Diagramm 179

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#179 / August 2019

d as Bü h l e r M aga zi n

THE IS NOW WORAUF DIE STADT DER ZUKUNFT GEBAUT IST

REZEPT FÜR EINE NACHHALTIGE ERNÄHRUNG

«BIG DATA» WIRFT GROSSE WELLEN

DER VATER DES STÄDTEBAUS ENTHÜLLT SEINEN MASTERPLAN

WIE WIR UNS ZU EINEM GESUNDEN PLANETEN ESSEN KÖNNEN

DAS GROSSE RÜSTEN FÜR DIE INFORMATIONSFLUT


Hier er kom o mt die Digitalle Ze Z lle. Wir arrbe beitten an der Digitalen Ze Zelllle e mi mitt de dem m Zi Z el 0% Ausssc schuss, 40% weniger Zy Zykl klus usze zeitit und 9HUUIĞ IĞJE JEDU DUNHLW ş IĞU HLQ LQH H HĴ HĴ]LHQWH WHUH UH XQG QG SURı SU RıWD WDEO EOHU HUH H =X =XNX NXQI QIW W GH GHU 'UXFNJXVVLQGXVWU WULH LH Mehr dazu: u:

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Innovations for a better world.


/ EDITORIAL

LIEBE LESERINNEN UND LESER TÄGLICH HÖREN UND LESEN WIR von den verheerenden Auswirkungen, die der vom Menschen verursachte Klimawandel auf unseren Planeten hat. Weltweit demonstrieren Jugendliche dafür, dass wir der Umwelt mehr Sorge tragen müssen. Erst vor wenigen Wochen warnten die Vereinten Nationen, dass sich das Artensterben dramatisch beschleunigt hat. Wir können und dürfen nicht länger warten, die Gesundheit unseres Planeten ins Zentrum unserer Handlungen zu stellen. Das heisst konkret, weniger CO2 ausstossen, weniger Energie verbrauchen, weniger Abfälle produzieren, dafür sorgen, dass neue Siedlungen und Städte nachhaltig sind und dass die Menschen Zugang zu sicheren und gesunden Nahrungsmitteln haben. .SO 3XN_]^\SO ]^OR^ NKLOS LO]YXNO\] SX NO\ : SMR^ Sie hat aber auch eine hervorragende Ausgangslage: Wir können dafür sorgen, dass unsere Anlagen weniger Energie und weniger Wasser verbrauchen, wir UÇXXOX NSO /P dSOXd _X]O\O\ AO\^]MRÇZP_XQ]UO^^OX erhöhen und Prozesse optimieren, damit weniger Abfall entsteht. Wir können in die Forschung und Entwicklung investieren, um neue, emissionsarme Lösungen auf den Markt zu bringen. Wir haben im August 800 unserer Kunden und Partner zu den Networking Days 2019 in die Schweiz eingeladen. Sie, als Entscheidungsträgerinnen und Führungskräfte, diskutieren mit uns, wie wir unsere Schlagkraft gemeinsam vergrössern können. «Es ist nicht zu spät, etwas zu bewirken, wenn wir jetzt auf allen Ebenen starten, von lokal bis global», schreiben die Autoren des UN-Reports über die Artenvielfalt. Und ich bin überzeugt, wenn wir es uns alle zur Mission machen, unseren Kindern eine gesunde Welt zu hinterlassen, können wir Grosses bewegen und gleichzeitig neues, interessantes Geschäftspotenzial entdecken. Wir nennen diese Diagramm-Ausgabe «The future is now», denn wir können zusammen den positiven Wandel herbeiführen.

Herzlich,

Stefan Scheiber CEO Bühler Group

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FOKUS 06_ Die Zukunft beginnt

Wenn wir jetzt handeln, können wir unseren Kindern einen gesunden Planeten hinterlassen.

IN DIESER AUSGABE diagramm #179 | August 2019

32_ Einen Sinn stiften ?X^O\XORWOX LO XNOX ]SMR SX OSXOW LONO_^OXNOX ?WL\_MR =SO NO XSO\OX SR\O AO\^O und ihre Rolle in der Gesellschaft neu.

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38_ Ein Teil der Lösung sein Die Vision einer nachhaltigen Zukunft treibt Bühler CEO Stefan Scheiber genauso KX aSO NSO :\Y ^KLSVS^¶^

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12_ Nachhaltige Ernährung

Im EAT-Lancet-Report macht Walter Willett Menüvorschläge für einen Speiseplan, der die planetaren Ressourcen schont.

18_ Stadt der Zukunft

Singapur gilt als die grünste Stadt der Welt. Ihr Stadtplaner zeigt auf, wie eine nachhaltige Metropole entsteht.

26_ Sie erwartet Taten

Kate Robertson glaubt an die Jugend. Mit One Young World widmet sie ihr Leben den Führungskräften von morgen.

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44_ Eine Win-win-Situation Bühler und Microsoft verfolgen ein gemeinsames Ziel: Sie wollen die digitale Transformation in der Industrie.

50_ «Big Data» wirft Wellen Die auf uns zurollenden Datenmassen sind für Netzwerkbetreiber eine grosse Herausforderung. Und eine Chance.

56_ Daten in Gewinn ummünzen Ein engagiertes Team von Datenanalysten wandelt Daten für die Kunden von Bühler in wertvolle Informationen um.

62_ Was die Blockchain kann Die neue Technologie bietet aufregende Möglichkeiten; etwa ein neues Mass an Transparenz entlang der Wertschöpfungskette.

66_ Blockchain Infografik Wie die Blockchain genau funktioniert und warum die neue Technologie fälschungssicher ist.

68_ Wir brauchen «Soft Skills» Je technischer die Arbeitswelt wird, desto mehr kreative und soziale Fähigkeiten brauchen Mitarbeitende.

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diagramm #179

COVERBILD Die begrünten Zwillingstürme Bosco Verticale in Mailand, Italien, sind wahre Stadtwälder. Ihre Pflanzen schaffen neue Lebens- und Nahrungsräume für Insekten und Vögel. Gleichzeitig verbessern sie das Mikroklima: Sie erzeugen Feuchtigkeit, absorbieren CO2 sowie Feinstaub, und sie produzieren Sauerstoff.


88_ Die Digitale Zelle

Zukünftige Druckgiesszellen kommunizieren miteinander und fällen eigene, intelligente Entscheidungen.

INNOVATIONEN 72_ Mühle der Zukunft

Bühler baut die erste Mill E3, zusammen mit Whitworth Bros. Ltd.

90_ Cleveres Kontrollsystem Bühler und FIASA installieren in Nordspanien SmartCMS, das erste Gehirn für Druckgiessereien.

76_ Das Auto lernt sehen

Die Beschichtungstechnologie von Bühler ist ein Kernelement von selbstfahrenden Fahrzeugen.

80_ Druckguss 4.0

Bühler stellt Fusion vor, die modulare Druckgiesszelle, die Energie ]ZK\^ _XN NSO /P dSOXd ]^OSQO\^

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DIGITALE LÖSUNGEN 84_ Sichere Nahrung für alle

Laatu eliminiert Mikroorganismen in Millisekunden: der jüngste Durchbruch in Sachen Lebensmittelsicherheit.

94_Wussten Sie schon?

Bis 2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Megastädten leben.

95_CTO-Kolumne

Bühler setzt auf noch mehr Nachhaltigkeit: 50 Prozent weniger Wasser, Energie und Abfall. CTO Ian Roberts erklärt, warum.

86_ Die Wartung voraussagen

Predictive Analytics verhindert ungeplante Ausfallzeiten in Druckgiessmaschinen.

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WIR MÜSSEN JETZT HANDELN

TEXT: STUART SPEAR


Globale Herausforderungen / FOKUS

Der Klimawandel und die wachsende Weltbevölkerung stellen uns vor grosse Herausforderungen. Organisationen wie die Vereinten Nationen weisen auf die Risiken hin, die eine nachhaltige Zukunft gefährden. Wir alle müssen handeln. Diese Ausgabe des «Diagramm» befasst sich damit, wie wir zusammenspannen und Lösungen liefern können.

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EIN STURM BRAUT SICH ZUSAMMEN und wir mĂźssen uns NK\K_P `Y\LO\OS^OX 5VSWKaKXNOV @O\V_]^ NO\ ,SYNSversität, ProteinlĂźcke, BevĂślkerungswachstum und 6KXN _MR^ aS\UOX ]SMR NK\K_P K_] aYRO\ aS\ _X]O\O <YR]^YPPO LOdSOROX _XN aK] aS\ SX D_U_XP^ O]]OX aO\NOX AO^^O\Ob^\OWO aSO O^aK NSO 2S^dOaOVVO /X NO 4_XS # SX /_\YZK ^\O^OX SWWO\ RÂś_ QO\ K_P Wissenschaftler warnen und machen deutlich, dass TO^d^ O^aK] ZK]]SO\OX W_]] Die grĂśsste Bedrohung ist der Klimawandel. Im 9U^YLO\ VO^d^OX 4KR\O] Z_LVSdSO\^O NO\ AOV^UVSWK\K^ 3:-- 3X^O\QY`O\XWOX^KV :KXOV YX -VSWK^O -RKXQO NO\ @O\OSX^OX 8K^SYXOX ]OSXO LS]RO\ N\SXQVSMR]^O Warnung. Der Bericht untersucht die Folgen einer /\NO\aÂś\W_XQ `YX - QOQOXĂ?LO\ NOW `Y\SXN_]^\SOVVOX 8S`OK_ SW @O\QVOSMR d_ OSXOW >OWZO\K^_\KX]^SOQ `YX - .SO AS]]OX]MRKP^VO\ aK\XOX NK`Y\ dass sich das Risiko fĂźr Ăœberschwemmungen, ex^\OWO 2S^dO _XN NSO +\W_^ R_XNO\^O\ 7SVVSYXOX 7OX]MROX O\RÇR^ aOXX aS\ NSO =MRaOVVO `YX - auch nur um ein halbes Grad Ăźberschreiten. Eine \Y^O 6SXSO S]^ QOdYQOX :YVS^S]MRO /X^]MROSN_XQ]^\ÂśQO\ QKLOX NOX 3:-- Bericht bei den Pariser Klimaverhandlungen 2015 in Auftrag. Die Ergebnisse sind schockierend – sogar fĂźr die daran beteiligten Wissenschaftler. Wenn wir SX NO\ 6KQO ]SXN NOX >OWZO\K^_\KX]^SOQ K_P - d_ LOQ\OXdOX ]SXN aOV^aOS^ :\YdOX^ aOXSQO\ 7OXschen von Wasserstress betroffen als bei einem An]^SOQ _W - .SO /\X^OO\^\ÂśQO `YX 7KS] <OS] AOSdOX _XN WÇQVSMRO\aOS]O K_MR KXNO\OW 1O^\OSNO

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diagramm #179

wĂźrden insbesondere in Subsahara-Afrika, SĂźdostasien sowie Zentral- und SĂźdamerika weniger hart getroffen. Verlust von Lebensräumen Auch wenn es um die Biodiversität geht, sind die AK\X_XQOX OSXNO_^SQ ,OS OSXO\ /\aÂś\W_XQ _W - x `O\QVSMROX WS^ OSXOW 7KbSW_W `YX - x aĂ?\den Insekten mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit die Hälfte ihrer Lebensräume verlieren. Das gefährdet einen Grundpfeiler unseres Ă–kosystems. 3X]OU^OX LO]^Âś_LOX ASVN _XN 5_V^_\Z KXdOX _XN sind Nahrung fĂźr andere Tiere. Die Biodiversität ist die Basis fĂźr ein nachhaltiges und gesundes Nahrungsangebot, auch fĂźr uns Menschen. Im Februar 2019 verĂśffentlichte die WelterXÂśR\_XQ]Y\QKXS]K^SYX 0+9 SR\OX AOV^d_]^KXN]LOricht fĂźr Biodiversität in Landwirtschaft und Ernährung mit Hinblick auf die Rolle der Biodiversität bei der Nahrungsmittelproduktion. Wieder ist die 8KMR\SMR^ NĂ?]^O\ .O\ ,O\SMR^ dOSQ^ NK]] SX NOX `O\QKXQOXOX 4KR\OX \_XN :\YdOX^ NO\ @OQO^K ^SYX] ÂśMRO NO\ /\NO KX :\YN_U^S`S^Âś^ `O\VY\OX RKLOX weil Landwirtschaftsbetriebe, Städte und Fabriken 6KXN LOKX]Z\_MROX _XN -ROWSUKVSOX K_]L\SXQOX NSO SX NSO ,ÇNOX QOVKXQOX /] dOSQ^ ]SMR d_NOW OSX `O\ROO\OXNO\ @O\V_]^ KX ,YNOXLSYNS`O\]S^Âś^$ AKVN Grasland, Korallenriffe, Mangrovenwälder und Seegraswiesen schwinden. Das gilt auch fĂźr die geneti]MRO @SOVPKV^ `YX 5_V^_\Z KXdOX _XN 8_^d^SO\OX 9LaYRV aOV^aOS^ : KXdOXK\^OX d_W @O\dOR\


Globale Herausforderungen / FOKUS

angebaut werden, machen gerade einmal neun von SRXOX :\YdOX^ NO\ 8KR\_XQ]WS^^OVZ\YN_U^SYX K_]$ D_MUO\\YR\ 7KS] <OS] AOSdOX 5K\^YPPOVX Sojabohnen, PalmĂślfrĂźchte, ZuckerrĂźben und Maniok. Eine so starke Abhängigkeit von so wenigen Nahrungsquellen ist problematisch. Als der Bericht `YX NO\ 0+9 Z_LVSdSO\^ a_\NO aK\X^O NSO 5YY\ NSXK^Y\SX 4_VSO ,ÂťVKXQO\$ ˆ.SO =_ZO\WÂś\U^O ]SXN `YVler Esswaren, aber dabei handelt es sich meist um Importe aus anderen Ländern und es gibt keine Q\Y]]O @SOVPKV^ AOXX WKX K_P OSXO ]Y QO\SXQO +XdKRV +\^OX ]O^d^ aO\NOX ]SO KXPÂśVVSQO\ PĂ?\ 5\KXUROS^OX und die Folgen des Klimawandels.Âť Man muss das Rad der Geschichte nicht einmal LO]YXNO\] aOS^ d_\Ă?MUN\OROX _W NSO <S]SUOX K_]d_WKMROX .SO ]^K\UO +LRÂśXQSQUOS^ `YX aOXSQOX Nahrungsquellen spielte eine bedeutende Rolle bei der Kartoffelfäule in den 1840er-Jahren in Irland, bei Ausfällen bei der Getreideernte im Amerika des 4KR\R_XNO\^] ]YaSO LOS @O\V_]^OX SX NO\ >K\Yproduktion in den 1990er-Jahren auf Samoa.

