keinen »Stecken« mehr aus dem Staatswald. Wie eine Studie der europäischen und finnischen Sägewerksorganisationen belegt, vernichtet ein Arbeitsplatz in einem neuen Großsägewerk mindestens drei bestehende Arbeitsplätze in kleinen und mittleren Betrieben. Mit ihren Subventionen unterstützt die öffentliche Hand also den Abbau von Arbeitsplätzen. Dr. Ralf Straußberger, BN-Waldreferent (hl)

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Wald-Wächter Lokale Wald-Bündnisse, die sich im Zuge des Volksbegehrens »Aus Liebe zum Wald« überall in Bayern gegründet haben, behalten die Entwicklung der Wälder im Auge. Jeder kann mithelfen. Ansprechpartner sind die BN-Kreisgruppen.


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Fahrertrainingszentren: Erfolg und Enttäuschung Gesetz fordert. Der Bund Naturschutz prüft daher eine Klage gegen die Entscheidung. In dem betroffenen Gebiet leben noch stark bedrohte Arten wie das Auerhuhn oder der Schwarzstorch. Währenddessen freuen sich die Bürgerinitiative »Für unser Land« und der BN über das Ende eines geplanten Fahrertrainingszentrums in Sindersdorf im Landkreis Roth. Verhindern konnten diese Landschaftszerstörung Bauern, die ihren Grund trotz hoher Angebote nicht verkauften. Winfried Berner, Mitglied des BN-Landesvorstands (hl)

Foto: Willner

Der Kreistag Straubing-Bogen hat entschieden: Das Landschaftsschutzgebiet »Bayerischer Wald« soll verkleinert werden. Grund: BMW will ausgerechnet dort ein Zentrum für Fahrertrainings bauen (N+U berichtete mehrmals). 42 Abgeordnete von CSU und Freien Wählern beschlossen gegen 14 Stimmen von ÖDP und SPD, die geforderten 5,2 Hektar aus dem Landschaftsschutzgebiet herauszunehmen. Antrag und Argumentation der Befürworter des Zentrums ergaben indes keinen Hinweis auf ein »überwiegend öffentliches Interesse«, wie es das

Auf der Verbrauchermesse Consumenta in Nürnberg kochten heuer erstmals 36 Koch-Lehrlinge um einen BioPreis. Täglich traten zwei Teams aus dem zweiten und dritten Lehrjahr in einer Schauküche gegeneinander an. Die Auszubildenden bereiteten

selbst kreierte Vier-Gänge-Menüs zu und verwendeten dabei ausschließlich Bio-Lebensmittel. Ähnlich wie in den bekannten KochFernsehshows begleiteten Moderatoren die kochenden Teams und befragten sie zu den Geheimnissen der optimalen Zubereitung. Den ersten Preis, ein einwöchiges Praktikum in einem Bio-Hotel, erhielten Kathrin Friedrich und Heike Schmidt. Initiiert hatten den Wettbewerb der Bund Naturschutz und der Verein der Nürnberger Köche 1895 e. V. mit dem Ziel, die Jung-Köche bereits während ihrer Ausbildung für das Thema »Qualität und Genuss mit Bio-Lebensmitteln« zu sensibilisieren. Marion Ruppaner, BN-Landwirtschaftsreferentin (hl)

Alpen: EU-Kommission will Verkehrsprotokoll unterschreiben Das Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention soll dem Europäischen Rat nun doch zur Unterzeichnung vorgelegt werden. Dies hat die EU-Kommission im Dezember entschieden. Kommissionspräsident José

Manuel Barroso und Vizepräsident Günter Verheugen wollten der EU-Kommission zuvor noch die Rücknahme von 73 Gesetzesvorhaben empfehlen, darunter auch des Verkehrsprotokolls der Alpenkonvention.

Die Kommission reagierte mit ihrem Beschluss, dem Rat das Protokoll doch vorzulegen, auf den Druck der Vertragsparteien, die das Verkehrsprotokoll bereits ratifiziert hatten. Neben Deutschland, Frankreich,

Österreich und Slowenien gehören dazu auch die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA und der Bund Naturschutz. Dr. Christine Margraf, BN-Regionalreferentin (hl)

Europas Lebenslinie wächst Die Idee eines »Grünen Bandes« durch Europa gedeiht. Ein wichtiger Schritt war die im Oktober von Bund Naturschutz, Bundesamt für Naturschutz und der WeltNaturschutzorganisation IUCN ausgerichtete Tagung im bayerischen Mitwitz. Aus den elf Anrainerstaaten des 4800 Kilometer langen zentraleuropäischen Abschnittes von Estland bis nach Kroatien reisten 40 Vertreter von Behörden und Verbänden an, um über die konkrete Zukunft des mitteleuropäischen Teils zu sprechen. Eines der wichtigsten Ergebnisse: In den nächsten Jahren wird Foto: BN-Archiv

Foto: Ruppaner

Auf die Plätze, fertig, kochen!

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die IUCN Karten und Pläne umfassend auswerten. Dadurch können erstmals alle Räume für ein künftiges Schutzgebietsnetz identifiziert werden. Das Projektbüro des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Nürnberg hatte im vergangenen Jahr die Koordination für den zentraleuropäischen Abschnitt übertragen bekommen. Als Vorbild diente den Tagungsteilnehmern das ebenfalls vom BUND in Bayern aufgebaute »Grüne Band Deutschland«. Dr. Liana Geidezis, BUND-Projektkoordinatorin Grünes Band (hl)


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Tafeln für BIO Weil’s schmeckt und gesund ist: In Passau speisten an einem Septembersonntag rund 200 Bürger öffentlich in der Fußgängerzone an einer langen Tafel. Mit dabei waren zahlreiche prominente Künstler und Politiker. Damit setzten sie ein Zeichen gegen Gentechnik im Essen und für Bio-Lebensmittel. Initiiert hatten die gemeinsamen Gaumenfreuden die BN-Kreisgruppe Pas-

sau und der Biokreis Ostbayern. Vergleichbare Aktionen fanden bundesweit an über 120 Orten statt. Die Teilnehmer stellten Tische an einzelnen Plätzen zu einer langen Tafel auf. An diesen Tafeln aßen die Menschen gemeinsam Gerichte aus ÖkoLebensmitteln, die sie selbst zubereitet hatten oder die dort für Passanten angeboten wurden. Eine Umfrage des Forsa-Insti-

Foto: BN-Kreisgruppe Passau

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tuts ergab jüngst, dass über 75 Prozent der Verbraucher Gentechnik im Essen ablehnen. Helmut Steininger, Mitglied des BN-Landesvorstands (hl)

Bürger retten Bannwald Im September stimmten die Bürger von Grasbrunn im Landkreis München gegen eine von der Gemeinde geplante Rodung eines Hektars Bannwald. Rund 57 Prozent sprachen sich bei einem Bürgerentscheid für den

Erhalt des Waldes aus. Bereits im Januar 2003 gab es zum selben Vorhaben einen von der Gemeinde initiierten Bürgerentscheid; schon damals votierten die Grasbrunner für die Erhaltung des Waldes. Da dieses

Ergebnis dem Bürgermeister nicht passte, startete die Gemeinde nach Ablauf der Sperrfrist bei unveränderter Sachlage das erneute Bürgerbegehren. Die BN-Ortsgruppe Grasbrunn trug mit umfangreicher Infor-

mations- und Öffentlichkeitsarbeit maßgeblich zum Votum der Grasbrunner für den Bannwald bei. Weitere Infos gibt es unter www.bn-grasbrunn.de. Kurt Schmid, BN-Regionalreferent (hl)

