Natur+Umwelt 1-2016

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Natur+Umwelt www.bund-naturschutz.de Heft 1-2016  98. Jahr  1. Quartal

Autorepublik Deutschland Stopp! Warum Verkehrspolitik und Autoindustrie umdenken müssen


MI T GL IE DE R WE RBE N M ITG LIED ER

Gemeinsam können wir etwas bewegen!

JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

Foto: eurobike-show.de

MITGLIEDER WERBEN – GUTES TUN! Je mehr Menschen die Arbeit des BUND Naturschutz Bayern unterstützen, desto mehr können wir gemeinsam zum Guten bewegen. Zum Beispiel für eine nachhaltige Mobilität, die Mensch und Natur nützt. Stärken Sie unsere Möglichkeiten und sprechen Sie Ihre Freunde und Bekannten auf eine Mitgliedschaft im BUND Naturschutz an.

Für jedes neue Mitglied sammeln Sie einen BN-Freundschaftspunkt, den Sie in attraktive Prämien eintauschen können. Beitrittsformulare und nähere Infos zu den Prämien bekommen Sie bei Ihrer Kreisgruppe oder im Internet www.bund-naturschutz.de/ spenden-helfen/mitglieder-werben Vielen Dank für Ihr Engagement!

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Natur + Umwelt 1-2016

Inhalt BUND Naturschutz Bayern 4 – 6 Intern

7 Porträt

8 Gut leben Effizienter werden

9 Reise Alter Wald neu ­entdeckt

10 – 20 Titelthema

21 Raus in die Natur Lindauer Streuobstwiesen

22 Pflanzenporträt Löwenzahn

23 Fotoseite

24 Alpentourismus Interview mit Ludwig Hartmann

25 Aktuell Energie in ­Bürgerhand

Auto. Mobil?

26/27 BN vor Ort aktiv Umwelttag der Religionen 28/29 Ökospot

Inhalt BUND

30/31 Naturschutz

32 – 39 Aus Bombodrom wird Schutzgebiet und mehr Regionales

B2/B3 Magazin Kurznachrichten

40 Bildung

41 Service

B6 – B15 Zur Zeit Wildkatze, neuer Waldreport, Glyphosat und mehr A ­ ktuelles

B1 Editorial und Inhalt

Die Politik an der kurzen Leine der Autoindustrie, Städte, die im Dauerstau ersticken – die Autorepublik Deutschland kommt nicht erst seit dem VW-Skandal an ihre Grenzen. Es wird Zeit, dass wir Verkehr und Mobilität ganz neu denken. Seiten 10 – 20

B4 Kommentar Menschen in Not willkommen heißen

B16/B17 Natura 2000 B18 – B21 Aktiv Neues aus dem BUND und Internatio­ nales B22/B23 Junge Seite

Liebe Leser

B24 Persönlich Kira Szalinsky

»Ist dein Auto in der Werkstatt?« Das werde ich immer wieder gefragt, wenn ich einen Besuch per Zug an­ kündige, oft gefolgt von: »Ich hol Dich vom Bahnhof ab, dann musst Du nicht auch noch Bus fahren.« Diese Denke hält sich zäh wie Tapetenkleister in vielen ­Köpfen: Mobilität ist gleich Autofahren. Dass ein Auto große Summen für den Unterhalt verschlingt und ­Autofahrer viel Zeit im Stau und bei der Parkplatzsuche verbringen, wird gern verdrängt. Wie schön, dass bei der jungen Generation ein Umdenken einsetzt. Vor allem in den Städten machen junge Leute oft gar keinen Führerschein mehr, weil sie mit Bus und Bahn überall hinkommen. Das lässt doch hoffen! Vielleicht bekomme ich ja irgendwann zu hören: »Du kommst mit dem Zug? Ok, nimm vom Bahnhof die Buslinie 4.« Ihre Luise Frank, Redakteurin Natur+Umwelt

Skischaukel statt Balztanz?

Am Riedberger Horn im Allgäu bedroht der Bauantrag für eine Skischaukel einen der letzten Lebensräume des vom Aussterben bedrohten Birkhuhns. Zudem würde ein Präzedenzfall für die Aufweichung des Alpenplans geschaffen. Seite 30/31

Frankenschnellweg

2015 schob der Bayerische Verwaltungsgerichtshof einem raschen Baubeginn des neuen Frankenschnellwegs einen Riegel vor. Der BN sieht sich bestätigt und setzt sich dafür ein, in dieser Denkpause funktionierende Lösungen zu finden. Seite 32

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Der Preisträger Ernst Ulrich von ­Weizsäcker begeisterte die Zuhörer mit seiner ebenso treffenden wie witzigen Festansprache.

eine echte Energiewende statt der Bremserpolitik von Bayerischer Staatsregierung und Landtagsmehrheit. Auch Pumpspeicherkraftwerke sind für eine Energiewende nicht notwendig. Deshalb war es eine sehr gute Nachricht, dass am Osser, einem der schönsten Gipfel des ­Bayerischen Waldes, kein Pumpspeicherkraftwerk errichtet wird. Ein gutes Jahr war 2015 für die Wildkatze, die sich weiter in Richtung Süden ausbreitet. Dank der Mitarbeit vieler Wildkatzenfreunde konnte dies nachgewiesen werden. Der Biber ist ebenfalls in Bayern wieder heimisch. Dass der Baumeister am Wasser wertvolle Arbeit für den Hochwasserschutz und die Artenvielfalt leistet, wird zunehmend erkannt und unterstützt, wie die baye-

rische Umweltministerin Ulrike Scharf und Christian Magerl, Vor­ sitzender des Umweltausschusses im Landtag, bei einem gemein­ samen Ortstermin mit dem BN übereinstimmend feststellten. Mit viel Öffentlichkeitsarbeit, der Grundsteinlegung für ein Bibergehege und einen Biberlehrpfad in der Kreisgruppe Bad Kissingen hat der BN die Akzeptanz für den Biber erhöht. Ein wichtiger Baustein für die Artenvielfalt sind die Grundstücke, die der Landesverband und die Kreisgruppen 2015 erwerben konnten, darunter Flächen am Grünen Band Bayern-Tschechien. Gemeinsam mit unserem Bundesverband setzen wir uns dafür ein, dass das Grüne Band zum Nationalen Naturmonument ernannt wird.

Fotos: Toni Mader

rofessor Weizsäcker, seit 2012 ­Kopräsident des Club of Rome, zählt zu den Pionieren nachhaltigen Wirtschaftens. Seit Jahrzehnten ­leistet er auf diesem Gebiet Überzeugungsarbeit in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Schon lange vor der aktuellen Diskussion um den Klimawandel hat er in seinem Bericht an den Club of Rome Ideen für eine zukunftsfähige und ressourcen­

schonende Wirtschaft entwickelt. Sein Buch »Faktor fünf. Die Formel für nachhaltiges Wachstum« hat ­international Aufsehen erregt. BNVorsitzender Hubert Weiger beschrieb Weizsäcker in seiner Lau­ datio als »Pionier des Wandels«. »Du hast eine Revolution der ­Effizienz gefordert«, so Weiger. Erkenntnisse aus Weizsäckers Arbeit seien zum Beispiel, dass Preise die ökologischen Folgen von Waren ­widerspiegeln müssten. Hubert Weiger erinnerte an das berühmt gewordene Zitat des Geehrten: »Macht Kilowattstunden arbeitslos, nicht Menschen.« Mit der Verleihung des Baye­ rischen Naturschutzpreises 2015 an Ernst Ulrich von Weizsäcker wür­ dige der BUND Naturschutz seine wissenschaftlichen und politischen Verdienste für ein nachhaltiges, ressourcenschonendes Wirtschaften, so Weiger, sowie seine Auseinandersetzung mit den Gefahren der ­Globalisierung und seine langjährige Arbeit für eine gerechtere Welt. Auch Weigers Stellvertreterin Doris Tropper bedankte sich bei dem Preisträger: »Sie ermöglichen uns,

BUND Naturschutz verlieh Bayerischen Naturschutzpreis 2015

Ehrung für einen Vordenker des Klimaschutzes P

Liebe Mitglieder

Im Vorfeld des Klimagipfels von Paris hat der BUND Naturschutz einen Vordenker des Klimaschutzes und einen Streiter für nach­haltige Wirtschaft mit der höchsten Auszeichnung des Verbandes geehrt. Professor Ernst ­Ulrich von Weizsäcker erhielt im November in München den Bayerischen Naturschutzpreis.

Aktueller denn je

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ür den BUND Naturschutz war 2015 ein ereignisreiches Jahr. Mit viel gemeinschaftlichem »Anpacken« konnten wir Einiges erreichen. Und wir sind stark wie nie zuvor: Mit über 220 000 Mitgliedern und Förderern ist der BN eine gewichtige Stimme für den Naturschutz in Bayern geworden. Eines der erfreulichsten Ereignisse 2015 war die Abschaltung des Atomkraftwerkes Grafenrheinfeld. Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass die beiden bayerischen Atomkraftwerke, die noch in Betrieb sind, schnellstmöglich abgeschaltet werden und für die Lagerung des Atommülls eine bessere Lösung gefunden wird. Was wir brauchen, ist

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Bei der Verleihung des Naturschutzpreises (vo. li.): Christine von Weizsäcker, stellvertretende BN-Vor­ sitzende Doris Tropper, Ernst Ulrich von Weizsäcker, ­B N-Vorsitzender Hubert Weiger, stellvertretender ­B N-Vorsitzender Sebastian Schönauer

mehr als bisher herausholen. Aber das Thema Ressourcenproduktivität stehe in Paris nicht einmal auf ­ der Tagesordnung, bedauerte Weizsäcker. Die Annahme, arme Länder müssten erst einmal zu Wohlstand kommen, um sich Umweltschutz überhaupt leisten zu können, habe sich als Trugschluss erwiesen, ­erklärte der Geehrte. An neuen ­Lebensstilen, die nicht mehr wie bisher von Gier geprägt seien, werde man nicht herumkommen, so Weizsäcker, denn: »Billig kann verdammt teuer werden.« Der Bayerische Naturschutzpreis ist die höchste Auszeichnung des BUND Naturschutz. Der BN verleiht den Preis seit über 30 Jahren an hoch verdiente Persönlichkeiten für

Von der Biotoppflege vor Ort bis hin zu den Geschehnissen auf der weltpolitischen Bühne sind BN-­ Mitglieder aktiv. So nahmen viele tausend Teilnehmer aus Bayern im Oktober an der Großdemonstration gegen die geplanten Freihandels­ abkommen TTIP und CETA in ­Berlin teil. Un­glaub­liche 250  000 Menschen gingen für einen gerechten, fairen Welthandel auf die Straße. Ein Signal, das nicht überhört werden kann. Auch zur Demo »Wir haben es satt« reisten im Januar BNAktive nach Berlin, um für eine bäuerlich-ökologische Landwirtschaft ihre Stimme zu erheben. Für Ihr vielfältiges Engagement möchten wir uns bei Ihnen, liebe BN-Aktive, herzlich bedanken! Diese ehrenamtlichen Aktivitäten sind das

Rückgrat unseres Verbandes. Sie sind es, die den BUND Naturschutz lebendig und in einer breiten Öffentlichkeit anerkannt machen. Und wir werden weiterhin viel zu tun haben. Die Weltklimakonferenz in Paris war zwar ein Signal der Hoffnung, aber immer noch kein entscheidender Schritt zur ­Abkehr von Atom, Kohle, Öl und Gas. Wir werden weiterhin mehr Klimagerechtigkeit und ­Klimaschutz fordern. Diese Forderungen haben gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingsströme an Bedeutung ­gewonnen. Unfassbare 60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Die Ursachen dafür liegen nicht nur in Kriegen, sondern auch in der Raubbauwirtschaft der In­ dustrieländer, in Lebensraumzer-

Auch Vertreter der bayerischen Politik waren zur Ehrung ­gekommen: (vo. li.) Grünen-Fraktionsvorsitzende Margarete Bause, Landtagsabgeordneter Florian von Brunn (SPD) ­ sowie der CSU-Landtagsabgeordnete Ludwig Freiherr von Lerchenfeld.

ihr herausragendes Wirken im Natur- und Umweltschutz. Bisherige Preisträger waren unter anderem die indische Globalisierungskritikerin Vandana Shiva oder Karl Ludwig Schweisfurth, der Gründer der Herrmannsdorfer Landwerkstätten. (lf )

störung durch Klimaveränderungen, in der Vernichtung gerade bäuerlicher Existenzen durch Landraub und einen unfairen Welthandel. Unser Verbandsziel, die natürlichen Lebensgrundlagen zu bewahren – in Bayern und weltweit – ist aktueller denn je.

Foto: Roggenthin

Alternativen zur gängigen Wirtschaftspolitik aufzuzeigen.« Mit dieser Ehrung ist das Ehepaar Weizsäcker das erste Paar von Naturschutzpreisträgern in der über 100-jährigen Geschichte des BN, denn Christine von Weizsäcker erhielt diese Auszeichnung bereits 2009 für ihr Engagement gegen die Agrogentechnik. Ernst Ulrich von Weizsäcker zeigte sich »tief gerührt und geehrt«. ­ Er verwies angesichts des bevorstehenden Klimagipfels auf die ökologische Situation: »Wenn alle sieben Milliarden Menschen einen ökologischen Fußabdruck hätten wie die US-Amerikaner, bräuchten wir fünf Planeten.« Sein Lösungsvorschlag: aus den vorhandenen Ressourcen

Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BN Ihre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BN Ihr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN

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Den Naturschutz im Blut

Gespräch mit Leitung der Staatsforsten

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ine Delegation des BUND Naturschutz unter der Leitung des ­BN-Vorsitzenden Hubert Weiger traf sich im November mit den Vorständen der Bayerischen Staatsforsten, Martin Neumeyer und Reinhard Neft, zu einem konstruktiven Meinungsaustausch in Regensburg. Erfreulich waren die klaren Aussagen des Vorstandsvorsitzenden Neumeyer, der die besondere Gemeinwohlverantwortung für den Staatswald sowie die umfassende Zu­ ständigkeit der Förster auch für die

Umweltbildung betonte. Der BN begrüßte die veränderte Schwerpunktsetzung, mahnte aber auch an, die Defizite aus der Vergangenheit wie die unzureichende Tannenverjüngung oder den zu geringen Naturwaldanteil zu beheben. Der BN warb dafür, die Naturschutzverbände und die Öffentlichkeit bei der forstlichen Grundlagenplanung besser einzubinden und Naturschutzbelange gerade auch beim Maschineneinsatz stärker als bisher zu berücksichtigen.

ass die Liebe zur Natur oft in der Familie liegt, zeigt sich am Beispiel der von Tubeufs: Der Forstwissenschaftler Karl Freiherr von Tubeuf dürfte vielen an der Geschichte des BN Interessierten ein Begriff sein, war er doch ab dem Gründungsjahr 1913 der erste Vorsitzende unseres Verbandes und in seiner neunjährigen Dienstzeit äußerst engagiert für seine bayerische Heimat. 102 Jahre später setzt sich sein Urgroßenkel Thomas von Tubeuf (Foto) für den Naturschutz ein und belebt damit eine alte Familientradition neu. Seit 2015 wirbt er Mitglieder und freut sich, damit »den Wirkradius einer guten Sache zu vergrößern«. Wie schön, dass der BN Familien offensichtlich über viele Generationen hinweg begeistern kann!

Foto: BN

Foto: BN

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Safari am Rotmain

Ehrenmedaille für Hubert Weiger

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ür seine Verdienste um den Naturschutz im Regierungsbezirk Oberfranken wurde der Vorsitzende des BUND Naturschutz, Hubert Weiger, im Oktober 2015 mit der Ehrenmedaille in Silber des Bezirks Oberfranken ausgezeichnet. Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler hob in seiner Laudatio besonders Weigers Engagement für einen Nationalpark im Steigerwald hervor, aber auch seinen

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langjährigen Einsatz für den BN in der Region. So gingen praktisch alle Neugründungen oberfränkischer BN-Kreis- und Ortsgruppen auf Hubert Weigers Initiative zurück. Aber auch für sein »beeindruckendes Lebenswerk« und seinen »sicher oft auch unbequemen Weg«, so Denzler, habe der Bezirkstag einstimmig beschlossen, den BN-Vorsitzenden mit der Ehrenmedaille auszuzeichnen.

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er BUND Naturschutz Bayreuth lädt ein zur diesjährigen Landesgartenschau, die auf einem großen Gelände am Roten Main vom 22. April bis zum 9. Oktober stattfindet. ­Speziell für Schulklassen verschiedener Jahrgangsstufen und Schularten bietet die Kreisgruppe Bayreuth zweistündige Führungen an unter dem Motto »Rotmainsafari«. Dabei stehen Kleinlebewesen wie Köcherfliegenlarven oder Bachflurkrebse im Mittelpunkt der Betrachtung, die viel aussagen über die Wasserqualität oder den Lebensraum Aue. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Themenkomplex Flusswasser/Trink­ wasser. Nähere Informationen und Anmeldung unter rotmainsafari@bund-naturschutz.de oder Telefon 01 60-6 21 62 02

Foto: Kreisgruppe

Foto: Bezirk Oberfranken

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isa Badum, 32, ist ein politisches Energiebündel – und das nicht erst seit Fukushima. Dennoch hat die atomare Katastrophe, die Japan vor genau fünf Jahren heimsuchte und einen energiewirtschaftlichen Tsunami auslöste, der bis nach Deutschland schwappte, auch das Leben der Forchheimer Kommunalpolitikerin umgekrempelt. »Fukushima hat mich wachgerüttelt«, sagt sie heute. Die bis dahin vor allem in Sachen Gleichstellung und Gendergerechtigkeit engagierte Politologin ist seither immer dort im Land unterwegs, wo sich die Energiewende »von unten« ihren Weg bahnen will, aber »von oben« ausgebremst wird. Denn leider ist die bayerische Aufbruchsstimmung in Folge von Fukushima längst großer Ernüchterung gewichen, seit Horst Seehofer nach seinem anfänglichen Enthusiasmus für den Ausbau der Erneuerbaren der staatsmännische Mut verlassen hat.

Ein bayerisches Energiebündel

Foto: Joerg Farys

Von Fukushima wachgerüttelt Lisa Badum hält dagegen Kurs. »Wer hätte vor 30 Jahren gedacht«, sagte sie, »dass Atomkraft in unserem Land keine Lobby mehr hat und heute die letzten Abwehrkämpfe schlägt.« Auch beruflich orientiert sie sich in Richtung Erneuerbare Energien und findet ihre »Traumstelle«, wie sie selbst sagt, zuhause in Forchheim bei einem Arbeitgeber, der ihr vielfältiges politisches ­En­gagement nicht nur toleriert, sondern fördert. Zum B ­ eispiel, damit sie genügend Spielraum hat, um ihrem Amt als grüne Kreisrätin, das sie seit 2008 bekleidet, gerecht werden zu können. Landesweit kämpft sie mit Gleichgesinnten in der Initiative »Rückenwind für Bayern« mit viel Fantasie und den besseren Argumenten gegen die sogenannte 10-H-Abstandsregelung für Windenergieanlagen. Elf von zwölf Experten geben ihr bei einer Anhörung im Bayerischen Landtag Recht. Die Regierungspartei aber hört nicht darauf – jetzt liegt die Sache vor dem Bayerischen Verfassungsgerichtshof. 2014 wird sie Vorstandsmitglied in der Bürgerenergie Bayern, einem landesweiten Zusammenschluss, der die Interessen all jener Kräfte koordiniert, die dezentrale und regenerative Bürgerenergieprojekte betreiben. Dazu zählen rund 250 bayerische Energiegenossenschaften, aber auch viele Gemeinde- und Stadtwerke. »Für mich ist das wichtigste Thema, wie die Bürgerenergie der kleinen Akteure trotz der politischen Rahmenbedingungen noch ihren Weg findet«, verkündet sie als Vertreterin Bayerns beim bundesweiten Bürgerenergie-Konvent 2015 in Erfurt. Angesprochen auf ihre nächsten Ziele, zeigt sich, dass Politik doch nicht die einzige Leidenschaft der Oberfränkin ist. Zumindest für 2016 hat sie sich fest vorgenommen, wieder mehr zu tanzen. »Ich steh auf neue fränkische Volksmusik«, verrät sie. Aber auch, dass 2017 die große Politik zum Tanz bittet. Dann stehen die nächsten Wahlen zum Deutschen Bundestag in Berlin an, und es ist ihr Traum, den Wahlkreis BambergForchheim dort als Abgeordnete zu vertreten. Trotz ihres überregionalen Einsatzes will Lisa Badum aber

Lisa Badum

Naturschutz lebt – besonders wenn die Menschen, die sich dafür einsetzen, vor Energie nur so sprühen. Wie Lisa Badum aus dem oberfränkischen Forchheim: Sie gehört zu jener jungen Öko-Generation, die ihre regionalen Wurzeln nicht kappen, aber trotzdem weltoffen agieren will. Geprägt von Fukushima und gepolt auf eine Politik ohne Scheuklappen. Von Christoph Markl-Meider

ihre kommunale Bodenhaftung nicht verlieren. Im ­Gegenteil, sie schätzt das Denken in regionalen Kreisläufen und die Möglichkeit, gemeinsam mit den ­Menschen vor Ort Themen zu gestalten. Ehrung für kommunalpolitisches Engagement Ihr lokales ­Engagement, das über die Energiefrage hinaus von der Verkehrspolitik bis zur Flüchtlingsarbeit reicht, erfuhr im vergangenen Jahr eine ganz beson­de­ re Würdigung. Aus der Hand der Bundesfrauen­ ministerin Manuela Schwesig erhielt sie in Berlin für ihr außergewöhn­liches kommunalpolitisches Engagement den Helene-Weber-Preis. »Das ist nicht allein eine Anerkennung für meine ehrenamtlichen Aktivi­ täten«, bekennt Lisa Badum, »sondern auch eine starke Motivation, zusammen mit den Vereinen und Initia­ tiven unseren Landkreis weiterhin nachhaltig lebenswert zu gestalten.«

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Zu Hause in der Welt, verwurzelt in der Region »Ich denke in regionalen Kreisläufen, aber ohne Scheuklappen!« Die Forchheimer ÖkoEnergie-Aktivistin und Kreisrätin Lisa Badum setzt auf ehrenamtliches ­Engagement und bürgerschaftliches Miteinander.