Die Bedrohungen stehen vor unserer TĂźr, insbesondere, weil wir eine weitere deutliche Zunahme NO\ AOV^LO`ÇVUO\_XQ O\aK\^OX 6K_^ NOX @O\OSX^OX 8K^SYXOX aS\N NSO AOV^LO`ÇVUO\_XQ `YX NO\dOS^ ! ! Milliarden bis 2050 auf 9,8 Milliarden und bis 2100 auf 10,9 Milliarden anwachsen. Länder in SubsaRK\K +P\SUK aO\NOX NKLOS d_\ 2ÂśVP^O NO] AKMR]^_W] LOS^\KQOX aÂśR\OXN 3XNSOX -RSXK KV] 6KXN WS^ NO\ aOV^aOS^ Q\Ç]]^OX ,O`ÇVUO\_XQ LS] O^aK ! Ă?LO\holt haben dĂźrfte. Neue Essgewohnheiten .SO 0+9 ]MRÂś^d^ NK]] aS\ SW 4KR\ :\YdOX^ WOR\ 8KR\_XQ Z\YN_dSO\OX WĂ?]]OX KV] XYMR . 2SXd_ UYWWOX NOWYQ\K ]MRO @O\ÂśXNO\_XQOX DaS schen 1961 und 2013 stieg etwa der Fleischkonsum OSXO\ N_\MR]MRXS^^VSMROX :O\]YX SX -RSXK `YX 4 auf 62 Kilogramm im Jahr. Immer mehr Menschen wandern vom Land in die Städte ab; dabei ändern sich ihre AnsprĂźche und damit auch ihre Ernährung. Im Zuge des Wachstums der WeltbevĂślkerung und

ÂŤWIR MĂœSSEN DARAUF HINARBEITEN, EIN NAHRUNGSMITTELSYSTEM ZU SCHAFFEN, MIT DEM WIR 2050 9,8 MILLIARDEN MENSCHEN ERNĂ„HREN KĂ–NNEN, OHNE DIE PLANETAREN GRENZEN ZU ĂœBERSCHREITEN.Âť IAN ROBERTS Chief Technology Officer bei BĂźhler

des Klimawandels werden auch unsere Städte draWK^S]MR aKMR]OX /] aS\N QO]MRœ^d^ NK]] SX unseren Städten etwa 2,5 Milliarden mehr Menschen leben. Wenn Menschen reicher werden, essen sie mehr 0VOS]MR DœRV^ WKX +MUO\VKXN d_\ 0�^^O\_XQ `YX >SO\OX ]YaSO AOSNOX NKd_ aO\NOX PK]^ `SO\ 0�XP^OV NO\ QO]KW^OX VKXNaS\^]MRKP^VSMROX +XLK_ œMRO P�\ NSO :\YN_U^SYX `YX >SO\P_^^O\ QOX_^d^ +_MR RSO\ ]MRœ^d^ die FAO, dass es fßr die wachsende BevÜlkerung bis WOR\ aSONO\Uœ_OXNO 8_^d^SO\O L\K_MR^ x KV]Y Rinder, Bßffel, Schafe und Ziegen. Deren Zahl muss von weltweit 4,1 Milliarden auf 5,8 Milliarden ansteigen, wenn wir unseren Proteinbedarf nicht auch aus anderen Quellen decken. Es ist hÜchste Zeit, etwas d_ `O\œXNO\X ]SORO K_MR =OS^OX x ! ?X]O\ =c]^OW d_\ 8KR\_XQ]WS^^OVZ\YN_U^SYX Vœ_P^ 1OPKR\ ]OSXOX DaOMU XSMR^ VœXQO\ d_ O\P�VVOX buhlergroup.com

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ˆAS\ WĂ?]]OX KVVO QOWOSX]KW K_P NK] DSOV RSXK\LOS^OX OSX 8KR\_XQ]WS^^OV]c]^OW d_ ]MRKPPOX WS^ NOW wir 9,8 Milliarden Menschen im Jahr 2050 ernäh\OX UÇXXOX YRXO NSO ZVKXO^K\OX 1\OXdOX d_ Ă?LO\]MR\OS^OX” ]KQ^ 3KX <YLO\^] -RSOP >OMRXYVYQc 9P MO\ LOS ,Ă?RVO\ ˆ.K] RO_^SQO 8KR\_XQ]]c]^OW ]^OR^ `Y\ NOW 5YVVKZ]$ :\YdOX^ NO\ >\OSLRK_] gasemissionen stammen aus der Landwirtschaft, ! :\YdOX^ _X]O\O] 0\S]MRaK]]O\] aO\NOX SX NO\ Landwirtschaft verbraucht, ein Drittel der Energie verschlingt die Nahrungsmittelproduktion und ein Drittel unseres Essens wird weggeworfen. Die Industrie muss in die Gänge kommen und sich ihrer @O\KX^aY\^_XQ ]^OVVOX /] L\K_MR^ TO^d^ OSX OX^]MRVY]]OXO] @Y\QOROX _W NOX N\SXQOXN XY^aOXNSQOX XKMRRKV^SQOX AKXNOV OSXd_VÂś_^OX ” Das Netzwerk knĂźpfen .SO :\YLVOWO ]SXN d_ Q\Y]] KV] NK]] OSXO OSXdOVXO Branche sie allein lĂśsen kĂśnnte. Regierungen, Unternehmen, Hochschulen, NGOs und die Zivilgesell]MRKP^ WĂ?]]OX ]SMR d_]KWWOX^_X .K\_W RK^ ]SMR ,Ă?RVO\ NK] DSOV QO]O^d^ NSO 8KR\_XQ]WS^^OV verschwendung und den Energieverbrauch bis _W :\YdOX^ d_ \ON_dSO\OX 3XdaS]MROX a_\NOX NSO DSOV`Y\QKLOX K_P :\YdOX^ O\RÇR^ _XN _W NK] >ROWK AK]]O\`O\L\K_MR O\QÂśXd^ ]SORO K_MR =OS^O # 4ONOX >KQ O\XÂśR\OX ,Ă?RVO\] >OMRXYVYQSOX PĂ?\ NSO 8KR\_XQ]WS^^OV`O\K\LOS^_XQ \_XN daOS 7SVVSK\NOX 7OX]MROX x NK\SX VSOQ^ ]YaYRV OSXO -RKXMO KV] K_MR OSXO @O\Z SMR^_XQ O^aK] d_ `O\ÂśXNO\X BĂźhler arbeitet gemeinsam mit Kunden, Start-ups _XN 2YMR]MR_VOX K_P 2YMR^Y_\OX KX 6Ç]_XQOX d_\ Bekämpfung des Klimawandels und der wachsenden :\Y^OSXVĂ?MUO ˆ9RXO LKRXL\OMROXNO 8O_O\_XQOX S]^ NK] XSMR^ d_ ]MRKPPOX” ]KQ^ <YLO\^] ˆ?X]O\OX DSOlen kommen wir nur mithilfe von Zusammenarbeit auf breiter Basis näher. Wir mĂźssen alles an Energie, 6OSNOX]MRKP^ _XN 5ÇXXOX X_^dOX aK] _X]O\ 5YYZOrationssystem hergibt, und insbesondere Start-ups werden hierbei eine entscheidende Rolle spielen.Âť Einer der SchlĂźsselfaktoren fĂźr die starke Inno`K^SYX]U\KP^ LOS ,Ă?RVO\ S]^ NK] OXQO 8O^daO\U NK] NK] ?X^O\XORWOX Z OQ^ .K] QVYLKVO KUKNOWS]MRO 8O^daO\U WS^ NOW ,Ă?RVO\ UYYZO\SO\^ _WPK]]^ NSO />2 DĂ?\SMR /SNQOXÇ]]S]MRO >OMRXS]MRO 2YMR]MR_VO DĂ?\SMR NSO /:06 Â&#x;MYVO ZYVc^OMRXS[_O PÂťNÂť\KVO NO 6K_]KXXO NSO ?XS`O\]S^Âś^ =^ 1KVVOX 2=1 NSO 5KX]K] =^K^O ?XS`O\]S^c NK] 2YMR]MR_VXO^daO\U ?83>/-2 3X^O\XK^SYXKV _XN NK] AY\VN 0YYN =c]^OW -OX^O\ =^\K^OQS]MRO :K\^XO\]MRKP^OX LO]^OROX mit dem EIT Food Accelerator Network und mit Partners in Food Solutions. =OS^ ! K\LOS^O^ ,Ă?RVO\ d_NOW WS^ NOW =aS]] .K^K =MSOXMO -OX^O\ d_]KWWOX OSXOW QOWOSX]Kmen Unternehmen der EPFL und der ETH ZĂźrich,

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diagramm #179

das die EinfĂźhrung von datenwissenschaftlichen Methoden und maschinellem Lernen in der Indus^\SO `Y\KX^\OSL^ ]SORO K_MR =OS^OX x Zusammenarbeit mit Start-ups Im gleichen Jahr schloss BĂźhler eine Partnerschaft WS^ 7K]]-RKVVOXQO =aS^dO\VKXN OSXOW :\YQ\KWW NK] =^K\^ _Z] WS^ O^KLVSO\^OX ?X^O\XORWOX d_]KWmenbringt, die Fachwissen sowie Marketing- und @O\^\SOL]WÇQVSMRUOS^OX d_\ @O\PĂ?Q_XQ ]^OVVOX _W ZY^OXdSOVVO 6Ç]_XQOX d_ PÇ\NO\X ˆ.O\ ?WL\_MR wird kommen, wenn die Technologien mit neuen, innovativen Geschäftsmodellen kombiniert werNOX” ]KQ^ <YLO\^] ˆ.SO =^K\^ _Z] RKLOX YP^ =MRaSO\SQUOS^OX ]SMR d_ ]UKVSO\OX .O]RKVL UÇXXOX ?X^O\XORWOX WS^ QVYLKVO\ <OSMRaOS^O @O\^\SOL]ZVK^^PY\W und Kundenstamm perfekte Partner sein.Âť ._\MR NSO :K\^XO\]MRKP^ WS^ ?83>/-2 3X^O\XK^SYXKV _X^O\]^Ă?^d^ ,Ă?RVO\ K_]]O\NOW NSO -K\LYX 0YY^Z\SX^ -RKVVOXQO OSXO 3XS^SK^S`O NSO XO_X O_\YZÂśS]MRO =ZS^dOX_XS`O\]S^Âś^OX WS^ 6O_^OX K_] NO\ 1O]MRÂśP^]aOV^ d_]KWWOXL\SXQ^ _W 6Ç]_XQOX d_\ LO]^WÇQVSMROX @O\\SXQO\_XQ NO] -92-Fussabdrucks SX SXN_]^\SOVVOX :\YdO]]OX d_ XNOX


Globale Herausforderungen / FOKUS

schaftliche Entwicklung in Subsahara-Afrika verbessern will. Partners in Food Solutions ermĂśglicht NOX +_]^K_]MR `YX 0KMRaS]]OX daS]MROX ?X^O\XORmen wie BĂźhler und afrikanischen Lebensmittelverarbeitern entlang der gesamten Lebensmittelwert]MRÇZP_XQ]UO^^O ˆ/] S]^ OSXO Q\Y]]K\^SQO 7ÇQVSMRUOS^ AS\U_XQ d_ O\dSOVOX _XN ?X^O\XORWOX d_ _X^O\]^Ă?^dOX NSO ]SMR SW D_]KWWOXRKXQ WS^ NO\ /\XÂśRrung unseres Planeten grossen Herausforderungen ]^OVVOX” ]KQ^ ,ÂťK^\SMO -YXNO :O^S^ 1\Y_Z /bZO\^ 0YYN =MSOXMO >OMRXYVYQc LOS ,Ă?RVO\ ˆ?W NSO :\YLVOWO d_ VÇ]OX L\K_MROX aS\ OSXOX 7_V^S =^KUORYVNO\ +X]K^d AS\ WĂ?]]OX NSO \SMR^SQO >OMRXYVYQSO mit dem richtigen Geschäftsmodell und den richtigen Akteuren kombinieren.Âť Die Urbanisierung ist eine weitere Herausforde\_XQ NO\ aS\ _X] ]^OVVOX WĂ?]]OX =MRÂś^d_XQOX d_ folge werden in den nächsten 25 Jahren jedes Jahr rund 24 Millionen Afrikanerinnen und Afrikaner vom Land SX NSO =^ÂśN^O dSOROX 3X 3XNSOX -RSXK und Lateinamerika wird sich die Massenmigration gleichfalls verschärfen. Auch wenn fĂźr das Management der neu entstehenden Megastädte technologische LĂśsungen gefunden werden kĂśnnen, dĂźrfen wir bei der Gestaltung _X]O\O\ d_UĂ?XP^SQOX ,KVV_XQ]dOX^\OX die menschlichen BedĂźrfnisse nicht K_] NOW ,VSMU `O\VSO\OX ]SORO K_MR =OS^OX "x

UM DIESE PROBLEME ZU LÖSEN, BRAUCHEN WIR EINEN MULTI-STAKEHOLDER-ANSATZ. BÉATRICE CONDE-PETIT Group Expert Food Science & Technology bei Bßhler

Anfang 2019 trat BĂźhler dem World Business -Y_XMSV PY\ =_]^KSXKLVO .O`OVYZWOX^ A,-=. LOS OSXOW QVYLKVOX 8O^daO\U K_] d_U_XP^]Y\SOXtierten Unternehmen. Durch den Anschluss an den A,-=. UKXX ,Ă?RVO\ aOS^O\OX /SX _]] K_P NSO XKMRRKV^SQO @O\]Y\Q_XQ NO\ aKMR]OXNOX ,O`ÇVUO\_XQ WS^ d_U_XP^]PÂśRSQOX /\XÂśR\_XQ] _XN 7YLSVS^Âś^] VÇ]_XQOX XORWOX _XN QVOSMRdOS^SQ d_\ <OKVS]SO\_XQ NO\ DSOVO PĂ?\ XKMRRKV^SQO /X^aSMUV_XQ NO\ @O\OSX ^OX 8K^SYXOX =.1] LOS^\KQOX ˆ.O\ ,OS^\S^^ d_W A,-=. 8O^daO\U S]^ OSX aSMR^SQO\ =MR\S^^ NO\ _X] _X]O\OX XKMRRKV^SQOX ?X^O\XORWOX]dSOVOX _XN `Y\ KVVOW NO\ /X^aSMUV_XQ XO_O\ AOQO d_\ /\XÂśR\_XQ der WeltbevĂślkerung ein gutes StĂźck näher bringtÂť, ]KQ^ =^OPKX =MROSLO\ -/9 NO\ ,Ă?RVO\ 1\Y_Z Nahrungsmittelsicherheit gewährleisten Afrika wird in den nächsten 30 Jahren die Hauptlast NO] ,O`ÇVUO\_XQ]aKMR]^_W] ^\KQOX _XN S]^ d_ gleich eine der Regionen mit der hĂśchsten Urbanisierungsrate. BĂźhler arbeitet mit anderen BranMROXPĂ?R\O\X d_]KWWOX _W :K\^XO\] SX 0YYN =YV_^SYX] d_ _X^O\]^Ă?^dOX OSXO 819 aOVMRO NSO 8KRrungsmittelsicherheit, die Ernährung und die wirt-

Nachhaltige Mobilität fĂśrdern Um den globalen Temeraturanstieg auf - d_ beschränken, mĂźssen wir es schaffen, die TreibhausQK]OWS]]SYXOX N\K]^S]MR d_ ]OXUOX 8KMR +XQK LOX NO\ ?8 WĂ?]]^OX NSO -92-Emissionen bis 2030 _W :\YdOX^ XSON\SQO\ ]OSX KV] RO_^O NKWS^ aS\ NK] Ziel erreichen. .K] /VOU^\YPKR\dO_Q S]^ OSXO NO\ Q\Ç]]^OX 2YPPnungen fĂźr nachhaltige Mobilität, erfordert jedoch aOS^O\O 0Y\^]MR\S^^O SX NO\ ,K^^O\SO^OMRXYVYQSO @Y\ X_\ `SO\ 4KR\OX WKMR^O NSO ,K^^O\SO XYMR :\YdOX^ NO\ 5Y]^OX OSXO] /VOU^\YPKR\dO_Q] K_] RO_^O ]SXN O] XYMR :\YdOX^ 7S^ NOW :\OS]]^_\d QSXQOX :\YLleme mit uneinheitlicher Leistung und schlechter ?WaOV^LSVKXd LOS NO\ :\YN_U^SYX OSXRO\ .SO ,\KXche forscht an neuen Produktionstechnologien, um OSXO OP dSOX^O\O ,K^^O\SOZ\YN_U^SYX d_ QOaÂśR\VOS]^OX +_MR RSO\ S]^ dOX^\KV NK] AS]]OX K_] `O\]MRSONOXOX 0KMRQOLSO^OX d_]KWWOXd_PĂ?R\OX _W ,K^^O\SOX d_ OX^aSMUOVX aOVMRO NSO XKMRRKV^SQOX 7Y bilitätssysteme der Zukunft antreiben. Die heutigen Herausforderungen sind mannigfaltig und viele von ihnen werden immer dringlicher. AS\ WĂ?]]OX RKXNOVX _XN daK\ TO^d^ buhlergroup.com

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diagramm #179


EAT-Lancet-Report / FOKUS

AUF DEM MENÜ STEHT VERÄNDERUNG TEXT: DAVID GILL GILLIVER L IVV ER

KÖ KÖNNEN ÖNNEN WIR UNS ZU EINEM GESÜNDEREN GESÜNDEREN PLANETEN ESSEN?

Wenn wir anders essen, können wir laut den Autoren des EAT-Lancet-Reports zu einer gesünderen Zukunft der Menschheit und der Erde beitragen. Der Bericht ist ein Wegweiser für die Welternährung: Er zielt darauf ab, die natürlichen Ressourcen zu respektieren, ihren Verbrauch zu optimieren und gleichzeitig die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Diagramm sprach mit Walter Willett, einem der Hauptautoren des Berichts.

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Professor Walter Willett untersucht seit 40 Jahren die Auswirkungen der Ernährung auf das Auftreten schwerer Krankheiten. Biiild Bild ld:: w ww w.pu urepa rep pascal pascal pa scale.c sc e.co e.c .co com/ om/de m/d m m/ /de de

ES IST KEIN GEHEIMNIS, dass wir in Sachen Umwelt und Gesundheit vor immensen Herausforderungen stehen. Unser Lebensmittelsystem ist für beide Themen von zentraler Bedeutung. Wie unsere Nahrung hergestellt wird, was wir essen und wie viel Lebensmittel auf dem Weg vom Feld auf den Teller unnötigerweise verloren gehen oder weggeworfen werden, gehören zu den grossen Fragen unserer Zeit. Wir werden es nicht schaffen, bis 2050 eine Bevölkerung von 9,8 Milliarden Menschen gesund und nachhaltig zu ernähren, wenn wir unsere Essgewohnheiten nicht grundlegend verändern, die Lebensmittelproduktion verbessern und Lebensmittelabfälle reduzieren. Hier setzt die EAT-Lancet Commission on Food, Planet, Health an. In dieser Kommission taten sich international führende Forscher zusammen, um einen wissenschaftlichen Konsens darüber d_ XNOX aSO OSXO QO]_XNO /\X¶R\_XQ K_] XKMRRKVtiger Lebensmittelproduktion in Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaabkommen und den nachhaltigen Entwicklungszielen der UN (Sustainable Development Goals, SDGs) aussehen kann. Das Ergebnis war der EAT-Lancet-Report.