20 Jahre Rhönschaf-Projekt Foto: Schultheiß

Kaum ein Fremdenverkehrs-Prospekt der Rhön, der heute nicht mit stimmungsvollen Bildern einer schwarzköpfigen Rhönschafherde wirbt. Ende der 1950er Jahre drohte diese an das raue Klima der Rhön vorzüglich angepasste Schafrasse noch auszusterben. Dank der Initiative des Würzburger Zoologieprofessors Gerhard Kneitz, des Engagements des Bundes Naturschutz, vieler weiterer Organisationen und großzügiger Spender konnte das schwarzköpfige Schaf

in der Rhön aber wieder Fuß fassen. Im September feierte der BN den Erfolg seines vorbildlichen Projekts mit einem großen Fest in Ginolfs. Den Grundstock bildeten 1985 nur 40 Tiere. Heute weiden etliche hundert dieser Schafe in der Rhön und halten Teile der Gegend frei von höherem Bewuchs. Damit bewahren sie das typische Landschaftsbild der bayerischen Rhön, des »Landes der offenen Fernen«. Für viele Landwirte, Gastronomiebetriebe und den Tourismus avancierte das »schwarze Schaf« der Rhön zu einem echten Glücksbringer. Helmut Schultheiß, BN-Regionalreferent (hl)

Mit heftiger Kritik hat der Bund Naturschutz auf Pläne reagiert, den Flughafen München mit einer dritten Startbahn und einer Transrapid-Anbindung auszubauen. »Völlig losgelöst von den in Wahlprogrammen vertretenen Forderungen zum Klimaschutz, einer nachhalti-

gen Verkehrspolitik mit Vorrang für die Bahn sowie dem Subventions- und Schuldenabbau würden hier Milliarden an Steuergeldern fehlinvestiert«, so BN-Vorsitzender Hubert Weiger. Die Wachstumsraten des Flugverkehrs in Deutschland und des Münchner Flughafens

Foto: MEV, Herzig

Wachstum bis zum Kollaps sind nur mit massiver öffentlicher Förderung in Milliardenhöhe möglich. Häufig vergessen werden zudem die Lärm- und Abgasbelastung der Bevölkerung sowie der immense Landverbrauch für Erweite-

rungen und Infrastruktur. Der BN wird gemeinsam mit der von Absiedelung betrohten Bevölkerung darum kämpfen, diesen Großangriff auf den Münchner Norden abzuwehren. Kurt Schmid, BN-Regionalreferent (hl)

www.bund.net/aktionen/ antiatom Sind Sie auch gegen neue Atomkraftwerke, stattdessen für mehr Energieeffizienz und die Entwicklung von Erneuerbaren Energien? Dann können Sie auf dieser Site des BUND online eine Petition unterschreiben.

www.umweltschutz-NEWS.de Die neue Plattform informiert über aktuelle Nachrichten und Veranstaltungen im Umweltbereich. Zudem bietet sie mit einem Forum Gelegenheit zu Austausch und Diskussion. Die Site wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert.

Links rechts unten www.sonnenseite.com Franz Alt, bekannt als kritischer TV-Journalist und Buchautor, informiert auf seiner Site über Themen wie Energie, Umwelt und Frieden. Neben Nachrichten, Buch- und TV-Tipps gibt’s auch einen sehr interessanten Newsletter zu bestellen.

www.biermoesl-blosn.de Wer nochmal die bissigen Biermösl-Texte zu Agrarskandal, Dosenpfand oder McDonalds am Irschenberg nachlesen will – oder einfach wieder mal richtig lachen möchte, ist hier genau richtig.

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Umweltfrohe Weihnachten

... wie grün sind die Geschenke?

Illustrationen: Wesner

Das Fest der Liebe – eine Umweltsünde? Das muss nicht sein. Mit etwas Fantasie können Sie Ihre persönliche Ökobilanz sogar aufbessern – und die der Beschenkten.

Stofflos glücklich Die einfachste Regel für umweltbewusstes Schenken lautet: je weniger Material- und Energiebedarf, um so besser. Wie wäre es mal mit Kino-, Kabarett- und KonzertKarten, oder mit einem Monatsticket für den Nahverkehr, mit Gutscheinen für Wellness-Wochenenden, Musik-, Mal- oder Tanzkursen? Beim Bund Naturschutz können Sie auch tolle Ökoreisen verschenken (siehe »Rat holen« und Jahresprogramm in der Heftmitte). Zu den fast immateriellen Geschenken zählt scheinbar auch der Goldschmuck. In Wahrheit geraten bei der chemischen Aufbereitung des Edelmetalls oft Unmengen Quecksilber oder Cyanide in die Umwelt. Kaufen Sie wenn dann fair gehandeltes Gold aus physikalischer Gewinnung, etwa über das Netzwerk »Fair Trade in Gems and Jewelry« (siehe »Rat holen«).

Stromfresser unterm Baum Irgendwann steht auf einem Wunschzettel unübergehbar ein PC oder Notebook, ein DVD-Recorder oder – ganz aktuell – ein DVB-Receiver fürs digitale Überall-Fernsehen. Hier sollten Sie besonders auf den Standby-Verbrauch achten. Mittlerweile schlucken die Energiefresser in Habacht-Stellung mehr Strom im Haushalt als die Beleuchtung. Lesen Sie unter »Rat holen«, wo es Infos und Listen der sparsamsten Geräte gibt. Informieren können Sie sich auch bei Beratungsstellen der Kommunen, bei Strom- und Gasversorgern oder den Verbraucherzentralen.

BN Service GmbH Gut informiert sein, besser reisen – am besten mit der BN Service GmbH: Heute mit unseren aktuellen Geschenktipps zu Weihnachten

Der Biber – Die Rückkehr der Burgherren Experten meinen: das beste deutschsprachige Buch seit 70 Jahren zur Biologie und Lebensweise des Bibers. Kein Wunder, ist es doch fachlich unterstützt vom BN, der »Meister Bockert« in Bayern wieder heimisch gemacht hat, und von BNExperten mit verfasst. Eine faszinierende Mischung aus Fachwissen und Berichten aus der täglichen Praxis, angereichert mit Geschichte

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und Geschichten, illustriert mit hervorragenden Fotos. Kurz: das ideale Weihnachtsgeschenk für alle Naturliebhaber. Zahner, Schmidbauer, Schwab: »Der Biber – Die Rückkehr des Burgherren«. Buch & Kunstverlag Oberpfalz, 136 Seiten, über 100 Abbildungen, 24,80 Euro, Bezug: BN Service GmbH

Faszination Wolf Mythen, Märchen, Sagen, Fabeln und Legenden über den Wolf aus aller Welt, aber auch authentische Erlebnisse. Ein lebendiges Panorama der unterschiedlichen Vorstellungen, die den Menschen seit jeher mit dem Wolf verbinden. Dagmar Langwald: Faszination Wolf. 240 Seiten, 29,90 Euro

Wanderführer »Im Bayerischen Wald« Die schönsten Touren für unternehmungslustige Familien. Erlebnisreiche Wanderungen und abenteuerliche Ausflüge für Klein und Groß. 12,80 Euro

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Rundum-Schenk-Check

Weihnachten mit gutem Gewissen

Erste und wichtigste Frage bei jedem Geschenk: Passt es? Zu viele Präsente landen schnell auf dem Müll. Weitere Kriterien für verfeinertes Schenken sind Herkunft, Haltbarkeit, Recycling- und Reparaturfreundlichkeit. Orientierung geben Ihnen zahlreiche Labels, übersichtlich erläutert in der Datenbank der Verbraucherinitiative (siehe »Rat holen«), sowie die Vergleichstests der Stiftung Warentest. Die Recherchen kosten zwar Zeit, doch Sie sollten das als Teil des Geschenks betrachten! Die Freude an besserer Qualität und künftige Einsparungen kommen dem Beschenkten dauerhaft zugute und entlasten die Umwelt.

