Die Grundsätze guter Stiftungspraxis

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| Die Grundsätze guter Stiftungspraxis |

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Eine kleine Arbeitsgruppe unter Leitung von Dr. Ulrich Bopp nahm 2004 die Vorarbeiten auf. Beteiligt waren Prof. Dr. Andreas Schlüter, General­ sekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, Marlehn Thieme, Direktorin der Deutschen Bank AG, und Rechtsanwalt Dr. Andreas Richter. Von der Geschäftsstelle des Bundesverbandes wirkte Dr. Hermann Falk, stellvertretender Geschäftsführer, mit. Die Arbeitsgruppe verstän­ digte sich rasch darauf, dass statt eines detaillierten Regelwerkes die für alle Stiftungen gültigen Grundsätze herausgearbeitet werden sollten. Sie konzentrierte sich deshalb auf die neuralgischen Punkte der Uneigennüt­ zigkeit, der Transparenz und der Wirksamkeit des Stiftungshandelns. Der von ihr vorgelegte Entwurf von Grundsätzen guter Stiftungspraxis wurde nach intensiven Gremiendiskussionen und einer im Bundesverband Deut­ scher Stiftungen nie zuvor praktizierten Mitgliederanhörung der Mitglie­ derversammlung vorgelegt und am 11. Mai 2006 in Dresden mit nur einer Gegenstimme verabschiedet. Die langjährige Entstehungsgeschichte der Grundsätze zeugt von der Schwierigkeit, die Vielfalt der Stiftungen abzubilden und zu integrieren: Seien es die unterschiedlichen rechtlichen Gestaltungsformen (rechtsfä­ hige oder nicht rechtsfähige, bürgerlich-, öffentlich-, kirchlich-rechtliche Stiftungen sowie Stiftungs-GmbHs und Stiftungsvereine), die verschiede­ nen Größenklassen, die fördernden oder operativen Handlungsformen und schließlich die bunte Vielfalt der Stiftungszwecke. Gleichzeitig zeugt die Entstehungsgeschichte vom wachsenden ge­ sellschaftspolitischen Anspruch des Dachverbandes. In den Jahren vor der deutschen Wiedervereinigung war es vornehmlich darum gegangen, Stiftungen eine Begegnungs- und Fortbildungsplattform sowie rechts­ politische Interessenvertretung zu bieten. Nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung stellten sich neue, grundlegende Fragen. Die Bedeu­ tung von privaten Stiftungen für eine freie, demokratische und verant­ wortungsbereite Gesellschaft und ihr Beitrag zur Überwindung der Tei­ lungsfolgen wurden thematisiert. Strategiepapiere und Konferenzen des Bundesverbandes intensivierten den Dialog mit Politik und Öffentlichkeit. Ein zunehmend stiftungsfreundliches Klima und bessere gesetzliche Rahmenbedingungen führten in den 1990er- und 2000er-Jahren zu einem „Boom“ von Neuerrichtungen. Das rückte das Stiftungswesen stärker in das Blickfeld von Medien, Politik und allgemeiner Öffentlichkeit. Zu­ gleich gewannen die europäische Dimension und der Austausch mit dem amerikanischen Stiftungswesen an Bedeutung, sowohl für rechtspoliti­ sche Fragen als auch für das Handeln von Stiftungen mit europäischen oder internationalen Zielsetzungen. Die Grundsätze guter Stiftungspraxis


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