Obst, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte Mit der Idee einer «Planetary Health Diet», die sowohl unserer eigenen Gesundheit als auch der unserer Erde nützt, machte der Bericht bei seiner Veröffentlichung Anfang 2019 weltweit Schlagzeilen. Das Dokument fasst die dreijährige Arbeit von 37 Wis-

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senschaftlern aus 16 Ländern und verschiedensten Fachgebieten zusammen, darunter Nachhaltigkeit, Gesundheit und Landwirtschaft. Walter Willett ist einer der Hauptautoren des fast 500-seitigen Berichts. Er ist Professor für Epidemiologie und Ernährung an der Harvard University und Professor der Medizin an der Harvard Medical School in Boston. In den vergangenen 40 Jahren hat er sich intensiv mit den langfristigen Auswirkungen verschiedener Ernährungsstile befasst. Er stellt fest, dass wir, wenn wir nicht handeln, unseren Kindern einen ausgebeuteten Planeten hinterlassen werden, dessen Bevölkerung zunehmend an Unterernährung und vermeidbaren Krankheiten leidet. «Wenn im Jahr 2050 eine gesunde Ernährungsweise vorherrschen soll, braucht es eine grundlegende Umstellung. Der Verzehr von Obst, Gemüse, Nüssen und Hülsenfrüchten muss sich weltweit verdoppeln und der Konsum von Nahrungsmitteln wie rotem Fleisch und Zucker muss sich um mehr als 50 Prozent reduzieren», sagt Professor Willett. «Eine Ernährung WS^ OSXOW RYROW +X^OSV KX Z KXdVSMROX _XN aO niger tierischen Lebensmitteln nützt sowohl der Gesundheit als auch der Umwelt.» Die «Planetary Health Diet» soll nicht im Detail vorschreiben, was jeder einzelne Mensch auf der Welt essen soll. Stattdessen werden Lebensmittelgruppen aufgelistet und Empfehlungen gegeben, welche Mengen man davon in etwa zu sich nehmen sollte. Somit bleibt viel Raum für eine Anpassung


EAT-Lancet-Report / FOKUS

und Auslegung in Abhängigkeit der lokalen Kultur und Geographie. So sollte zum Beispiel in wohlhabenderen Ländern der übermässige Verzehr von Lebensmitteln mit Zuckerzusatz und von rotem Fleisch reduziert werden. In manchen Teilen der Welt ist die Bevölkerung jedoch auf tierisches Eiweiss von Nutztieren angewiesen oder von Unterernährung bedroht, so dass es schwierig ist, allein K_] Z KXdVSMROX ;_OVVOX QOXÍQOXN 7SU\YX¶R\]^YPPO aufzunehmen. Der Stellenwert von Lebensmitteln tierischen Ursprungs muss also im Zusammenhang mit den lokalen und regionalen Gegebenheiten betrachtet werden. Der Bericht wurde bei seiner Veröffentlichung gleichermassen gelobt und kritisiert. «Wir haben natürlich mit massiver Kritik von Seiten der Fleischund der Milchindustrie gerechnet, und wir hatten damit recht», so Willett. «Wir haben aber auch viele positive Rückmeldungen bekommen. Für manche Leser waren die Informationen neu, andere wussten bereits, dass es in diese Richtung gehen muss, und sie waren dankbar, nun eine solide wissenschaftliche Grundlage, ein Dokument zur Unterstützung ihrer bereits begonnenen Arbeit zu haben. Ich möchte betonen, dass mit unserem Bericht sicher noch nicht alles gesagt ist – wir hoffen, alle fünf Jahre eine Aktualisierung vorlegen zu können.»

Essgewohnheiten fördert laut dem Bericht nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern kann auch Leben retten. «Heutzutage birgt eine ungesunde Ernährung ein höheres Erkrankungs- und Sterberisiko bezogen auf die Gesamtbevölkerung als ungeschützter Geschlechtsverkehr und der Konsum von Alkohol, Drogen und Tabak zusammengenommen», sagt Willett. Die EAT-Lancet-Autoren stellen auch fest, dass gesündere Essgewohnheiten ernährungsbedingte Probleme und Erkrankungen wie Übergewicht und Diabetes verringern. Das könnte jährlich rund 11 Millionen Todesfälle, das heisst 19 bis 24 Prozent der Todesfälle bei Erwachsenen, verhindern.

:HJ YRQ =XFNHU XQG UDĴQLHUWHU 6WËUNH Professor Willett hat seine Arbeit seit jeher der Erforschung lebensstilassoziierter Risikofaktoren für Erkrankungen gewidmet. Er ist der Ansicht, dass die Gefahr, die von einer ungesunden Ernährung ausgeht, noch nicht im öffentlichen Bewusstsein angekommen ist. «Das Bewusstsein ist zwar gestiegen, aber es gibt noch sehr viel zu tun. Das hängt vor allem mit dem sozioökonomischen Status zusammen», sagt Willett. «Wir haben beispielsweise die ;_KVS^¶^ NO\ /\X¶R\_XQ SX NOX ?=+ ÍLO\ V¶XQO\O DOS^ erfasst, und sie hat sich verbessert. Das lag zum Teil an der Beseitigung der Transfette, was im Grunde schon geschah, bevor die Konsumentinnen und Gesundheit für Menschen und den Planeten Konsumenten überhaupt etwas davon gehört hatten. Laut dem EAT-Lancet-Report bedrohen unsere der- Hier war die Lösung recht einfach, aber bei anderen zeitigen Verfahren zur Lebensmittelproduktion die Dingen wird es schwieriger. Wir stellen fest, dass Klimastabilität und die Widerstandsfähigkeit der Menschen mit höherem Bildungsniveau und EinÖkosysteme in einem derartigen Ausmass, dass sie kommen mehr auf gesunde Ernährung achten, und «den grössten Treiber für die Zerstörung der Umwelt wir stellen fest, dass sie länger leben – da kann man und die Überschreitung der planetaren Grenzen» von einem Zusammenhang ausgehen. Menschen mit darstellen. Dies bedeutet, dass in der menschlichen niedrigem Einkommen jedoch bleiben zurück, und Ernährung das «grösste Potenzial zur Förderung die Kluft wird immer grösser.» der Gesundheit und ökologischen Nachhaltigkeit» liegt, da Lebensmittelsysteme entlang der gesamten Wertschöpfungskette Auswirkungen auf die Umwelt haben – von der Herstellung über die Verarbeitung bis hin zum Verkauf. Damit rückt unser Essen zu einem der bedeutendsten Themen unseres Jahrhunderts auf. Aber nicht nur im alarmierenden Sinn: Der Bericht geht davon aus, dass eine gesunde Ernährung der Weltbevölkerung bis 2050 ohne Überschreitung der planetaren Grenzen möglich ist. Dazu ist laut Willett ein Richtungswechsel dringend nötig. «Was den Klimawandel und andere UmweltausaS\U_XQOX KXQOR^ LO XNOX aS\ _X] ]Yd_ WALTER WILLETT sagen auf einer Schnellstrasse, die geradeProfessor für Epidemiologie und Ernährung wegs in den Abgrund führt. Wir müssen sowie Professor der Medizin d_]OROX NK]] aS\ `Y\RO\ OSXO +_]PKR\^ Xden.» Eine globale Umstellung auf gesündere

«EINE ERNÄHRUNG MIT EINEM HOHEN ANTEIL AN PFLANZLICHEN UND WENIGER TIERISCHEN LEBENSMITTELN NÜTZT SOWOHL DER GESUNDHEIT ALS AUCH DER UMWELT.»

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«WAS DEN KLIMAWANDEL ANGEHT, BEFINDEN WIR UNS SOZUSAGEN AUF EINER SCHNELLSTRASSE, DIE GERADEWEGS IN DEN ABGRUND FÜHRT. WIR MÜSSEN ZUSEHEN, DASS WIR VORHER EINE AUSFAHRT FINDEN.»

Angesichts der Tatsache, dass der Verzehr von ungesunden Lebensmitteln in wohlhabenden Ländern heute ein gravierendes Problem darstellt, hält Willett eine Regulierung des Marketings für notwendig, vor allem, wenn Kinder die Zielgruppe sind. «Aggressives Marketing gegenüber Kindern ist im Grunde Kindesmissbrauch: Es NSOX^ X_\ NOW :\Y ^ _XN O] \_SXSO\^ ihre Gesundheit. Leider ist diese Praxis nicht mehr nur auf einkommensstarke Länder beschränkt – die betreffenden Branchen dringen selbst in die abgelegensten Dörfer vor.» Ein weiteres gravierendes Problem ist, dass viele Menschen mit niedrigem Einkommen es sich bei den heutigen Preisen nicht leisten können, gesunde, nachhaltige Lebensmittel zu kaufen. <KP XSO\^O =^¶\UO _XN D_MUO\ ]SXN VOSNO\ NSO LSV ligsten Kalorienlieferanten, und viele Menschen nehmen einen Grossteil ihrer Kalorien in dieser Form zu sich. Mancherorts deutet sich jedoch eine Trendwende an. In den USA etwa geht der Gesamtverzehr von Zucker aufgrund von Besteuerung und Bildung zurück», sagt Willett. Die im Report beschriebene «Planetary Health Diet» ist ein Gewinn auf mehreren Ebenen: Sie nützt sowohl uns als auch der Umwelt. Aber ungesunde Essgewohnheiten sind in weiten Teilen der Welt derart fest verankert, dass es schwierig ist, die Leute von einer solchen Ernährungsumstellung zu überzeugen. «Es wird sicher Zeit brauchen und nicht von heute auf morgen passieren», sagt Willett. «Und es wird mehr brauchen als nur Überzeugungskraft. Vielen Menschen fehlt das Geld oder der Zugang zu gesunder, nachhaltiger Nahrung, und hier müssen wir auch mit begleitenden politischen Massnahmen ansetzen. Der Mensch ist eher auf kurzfristige Notsituationen ausgerichtet. Das macht eine solche Umstellung von Natur aus schwierig. Ich hoffe, dass wir dem gewachsen sind. Es wird ein langer Kampf werden. Aber es ist machbar.»

3ROLWLVFKH 9HUËQGHUXQJHQ JHIRUGHUW In grösseren Agrarsystemen wird viel unternommen, um Fleisch und Milchprodukte kostengünstig zu produzieren. Hier braucht es laut Willett einen Ausgleich, damit Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkorngetreide günstiger werden. «Verschiedene politische Veränderungen wären hier denkbar. Es ist ja nicht so, dass wir nicht wüssten, wie das geht – wir haben es schliesslich schon getan, nur eben bei den falschen Lebensmitteln.» Der EAT-LancetReport besagt, dass der weltweite Verzehr von Obst und Gemüse sich verdoppeln und der Verzehr von

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WALTER WILLETT Professor für Epidemiologie und Ernährung sowie Professor der Medizin

rotem Fleisch und Zucker sich mindestens halbieren muss. «Diese ambitionierten Ziele sind nur mit gezielten Massnahmen zu erreichen, aber die Dinge entwickeln sich inzwischen sehr schnell. Die jüngeren Generationen machen sich viele Gedanken um den Klimawandel und um die Zukunft der Welt, in der sie leben werden.» Daher gibt es unter ihnen auch zunehmend mehr Veganer und Flexitarier. «Es besteht grosses Interesse an einer Umstellung auf gesündere und nachhaltigere Lebensmittel. Sie müssen aber lecker schmecken und aussehen», sagt Willett. «Gesundes und nachhaltiges Essen kann geschmacklich anregender sein als so manches Gericht, das in Nordamerika, Nordeuropa oder England traditionell auf den Tisch kommt – etwa Braten mit Sauce und Kartoffelbrei oder ähnliches.» Die Autoren des Berichts fordern eine auf mehreren Sektoren und mehreren Ebenen ansetzende Umgestaltung des Lebensmittelsystems, eine DreifachSX^O\KU^SYX `YX AS]]OX @O\Z SMR^_XQ _XN 2KXNOVX über Wirtschaft, Politik und Wissenschaft hinweg. Dies beinhaltet, die Agrarpolitik auf die Produktion gesünderer Lebensmittel auszurichten, die AusdehX_XQ `YX +XLK_ ¶MROX d_ LOQ\OXdOX NOX AK]]O\verbrauch zu verringern, ein besseres Management der Ozeane, den Einsatz klimafreundlicherer Anbaumethoden und die Entwicklung von Ernährungsplänen auf nationaler und internationaler Ebene. Eine grosse Aufgabe. «Man muss auch unbedingt betonen, dass sämtliche Berechnungen und Vorhersagen auf der Annahme beruhen, dass wir schnell auf Ökoenergie umstellen, und zwar bis zum Jahr 2050. Der Wechsel zur Ökoenergie ist ebenfalls dringend notwendig», betont Willett. Um die Umstellung auf die «Planetary Health Diet» voranzutreiben, ist auch eine bessere Bildung


EAT-Lancet-Report / FOKUS

wieder vermehrt Empfehlungen abgeben. «Man sollte die Patientinnen und Patienten mit vielen Informationen versorgen und ihnen vermitteln, dass Ernährung die Basis ihrer Gesundheit ist. Das wird von vielen völlig ignoriert. Das Gesundheitssystem sollte hier Vorreiter sein, ist es aber bisher nicht.» «Wenn sich etwas ändern soll, müssen wir auf mehreren Ebenen und mehreren Sektoren ansetzen. Wo der politische Wille fehlt, könnten auch Unternehmen tätig werden», ist Willett überzeugt. «In vielen Firmen betrachtet man den notwendigen Wandel als Chance. Zum Beispiel sind viele Restaurants, die in Boston aktuell wie Pilze aus dem Boden schiessen, vegan oder vegetarisch. Hier gibt es jede Menge Möglichkeiten, insbesondere für Start-ups.»

nötig. «Es besteht Handlungsbedarf in diversen Bereichen», sagt Willett. «Gesunde und nachhaltige Essgewohnheiten müssen fest in unserem Bildungssystem verankert werden, nicht nur im Unterricht, sondern auch, indem in den Schulen im Sinne einer ‹best practice› gesundes, nachhaltiges Essen angeboten wird. Das Essen sollte sowohl erzieherischen Wert haben als auch direkt gesundheitsförderlich sein – von der ersten Klasse bis zur Universität. In den Universitäten ändert sich derzeit schon viel, weil die Zielgruppe sehr offen dafür ist.» Laut Willett übernehmen auch immer mehr Arbeitgeber diesen Ansatz, weil sie merken, dass es sich unter dem Strich auszahlt, am Arbeitsplatz gesundes und nachhaltiges Essen anzubieten: Gesündere Mitarbeitende bedeuten höhere Produktivität. Auch das Gesundheitssystem soll laut Willett

Umdenken der Nahrungsmittelindustrie Die Autoren des EAT-Lancet-Reports betonen weiter, dass Firmen, die direkt an der NahrungsmittelO\dO_Q_XQ LO^OSVSQ^ ]SXN SX NO\ : SMR^ ]^OROX «gesunde und nachhaltige Lebensmittel so attraktiv und erschwinglich wie möglich zu machen». Letztendlich spielen auch wirtschaftliche Belange eine Rolle. Nüsse beispielsweise sind sehr gesund. Sie etwa anstelle von rotem Fleisch zu essen ist eine gewaltige Veränderung. Allerdings muss das auch vom Standpunkt der Bauern aus betrachtet werden. «Wir müssen es den Produzenten unbedingt ermöglichen, von der Erzeugung gesunder Nahrungsmittel leben zu können. Dies ist eine langfristige Investition, daher braucht es staatliche Massnahmen, um die Bauern bei ihrer Umstellung in diese Richtung zu unterstützen. Bei anderen Feldfrüchten tun wir das schon, aber wir müssen es auch bei Feldfrüchten tun, die gesund und nachhaltig sind», sagt Willett. Natürlich erfordert die Transformation des globalen Gesundheitssystems koordinierte Anstrengungen. Laut den EAT-Lancet-Autoren bietet ihr Bericht mit seinen breiten Möglichkeiten der lokalen Adaptation einen Rahmen für alle Esskulturen und Produktionssysteme der Welt. Um dieses Ziel zu erreichen, brauche es eine «rasche Einführung vieler Veränderungen und eine völlig neue Dimension gloLKVO\ D_]KWWOXK\LOS^ _XN @O\Z SMR^_XQ$ XSMR^] weniger als eine ‹Great Food Transformation›.»

INFO Den Bericht «Food in the Anthropocene: the EAT-Lancet Commission on healthy diets IURP VXVWDLQDEOH IRRG V\VWHPVŞ ıQGHQ 6LH unter thelancet.com/commissions/eat.