Zehn Tipps für ein grünes Fest Geschenke sinnvoll und passend wählen Tiergeschenke nur, wenn Pflege sichergestellt Hochwertige Produkte aus fairem Handel bevorzugen Recycling-Geschenkpapier oder Seidentücher verwenden Weihnachtsbaum mit Siegel (Naturland, FSC) oder vom Förster Watte statt Sprühschnee-Deko Kein schweres Lametta / Stanniol verwenden, enthält Blei Lichterketten höchstens mit Zeitschaltuhr Weihnachtsgans und Festessen aus Ökolandbau Verpackungen nach dem Fest dicht gefaltet ins Altpapier

Rat holen, nachlesen Fair Trade in Gems and Jewelry, Eichendorffweg 14a, 48268 Greven, Tel. 0 25 75-83 36, Fax -86 66, www.faire-edelsteine.de Gemeinschaft Energielabel Deutschland – GED, Rudolfstraße 9, 10245 Berlin, Tel. 0 30 -29 33 30 33, Fax -29 33 30 99, www.energielabel.de Niedrig Energie Institut, Woldemarstr. 37, 32756 Detmold, Tel. 0 52 31-39 07 47, Fax -39 07 49, www.nei-dt.de, www.spargeraete.de Label-Datenbank der Verbraucherinitiative e. V., Elsenstraße 106, 12435 Berlin, Tel. 0 30 -53 60 73-3, Fax -53 60 73-45, www.label-online.de BUND-Reisen, Bahnhof Lauf, Eckertstraße 2, 91207 Lauf, Tel. 0 91 23-9 99 57- 10, Fax -9 99 57-99, www.bn-reisen.de

CD »Vogelstimmen im Wald« Gesänge und Rufe heimischer Vogelarten. CD mit gesprochenen Erläuterungen und Begleitheft. 10,55 Euro

Bausatz Flaschenzüge Schwere Lasten einfach heben – eine uralte Technik wird mit Kraftspielen erlebbar. Kinder im Schulalter begeistern sich spielerisch für Natur und Technik. Thema unserer Produkte ist der Umgang mit Naturphänomenen und

Der Königsweg Ein Glück: Die schönsten Geschenke sind von Natur aus umweltfreundlich, weil sie vor allem aus Zeit bestehen: Eigene Gedichte, Bilder oder Kompositionen, selbst gemachte Gaumenfreuden wie Apfelwein, Sauerteigbrot oder Gutscheine für einen Fahrrad-Check, einen Kochabend oder für andere gemeinsame Unternehmungen erfreuen vor allem, weil sie persönliche Zuwendung und Aufmerksamkeit bedeuten – vielleicht das knappste und wertvollste Gut in heutiger Zeit.

den Kräften von Erde, Wasser, Luft und Feuer. Für Kinder ab zehn, aus unbehandeltem heimischem Holz,15,80 Euro

Spielzeug e. V., für Umweltverträglichkeit, Fantasie, Umwelterfahrungen, Material und Haltbarkeit. Für Kinder ab acht, 16,50 Euro

Spiel »Der Rätselhafte Teppich«

Jetzt neu: BN-Naturschutzkalender 2006

Ein großer, bunter Teppich gibt Rätsel auf, denn er muss aus 64 Einzelstücken geknüpft werden. Ausgezeichnet mit »spiel gut« vom Arbeitsausschuss Kinderspiel +

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Der attraktive Monatskalender des Bundes Naturschutz ist wieder da. Unter dem Motto »Bayerns Schönheit bewahren – gerettete Tierarten« zeigt er zwölf wunderschöne Tieraufnahmen von Luchs, Wildkatze, Apollofalter und Co. Praktisch mit abtrennbaren Postkarten. Ein Muss für jeden Naturfreund! 15 x 17 cm, farbig, 4,85 Euro

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Kreisgruppe Ostallgäu

Seit 1948 wurde in der Lehmgrube zwischen dem südlichen Marktoberdorf und dem Ettwieser Weiher, einem beliebten Badeweiher im mittleren Ostallgäu, Lehm abgebaut. Jetzt soll die Grube mit zum Teil gefährlichem und giftigem Material verfüllt werden. und 50 Jahre lang wurde die Lehmgrube der Ziegelei Schmid ohne ordnungsgemäße Genehmigung ausgebeutet. Nach der Einstellung der Produktion entwickelte sich die Grube zum Lebensraum für seltene Libellen- und viele Amphibienarten. Dennoch ist seit Juli dieses Jahres von »Rekultivierung« die Rede: Im Verlauf von 25 Jahren soll die Grube mit 410 000 Kubikmetern »grubenfremdem Material« verfüllt werden – das Ausmaß von etwa vier

Bauherren vergünstigte Bauplätze, wenn sie Sonnenenergie nutzen, und geht mit gutem Beispiel voran: Die Kommune und sechs von neun Gemeinderäten einschließlich des Bürgermeisters erzeugen umweltfreundlichen Strom.

Sonne 1: Bei der Pro-Kopf-Erzeugung von Solarstrom besetzte die Gemeinde Rettenbach auch in diesem Jahr wieder den Spitzenplatz in der Solar-Bundesliga. Zur Würdigung dieses Engagements überreichte Josef Kreuzer, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Ostallgäu, Bürgermeister Willi Fischer und dessen Vize Reiner Friedl (siehe Foto, v. li.) eine Keramik-Sonne des Kaufbeurer Künstlers Hermann Moser. Die Solargemeinde bietet

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Bauschuttdeponien. Als Füllmaterial dienen Aushub und Schutt, die bis zur Belastungsklasse Z2 verunreinigt sein dürfen. Diese Einstufung erlaubt rund zehnmal höhere Schwermetallgrenzwerte als für herkömmlichen Bauschutt. Naturschützer befürchten, dass giftige Stoffe in das Grundwasser oder den Ettwieser Bach gelangen, über den dann die Deponie-Abwässer durch

Bürger gegen Regionalflughafen: Wider alle wirtschaftliche Vernunft wollen die Allgäuer Landkreise und kreisfreien Städte den ehemaligen Militärflugplatz Memmingerberg in einen zehn Millionen Euro teuren Regionalflughafen umwandeln (s. N+U 4-04) und dafür eine Anschubfinanzierung von zwei Millionen Euro aufbringen. Dage-

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das südliche Marktoberdorf flössen. Bei einer von der Stadt organisierten Veranstaltung gelang es der SGWM Umwelt GmbH, die gemeinsam mit anderen Ingenieurbüros das Vorhaben konzipierte, nicht, diese Ängste ausräumen. Zudem würde das Naherholungsgebiet Ettwieser Weiher durch die vorgesehenen Lkw-Transporte stark belastet. Nach massiven Protesten, unter anderem des Bundes Naturschutz und des städtischen Umweltreferenten, lehnte der Marktoberdorfer Stadtrat einhellig die als Rekultivierungsmaßnahme getarnte Deponie ab. Weil jedoch das Genehmigungsverfahren nach dem Baurecht abgewickelt wird – ohne Öffentlichkeitsbeteiligung und auf Grundlage einer Vereinbarung zwischen Umweltminister Werner Schnappauf und dem Bayerischen Industrieverband Steine und Erden – hat das Landratsamt das letzte Wort. Einen Ausweg aus dem Dilemma böte der Ankauf der Fläche durch die Stadt. Dies hat der Bund Naturschutz nun beantragt und seine Bereitschaft zur Mithilfe bei einer wirklich naturnahen Umgestaltung signalisiert. Herbert Noske (asw) Weitere Informationen: www.bn-marktoberdorf.de

Foto: BN-Archiv

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Foto: KG Ostallgäu

NATU R NOTIZEN AUS SC HWABEN

Schutt statt Schutz Seltene Arten wie die Sibirische Winterlibelle (kl. Bild) haben sich in der ehemaligen Lehmgrube am Ortsrand von Marktoberdorf angesiedelt. Nun soll hier 30 Meter hoch der gefährliche Schuttberg wachsen.