Kontakt

Lisa Badum, Forchheim, info@ lisa-­badum.de, ­ www.lisa-badum.de


Energie sparen

Effizienter werden Bewusst und sparsam mit Energie umgehen, das ist eine der einfachsten und schnellsten Möglichkeiten, das Klima zu schützen. Und da muss nicht nur die Politik, da müssen wir alle in Deutschland viel mehr tun – wie wir nicht erst seit dem Weltklimagipfel in Paris wissen. by-Verbrauch aufspüren und beim Durchmessen der Haushaltsgeräte sein Bewusstsein schärfen.

Illustration: Valentin Hoff

Nur sparsame Neugeräte kaufen Sind Sie zum Ergebnis gekommen, dass der Neukauf einer Lampe, eines Kühlschranks oder anderer Haushaltsgeräte sinnvoll ist? Dann achten Sie unbedingt auf das Effizienzlabel oder Auszeichnungen wie den Blauen Engel. Und greifen Sie zu dem sparsamsten und umweltfreundlichsten Gerät! Übrigens ist die beste Effizienzklasse bei Kühlschränken eine andere als bei Staubsaugern oder Lampen. Seit Januar gibt es zudem ein Label für alte Heizkessel. Ihr Schornsteinfeger oder Heizungsinstallateur wird es in den nächsten Jahren kostenlos ausstellen und anbringen. Bei einer Neuanschaffung sollten Sie natürlich ein Heizsystem mit Erneuerbaren wählen. Noch vor Kühlschrank & Co. ist die Heizung der größte Energieschlucker in Ihren Wänden. Das neue Label ­informiert und motiviert – mit ihm kommt die Energieund Effizienzwende hoffentlich auch im Heizungs­ keller an.

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m vergangenen Jahr stieg der deutsche Energieverbrauch um 1,3 Prozent. Damit sind wir von einer Trendwende weit entfernt. Privathaushalte benötigen rund ein Viertel der Endenergie. Mindestens ein Drittel dieses privaten Verbrauchs kann locker gespart werden. Werfen Sie also nicht länger Geld aus dem Fenster!

Der Autor Robert Pörschmann ist für das BUND-Projekt »Energieeffizienz« tätig.

Stromfresser aufspüren Haben Sie zu Jahresbeginn die Abrechnung ihrer Energie- und Stromkosten erhalten? Das wäre eine gute ­Gelegenheit für eine Bestandsaufnahme: Prüfen Sie systematisch, was Sie verbrauchen. Per »StromCheck« im Internet können Sie Ihre Daten relativ einfach analysieren lassen. Verbrauchen Sie eher viel oder wenig? Und wo können Sie konkret sparen? Für genaue Analysen empfiehlt sich eine Energiesparberatung – von der Caritas, den Energieagenturen oder Verbraucherzentralen. Wer den Energiemonstern und Stromfressern lieber selbst auf den Pelz rückt, kauft für 15 € ein Energiekosten-Messgerät. Und kann so versteckten Stand-

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Energie besser nutzen ▶L assen Sie sich kostenlos oder günstig beraten, zum Beispiel online beim StromCheck (→ www.­ die-stromsparinitiative.de) oder persönlich von der Caritas, von Energie­agenturen (→ www.stromsparcheck.de) oder den Verbraucherzentralen (→ www. verbraucherzentrale-energieberatung.de) ▶Ü berprüfen Sie unter → www.bund.net/energiespartipps gratis Kühlschrank, Pumpe & Co. und eröffnen Sie hier Ihr persönliches BUND-Energiesparkonto. ▶S trommessgeräte können Sie kostenlos bei den Verbraucherzentralen ausleihen, im Elektrofachhandel kosten sie etwa 15 Euro. ▶B esonders effiziente Haushaltsgeräte empfiehlt das Öko-Institut: → www.ecotopten.de ▶A chten Sie beim Geräteneukauf auf das Energie­ label. Eine aktuelle Übersicht der Effizienzklassen finden Sie als Einkaufshilfe auf unserer Seite → www.bund.net/effizienzklassen ▶A nregungen für ökologisches Bauen und Sanieren gibt das neue BUND-Jahrbuch: → www.bund.net/ bauen_ und_renovieren Robert Pörschmann


Foto: Thomas Stephan

Naturrefugium Im früheren militärischen ­Sperrgebiet der Hohen Schrecke ist ein Kleinod der Artenvielfalt erhalten geblieben.

Auf den Spuren einer wunderbaren Rettung

Hohe Schrecke – alter Wald neu entdeckt W

eil das Gebiet während des Kalten Krieges militärische Sperrzone war, erhielten sich hier rund 8000 Hektar unzerschnittenes Naturrefugium. Wildkatze, Luchs und Schwarzstorch sind hier zu Hause und jede Menge Fledermäuse. In manchen Baumhöhlen fliegen in der Abenddämmerung nicht Dutzende, sondern gute 500 Fledermäuse aus. Insgesamt 14 verschiedene Fledermausarten leben hier. Auch wer es mit der »Käferkrabbelei« hat, kann ins Schwärmen geraten: Die Hohe Schrecke beherbergt rund 400 Holzkäfer­ arten und neun Urwald­relikt-Käferarten, darunter den Knochenglanzkäfer. Sie zeigen etwas an, was Staunen macht: Seit der jüngsten Eiszeit stand hier immer Wald. Dörfer, Wiesen und Wald entdecken Umgürtet ist dieses Gebiet von sanft abfallenden Trockenrasenhängen, in denen es im Frühling und Sommer im hohen Gras geschäftig summt. Frauenschuh, Diptam, Bienenragwurz, Silberdistel und Hauch­hechel blühen hier. Fast wäre diese landschaft­liche Perle verloren gewesen. Dass wir auf der Reise hier wandern und staunen, ist das Ergebnis eines Streites. Denn wäre es nach 15 Jahre langem Ringen der Politik, den Waldbesitzern und Umweltschutzakteuren nicht gelungen, auf einen Konsens in den ökologischen und ökonomischen Fragen zu kommen, sähe die Hohe Schrecke anders aus. Dann röhrten wohl im Urwald die Motorsägen und zerpflügten Traktoren die Trockenrasen. Dem Engagement von BUND, Zoologischer Gesellschaft Frankfurt und der Naturstiftung David (der Stiftung des BUND Thüringen) ist es zu verdanken, dass große Teile des Waldes nicht verkauft wurden. Seit 2008

In Thüringen liegt ein landschaftlicher Geheimtipp, der lange Zeit so geheim war, dass ihn nicht einmal die Thüringer selber kannten: die Hohe Schrecke. Ein zwischen Erfurt und Leipzig gelegener mit alten Eichen- und Buchenriesen bewachsener Höhenzug.

führt die Naturstiftung David gemeinsam mit dem BUND und weiteren Naturschutzorganisationen in der Hohen Schrecke ein Naturschutzgroßprojekt durch. Auf unseren Tagestouren durch Dörfer, Wiesen und Wald erfahren wir, wie hier die Menschen eine neue Art zu wirtschaften wagen: Nicht um Gewinnmaximierung geht es, sondern naturnahe Forstnutzung. Tourismus und Naturschutz greifen sinnvoll ineinander. Wir besuchen das Projekt Weidewonne, das für die Beweidung der Trockenwiesen durch Schafherden und Vermarktung von heimischem Lammfleisch sorgt. Abends kehren wir in unsere gemütliche Herberge des Gutshofes Hauteroda zurück. Dort betreibt eine Lebensgemeinschaft aus ­behinderten und nicht-behinderten Menschen eine Demeter-Landwirtschaft mit Bäckerei, Gärtnerei und Molkerei und Werkstätten. Unsere Wanderungen bringen uns auch der Vergangenheit näher. Schon vor rund 4000 Jahren verzahnten die Einwohner ihr landwirtschaftliches Tun mit den Abläufen der Natur. In Nebra lassen wir uns von der magischen Anmutung der bronzenen Himmelsscheibe einfangen, die Sonne, Mond und die Plejaden zeigt. Viel später, in der frühen Gotik, hat diese Gegend weltberühmte Bildhauer hervorgebracht. Im Naumburger Dom blicken uns aus ihren Steingesichtern der Markgraf Ekkehard und seine Frau Uta an, so lebendig, wie in einer Momentaufnahme festgehalten. Der Reiz unserer Reise liegt im Zusammentreffen von uralter Kulturlandschaft und urwüchsiger Wildnis, und in dem Erleben, dass hier – vergangenheits­bewusst und zukunftsgewandt zugleich – Menschen mit und nicht gegen den Wald leben.  Lucia Vogel

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Reisetermin 22. – 27. Mai 2016 Infos zu Reisepreis und Anmeldung bei BUND-Reisen ReiseCenter am Stresemannplatz Stresemannplatz 10 90489 Nürnberg Tel. 09 11- 5 88 88-20 Fax 09 11- 5 88 88 22 www.bund-reisen.de


Noch immer steigt die Zahl der in Deutschland zugelassenen Autos Jahr für Jahr, über 530 kommen heute auf 1000 Einwohner. Autos, die großteils unvernünftig schnell und schwer sind – und viel umweltschädlicher, als uns die Auto­industrie und das eng mit ihr verbundene Verkehrsministerium gerne glauben machen. Betrug und Irreführung mit geschönten Abgaswerten müssen ein Ende haben. Der Schutz von Umwelt und Gesundheit muss die Modellpolitik der Autobauer weit stärker prägen als bisher. Und die Politik muss dafür die Weichen stellen.

Autorepublik Deutschland


Verfehlte Politik

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ahrelang hat die Autoindustrie an einem Trugbild gemalt. Wir sollten glauben, sie könne Autos bauen, die einerseits immer größer, schwerer und schneller sind – gleichzeitig aber deutlich weniger Treibstoff verbrauchen und Schadstoffe ausstoßen. Dieses Bild hat nun Risse bekommen. Seit letztem Herbst sehen wir von Woche zu Woche klarer: Ein Großteil der von den Herstellern kolportierten CO2Einsparung fand nur auf dem Papier statt. Schadstoffgrenzwerte werden nur im Labor auf speziellen Prüfständen eingehalten. Noch immer aber beteuern die europäischen und besonders die deutschen Hersteller, sie würden die saubersten und sparsamsten Fahrzeuge entwickeln und bauen. Doch sobald im Realbetrieb ­gemessen wird, bleibt von diesem Anspruch wenig übrig. Bei den gesundheits- und klimaschädlichen Stick­ oxiden bestätigt heute selbst die Bundesregierung: Die

neuesten Euro-6-Dieselfahrzeuge stoßen in Wirklichkeit durchschnittlich rund sechsmal mehr aus als gesetzlich erlaubt. Lange glaubte die Politik die Zahlen der Automobilindustrie nur zu gerne, ging es doch um Arbeitsplätze und hohe Steuereinnahmen. Wenn Umweltschutz keine Rolle spielt Der bei Volkswagen aufgedeckte Skandal um manipulierte Software ist – mit Blick auf geschönte Werte – nur die Spitze eines riesigen Eisbergs. Sollte die Politik die Geschehnisse wirklich ernsthaft aufklären wollen, werden weitere Hersteller folgen. Es ist aber kein Zufall, dass der Stein in den USA ins Rollen gebracht wurde. Deutsche und europäische Behörden schauen schon lange weg, wenn es um die Frage geht, ob Autos Schadstoffgrenzwerte wirklich einhalten. Besonders die deutsche Politik verstößt seit Jahrzehnten gegen die Interessen von Umwelt und Verbrauchern – indem sie als Anwalt der großen Autobauer auftritt. Jede EU-gesetzliche Normierung, die deren aktuelle Modellstrategie gefährden könnte, wird rigoros bekämpft. Egal, ob es um ehrgeizige CO2-Flottengrenzwerte geht, um realistischere Prüfverfahren oder

Verkehrsinfarkt Blechlawinen wie hier im oberbayerischen Starnberg machen vielerorts das Leben zur Qual. Meist soll es dann eine Umgehungsstraße richten …

Foto: Franz-Xaver Fuchs

Deutsche Autos


Foto: Jens Hilgenberg

die Kontrolle der gesetzlichen Grenzwerte beim Schadstoffausstoß. Die Arbeit des BUND und anderer Umweltverbände wurde und wird nicht ernst ge­nommen. Studien und umweltpolitische Erkenntnisse finden bei den Entscheidern kein Gehör.

Folgenschwerer Missgriff So stellen sich deutsche Autobauer die ­Zukunft vor: 2,3 Tonnen schweres SUV mit Elektro- und Verbrennungsmotor. ­Verbraucht angeblich nur 3,3 Liter auf 100 km – im Alltagsmodus aber wohl rund viermal so viel.

Der Autor Jens Hilgenberg ist Mitarbeiter des BUNDVerkehrs­referats.

Foto: plainpicture/Thomas Degen

Stil ist nicht alles Entscheidend ist, was hinten rauskommt …

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Grenzwerte überprüfen! Die Folgen dieser Politik erleben wir täglich und hautnah. Viel zu große und schwere Fahrzeuge verpesten die Luft, vor allem in den Städten. Wie viel CO2 und Schadstoffe diese Fahrzeuge auf der Straße wirklich emittieren, wird niemals nachgemessen. Weder bei der Zulassung neuer Fahrzeugmodelle noch bei der Abgasuntersuchung, die alle zwei Jahre stattfindet. Bei dieser Untersuchung wird ja nicht einmal festgestellt, ob die zur Abgasreinigung verbauten Teile noch im Fahrzeug sind, geschweige denn, ob sie noch funktionieren. Die Politik verlässt sich auf Messungen der Hersteller und die Motorelektronik, die den Prüfern ihre Funktionstüchtigkeit selbst bestätigt. So kann und so darf es nicht weitergehen. Der BUND fordert die Politik auf, sich darauf zu konzentrieren, die Umwelt und Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Und dafür zu sorgen, dass Fahrzeuge die gesetzlichen Schadstoffgrenzwerte auch im Alltagsbetrieb einhalten. So müssen die Zulassung neuer Modelle und die Abgasuntersuchung reformiert werden. Und bei allen Fahrzeugtypen auf unseren Straßen muss geprüft werden, ob diese überhaupt der angegebenen Abgasnorm entsprechen. Dies hätte dann Einfluss auf die Kfz-Steuer und auf die Erteilung der Umweltplakette, die zur Einfahrt in die Umweltzone berechtigt. Verbrauch nebensächlich? Ein Teil der umweltschädlichen Entwicklung im Autoverkehr geht auf den Trend zu SUVs zurück: alberne Pseudogeländewagen, die immer häufiger über unsere Straßen rollen. Ihre Hersteller versprechen ein Stück Freiheit und Abenteuer, gepaart mit dem Gefühl, anderen Verkehrsteilnehmern durch die erhöhte Sitzposition überlegen zu sein. Solche Fahrzeuge wiegen gerne mal 2,5 Tonnen, was gerade beim Stop-and-go in der Stadt Spritverbrauch und Schadstoffausstoß massiv in die Höhe treibt. Speziell den Haltern der Oberklassewagen dürfte es oft eher gleichgültig sein, wie viel Treibstoff ihre Karossen wirklich verbrauchen. Vier von fünf dieser Wagen werden in Deutschland als Dienst- oder Firmenauto genutzt. Die Tankrechnung wird also oft nicht privat, sondern per Tankkarte beglichen. Wer seinen Wagen in Deutschland steuerlich geltend macht, braucht – was den Verbrauch oder CO2-Ausstoß betrifft – keinerlei Vorgaben zu befürchten. Das wussten die Lobbyisten bisher zu verhindern. Länder wie die Niederlande oder Großbritannien sind da schon weiter.


Neuer Premiumbegriff nötig Keine Frage: Mit ihrem Premiumsegment macht die heimische Automobilindustrie am meisten Gewinn. Doch wann begreift sie, dass »Premium« nicht bedeuten darf: immer größer, schwerer und schneller? Die neue Spitzenklasse muss sauberer, kleiner und sparsamer werden, und das gilt auch für Elektroautos! Deutsche und europäische Autobauer müssen künftig in neue Fahrzeugkonzepte investieren, die den nachhaltigen Umweltverbund aus Fuß-, Rad- und öffentlichem Verkehr ergänzen. Doch dafür müssen sie sich endlich und ehrlich der Tatsache stellen, dass ihre heutige Modellpalette unsere Gesundheit und das Klima unnötig belastet und schädigt. Nur dann kann die Verkehrswende gelingen. → www.bund.net/verbrauch-info

Bonus für alte Technik Die Bundesregierung denkt derzeit sogar daran, Dienst- und Firmenwagen noch stärker zu fördern. Per Sonderabschreibung will sie besonders den Kauf von Plug-in-Hybrid-Modellen anheizen. Diese Schwergewichte beinhalten neben einem Verbrennungsmotor auch die Komponenten des extern aufladbaren elektrischen Antriebs. Ihre offiziellen Verbrauchswerte sind nur zu erreichen, wenn das Fahrzeug alle 25 Kilometer an einer Ladesäule oder Steckdose aufgeladen wird; schwer vorstellbar bei Nutzern im Außendienst. Auch hier werden Emissionen also nur auf dem Pa­ pier gesenkt. Die Autohersteller können ihre veralteten Verbrennungsmotoren – verpackt in scheinbar innovative Fahrzeuge – weiter verkaufen, und der Staat unterstützt das noch.

S

len werden derzeit die Grenzwerte für Stickstoffdioxid überschritten. Dobrindt bleibt untätig und ist so mitverantwortlich für Krankheiten und viele frühzeitige Todesfälle. Auch hier droht die EU-Kommission zu Recht mit millionenschweren Strafgeldern. Umso mehr wird sich der BUND mit vielen Bürgerinitiativen weiter für eine zukunftsfähige, postfossile Mobilität engagieren. Für gesündere Luft, weniger Lärm und Alternativen zum rückwärtsgewandten neuen Bundesverkehrswegeplan. Richard Mergner, BUND-Arbeitskreis Verkehr

Von Umdenken keine Spur Selbst zum Baubeginn von Ortsumfah­ rungen – wie hier im badischen Winden – greift der Verkehrsminister (Bildmitte) gerne persönlich zum Spaten.

Foto: BMVI

eit zwei Jahren ist Alexander Dobrindt Bundes­ verkehrsminister. Was hat er seitdem zuwege gebracht? Das Lieblingsprojekt aus seiner Zeit als CSUGeneralsekretär – die Pkw-Maut in Form einer Ausländervignette – hat letztes Jahr die EU-Kommission gestoppt, sie leitete ein Vertragsverletzungsverfahren ein. Für die Erhaltung der Infrastruktur und den Klimaschutz aber ist eine echte Pkw-Maut unverzichtbar: auf allen Straßen und abhängig von der gefahrenen Strecke und den Emissionen. Wieso regiert erneut ein CSU-Verkehrsminister, der die Zeichen der Zeit nicht versteht? Alexander ­Dobrindt setzt auf das Auto, auf neue Straßen und Spatenstiche (siehe den Folgebeitrag zum Bundesverkehrswegeplan). Moderne Mobilitätskonzepte und eine gut begründete Netzplanung, die alle Verkehrsträger – Straße, Schiene, Wasserstraße – einbezieht? Fehlanzeige. Dobrindts Job wäre es, den Verkehr klimaverträg­ licher zu machen und für weniger Schadstoffe und Lärm, Flächenverbrauch und Zersiedelung zu sorgen. Statt die Verkehrsfinanzierung so zu reformieren, wie es Experten in Dobrindts Auftrag empfohlen haben, will der Minister mit Privatkapital dafür sorgen, dass schneller neue Straßen gebaut werden können. Dabei zerbröselt die bestehende Infrastruktur, und die Bahn gerät vollends ins Hintertreffen. Statt dafür zu sorgen, dass der Verkehr endlich seinen CO2-Ausstoß verringert, knüpft Minister Dobrindt das neue Luftverkehrskonzept an die Vorgabe, auch hier das Wachstum zu steigern. Keine Vorgaben macht er zur CO2- und Lärmminderung. Und zur Verlagerung von Kurzstreckenflügen auf die Schiene. Beim Schutz der Menschen in den Ballungsräumen verweigert der Verkehrsminister den Kommunen die Unterstützung. An bundesweit 140 Messstel-

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Foto: Toni Mader

Der autogerechte Minister

Der Autor Richard Mergner ist der Landesbeauftragte des BN und verkehrs­ politischer Sprecher des BUND.


