StiftungsReport 2014

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In Deutschland steigt der Anteil von Menschen, die auf Projektbasis arbeiten und dadurch nicht nur weniger Rechte, sondern auch eine schlechtere Absicherung haben. Wie steht es um diese Gruppe? Da sind häufig die Grenzen der betrieblichen Mitbestimmung erreicht. Werkverträge sind prinzipiell nichts Schlechtes. Zumindest wenn das nicht zur Ausbeutung führt oder im großen Stil Scheinwerkverträge geschlossen werden. Insgesamt kann man sagen: Je mehr abhängige Stammarbeitsplätze bedroht werden durch prekäre Arbeitsverhältnisse wie Leiharbeit und Werkverträge, desto schwieriger wird es, kollektiv gute Arbeitsbedingungen zu gestalten. Da sind dann die Arbeitgeber und deren Verbände gefordert, das zu stoppen. Auf der anderen Seite gibt es beispielsweise in der Kreativwirtschaft auch gut bezahlte Projekte in ungeregelten Arbeitsstrukturen mit bewusst selbstständiger Arbeitsweise. Aber prekär arbeitende Solo-Selbstständige sind kollektiv schwer zu vertreten. Das Problem wird vermutlich noch größer werden.

Sinnvoller sei, ehrlich nach den Gründen zu suchen. Dabei müsse sich der Blick stärker von der einzelnen Person auf das System richten. So heißt es in einer Analyse der Betriebs- und Dienstvereinbarungen: „Arbeitsverdichtung, beschleunigte Arbeitsprozesse, zunehmender sowie andauernder Zeit- und Leistungsdruck sind Ursachen dafür, dass Beschäftigte sich an die schlechten Arbeitsbedingungen anpassen müssen und dadurch krank werden.“ 33 Burkhard Schmidt vom Mannheim Institute of Public Health sieht im sogenannten Präsentismus, also dem Phänomen, dass Arbeitnehmer aus Angst, ihre Aufgaben nicht zufriedenstellend erledigen zu können, auch krank zur Arbeit gehen, ein Problem, das „die höchsten Ausfallkosten verursacht und das größte Präventionspotenzial birgt“.34 Ein schwieriges Thema ist auch der Umgang mit Süchten. Wenngleich es durchaus Betriebsvereinbarungen zu Sucht und Suchtmittelmissbrauch gibt, wird das Thema häufig tabuisiert. Die IAS Institut für Arbeits- und Sozialhygiene Stiftung als Dach der gleichnamigen Unternehmensgruppe zielt darauf, Arbeitssicherheit zu erhöhen und die Gesundheit auch am Arbeitsplatz zu fördern, zu erhalten oder wiederherzustellen. In ihrem Kundenmagazin, das sich an Führungspersonen in Betrieben und Unternehmen richtet, thematisiert die Stiftung den Umgang mit Suchtproblemen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Neben Hilfsangeboten für Betroffene sollte es auch Maßnahmen geben, „die zur Sensibilisierung und Handlungssicherheit beitragen, zum Beispiel eine Betriebsvereinbarung Sucht, die Etablierung von Suchtkrankenhelfern und Führungskräfteschulungen“.35 23

1 – Prävention: Was Stiftungen leisten, um Gesundheit zu erhalten


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