Fotos: Noske

Deponie im Biotop

gen wandten sich zwei vom BN mitinitiierte Bürgerentscheide in Memmingen und im Landkreis Unterallgäu. Trotz dagegen gesetzter Ratsbegehren ging die Abstimmung am Tag der Bundestagswahl zunächst positiv für die Flughafengegner aus; in Memmingen unterlag das Bürgerbegehren jedoch in der Stichwahl dem Ratsbegehren. Die Stadt muss nun etwa 200 000 Euro für den Flughafen aufbringen. Mitte November hat vor dem Verwaltungsgericht München die

mündliche Verhandlung über die Klage gegen die flugrechtliche Genehmigung begonnen. Sonne 2: Die von der BN-Ortsgruppe Aichach initiierte Bürgersolaranlage hat im vergangenen April ihren Betrieb auf dem Dach der Baugenossenschaft Rössle aufgenommen und seitdem bereits 16 500 Kilowattstunden Sonnenstrom erzeugt. Die Spitzenleistung der 90 Module liegt bei 24,12 Kilowatt. Für den Betrieb der Anlage haben sich 53 Bürgerinnen und Bürger zur »Bürger Solar AIC GbR« zusammengeschlossen und mit ihren Einlagen die Baukosten von insgesamt 117 000 Euro finanziert.


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Foto: Schultheiß

ie Zeitschrift »GEO« hatte in diesem Jahr zum siebten Tag der Artenvielfalt aufgerufen, diesmal unter dem Motto »Biodiversität in großen Städten« mit Hauptveranstaltungen in Berlin und New York. Ziel war es wie immer, innerhalb von 24 Stunden die ganze Fülle von Organismenarten in den Untersuchungsgebieten zu erfassen. Für die BN-Kreisgruppe Haßberge ist der GEO-Tag schon seit der erfolgreichen Veranstaltung in Zeil am Main im Jahr 2002 ein fester Bestandteil im Jahresprogramm. Es folgte 2003 eine Aktion zusammen mit dem BUND im »Grünen Band«, und im vergangenen Jahr ging es um die Naturräume entlang des Maintals. Im Einklang mit dem Ziel der Zeitschrift GEO, Kinder und Jugendliche auch in ihrem schulischen Umfeld für das Anliegen der Biodiversität zu sensibilisieren, widmeten in diesem Jahr die beiden Naturpädagogen des BN ihr Programm »Natur hautnah!« dem Tag der Artenvielfalt. 22 Schulklassen mit über 500 Schülerinnen und Schülern erkundeten einen Vormittag lang die Artenvielfalt von Wiesen, Wäldern und Gewässern in ihrem Schul-Umfeld. Die beiden Biologen der Kreisgruppe standen als Fachleute für die Bestimmung der Arten

Ausgezeichnet: Mit dem erstmals ausgeschriebenen Biosphärenpreis ist neben der Rhöner Apfelinitiative und einem Seniorenkreis auch das Rhönschafprojekt des BN ausgezeichnet worden. In seiner Laudatio würdigte Regierungspräsident Dr. Beinhofer die vorbildliche Kooperation mit der Schäferfamilie Zita und Josef Kolb (siehe Foto), sowie das Engagement des BN für den Aufbau regionaler Vermarktungsstrategien, die Förderung der touristischen Attraktivität der Rhön und den Beitrag zur Arbeitsplatzsicherung vor Ort.

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Kreisgruppe Haßberge

Tag der Artenvielfalt 2005 Bereits zum fünften Mal beteiligte sich die Kreisgruppe Haßberge des Bundes Naturschutz am »GEO-Tag der Artenvielfalt«. Im Mittelpunkt stand in diesem Jahr das Thema »Entdeckungsreise Natur – Artenvielfalt im Schul-Umfeld«. Zahlreiche Schulklassen aus dem Landkreis erkundeten im Juni zusammen mit den Naturpädagogen Jürgen Thein und Julia Gombert die Vielfalt an Pflanzen und Tieren in der Umgebung ihrer Schulen.

bereit und begeisterten die Kinder mit interessanten Fakten zu den entdeckten Pflanzen und Tieren. Mit außerordentlichem Engagement beteiligten sich anschließend noch einige Klassen am diesjährigen Schulwettbewerb von GEO mit aufwändigen Erfahrungsberichten über ihren GEO-Tag. Den teilneh-

Angepflanzt: Weil die staatlichen Mittel für Waldverjüngung auf ein Viertel zusammengestrichen wurden, folgten die BN-Kreisgruppe Bad Kissingen und weitere Vereine der Bitte des örtlichen Forstamtes und pflanzten im von Nadelholz dominierten Stadtwald etliche tausend junge Buchen. Ziel: ein gesunder und artenreicher Mischwald. Nebenbei ersparte die Aktion dem Forstamt rund 10 000 Euro an Lohngeldern.

Natur hautnah BN-Naturpädagogin Julia Gombert stand den jungen Naturforscherinnen bei der Bestimmung der gefundenen Arten zur Seite.

menden Klassen wünschen wir viel Erfolg und einen der attraktiven Preise! Jürgen Thein (asw)

Außerirdisch: Eine Wiese am Schweinheimer Erbigswald verwandelten die Aschaffenburger Kinder- und Jugendgruppen des BN in einen Landeplatz außerirdischer Titanier. Bei der spannenden Aktion im Rahmen der »Bayern Tour Natur« hatten die Kinder – unterstützt von Waldzwergen und Wichteln – viele neugierige Fragen der Außerirdischen zu Pflanzen und Tieren des Waldes zu beantworten (siehe Foto). Allen hat es viel Spaß gemacht – nicht zuletzt dank der phantasievollen Konzeption von Diplombiologin Birgit Kähler.

Kein Solarstrom vom Acker: Während flächenfressende Fotovoltaikanlagen in der freien Landschaft auch in Unterfranken zunehmend für Konfliktstoff sorgen, installierte Reifenhersteller Michelin über 200 000 Quadratmeter Solarzellen auf den Dachflächen von vier Produktionsstandorten. Allein 11 000 Quadratmeter entfallen auf das Firmengelände in Hallstadt im Landkreis Haßberge. Die Module decken den Jahresstrombedarf von über 2500 Haushalten. Diese vorbildliche Initiative zeigt, dass genügend Dachflächen verfügbar sind und Fotovoltaikstrom »vom Acker« mehr als fragwürdig ist.

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Foto: Naumann

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Foto: KG Aschaffenburg

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Apfelerntefest Damit feiern die Hofer Naturschützer jährlich die Erntezeit im neu geschaffenen Kleinod bei Reinersreuth.

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Foto: KG Hof

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Kreisgruppe Hof

Vom Acker zum Biotop Das beispielhafte Modellprojekt des Bundes Naturschutz in Reinersreuth im Landkreis Hof zeigt, was sich gegen Flächenversiegelung und Artensterben tun lässt. Auf einer ehemaligen Ackerflur entsteht seit sechs Jahren ein wertvoller Biotopkomplex.