Foto: Jens Hilgenberg

Darf’s etwas weniger sein? Staatlich subventionierte Umweltverschmutzung: Diesel zum Schleuderpreis.

Das Märchen

… vom klimafreundlichen Dieselauto Zur Verteidigung ihrer Dieselwagen predigt ­ die Autolobby im Abgasskandal das Motto »Wer für Klimaschutz ist, muss auch für Diesel sein«. Was ist da dran?

O

ft war es in den letzten Wochen zu hören: Moderne Dieselmotoren seien unverzichtbar, um den deutschen CO2-Ausstoß wie versprochen zu senken. Der Diesel habe wegen seiner Effizienz eine »große Zu­ kunft«. Doch das lässt sich leicht entkräften. Zu den Fakten: Noch 1990 war nur jeder zehnte deutsche Neuwagen ein Diesel – heute ist es die Hälfte. Der Dieselboom erfasste die ganze Europäische Union. Der Autor Und die meisten Diesel werden von deutschen AutoWerner Reh leitet konzernen hergestellt. Bei BMW laufen 81 Prozent der das Verkehrsreferat Neuwagen als Diesel vom Band, bei Mercedes und des BUND. Audi je 71 und bei VW immerhin 56 Prozent. Technisch ist der Diesel etwas effizienter als der Benziner. Weitaus effizienter noch ist aber der Elektroantrieb. CO2-Minderung gescheitert Aktuelle Daten zeigen: Der Verkehr ist Deutschlands einziger Sektor, der seinen CO2-Ausstoß gegenüber 1990 nicht senken konnte. Seit 2012 steigen die Emissio-

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nen in Deutschland sogar wieder: plus 10 Millionen Tonnen CO2. Wie es geht, zeigt Japan: Hybridisierung und viel Elektroantrieb konnten die CO2-Emissionen der Neuwagen stark verringern, auf unter 120 g/km. Vier Gründe sind für das deutsche Scheitern verantwortlich: ▶  Dieselsubvention: Die Bundesregierung erhebt für Diesel eine um 18 Cent niedrigere Mineralölsteuer als für Benzin – ein massiver Anreiz zum Vielfahren. Deutlich höhere Fixkosten (für Anschaffung und Unterhalt) bei niedrigen »variablen« Kosten (fürs Tanken) verleiten dazu, längere Wege zu fahren und das Auto mehr zu nutzen. Dem Gemeinwesen entgehen durch diese Subvention jährlich sieben Milliarden Euro an Steuern. ▶  Mehr Schadstoffe: Um die Treibhausgase zu senken, gab die EU-Kommission der Autoindustrie ein Versprechen. Als Ausgleich zu den verschärften CO2Grenzwerten sagte sie eine Bevorzugung der Dieselautos zu, in Form laxerer Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide. Die Folge: Die seit 2005 gültigen EU-Grenzwerte für saubere Luft werden wegen der Diesel-Emissionen massiv überschritten. ▶  Schwerer, stärker, umweltschädlicher: Anders als in Frankreich, wo die Dieseltechnik mit geringem Aufpreis für effizientere Kompaktwagen eingesetzt wurde, erhöhten die deutschen Autohersteller ständig das Ge­ wicht und die Motorleistung ihrer Modelle. Das Durchschnittsgewicht deutscher Neuwagen stieg seit 1980 um 1,6 Prozent pro Jahr, die Leistung der Dieselmotoren um 6,5 Prozent! Sparsame Dieselmodelle gibt es, anders als in Frankreich, nur gegen saftigen Aufpreis. Um den höheren Verbrauch ihrer Neuwagen zu ka­ schieren, griffen die Hersteller in die Trickkiste. 2001 lag der reale CO2-Ausstoß um 7 Prozent über den offiziellen Prüfwerten, 2013 schon über 20 Prozent. Und dieser Trend hält unvermindert an. ▶  Höhere Fahrleistung: Seit über zehn Jahren steigt die Fahrleistung deutscher Dieselwagen. Mittlerweile ist jeder Dieselfahrer durchschnittlich 20 000 Kilometer pro Jahr unterwegs. Und damit doppelt so weit wie Benziner, deren Fahrleistung kontinuierlich sinkt. Konsequenzen Der BUND fordert daher, die Subventionen für Dieselwagen umgehend abzuschaffen – durch die Angleichung der Energiesteuer auf die Kraftstoffe. Das führt dazu, die Fahrleistungen zu verringern und Verkehr zu vermeiden. Weiter fordern wir, leichtere Autos zu bauen – Leichtbau ist die wichtigste Innovation der Zukunft. Ohne die Gewichtszunahme der letzten Jahrzehnte läge der durchschnittliche Verbrauch schon heute bei 3 Litern pro 100 Kilometer. Die beste Lösung sind Elektroautos, die mit Strom aus dem Ausbau der Erneuerbaren Energien fahren. Damit nähern wir uns einer »Nullemission« an. Einhergehen muss dies natürlich mit einer neuen Mobilitätskultur – mehr dazu in den folgenden Beiträgen. Mehr dazu unter → www.bund.net/modellpolitik


Neue Straßen und Schienenwege

Jetzt ist die Öffentlichkeit gefragt Bundesverkehrsminister Dobrindt fordert eine Planungs- und Beteiligungskultur, geprägt von einem »offenen und vor allem lösungsorientierten Miteinander«. Vermutlich nach Ostern beginnt die Bürgerbeteiligung zum neuen Bundesverkehrswegeplan. Der BUND ist gut vorbereitet.

G

ute Verkehrsplaner müssen ihre Projekte klar und transparent begründen, Alternativen genau prüfen und sicherstellen, dass Klima- und Umweltziele erreicht werden. Das Ziel: eine bezahlbare und umweltverträgliche Mobilität für alle im Jahr 2030. Interessierte Bürger und Verbände werden zum neuen Bundesverkehrswegeplan sechs Wochen lang Stellung nehmen können: Ist ein Schienenprojekt, eine Autobahn oder Bundesstraße wirklich nötig? Sind Umweltschutz, Städtebau und Verkehrssicherheit ausreichend bedacht? Zur Debatte stehen ferner die Schwerpunkte des Planentwurfs und seine Folgen für die Umwelt. Die Bundesländer haben fast ausnahmslos die Wunschzettel ihrer Kommunen weitergereicht. Fast 1500 Straßen- und etwa 400 Schienenprojekte haben die Gutachter des Planwerks bewertet. Schon 2013 schlug der BUND den Ländern 50 alternative Straßenprojekte vor. Manche Länder – wie Nordrhein-Westfalen – prüften sie intensiv. Andere weigerten sich, sie an den Bund weiterzugeben. Gut beteiligt Was der BUND unter »guter Beteiligung« versteht, haben wir in einem Sechs-Punkte-Programm beschrieben. Besonders fordern wir: ▶  die bundesweiten Ziele und Prioritäten umzusetzen. Laut Grundkonzept des Wegeplans sind dies: ­weniger Treibhausgase, Schadstoffe und Lärm; weniger Flächenzerschneidung und -verbrauch; und mehr Lebensqualität in den Städten. Das sind auch die BUND-Ziele. ▶  Ergebnisoffenheit: Das Gesetz fordert, alle vernünf­ tigen Alternativen zu prüfen. Dazu braucht man Bürgerversammlungen und – bei Konflikten – Dialogverfahren. Auch muss unser Verkehr besser gelenkt und gemanagt, verlagert und vermieden werden. ▶  Statt nur möglichst viele Straßen zu bauen, müssen wir zu einer modernen, integrierten Verkehrsplanung übergehen, mit neuen Mobilitätskonzepten. Ortsum-

Es geht auch anders Die grünen Punkte zeigen 50 umweltschonende und ­kostengünstige Alternativen des BUND, nachzulesen unter www.bund.net/alternativen. Die roten Linien veran­­schau­ lichen die größten der geplanten 1500 neuen Straßen.

fahrungen etwa sollten die Verkehrsbelastung zumindest halbieren, nur dann sinkt der Lärmpegel deutlich. Innerörtliche Alternativen – wie überwachte Tempo­ limits, ein Umbau der Ortsdurchfahrt, »Flüsterasphalt« etc. – wirken meist besser, kostengünstiger und auch schneller. Der BUND unterstützt Ihre Stellungnahme inhaltlich, politisch und medial: → www.bund.net/infrastruktur

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Stadtplanung

Lebenswerter ohne Auto

Foto: Arne Fellermann

Nur langsam wagen es deutsche Kommunen, den Autoverkehr gezielt zu verringern, um die Lebensqualität in ihren Ballungszentren zu erhöhen. In einigen Nachbarländern ist man uns da voraus.

Kopenhagen Radfahrerinnen und Fußgänger – und immer häufiger kein Auto mehr in Sicht.

W Der Autor Arne Fellermann arbeitet im Verkehrsreferat der Bundesgeschäftsstelle.

enn ich morgens mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre, erwartet mich ein wahrer Hindernisparcours – der übliche Berliner Slalom, vorbei an falsch parkenden Autos, diversen Baustellen und langsameren Radfahrern auf zu schmalen Radwegen. Fast wundere ich mich, wenn ich mein Ziel einmal ohne Zwischenfälle erreiche. Nehme ich den Bus, so hat der ­Fahrer es schwer, sein großes Gefährt rechtzeitig durch die morgendliche Rushhour zu bringen. Eng ist es auf unseren Straßen auch, weil ein großer Teil des öffentlichen Stadtraums von parkenden Autos beansprucht wird. Autos stehen die weitaus meiste Zeit einfach herum. Diese Blechhaufen bilden zwar noch immer das Zentrum des deutschen Mobilitätsempfin-

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dens. Sie sind aber in mehrfacher Hinsicht das entscheidende Hindernis für eine nachhaltige und lebenswerte Stadt. Zahl der Autos reduzieren Städtischer Autoverkehr ist mit einer langen Kette von Nebenwirkungen verbunden. Neben dem enormen Platzbedarf, den Sicherheitsrisiken und der Lärmbelastung stellt der hohe Ausstoß von gesundheitsschäd­ lichen Schadstoffen und CO2 ein großes Problem dar. Europas Metropolen sind sich ihrer Verantwortung zunehmend bewusst. Die im Kampf gegen Luftverschmutzung vorbildlichen Städte Kopenhagen und Stockholm haben ambitionierte Pläne für die nächsten Jahrzehnte. Stockholm plant bis zum Jahr 2050 komplett aus fossilen Energien auszusteigen. Kopenhagen will schon 2025 klimaneutral sein und begreift dies als große Chance, lebenswerter und attraktiver zu werden. Auch deutsche Kommunen formulieren Ziele. So wurde sich das Berliner Abgeordnetenhaus in einer überparteilichen Kommission einig, bis 2050 klima­ neutral sein zu wollen – unverbindlich, aber immerhin. Doch wo anfangen? Wie sicherstellen, dass die wachsende Stadtbevölkerung mobil bleibt, und das ­klimaschonend und schadstoffarm? Die Lösung hierfür liegt nicht in erster Linie bei sparsameren Autos. Städte blühen vor allem dann auf, wenn sie die Zahl der Autos deutlich reduzieren oder diese stellenweise ganz verbannen können. Parkgebühren und Maut Die meisten deutschen Städte tun bislang noch viel zu wenig, um den Autoverkehr zu verringern. So erheben viele Städte mit überlasteten Zentren noch nicht ausreichend Parkgebühren. Und an eine Maut für die Innenstadt hat sich bis heute keine deutsche Stadt gewagt. (In London soll sich die bestehende Maut 2020 noch einmal erhöhen – für alle Fahrzeuge, die nicht der neuesten Abgasnorm genügen.) Eine Ausnahme hierzulande bildet Stuttgart. Dort soll der Autoverkehr bis 2020 um wenigstens ein Fünftel sinken. Gedacht wird an eine Verschärfung der Umweltzone: Passieren dürften dann nur noch Fahrzeuge, die die neue »Euro-6«Norm erfüllen. Alternativ fördern immer mehr Städte den Nahverkehr sowie Radfahrer und Fußgänger. Und das ist auch nötig. Nur wo es Alternativen gibt, lässt es sich aufs Auto ganz oder teilweise verzichten. Wenn nicht in den Städten, wo sonst? Die Mehrheit der Weltbevölkerung lebt heute in der Stadt. Städte sind verantwortlich für drei Viertel der globalen Wertschöpfung. Sie sind die Orte mit der höchsten Bevölkerungsdichte, aber auch der schlechtesten Luftqualität. Damit haben Städte eine entscheidende Rolle im Kampf für eine menschengerechte und klimaschonende Mobilität.


Vorbild Wien

»Belastung ist massiv gesunken« Für eine bessere Luftqualität hat Österreichs Hauptstadt in den vergangenen Jahren viel getan. Arne Fellermann sprach mit Karin Büchl-Krammerstätter, Leiterin der ­ städtischen Umweltschutzabteilung, über die ­Wiener Maßnahmen. Grenzwerten für Feinstaub. Ein Gutteil der Emissionen kommt via Ferneintrag nach Wien. Unseren hausgemachten Anteil bekämpfen wir mit einer Vielzahl von Maßnahmen. So haben wir die Fernwärme und den öffentlichen Verkehr ausgebaut, die öffentliche Beschaffung nach ökologischen Kriterien ausgerichtet und den Betrieb alter Baumaschinen ­eingeschränkt. Unser Hauptaugenmerk liegt auf den Verkehrsemissionen. Um den Schadstoffausstoß zu senken, wollen wir zum Beispiel alte Lkw verbieten und das Mobilitätsbedürfnis mit umweltfreundlichen Alternativen zum Auto bedienen.

Was sind Ihre Ansätze für ein schonendes Wachstum? Zunächst versuchen wir, Wien behutsam und möglichst dezentral nachzuverdichten. So können wir die Wege in der Stadt kurz halten, die Menschen bleiben ohne viel unnötigen Verkehr mobil. Bei der Anbindung neuer Viertel achten wir auf ein ausgewogenes Verkehrsangebot. Zum Beispiel die Seestadt – ein neues Quartier zehn Kilometer vom Zentrum entfernt. Sie ist direkt an eine leistungsfähige neue U-Bahn angebunden. Eine gute Infrastruktur für Radfahrer und Fuß­ gänger wurde dort gleich mitgeplant.

Was hat Wien unternommen, um den Autoverkehr insgesamt zu verringern? Der Anteil des Autoverkehrs ging von 2008 bis 2014 um sechs auf 27 Prozent zurück. Bis 2025 wollen wir ihn­ auf 20 Prozent drücken. Wichtig ist uns der öffentliche Nahverkehr: Unser Netz wird laufend ausgebaut, und dazu der Service verbessert. Alle U-Bahnstationen sind barrierefrei erreichbar, U-Bahnen und Autobusse verkehren auch nachts, und in der Innenstadt fahren ­E-Busse. 2012 haben wir den Preis für die Jahreskarten auf 365 Euro gesenkt – ein Euro pro Tag. Damit konnten wir die Zahl der Abonnenten um fast 74 Prozent erhöhen. Auch der Radverkehr hat sich seitdem verdoppelt. Sein Anteil liegt aber bei noch sehr entwicklungsfähigen sieben Prozent. Daran arbeiten wir weiter!

Wie reduzieren Sie den Feinstaubund Stickstoffdioxidausstoß des Verkehrs? Die Belastung ist in den letzten Jahren massiv gesunken. Seit einiger Zeit liegen wir konstant unter den EU-

Unterwegs in Wien Auf dem Transportrad durch die ­Innenstadt – noch kein alltägliches Bild in der öster­ reichischen Hauptstadt. ­Vielleicht, weil der ­öffentliche Nah­verkehr einfach vorbildlich ist?

Foto: Mobilitätsagentur Wien/Wolfgang Zajc

Wien war in unserem europäischen Städtevergleich für gute Verkehrspolitik ganz vorn dabei. Auch beim Klimaschutz tut sich bei Ihnen einiges? Karin Büchl-Krammerstätter: Ja, Mobilität ist heute fest in unsere Stadtplanung inte­griert. Ein wichtiges Ziel ist es, CO2 und Luftschadstoffe aus dem Verkehr zu senken. Die EU-weiten Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide zwingen uns zu handeln. Gleichzeitig müssen wir darüber nachdenken, wie sich unsere wachsende Metropole nachhaltig entwickeln kann. Seit 2001 ist Wien um über 250 000 Einwohnerinnen und Einwohner gewachsen, und dieser Trend setzt sich fort.

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Elektro-Autos

Das RIP-Dilemma

Foto: Jens Hilgenberg

Mit Strom gemeinsam mobil Elektrisches C ­ arsharing – so ­ können Autos auch in der Stadt eine Zukunft haben.

Eine Million Elektroautos sollen in fünf Jahren über unsere Straßen rollen. Von diesem Ziel ist die Bundesregierung meilenweit entfernt. An einer Förderoffensive führt kein Weg vorbei.

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eine Frage, die Mobilität der Zukunft funktioniert mit Strom. Schon im Jahr 2030 werden die Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen weitgehend elektrisch angetrieben. Die Vorteile sind frappierend. Vor allem wird es möglich, Mobilität umweltfreundlich zu organisieren – in letzter Konsequenz mit beinahe null CO2-Ausstoß: wenn die Elektrizität zum Antrieb der Fahrzeuge aus erneuerbaren Quellen kommt. Nur so können die Klimaziele der Bundesregierung erreicht werden – zahlreiche Studien belegen dies. Die Wirklichkeit sieht indes trist aus. Ende 2015 wa­ ren gerade einmal rund 30 000 reinrassige Elektroautos unterwegs. Dabei hatte sich die Bundesregierung vorgenommen, schon 2020 die erste Million zu erreichen.

Der Autor Frank-Thomas Wenzel ist Wirtschafts­ korrespondent der Dumont-Hauptstadtredaktion.

Konzertierte Aktion Wie kann die Lücke geschlossen werden? Die Experten sind sich einig: Nur eine konsequente Industriepolitik wird es richten. Innerhalb der Bundesregierung wird gerade eine Kaufprämie von 5000 Euro pro E-Auto diskutiert, um den Absatz anzukurbeln. Wissenschaftler wie Stefan Bratzel fordern eine konzertierte Aktion von Autobauern, Zulieferern und Staat – mit dem Ziel, das »RIP-Dilemma« zu überwinden. Gemeint sind Reichweite, Infrastruktur und Preis. Die Reichweite der heutigen E-Autos ist viel zu gering, die Infrastruktur zum Aufladen kaum vorhanden, der Preis der Fahrzeuge viel zu hoch. Bratzel sieht die Hauptaufgabe darin, mit staatlicher Förderung die Kernkomponente der Fahrzeuge weiterzuentwickeln: die Batterie. In spätestens zehn Jahren sollte sie mindestens 500 Kilometer durchhalten und dann nur noch einen Bruchteil der heutigen Akkus kos-

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ten. Batterie-elektrische Pkw könnten dann fürs gleiche Geld wie Autos mit Verbrennungsmotor zu haben sein, und ohne großen Komfortverlust genutzt werden. Intelligent fördern Doch kann das nur ein Mosaikstein in einer Industriepolitik sein, die sich ganz auf neue Mobilitätslösungen ausrichtet. Gefragt ist eine intelligente Förderung nicht nur von Pkw, sondern von allen elektrisch angetriebenen Fahrzeugen: also auch Eisen- und Straßenbahnen, Lastenfahrrädern, Lieferfahrzeugen und Bussen, die per Oberleitung mit Strom versorgt werden. Im innerstädtischen Verkehr müssen für jede City maßgeschneiderte Lösungen gefunden werden, um die Verkehrssysteme bestmöglich zu verzahnen. Das kann die Förderung von E-Carsharing und E-Taxis sein, um den öffentlichen Nahverkehr zu ergänzen. Oder die Ausweisung von Zonen, wo nur Stromer und Fahrräder fahren dürfen. Bei Kaufprämien für Pkw reicht es nicht, blind alle Autos mit elektrischem Antrieb zu subventionieren, wie es die Bundesregierung derzeit diskutiert. Das nämlich hieße, dass es auch für die Mercedes-S-Klasse in der Plug-in-Hybrid-Variante (Elektro- und Verbrennungsmotor nebst Steckdose) Geld vom Staat gäbe – für ein Auto, das auf der Straße weit mehr als zehn Liter pro 100 Kilometer schluckt! Die Förderung muss überdies an fortschrittliche Fahrzeugkonzepte geknüpft werden: an Elektroautos, die sehr viel leichter und zugleich sparsamer sind. ­Finanzieren müssen dies die Fahrer der Spritfresser – über eine deutlich höhere Kfz-Steuer für die PS-starken Limousinen und Pseudo-Geländewagen.


