Magazin «umwelt» 2/2014 - Stickstoff – Segen und Problem

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Grossflächige Zerstörung von Naturlandschaften durch den industriellen Torfabbau im Baltikum. Durch ihre Torfimporte ist auch die Schweiz am Raubbau beteiligt.

gangsfrist für die empfindlichen Moore viel zu weit gesteckt sei. Alternativen für den Garten Die schwierige Suche nach Ersatzstof­ fen zeigt, dass es sich beim Torf quasi um ein Wundermittel handelt. «Seine physikalisch-chemischen Eigenschaften sind vielfältig», erklärt Laurent Oppliger, Gärtnermeister im Botanischen Garten Neuenburg: «Er funktioniert wie ein Schwamm und hält so das Wasser zurück. Zudem belüftet er den Boden und begünstigt dadurch das Wurzel­ wachstum. Indem er den Puffereffekt im Boden erhöht, bremst er auch die Auswaschung von Nährstoffen.» Doch es gibt Alternativen. Wer als Hobby gärtnert, dem genügen die zurzeit verfügbaren Ersatzprodukte (siehe Kasten Seite 40) sehr wohl. «Wir

kommen fast ohne Torf aus», bestätigt auch Laurent Oppliger. «Für unsere di­ versen Mischungen stellen wir eigenen Kompost her und verwenden Lauberde, die sich auch durch Rindenhumus erset­ zen liesse, sowie Holzfasersubstrat und Sand. Der Verzicht auf Torf verlangt genaue Kenntnisse der Bodenkunde und Agronomie. Zudem müssen die Mi­ schungen gut überlegt sein. Mit unseren Versuchen b ­ egannen wir nach dem Jahr 2000. Deshalb verfügen wir über viel Erfahrung und konnten gewisse Be­ dürfnisse – wie etwa die Bewässerung – entsprechend anpassen.» Auch wenn die Herausforderung technisch machbar sei, gelte es freilich zu berücksichtigen, dass der Botanische Garten Neuenburg nicht demselben wirtschaftlichen Druck unterliege wie die Gartenbaubranche, betont Laurent Oppliger.

Der Interessenausgleich ist schwierig Tatsächlich ist der Torfverzicht für Be­ triebe, die Zimmer- und Balkonpflanzen kultivieren, am schwierigsten. «Qualita­ tiv und preislich existiert kein ebenbür­ tiges Produkt», erklärt Andres Altwegg, Vizepräsident von JardinSuisse, dem Branchenverband des schweizerischen Gartenbaus. JardinSuisse knüpft an die Stellungnahmen des Bundesrates an, will den Torfeinsatz im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Branche jedoch keinesfalls verbieten. Laut ihrem Verband stehen die Gartenbaubetriebe bereits heute unter einem starken wirt­ schaftlichen Druck und können sich keine weitere Erhöhung der Produk­ tionskosten leisten. «Wir unterstützen das Torfausstiegskonzept vollumfäng­ lich, doch man muss auch die Gegeben­ heiten vor Ort in Betracht ziehen», sagt Andres Altwegg. «Die in der Schweiz verkauften Pflanzen stammen aus ganz Europa und sind auf torfhaltigen Subs­ traten kultiviert worden.» Demzufolge stellt sich die Frage, wie sich die ausländischen Torfvorkommen, die Budgets der hiesigen Branchenak­ teure sowie die Geldbeutel der Konsu­ mentinnen und Käufer von Topfpflan­ zen und abgepackter Erde gleichzeitig schonen lassen. Das BAFU versucht, die schwierige Gleichung zu lösen, indem es schon jetzt den Dialog zwischen Produzenten, Forschung, Handel und Kundschaft fördert.

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KONTAKTE Rolf Waldis (Moorschutz) Sektion Arten und Lebensräume BAFU 031 322 93 61 rolf.waldis@bafu.admin.ch Anders Gautschi Sektionschef Konsum und Produkte BAFU 031 323 13 17 anders.gautschi@bafu.admin.ch

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