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Abenteuer Schmetterling: Die Schönheit der Falter begeisterte Naturfreunde bei Exkursionen zum »Morgenbühl« und zur »Oberküpser Leite« im Rahmen der BN-Aktion »Abenteuer Schmetterling«. Unter Führung von Anton Reinhardt, Vorsitzender der Kreisgruppe Lichtenfels, von Schmetterlingsexperte Herrmann Hacker und von Gerhard Hübner,

Foto: BN-Archiv

NATU R NOTIZEN AUS OBER FRAN KEN

ie 125 000 Quadratmeter Agrarfläche, die die Kreisgruppe Hof des Bundes Naturschutz (BN) 1999 ankaufte, waren durch Flurbereinigung und intensive Nutzung geschädigt und boten keinen geeigneten Lebensraum mehr für Wiesenblumen und Ackerkräuter, Schmetterlinge und Wiesenbrüter. Nach einer ersten Bestandsaufnahme erarbeiteten daher Biologen und

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Landschaftspfleger einen Plan für die Renaturierung des künftigen Biotops. Als erste Maßnahme wurde im Frühjahr 1999 eine fünfreihige Hecke von 500 Meter Länge gepflanzt, seit 2003 ergänzt von einem halb so langen Streifen aus heimischen Wildsträuchern. Im Herbst 2000 ging es mit der Anlage von vier flachen, miteinander verbundenen Teichen an den zweiten Bauabschnitt: 2500 Quadratmeter wurden wiedervernässt, um Lebensraum für Frösche, Kröten, Molche und Libellen zu schaffen. Dazu wurden auf zwei Hektar Ackerfläche insgesamt 7000 Kubikmeter Humus abgetragen. Seit 2001 gibt es auf dem Areal weiter eine Streuobstwiese mit 50 Hochstamm-Obstbäumen verschiedener Sorten, die die Ansiedlung von Insekten, Vögeln und gefährdeten Kleinsäugern wie dem Siebenschläfer begünstigen sollen. Eine botanisch-zoologische Kartierung

Leiter des Projektes »Trockenbiotopverbundsystem rund um den Staffelberg«, entdeckten die Exkursionsteilnehmer unter anderem den seltenen Wegerich-Scheckenfalter, den Aurorafalter mit seinen orangefarbenen Flügelspitzen, den eindrucksvollen Malven-Dickkopffalter und den Schwalbenschwanz (Papilio machaon, siehe Foto). Etwa 122 Tagfalterarten leben im Landkreis Lichtenfels, und nur durch gezielte Landschaftspflegemaßnahmen ist der Erhalt von Schmetterlingsparadiesen wie dem Morgenbühl möglich, den der BN in Zusammenarbeit mit anderen Naturschutzverbänden betreut.

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einer Teilfläche vor vier Jahren wies zwei auf der Roten Liste Oberfrankens stehende Pflanzenarten, acht gefährdete Vogelarten sowie etliche Insekten-Spezies der bundesdeutschen Vorwarnliste nach. Die Vegetation an den Teichufern fällt als »kleinbinsenreiche Pionierflur« unter den Schutz des Bayerischen Naturschutzgesetzes. Für das Projekt »Vom Acker zum Biotop« erhielt die Kreisgruppe bereits im Oktober 1999 den Umweltpreis der Landesbausparkasse LBS. Seit 2001 sind die wesentlichen Umbaumaßnahmen abgeschlossen. Während sich seitdem die Fläche in weiten Bereichen wieder natürlich begrünt, feilen die Hofer BN-Aktiven bereits an Besucherprogrammen und Lehrgängen zur Artenkenntnis. Wolfgang Degelmann (asw)

Wechsel in Coburg: Rita Poser, die als Vorsitzende der Kreisgruppe Coburg seit 1992 die Naturschutzarbeit vor Ort mit ihrem Fachwissen, Engagement und Organisationstalent entscheidend prägte, zieht es aus privaten Gründen ins Berchtesgadener Land. Mit dem 30-jährigen Bestehen der Kreisgruppe Coburg zog Rita Poser eine positive Bilanz der Tätigkeit der Kreisgruppe und fasste den Entschluss, den Vorsitz abzugeben. Ihr Nachfolger an der Spitze ist seit Ende Mai der freie Architekt Christoph Decker (siehe Foto). Energieeffizientes Bauen und die Festlegung ökologischer und energetischer Richtlinien und Kenn-

Foto: privat

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werte in Bebauungsplänen hat er sich zum Ziel seiner Arbeit auch im BN gesetzt. Neue Beisitzerin im Vorstand ist Heike Heß, die in Coburg die Jugendarbeit so aktiv und anspruchsvoll wie bisher weiterführen wird. Ute Michel löst den langjährigen Schriftführer Wolfgang Schwahn ab.


ei der Prüfung der Trassenvarianten im Raumordnungsverfahren zeichnete sich rasch ab, dass – ginge es nach dem Straßenbauamt – eine der vorgeschlagenen Tunneltrassen das Rennen machen würde, die auch der Nürnberger Stadtrat befürwortet. Für die Natur wäre der Tunnel ein Fiasko: Der Reichswald nördlich von Nürnberg gehört zu den wenigen großen, noch nicht von Straßen durchschnittenen Naturräumen Deutschlands. Nun müssten für die mindestens 1,5 Kilometer lange Trasse und die Autobahn-Anschlussstelle zur A 3 etwa zehn Hektar Bannwald gerodet werden, schätzt der Bund Naturschutz (BN). Zusätzlich fürchtet der Verband, dass eine Untertunnelung das Grundwasser großflächig absenken und den durch Trockenheit vorgeschädigten Alteichenbestand (siehe Foto) in der Ziegellach gefährden würde. Fraglich ist, ob für die so genannte »Bundesstraße B 4f (neu)« überhaupt Bedarf besteht – im Bundesverkehrswegeplan hat sie nachrangige Priorität. Der BN favorisiert stattdessen eine waldschonende Westanbindung des Flughafens, verbunden mit einem Ausbau von Flughafenstraße und westlicher Marienbergstraße. Um dort den Schwerlastverkehr zu reduzieren, will der Verband den Güterumschlag von LKW zu LKW nicht mehr am Flughafen, sondern über das künftige Güterverkehrszentrum am Erfolg: Nachdem der Erlanger Bund Naturschutz zusammen mit Landwirten bereits 2003 einen Golfplatz bei Heroldsberg hatte abwenden können, verhinderte der Protest des BN und betroffener Bauern nun auch einen südlich des Kirschendorfes Kalchreuth geplanten Platz. Ende Juli lehnte der Kalchreuther Gemeinderat mit neun zu acht Stimmen die Pläne für das 85 Hektar große Projekt ab. »Der engagierte Einsatz für die einmalige Kulturlandschaft um Kalchreuth und Heroldsberg hat sich gelohnt«, resümiert Doris Tropper, Vorsitzende der Kreisgruppe Erlangen und stellvertretende BN-Landesvorsitzende.

Kreisgruppen Nürnberg-Stadt und Erlangen

Nein zur Nordspange Die geplante Nordanbindung des Nürnberger Flughafens soll den als EU-Vogelschutzgebiet gemeldeten Reichswald durchqueren – für den Bund Naturschutz ein Verstoß gegen europäisches Naturschutzrecht. Über 850 Einwendungen gegen die Trasse sammelten die Kreisgruppen Nürnberg-Stadt und Erlangen innerhalb von nur zwei Wochen.

Hafen abwickeln. Diese Lösung würde über 50 Millionen Euro an Kosten einsparen. Dass die Westanbindung im Vergleich zum Nordspangen-Tunnel dennoch schlechter abschnitt, lag an einem Verfahrenstrick: Das zuständige Straßenbauamt hatte sie nicht allein, sondern in Kombination mit der seit Jahren umstrittenen Ostspange vorgelegt, die mit massiven Eingriffen in Schutzgebiete verbunden wäre. »Das ist Spiegelfechterei«, kommentiert Therese Mayerle, Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Nürnberg-Stadt. Der BN, der sich seit 2003 auch im Aktionsbündnis »Schutz des Nürnberger Reichswaldes« engagiert, fordert nun eine faire Prüfung der Westanbindung. Tom Konopka (asw)

Solarprofis: 743 Euro sammelte die 5. Klasse der Grund- und Teilhauptschule Schwarzenbruck bei der diesjährigen Haus- und Straßensammlung für den BN. Zur Belohnung durften die Schülerinnen und Schüler einen »SolarBesuch« im Haus von Christiane Matern, Vorsitzende der Kreisgruppe Nürnberger Land, machen. Familie Matern führte – zum Glück bei Sonnenschein – die Kollektoranlage zur Warmwassererzeugung und die Fotovoltaikanlage vor. Wie Detektive verfolgten die Elfjährigen die Installationen vom Dachboden bis zum Keller und erfuhren, wie

Foto: BN-Archiv

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Foto: KG Nürnberg

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Vogelparadies Alte Eichen sind Brutbäume für den europaweit geschützten Mittelspecht. Die geplante Nordspange zum Flughafen Nürnberg würde das bayernweit bedeutende Alteichengebiet in der Ziegellach gefährden.