Eigenes Auto?

Foto: collector/voller Ernst

Kein Muss mehr

Das Durchschnittsalter derer, die in Deutschland noch Neuwagen kaufen, steigt unauf­ hörlich. Für junge Menschen verliert das ­(eigene) Auto schleichend an Attraktivität, immer häufiger verzichten sie gar auf den ­Führerschein. Ein Erfahrungsbericht. Früh übt sich … Die Zeiten, da man sich so stolz mit seinem ersten Auto präsentierte, sind schon ein Weilchen vorbei.

I

ch bin in einem hessischen Dorf aufgewachsen, weit entfernt von jeder größeren Stadt. Das einzige öffentliche Verkehrsmittel war der Schulbus. Und die meisten Wege waren zu lang, um sie mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückzulegen. Ein Alltag ohne Auto war dort also schlecht möglich. Aus Mangel an Alternativen hatte das Auto einen hohen Stellenwert. Etliche von uns machten gleich mit 17 oder 18 den Führerschein, um endlich mobil zu sein. Ein eigenes Auto kauften dennoch die Wenigsten. Viele wollten ihr Geld lieber für andere Sachen sparen. Sie nutzten das Auto der Eltern oder das von Bekannten, soweit es möglich war. Der Zugriff auf ein Auto blieb aber wichtig. Selbstständigkeit und Unabhängigkeit sind auf dem Land damit verbunden. Lieber ohne Auto unterwegs Mittlerweile lebe ich in Stadtnähe. Ein Auto nutzt in meinem Umfeld fast niemand mehr. Denn die Alternativen sind vielfältig: Busse und Bahnen fahren regelmäßig, mit dem Fahrrad komme ich sowieso fast überall hin. Ob auf dem Rad oder mit den Öffent­lichen – meist finde ich es deutlich angenehmer, mich nicht im Auto durch die Stadt bewegen zu müssen. Volle Fahrradständer bestimmen hier den Alltag junger Menschen mehr als die Suche nach einem Parkplatz. Frage ich meine Eltern, wie sie in ihrer Jugend mobil wurden, erzählen sie stolz vom ersten Mofa (natürlich getunt!) und dem ersten Auto, an das sie sich noch mit jedem Detail erinnern. Mit leuchtenden Augen denken sie zurück an den tollen Moment, als sie es endlich hatten. So früh wie möglich musste damals der Führerschein her, und dann am besten gleich ein Auto. Selbst

wenn dieses erste eigene Auto aus dritter Hand war und schon ordentlich klapperte – der Generation meiner ­Eltern (und wohl auch der meiner Großeltern) galt es noch als echtes Statussymbol. Pragmatisches Verhältnis Diesen Wert hat das Auto in meiner Generation – zumindest in meinem Umfeld – inzwischen gründlich verloren. Wenn es bei uns um Autos geht, ist die Sichtweise viel pragmatischer geworden. Der Nutzen steht im Vordergrund. Und an ein eigenes Auto wird erst gedacht, wenn es wirklich unverzichtbar erscheint. Doch werde ich denn je ein eigenes Auto brauchen? Wer auf ein Auto angewiesen ist, hat ja zum Glück die Wahl: Alternativen wie Carsharing oder Mitfahrgelegenheiten nutzen heute viele meiner Freunde. Und wie so viele meiner Freunde habe auch ich bisher noch keinen Führerschein. Ich werde damit sicherlich so lange warten, wie ich auch ohne Auto gut mobil sein kann. Wenn ich die mit Autos überfüllten Innenstädte betrachte und den ganzen Stress und die schlechte Luft deswegen – da hoffe ich doch, selbst noch viele Jahre auf ein Auto verzichten zu können.

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Die Autorin Die 20-jährige Carolin Lotter ­studiert Wirtschaftsinge­ nieurwesen in Darmstadt und engagiert sich im Vorstand der BUNDjugend.


Gesetzlich vorgeschriebene Grenzwerte müssen eingehalten werden. Was bei VW hinsichtlich der Manipulationen gelaufen ist, das geht so nicht! Wir unterstützen deshalb auch neue Messverfahren im Echt­ betrieb. Es ist auch notwendig, dass wir technologisch komplett neue Wege gehen. Daher unterstützen wir ausdrücklich die Elektromobilität. Auch über andere Antriebe wie Wasserstoff oder Gas wird man nachdenken müssen. Wir wissen bei der IG Metall, dass das große Auswirkungen auf die Arbeitsplätze haben wird. Unsere Forderung ist deshalb: Die Herstellung neuer Technologien muss bei uns in Deutschland stattfinden. Die Batterie zum Beispiel ist eine Kerntechnologie der Zukunft, wird aber fast nur in asiatischen Ländern und bei Tesla jetzt auch in den USA produziert. Wir wollen, dass solche zukunftstechnologischen Schlüsselelemente hier in Bayern hergestellt werden.

Wie steht die IG Metall zu Forderungen nach einer Verkehrswende?

»Technologisch komplett neue Wege gehen«

Bis zu 300 000 Arbeitsplätze ­hängen allein in Bayern direkt oder indirekt von der Automobil- und Zulieferindustrie ab. Was bedeuten Klimaschutzziele und die Forderungen nach einer Verkehrswende für die vielen Beschäftigten? Wie sollen die Veränderungen aus Sicht der Arbeitnehmer in dieser Branche ­gestaltet werden? Wir fragten nach bei Jürgen Wechsler, Bezirksleiter der IG Metall Bayern.

Mehr zum ­Leuchtturmprojekt Schweinfurt unter www.igmetallbayern.de

Natur+Umwelt: Wie kann man diese Veränderungen in Einklang bringen mit dem Wunsch der Beschäftigten nach einem sicheren Arbeitsplatz und angemes­ sener Bezahlung? Hat die IG Metall hierzu schon Konversionsstrategien entwickelt? Jürgen Wechsler: Zunächst muss man sagen: Wir sind absolut dafür, dass wir zu weniger Ausstoß von Treib­ hausgasen kommen. Wir müssen aber dafür sorgen, dass die Fragen nach dem Schutz der Umwelt zusammen mit der sozialen Frage geklärt werden.

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Welche Perspektive sehen Sie für die Beschäftigten in der bayerischen Autoindustrie in 30 Jahren? Ich glaube, dass individuelle Mobilität in 30 Jahren weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird, neben ­ einem breit ausgebauten Angebot an öffentlichem Personentransport. Der Verkehr der Zukunft wird stärker elektrogetrieben sein: In den Städten werden vor allem Elektroautos unterwegs sein, die in 30 Jahren eine Reichweite von 400 bis 500 Kilometern haben werden. Es wird aber noch Verbrennungsmotoren geben. Die entscheidende Frage ist: Wie viele Arbeitsplätze wird es noch geben? Um einen Elektromotor zu bauen, braucht man weniger Arbeitskräfte; er besteht aus 30 bis 40 Komponenten, ein Verbrennungsmotor mit Getriebe aus etwa 250 Komponenten. Noch nicht abzusehen sind die Einflüsse der Digitalisierung. Vielleicht wird es führerlose Fahrzeuge geben, was Arbeitsplätze im ITBereich schafft, aber das ist natürlich eine ganz andere Art von Arbeit als einen Kolben zu gießen. Wir arbeiten mit aller Kraft daran, dass die Produktion der Auto­ mobil- und Zulieferindustrie weiterhin hier in Bayern stattfindet. Was bedeutet umweltgerechte Mobilität für die ­Beschäftigten in der Autoindustrie? Am Ende des Tages läuft es auf einen Kompromiss hinaus. Ich bin stolz, dass wir da seit Jahren gut mit dem BUND Naturschutz zusammenarbeiten, zum Beispiel im Leuchtturmprojekt in Schweinfurt. Es ist auch eine Aufgabe der Gewerkschaften, Unternehmen zu sagen: Wir müssen den Weg zu neuen Technologien finden. Die Umweltbewegungen müssen aber akzeptieren, dass es bei Technologieveränderungen zwangsläufig Übergangsphasen gibt. Es bringt zum Beispiel nichts, jetzt die sofortige Abschaffung des Dieselmotors zu fordern. Stattdessen sollte man über eine staatliche Förderung für den Kauf von Elektroautos nachdenken. Als IG Metall müssen wir den Spagat schaffen zwischen Umweltschutz und dem Erhalt von Arbeitsplätzen. Diese beiden Pole müssen wir zusammenbringen. Das Interview führte Luise Frank.


Gerettete Landschaften entdecken

Foto: Thomas Gretler

Im Blütenmeer

Prachtvoll Zur Blütezeit sind die Streuobstwiesenwege um Lindau wie hier bei Reitnau ein besonders schöner Anblick.

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ie größte Gefahr für die alten Streuobstwiesen sind ökonomische Erwägungen. Denn diese Obstwiesen machen viel Arbeit und bringen wenig. Deshalb betreibt die BN-Kreisgruppe Lindau seit vielen Jahren gemeinsam mit dem Safthersteller Lindauer BodenseeFruchtsäfte GmbH ein Programm zur Erzeugung und Vermarktung von Apfelsaft aus regionalen Streuobstwiesen. So trägt sie dazu bei, dass die Eigentümer einen wirtschaftlichen Nutzen von ihren Obstwiesen haben, denn für das Obst aus den vertraglich gebundenen Streuobstwiesen gibt es einen höheren Preis als für konventionelles Obst. Im Gegenzug verpflichten sich die Landwirte, ihre Streuobstwiesen zu pflegen, nachzupflanzen und nicht chemisch zu spritzen und zu düngen. Rückzugsraum für viele Tiere Für Naturfreunde sind diese »Paradiese aus Menschenhand« ein Lichtblick in dem ansonsten von intensivem Obstbau geprägten Hinterland des Bodensees: ein Rückzugsraum für Vögel, Insekten, Wiesenblumen und allerhand Kleingetier. Zugleich sind die alten Bäume eine Attraktion für den Fremdenverkehr. Mit dem Landkreis Lindau und der Regionalentwicklung hat die Kreisgruppe Lindau einen Streuobst-Wanderführer mit sieben Wanderungen herausgebracht, die zur BaumAusgangspunkt: Oberreitnau bei Lindau, Parkplatz am Freizeitzentrum Länge/ Gehzeit: 8,1 Kilometer, etwa 2,5 Stunden Höhenunterschied: ca. 200 Meter Wegcharakter: Feldwege, Steige und geteerte ­Nebenstraßen

Früher hatte fast jeder Bauernhof seine Streuobstwiese: zur Selbstversorgung mit Obst, ­Säften, Most, Marmelade, Dörrobst, Obstbränden und Einstreu für den Stall. Mittlerweile sind sie selten geworden, aber es gibt sie noch. Und wie die Kreisgruppe Lindau arbeiten viele Kreis- und Orts­ gruppen gemeinsam mit Landwirten und Behörden an ihrer Erhaltung mit.

blüte Ende April, Anfang Mai die größte Pracht aufbieten, aber zu jeder Jahreszeit Freude machen: Im Sommer spenden ihre Kronen Schatten, im Herbst leuchten die Früchte und im Winter heben sich die knorrigen Äste markant vom Himmel ab. Eine Kostprobe ist der Weg Nr. 2 rund um Oberreitnau im Hinterland des Bodensees. Er führt uns gleich vom Ortskern durch die Hepachstraße auf den Hangnach, einen Moränenhügel, Drumlin genannt, der uns einen weiten Ausblick in alle Himmelsrichtungen ermöglicht. Nach ausgiebigem Rundblick folgen wir dem Weg hangabwärts nach Norden, zweigen aber bei nächster Gelegenheit nach rechts auf einen Feldweg ab, der uns an den Ortsrand von Oberreitnau zurück führt, und biegen dort wieder nach Norden auf eine ­geteerte Gemeindestraße in Richtung Humbertsweiler ab. Vor Humbertsweiler und seinen eindrucksvollen Bauernhäusern schwenken wir wieder nach rechts und erreichen bald eine Fahrstraße, über die wir den Weg nach Oberreitnau abkürzen könnten. Geradeaus geht es weiter Richtung Lattenweiler, doch ein Stück vor dem Ort biegt unser markierter Streuobstwanderweg an einer Infotafel von dem Fahrweg nach rechts ab und führt zwischen Gärten hindurch zur Staatsstraße 2374, die wir leicht nach rechts versetzt überqueren. Von da geht es durch einen Wald entlang Oberreitnauer Ach nach Höhenreute, wo wir links am Hang ebenfalls eine alte Streuobstwiese antreffen. Weiter geht es auf einer Teerstraße über die Bahnbrücke und nach etwa 500 Metern nach links durch ein Wäldchen zum idyllischen Aspachweiher. Wo wir den Wald verlassen, biegen wir gleich scharf nach rechts ab und kehren an Pferdekoppeln vorbei nach Oberreitnau zurück. Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner

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Den StreuobstWanderführer sowie eine Beschreibung von Weg Nr. 2 samt Kartenausschnitt gibt es auf www.lindau.bundnaturschutz.de/ projekte/streuobstwege.html


Gewöhnlicher Löwenzahn An den ersten sonnigen Frühlingstagen öffnet der Gewöhnliche ­Löwenzahn (Taraxacum officinale) seine großen Blütenköpfe und setzt heitere Farbakzente in ergrünende Wiesen, Weiden, Rasen und ­Brachflächen, an Weg- und ­Straßenränder, in Gärten, Mauerund Pflasterritzen.

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Foto: privat

m April und Mai hat der Korbblütler dann seinen ganz großen Auftritt, wenn er viele Wiesen mit einem gelben Teppich überzieht. Nach der Blüte, die Insekten reichlich Pollen und Nektar bietet, verwandeln sich die Blütenköpfe in silbrigweiße, federige Kugeln. Die vielen kleinen Früchte tragen einen Schopf feiner weißer Haare (Pappus), an dem sie sich vom Wind lösen und forttreiben lassen. Die deutschen Kräuterbücher des 16. Jahrhunderts empfehlen »Pfaffenröhrlein« oder »Körbelkraut« unter anderem gegen Magen- und Leberleiden. In der modernen Phytotherapie verwendet man Zubereitungen aus Wurzel mit Kraut bei Verdauungsbeschwerden, Störungen des Gallenflusses und zur Anregung der Harnausscheidung. Achtung! Lassen Sie sich vor einer arzneilichen Anwendung fachlich beraten. Junge Blätter der Milchsaft führenden Pflanze schätzt man in der Wildkräuter-Küche in Salaten, etwa im Kartoffelsalat, zusammen mit milder schmeckenden Kräutern auch als Wildgemüse. Die lange, dicke Pfahlwurzel diente – zerkleinert, getrocknet, geröstet

und gemahlen – als Kaffee-Ersatz. Löwenzahn-Sirup (siehe Kasten) entsteht aus den Blütenköpfen, deren Knospen lassen sich als Kapern-Ersatz einlegen. Achtung! Löwenzahn nicht in größeren Mengen verzehren. Reizung im Magen-Darm-Trakt sowie allergische Reaktionen bei Hautkontakt, insbesondere mit dem Milchsaft, sind möglich. Kinder mögen die Orakel-Pflanze: Wer alle Früchte der »Pusteblume« auf einmal fortblasen kann, ist ein Glückskind oder ein Engel. Bleiben noch einige Früchte stehen, so ist man ein Teufel. So viele Früchte wie auf einmal wegfliegen, so viele Jahre lebt man noch oder dauert es bis zur Hochzeit. Ist nach dem Ausblasen der Fruchtboden weiß, so ist einem der Himmel sicher, ist er schwarz, wartet die Hölle, hat er dunkle Flecken, so steht das Fegefeuer bevor. Aus den Stängeln wurden Ketten gebastelt, sie dienten als Pfeifen, Blasrohre und Saughalme. Ins Haus ­allerdings, so ein alter Kinderglaube, soll man den Löwenzahn nicht bringen, denn dann droht Bettnässen. Volksnamen wie »Bettseicher« zielen auf die harntreibende Wirkung. Früher gab es die durch Löwenzahn einheitlich gelb gefärbten Frühjahrswiesen nicht oder viel seltener. ­Intensive Düngung, Bodenverdichtung sowie frühzei­ tiges und häufiges Mähen benachteiligen viele Wiesenblumen, fördern aber den Löwenzahn, der zudem nach der Mahd rasch wieder austreiben kann und so auch dem Tritt des Weideviehs trotzt. Der BUND Naturschutz wünscht eine Kombination von intensiv und extensiv genutzten Grünlandstandorten und empfiehlt, in den Hausgärten, die meist keinem Produktionsdruck unterliegen, dem Löwenzahn nicht mit Ausstechen oder Gifteinsatz zu Leibe zu rücken, sondern möglichst viel Rasenfläche in ungedüngte Blumenwiese zu verwandeln und so die Wiesenblumenvielfalt und zugleich viele Tierarten zu fördern.

Löwenzahn-Sirup Die Autorin Dr. Gertrud Scherf hat mehrere ­P flanzenbücher verfasst.

▪  2 gehäufte Handvoll Blütenköpfe (ohne Stängel und äußere grüne Hüllblätter), ausschütteln, ­vorsichtig abbrausen. ▪  Mit 750 ml Wasser übergießen, 2 bis 3 Stunden ­zugedeckt stehen lassen. ▪  Wasser mit Blütenköpfen aufkochen, 15 Minuten köcheln lassen, durch ein Tuch filtern. ▪  Filtrat mit 750 g Zucker sowie Saft einer Zitrone vermischen, unter Rühren zu Sirup einkochen. ▪  Heiß in Schraubdeckelgläser füllen, sofort verschließen. ▪  »Löwenzahn-Honig« schmeckt auf Brot oder als ­Süßungsmittel etwa in Tee, Müsli und Desserts.

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Buchtipp: Alte Nutzpflanzen wieder entdeckt – Traditionelles Wissen für den Alltag

In ihrem Buch beschreibt ­unsere ­Autorin Dr. Gertrud Scherf die 60 wichtigsten heimischen Nutzpflanzen. Sie e ­ rklärt vielfältige Verwendungsmöglichkeiten: zum Färben, Putzen, Schreiben, Spinnen oder in der Schädlings­ bekämpfung. BLV-Verlag, 19,99 Euro, erhältlich im Buchhandel und bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23-99 95 70 oder per Mail an: info@service.bund-naturschutz.de

Zeichnung: Claus Caspari; aus »Der BLV Pflanzenführer für unterwegs«, BLV Buchverlag

Porträt


Gerettete Landschaften

Foto: Florian Liedl

Seit rund 25 Jahren betreut der BUND den geschützten ­Dannauer See in der Holsteinischen Schweiz gemeinsam mit der angrenzenden Ortschaft Dannau und dem örtlichen ­Naturschutzverein. Ein ursprünglich abgetrennter Zulauf liefert dem flachen See wieder frisches Wasser, sodass der Seeadler hier auf Jagd gehen kann. Der invasive Riesen-­ Bärenklau konnte soweit zurückgedrängt werden, dass in den Uferwiesen heute wieder Sumpfdotterblumen, Primeln und Knabenkräuter blühen.


Wintertourismus in den Alpen

Foto: Fotolia, Hastra

Zeit für eine ehrliche Debatte In den Weihnachtsferien 2015 strahlten die Bergwiesen in ­frischem Grün, sogar für Kunstschnee war es vielerorts zu warm. Der Klimawandel führt die Aufrüstung bayerischer Winter­sport­gebiete ad absurdum. N+U fragte den grünen Fraktions­vor­sitzenden im Bayerischen Landtag, Ludwig Hartmann, nach ­besseren Ideen für einen nachhaltigen Alpentourismus.

Natur+Umwelt: Die Grünen wollen sich 2016 intensiv mit dem Alpenraum beschäftigen. Welchen Bergtourismus wollen die Grünen? Ludwig Hartmann: In erster Linie wollen wir eine komplette Einstellung der Subvention von Schneekanonen und Skiliftanlagen. Der Freistaat Bayern hat seit 2009 mindestens 34 Millionen Euro in die Aufrüstung der Skigebiete gesteckt. Ich kenne keine andere Tourismusbranche, deren Infrastruktur zu einem Drittel von den Steuerzahlern finanziert wird.