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Technologie wird von vielen als Patentlösung für das Leben in der Stadt der Zukunft verstanden. Und doch ist sie nicht die einzige Antwort auf die Herausforderungen einer stets wachsenden urbanen Bevölkerung. Der erfahrenste Stadtplaner der Welt ist überzeugt, dass die echte «Smart City» Technologie mit Design verbindet und die Grundbedürfnisse der Bevölkerung ins Zentrum stellt.

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LEBENSMASCHINE TEXT: TEX T STUART SPEAR

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Singapurs öffentlicher Wohnraum kombiniert komfortables Wohnen mit grünen Flächen, wie hier bei den preisgekrönten Projekten Dawson SkyVille und SkyTerrace.

DIE STÄDTE DER WELT sind soziale und wirtschaftliche Magnete. Eisenspänen gleich werden Millionen von uns jedes Jahr vom Stadtleben angezogen und wir verlassen das Umland auf der Suche nach wirtschaftlichen Chancen und kulturellen Möglichkeiten. Die Vereinten Nationen schätzten 2018, dass 55 Prozent der Weltbevölkerung in städtischen Siedlungen leben; bis 2050 soll der Anteil auf 68 Prozent ansteigen. Berücksichtigt man dabei das Wachstum der Weltbevölkerung, heisst das, dass in den nächsten 30 Jahren nochmals 2,5 Milliarden Menschen zusätzlich in bereits bestehenden oder neuen Städten leben werden. Laut des Beratungsunternehmens McKinsey werden zwischen 2015 und 2045 jedes Jahr 24 Millionen Afrikanerinnen und Afrikaner aus ihrem ländlichen Umfeld in eine Stadt ziehen. In Indien werden das 11 Millionen Menschen sein, in China 9 Millionen. Im Jahr 2050 werden geschätzte 90 Prozent der Lateinamerikaner in einer Stadt leben. Plötzlich sind Städteplaner gesuchte Leute, weil die Politikerinnen und Politiker merken, dass sie sich auf diesen künftigen Zustrom vorbereiten müssen. Es gibt einige Ursachen für die globale Migration in Städte. Wirtschaftliche Ansprüche und Bildungsziele werden im ländlichen Umfeld oft nicht erfüllt, gleichzeitig vertreiben politische Instabilität und schlechte Infrastruktur die Menschen. Der Klimawandel ist ein weiterer Faktor, weil Ernteausfälle und Nahrungsmittelknappheit ihren wirtschaftlichen und sozialen Tribut fordern.

Technologie allein genügt nicht Für diejenigen, die Lösungen für das Wachstum der =^KN^LO`ÇVUO\_XQOX XNOX WÍ]]OX ]MROSX^ O] ]OR\ verlockend zu sein, die Antworten in der Technologie zu suchen. Experten sagen vorher, dass wir in Zukunft von Sensoren und Messgeräten umgeben sein werden, die Daten über uns sammeln, welche dann wiederum über eine superschnelle Verbindung und mit Hilfe von Algorithmen analysiert und gezielt wieder ins Datennetz gespeist werden – wo auch immer sie gebraucht werden, um das Stadtleben einfacher zu machen. Es ist die Vision einer Welt, in der die digitale Technologie die Fähigkeit hat, die Arterien und Infrastrukturen der Stadt zu entstauen und so Platz zu schaffen für die Millionen von Menschen, die auf dem Weg hierher sind. «Doch da sind andere wichtige Aspekte, die wir genauso mit einkalkulieren müssen», sagt der weltweit erfahrenste Stadtplaner, Dr. Liu Thai Ker. Mit 81 Jahren entwirft er noch immer zukünftige Städte. Bis heute hat er fast 60 Städte in China geplant für zwischen 200 000 und 20 Millionen Einwohner. Er ist der Vorsitzende der globalen Denkfabrik The Centre for Liveable Cities und hat gerade das Büro

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Das Ziel von Singapur ist, die öffentlichen Grünflächen zu erweitern und damit die Lebensqualität der Einwohner zu verbessern.

«DIE AUFGABE DES PLANERS IST ES, DIE FUNDAMENTALEN MENSCHLICHEN BEDÜRFNISSE ZU VERSTEHEN UND ETWAS ZU BAUEN, DAS SEHR LANGE HÄLT.»

Morrow Architects & Planners mit Sitz in Singapur gegründet. Seinen grössten Erfolg hatte er aber als «Architekt von Singapur», einer Stadt, die schon lange weltweit an der Spitze steht, wenn es um erfolgreiche Städteplanung geht. Dr. Liu ist seit über 50 Jahren Städteplaner. Auch wenn er bestätigt, dass Technologie immer ein Bestandteil der Zukunft sein wird, glaubt er, dass sie DR. LIU THAI KER allein eine allzu einfache Antwort auf Städteplaner und Vorsitzender des Centre for Liveable Cities eine überaus komplexe Frage ist. «Die Aufgabe des Planers ist es in erster Linie, die fundamentalen menschlichen Bedürfnisse zu verstehen und etwas darauf zu bauen, das sehr lange hält», sagt Dr. Liu. Es habe einen Grund, wieso niemand anders eine solche Theorie formuliere: «Es S]^ Ob^\OW ]MRaSO\SQ RO\K_]d_ XNOX aK] NSO P_Xdamentalen menschlichen Bedürfnisse überhaupt sind. Darum entscheidet man sich lieber für die einfache Option und kauft Technologie, die alle urbanen Probleme lösen soll.» Dr. Liu weiss, wovon er spricht. Er begann seine Karriere als Planer 1969 und wurde dann CEO und Chefplaner der Behörde für Stadtentwicklung in Singapur, die für die Verwandlung des Stadtstaats von einem Schwellenland in eine futuristische Metropole verantwortlich war. Seit er vor 50 Jahren zum ersten Mal Hand angelegt habe, sagt er, arbeite er jeden Tag daran, zu verstehen, was die Menschen von den Städten brauchen, in denen sie leben. «Smart City»-Konzepte konkret in eine Stadtplanung zu übertragen, sei sehr schwierig. «Ich bin eher ein

Dr. Liu Thai Ker buhlergroup.com

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unzugänglicher Mensch und arbeite schon mein ganzes Leben hart daran zu verstehen, worum es überhaupt geht. Um ein guter Städteplaner zu sein, muss man eine etwas mürrische Persönlichkeit haben, und zudem haben nur wenige Leute genug Geduld für diese Aufgabe.» Die Maschine in Harmonie Der einzige Weg, eine Stadt wirklich zu verstehen, sei es, sie als gigantische Lebensmaschine zu betrachten, sagt Dr. Liu. Und um eine solche Maschine zu entwerfen, müsse man erst verstehen, wozu sie dienen solle. Jede Komponente müsse in Verbindung zur nächsten stehen. Jedes Teil müsse am richtigen Platz sein und die richtigen Dimensionen haben, um harmonisch mit dem Rest zusammen zu funktionieren. Wolle man eine gesunde Stadt, müsse sie beispielsweise fussgängertauglich sein. Und eine lebenswerte Stadt müsse Gemeinschaft ermöglichen. Das kann laut Dr. Liu zum Beispiel erreicht werden, indem man die Stadt in Nachbarschaftszentren einteilt, in Gebiete von höchstens 50 Hektaren, wo die nächste Freizeiteinrichtung zu Fuss innerRKVL `YX 7O^O\X O\\OSMRLK\ S]^ /\ XNO^ d_NOW wichtig, dass auch familiäre Beziehungen in die Planungen integriert werden. Grosseltern sollen in der

Nähe ihrer Enkel leben können, um wenn nötig zu helfen, aber nicht in der gleichen Wohnung leben wie ihre Kinder. Dasselbe gilt für die Infrastruktur. Bei der Lage einer Tankstelle mit Shop ist es wichtig, die Details anzuschauen: Ist sie am richtigen Ort? Denn wenn sie zu gross ist und am falschen Ort steht, könnte sie die kleinen lokalen Läden konkurrenzieren. Wenn sie zu klein ist, erfüllt sie ihren Zweck nicht. Der Planer muss sich also auf einer so kleinteiligen Ebene auskennen, um lebenswerte Räume zu schaffen, die dem erwarteten Bevölkerungswachstum gerecht werden. Solche Details können dann in die Stadtplanung und in die Entwicklung neuer Technologien übertragen werden. Der Verkehr ist ein weiteres Beispiel. Zwar entwickelt sich die grundlegende Technologie der Züge und Autos stets weiter, GPS und automatisierte Fahrsysteme entwickeln sich, aber die räumlichen Arrangements zwischen Gebäuden bleiben dieselben. Autos können durch fahrerlose, öffentliche Verkehrsmittel ersetzt werden, die weniger Fahrspuren benötigen. Sie müssen jedoch noch immer zwischen Gebäuden hindurchfahren. Ebenso müssen Rettungsfahrzeuge die Stadt durchqueren. Die Pferde mit ihren Kutschen mögen zwar verschwun-

Die Gärten an der Bucht erinnern an eine Stadt in einem Nationalpark.

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«NATÜRLICH KANN TECHNOLOGIE DAS MANAGEMENT EINER STADT ERLEICHTERN, ABER SIE KANN NICHT DAS DESIGN ERSETZEN.» DR. LIU THAI KER Städteplaner und Vorsitzender des Centre for Liveable Cities

den sein, aber die Pfade, auf denen sie unterwegs waren, bleiben uns heute als Strassen erhalten. Dr. Liu befürchtet, dass diese grundlegenden Prinzipien manchmal verloren gehen. «Ich höre den Leuten sehr genau zu, wenn sie über die ‹Smart City› sprechen. Und meist sprechen sie nicht über das Design der Stadt, sondern über die Verwaltung. Natürlich kann Technologie das Management einer Stadt erleichtern, aber sie kann nicht das Design ersetzen.» Dr. Liu ist der festen Ansicht, dass jeder Stadtplaner die menschlichen Emotionen in seiner Vision präsent halten sollte. Er glaubt fest, dass jede Stadt mit einem vertieften Blick auf die Menschen und das Land geschaffen werden muss. «Man braucht das Herz eines Humanisten, um den Menschen eine gute und robuste Lebensqualität geben zu können; das Land muss funktionell und nachhaltig verplant werden.» Um also diese Lebensmaschine zu schaffen, sagt Dr. Liu, brauche es den Verstand eines Wissenschaftlers. Und um die Maschine schliesslich auf dem Land zu platzieren, brauche es das Auge eines Künstlers. «Die Maschine darf nicht aus dem Land herausragen wie ein Gerät, vielmehr muss sie die Flüsse und Hügel, das Terrain und die historischen Gebäude liebkosen. Was man auf das Land stellt, sollte der Landschaft angepasst, funktional und zugleich schön sein.» China bot ideale Voraussetzungen Wie überleben diese romantischen Prinzipien die harte Realität? Wie kann Dr. Liu nach unzähligen Projekten noch immer seine Werte hochhalten, von denen er sagt, er wende sie seit seinen Anfängen in Singapur bei jedem seiner Projekte an? Die Antwort gibt der Ort, an dem er sein Vermächtnis hinterlassen hat. Im Jahr 1978 besuchte das chinesische Staatsoberhaupt Deng Xiaoping =SXQKZ_\ aY NO\ SO]]OXN 7KXNK\SX ]Z\OMROXNO Dr. Liu sich um ihn kümmerte. Er nutzte die Gelegenheit, um Deng seine Vision von Singapur zu erläutern, als sie auf dem Dach des Ministeriums für Nationale Entwicklung standen. Einige Monate später verkündete Deng, China könne von Singapur lernen, wenn es um Städteplanung gehe. Dieses Treffen

Singapurs Engagement für Nachhaltigkeit begann in den 1960er-Jahren. Der damalige Premierminister Lee Kuan Yew unterstützte umweltfreundliche Initiativen und setzte sich für Dr. Liu Thai Kers Stadtplanung ein. Die Tradition, dass das Grün unter Wolkenkratzern gedeiht, hat sich seitdem fortgesetzt und Singapur den Titel «Asiens grünste Stadt» verliehen.

besiegelte Dr. Lius Zukunft als Planer von über 60 chinesischen Städten. Wenn er seine Prinzipien durchsetzen wollte, war es von grossem Vorteil, dass die Regierung sich so stark für seine Projekte einsetzte. Ohne diese Voraussetzung würden Projekte oft zwischen den Interessen der verschiedenen Parteien aufgerieben, sagt Dr. Liu. Ebenfalls hilfreich für den Städteplaner war, dass in China ein Grossteil des Landes in Staatsbesitz ist. Aber natürlich braucht es vor allem auch eine gute Planung. «Ich nehme Aufträge überall auf der Welt an, denn es ist besser, wenn es einen Plan gibt, der dann irgendwie umgesetzt werden kann, sei es auch nur teilweise, als wenn es gar keinen Plan gibt.» buhlergroup.com

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Eine gute Arbeitsunterlage zu haben, auf der man eine neue Stadt planen kann, ist das eine; aber viele Städte auf der Welt, etwa in Afrika, müssen aufgerüstet werden, um mit der wachsenden Bevölkerung umgehen zu können. Dr. Liu wendet bei der Verbesserung einer bereits existierenden Stadt dieselben Prinzipien an wie bei einer Planung von Grund auf. Das Geheimnis sei, langfristig und in grossem Umfang zu planen und das Ganze dann auf kurzfristigere Pläne herunterzubrechen. Typischerweise beginnt er mit der Frage, wie eine Stadt im Jahr 2070 aussehen sollte, damit die prognostizierte Bevölkerung Platz hat; von da an arbeitet er rückwärts. Seiner Ansicht nach ist es ein grundlegender Fehler, bei der Städteplanung nicht langfristig zu

«DIE LEBENSMASCHINE DARF NICHT AUS DEM LAND HERAUSRAGEN WIE EIN GERÄT, SIE MUSS DIE FLÜSSE UND HÜGEL, DAS TERRAIN UND DIE HISTORISCHEN GEBÄUDE LIEBKOSEN.» DR. LIU THAI KER Städteplaner und Vorsitzender des Centre for Liveable Cities

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denken. «Genau darum sehen so viele Städte so zerstückelt und chaotisch aus, weil kleinteilig und kurzfristig geplant wird und dann immer wieder etwas zugefügt wird, bis es schliesslich kein ganzheitliches System mehr gibt», sagt Dr. Liu. Auf einem Gebiet muss sich seiner Meinung nach einiges ändern: bei der urbanen Landwirtschaft. Dies, weil viele Städte einfach zu wenig Land haben, um die wachsende Bevölkerung zu ernähren. China hat viermal mehr Einwohner als die USA, hat aber X_\ " :\YdOX^ NO\ 6KXNaS\^]MRKP^] ¶MRO RXVSMR geht es dem winzigen Stadtstaat Singapur, dessen Bevölkerung von fünf Millionen Menschen eingepfercht auf einem Landstück von gerade einmal 751 Quadratkilometern lebt. Hier experimentiert man gezwungenermassen mit Dachgärten und vertikaler Landwirtschaft, um die Menschen zu ernähren. «Singapur setzt mehr denn je auf die vertikale Landwirtschaft und wir haben nun genügend Informationen gesammelt, um andere Städte bei diesem Thema zu beraten», sagt Dr. Liu. Ein Beispiel für Innovation aus Singapur ist die welterste kohlenstoffarme, wasserbetriebene, rotierende vertikale Farm namens «A Go-Grow». Die etwa neun Meter hohen Aluminiumtürme enthalten 38 Tröge mit tropischem Gemüse. Die Türme rotie\OX VKXQ]KW a¶R\OXN NSO : KXdOX K_P NSO >_\Wspitze fahren, wo sie Licht absorbieren und von wo aus sie schliesslich wieder nach unten zur Bewässerung gelangen. Eine von Dr. Lius tröstlichsten Beobachtungen aus seinen über 50 Jahren als Städteplaner ist folgende: Studiert man die Erfahrungen von Menschen in der Stadt, zeigt sich, dass es unabhängig von Land oder Kultur gewisse menschliche Grundbedürfnisse gibt, die sich nie ändern werden.


Stadt der Zukunft / FOKUS

Die Nanyang Technological University in Singapur kombiniert Natur mit Hightech.

Ein Beispiel ist das Bedürfnis nach dem Umgang mit anderen Menschen. Obwohl er anerkennt, dass das Internet das Geschäftsmodell von Läden bedroht, glaubt Dr. Liu nicht, dass wir eines Tages ohne sie auskommen. «Ich glaube, dass es immer noch Einkaufszentren geben wird. Der Mensch ist ein soziales Tier, wir können nicht den ganzen Tag zu Hause sein – wir brauchen soziale Kontakte, es braucht einen Platz, wo man Freunde treffen kann.»