Solarzellen, Wechselrichter, Brennwertkessel und Warmwasserspeicher funktionieren. Abenteuer Schmetterling: Einen Einblick in die Welt der Schmetterlinge bot die BN-Kreisgruppe Ansbach im Rahmen einer Pressefahrt im Landkreis Ansbach. Bei Merkendorf, im Naturschutzgebiet »Heglauer Wasen« am Rande des Altmühltals, pflegt der Verband seit über 20 Jahren in Zusammenarbeit mit örtlichen Landwirten

eine etwa sechs Hektar große Biotopfläche. Ziel ist es, den Reichtum an Pflanzen, Schmetterlingen und wiesenbrütenden Vogelarten zu erhalten. Die Mahd mit einem speziellen Mähgerät schont den Boden und einen Großteil der Kleintiere. So finden sich in den betreuten Flächen attraktive Schmetterlingsarten wie Mädesüß-Perlmuttfalter (siehe Foto), Baldrian-Scheckenfalter, Sumpfhornklee- und Ampfer-Grünwidderchen. Seit 1980 hat die Kreisgruppe Ansbach über 75 Hektar ökologisch wertvolle Flächen angekauft und betreut insgesamt im Landkreis eine Gesamtfläche von rund 240 Hektar.

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Foto: Willner

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Kreisgruppe Landshut

Führend bei der Solarenergie schnitt lag. Seit das Programm Mitte 2003 auslief, hat sich die installierte Leistung schätzungsweise nochmals verdoppelt. Dies bestätigt auch ein Blick auf die »Solarbundesliga«.

Foto: KG Landshut

Solarmotor Professor Dr. Herbert Jans steht als treibende Kraft hinter der Erfolgsgeschichte der Solarenergienutzung in der Region Landshut.

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Haberfeldtreiben: Damit protestierten Ende Juni über 250 Landwirte und Verbraucher gegen die Agro-Gentechnik. Zu der Aktion bei einem Genmais-Versuchsfeld in Rotthalmünster hatten die BNKreisgruppe Passau und der Biokreis e.V. aufgerufen. Mit Transparenten, Blechtrommeln, Kuhglocken und Topfdeckeln brachten die Teilnehmer lautstark ihren Unmut über die Förderung der Gentechnik in der Landwirtschaft zum Ausdruck und forderten, die freie

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erzielen viele Landshuter Gemeinden gute Platzierungen, allen voran Schalkham mit über einem Quadratmeter Kollektorfläche pro Einwohner. Auf dieses Ergebnis kann die Kreisgruppe Landshut des Bundes Naturschutz (BN) stolz sein, zeigt es doch, dass ihre fast zwei Jahrzehnte lange Informationsarbeit für Fotovoltaik und Solarthermie Früchte trägt. An der Erfolgsgeschichte der Solarenergie im Raum Landshut haben im Laufe der Jahre

Entscheidung für eine gentechnikfreie Produktion dürfe nicht den Gewinninteressen der Gentech-Konzerne geopfert werden. Die Redner gingen mit den Gentech-Befürwortern hart ins Gericht: »Haberer« Alfons Schwitz klagte die Volksvertreter an, sich zu willfährigen Helfern der Großkonzerne zu machen. Josef Brunnbauer vom Biokreis bezeichnete die Gentechnik als »unberechenbare Risikotechnologie, die massiv bekämpft werden muss«, und Karl Haberzettl, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe, verurteilte sie als »den größten Angriff auf Natur und Schöpfung neben der AtomFoto: Gerleigner

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nter www.solarbundesliga.de finden sich mit Schalkham (Platz 3), Aham (Platz 12), Furth (Platz 31), Geisenhausen (Platz 36) und Wurmsham (Platz 45) gleich fünf Gemeinden aus dem Landkreis unter den ersten fünfzig der insgesamt rund 800 gelisteten Kommunen. Auch bei der Solarthermie

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viele Personen mitgewirkt. Besonders hervorzuheben ist Professor Dr. Herbert Jans von der Fachhochschule Landshut, der im Jahr 1996 die Funktion eines Solarkoordinators in der BN-Kreisgruppe übernommen hat. Aufgrund seiner Fachkompetenz ist er als Referent weit über den Landkreis hinaus bekannt und hat durch seine intensiven ehrenamtlichen Aktivitäten viele Menschen in der Region mit dem »Solarvirus« infiziert. Veranstaltungen wie die Ökomesse »Vilstalöko« oder die jährlich stattfindende »Solarzeit in Landshut« gehen mit auf das Konto der BN-Aktiven. Diese mehrtägige Informationsveranstaltung zur Nutzung regenerativer Energien führen Stadt und Landkreis, Bund Naturschutz und die Regierung von Niederbayern gemeinsam durch. Die nächste »Solarzeit« mit Ausstellungen, Vorträgen, Führungen und Beratungen findet auch 2006 wieder im November statt. Kurt Schmid (asw)

kraft«. Zur Frage der Koexistenz von Landwirtschaft mit und ohne Gentechnik meinte der Biolandwirt und Waginger Bürgermeister Sepp Daxenberger, genauso gut könne man »von einem Elefanten das Fliegen verlangen«. Todesfalle beseitigt: Drei tote Schwarzstörche fand Bärbel Neumüller (siehe Foto) im Juli auf einer Waldlichtung im Bereich der Gemeinde Salzweg. Nachdem sie die BN-Kreisgruppe Passau informiert hatte, konnte bei einem eilig anberaumten Ortstermin die wahrscheinliche Todesursache der Jungvögel rasch ermittelt werden: Stromschlag, verursacht durch

Berühren von zwei Drähten beim Landeanflug auf einen Strommasten. Bereits im vergangenen Jahr war an derselben Stelle ein Schwarzstorch gestorben. Auf Intervention des BN versprach der zuständige Energieversorger E.ON Bayern nun, die Leitung im kommenden Jahr in den Boden zu verlegen und so die Gefahrenquelle für den Vogel, der erst seit drei bis vier Jahren wieder in den umliegenden Wäldern brütet, zu beseitigen. Foto: Haberzettl

Landshut nimmt bei der Nutzung der Fotovoltaik eine Spitzenposition in Deutschland ein. Dies zeigt bereits die Statistik des 100 000-Dächerprogramms, in der der Landkreis mit über 52 Watt pro Einwohner etwa um den Faktor 12,5 über dem Bundesdurch-


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Kreisgruppe Amberg-Sulzbach

ie Novelle setzt die EU-Richtlinie zur Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen (GVO) in nationales Recht um. Seit sie Anfang des Jahres in Kraft trat, ist in Deutschland der kommerzielle Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen möglich. Das Vorhaben muss drei Monate vor der Aussaat in einem per Internet zugänglichen Standortregister veröffentlicht werden. Gleichzeitig sind umfangreiche Haftungsregelungen für GVO anbauende Landwirte vorgesehen (siehe N+U 1/05). CDU/CSU und FDP wollen diese Haftungsregelung nun über den Bundesrat bezie-

Foto: KG Amberg-Sulzbach

Im Amt bestätigt: Bei der Neuwahl der Vorstandschaft in der BNKreisgruppe Schwandorf wurden auch dieses Mal wieder viele erfahrene und bewährte Kräfte in ihren Ämtern bestätigt. Das Ergebnis: Erster Vorsitzender ist Klaus Pöhler, als zweite und dritte Vorsitzende wurden Arnold Kimmerl und Dr. Monika SpannlFlor gewählt. Das Amt des Schatzmeisters versieht Jürgen Bauer, die Kassenprüfung obliegt Hermann Birnthaler und Kathrin Rieppel. Schriftführerin ist Hannelore Lanzl, als Delegierte und Ersatzdelegierter fungieren Elisabeth Stangl und Günther Fischer.