Foto: Andreas Gregor

Welche Zukunft sehen Sie für die bayerischen Wintersportgebiete? Jeder weiß, dass der Wintersport auf Höhen wie am ­Sudelfeld bei 800 bis 1500 Metern keine Zukunft hat. Da ist eine ehrliche Debatte mit den Kommunen angesagt. Sie müssen lernen, die Stärken ihrer Region in den Vordergrund zu stellen. Ein Wettrüsten mit den Skigebieten in Österreich werden wir allemal verlieren. Laut einem Artikel in der Wirtschaftswoche lässt sich eine Liftanlage ohne 100 Tage Schneesicherheit nicht wirtschaftlich betreiben.

Ludwig Hartmann ... ist der Vorsitzende der Fraktion der Grünen im bayerischen Landtag.

Was können die Alpengemeinden also tun? Sie müssen sich naturverträgliche Konzepte überlegen, die eben nicht auf Schneesicherheit angewiesen sind. Das heißt in erster Linie, den Sommertourismus wieder zu stärken. Garmisch-Partenkirchen ist da ein gutes Beispiel. Das Dorf ist zwar als Wintersportort europaweit bekannt, hat aber bereits jetzt im Sommer mehr Übernachtungen und Gäste als im Winter. Was macht einen guten Sommerurlaubsort in den Alpen aus? Sommer- und Wandertouristen suchen Ruhe und ­Erholung in den Bergen. Fährt jemand, der Ruhe und Erholung sucht, in eine Region, in der tagsüber der ­Beschneiungssee gebaut wird, wo der Bagger rumfährt und Wasserrohre für die Schneekanonen legt? Man muss den Regionen deutlich machen, dass beides miteinander nicht funktionieren wird. Hochgerüstete Ski-

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gebiete hinterlassen bleibende Narben in der Landschaft und stehen dem Sommertourismus im Weg. Welche Möglichkeiten sehen Sie, um natur­ verträglichen Tourismus in den Bergen zu fördern? Die Alpen sollen nicht eingezäunt werden, damit sich niemand mehr dort aufhält. Darum geht es nicht. Gewisse Bereiche müssen aber deutlicher geschützt werden als bisher. Da kann man ein Biosphärenreservat diskutieren oder auch einen zweiten Nationalpark, beispielsweise im Ammergebirge. Und es muss natürlich auch Gebiete für Mountainbiker und Tourengeher geben. Zusammen mit dem Deutschen Alpenverein und seiner Initiative »Skibergsteigen umweltfreundlich« ist man da auf einem guten Weg, naturverträg­ liche Aufstiegsrouten zu markieren. Und wie kann die Politik Bürgermeister von einer Kehrtwende im Tourismus überzeugen? Wir müssen den Gemeinden Unterstützung bieten für den Umbau ihres Tourismuskonzepts. Hierfür könnten bestehende Förderprogramme – beispielsweise solche, die bisher dem Ausbau von Skigebieten zugute kommen – umgestellt werden. Ein zweiter Bereich, in dem die Politik ganz konkret tätig werden kann, ist das Busund Bahnangebot in den Alpenregionen. Das muss besser werden und darf vor allem am Zielbahnhof nicht aufhören. Wir brauchen Busse direkt in die Wandergebiete, sodass die Touristen und Tagesgäste problemlos hin- und auch wieder zurückkommen. Welche Möglichkeiten bietet die Regionalwirtschaft für Alpengemeinden? Da gibt es gute Beispiele, wie das Unternehmen Berchtesgadener Milch, das mit seiner Bergbauernmilch eine echte Marke etabliert hat und damit höhere Preise erzielt. Da gibt es noch mehr Potenzial. Früher gab es beispielsweise über 400 Käsesorten im Alpenbereich. Man könnte mit der Regionalförderung darauf hinarbeiten, mit hochwertigen Produkten mehr Wertschöpfung zu erzielen. Das wäre auch für den Tourismus positiv. Solche Spezialitäten machen eine Region einmalig. Das Interview führte Heidi Tiefenthaler.


Foto: Energievision Frankenwald

Energie aus der Region Spatenstich für das Bio­ energiedorf Gundlitz in ­Oberfranken. Das Projekt wurde von der Energievision Frankenwald e.V. gestartet.

ber die Hälfte der Erneuerbaren Energien in Bayern ist heute im Besitz von Bürgergesellschaften oder Kommunen – die dezentrale »Energiewende von unten« ist erfolgreich und lebt. »Energie in Bürgerhand« bedeutet, dass Privatpersonen, landwirtschaft­ liche Unternehmen, Gemeinden oder juristische ­Personen gemeinsam in Energieanlagen investieren. In Genossenschaften werden Bürgerinnen und Bürger Eigentümer von Energieanlagen und haben demo­­ ­ kra­tische Stimm- und Kontrollrechte. So können die Einwohner »ihre« Energiewende vor Ort aktiv mitgestalten. Zusätzlich entsteht regionale Wertschöpfung. Der BUND Naturschutz ist einer der Initiatoren der »Energiewende von unten«: In Oberfranken zum Beispiel hat Wolfgang Degelmann, Geschäftsführer des­ BN in Hof, mit der Kreisgruppe und dann über ein LEADER-Projekt den Verein Energievision Frankenwald initiiert, unter dessen Dach über 20 Bioenergiedörfer in den Landkreisen Hof, Kronach und Kulmbach entstanden sind. Bürgerenergie wird politisch 2013 hatten das Netzwerk Nordbayerischer EnergieGenossenschaften und das Bündnis Rückenwind zusammen mit dem BN mobil gemacht gegen die unsinnige 10-H-Regel für Windräder. Als politisches Sprachrohr wurde Anfang 2014 von elf Organisationen das bundesweite Bündnis Bürgerenergie e. V. initiiert. Im selben Jahr gründeten über 20 Energiegenossenschaften den Verein »Bürger-Energie Bayern« e. V. und bündeln seitdem gemeinsame wirtschaftliche und politische Interessen der bayerischen Energiewirtschaft in Bürgerhand. »Bürger-Energie Bayern« ist zugleich wirtschaftlich aktiv und bietet »Bavariastrom« aus Bayern, unter dem Motto: »von Ihrer Bürgerenergiegesellschaft vor Ort. Kohle- und Atomkonzerne müssen draußen bleiben.« Möglich gemacht wurde die Energieerzeugung in Bürgerhand durch das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) aus dem Jahr 2001. Das Prinzip Anschlussgarantie und kostendeckende Vergütung schuf zugleich die wirtschaftlichen Grundlagen der dezentralen Energie-

Die »Energiewende von unten« kommt voran

Energie in Bürgerhand Etwa 250 Bürgerenergiegenossenschaften gibt es in Bayern. Nach Schätzungen des BN sind bis zu einem Prozent der bayerischen Bevölkerung direkt oder indirekt in Bürgerenergie­ gesellschaften beteiligt. Doch die Fortsetzung dieser Erfolgs­ geschichte ist in Gefahr. wende. Aber: Erfolg hat Neider und Gegner. Atom- und Kohlekonzerne fühlen sich von der Bürgerenergie bedroht. Das Bundeswirtschaftsministerium zerschlug die dezentralen Strukturen des Erneuerbare-EnergieGesetzes in dessen Novellierungen von 2012, 2014 und bald 2016 und engt den Aktionsraum für die dezentrale Bürgerenergie ein: Streichen des Ökostromprivilegs, Umlagen auf Eigenstrom, Ausbaukorridore, zwingende Direktvermarktung und Abschaffung der kostendeckenden Vergütung – per Ausschreibungen ermittelt nun die Bundesnetzagentur, wer am billigsten anbietet. Die Idee der dezentralen Bürgerenergie war in den 1980er-Jahren aus dem BN heraus entstanden. Bürgerenergiegesellschaften haben sie vor Ort umgesetzt. Heute müssen sie die rechtlichen Frei­räume für das Ziel »100 Prozent Erneuerbare Energien« politisch erkämpfen. Der BN fordert deshalb: Die ­dezentrale Bürgerenergiewende vor Ort muss gestärkt statt abgewürgt werden. Nur so werden Atom- und Kohleausstieg und echter Klimaschutz realistisch. Richard Mergner, Herbert Barthel (lf ) Unterstützen Sie den Appell des Bündnisses Bürgerenergie für ein gerechtes EEG. www.buendnis-buergerenergie.de

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Fotos: Toni Mader

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Die Autoren Richard Mergner ist der Landesbeauftragte, Herbert Barthel der Referent für Energie und Klimaschutz des BN.


Fotos: Toni Mader

Brückenbauer Wolfgang Dötsch, Geschäftsführer der ­B N-Kreisgruppe Nürnberg-Stadt, organisiert den »Umweltaktionstag der Religionen«.

Ehrenamt im BUND Naturschutz

Grüne Brücken bauen

Vor sechs Jahren, lange bevor das Flüchtlingsthema alle Titelseiten beherrschte, fingen Christen und Muslime in Nürnberg an, gemeinsam Biotope zu pflegen. Sie mähten Wiesen, pflanzten Bäume, sammelten Abfall ein – und bauten so grüne Brücken von einer Religion zur anderen. Unsere Autorin Heidi Tiefenthaler hat sich im Herbst 2015 zu den Multi-Kulti-Naturschützern gesellt.

Selfie mit Esel Bei den Teenagern war der Eselbesuch eine der Attrak­ tionen des Tages.

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r trägt Jeans und Motorradjacke und er hat eine Sense in der Hand. Irgendwie sieht Asmar (22) seltsam deplatziert aus auf der struppigen Heidefläche im Süden von Nürnberg. Aber das Sensen geht ihm schon ganz gut von der Hand. Vor eineinhalb Jahren ist der junge Afghane alleine nach Deutschland gekommen. Inzwischen spricht er hervorragend Deutsch und will Bauingenieurwesen oder Medizin studieren. Irmgard, eine ältere Dame, die gerade Äste von der Naturschutzfläche zieht, nennt ihn »Enkel Nummer 7«. Seit er bei ihr zur Miete wohnt, hat sie ihn unter ihre Fittiche genommen. Für ihn ist die Biotoppflege eine recht ungewohnte Erfahrung, denn »in Afghanistan ist Natur leider kein Thema«, meint er, »dort ist Krieg«. Es ist neblig und ungewöhnlich kalt für die Jahreszeit. »Ideale« Bedingungen also, um Jugendliche zur Arbeit im Freien zu motivieren. Doch Wolfgang Dötsch ficht das nicht an. Der Geschäftsführer der BN-Kreis-

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gruppe Nürnberg-Stadt organisiert den »Umweltaktionstag der Religionen«, seit es ihn gibt und hat schon zu viel erlebt, um sich vom Wetter aus der Ruhe bringen zu lassen. Unverdrossen gibt er Anweisungen, begrüßt Neuankömmlinge und teilt Werkzeug aus. 40 bis 50 Leute arbeiten inzwischen auf der herbstlichen Heidefläche, die der BN 2005 mithilfe des Bayerischen Naturschutzfonds gekauft hat. Die Aktiven sorgen dafür, dass einmal im Jahr gemäht wird und der Sandmagerrasen genug Licht und Wärme bekommt. Jetzt im Herbst sieht man der Fläche gar nicht an, dass sie 40 geschützte Tier- und Pflanzenarten beherbergt. Begegnung zwischen Muslimen und Christen Wenn es in einer Stadt naheliegt, das Engagement für die Natur mit dem interkonfessionellen Dialog zu verbinden, dann sicher in Nürnberg. Im Jahr 2014 hatten 41,9 Prozent der Nürnberger einen Migrationshinter-


Teil des Lebens Sajid Qureshi engagiert sich seit 30 Jahren ehrenamtlich in Deutschland. Das ist fester Bestandteil seines Glaubens.

grund. »Wir wollten neue Wege gehen, um mehr Menschen für die Natur zu begeistern«, sagt Wolfgang Dötsch. »Wenn der Umweltschutz in der Mitte der Gesellschaft bleiben will, sollte er sich gegenüber kooperationsbereiten Migranten öffnen.« Trotzdem ist die Nürnberger Initiative wohl eher so etwas wie ein Pionierunternehmen. Wolfgang Dötsch zumindest kennt keine ähnliche Veranstaltung. Den Anstoß zum Umweltaktionstag hat vor einigen Jahren Silvia Wagner, Pfarrerin der evangelischen Kirche St. Markus, gegeben. Inzwischen sind zwei evangelische und drei muslimische ­Gemeinden sowie eine baptistische Kirche der Nürnberger Südstadt mit dabei. Die »Brücke-Köprü«, eine Organisation für die Begegnung von Christen und Muslimen, unterstützt die Aktion. Und so treffen sich einmal im Jahr Pfarrerinnen, Pfarrer, Imame und Gemeindemitglieder der verschiedenen Kirchen und Moscheen, BN-Aktive, Schüler und Konfirmanden, um der Natur gemeinsam etwas Gutes zu tun – wie auch immer deren »Schöpfer« ihrer Meinung nach heißen mag. Ludwig Wiedenhofer, wahrscheinlich der Älteste unter den Teilnehmern, ist dieses Jahr der »Sensenmeister«. Seit 30 Jahren ist er beim BN aktiv. Den Schleifstein wie einen Colt lässig an die Hüfte gebunden, erklärt er den Jungs, wie sie mit der Sense umgehen sollen. Breitbeinig stehen, die Drehung aus der Hüfte heraus, nicht aus den Armen. »Die werden sonst zu schnell müde.« Jungs und Mädchen nehmen Sensen und Rechen von den Werkzeughaufen und Ludwig hat ein wachsames Auge auf all jene, die mit scharfem Gerät Richtung Wiese trotten. Er findet es gut, dass die jungen Leute hier herauskommen und miteinander arbeiten. »Wenn ma mitanand redt, dann rauft ma ned«, meint er. Dabei sein und sich einbringen In einiger Entfernung arbeitet ein dunkelhäutiger Mann mit BN-Schirmmütze vor sich hin. Sajid Qureshi lebt seit 30 Jahren in Deutschland und arbeitet als Übersetzer für das Bundesamt für Migration. »Viel ­Arbeit zurzeit«, erzählt er. Für ihn ist es selbstverständlicher Teil des Lebens und Glaubens, sich ehrenamtlich zu engagieren. Das hat er in seiner früheren ­Heimat Pakistan so gelernt. Schon früh übernehmen die Kinder dort kleine Dienste für die Gemeinschaft. Ähnlich sehen das Dhia Harny (20) aus Indonesien und Camile Lazri (22), deren Eltern aus Mazedonien kommen. Die Studentinnen haben sich in der muslimischen Gemeinde kennengelernt und nehmen an der BN-Aktion freiwillig teil, um sich einzubringen, wie

sie sagen. Ich bin erstaunt, dass Camiles Haar unbedeckt ist. Sie lacht nur und sagt, man könne sehr gut überzeugte Muslimin sein und kein Kopftuch tragen. Deutlich weniger Enthusiasmus macht sich bei Alina und Laura breit. Die zwei Dreizehnjährigen stochern mit ihren Rechen lustlos in der Wiese herum. Sie sind Konfirmandinnen und zum ersten Mal dabei. »Anstrengend und ein bisschen langweilig« finden sie die Aktion. Sie seien eben doch eher Stadtkinder. Und ­mitten in der Pubertät, denke ich. Also wenig über­ raschend, dass sie an der Arbeit im Freien, an schmutzigen Händen und Gummistiefeln nicht wirklich ­Freude haben. Ein Stück weiter werkeln ein paar kleinere Jungs mit Astscheren vor sich hin. Niklas findet die Aktion ­»eigentlich cool«. Bloß blöd, dass sie an einem Samstag stattfindet. Da hat er normalerweise Fußball. Der Freund an seiner Seite findet alles doof, er wäre jetzt lieber drin im Warmen. Sagt’s, und hängt sich beim Abkneifen der dicksten Äste voll rein. Andere Länder, andere Sitten Nach etwa einer Stunde Sensen sind meine Arme lahm. Morgen wird sich dort ein fetter Muskelkater bemerkbar machen. Die Fläche ist größtenteils gemäht, Mädchen und Jungs ziehen die letzten Haufen von abgeschnittenem Gras auf Planen zum Traktor. Die ersten Jugendlichen trollen sich Richtung Mittagsplatz, wo die Gemeinden in Teamarbeit Köfte – eine Art Frikadellen – Fladenbrot, Salat und Kuchen vorbereitet haben. Eine Handvoll Leute von der Christuskirche hat

Auf der Seite »BN aktiv« berichten wir über unsere Aktiven und ihre vielseitigen Naturschutzaktionen in ganz Bayern. einen Stand zum Bogenschießen aufgebaut. Der ehemalige Pfarrer der Gemeinde, ein Missionarskind aus Papua-Neuguinea, hat es seinen Schäfchen beigebracht. Bogenschießen lernt in Papua-Neuguinea jedes Kind. Der Pfarrer ist längst nicht mehr in der ­Gemeinde, aber die Bogenschießgruppe besteht nach wie vor. »Andere Länder, andere Sitten«, denke ich. Und schaue zu, wie eine resolute ältere Dame dem jungen Imam geduldig erklärt, wie der Pfeil auf der Sehne liegen muss. Ob sich durch die Aktion Freundschaften unter den jungen Muslimen und Christen ergeben? Wolfgang Dötsch lacht: »Diese Frage gehört in den Bereich der Orakelkunst.« Wichtig sei das Vorbild der Erwachsenen, meint er. Wenn Kinder merken, dass Eltern und Leitungspersonen offen, unverkrampft und vor allem gleichberechtigt, auf Augenhöhe und mit Respekt Muslimen gegenübertreten, folgen sie diesem Beispiel ganz unbewusst, davon ist er überzeugt. »Meine Kinder haben zumindest alle gute muslimische Freunde und das ist auch in einer bunten Großstadt eher ungewöhnlich.«

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Foto: Projektbüro Grünes Band

er BUND Naturschutz zeichnete im November die Gemeinde Haidmühle im Bayerischen Wald als erste »Modellgemeinde am Grünen Band Europa« aus, dem 12 500 Kilometer langen ehemaligen Eisernen Vorhang. Die Gemeinde setzt sich seit Jahren in herausragender Weise für Erhalt und Entwicklung der »Bischofsreuter Waldhufen« ein, eine der faunistisch und botanisch bedeutsamsten Mittelgebirgslandschaften Deutschlands. »Die Menschen in Haidmühle zeigen, wie gelebter Natur- und Kulturlandschaftsschutz funktioniert. Hieraus entwickelte sich ein vielfältiges Engagement, von der Biotoppflege bis zur kreativen künstlerischen Auseinandersetzung mit der heimatlichen Geschichte. Haidmühle hat Vorbildfunktion für andere Gemeinden entlang des Grünen Bandes«, erklärte der BN-Vorsitzende Hubert Weiger anlässlich der Auszeichnung.

Donaukongress diskutiert Hochwasserschutz

Wildkatze erobert Bayern zurück

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eit 2012 suchen inzwischen rund 700 engagierte Bürger jedes Jahr nach einem der seltensten bayerischen Waldbewohner: der Wildkatze. Der bayerische Forstminister Helmut Brunner und der BN-Vorsitzende Hubert Weiger stellten die sehr erfreulichen Ergebnisse

Foto: Johanna Mühlbauer/fotolia.com

Haidmühle ist erste »Modellgemeinde am Grünen Band Europa«

des Jahres 2015 Ende November vor: Demnach breitet sich die Wildkatze von Nordbayern immer weiter nach Süden aus. In Bayern rechnen die Experten des BUND Naturschutz aktuell mit circa 500 Tieren. Bei der Suche nach der scheuen Katze werden »Lockstöcke« im Wald mit Baldrian eingesprüht. Wildkatzen lieben den Baldriangeruch und reiben sich an den rauen Stöcken, so dass Haare daran hängen bleiben, die anschließend genetisch untersucht werden. Die Rückkehr der Wildkatze ist dabei gerade auch ein Erfolg der in den 1980erJahren gestarteten BN-Wiedereinbürgerungsaktion. Den ehrenamtlichen »Wildkatzendetektiven« gebührt großer Dank!

wei Jahre nach dem verheerenden Hochwasser erörterten die Teilnehmer des 24. Donaukongresses im Dezember 2015 in Niederalteich verschiedenen Projekte und Lösungen des Hochwasserschutzes. Dabei gab es einen Überblick über das Hochwasserschutzkonzept 2020plus der Bayerischen Staatsregierung. Ein besonderer Fokus lag auch auf dem ­natürlichen und dezentralen Hochwasserschutz. Am zweiten Kongresstag befasste sich eine prominent besetzte Runde mit den Themen Donau-Ausbau und Hochwasserschutz. Unter der Leitung von Christian Schneider diskutierten die Stephansposchiner CSU-Bürgermeisterin Jutta Staudinger, MdB Rita Hagl-Kehl (SPD), die Landtagsabgeordneten Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und Rosi Steinberger (Grüne) sowie Stefan Hölzl (Linke) und der BN-Vorsitzende Hubert Weiger.