«SINGAPUR SETZT MEHR DENN JE AUF DIE VERTIKALE LANDWIRTSCHAFT UND WIR HABEN GENÜGEND INFORMATIONEN ANGESAMMELT, UM ANDERE ZU BERATEN.» DR. LIU THAI KER Städteplaner und Vorsitzender des Centre for Liveable Cities

Oben: Das Parkroyal on Pickering Hotel in Singapur verfügt über 160 Quadratmeter Gärten, Wasserfälle und Pflanzgefässe. Die begrünten Flächen sind mehr als doppelt so gross wie das restliche Grundstück des Hotels. Links: Sky Greens ist eine emissionsarme, hydraulisch angetriebene vertikale Farm. buhlergroup.com

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TATEN STATT WORTE TEXT: LUKAS HOFSTETTER

«Am Ursprung jeder globalen Bedrohung steht ein gravierender Mangel an Führungsqualität.» Diese Überzeugung treibt Kate Robertson, Mitgründerin der globalen Initiative One Young World, von früh bis spät an. Ihre Vision ist eindeutig: junge Führungskräfte identifizieren, fördern und vernetzen, um eine nachhaltigere, gerechtere und lebenswertere Welt zu ermöglichen.

WER EINMAL DAS PRIVILEG HATTE, mit Kate Robertson über ihre Ideen und Werte zu sprechen, darf sich glücklich schätzen. Es gibt wenige Menschen, die mit so viel Leidenschaft, Überzeugung und Nachdruck ihrer Berufung nachgehen wie die Mitgründerin von One Young World (siehe Box Seite 28). Nur ganz wenige Menschen können in diesen turbulenten und zuweilen aussichtslosen Zeiten glaubhaft vermitteln, dass wir gemeinsam das Ruder herumreissen können. Und es gibt fast keine Menschen, die

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Robertsons Pragmatismus auch nur ansatzweise das Wasser reichen können. «Ich werde dann ja tot sein, aber die junge Generation wird mit der Bürde meiner Generation leben müssen. Das kann und will ich nicht zulassen», sagt die Südafrikanerin. «Es ist meine Lebensaufgabe, den Führungskräften von morgen alle erdenklichen Mittel und Netzwerke zur Verfügung zu stellen, damit sie die globalen Herausforderungen meistern können, die wir ihnen in fahrlässiger Weise vererbt haben. Wir müs-


One Young World / FOKUS

«WIR MÜSSEN DER JUNGEN GENERATION PLATZ MACHEN UND UNS VON IHR FÜHREN LASSEN.» KATE ROBERTSON Mitgründerin von One Young World

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sen den CO2-Ausstoss drastisch reduzieren, die klaffende Schere zwischen Arm und Reich verkleinern und die Chancengleichheit vorantreiben – und das ist erst der Anfang.Âť Es ist diese Mischung aus offenem Eingeständnis, eisernem Willen und grundfestem Vertrauen in die Jungen, die Robertson zum Sinnbild von One Young World macht – und die wie ein Magnet engagierte, aufstrebende junge Erwachsene aus aller Welt anzieht. Macherin mit hohen Zielen Mit den 17 Zielen fĂźr eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen – verabschiedet am Pariser Klimaabkommen 2015 – auf der Fahne, ist One Young World Dreh- und Angelpunkt fĂźr junge angehende FĂźhrungskräfte. Ob Klimaschutz, Hungerbekämpfung oder Bildung fĂźr alle; die aktuellen globalen Herausforderungen sind eng miteinander vernetzt, genauso wie die Teilnehmenden von One Young World. ÂŤWir leben in der Epoche mit dem hĂśchsten Bildungsle`OV NOW ^\KX]ZK\OX^O]^OX 3XPY\WK^SYX] _]] _XN NO\ besten Vernetzung von Menschen, und doch verlieren wir den Kampf gegen die dringendsten Herausforderungen – weil wir sie isoliert betrachten und sie alleine angehen wollenÂť, stellt Kate Robertson fest. ÂŤDie junge Generation – sagen wir alle unter 30 – kennt nur diese vernetzte Welt und will die Probleme auf globaler Ebene lĂśsen. Räumen wir ihnen also endlich den Weg frei.Âť Robertson nimmt vor KVVOW NSO :YVS^SUO\ SX NSO : SMR^ NSO K_] SR\O\ =SMR^ geeignete Rahmenbedingungen schaffen mĂźssten. Doch anstatt ob der Untätigkeit, Unwilligkeit und Unfähigkeit auf der politischen Ebene die Hände zu verwerfen, nimmt Robertson das Heft selber in die Hand. Denn One Young World stellt jungen FĂźhrungskräften unabhängig von deren Bildung, Stellung oder Erfahrung ein Netzwerk zur VerfĂźgung, um Veränderungen herbeizufĂźhren. Auch hier gibt es fĂźr den zielstrebigen Charakterkopf nur einen Massstab: ÂŤErst wenn die Präsidenten und Präsidentinnen des G20-Gipfels und die FĂźhrungskräfte der grĂśssten hundert Unternehmen One-Young-WorldAmbassadoren sind, haben wir unser Ziel erreicht.Âť Dass diese Vorgabe keine Utopie ist, zeigen die jährlichen Gipfeltreffen, die Summits, an denen einige der talentiertesten und motiviertesten jungen Berufstätigen und Studierenden zusammenkommen und den Geist der Initiative in ihre Länder und Organisationen zurĂźcktragen. Sie tun das hĂśchst OP dSOX^$ 1OWÂś]] NOW 9XO CY_XQ AY\VN 3WZKM^ Report 2018 erschaffen die mehr als 10 000 Ambassadoren fĂźr jeden investierten Dollar dreizehn Dollar an sozialem Wert – auch Return on Social Investment (RSOI) genannt – in Projekten wie dem Zugang zu Bildung in Nepal, dem Aufbau eines RecyclingSystems in Westafrika oder der Distribution von

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gĂźnstigen Solarenergiepaketen in Pakistan. Jedes Projekt ist einem der 17 SDGs zugeordnet, mit Hilfe dessen der kreierte soziale Wert berechnet wird. Beim Gedanken an all diese Initiativen gerät Kate Robertson ins Schwärmen: ÂŤUnsere Ambassadoren sind alles unglaublich gute Menschen mit guten Wertvorstellungen. Sie machen sich umeinander und um unsere Erde Sorgen und wollen helfen. Ich habe das Privileg, von ihnen täglich aufs Neue inspiriert zu werden. Umso wĂźtender macht es mich, wenn diese jungen Leute von meiner Generation ]Ă?P ]KX^ KV] AOV^`O\LO]]O\O\ KLQO^KX aO\NOX /] ist hĂśchste Zeit, dass wir ihnen Platz machen und uns von ihnen fĂźhren lassen.Âť Veränderungen vorantreiben 2009 grĂźndete Kate Robertson auf dem HĂśhepunkt SR\O\ LO\_ SMROX 6K_PLKRX x KV] >YZ 5KNO\ NO\ renommierten globalen Kommunikationsagentur Havas Worldwide – One Young World zusammen mit David Jones, dem damaligen CEO von Havas. Einige Jahre später verabschiedete sie sich komplett aus der Geschäftswelt, um ihre ganze Energie auf

INFO

One Young World Caucus im Innovationscampus CUBIC One Young World ist eine gemeinnĂźtzige Organisation mit Sitz in Grossbritannien, die junge, aufstrebende Berufstätige aus aller Welt zusammenbringt, um LĂśsungen fĂźr die dringendsten Probleme der Welt zu entwickeln. Am Summit 2018 in Den Haag trafen sich 1850 Teilnehmende aus 196 Ländern, darunter 13 Mitarbeitende von BĂźhler. Zusätzlich ]XP MĂ‹KUOLFKHQ 6XPPLW ÄąQGHQ UHJLRQDOH 7UHÄłHQ VWDWW sogenannte Caucuses, die von den One Young World Ambassadoren in ihren Ländern organisiert werden. $P 0DL IDQGHQ VLFK ÄžEHU 7HLOQHKPHQGH DXV DOOHU :HOW LP IULVFK HUÄ…ÄłQHWHQ ,QQRYDWLRQVFDPSXV &8%,& YRQ %ÄžKOHU LQ 8]ZLO ]XP HUVWHQ &DXFXV LQ GHU 6FKZHL] HLQ 8QWHU GHP 7KHPD Ĺ?9HUDQWZRUWXQJVYROOH 3URGXNWLRQ XQG Konsumation in der ZukunftÂť nahmen die Teilnehmenden Trends wie die Elektromobilität und die Ernährung der Zukunft unter die Lupe.

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One Young World / FOKUS

Am Gipfeltreffen von One Young World 2018 kamen 1850 Teilnehmende aus 196 Ländern nach Den Haag in den Niederlanden.

ihre Herzensangelegenheit zu fokussieren. «One Young World hat sich von einer Vision zu einer intensiven Passion entwickelt, der ich meine hundertprozentige Aufmerksamkeit widmen will», sagte Kate Robertson bei ihrem Austritt 2015. Diese geballte Aufmerksamkeit ist mehr denn je gefragt. Ein grosses Problem sieht Robertson in der Abhängigkeit von Wirtschaft und Politik. «Nehmen wir die Industrie als Beispiel. Mit den geeigneten politischen Rahmenbedingungen wie rechtlich verbindlichen Zielen oder Anreizen wie CO2 DO\^S UK ten in der Tasche könnten die CEOs der grössten Firmen ihre Aktionäre überzeugen, dass etwa ab sofort 50 Prozent der Investitionen in den Wachstumsmarkt der erneuerbaren Energien gehen sollen. Denn diese Firmen leben vom Wettbewerb und setzen alles daran, an der Spitze zu bleiben. Doch ohne

exakte Forderungen und Regeln seitens der Politik bewegt sich die Industrie als Ganzes um ein Vielfaches langsamer, als sie will und vor allem kann.» Unterstützung aus der Wirtschaft Die Lösung für dieses institutionelle Problem geht One Young World seit Jahren an: Junge Menschen schliessen sich über das Netzwerk zusammen, treffen sich an den regionalen oder jährlichen weltwei^OX @O\KX]^KV^_XQOX NOX -K_M_]O] XNOX SR\OX Weg in Wirtschaft und Politik und sprengen dort die trägen Abhängigkeiten. Um diesen langwierigen Prozess zu beschleunigen, zählt die kluge Südafrikanerin auf die Unterstützung ihrer Unternehmenspartner. «Als ich Stefan Scheiber und Ian Roberts von Bühler vor drei Jahren an der Chocovision, einer Konferenz von Schokoladen- und Kakaoproduzenbuhlergroup.com

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Die Ambassadoren von One Young World wollen mit ihren Projekten für den Klimaschutz, die Armutsbekämpfung und für mehr Chancengleichheit weltweit Grosses bewirken.

ten, die Idee von One Young World vorstellte, merkte ich rasch, dass ich mir die Mühe hätte sparen können. Denn die beiden hatten längst begriffen, wie wichtig ihre jungen Führungskräfte sind und dass sie ihnen bloss die Tools und das Netzwerk zur Verfügung stellen müssen. Das setzt eine Klarheit in der Vision und ein Engagement voraus, wie ich es in der Geschäftswelt nicht allzu oft antreffe.» Dass sich das Investment in junge Ambassadoren lohnt, zeigt eine Statistik aus dem Impact Report 2018 eindrücklich: Seit 2010 haben sie unter anderem mit Projekten für den Klimaschutz, die Armutsbekämpfung oder für mehr Chancengleichheit weltweit das Leben von 20,9 Millionen Menschen posi^S` LOOSX _]]^ Noch Luft nach oben Kate Robertson wäre jedoch nicht das pragmatische Aushängeschild, wenn sie nicht inmitten aller Lobeshymnen und Erfolgsstorys zielgenau den Weg aufzeichnen würde. «Zehn Jahre nach der Gründung wird der One Young World Summit als eine der besten Konferenzen weltweit betrachtet. Hurra, davon können wir uns nichts kaufen. Um eine möglichst gute Durchmischung zu haben und wirklich die besten jungen Leute zusammenzubringen, bieten wir dank der Unterstützung unserer Partnerunternehmen Stipendien an.» Am diesjährigen Summit in London werden rund 22 Prozent der Teilnehmenden dank Stipendien mitmachen können. Und

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diese Zahl will Robertson auf 50 Prozent erhöhen und sicherstellen, dass sich die jungen Leute aus vier Bereichen zusammensetzen: «Zurzeit haben wir genug berufstätige Teilnehmende und einen guten Anteil an sozialen Unternehmerinnen und Unternehmern – also Menschen, die Unternehmen mit dem Ziel aufbauen, soziale Probleme anzugehen. Bei jungen Politikerinnen und Politikern sowie Jungunternehmern haben wir noch viel Luft nach oben. Es gibt also noch eine Menge zu tun, obwohl wir mit dem letztes Jahr lancierten ‹Politiker des Jahres Award› und dem neuen ‹Wettbewerb für junge Unternehmer› bereits viele Talente aus diesen Sektoren gewinnen konnten.» Das Konzept von One Young World ist durchaus auch auf politischer Ebene angekommen. Von der Europäischen Kommission bis zur First Lady von Kolumbien, deren Netzwerk von First Ladies in 6K^OSXKWO\SUK ]SMR SW +_PLK_ LO XNO^ x KX `SOVOX Orten wächst das politische Engagement. Für die weitere Entwicklung ist Kate Robertson zuversichtlich: «Für mich ist das ultimative Ziel, dass künftige Führungskräfte One-Young-WorldAmbassadoren oder Gleichgesinnte sind. Nur so können sich alle sicher sein, dass dieser CEO oder dieser politische Leader, diese politische Leaderin die gleichen Werte teilt und alles daransetzen wird, unsere Welt nachhaltiger, gerechter und lebenswerter zu machen. Das wird ein harter Weg, doch den Status quo will ich nicht länger akzeptieren.»


Der neue Bühler Einwellenextruder. Derr hohe e Hyg ygienestandard, die glleichmä m ssig hohe Produktqu q alität und das hervo orragen e de Preis-LeistungssVerh häl ä tn tniss mache h n de en Eiinwel e lene next xtruderr zur ur per e fekten n Lösung n für Fi F schfutter und Heimtiernahrung.

Hier Hi er erf er rfah ahre ah ren re n Si S e me mehr hr:: hr e en ev e t. t.bu buhl buh hler hler ergr grou gr oup. ou p.co p. com/ co m//si sing ing gle le-s -s scr c ew ew-e -e ext xtru rude ru derr de extr ex t us tr usio ion@ io n@bu n@ buhl bu hle hl ergr ergr grou oup. p co om

,QQRYDWLRQV IRU D better world.


DIE MACHT DES ZWECKS TEXT: JANET ANDERSON

Worin liegt der Sinn eines Unternehmens? Bis vor Kurzem schien die Antwort einfach – Güter und Dienstleistungen verkaufen und Geld verdienen. Aber es zeichnet sich ein Wandel ab. Immer mehr Unternehmen definieren ihren Geschäftszweck umfassender, wobei es ihnen darum geht, wie sie zur Lösung der dringenden Probleme beitragen können, mit denen die Gesellschaft heute konfrontiert ist.

BLACKROCK ist der weltgrösste Investor. Das Unternehmen verwaltet für seine Kunden billionenschwere Vermögen. Jedes Jahr schreibt CEO Larry Fink einen Brief an die Unternehmen, in die BlackRock das Geld seiner Kunden investiert und erinnert sie daran, dass BlackRock in seiner Funktion als Treuhänder auf nachhaltiges und langfristiges Wachstum und Rentabilität setzt. Dieses Jahr schrieb er, ein langfristiger Ansatz sei «wichtiger denn je». In einer Welt, die fundamentale wirtschaftliche und politische Veränderungen durchmacht, sucht die Gesellschaft immer mehr nach öffentlichen und privaten Unternehmen, so Fink, die die drängenden sozialen und ökonomischen Probleme angehen und die Führung übernehmen. Er argumentiert weiter, dass es bei aller steigenden Unsicherheit sowie schwindendem Vertrauen einen einzigen Weg für ein Unternehmen gebe, um in diesem schwierigen Umfeld zu bestehen: Es muss einen klaren Zweck verkörpern. Was aber ist ein «Zweck» für ein Unternehmen? Vor nicht allzu langer Zeit war die allgemeine An-

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nahme, dass ein Unternehmen für seine Besitzer vor allem Geld einbringen solle. Der US-Ökonom Milton Friedman schrieb 1962 in seinem Buch «Kapitalismus und Freiheit»: «Ein Unternehmen hat nur eine einzige soziale Verantwortung, nämlich die, seine Ressourcen zu nutzen und aktiv seinen Gewinn zu steigern, solange es sich an die Spielregeln hält, also einen offenen und freien Wettbewerb ohne Täuschung oder Betrug betreibt.» Heute wird diese Idee zunehmend mit einem neuen Fokus auf die längerfristigen sozialen Auswirkungen eines Unternehmens ergänzt. Niemand zweifelt daran, dass Unternehmen Geld verdienen sollen, aber Geld soll nicht der einzig entscheidende Faktor sein. Fink sagt, dass Gewinne zwar unerlässlich seien, aber nur wenn ein Unternehmen seinen Zweck verstehe und ihn auch formuliere, könne es langfristig rentabel sein. Der Zweck eines Unternehmens, sagt er, sei seine «Daseinsberechtigung» – der Antrieb, um Gewinne zu machen. Fink ist damit nicht allein. Immer mehr Wirtschaftsführende stossen ins gleiche Horn. Schon 2006 sagte zum Beispiel


Die Macht des Zwecks / FOKUS

«BÜHLER HATTE SCHON IMMER EINE LANGFRISTIGE AUSRICHTUNG. ‹INNOVATIONS FOR A BETTER WORLD›, DAS IST UNSER ZWECK.» Die Menschen suchen einen Sinn in dem, was sie tun – insbesondere bei der Arbeit.