Tag der Artenvielfalt: Unter Federführung der BN-Kreisgruppe Amberg-Sulzbach beteiligten sich am Tag der Artenvielfalt am 10. Juni in Sulzbach nicht nur zahlreiche eigens angereiste Experten, sondern auch viele Schüler aus Gymnasium, Realschule sowie Jahn-, Krötensee- und Pestalozzischule. Unter den 303 entdeckten Arten beeindruckten besonders die Fluss-

der Bauern argumentiert, doch mit den nun aufgedeckten Fällen wird genau dieses Recht ausgehebelt«, so Bioring-Vorstandsmitglied Horst Schwemmer. Nach derzeitiger Rechtslage darf konventionelles Saatgut keinerlei GVO-Spuren enthalten. Der Bund Naturschutz befürchtet, dass die Gentechnikkonzerne mit der Lieferung von GVO-verunreinigtem Saatgut durch die Hintertüre versuchen, vollendete Tatsachen zu schaffen, und erstattete Strafanzeige gegen Pioneer. Die Staatsregierung hatte dagegen vorgeschlagen, die Flächen der von der Saatgutverunreinigung betroffenen Landwirte einfach nachträglich ins Standortregister aufzunehmen. Marion Ruppaner (asw)

napfschnecke, der zu den Laufkäfern zählende Borstenhornläufer und das seltene MauerZymbelkraut. Nicht nur im Amazonas, auch vor der Haustüre gibt es also viel zu entdecken, was interessant und schützenswert ist. Wasserstreit und kein Ende: Im Streit um die von der Stadt Neumarkt geplante Wasserentnahme aus dem Hallerbrunnen (siehe N+U 01/04) bleibt die Stadt Neumarkt weiterhin viele Antworten schuldig; noch immer sind viele Auswirkungen und Risiken nur unzureichend ermittelt. Bis heute hat die Stadt gerade einmal die Hälfte der von der Genehmigungs-

Gentechnikfreie Zone Im Kreis AmbergSulzbach wächst das Interesse: Nach der Initiative der Gemeinden Etzelwang und Hartenstein sind nun auch in Poppenricht viele Bauern bereit, auf den Anbau von Gensaatgut zu verzichten. Der örtliche Agenda 21-Arbeitskreis koordiniert diese Bestrebungen. Kontakt: Helga Malitzke, Tel. 0 96 21 - 6 55 75

behörde geforderten Ergänzungen und Nachbesserungen beigebracht. Bereits aus den vorgelegten Dokumenten wird jedoch mehr als deutlich, dass der Neumarkter Wasserbedarf problemlos von anderen Wasserversorgern gedeckt werden könnte. Nach Ansicht des Bundes Naturschutz gibt es damit für die geplanten Eingriffe in den Hallerbrunnen und das Lauterachtal keinerlei Rechtfertigung mehr.

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hungsweise eine Regierungsbeteiligung wieder abschaffen und die Veröffentlichungsfrist auf drei Wochen verkürzen. »Dies wäre ein schwerer Schlag sowohl für den ökologischen Landbau als auch für die konventionelle gentechnikfreie Landwirtschaft«, urteilt Hans Zacharias, Vorsitzender des BioRing und Initiator der Protestkundgebung in Amberg. Nachdem kurz vor der Veranstaltung bekannt geworden war, dass die Firma Pioneer gentechnisch verunreinigtes Maissaatgut an 21 bayerische Bauern ausgeliefert hatte, forderten die Landwirte auch eine strengere Kontrolle der Saatgutunternehmen durch die bayerische Staatsregierung. »Von Politikern wird gerne mit der Wahlfreiheit

Foto: BN-Archiv

Mit einer Traktor-Demonstration und einer Kundgebung am Amberger Marktplatz protestierten Oberpfälzer Bauern und Verbraucher im Juli gegen genmanipuliertes Saatgut und die drohende Verwässerung des neugefassten deutschen Gentechnikgesetzes.

Fotos: KG Amberg-Sulzbach

Bauern und Verbraucher für gentechnikfreie Nahrung


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BN-AK Alpen

Bergwald bewahren Konzepte statt Kahlschlag Werner Fees (BNAK Alpen) fordert vor der Presse ein Gesamtkonzept für den Wintersport im bayerischen Alpenraum statt laufender Einzelgenehmigungen für Skigebietserweiterungen und Bergwaldrodungen.

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xtreme Niederschlagsmengen in kurzer Zeit und steigende Temperaturen gefährden die sensible Alpenregion. Als Puffer wären intakte, tannenreiche Bergmischwälder nötig, deren gut durchwurzelte Böden große Regenmengen aufnehmen können. Schätzungen zufolge sind jedoch in Bayern bereits über 13 000 Hektar Bergwald so geschädigt, dass sie ihre Schutzfunktion nicht mehr erfüllen können. Zwar standen für 2005 Sanierungsmittel

des Freistaats in Höhe von 1,8 Millionen Euro zur Verfügung, doch bei Kosten zwischen 200 000 und 500 000 Euro pro Hektar reicht diese Summe nicht einmal für ein Promille der Fläche. »Wenn die Staatsregierung hier nicht umgehend mehr investiert, drohen immense Schäden und Milliarden teure Folgekosten«, warnte BN-Chef Hubert Weiger. Für unverantwortlich hält der BN vor diesem Hintergrund die bei Garmisch-Partenkirchen geplante

Foto: BN

Die starken Regenfälle und das Jahrhunderthochwasser vom Sommer zeigen: Der Klimawandel ist Realität und der Alpenraum davon besonders betroffen.

Bergwaldrodung: Um die KandaharAbfahrt für die Ski-Weltmeisterschaften 2011 tauglich zu machen, sollen zehn Hektar Wald weichen – »ein klarer Verstoß gegen den Bergwald-Beschluss des Bayerischen Landtags von 1984«, urteilt Werner Fees, stellvertretender Sprecher des BN-Arbeitskreises Alpen (Foto). Christine Margraf (asw)

Kreisgruppe Ebersberg

I

Ortsumgehung Wörth: Auf den Flächenverbrauch durch die geplante Trasse machte die BNOrtsgruppe Wörth aufmerksam. In der Breite der künftigen Straße versiegelten die Aktiven 250 Quadratmeter – diese Fläche wird in Bayern statistisch alle zwei Minuten verbraucht – symbolisch mit Folie.

Foto: BN

NATU R NOTIZEN AUS OBER BAYER N

n den sechs Jahren seines Bestehens hat der Agenda21-Arbeitskreis »Energie und Ressourcen«, in dem sich auch BN-Aktive maßgeblich engagieren, im Landkreis

34

Ebersberg viel erreicht: Insgesamt zwölf Bürgersolarkraftwerke entstanden bislang, davon zehn initiiert durch den Arbeitskreis (siehe Foto: beim Reinigen des Bürgersolarkraftwerks Hermannsdorf). »Außerdem wurde auf unseren Antrag hin die kostenlose Energieberatung »Ebersberger Sonnenweg« auch auf die Fotovoltaik ausgedehnt«, freut sich Arbeitskreissprecher Olaf Rautenberg, zugleich Vorsitzender der BN-Kreisgruppe. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Biomasseverwendung und ein Pilotprojekt

Schwarzstorch gerettet: Hochspannungsleitungen (siehe Seite 32) sind auch für die oberbayerischen Schwarzstörche ein Problem. Im August wurde ein Jungtier bei Hennhart östlich des Waginger Sees durch einen Stromschlag flugunfähig. Die BN-Kreisgruppe Berchtesgadener Land half dem Vogel wieder auf die Flügel: Kreisvorsitzender Erich Prechtl, Wolfgang Fieweger und Ludwig Hagenauer, die den Storch eingefangen und in die Tierklinik nach Teisendorf gebracht hatten, setzten ihn nach einwöchiger Rekonvaleszenz im Zoo Salzburg an der Fundstelle wieder aus.

