StiftungsReport 2014

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ihn dann Medizinstudierende übersetzen. Der Service ist kostenlos, die Studierenden engagieren sich ehrenamtlich. „Die Zahl der Engagierten schwankt“, sagt Anja Bittner.57 „In der Regel haben wir um die 200 aktive Studierende und 100 Ärzte, die ärztliche Befunde in eine leicht verständliche Sprache übersetzen.“ Finanzielle Unterstützung gab es beispielsweise von der Robert Bosch Stiftung. Darüber hinaus hat „Was hab’ ich?“ bereits ein gutes Dutzend Preise gewonnen.

Sozialunternehmer zählen nur selten zu den Begünstigten gesundheitsfördernder Stiftungen: 4,5 Prozent der im Bereich Gesundheit tätigen Stiftungen unterstützen diese Gruppe durch ihre Stiftungsaktivitäten (n= 683). > S. 103 Quelle: Umfrage „Stiftungen und Gesundheit“, Bundesverband Deutscher Stiftungen (Februar 2014)

„Was hab’ ich?“ ist wohl auch deswegen so erfolgreich, weil es nicht nur den Patienten hilft. Auch die (angehenden) Ärztinnen und Ärzte können sich durch ihre Übersetzungstätigkeit praxisnah auf das Berufsleben vorbereiten. Sie werden dafür sensibilisiert, wie wichtig eine verständliche Kommunikation ist. Der Service ist nachgefragt: Mehr als 17.000 Befunde wurden seit Gründung des Sozialunternehmens 2011 übersetzt. 2012 wurde Bittner Ashoka-Fellow. Auch die Bertelsmann Stiftung ist Projektpartner. Sie hat bei „Was hab’ ich?“ einen BefundDolmetscher in Auftrag gegeben, der in die Internetpräsenz von Faktencheck Gesundheit integriert wird.

STIFTUNGEN STÄRKEN DIE EIGENVERANTWORTUNG Niemand kann dazu gezwungen werden, sich gesundheitsbewusst zu verhalten. Es ist legitim, vom Recht auf Nicht-Gesundheit Gebrauch zu machen. Umgekehrt gilt jedoch auch: Wer seine Gesundheit fördern will, sollte dazu Möglichkeiten und Anreize haben. Dazu braucht es mehr Transparenz, denn oft wird beispielsweise verschleiert, wie ungesund bestimmte Produkte sind. So sind auch ernährungsbedingte Gesundheitsprobleme keine Seltenheit. Viele Menschen erkennen nicht mehr, wann sie sich durch das, was sie essen, schaden: Sie ernähren sich zu salzig, zu süß, zu fett, essen zu viel Fleisch. Die Assmann Stiftung für Prävention will durch Information Menschen dabei unterstützen, gesundheitsbewusst zu leben – pragmatisch und undogmatisch. Sie erklärt auf ihrer Website, wie sich Risiken senken lassen. Die Ernährung ist dabei ein zentraler Ansatzpunkt, besonders wenn es schon Indizien für eine bestimmte Erkrankung wie Diabetes oder Bluthochdruck gibt. Diese Informationen sind nützlich und finden sich auch in vielen Zeitschriften mit Rubriken zum Thema gesunde Ernährung. Doch reicht das Wissen allein nicht aus. Viele Verhaltensmuster sind über lange Zeit eingeübt und lassen sich nicht so leicht ablegen. Das hat biologische Gründe: Wer Zucker zu sich nimmt, fördert die Produktion von Insulin, was auch zur Bildung von Serotonin führt, dem Neurotransmitter, der als „Glückshormon“ bezeichnet wird.58 Und Süßigkeiten oder auch Alkohol setzen Dopamin frei. Diese Botenstoffe wirken stimulierend – sind aber oft auch suchterzeugend. So steigt das Verlangen nach bestimmten Substanzen und Speisen, je stärker der Körper an sie gewöhnt ist. Diese Gewöhnung beginnt schon im Kindesalter.

1 – Prävention: Was Stiftungen leisten, um Gesundheit zu erhalten

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