STEFAN SCHEIBER CEO Bühler Group

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«HEUTE RICHTEN WIR UNSER DENKEN ZUM GESCHÄFTSZWECK NEU AUS. WIR SEHEN DAS UNTERNEHMEN IM GESAMTGESELLSCHAFTLICHEN KONTEXT.» MICHAEL CHAVEZ CEO der Duke Corporate Education

Marc Benioff, CEO von Salesforce: «Um erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen ein Leitbild haben, LOS NOW O] _W WOR\ QOR^ KV] X_\ _W :\Y ^ Aber wieso über das Geld hinauszielen? «Shareholder Value zu generieren funktionierte, als alles stabil war, aber das hat seine Grenzen», sagt Michael Chavez, CEO der US-amerikanischen Duke Corporate Education. «Wenn sich alles verändert, brauchst du etwas anderes, das dir bei Entscheidungen hilft.» Mit Umweltbelastung, sozialem Wandel und Bevölkerungswachstum steht die Welt vor grossen Herausforderungen. Gleichzeitig haben die neuen digitalen Technologien die Welt vernetzt wie nie zuvor und alles, was wir tun, transparenter und schneller gemacht. Das hat riesige Vorteile mit sich gebracht. Aber es hat auch unseren Blick auf die Dinge verändert. Institutionen aller Art müssen sich Fragen zu ihrer Rolle stellen lassen. «In der Vergangenheit musste die Industrie sich nicht um die Kosten kümmern, die sie für die Gesellschaft in Bezug auf Umweltverschmutzung, Kohlenstoff oder soziale Ungleichheit verursacht hat. Dafür waren die Steuern da», sagt Chavez. «Heute richten wir unser grundlegendes Denken zum Geschäftszweck neu aus. Wir sehen das Unternehmen jetzt im gesamtgesellschaftlichen Kontext.» Um im Wettbewerb zu bestehen, brauchen die Unternehmen einen breiteren sozialen Zweck. Er ist nicht länger schmückendes Beiwerk. Das lohnt sich auch unter dem Strich. Im Jahr 2018 führte die Be\K^_XQ] \WK +MMOX^_\O =^\K^OQc OSXO aOV^aOS^O Umfrage unter fast 30 000 Konsumenten durch. Es zeigte sich, dass 62 Prozent möchten, dass die Unternehmen eine Haltung zu Themen wie Nachhaltigkeit, Transparenz oder fairen Arbeitspraktiken

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haben. «Preis, Produktqualität und Kundenerlebnis sind wichtige und erwartete Eigenschaften, aufgrund derer die Kunden ihre Kaufentscheidungen treffen. Aber sie sind selbstverständlich geworden. Dafür gibt es keine Bonuspunkte.» Unternehmen, die sich abheben wollen, fanden die Studienautoren heraus, müssen mehr bieten; sie müssen sich zu Werten wie Familie, Gesundheit, Sicherheit, Nachhaltigkeit oder Respekt vor religiösen Überzeugungen bekennen. Das sind die Attribute, die die Konsumenten heute zu belohnen bereit sind. Für Familienunternehmen wie Bühler ist diese Sichtweise nicht neu. «Bühler hatte schon immer eine langfristige Ausrichtung», sagt Stefan Scheiber, CEO der Bühler Group. «‹Innovations for a better world›, das ist unser Zweck. Wir entwickeln neue Lösungen für eine nachhaltige Zukunft.» Sinn in der Arbeit sehen Neben den Konsumenten suchen auch Mitarbeitende zunehmend nach Unternehmen, die sich zu einem breiteren sozialen Zweck bekennen. «Geld verdienen ist wichtig», sagt Chavez, «aber es ist schwierig, die Leute nur mit Geld zu begeistern. Ausserdem: Wenn du für ein Unternehmen arbeitest, dessen einziger Zweck es ist, für die Eigentümer Wertschöpfung zu generieren, hilft dir das nicht unbedingt bei der Antwort auf die Frage ‹Wieso mache ich das überhaupt›?» Es gibt eine tiefe und komplexe Verbindung zwischen dem Zweck eines Unternehmens und persönlicher Motivation. «Die Leute möchten wissen, dass sie etwas beitragen können», sagt Chavez. «Es ist egal, wo sie arbeiten – sei es als Feuerwehrfrau oder Buchhalter in einem grossen Betrieb – sie möch-


Die Macht des Zwecks / FOKUS

ten wissen, dass sie eine Rolle spielen und dass das, was sie tun, zu ihrem restlichen Leben passt.» Die Menschen möchten mit ihren Fähigkeiten und ihrer Energie zum Erfolg einer Dienstleistung oder eines Produkts beitragen; Aber zuallererst möchten sie spüren, dass sie anderen Menschen helfen. Das sei ein grundlegender menschlicher Antrieb, sagt Chavez. «Wir sind soziale Wesen, wir möchten anderen von Nutzen sein.» Der breiter gefasste Zweck eines Unternehmens müsse sich darum mit der Aufgabe jedes Einzelnen in der Organisation verbinden. Das ist ein zunehmender Trend, vor allem bei den jüngeren Generationen. Laut Chavez sprechen etwa 7SVVOXSKV] NSO DaOMU]Z\KMRO SO]]OXNO\ KV] ¶V^O\O Mitarbeitende. Aber nicht nur das: Da Automatisierung und künstliche Intelligenz immer wichtiger werden, werden sich auch die Rollen der Menschen verändern. Der Fokus wird mehr auf Dingen liegen, die nur Menschen können, wie etwa innovative Lösungsansätze ausdenken. Doch um kreativ arbeiten zu können, braucht es intrinsische Motivation. Den Gesamtkontext betrachten Wie geht ein Unternehmen vor, wenn es seinen DaOMU NO XSO\OX aSVV) .K] S]^ OSXO `O\WOSX^VSMR einfache Frage», sagt Chavez. «Man muss eine Geschichte aufbauen.» Er warnt vor Übertreibungen, denn es funktioniere nicht, wenn man behaupte, man wolle eine bessere Welt erschaffen, wenn das nicht mit den Gründen übereinstimme, aus denen die Kunden die Produkte wählten. «Sie müssen sich darüber im Klaren sein, was Ihre Kunden im Zusammenhang mit der Verwendung Ihrer Produkte wirklich interessiert. Sie müssen sich den Gesamtkontext ansehen, in dem Sie agieren. Und Sie müs-

sen sich darüber im Klaren sein, wo Sie mit dem, was Sie tun, Mehrwert schaffen können», sagt er. Es sei aber auch nicht schlau zu behaupten, man habe einen Zweck, nur um Talente anzuziehen. «Die Leute riechen, wenn es nicht authentisch ist. Besser, man ist ehrlich», sagt Chavez. «Schauen Sie sich an, was Ihren Mitarbeitenden wirklich wichtig ist. Die Leute in Ihrem Unternehmen müssen verstehen, warum sie und ihr Team für diesen Zweck wichtig sind. Es ist keine monolithische Aussage, sondern eine grosse Menge kleiner Geschichten.» Der vielleicht interessanteste Rat von Chavez: Ein ?X^O\XORWOX UKXX ]OSXOX DaOMU XSMR^ O\ XNOX O] W_]] SRX XNOX /\ SVV_]^\SO\^ NSO] KW ,OS]ZSOV OSXO\ 184 Jahre alten australischen Bank, deren GeschäftsVOS^_XQ ]SMR NK\KX WKMR^O SR\OX DaOMU d_ NO XSOren, indem sie sich anschaute, woher sie gekommen war. Aber sie fand ihren Zweck nicht etwa, indem sie ihre Geschichte durchforstete, sondern indem sie deren Essenz destillierte – und verstand, welche Schlüsselrolle sie immer in der australischen Gesellschaft gespielt hatte und wie das von Generationen von Mitarbeitenden weitergegeben wurde. «Eigentlich sollte es offensichtlich sein, aber es ist nicht einfach. Man muss sich die grosse Frage stel-

«ES BRAUCHT BRÜCHE, UM VORANZUKOMMEN, ABER STABILITÄT, UM DEN ÜBERBLICK ZU BEHALTEN.» ALEX HILL Professor für Operations Management, Kingston University

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Die Lebensdauer der grössten Unternehmen len, wieso das Unternehmen überhaupt existiert», sagt Chavez. «Es ist ein wenig billig, einfach zu nimmt ab; einige Forscher prognostizieren, dass sagen, man habe einen Zweck. Macht man es aber in den nächsten zehn Jahren fast die Hälfte der auf eine Art, die Entscheidungen vorantreibt, erfor- 500 grössten börsennotierten US-amerikanischen dert das viel Mühe und man muss dabei Menschen Unternehmen ersetzt werden. Es sei auch zu einfach, sich auf die Technologie im gesamten Unternehmen mit einbeziehen.» selbst zu fokussieren. Denn Technologie allein ist keine gute Leitplanke. Nur weil etwas getan werden Leitplanken in turbulenten Zeiten /SXOX DaOMU d_ XNOX S]^ UOSXO UY]^OXVY]O °L_XQ kann, muss das nicht heissen, dass man es auch tun Es ist anstrengend. «Das heisst, dass man sagt: ‹Wir sollte, wie jedes Unternehmen, das auf die falsche tun dies, aber nicht jenes, weil das nicht mit unserem Technologie gesetzt hat, bezeugen kann. Zweck übereinstimmt›», sagt Chavez. «Es enthält Früher verliessen sich die Unternehmen auf eine auch immer ein Element des Opferns. Doch wenn es Strategie, um dem Sturm zu trotzen, aber das reiche nichts kostet, ist es auch kein wirklicher Zweck.» nicht mehr, sagt Chavez. «Ein Zweck schafft KlarDer Effort zahlt sich gerade in turbulenten Zeiten heit, die nachhaltiger ist als eine Strategie – er bieaus. «In einer Zeit, in der sich alles verändert, sollte tet einen Entscheidungsrahmen, der gültig bleibt, die Suche nach dem Zweck als Investition und nicht auch wenn sich die Welt verändert. Dank ihm kann ein Unternehmen innovativ sein, sich verschiedene als Kostenfaktor betrachtet werden», sagt Chavez. Vorgehensweisen vorstellen oder sich sogar auf den Kopf stellen und weitermachen», sagt er. INFO Die Strategie muss demnach mit dem Zweck verknüpft werden. «Wenn du über den Zweck nachMichael Chavez ist CEO der US-amerikadenkst, zwingt dich das dazu, über das hinauszunischen Duke Corporate Education (CE), wo schauen, was du heute produzierst. Das ist wichtig, er in den Bereichen Führung und Kultur, denn was du heute produzierst, verankert dich in organisatorische Netzwerke, Teamzusameiner Welt, die vielleicht verschwindet. Der Zweck menarbeit, Strategie und Umsetzung lehrt hilft dir, darüber hinauszusehen», sagt Chavez. und berät. Bevor er zu Duke CE stiess, arbei«Es geht über die üblichen strategischen Fragen tete Chavez bei der Coca-Cola Company, hinaus, die sich in einem Unternehmen stellen. Das der Los Angeles Times und als StrategiebeMarketing fragt: ‹Was stellen wir her und wie brinrater bei Kurt Salmon. Er hat einen MBA in gen wir es unter die Leute?›, die Finanzabteilung Finanzen der Wharton School der University fragt: ‹Wie viel kostet es?› und die Personalabteilung fragt: ‹Wer stellt es her und wie?›. Doch niemand of Pennsylvania, einen Master in International Studies der University of Pennsylvania und fragt: ‹Warum?›» Um diese Frage zu beantworten, einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften muss ein Unternehmen über den eigenen Tellerrand schauen und verstehen, welchen Platz es in der der UCLA. Mit Sudhanshu Palsule verfasste er «Rehumanizing Leadership: Putting PurGesellschaft einnimmt. «Ein nachhaltiges Unternehpose Back into Business», das im Januar men muss sich als Teil eines funktionierenden Öko YHUąijHQWOLFKW ZLUG systems betrachten», sagt Chavez. Alex Hill ist Professor für Betriebsführung an der Kingston University in London. Er ist Mitbegründer und Direktor des Centre for High Performance, das die führende Autorität EHL GHU 6FKDijXQJ XQG $XIUHFKWHUKDOWXQJ OHLVtungsstarker Organisationen werden will. Die Erkenntnisse seines Forschungsteams sollen zur Entwicklung einer stärkeren und robusteren britischen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt beitragen. Zusammen mit Liz Mellon und Jules Goddard hat er eine Studie darüber durchgeführt, wie erfolgreiche Unternehmen 100 Jahre überleben. Die ErgebQLVVH ZHUGHQ KLHU YHUąijHQWOLFKW radicallytraditional.org/our-research

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Von den Veteranen lernen Alex Hill, Professor für Betriebsführung an der Kingston University in London, teilt diese Meinung. Zusammen mit seinen Kollegen Liz Mellon und Jules Goddard hat er untersucht, was Unternehmen brauchen, um langfristigen Erfolg zu haben. «Wir haben Unternehmen unter die Lupe genommen, die schon seit über 100 Jahren ihr Kerngeschäft betreiben und dabei ihre Konkurrenten während mindestens der Hälfte dieser Zeit übertroffen haben; Organisationen, die bewundert werden und an die sich Menschen wenden, wenn sie neue Ideen brauMROX ]KQ^ O\ AS\ aYVV^OX RO\K_] XNOX aK] RSXter ihrem langfristigen Erfolg steckt.» Hill und sein Team wählten Organisationen aus, die nicht aus der Geschäftswelt kamen, sondern aus Wissenschaft, Sport, Kunst und Bildung. Ihre Ergebnisse zeigen,


Die Macht des Zwecks / FOKUS

Wer 100 Jahre überleben will, muss drei oder vier Generationen in die Zukunft denken. Grosser Regenbaum in Kanchanaburi, Thailand.

dass jede dieser Organisationen einen stabilen Kern mit einem disruptiven Teil kombinierte. «Beide Eigenschaften sind gleich wichtig», sagt Hill. «Es braucht Brüche, um voranzukommen, aber Stabilität, um den Überblick zu behalten. Bewegt man sich zu schnell, riskiert man einen Unfall.» Der stabile Kern, der diese Organisationen prägt, ist ihr Zweck – ein Zweck, der in allen Fällen relativ breit im Hinblick auf die Rolle des UnternehWOX] SX NO\ 1O]OVV]MRKP^ NO XSO\^ S]^ .O\ -ROP einer dieser hundertjährigen Organisationen sagte: «Wenn du 100 Jahre überleben willst, kannst du es dir nicht leisten, dich zu sehr auf deine aktuelle Kundschaft zu fokussieren. Für das, was du tust, brauchst du die Unterstützung der Gesellschaft. Du musst drei oder vier Generationen vorausdenken.» (LQIJXVV DXI GLH *HVHOOVFKDIW Hill und seine Kollegen glauben, dass sich langlebige Unternehmen nicht nur in der Gesellschaft verankert sehen, sondern diese auch tiefgreifend beein _]]OX 7S^ OSXOW K_]QOZ\¶Q^OX =SXX PÍ\ ]OSXOX Zweck kann ein Unternehmen die Art und Weise verändern, wie wir auf einer zentralen Ebene denken und handeln. Das sind die Unternehmen, die wir für grossartig halten», sagt Hill. Der Professor glaubt, dass Unternehmen sich an Familienbetrieben orientieren sollten, wenn sie Langlebigkeit anstreben,

anstatt einfach das aktuelle Businessmantra von Wachstum, Kostensenkung und Kundenorientierung zu wiederholen. «Die Idee, dass das Business unsere Gemeinschaften und Gesellschaften prägen sollte, ist nicht so radikal», sagt er. «Das haben die Unternehmen früher schon getan. Und diese Idee widerspiegelt sich in den Einstellungen der Leute, die die Leitung der alten, angesehenen Organisationen übernommen haben, die wir untersucht haben. Sie sehen sich als Verwalter. Ihr Ziel ist es, die Welt als besseren Ort zu hinterlassen.» Chavez sieht diese neue Perspektive als eine dringend nötige «Rehumanisierung» der Wirtschaft. «Das Paradigma, mit dem wir in den letzten Jahrzehnten gearbeitet haben, ist sehr mechanistisch – wir sehen Unternehmen einfach als Mittel, mit dem wir einfache Bedürfnisse und Wünsche befriedigen», sagt er. «Aber die Welt hat sich verändert. Wir haben Millionen von Menschen aus der Armut geholt und haben jetzt eine gigantische Mittelschicht. Jetzt müssen wir uns übergeordnete Fragen stellen: Welche Art von Gesellschaft wollen wir?» Mit den aktuellen Herausforderungen wie etwa dem Klimawandel würden solche Fragen immer lauter, sagt Chavez. Und er ist überzeugt: «Als einige der wichtigsten Institutionen in der heutigen Gesellschaft aO\NOX ?X^O\XORWOX NOX Q\Ç]]^OX /SX _]] K_P _X sere Zukunft haben.» buhlergroup.com

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CEO Interview / FOKUS

WIR MÜSSEN TEIL DER LÖSUNG SEIN INTERVIEW: BURKHARD BÖNDEL

Für Stefan Scheiber, CEO von Bühler, sind eine starke Unternehmenskultur und eine klare Zielsetzung Schlüsselfaktoren für den Geschäftserfolg.