Natur + Umwelt BN-Magazin [4-05]

zum Energiesparen an Schulen. Auf dem Programm der kommenden Monate steht das Thema »Tschernobyl«, da sich die Reaktorkatastrophe am 26. April 2006 zum 20. Mal jährt (Informationen: Olaf Rautenberg, Tel. 0 80 92-75 23).

Weich gebettet: Immer mehr Bauern halten ihre Tiere auf Spaltenböden. Dabei würde Heu als Einstreu nicht nur den Kühen, sondern auch der Natur nützen, denn die Mahd von Streuwiesen hilft gegen Verfilzung und Verbuschung und fördert seltene Pflanzen- und Tierarten. Im Ellbachmoor bei Bad Tölz ging die BN-Kreisgruppe Ende September mit gutem Beispiel und Balkenmäher voran: Eine Woche mähten, wendeten und »schwaderten« die vielen BNHelfer (siehe Foto) und produzierten insgesamt 1,5 Tonnen Streu. Seit drei Viertel des Ellbachmoores nicht mehr regelmäßig bewirtschaftet werden, ist der Arten-

Foto: KG Bad Tölz

Foto: BN Ebersberg

Ebersberger Energiewende

reichtum des Gebiets gefährdet. Der BN will nun ein Gesamtkonzept für die Fläche erarbeiten und insbesondere die Stadt Tölz als Großeigentümer einbinden. Zeugnis der Eiszeit: Über die aus eiszeitlichem »Toteis« entstandenen Senken im Haager Land informiert ein neuer Wanderweg, den die BN-Ortsgruppe Haag zusammen mit dem örtlichen Agenda21Verein mit Mitteln des Freistaates und der Europäischen Union einrichtete. Info: www.toteiskessel.de


4.05_N+U_U1+U3

29.11.2005

20:50 Uhr

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BN-BILDUNGSWERK | TEL. 0 99 66 - 12 70 Sehnsucht Urwald

Vorträge und Exkursionen zu internationalen Artenschutzprojekten am Ammersee, zum Beispiel zu Biber oder Hirschkäfer. Wartaweil, 3. – 5. Februar 2006

Foto: Schreiner

Die Ausstellung zeigt Bilder der Malerin Rita Mühlbauer. Mit naturalistischem und surrealistischem Malstil fängt die Künstlerin Naturmotive ein, weckt die »Sehnsucht Urwald«. Die Gemälde sind ab Januar bis Mitte 2006 zu besichtigen. Wiesenfelden, ab 27. Januar 2006

Sozialer Wohnungsbau für Vögel

Lust auf mehr?

Wir bauen einen Vogelnistkasten. »Wilder Sonntag« für Familien. Wiesenfelden, 19. Februar 2006

Weitere Höhepunkte aus dem BN-Bildungsprogramm 2006 finden Sie im Beihefter in der Heftmitte. Mit dem Beihefter können Sie per Fax detaillierte Programminformationen anfordern. Auswählen, absenden, dabei sein!

Foto: Seitz-Weinzierl

Naturschutz in Europa

BN-VERANSTALTUNGEN Jahrestreffen Bayerische Solarinitiativen Foto: Willner

Bamberg, 28. Januar 2006 Kontakt: BN-Energiereferat, Tel. 09 51-5 19 06 09

Donau-Kongress Wie sieht die Zukunft der frei fließenden Donau nach Raumordnungsverfahren und Bundestagswahlen aus? Übersicht und Ausblick gibt der heuer zum 14. Mal stattfindende Donau-Kongress. Deggendorf, 10. /11. Dezember 2005 Kontakt: BN-Kreisgruppe Deggendorf, Tel. 09 91-3 25 55

BioFach 2006 Der Bund Naturschutz ist auch dieses Jahr mit eigenem InfoStand auf der weltweit größten Fachmesse für Bio-Lebensmittel vertreten. Nürnberg, 16. – 19. Februar 2006 Kontakt: BN Service GmbH, Tel. 0 91 23-99 95 70

Foto: BN

Freizeit und Garten

Wintertourismus in Zeiten des Klimawandels Tagung des BN-Arbeitskreises Alpen. Mit Prof. Hartmut Graßl, Klimaforscher vom Hamburger Max-Planck-Institut, und weiteren hochkarätigen Experten. Nationalparkhaus Berchtesgaden, 4. März 2006 Kontakt: BN-Fachabteilung, Tel. 0 89-54 82 98 63

Nordbayerns größte Freizeitund Gartenmesse Nürnberg, 25. Februar – 5. März 2006 Kontakt: BN-Landesfachgeschäftsstelle, Tel. 09 11-8 18 78 21

Foto: Bisping

Transsibirischer Winter Mit der legendären Transsibirischen Eisenbahn quer durch Russland bis zum Baikalsee: eine Winterreise von märchenhaftem Zauber. Russland, 15. Februar – 5. März 2006

Vortrag Nationalparke Bayerischer Wald / Berchtesgaden Nürnberg, 15. März 2006

Dia-Shows: BN-Reisen entdecken Die Bund Naturschutz Service GmbH präsentiert ihr vielfältiges Reiseprogramm in spannenden Dia-Vorträgen.

Vortrag Transsib Nürnberg, 22. März 2006

VORSCHAU Das nächste Heft Die Heimat muss bewahrt werden. Aber was ist das eigentlich, Heimat? Natur+Umwelt möchte den viel ge- und oft missbrauchten

Foto: Fees

Foto: Bisping

Vortrag Andalusien Nürnberg, 18. Januar 2006

Begriff aus Naturschützer-Sicht beleuchten. Und mit Ihnen diskutieren. Ergebnis offen, alles ist möglich – außer einem Heimatroman.

Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landesgeschäftsführer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitender Redakteur (verantw.): Manfred Gößwald (göß) Redaktion: Holger Lieber (hl), Andrea Siebert (asw), Christoph Markl-Meider (cm), Tel. 09 41 2 97 20-22, Fax -31, nu@bund-naturschutz.de Mitglieder-Service: Tel. 09 41 -2 97 20-29 und -20 Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelfoto: Harald Frey Litho: PHG GmbH, Augsburg Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30 -27 58 64-57, Fax -40 Druck und Versand: Brühlsche Universitätsdruckerei Gießen Anzeigen: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 239 99 57- 30, Fax -99, info@service.bund-naturschutz.de Auflage: 100 000 Bezugspreis: Für Mitglieder im Beitrag enthalten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807 BN-Konto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 885 000, BLZ 700 205 00 BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 844 000, BLZ 700 205 00 Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung des BN. Für unverlangt eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100 % Recyclingpapier gedruckt.

IMPR ESSUM

BN-STUDIENREISEN | TEL. 0 91 23 - 999 57 10


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10.11.2005

13:10 Uhr

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für die Natur Die Natur holt Atem in der Winterruhe. Auch für uns ein guter Zeitpunkt, um innezuhalten und zurückzublicken. Dank Ihres Engagements haben wir für den Erhalt unserer Heimat viel erreicht. So manches Mal blieben Flora und Fauna Sieger und leuchtende Kinderaugen belohnten unseren Einsatz. Im nächsten Jahr erwarten uns neue Herausforderungen.

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Dazu brauchen wir wieder Ihre Hilfe. Nur mit Ihrer Mit-

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wirkung wird es uns gelingen, die wertvollen Schätze der Natur zu retten und für künftige Generationen zu sichern. Bitte unterstützen Sie uns dabei mit Ihrer Spende.

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