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Foto: RBiedermann/clipdealer.de

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Bayerns Schattenseite: Flächenverbrauch ohne Ende?

Foto: Martin Geilhufe

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ayern ist Spitzenreiter im Flächenverbrauch. Täglich verschwinden circa 18 Hektar unter Beton und Asphalt. Städte und Gemeinden übertrumpfen sich in der Ausweisung von Gewerbegebieten, die Zersiedelung geht immer weiter, neue und ausgebaute Verkehrswege zerschneiden die Landschaft. Der Fotograf Robert Schlaug dokumentiert diese Schattenseite des Freistaats in einem neuen Bildband. Ohne Aufdringlichkeit und belehrende Kommentare zeigt er 128 Ansichten des alltäglichen und banalen Bayerns. Der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner ergänzt den Bildteil durch eine Einführung in die Thematik, benennt Ursachen und Folgen der Entwicklung, zeigt aber auch Lösungsmöglichkeiten auf. Robert Schlaug: Bayerns Schattenseite, Verlag Ph. C. W. Schmidt, 148 Seiten, 29,90 Euro

Bürger fordern bei CSU-Parteitag: TTIP und CETA ablehnen!

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Foto: zorandim/fotolia.com

Foto: Robert Schlaug

llein in Bayern haben rund 400 000 Menschen gegen TTIP und CETA unterschrieben – mehr als in jeder anderen Region Europas. Ein großartiger Erfolg – vielen Dank an alle Unterzeichner! Die Unterschriften wurden Ende November beim CSU-Parteitag in München an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt ­ über­geben. Dabei forderten zahlreiche Bürger die CSU mit einer Protestaktion auf, die umstrittenen Handels- und Investitionsabkommen TTIP und CETA abzulehnen. »Wir appellieren an die CSU-Delegierten, TTIP und CETA endlich eine Absage zu erteilen, damit Klimaschutz und Gentechnikfreiheit in Bayern und ein fairer Welthandel nicht auf der Strecke bleiben«, erklärte das BN-Vorstandsmitglied Christian Hierneis bei der Aktion.

Das Geschäft mit dem Schnee

Jagdverbandspräsident stellt sich gegen Luchs, Wolf und Bär

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m November erklärte Jürgen Vocke, der Präsident des Bayerischen Jagdverbandes (BJV), bei einer Veranstaltung in Kulmbach, in Bayern sei kein Platz für Luchse, Wölfe und Bären. Unter anderem schürte Vocke dabei Furcht vor dem Wolf. Die Äußerungen spiegelten jedoch ein vollkommen überholtes Denken wider und entbehrten jeder fachlichen Grundlage. ­Vockes Erklärungen widersprachen auch den Naturschutzgesetzen, denn Luchs, Wolf und Bär sind streng ­geschützt. Es steht dem Jagdverbandspräsidenten daher auch nicht zu, darüber zu ­urteilen, ob diese Tiere wieder nach Bayern zurückkehren sollen oder nicht. Zudem konterkarierte der Jagdverbandspräsident die Bemühungen unter anderem des BUND Naturschutz und seines eigenen Verbandes, den großen Beutegreifern eine Heimkehr nach Bayern zu ermöglichen. Besonders brisant sind Vockes Äußerungen vor dem Hintergrund der illegalen Luchstötungen im Bayerischen Wald.

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bwohl sich der Klimawandel immer stärker bemerkbar macht, setzt man in den Alpen weiter auf Kunstschnee. Mit Kapazitätssteigerungen, Neuerschließungen und mehr Pistenkilometern erhofft man sich einen Wettbewerbsvorteil in einem stagnierenden Markt. Wie gnadenlos dieser Wettbewerb und das Geschäft mit dem Schnee inzwischen sind, zeigt eine neue Studie des BUND Naturschutz und der Gesellschaft für ökologische Forschung. »Gerade die bayerischen Kommunen können diesen ruinösen Wettbewerb nicht gewinnen. Sie brauchen TourismusKonzepte, die ohne Schnee auskommen. Je mehr sie jetzt in Schneekanonen investieren, desto mehr Geld fehlt ihnen für diese Konzepte. Den Profit mit den Schneekanonen machen andere, nicht die Kommunen«, erklärt der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner. Die Studie analysiert eingehend Gewinner und Verlierer. Die Studie zum Herunterladen: www.bundnaturschutz.de/alpen/aktuelles

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Skischaukel statt Balztanz? Es gehört großes Glück dazu, einen Blick auf einen­­ Auer- oder Birkhahn zu erhaschen. Fast unverschämtes Glück muss man schon haben, um einen beim Balztanz zu beobachten. Die sogenannten Raufuß­ hühner sind selten geworden in Bayern. Umso ­vehementer verteidigt der BUND Naturschutz ihre ­letzten intakten Lebensräume – aktuell am Riedberger Horn.

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hren Namen verdanken die großen Hühnervögel den befiederten Füßen, mit denen sie auch auf tiefem Schnee laufen können. Das ist jedoch nur eine der Besonderheiten, mit denen sich Raufußhühner an ihre oft extremen Lebensräume angepasst haben. Auf der gesamten Nordhalbkugel gibt es 17 Arten von ihnen. In Bayern kommen vier vor: das Auerhuhn (Tetrao urogallus), das Birkhuhn (Tetrao tetrix), das Haselhuhn (Bonasa bonasia) und das Alpenschneehuhn (Lagopus muta). Sie leben heute überwiegend in den Alpen, Auerhühner auch noch in deutschen Mittelgebirgen. Birkhühner waren früher ebenfalls in den Mooren des Alpenvorlandes zuhause, verschwanden dort aber, als die Moore mehr und mehr genutzt wurden.

Das Birkhuhn (Tetrao tetrix) Klasse: Vögel (Aves) Ordnung: Hühnervögel (Galliformes) Familie: Raufußhühner (Tetraonidae) Status: in Bayern vom Aussterben bedroht Schutzstatus: streng geschützt

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Überlebensstrategie: Energie sparen Was den Raufußhühnern noch ­gemeinsam ist: Sie sind menschenscheu und äußerst störungsempfindlich. Das hat eine biologische Ursache. Die großen Hühnervögel müssen regelmäßig Nahrung aufnehmen, um ihren Organismus »am Laufen« zu halten. Im Winter stehen ihnen dafür hauptsächlich Nadeln von Fichten, Tannen und Kiefern sowie Knospen zur Verfügung. Eine schwer verdauliche und recht nährstoffarme Kost. Um damit einen harten Winter im Hochgebirge zu überleben, müssen Raufußhühner extrem gut mit ihren Kräften haushalten. Birk- und Schneehühner richten sich deshalb im Winter dort ein, wo sie auf engstem Raum Nahrung, Deckung vor Fressfeinden sowie Schutz vor Wind und Kälte finden. Sie bevorzugen Bergrücken und -grate, die von Ost nach West verlaufen. Im Pulverschnee des Nordhanges finden sie in selbstgegrabenen Schneehöhlen Schutz vor Kälte und dem Steinadler, ihrem größten Feind. Bei großer Kälte verbringen sie dort nicht nur die Nacht,

sondern auch den größten Teil des Tages. Zum Fressen wechseln sie nur kurz über den Kamm auf die Südseite und finden dort im niedrigeren Schnee Nahrung. Diese idealen Winterlebensräume verlassen sie nur sehr ungern und flüchten deshalb meist nicht weit, was oft fälschlicherweise als Gewöhnung an den Menschen oder Störungen ausgelegt wird. Doch jede noch ­ so kurze Flucht bringt die Energie­ bilanz der Tiere durcheinander, schwächt sie und kann zum Ver­ hungern führen.

Ausbaupläne bedrohen Birkhuhn In Bayern haben die schönen Birkhühner in den vergangenen Jahren oft Schlagzeilen gemacht, weil Ausbaupläne von Skiliftbetreibern immer wieder die ohnehin selten gewordenen Lebensräume der Art bedrohen, so zuletzt am oberbaye­ rischen Sudelfeld und aktuell im Allgäu. Dort wollen die Gemeinden Obermaiselstein und Balderschwang die Skigebiete Riedberger Horn und Grasgehren bei Oberstdorf mit einer Skischaukel verbinden. Davon wäre eines der wich­


Der Alpenplan Was ist der Alpenplan?

Der sogenannte Alpenplan regelt, wo in den bayerischen ­Bergen Straßen oder Liftanlagen gebaut werden dürfen und wo nicht. Dafür teilt er den Alpenraum in die drei Zonen ein: ◾Z one A: Hier sind Seilbahnen oder Straßen landesplanerisch grundsätzlich unbedenklich. ◾Z one B: Hier müssen Verkehrsvorhaben wie Seilbahnen oder Straßen vorab auf landesplanerische Vorgaben hin ­geprüft ­werden. ◾Z one C: Hier sind Seilbahnen oder Straßen, abgesehen von ­­ Alm- und Forstwegen, unzulässig.

Foto: Shutterstock /Sergey Uryadnikov

Warum war der Alpenplan nötig?

Großer Auftritt Zwei konkurrierende Birkhähne ­während der Balz.

tigsten Birkhuhnvorkommen in Bayern betroffen. Natürlich stoßen diese Pläne bei den Natur- und Alpenschutzverbänden auf harsche Kritik. Schließlich ist das Birkhuhn vom Aussterben bedroht. Laut Landesamt für Umwelt (LfU) leben derzeit gerade noch 700 bis 1200 Brutpaare in Bayern. Außerhalb der Alpen existiert nur noch ein winziges Vorkommen in der Rhön. Was erschwerend hinzukommt: Die neuen Lifte und Pisten sollen zu wesentlichen Teilen in Zone C des Alpenplans (siehe Kasten), einer sogenannten Ruhezone, entstehen. Zone C ist grundsätzlich tabu für ­Erschließungspläne und mehr als 40 Jahre lang hat sich auch jede Staatsregierung daran gehalten. Die staatliche NaturschutzFachbehörde, das LfU, hat die Ausbaupläne dementsprechend in ihrem Gutachten abgelehnt. Und auch die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf wehrt sich bisher mutig dagegen, mit dem Ausbau

In den 1960er-Jahren entstanden mit dem wirtschaftlichen ­Aufschwung überall in den Bergen Straßen, Hotels, Lifte und neue Wintersportgebiete. Weitsichtige Politiker erkannten, dass ein Ausverkauf der bayerischen Berge droht. Um dies zu vermeiden, entwickelten sie den Alpenplan. Er schützt attraktive Gipfel vor der Verbauung und erhält sie damit bewusst für eine naturnahe Erholung wie beispielsweise das Skibergsteigen. Gleichzeitig haben die ausgewiesenen Ruhezonen (Zone C) auch große ­Bedeutung für den Naturschutz. Bis dato wurde der Alpenplan immer respektiert und kein einziger Ausbauplan in Zone C genehmigt.

einen gefährlichen Präzedenzfall zu schaffen. Sogar vonseiten der ortsansässigen Hotellerie wurden inzwischen Stimmen laut, die das Projekt ­Skischaukel für fragwürdig halten. Trotzdem konnte sich die Staatsregierung bisher nicht durchringen, das Vorhaben endgültig abzulehnen. Noch schwebt also ein Da­mok­ lesschwert über dem wertvollen Birkhuhn-Lebensraum. Wertvoll vor allem, weil Lebensräume wie dieser im Allgäu sehr selten geworden sind. Die reichlich mit Weiden, ­Alpenrosen und anderen Zwergsträuchern bestandenen Übergangsbereiche zwischen lichtem Bergwald und baumfreien Matten sind wegen der intensiven Alpwirtschaft vielerorts verschwunden. Bisher produziert die Population am Riedberger Horn so viel Nachwuchs, dass auch benachbarte Bestände davon profitieren. Werden die Ausbaupläne Wirklichkeit, könnte diese Lebensader versiegen.

Strom der Erholungssuchenden in verträgliche Bahnen lenken Es ist also die berühmte Erschließungsspirale, die dem Birkhuhn

und allen anderen Raufußhühnern das Überleben schwer macht. Das gilt nicht nur für Skigebiete und Almen, sondern auch für immer schnellere und breitere Autobahnen, die immer mehr Natur- und ­Erholungssuchende in immer ent­ legenere Winkel der Alpen bringen. Auch per se »sanfte« Freizeitaktivitäten wie Wandern, Skibergsteigen und Mountainbiken können durch die schiere Masse der Sportler für die ruhebedürftigen Bergbewohner zum Problem werden. Doch es gibt bereits erste gute ­Initiativen, um den zunehmenden Strom von Natursportlern in gute Bahnen zu lenken. So markiert der Deutsche Alpenverein (DAV) inzwischen im Gelände naturverträgliche Auf- und Abstiegs- beziehungsweise Abfahrtsrouten für Skitouren- und Schneeschuhgeher sowie Snowboarder. In den aktuellen DAV-­ Karten sind diese ebenfalls eingezeichnet und wichtige Ruhezonen als Tabubereiche markiert. Heidi Tiefenthaler

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Weitere Informa­ tionen zum DAVProjekt »Skiberg­ steigen umweltfreundlich« unter www.kurzlink.de/ davski


Frankenschnellweg: Wofür setzt der BN sich ein?

Denkpause sinnvoll nutzen In Nürnberg schlugen die Wogen hoch, als im vergangenen Jahr der Bayerische Verwaltungsgerichtshof einem raschen Baubeginn des neuen Frankenschnellwegs einen Riegel vorschob. Der BUND ­Naturschutz sieht sich bestätigt und setzt sich dafür ein, in dieser Denkpause funktionierende Lösungen zu finden.

Foto: BN

Intelligente Verkehrsvermeidung gefordert Mit einem Protestpicknick machten im Sommer in Nürnberg der BN und seine Bündnispartner auf die Luftbelastung durch Auto- und Lkw-Abgase aufmerksam.

Fotos: Annette Stefan, Toni Mader

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in Ende des Staus und eine Entlastung für lärmgeplagte Anwohner sollte er bringen, der neue Frankenschnellweg. Doch der BUND Naturschutz ist sich sicher: So funktioniert es nicht; die Verkehrsprobleme lassen sich nicht mit noch mehr Straßen lösen. Deshalb hatte der BN, unterstützt vom Bündnis gegen den Frankenschnellweg, gegen den beabsichtigten Bau des Frankenschnellwegs Klage eingereicht, für die der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) Ende 2015 in der 2. Instanz eine wichtige Vorentscheidung getroffen hat. Durch die Verkehrsplanung soll die in einem kurzen Abschnitt im Bereich Rothenburger Straße/An den Rampen unterbrochene Autobahn A 73 von Coburg nach NürnbergFeucht mit einem aufwendigen Tunnelbauwerk geschlossen werden und gleichzeitig mit neuen, umfangreichen oberirdischen Zu- und Die Autoren Abfahrten in Nürnberg St. Leonhard Peter Rottner ist versehen werden. Der BN hat sich der Landesgevon Anfang an gegen diese überzoschäftsführer, Tom gene Planung ausgesprochen, weil Konopka der Regiodurch die Verbindung der beiden nalreferent für Autobahnenden ein starker Anreiz ­Mittelfranken des BUND Naturschutz. geschaffen wird, dass der Durch-

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Natur + Umwelt BN-Magazin [1-16]

gangsverkehr, vor allem mit lauten Lkws in der Nachtzeit, mitten durch die Stadt rollt anstatt über die vorbeiführenden Autobahnen. Hierdurch wird sich die Schadstoffsituation für das hochbelastete Nürnberg weiter verschlechtern. Ebenso wird für einen Teil der Bevölkerung ­außerhalb der Tunnels eine höhere Lärmbelästigung eintreten. Die Straßenbauplanung wurde ohne Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt, obwohl das Europarecht diese für Schnellstraßenplanungen zwingend vorsieht und obwohl der BUND Naturschutz zuvor auf diesen eklatanten Missstand hingewiesen hatte. Ferner sind hohe Kosten von 500 Millionen Euro durch den Bau zu beklagen, während an anderer Stelle in Nürnberg für zahlreiche marode Straßen und Brücken das Geld fehlt.

Ausbau bedeutet kein Ende der Staus Der BUND Naturschutz wurde in der Lokalpresse für die Klage und die damit verbundenen Verzögerungen kritisiert, weil durch die vielen Staus zwischen den beiden Autobahnenden die Bürgerinnen und

Bürger zu den Stoßzeiten Zeit verlören und zusätzliche Schadstoffe entstünden. Dem ist entgegenzuhalten, dass durch neue Straßen mehr Verkehr mit weiteren Abgasen produziert wird, die Staus auch nach Ausbau teilweise bleiben und an anderer Stelle neu entstehen werden, beispielsweise auf dem Altstadtring zwischen Plärrer und Hauptbahnhof, der mit Verkehr vom Frankenschnellweg über die geplante vierspurige K ­ ohlenhofstraße überflutet werden wird. Der VGH hat nunmehr den Rechtsstreit an den Europäischen Gerichtshof (EuGH) verwiesen, weil die Straßenplanung Europarecht verletze. Der Bayerische Gesetzgeber habe nämlich zu Unrecht eine UVP für einige Schnellstraßen nicht vorgesehen und dies bedürfe der Prüfung durch das höchste Gericht der EU. Sollte der EuGH die Meinung des VGH (und des BN) bestätigen, würde dies bedeuten, dass der Bayerische Gesetzgeber seine Vorschriften zur straßenrechtlichen Umweltverträglichkeitsprüfung ausweiten muss. Die Straße selbst kann erst dann gebaut werden, wenn die Umweltverträglichkeitsprüfung gemacht wird und auf dieser Basis eine neue Genehmigungsentscheidung ergehen würde. Dies ist ein großer Erfolg für den BUND Naturschutz, zumal es die Staatsregierung bei der letzten Gesetzesänderung abgelehnt hat, europarechtliche Umweltschutzvorschriften aus der Arhus-Konvention in Bayern umzusetzen. Unabhängig davon sind derzeit zwischen dem BUND Naturschutz und der Stadt Nürnberg Verhandlungen über einen Kompromiss beabsichtigt. Voraussetzung dafür wären unter anderem wirksame verkehrsmindernde Maßnahmen für das gesamte Stadtgebiet, ein dauerhaft gesichertes Tempolimit, eine Verkleinerung der Verkehrsführung in der Kohlenhofstraße und verbindliche Maßnahmen zur Emissionssenkung. Sollte sich eine Vergleichsmöglichkeit abzeichnen, ist beabsichtigt, die Nürnberger BNMitglieder durch einen Mitgliederentscheid bindend zu befragen. Peter Rottner, Tom Konopka


Scheckenfalter: Ein sechsjähriges

Artenschutzprojekt soll die Lebensräume des europaweit vom Aussterben bedrohten Scheckenfalters (siehe Foto) sichern und durch angepasste Nutzung optimieren. Durch die Renaturierung potenziell geeigneter Lebens­ räume wollen die Projektpartner außerdem einen länderübergreifenden Verbund entlang des Grünen Bandes schaffen, in dem der

Klare Botschaft Über 4000 Menschen sagten Nein zu noch mehr Stromtrassen in der Region Coburg.

Kreisgruppe Coburg

Energiewende nur vorgeschoben Im Landkreis Coburg droht der Bau weiterer Stromtrassen. 4000 Menschen demonstrierten im November vergangenen Jahres gegen die weitere Zerstörung ihrer Heimat.

schen, die durch ICE, Autobahn und Stromtrassen bereits genug Einschnitte erdulden mussten, nicht zuzumuten. Hauptkritikpunkt ist, dass die Leitungen vorwiegend dem inter­ nationalen Stromhandel und dem Transport von Kohleenergie und Atomstrom aus dem Ausland dienen würden, was nicht im Sinne der Energiewende ist.