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«UNSER ZIEL SETZT DIE RAHMENBEDINGUNGEN FÜR UNSERE KULTUR, UND EINE STARKE KULTUR HILFT DEM GESCHÄFT.» STEFAN SCHEIBER CEO Bühler Group

Stefan Scheiber, wie würden Sie der jüngeren Generation, also zum Beispiel Ihrem 14-jährigen Sohn, erklären, was Bühler macht? Zuerst würde ich Max erklären, dass wir die TechXYVYQSOX 7K]MRSXOX _XN 6Ç]_XQOX O\ XNOX NSO unsere Kunden brauchen, um verschiedenste Produkte herzustellen. Lebensmittel, die wir essen, Futtermittel, die wir den Tieren geben, digitale Geräte, die wir täglich nutzen, Autos, die wir fahren – bei all diesen Endprodukten kann es gut sein, dass irgendwo im Herstellungsprozess Technologien von Bühler beteiligt waren. Und dann würde ich das, was Bühler macht, im grossen Zusammenhang beschreiben. Ich würde erklären, dass unsere Technologien den Kunden dabei helfen, sichere Lebens- und Futtermittel herzustellen. Und, dass das wichtig ist, weil der Verzehr von unsicherer Nahrung überall auf der Welt schlimme Folgen hat. Ich würde erklären, dass wir aOV^aOS^ /SX _]] RKLOX _XN NK]] _X]O\O ^OMRXSschen Lösungen dazu beitragen, zwei Milliarden Menschen täglich zu ernähren und eine Milliarde Menschen zu befördern. Ich würde sagen, dass Bühler stetig daran arbeitet, seine Technologien zu verbessern, damit diese Maschinen weniger Energie und Wasser verbrauchen und weniger Abfall produzieren. Und ich würde erklären, dass das deshalb wichtig ist, weil Bühler – und ich – unseren Teil dazu beitragen wollen, dass dieser Planet für ihn und seine zukünftigen Kinder intakt bleibt. Ich möchte, dass die Industrie Teil der Lösung wird. Ist das das Ziel von Bühler, sozusagen seine Daseinsberechtigung? Ja, absolut. Mit der Zielsetzung entscheiden wir darüber, wie die Zukunft aussehen soll. Die globalen Herausforderungen unserer Zeit, auch der Klimawandel, werden massgeblich durch die Lebensmittelproduktion und durch Mobilitätssysteme mitverursacht. Ein Drittel des Energieverbrauchs geht auf das Konto der Nahrungsmittelindustrie, die auch für 20 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Noch dazu geht ein Drittel der Lebensmittel, die wir herstellen, auf dem Weg zwischen

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Feld und Teller verloren oder wird weggeworfen und damit auch die Energie, die darin steckt. Diese Fakten zeigen eindeutig, dass es noch viel zu verbessern gibt, und Bühler ist in der einzigartigen Position, hier eine Veränderung herbeizuführen. Mit der nächsten Generation unserer Technologien wollen wir den Verbrauch von Energie und Wasser und die Abfallmenge um 50 Prozent reduzieren. Wir haben 2019 das Ziel von 30 Prozent auf 50 Prozent angehoben, weil eine nachhaltige Veränderung immer dringender wird. Wie wollen Sie dies erreichen? Es gibt zwei Ansatzpunkte. Zum einen müssen wir die Chancen und Geschäftsmodelle erkennen, die in den Herausforderungen liegen. Ich werde Ihnen ein Beispiel nennen: Gemeinsam mit einem Start-up entwickeln wir derzeit eine Technologie zum Upcycling eines Nebenprodukts, das beim Mälzen entsteht. Es ist süss und wegen seines Protein- und Ballaststoffgehalts gesund. Bislang wird dieses Nebenprodukt weggeworfen oder an Tiere verfüttert. Wir


CEO Interview / FOKUS

haben eine MĂśglichkeit gefunden, dieses Produkt zu veredeln, so dass es etwa den Zucker in Keksen zu einem guten Teil ersetzen kann. Wenn daraus wirklich ein Geschäft wird, ist das ein wichtiger Beitrag zur Reduzierung des Zuckerkonsums und zum Upcycling von Nebenprodukten. Zum anderen mĂźssen wir das Potenzial neuer Technologien ausschĂśpfen, insbesondere der Digitalisierung und der Biotechnologie. In diesen Bereichen wird noch viel passieren, und wenn wir das geschickt nutzen, kĂśnnen wir QuantensprĂźnge in =KMROX /P dSOXd _XN 8KMRRKV^SQUOS^ WKMROX Warum ist die Zielsetzung fĂźr Sie so wichtig? Sie verleiht unserem Handeln einen Sinn. Das ist auch mein persĂśnlicher Antrieb – nicht das blosse Gewinnstreben, sondern die Fähigkeit, LĂśsungen zu entwickeln, die die Gesundheit und das WohlO\QOROX NO\ 7OX]MROX _XN NO] :VKXO^OX LOOSX _]]OX 7S^ NSO]OW DSOV SNOX^S dSO\O SMR WSMR _XN SMR glaube, es ist fĂźr viele Menschen, insbesondere fĂźr die jĂźngere Generation, wichtig, in einem Unternehmen zu arbeiten, das einen tieferen Zweck erfĂźllt. Sie wollen, dass das Unternehmen, fĂźr das sie arbeiten, einen Beitrag zum Allgemeinwohl leistet. BĂźhler steht damit nicht allein. In immer mehr Konzernen setzt sich die Erkenntnis durch, dass das Erwirtschaften von Gewinn kein Selbstzweck ist. NatĂźrlich muss man Gewinn machen, wenn man dauerhaft im Geschäft bleiben will. Ziel und Gewinn mĂźssen jedoch aufeinander abgestimmt sein. Ich sehe das so: Unser Ziel setzt die Rahmenbedingungen fĂźr unsere Kultur, und eine starke Kultur hilft uns, unser Geschäft mit einer Beharrlichkeit voranzutreiben, die uns langfristigen Erfolg sichert. Wie Sie schon sagten, sind Ziele eher langfristiger Natur. Wie passt das zur Dynamik der heutigen Zeit und der Notwendigkeit des schnellen Handelns? FĂźr mich ist das nur die andere Seite der Medaille. Wir leben in der Tat in einer stark beschleunigten Welt. Stellen Sie sich nur einmal vor, was passieren wird, wenn die kĂźnstliche Intelligenz richtig durchstartet. Das Tempo mag heute schnell sein, aber in zwei Jahren werden wir merken, dass der Motor gerade erst warm gelaufen ist. In diesen stĂźrmischen Zeiten sind Ziel und Zweck fĂźr uns wie ein Leuchtturm. Das Ziel gibt die Richtung vor, sowohl bei den vielen Sprints, die wir kurzfristig hinlegen, als auch beim Langstreckenrennen um nachhaltige Präsenz. Ich sage bewusst ÂŤwirÂť, weil die Gestaltung unserer Zukunft nicht nur in der Verantwortung eines Einzelnen liegt. Es braucht eine Kultur, in der sich alle im Unternehmen an der gemeinsamen Gestaltung der Zukunft beteiligen.

,VW %ÄžKOHU QLFKW ]X NOHLQ XP DOOHLQ ZLUNOLFK (LQIJXVV zu nehmen? Nachhaltige Lebensmittelproduktion ist eine Aufgabe, die kein Unternehmen allein bewältigen kann. Genau deshalb haben wir innerhalb unserer Firma und mit unseren Kunden, Lieferanten, Industriepartnern, Hochschulen und Start-ups ein Klima der Innovation geschaffen. Die Herausforderungen unserer Zeit sind so komplex und anspruchsvoll, dass wir Plattformen fĂźr die Kooperation mit umsichtigen Marktakteuren, Wirtschaftsexperten und Politikern brauchen, um Innovationen zielgerichtet umzusetzen und anzupassen. Unser Leitsatz ist also: ÂŤCreating tomorrow togetherÂť. Daher haben wir 2016 die Networking Days als Plattform entwickelt, auf der sich SchlĂźsselakteure unserer, aber auch anderer Branchen treffen, um MĂśglichkeiten zu dis-

ÂŤDIE MĂ„RKTE BIETEN SO VIEL UNERSCHLOSSENES POTENZIAL, DAS WIR NUTZEN KĂ–NNEN, WENN WIR ALLE AUF SIEG SPIELEN.Âť STEFAN SCHEIBER CEO BĂźhler Group

kutieren und Werte zu schaffen. Wir haben beschlos]OX LOS OSXO\ 8O_K_ KQO NO\ 8O^aY\USXQ .Kc] NSOses Jahr fast 800 unserer Kundinnen und Kunden sowie Vordenker aus der gesamten LebensmittelWertschĂśpfungskette und dem Mobilitätssektor in der Schweiz zusammenzubringen. Ich bin Ăźberzeugt, dass die Industrie mithilfe innovativer Technologien Teil der LĂśsung fĂźr die Herausforderungen unserer Zeit werden kann. Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang der neu HUÄ…ÄłQHWH ,QQRYDWLRQVFDPSXV &8%,&" Der CUBIC repräsentiert unser Engagement fĂźr Innovation, Technologie, Zusammenarbeit und den Standort Schweiz. Er verbindet Forschung und Entwicklung mit Engineering, schnellem Prototypenbau, den Anwendungszentren, den Fabriken, der buhlergroup.com

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Der neue Innovationscampus CUBIC im schweizerischen Uzwil wurde Anfang 2019 fertiggestellt.

Schulung und TalentfĂśrderung sowie mit der Kom- schnell in sich zusammen. Der Autor und bekannte munikation. Er verkĂśrpert unsere Innovationsstärke Management Consultant Peter Drucker hat einmal und unsere Kultur der partnerschaftlichen Zusam- gesagt: ÂŤCulture eats strategy for breakfast.Âť Dieser menarbeit mit einem breiten Netzwerk. Aussage stimme ich voll und ganz zu. Das soll nicht heissen, dass die Strategie unwichtig ist, aber sie :DV EUDXFKW HLQ 8QWHUQHKPHQ XP GLH ,QQRYDWLRQ VWHWLJ kann nicht greifen, solange sie nicht in eine entsprevoranzutreiben? chende Unternehmenskultur eingebettet ist. Unse/SX ]YVSNO\ -K]R Ya S]^ d_QOQOLOXO\WK]]OX OSXO re Werte sind ÂŤTrustÂť, ÂŤOwnershipÂť und ÂŤPassionÂť wichtige Voraussetzung. Wir mĂźssen in der Lage (Vertrauen, Eigenverantwortung und Leidenschaft). sein, in unsere Zukunft zu investieren. BĂźhler inves- Zusammen mit unserer ÂŤPlay-to-winÂť-Strategie biltiert jährlich fĂźnf Prozent seines Umsatzes in For- den diese Werte die Basis einer Kultur, die unterschung und Entwicklung. Innovationsstärke hängt nehmerisches Denken fĂśrdert. Die Märkte bieten aber auch davon ab, dass es gelingt, Talente anzu- so viel unerschlossenes Potenzial, das wir nutzen werben und zu halten, die ihre Kreativität, Leiden- kĂśnnen, wenn wir alle auf Sieg spielen anstatt nur schaft, Professionalität und starke FĂźhrungsqua- nicht verlieren zu wollen. litäten einbringen. Unsere Aufgabe ist es, eine integrative Umgebung zu schaffen, eine Kultur, die 8QG ZLH VSLHOHQ 6LH DXI 6LHJ" von Zusammenarbeit, Mut und Eigenverantwortung Zuerst einmal mĂźssen wir uns den Realitäten stellen, geprägt ist. Eine Kultur, in der es den Mitarbeiten- wie auch immer die aussehen mĂśgen. Deshalb haben NOX Q_^ QOR^ x NKXX aS\N K_MR ,Ă?RVO\ Y\SO\OX wir ein breites Netzwerk geschaffen, um uns ein klares Bild von den Gegebenheiten unserer Zeit machen :DUXP LVW GLH 8QWHUQHKPHQVNXOWXU VR ZLFKWLJ IÄžU 6LH" zu kĂśnnen. Und wir arbeiten mit unseren Kunden Selbst die beste Strategie ist nur ein Papiertiger – zusammen, um genau zu verstehen, wo ihre Heraussie erzeugt eine Illusion von Stärke, fällt jedoch forderungen liegen. Im nächsten Schritt muss man in einem Umfeld, dem der solide Unterbau fehlt, eine Gewinnstrategie festlegen. Welche MĂśglichkei-

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CEO Interview / FOKUS

ten bietet die aktuelle Situation? Anschliessend geht es darum, intelligentes Scheitern zu fördern. Wenn Kinder aufwachsen, lernen sie, Scheitern um jeden Preis zu vermeiden. Diese Denkweise ist nur schwer abzulegen, aber es ist bekannt, dass erfolgreiche Unternehmen mit Scheitern völlig anders umgehen. Jeff Bezos von Amazon beispielsweise glaubt, dass die Innovationskraft steigt, wenn Scheitern erlaubt ist. Es geht darum, Scheitern anders zu betrachten, und zwar als «eigenverantwortliches Experimentieren». Dazu braucht es Führungsvorgaben, die es den Mitarbeitenden ermöglichen, unternehmerische Risiken einzugehen, mitzureden und Eigenverantwortung zu übernehmen. Wir wollen eine Kultur schaffen, in der Misserfolge akzeptiert und als Chance genutzt werden. Meine Philosophie ist: Lieber etwas ausprobieren und dabei scheitern, als es gar nicht erst zu probieren. Was hält einen davon ab, auf Sieg zu spielen? Wir werden heutzutage mit Negativschlagzeilen und -szenarien nur so überschüttet. Um in einer solchen Stimmung auf Sieg zu spielen, muss man eine positive Einstellung haben und das Ziel fest im Blick behalten. Die Gefahren des Klimawandels zum Beispiel bergen vielfach die Möglichkeit, den Status quo zu überdenken und Technologien zu entwickeln, die sowohl der Umwelt als auch der Gesellschaft nutzen. Wenn wir ein gemeinsames Ziel haben, ist das Potenzial unendlich. Auch hier gilt: Entscheidend ist die Kultur, in der wir agieren. Wir müssen nicht nur festlegen, auf welchem Spielfeld wir uns bewegen und wie wir gewinnen können, wir müssen auch die Fähigkeiten und Talente haben, um «den Sieg zu holen». Dazu brauchen wir die besten Kandidatinnen und Kandidaten, die wir bekommen können, mit ihren unterschiedlichen Sichtweisen und Erfahrungen. Unser Unternehmen ist in 140 Ländern tätig, und angesichts dieser Vielfalt wollen wir unsere inklusive Kultur weiter fördern, damit wir auch weiterhin Spitzentalente anziehen und halten können. Dazu bitten wir unsere Angestellten und Manager, sich einzubringen und die Themen zu forcieren, die an ihren Standorten wichtig sind. Wir möchten, dass bei Bühler alle so sein können, wie sie sind, und sich mit individueller Erfahrung und Herangehensweise voll einbringen können. Dadurch entsteht nicht nur eine positive Arbeitsatmosphäre, sondern diese Vielfalt im Denken führt auch zu kreativen Lösungen und Innovationen.