Scheckenfalter sich wohl fühlt. Das Hilfsprojekt wird von der BNKreisgruppe Hof, dem Landrats­ amt Vogtland sowie dem tschechischen Naturschutzband Ametyst unterstützt und vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums gefördert. Weitere Runde: Für die geplante

Lerchenhoftrasse bei Küps-Johannisthal wird jetzt wie vom BN gefordert eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt. Allerdings ist diese in vielen Punkten fehlerhaft. So wurden offensichtlich bei den Verkehrserhebungen Zahlen aus 2003 verwendet und die entlastenden Auswir-

Bessere Lösungsansätze wären nach Meinung des BN Energie­ einsparung, die Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung, effiziente Energiespeicher und die übergangsweise Nutzung von Gaskraftwerken für die dezentrale Energiegewinnung, um endlich die Kohlekraftwerke abschalten zu können. Annette Martin (ht)

kungen der seit 2008 eröffneten A 73 Lichtenfels-Coburg-Erfurt nicht berücksichtigt. Die erheb­ lichen Eingriffe in das Überschwemmungsgebiet der Rodach wurden überhaupt nicht dargestellt und vorgeschlagene Alter­ nativen wie der Ausbau der bestehenden Staatsstraße mit Kreis­ verkehr nicht in den Varianten­ vergleich miteinbezogen. Touristenmagnet: In den nordbay-

erischen Regionen Fichtelgebirge und Frankenwald engagieren sich viele Kommunen, Bürgergesellschaften oder einzelne Bürger für nachhaltige Energieprojekte. Das Projekt »Energie bewegt die Welt«

bietet die Möglichkeit, unterschiedliche Anlagen der erneuerbaren Energieerzeugung zu besichtigen. Über 3000 Besucher aus aller Welt nutzten bislang dieses Angebot. Auf diesem touristischen Potenzial aufbauend, haben die Aktiven des BN-Projektes »Energievision Frankenwald« gemeinsam mit den Anlagenbetreibern ein Vermarktungspaket entwickelt. Für Gruppen werden individuelle Führungen angeboten. »Energiewanderer« oder »-radler« können sich über Infotafeln an 34 Energiestationen informieren. Infos unter www.energie-bewegtdie-welt.de

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NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

Foto: Nora Sichardt

ie Höchstspannungsleitung P 44 von Schalkau in Thüringen nach Grafenrheinfeld ist angeblich politisch nicht durchsetzbar. Deshalb gibt es jetzt Überlegungen für eine weitere Trassenbündelung. Angedacht ist, die P 44 zur Versorgung des Knotenpunktes Grafenrheinfeld 60 Meter neben der derzeit im Bau befindlichen 380-kV-Leitung als P 44 mod (für modifiziert) zu errichten. Geradezu irrwitzig ist eine andere Variante, die den Abriss der gerade gebauten Masten und den Neubau höherer Masten vorsieht. Dies könnte notwendig werden, wenn zu den beiden 380-kV-Trassen auch noch eine der beiden Nord-SüdGleichstromtrassen (DC5/DC6) errichtet werden soll. Dann könnte es an einigen Stellen für drei Trassen zu eng werden. Die Pläne, das Coburger Land mit weiteren Stromtrassen zu belasten, treffen im Landkreis auf großen Widerstand. Am 22. November fand eine Großdemonstration mit über 4000 Teilnehmern statt. Diese Zahl übertraf die Erwartungen bei Weitem. Damit wurde ein Signal nach Berlin und München gesandt: Die Grenze der Belastbarkeit ist erreicht. Eine weitere Bündelung und damit die landschaftliche Zerstörung eines ganzen Landstriches ist den Men-

Foto: Kreisgruppe

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Foto: Michael Littel

Schützen statt schießen Die Silbergras-Sandrasen im neuen Schutzgebiet sind ein wichtiger Lebensraum für gefährdete Arten.

Aus Bombodrom wird Schutzgebiet Aus dem ehemaligen NATO-Übungsplatz bei Siegenburg im Landkreis Kelheim wurde im November das 65. Naturschutzgebiet in Niederbayern. Das 273 Hektar umfassende Areal ist Teil des größten süd­ bayerischen Sandlebensraums und beherbergt eine Vielzahl seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.

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Kahlschlag: Die Flächen um den

verfallenen Lindahof bei Vilshofen waren nicht nur bei Naturschützern für ihre wertvollen alten Streuobstbestände bekannt. Im Oktober 2015 fanden diese zuletzt sogar Eingang in die Presseberichte zur BN-Klage gegen die Orts­ umfahrung von Vilshofen. Wenige Wochen später folgte dann der Kahlschlag: In einer Nacht- und

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Nachdem der militärische Übungsbetrieb im Dezember 2014 endgültig eingestellt worden war, dauerte es nur mehr ein knappes Jahr, bis die Bezirksregierung das Verfahren für das Naturschutzgebiet abgeschlossen hatte. Dazu trug die breite Unterstützung in der Bevölkerung, des Marktes Siegenburg sowie des

Nebelaktion am 24. November wurden alle Obstbäume radikal gefällt. Obwohl die BN-Kreisgruppe Passau, Nachbarn und selbst Stadträte Alarm schlugen, konnte nichts mehr verhindert werden. Der Lebensraum zahlreicher geschützter Tierarten wie Haselmaus und verschiedener Fledermaus­ arten ist zerstört. Ein Vertreter der Erbengemeinschaft sagte, man habe »nur Ordnung« gemacht. Die BN-Kreisgruppe um ihren Vorsitzenden Karl Haberzettl hat Ende des Jahres Anzeige wegen mutwilliger Biotopzerstörung erstattet. Foto: Helmuth Rücker

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

usammen mit der »Bürgerinitiative gegen Fluglärm« hatte die Ortsgruppe Siegenburg des BUND Naturschutz um ihren Vorsitzenden Georg Flaxl Jahrzehnte lang für die Schließung des »Bombodrom« genannten Übungsplatzes gekämpft und sich für den Schutz seiner wertvollen Sandlandschaft eingesetzt.

Natur + Umwelt BN-Magazin [1-16]

Klimaschutz: Anlässlich der Welt-

klimakonferenz (COP21) in Paris gingen am 12. Dezember weltweit viele Menschen auf die Straße, um für Klimaschutz und einen starken Weltklimavertrag zu demonstrieren. So auch im Kreis Landshut, wo an diesem Tag knapp 100 Teilnehmer auf Initiative der BNKreisgruppe und der Landshuter Energieagentur die Windkraftanlage bei Moosthann besichtigten. Christian Schmid, Leiter der Stadtwerke Vilsbiburg (vorne links), erläuterte den Besuchern unter anderem die Bedeutung der 2014 von den Stadtwerken errichteten Windkraftanlage für eine dezentrale Energiewende. Veranstal-

Foto: Englbrecht

Kreisgruppe Kelheim

Landkreises mit Landrat Dr. Hubert Faltermeier an der Spitze bei. Aus Sicht der BN-Kreisgruppe Kelheim ist das neue Schutzgebiet ein Glücksfall für den Arten- und Biotopschutz: »Damit eröffnen sich völlig neue Perspektiven für einen Biotopverbund innerhalb des Sanddünengebiets Abensberg-Siegenburg«, sagt Peter Forstner, der erste Vorsitzende der Kreisgruppe. Das Gelände mit seinen offenen Dünen und Sand-Magerrasen ist ein wich­ tiger Lebensraum für Pionierarten, darunter so gefährdete Arten wie Heidelerche und Ästige Mondraute. Mit seinen Zwergstrauchheiden und lichten Kiefernwäldern ist es aber auch bundesweit von Bedeutung. Derzeit besteht für das Gebiet ein absolutes Betretungsverbot, weil aus Sicherheitsgründen mögliche Altlasten und Munitionsreste erst noch untersucht und saniert werden müssen. Kurt Schmid (as)

tungsleiter und BN-Energie-Fachbeirat Prof. Dr. Herbert Jans (vorne Mitte) sagte, Klimaschutz, Kohleausstieg und Energiewende lägen »in unserer Hand«, und hob nochmals die BN-Forderung nach einem endgültigen Ausstieg aus Atom, Kohle, Öl und Gas hervor.


Jubiläum: Die Kreisgruppe Mühl-

dorf des BUND Naturschutz feierte am 30. Oktober 2015 ihr 40-jähriges Bestehen. Etwa 140 Gäste kamen zu der Festveranstaltung ins Haus der Kultur nach Wald­ kraiburg. BN-Landesvorsitzender Hubert Weiger (rechts) betonte in seiner Ansprache, die Mühldorfer Kreisgruppe sei mit ihren kreativen Ideen »etwas Besonderes im BN«. Als Beispiele hierfür nannte er den »Umwelttaler«, den die Kreisgruppe seit 1990 für Verdiens-

Kreisgruppe Berchtesgaden

Atempause am Felsentor Einen Etappensieg im Kampf gegen das geplante Wasserkraftwerk ­ an der Ramsauer Ache hat der BUND Naturschutz im November 2015 erzielt: Das Verwaltungsgericht München bescheinigte der BN-Klage gute Erfolgsaussichten und lehnte einen sofortigen Baubeginn ab.

Foto: Rita Poser

Vorerst gesichert Das Wasserkraftwerk am Felsentor, dem einmaligen Eingangstor zum »Bergsteigerdorf« Ramsau, darf vorerst nicht gebaut werden. Für den BN ist diese richterliche Entscheidung ein Meilenstein im Ringen um den Erhalt des geschützten Gewässerabschnitts.

scheidung eine mehr als hundertseitige Beschwerde beim Ver­wal­ tungs­­gerichtshof eingereicht. Bis Mitte Januar hatte der BN Gelegenheit, dazu Stellung zu nehmen; mehr stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest. Im Rahmen des Verfahrens erwartet der BN aber eine inhaltliche Auseinandersetzung. So will die Betreiberin mit dem Kraftwerk angeblich 980 Haushalte ver-

te um die Natur in der Region vergibt, und das innovative Beweidungsprojekt im Talraum bei Jettenbach, wo Wasserbüffel als »BioBagger« die Lebensräume zahlreicher Arten erhalten (siehe N+U 4/2012). Beeindruckend war auch die Bilanz der vielfältigen Aktivi­ täten und Erfolge der Kreisgruppe, die der seit 1994 amtierende Kreisvorsitzende Gerd Ruchlinski (links) bei seinem Rückblick präsentierte. Verbesserung: Das Gebiet rund

um den Tüttensee im Landkreis Traunstein hat sich zu einem wertvollen Biotopverbund entwickelt. Noch vor 30 Jahren befand sich

sorgen und es dazu durch hohe Wasserentnahme grundlastfähig machen. Der BN stellt diesen An­ gaben die offiziell gemessenen ­Abflussmengen der Ramsauer Ache entgegen, die dafür viel zu niedrig sind. Kurt Schmid (as) Weitere Informationen: www.berchtesgadener-land.bundnaturschutz.de

der See in einem beklagenswerten Zustand, die Wasserqualität war schlecht und das Baden verboten. Schuld war der Eintrag von Nitraten und Phosphaten aus dem Hiensdorfer Graben, dem einzigen Zufluss des beliebten Badesees. 1995 pachtete die BN-Kreisgruppe Traunstein vom Landkreis ein zwei Hektar großes Grundstück und legte dort eine große Pflanzenkläranlage zur Reinigung des Wassers aus dem ­Zufluss an. Heute ist die Wasserqualität des Sees wieder ausgezeichnet. Zudem hat sich das große Feuchtbiotop der Klär­

anlage zu einem wertvollen Lebensraum für viele seltene Arten entwickelt. Ende 2015 konnte die Kreisgruppe weitere 3,3 Hektar Grünland und Streuwiesen am Hiensdorfer Graben pachten (siehe Bild) und wird dort durch weitere ­Extensivierung den Naturschutz noch verbessern.

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NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

Foto: Robert Attenhauser

m Sommer 2014 hatte das Land­ rats­amt Berchtesgaden die Genehmigung für ein neues Wasserkraftwerk beim Ramsauer Felsentor erteilt. Daraufhin hatte der BN, unterstützt von weiteren Verbänden, Klage gegen das Vorhaben beim Verwaltungsgericht München eingereicht. Die Betreibergesellschaft WKW Felsentunnel beantragte ­daraufhin den Sofortvollzug der Baumaßnahmen, was das Gericht nun abgelehnt hat. In der Begründung heißt es, die Ramsauer Ache sei im Bereich des Vorhabens ein naturnahes Fließ­ gewässer, das dem gesetzlichen Biotopschutz unterliege. Wegen der erheblichen Eingriffe in die Natur hält das Gericht zudem ein Planfest­ stellungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung für notwendig. Beides hatte im Genehmigungsverfahren keine Anwendung gefunden. Die Richter bezweifeln, dass es im öffentlichen Interesse liegt, die Anlage gerade an diesem ökologisch sensiblen Standort zu bauen. Nur dann wäre sie – als begründete Ausnahme – möglicherweise genehmigungsfähig. Die Betreibergesellschaft hatte erst im Dezember gegen die Ent-

Foto: Heike Talhammer

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Kreisgruppe Würzburg

Gewerbegebiet in Kürnach gestoppt

W

Bürger weitgehend ignoriert. Diese waren sowohl 2014 bei einer Bürgerversammlung als auch im Februar 2015 auf einer von der BN-Ortsgruppe organisierten Diskussionsveranstaltung vorgetragen worden. Vertreter des BN hatten dort die drohende Flächenversiegelung und die Zerstörung wertvoller Lebensräume, unter anderem von Feldhamster und Wiesenweihe, angeprangert und – wie auch der Bayerische Bauernverband – sich vor allem gegen die unverantwortliche Überbauung wertvollster Ackerstandorte gewandt. Umso erfreulicher, dass die Kürnacher Bürger auf demokratische Weise die künftige Entwicklung ihrer Gemeinde selbst mitbestimmt, dabei den verantwortungsbewussten Umgang mit natürlichen Res-

nistan, Eritrea, Kuba und anderen Ländern mit Aktiven des BN, beernteten gemeinsam Obstbäume, pressten Saft und konnten diesen auch anderen Bewohnern ihrer Unterkunft mitbringen. Etliche Asylbewerber haben sich auch schon aktiv an Landschaftspflegeeinsätzen beteiligt. Foto: Kreisgruppe

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

egen der »großen Nachfrage« waren im Norden der 5000-Seelen-Gemeinde im Landkreis Würzburg zusätzlich zu den bereits vorhandenen 36 Hektar ­Gewerbeflächen weitere 14 Hektar im Flächennutzungsplan vorgemerkt und davon sechs Hektar über ein Bebauungsplanverfahren vom Gemeinderat bereits abgesegnet worden. Dieser Beschluss musste aber am 8. Oktober 2015 wieder aufgehoben werden, nachdem Ende September beim Bürgerentscheid fast 70 Prozent der abgegebenen Stimmen das neue Gewerbegebiet abgelehnt hatten. Für den BN ist das wenig verwunderlich, hatte doch der Gemeinderat Kritikpunkte besorgter

Foto: Erhard Reiniger

Dem engagierten Einsatz des BUND Naturschutz (BN) und der Bürgerinitiative »Pro Kürnach« ist es zu verdanken, dass die Pläne für ein bereits genehmigtes Gewerbegebiet in Kürnach letztlich doch begraben werden mussten.

Integration: Dass auch die Herstel-

lung von Apfelsaft einen wirksamen Beitrag zur Integration von Asylbewerbern leisten kann, hat im Herbst 2015 die Kreisgruppe Haßberge unter Beweis gestellt (siehe Foto). An insgesamt 13 Terminen trafen sich in Ebern etwa 30 Asylbewerber aus Syrien, Afgha-

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Noch eins? Dieses Gewerbegebiet »verschönt« ­bereits die 5000-Seelen-Gemeinde ­Kürnach. Ein weiteres haben die Bürger zum Glück verhindert.

sourcen als vorrangig eingestuft und die Gemeinderäte dieses Votum auch akzeptiert haben. Für den BN ist dies ein deutliches Signal dafür, dass die Zukunftschancen einer Gemeinde nicht von der Ausweisung neuer Gewerbegebiete abhängen und der landesweit bislang nahezu ungebremste Flächenverbrauch von entschlossenen Bürgern durchaus eingedämmt werden kann. Kürnach hat dafür den besten Beweis geliefert.

nommen und so zu einem Naturwald werden sollen. Im Wald­ naturschutzjahr hat die Stadt damit als eine der ersten bayerischen Kommunen einen ebenso eindrucksvollen wie nachhaltigen Beitrag zur Sicherung der Bio­ diversität im Wald geleistet. Entscheidende Impulse dazu hatte der BN-Waldreferent Ralf Straußberger wenige Wochen zuvor auf einem Ortstermin geben können. Neugründung: Über die Gründung

Naturwald: Ende November 2015

wurde vom Stadtrat von Obernburg im Landkreis Miltenberg beschlossen, dass etwa 27 Hektar des Stadtwaldes aus der Nutzung ge-

Natur + Umwelt BN-Magazin [1-16]

ihrer 8. Ortsgruppe konnten sich im Juli die Mitglieder der Kreisgruppe Kitzingen freuen. Unter Leitung von Ulrike Geise wurden Dietmar Brend zum Vorsitzenden,

Dieter Hoffmann als dessen Stellvertreter sowie Waltraud Hoffmann als Kassiererin und Schriftführerin der neuen Ortsgruppe Großlangheim gewählt. Repaircafé: Höchst zufrieden war

die OG Karlstadt Ende Oktober mit dem erfolgreichen Probelauf für ein zweites Repaircafé im Landkreis Main-Spessart. In den Räumlichkeiten des Karlstädter Tafel­ ladens konnten die Reparateure Klaus Weiglein und Thomas Haupt sämtliche maroden Elektrogeräte der zahlreichen Besucher wieder instand setzen.


Kreisgruppe Neu-Ulm

Boskoop und Butterbirne Streuobstwiesen bieten in intensiv genutzter Agrarlandschaft Rückzugsraum für s­ eltene Pflanzen und Tiere und Erholungswert für den ­Menschen. Der »Obstwiesenpfad« der Ortsgruppe Weißenhorn des BUND Naturschutz ist dafür ein erfolg­reiches Beispiel.

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uf dem 4000 Quadratmeter ­großen Gelände an der Roggenburger Straße in Weißenhorn bilden 40 Hochstämme alter Obstsorten, gepflanzt von Aktiven der Ortsgruppe, das natürliche Gerüst für den »Obstwiesenpfad«. Das seit 2012 bestehende Projekt verbindet Biotopund Artenschutz mit praktischer Nutzung. Bei der Auswahl der Bäume ­legten die Naturschützer Wert auf Abgeschafft: Auf Initiative der BN-

Ortsgruppe Pfaffenhofen wird die Marktgemeinde im Landkreis Neu-Ulm künftig kein Glyphosat mehr auf öffentlichen Flächen einsetzen. Dies sagte Bürgermeister Josef Walz im Oktober 2015 zu. Das Totalherbizid ist nicht nur für die

regionale Sorten, darunter bei den Apfelbäumen Sorten wie Brettacher, Maunzen, Goldparmäne und Boskoop, und Weißenhorner Birne und Ulmer Butterbirne bei den Birnbäumen. Auch Kirsch- und Pflaumenbäume sind vertreten. Eine Tafel an jedem Baum erklärt die jeweilige Obstsorte. Ergänzend finden sich Tafeln zum Lebensraum Streuobstwiese und seiner Tier- und Pflanzenwelt. Ein Infopunkt erläutert die

Tier- und Pflanzenwelt gefährlich, es erzeugt nach einem neuen Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO wahrscheinlich auch bei Menschen Krebs. »Andere Kommunen sollten dem Vorbild von Pfaffenhofen folgen«, findet Christof Engelmayer, der stellvertretende Vorsitzende der Ortsgruppe.

Foto: Fotolia/StockR

Beeindruckend:

»Grünes Land – Unterwegs im Ecknachtal« heißt der neue Film des Naturfilmers Günter Heidemeier über das FFH-Schutzge-

Verwendung des Obstes ­ als Frischobst, Dörrobst, Saft oder Most. Gut angenommen bei den Weißenhorner Bürgern werden bislang die Baumpatenschaften, mit denen man ab 25 Euro im Jahr zum Unterhalt des ­Geländes beitragen kann. Als Gegenleistung für ihren Beitrag dürfen die Paten den Obstertrag »ihres« jeweiligen Baumes ernten. Die Ortsgruppe bietet auf dem Gelände regelmäßig Führungen sowie Kurse im fachgerechten Obstbaumschnitt an. Der »Obst­ wiesenpfad« ist aber jederzeit auch ohne Anmeldung begehbar und bietet besonders während der Blüte im Frühjahr einen wunderschönen Anblick. Bernd Kurus-Nägele (as)

biet Ecknachtal. Zwei Jahre lang war der Umweltpreisträger des Landkreises dafür an der Ecknach und ihren Zuflüssen unterwegs, mit beeindruckenden Bildern. Der Film zeigt die Schönheit und den ökologischen Wert des Tals und wurde seit Ende November letzten Jahres bereits mehrfach in Kinos der Region gezeigt. Entstanden ist er auf Initiative der Projektgruppe Ecknachtal, an der die BN-Kreisgruppe Aichach-Friedberg be­ teiligt ist. Informationen zum Projekt: http://ecknachtal.info Ausgezeichnet: Die »Heidealli-

anz«, ein Gemeinschaftsprojekt des Landkreises Donau-Ries, der

Der nächste Obstbaumschnittkurs findet am 4. und 5. März 2016 statt. Anmeldung bei der Kreisgruppe unter 0 73 07-2 96 94 oder Bund­NatNU@ aol.com Auch Führungen können unter diesen Kontaktdaten ­gebucht werden.

Rieser Naturschutzvereine und der BN-Kreisgruppe Donau-Ries hat Anfang Dezember letzten Jahres den Umweltpreis der Bayerischen Landesstiftung erhalten. Der mit 10 000 Euro dotierte Preis ist eine der bedeutendsten Naturschutzauszeichnungen in Bayern. Der BN kauft im Rahmen des Projekts unter anderem Flächen an, die dann dem Naturschutz zur Ver­ fügung stehen. Zuletzt erwarb die Kreisgruppe Ende 2015 eine 1,6 Hektar große Fläche am Harburger Bock, die verschiedene Heideflächen westlich von Harburg über extensiv genutzte, artenreiche Wiesen verbinden soll.

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NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

Foto: Bernd Kurus-Nägele

Treffpunkt unter Apfelblüten Einmal im Jahr treffen sich die Baumpaten und die Weißenhorner BN-Aktiven auf der Obstwiese zum Austausch.


Kreisgruppe Fürth-Land

Neubau soll durchgedrückt werden Der Markt Cadolzburg hat ein Verkehrsproblem: Lärm und Gestank auf der Ortsdurchfahrt belasten die Anwohner. Die geplante U ­ mfahrung wird das Problem jedoch nicht lösen.

Foto: Bürgerinitiative

Landschafts­ vernichtung Mit einem Flatterband verdeutlichte die Bürgerinitiative, dass die geplante Straße die Landschaft völlig zerschneiden würde.

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Naturschutz-Werbung: Die Kreis-

gruppen Fürth-Stadt und -Land haben sich zum zweiten Mal an der bayernweit größten Veranstaltung zum Erntedank beteiligt und neben Fußballvereinen, Musik­ kapellen und Tanzsportgruppen auf dem Fürther Erntedankzug für

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fähige Nord-Süd-Verbindung als Abkürzung zwischen A 3 und A 6 schaffen, die den Umweg über Nürnberg erspart. Das dürfte kaum im Sinne der Cadolzburger sein. Alternativen, die innerorts zu einer Verkehrsberuhigung führen, wurden in der Projektwerkstatt kaum erörtert. Auch Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen hat das Landratsamt eine Absage ­erteilt, da nach bayerischem Recht sichergestellt werden müsse, dass

den Naturschutz geworben. »Der Biber – genialer Baumeister am Wasser«: Ein Transparent mit ­diesem Spruch wurde auf einem Wagen durch die Stadt gefahren (siehe Foto). Eine Biberburg und mehrere Präparate flankierten die Botschaft. Das Fürther Publikum empfing den Beitrag begeistert. Viele waren ob der Größe der Tiere verblüfft, ­etliche von der Kraft ihrer Zähne oder der Weichheit des Fells. Foto: Ulla Lippmann

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

as Staatliche Bauamt Nürnberg hatte bezüglich der Umgehung Bürgerbeteiligung versprochen und eine sogenannte Projektwerkstatt eingerichtet, die Ende 2015 abgeschlossen wurde. Im Lauf der 15 Sitzungen hatte sich den Teilnehmern allerdings der Verdacht aufgedrängt, dass hier nicht das Beste für die Stadt gesucht, sondern mit allen Mitteln der Bau der Umgehung ­gerechtfertigt werden sollte. Offenbar will das Bauamt eine leistungs-

Unbelehrbar: Der

Zweckverband InterFranken hat angekün-

Natur + Umwelt BN-Magazin [1-16]

Staatsstraßen mit 50 Stundenkilometern befahren werden können. Erst wenn Personen zu Schaden kommen, könne die Geschwindigkeit reduziert werden. Was für ein Zynismus! Die BN-Kreisgruppe Fürth-Land hatte gemeinsam mit dem Bayerischen Bauernverband frühzeitig auf die drohende Zerstörung von Natur, Trinkwasserschutzgebieten und wertvollen Ackerflächen hingewiesen. Inzwischen bündelt eine sehr aktive Bürgerinitiative den Widerstand. Die Anwohner kämpfen teilweise vehement für eine Umgehung. Ihnen scheint nicht bewusst zu sein, dass die Ortsdurchgangsstraße auch nach einem Neubau stark befahren sein wird, weil der Löwenanteil der Verkehrsteilnehmer direkt aus Cadolzburg kommt beziehungsweise dort hin will und deshalb die Umgehung nicht nutzen wird. Marion Betzler (ht)

digt, einen neuen Bebauungsplan für ein Gewerbegebiet am Autobahnkreuz bei Feuchtwangen in Auftrag zu geben. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte den alten Bebauungsplan vergangenes Jahr aufgehoben (siehe N+U 2/2015). Die kommunale Allianz ficht dies aber offenbar nicht an. Auf Initiative des BN-Landesverbands fand deshalb Ende Oktober in Ansbach ein Pressegespräch statt, in dem sich der BN erneut klar gegen das Vorhaben positionierte. Der Verband und das Bürgerforum Wörnitztal kündigten an, notfalls auch weiter den juristischen Weg zu beschreiten.

Umweltbildung: Im Oktober 2015

hat Axel Schreiner, Leiter der BNÖkostation Wartaweil, das vom BN konzipierte Energiespardorf an die BN-Kreisgruppe Roth übergeben. Das Dorfmodell, in dem Energieerzeugung und -verbrauch realistisch simuliert werden können, soll vor allem Schülern helfen, die komplexen Zusammenhänge rund um Klimapolitik und -schutz besser zu verstehen. Beim Workshop für die angehenden Kursleiter, die künftig die Schulen besuchen ­werden, waren alle Beteiligten mit großem Engagement bei der Sache. Das Energiespardorf hat schon viele Schulen in ganz Bayern begeistert.


Fotos: Toni Wolf/Kreisgruppe

Beweidungsprojekt: Vertreter der

Gesellschaft für Regionale Entwicklung, Landimpuls, haben der Kreisgruppe Regensburg auf der Jahreshauptversammlung im November 2015 die richtige Strategie bei dem Beweidungsprojekt am Otterbach (siehe Foto) bescheinigt. Aktuelle Kartierungen bestätigen,

Kreisgruppe Neustadt a.d. Waldnaab

Engagiert für Vielfalt und gegen Naturzerstörung Eine der aktivsten Kreisgruppen der Oberpfalz hat im Oktober 2015 ihren 40. »Geburtstag« gefeiert. Die KG Neustadt a. d. Waldnaab hat sowohl im Widerstand gegen die WAA wie auch beim Anschieben der Energiewende wichtige Zeichen gesetzt. voltaikdächer und bei der Gründung kommunaler Energiegenossenschaften. Gleichzeitig appellierte er an die Politik, den nach wie vor überdimensionierten Straßenbau zugunsten einer echten Verkehrsund Energiewende zurückzufahren und damit auch den trotz aller Sonntagsreden ausufernden Flächenverbrauch einzudämmen. In jüngerer Zeit engagierte sich die Kreisgruppe für vielfältige ­Lebensräume in der Feldflur, ins­ besondere in der Biodiversitäts­ gemeinde Tännesberg, und gegen

dass dort zahlreiche seltene Arten (unter anderem Ringelnatter und diverse Tagfalter) von der Anwesenheit der Angusrinder profitieren. Zudem liefern diese hochwertiges Fleisch und bescheren dem Wanderer eine optisch attraktive Bachlandschaft. Moorschutz: Dem unermüdlichen

Foto: Landimpuls/Thomas Schwarz

Vielfältiges Engagement Bunte Feldfluren in Tännesberg gehen ebenso auf den Einsatz der KG Neustadt a.d. Waldnaab zurück wie eine Anti-­ Fracking-Demo im Jahr 2014.

und letztendlich dann doch erfolgreichen Einsatz von Edeltraud und Paul Winterstetter verdankt es der BN, dass das Arracher Moor (Landkreis Cham), eines der letzten lebenden Hochmoore in Bayern, 1995 als Naturschutzgebiet unter amtlichen Schutz gestellt wurde. Sein Fortbestand ist jedoch

naturzerstörende Vorhaben wie das Fracking in der Weidener Senke. Geboten waren in Parkstein aber auch jede Menge kulinarischer Köstlichkeiten aus der Region – darunter die typisch oberpfälzerischen »Kirwakouchn« und »Kirwakeichla«. Derart gestärkt und neu motiviert sehen die Aktiven der Kreisgruppe nicht den geringsten Anlass, sich zur Ruhe zu setzen. Deshalb sind auch neue Mitstreiter mit zündenden Ideen und frischer Motiva­ tion herzlich willkommen. Helmut Schultheiß (ht)

durch zu hohen Wasserabfluss, den Eintrag von Nährstoffen und Verbuschung gefährdet. Der BN ­appelliert deshalb erneut an die Gemeinde Arrach, dieses ökolo­ gische und touristische Kleinod durch eine Dammerhöhung im Bereich der Staatsstraße 2138 vor der endgültigen Austrocknung zu bewahren. Goißenfest: Allen Grund zum

­ eiern hatten Anfang Oktober die F Kreisgruppe Schwandorf und die Ortsgruppe Pfreimd. Schon zum x-ten Mal wurde für das erfolgreiche Ziegenbeweidungsprojekt ein Biotop- und Goißenfest organisiert. Bei »Kaiserwetter« konnten

zahlreiche Gäste ein regionales Schmankerlbuffett genießen und sich im Gelände über die bislang für den Arten- und Biotopschutz erzielten Erfolge informieren lassen. Naturmobil: Die Kreisgruppe Re-

gensburg blickt auf ihre bisher erfolgreichste Saison beim Naturmobileinsatz zurück. Bei 49 Terminen kam es an Schulen, in Kindergärten und bei Kindergruppen zum Einsatz. Es konnte aber auch auf neun Bürger- und Vereinsfesten zahlreiche erwachsene Besucher begeistern. Sein Einsatz ist für 2016 und 2017 durch zahlreiche Spenden bereits wieder gesichert.

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NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

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ahlreiche Ehrengäste aus der Kommunal- und Landespolitik, darunter der Landtagsabgeordnete Jürgen Mistol, Landrat Andreas Meier und der Oberbürgermeister der Stadt Weiden, Kurt Seggewiß, konnten am Kirchweihsonntag 2015 Sonja Reichhold, die Vorsitzende der Kreisgruppe des BUND Naturschutz in Neustadt a.d. Waldnaab im Markt Parkstein begrüßen. ­ Zu feiern gab es am Fuße des laut ­Alexander von Humboldt »schönsten Basaltkegels Europas« das 40-jährige Bestehen einer der ­aktivsten Kreisgruppen der Oberpfalz. In seiner Festrede erinnerte der BN-Landesvorsitzende Hubert ­Weiger an den erfolgreichen Kampf gegen die bei Wackersdorf geplante atomare Wiederaufbereitungs­ anlage. Außerdem würdigte er die ­Vorreiterrolle der Kreisgruppe bei der Konzeption und Förderung der ersten bürgerfinanzierten Foto­


Foto: Axel Schreiner

Grüne Engel in der Umweltbildung

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Fachinformationen zum Lebensraum Donau stehen Exkursionen, Lagerfeuer-Abende und natürlich Baden auf dem Programm. Die JBN signalisiert mit der Donaufahrt: Wir setzen uns für den Schutz der Donau und deren Tierund Pflanzenwelt ein! ▶ 22. bis 25. Mai 2016, 120 Euro, 100 Euro für Mitglieder, Anmeldung und Information: www. jbn.de, Tel. 0 89-15 98 96 30 Foto: JBN

WASSER & WILDNIS

Foto: StMUV

rüne Engel geben dem Naturschutz Gesicht und Stimme«, so Umweltministerin Ulrike Scharf bei der Verleihung dieser Auszeichnung an Brigitte Streber und Margarete Sandner. Die Auszeichnung erhielten die beiden Frauen auf Vorschlag des Landratsamtes Neuburg-Schrobenhausen für ihr langjähriges Engagement als Leiterinnen der BN-Kindergruppe »Die Eisvögel«. Seit 2007 führen sie einmal im Monat 15 Kinder im Alter zwischen sieben und elf Jahren in das Naturschutzgebiet »Goachat«, einen idyllischen Abschnitt der Paarauen zwischen Schrobenhausen und Hörzhausen. Bei den Exkursionen wird geschnuppert und beobachtet, zusammengetragen, was man noch nicht kennt, gemeinsam überlegt, was die Natur alles zu bieten hat und wie man sorgsam damit umgehen kann. Vom Frühjahr bis in den Herbst können die Kinder im Freien forschen und spielen. Im Winter entstehen Nistkästen für Vögel und Insektenhotels aus Recyclingmaterialien. Zu hoffen bleibt, dass es die Naturexkur­ sionen der »Eisvögel« noch lange geben wird. Denn derzeit wird die Planung für den Bau der »GoachatTrasse«, im Straßenbau-Deutsch Südwesttangente, ­vorangetrieben. Trotz fehlendem Gesamtverkehrskonzept soll der Straßenbau das stadtnahe Erholungs- und FFH-Gebiet zerschneiden. ▶ Kontakt: BUND Naturschutz, Ortsgruppe Schrobenhausen; Brigitte Streber, brigitte.streber@neusob.de

Mit Kanu und Schlauchboot auf der Donau! In den Pfingstferien können mutige Matrosen zwischen zwölf und 15 Jahren den letzten frei fließenden Abschnitt des »bayerischen Amazonas« erpaddeln. Mit Booten kommt man der einzigartigen Natur dort besonders nahe. Neben

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Wildniswochenende

Der Titel ist Programm! In kleinen Gruppen sind die Teilnehmer im bayerisch-österreichi-

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Energiespardorf Bayern

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ie stellt man die Stromversorgung eines ganzen Dorfes sicher? Und wie schafft man es, gleichzeitig den CO2-Ausstoß zu senken und die Nahrungs­ mittelproduktion im Auge zu behalten? Das können Schülerinnen und Schüler ab nächstem Jahr in vier ­verschiedenen Standorten in Bayern am Modell des Energiespardorfs (ESD) herausfinden. Nach dem erfolgreichen Start in den Regionen München und Ingolstadt kommt das Energiespardorf ab diesem Jahr auch in die Regionen Nürnberg und Amberg zu interessierten Schulen und Bildungseinrichtungen. Das »Energiespardorf Bayern« ist ein funktionierendes Modell einer Gemeinde mit Wohnhäusern, Kleingewerbe und Landwirtschaft. Bei dem Workshop schlüpfen Schüler in die Rolle von Gemeinderäten, Handwerkern oder Landwirten und vertreten im Planspiel Energiewende ihre Interessen. Im Energiespardorf kann der Energiemix der Zukunft mit Fotovol­taikAnlagen, Windrädern und Biogasanlagen simuliert werden. Das Energiespardorf Bayern wird vom Bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert. Das Modell wurde im Naturschutzzentrum Wartaweil entwickelt und in Zusammenarbeit mit der Caritas Landsberg und der Berufsschule Mindelheim gebaut. Das Planspiel kann sowohl in Schulen als auch in der Erwachsenenbildung eingesetzt werden. ▶ Kontakt: Jugend- und Naturschutzzentrum Wartaweil, Tel. 0 81 52-96 77 08, wartaweil@bundnaturschutz.de

schen »Outback« zu Fuß, mit Rucksack und nur dem Nötigsten ausgestattet, unterwegs. Mithilfe von Karten und Kompass geht es Richtung Salzburg. Mit im Gepäck sind knifflige Aufgaben, die es zu lösen gilt. Die Gruppe entscheidet, ob sie sich im Wald einen Unterstand baut oder beim Bauern im Heu übernachtet, sich ein Abendbrot ertauscht oder aus dem Proviant ein SurvivalMenü zaubert. In Salzburg angekommen, dürfen die Teilnehmer ausspannen und feiern. ▶ 27. bis 29. Mai 2016, 30 Euro, 20 Euro für Mitglieder, Anmeldung und Information: www. jbn.de; Tel. 0 89-15 98 96 30

Umweltdetektive

Umweltschutz, das ist nicht nur etwas für die »Großen«. Jeder, ob groß oder klein, kann etwas für die Umwelt tun. Was man tun kann und warum das wichtig ist, erfahren Kinder bei einer spannenden Müllrallye. Zusammen wird experimentiert, Neues erfahren und Up­ cyling gemacht – aus »Müll« kann man tolle Sachen basteln. ▶ Würzburg, 6. März 2016, ­Anmeldung bis zum 3. März erforderlich. Kontakt: Kreisgruppe Würzburg, Tel. 09 31- 4 39 72, info@bn-wuerzburg.de


Ihre Ansprechpartner beim BN

BN-Studienreisen, Tel. 09 115 88 88 20, www.bund-reisen.de

Mitgliederservice (allgemeine Fragen zur Mitgliedschaft, Adressänderung) Tel. 09 41-2 97 20-65 mitglied@bund-naturschutz.de

Provence und Camargue Eine Reise zum Blumenreichtum und den malerischen Dörfern der Provence. Die Camargue ist eines der bedeutendsten Feuchtgebiete Europas. Die Teilnehmer begegnen frei laufenden weißen Pferden, schwarzen Stieren und sehen die Brutgebiete der Rosa Flamingos und verschiedener Reiherarten. • Frankreich, 14. – 23. April 2016

Spendenbescheinigungen Tel. 09 41-2 97 20-66 spenderservice@bund-naturschutz.de Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Redaktion Natur+Umwelt Referentin: Luise Frank Tel. 09 41-2 97 20-22 natur+umwelt@bund-naturschutz.de Beratung zu Spenden, Anlassspenden und Vermächtnissen Claudia Ciecior-­Bordonaro Tel. 09 41-2 97 20-34 claudia.ciecior@bund-naturschutz.de Haus- und Straßensammlung Ehrenamtlich aktiv werden Christine Stefan-­Iberl Tel. 09 41-2 97 20-11 christine.stefan@bund-naturschutz.de

Unterwegs zum Nationalpark Steigerwald Das Ringen um den Nationalpark Steigerwald geht weiter. Das ­Anliegen dieser Wanderwoche ist es, den Teilnehmern den ­Lebensraum der majestätischen alten Buchenwälder mitsamt ­seinen Bewohnern nahezubringen. • Deutschland, 16. – 21. April 2016 Urwälder und Sumpflandschaften Polens Auch in diesem Jahr nimmt der erfahrene Reiseleiter und Ornithologe Piotr Orzechowski die reisenden Naturfreunde wieder mit auf Streifzüge durch Naturräume von enormer Vielfalt. Die Teilnehmer erkunden unter anderem den Bialowieza-Urwald sowie den Nationalpark Biebrza-Flusstal. • Polen, 29. April – 8. Mai 2016

Foto: Gerhard Rohrmoser

BN-Bildungswerk Referentin: Ulli Sacher-Ley Tel. 09 41-2 97 20-42 ulrike.sacher-ley@bund-naturschutz.de

IMPRESSUM

BN-Stiftung Christian Hierneis Tel. 09 41-2 97 20-35 christian.hierneis@bund-naturschutz.de

Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes­ geschäfts­führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, natur+umwelt@ bund-naturschutz.de Redaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as) Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-65 Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelfoto: vario images Titelgestaltung: Gorbach GmbH Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40 Druck und Versand: Brühlsche Universitäts­ druckerei Gießen Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, Tel. 0 30-2 80 18 -145, Fax -400, hansmann@runze-casper.de. Es gelten die Mediadaten Nr. 24.

Verlag: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23-9 99 57-30, Fax -99, info@service.bund-naturschutz.de Druckauflage 4-2015: 135.809 Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im ­Beitrag ­ent­­halten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807 BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft München, IBAN DE27 7002 0500 0008 8440 00, BIC: BFSWDE33MUE Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die ­Meinung der R ­ edaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Geneh­migung des BN. Für unverlangt e ­ ingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redak­tion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100 % ­Recycling­­­­papier gedruckt.

Frühlingserwachen im Bregenzerwald Die wunderbare Farbenpracht der Landschaft des Bregenzer­ waldes und die liebenswerte Lebensart seiner Bewohner erwarten die Wandersleut’ auf der Sonnenterrasse über dem Bodensee ­inmitten des Naturparks Nagelfluhkette. • Österreich, 8. – 13. Mai 2016 Eseltrekking in Umbrien Eine besondere, langsame Art des Reisens erkunden und sich auf neue Erfahrungen und Entdeckungen einlassen. Beim Esel­ trekking durch das schöne Tal Valnerina und entlang wunderbarer Wege im Nationalpark Monti Sibillini finden die Teilnehmer ihr eigenes Tempo. • Italien, 18. – 25. Juni 2016

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LEGAT

DIE NATUR ALS ERBE –

EIN VERMÄCHTNIS FÜR DIE EWIGKEIT

JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

Fotos: Fotolia

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Stellen Sie uns Ihre Fragen. Wir informieren Sie unverbindlich. Peter Rottner Landesgeschäftsführer Tel. 0941/29720-34 Fax 0941/29720-32 erbschaft@ bund-naturschutz.de

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