«OFT DENKEN WIR, DASS DIE MENSCHEN NACH UNS DIE ZUKUNFT GESTALTEN WERDEN, ABER ES IST UNSERE AUFGABE, DAS UNTERNEHMEN JETZT DARAUF VORZUBEREITEN.» STEFAN SCHEIBER CEO Bühler Group

Wo stehen Sie in Bezug auf die Diversität und was planen Sie hier? Ich will, dass Bühler nicht nur für Innovation bekannt ist, sondern auch für ein diskriminierungsfreies, inklusives Arbeitsumfeld. Ich möchte, dass man uns als Unternehmen kennt, dessen Kultur es erlaubt, unterschiedliche Sichtweisen einzubringen. Weiter haben wir uns vorgenommen, den Anteil der bei uns beschäftigten Frauen jedes Jahr um ein Prozent zu erhöhen. Im Jahr 2018 machten Frauen nur 16 Prozent unserer 13 000 Mitarbeitenden aus. Mit Blick auf die langfristige Zukunft: Wie wollen Sie Bühler an Ihren Nachfolger oder an ihre Nachfolgerin übergeben? Ich möchte, wenn es dann einmal so weit ist, ein solides Unternehmen übergeben, das im Ruf steht, auf ein höheres Ziel hinzuarbeiten. Bühler feiert 2020 sein 160-jähriges Bestehen. Der Grund für diese Langlebigkeit ist das Modell Familienunternehmen, das die Gemeinschaft und die Gesellschaft in positiver Weise prägt. Dies ist in unserer Kultur ebenso tief verwurzelt wie unser Streben nach Innovation. Ich betrachte es als Privileg, Teil der Geschichte von Bühler zu sein. Dieses Unternehmen gemeinsam mit der Familie Bühler, dem Verwaltungsrat und dem Management-Team durch anspruchsvolle Zeiten zu steuern und es für zukünftige Generationen stabil zu erhalten, ist eine grosse Verantwortung, der ich mir nur zu bewusst bin. Oft denken wir, dass die Menschen nach uns die Zukunft gestalten werden, aber es ist unsere Aufgabe, das Unternehmen jetzt darauf vorzubereiten. buhlergroup.com

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DIE IDEALE PARTNERSCHAFT

FÜR EINE NACHHALTIGE ZUKUNFT SPANNEN BÜHLER UND MICROSOFT ZUSAMMEN

TEXT: STUART SPEAR

Wenn sich das weltgrösste Unternehmen für Getreideverarbeitungsprozesse mit dem weltgrössten IT-Unternehmen zusammentut, können magische Dinge geschehen. Die Allianz von Bühler und Microsoft ist aus gemeinsamen Zielen hervorgegangen. Die beiden Unternehmen sind auf dem besten Weg, einen neuen Standard der Lebensmittelsicherheit zu schaffen, der die Nachhaltigkeit berücksichtigt.

ALS MICROSOFTS LEITER des Internets der Dinge 2017 hörte, dass Bühler eine Technologie entwickelt, WS^ NO\ ]SMR + K^YbSX SW 7KS] OVSWSXSO\OX VSO]]O traute er erst seinen Ohren nicht. Als studierter Chemiker erfasste Egbert Schröer, Principal Program Manager Azure IoT, sofort, welche positiven Auswirkungen eine solche Technologie auf die öffentliche Gesundheit hätte. Er wusste, was für ein Q\Y]]O] <S]SUY + K^YbSX PÍ\ NSO 7OX]MROX SX NOX ärmsten Regionen der Welt darstellt. Es verursacht jedes Jahr schätzungsweise 155 000 Fälle von Leberkrebs und ist für Wachstumsstörungen bei Millionen von Kindern verantwortlich. Bühler war daran, LumoVision zu entwickeln. Diese Sortiertechnologie erkennt Schimmelpilz, der 7cUY^YbSXO Z\YN_dSO\^ `YX NOXOX + K^YbSX NK] QSP-

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tigste ist. Bühler hatte sich an Microsoft gewandt, um den digitalen Teil dieser Dienstleistung zu entwickeln, und Schröer wollte den Techgiganten unbedingt im Projekt involviert sehen. LumoVision war ganz grosses Kino: Es rettete Leben und behandelte eine Reihe von Themen, an denen Microsoft interessiert war, nämlich Lebensmittelabfälle, Lebensmittelsicherheit und Nachhaltigkeit. «Wenn ich auf einer Konferenz spreche und anfange, über LumoVision zu sprechen, spitzt das Publikum die Ohren», sagt Schröer. «Es ist überwältigend, niemand glaubt, dass man 15 Tonnen Mais pro Stunde sortieren kann, Körnchen für Körnchen, _W + K^YbSX d_ OX^NOMUOX _XN d_ OVSWSXSO\OX LumoVision war der Beginn der Zusammenarbeit zwischen Bühler und Microsoft, die heute zum Ziel hat, die Lebensmittelproduktion nachhaltiger und sicherer zu machen. Nach LumoVision folgten weitere gemeinsame Entwicklungen. Es stellte sich schnell heraus, dass die beiden Unternehmen ihre


Bühler und Microsoft / FOKUS

An der Hannover Messe 2019 im April präsentierte Bühler seine digitalen Lösungen am Stand von Microsoft.

Synergien auf ideale Weise nutzen können. «Der Vorteil unserer Zusammenarbeit war, dass es wirklich passte», sagt Schröer. «Es ist nicht nur die Technologie, welche die digitale Transformation vorantreibt, die Unternehmenskultur ist ebenfalls ein enorm wichtiger Teil des Prozesses. Denn ohne Change Management werden die Ziele nicht erreichbar sein.» Die perfekte Ergänzung Die gleichen Ziele zu haben, war eine wichtige Ausgangslage für die Zusammenarbeit. Microsoft hatte gerade die Unternehmensinitiative «AI for Earth» lanciert: künstliche Intelligenz und Cloud-Tools, die Daten sammeln und analysieren können, um Lösungen für die Bereiche Klimawandel, Biodiversität und nachhaltige Nahrungsmittelversorgung zu entwickeln. Bühler seinerseits hatte 2016 seine Nachhaltigkeitsziele bekanntgegeben: Das Unternehmen beschloss, seine digitale Strategie darauf auszurichten, den Energieverbrauch, die CO2-Emissionen und

den Abfall in den Wertschöpfungsketten seiner Kunden bis 2020 um 30 Prozent zu senken. 2019 wurden diese Ziele gar auf 50 Prozent angehoben. Die Kunden von Bühler versorgen jeden Tag schätzungsweise zwei Milliarden Menschen mit Nahrung und haben daher eine grosse Hebelwirkung, mit der sie XKMRRKV^SQOX /SX _]] K_]ÍLOX UÇXXOX .SO LOSNOX Unternehmen hatten die gleiche Wellenlänge. «Wir hatten dieses Unternehmen gefunden, das genau die gleichen Dinge wollte wie wir. Das war eine fantastische Ausgangslage für die Entwicklung neuer Technologien. Wir waren beide auf der Suche nach einer nachhaltigen Zukunft, sodass das erste Projekt schnell zum nächsten führte», sagt Schröer. Bühlers Nachhaltigkeitsziele gaben die Reiseroute vor. Nun musste das Unternehmen entscheiden, wie es die Ziele erreichen würde. Der Verwaltungsrat erkannte, dass die beiden grössten Vorteile, die Bühler seinen Kunden bieten konnte, die langjährige Erfahrung in der Lebensmittelverarbeitungsindustrie und die engen Kundenbeziehungen waren, die buhlergroup.com

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«EINIGE DIESER PROZESSE ZU DIGITALISIEREN, ÄHNELT EINER INDUSTRIELLEN REVOLUTION.» STUART BASHFORD Digital Officer bei Bühler

über die Jahre gewachsen sind. «Wir bieten umfassendes Prozesswissen und Vertrauen», sagt Ian <YLO\^] -RSOP >OMRXYVYQc 9P MO\ LOS ,ÍRVO\ 7S^ vielen Kunden arbeiten wir seit Generationen zusammen. Wir bauen ihre Unternehmen mit ihnen zusammen auf und helfen ihnen, ihre Prozesse laufend zu verbessern. Wenn wir unsere Kunden bitten, einen riesigen Technologiesprung zu machen, ist es wichtig, dass wir ihr Vertrauen haben.» Bühler biete seinen Kunden noch einen dritten wichtigen Vorteil, betont Roberts. «Wir haben über 100 Servicestellen rund um die Welt. Welchen Sinn hat eine wunderbare digitale Lösung, wenn die physischen Reaktionen nicht auf die digitale Erfahrung abgestimmt sind? Wenn wir das Wissen lokal verankern, wird es zu einer fantastischen Ergänzung für die digitale Plattform.»

Die Entwicklung der Sensorik hatte bereits eine Grundlage geschaffen, mit der die Maschinen von ,ÍRVO\ K_P SWWO\ UYWZVObO\O @O\K\LOS^_XQ]ZK\Kmeter eingestellt werden konnten. Wieso nicht die Daten speichern und sie mit der jahrelangen Erfahrung aus der Lebensmittelverarbeitung in der Cloud analysieren? So hätte Bühler die Möglichkeit, optimale Prozessparameter zu berechnen, um sowohl NSO 5_XNOXZ\Y ^KLSVS^¶^ d_ ]^OSQO\X KV] K_MR NSO Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Die Idee zu Bühler Insights war geboren. Diese Plattform ermöglicht es den Kunden heute, die Produktionsparameter ihrer Anlagen genau zu beurteilen. Sensoren speisen Daten in die Cloud ein, wo mithilfe der Algorithmen berechnet wird, wie die Parameter angepasst werden können, um Ertrag und Qualität zu steigern. «Wir konzentrierten uns darauf, wohin wir mit Das Internet der Dinge den digitalen Daten wollten. Wir brauchten dazu Die Digitalisierung machte plötzlich vieles möglich, einen digitalen Partner, der uns beim Aufbau der auch in der Industrie. Rechenleistung, Datenspei- Plattform half. Sie sollte es uns ermöglichen, alle MRO\ _XN @O\XO^d_XQ ObZVYNSO\^OX =^K\UO +VQY\S^R- unsere Geräte zu verbinden und ein Serviceangebot men ermöglichten nun Dinge, die vor einem Jahr- auf unserer Plattform aufzubauen. Damit können wir zehnt noch ins Reich der Träume gehört hatten. die Daten analysieren, um daraufhin den Ertrag zu Die enorme Leistungsstärke war der Schlüssel, den steigern, ungeplante Ausfallzeiten zu reduzieren Bühler benötigte, um eine neue Generation digitaler und den Energieverbrauch zu senken», sagt Roberts. ?W NSO XO_O :VK^^PY\W d_ LO^\OSLOX OV NSO /X^Lösungen für seine Kunden zu erschliessen.

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Bühler und Microsoft / FOKUS

scheidung auf den Hub von Microsoft Azure IoT. Die Softwareentwickler von Bühler arbeiteten eng mit Microsoft zusammen, um das Projekt voranzubringen. Heute können 85 Prozent der Bühler Maschinen potenziell mit der Plattform Bühler Insights verbunden werden. Während Microsoft und Bühler an der Plattform arbeiteten, entdeckten die beiden Unternehmen, dass sie eine weitere gemeinsame Vision hatten. «Für Microsoft war klar, dass es in einer Branche wie der Lebensmittelverarbeitung wichtig ist, dass Unternehmen in einem Ökosystem zusammenarbeiten und nicht alle in ihren Silos sitzen», sagt Schröer. «Je mehr man die Digitalisierung vorantreibt, desto wichtiger ist es, das Unternehmen als Teil eines Ökosystems zu führen, insbesondere im Lebensmittelund Getränkesektor, wo die Prozesse vom Feld bis zum Teller miteinander verbunden sind. Als wir das zum ersten Mal diskutierten, merkten wir, dass diese Idee auch bei Bühler ankam.» Das ist eine grosse Veränderung. Seit jeher schützen Unternehmen ihre Daten und misstrauen der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen in einem so hart umkämpften Markt wie dem Lebensmittelsektor. Die Idee, mit anderen Unternehmen so eng zusammenzuarbeiten, war radikal. Aber es war laut Roberts gar nicht so schwierig, wie es zuerst erschien. «Die Branche ist viel fortschrittlicher, als manche denken. Sobald wir Vor-

^OSVO SNOX^S dSO\OX _XN K_PdOSQOX UÇXXOX ]SXN NSO Kunden sehr interessiert. Wenn wir mit Kunden über den Datenaustausch diskutieren und zeigen können, dass es ihnen wirklich nützt, ist es für sie in Ordnung.» Neue Perspektiven dank Blockchain Die nächste Stufe der Zusammenarbeit basiert auf der Blockchain-Technologie. «Das Ziel der Blockchain ist für uns sehr einfach. Können wir unseren Kunden helfen, die Frage zu beantworten, ob in der Verpackung wirklich drin ist, was draufsteht?», sagt Roberts. «Schliesslich ist es genau das, was wir als Konsumenten wissen wollen. Als weiteres Ziel wollen wir sicherstellen, dass die Lebensmittel, die wir essen, sicher und nahrhaft sind. Wir sprechen hier darüber, woher ein Produkt kommt, ob es so angebaut worden ist, wie es angebaut werden soll, ob es unter den richtigen Bedingungen geerntet wurde, ob es auf korrekte Weise verarbeitet wurde und ob und wie es womöglich verfälscht hätte werden können. Wir sprechen von einer transparenten und sicheren Nahrungskette.» An der diesjährigen Hannover Messe im April wurde Bühler erneut eingeladen, seine Innovationen am Stand von Microsoft vorzustellen. Diesmal stellte Bühler in Hannover seine neuste Sortiertechnologie in Sachen Lebensmittelsicherheit ins Zentrum: Laatu (siehe auch Seite 84). Wird Laatu mit der

«WIR HATTEN DIESES UNTERNEHMEN GEFUNDEN, DAS GENAU DIE GLEICHEN DINGE WOLLTE WIE WIR.» EGBERT SCHRÖER Principal Program Manager Azure IoT bei Microsoft

buhlergroup.com

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Blockchain verbunden, können die ermittelten Daten Lebensmittelherstellern weltweit ein schnelVO] _XN QOXK_O] =SMRO\ROS^]dO\^S UK^ VSOPO\X Eine der ersten Herausforderungen, mit denen sich Bühler bei der Einführung seiner digitalen Strategie konfrontiert sah, war das Tempo der technischen Entwicklung in der Lebensmittelbranche. «Sie ist nicht so weit wie etwa in der Halbleiter- oder Automobilindustrie», sagt Stuart Bashford, Digital 9P MO\ LOS ,ÍRVO\ /SXSQO NSO]O\ :\YdO]]O d_ NSQS talisieren, ähnelt einer industriellen Revolution. Fortgeschrittene Branchen müssen viel härter arbeiten, um einen Mehrwert zu schaffen, während wir in der Lebensmittelbranche mit wenig Technologie viel erreichen.» Durch die Zusammenarbeit mit Microsoft konnte Bühler seinen Kunden erheblichen Nutzen bringen und grosse Fortschritte im Hinblick auf seine Nach-

«WIR SPRECHEN VON EINER TRANSPARENTEN UND SICHEREN NAHRUNGSKETTE.»

kann es ihm 300 000 US-Dollar einbringen, weil der Ertrag gestiegen ist. Hier ist absolut klar, dass uns die Digitalisierung stark dabei unterstützt, unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.» Bashford ist überzeugt, dass insbesondere die Blockchain grosse Auswirkungen auf die Lebensmittelindustrie haben wird. Die Möglichkeit, Produkte über die Blockchain zu verfolgen, während sie durch die Lieferkette laufen, werde die Lebensmittelsicherheit erheblich verbessern und das Risiko verringern, dass Nahrung durch Produktrückrufe oder Verderben verschwendet werde. Bühler arbeitet mit dem britischen Müllereiunternehmen Whitworth Bros. Ltd. zusammen, um mit der Blockchain eine neue Stufe der Transparenz zu erreichen (siehe auch Seite 72). Die Kunden können die Parameter während der Vermahlung ihres Weizens in Echtzeit sehen – eine weitere Versicherung, dass das Rohmaterial die optimale Qualität aufweist. Mit diesem Wissen und den technologischen Verbesserungen in der Lebensmittelverarbeitung können Produzenten die Qualität und den Ertrag steigern und die Verschwendung reduzieren. Die digitale Technologie bietet auch in den anderen Branchen von Bühler Lösungen. Bei der Hälfte der hergestellten Neuwagen werden Druckgussteile verwendet, die mit Technologie von Bühler produziert wurden. Rund tausend Druckgiessereien vertrauen täglich auf die Lösungen von Bühler. Die Digitalisierung eröffnet auch in diesem Sektor ganz neue Möglichkeiten. Ein Beispiel dafür ist Predictive Analytics, eine cloudbasierte digitale Lösung, die ungeplante Ausfallzeiten um 80 Prozent reduzieren kann (siehe auch Seite 86).

Spannende neue Möglichkeiten Zweifellos steht die Industrie an vorderster Front, wenn es darum geht, einige der grössten Probleme unserer Zeit anzugehen, etwa den Klimawandel. Die digitale Technologie ist ein Teil der Lösung. Schröer weist darauf hin, dass das nicht nur im Lebensmittelsektor geschieht, sondern branchenübergreifend. In Hannover kündigte Microsoft dieses Jahr die Lanhaltigkeitsziele machen. TotalSense etwa ist eine cierung der Open Manufacturing Platform (OMP) digitale Lösung für die Reisindustrie: Unternehmen, mit dem Automobilhersteller BMW an. Ähnlich wie die sie übernommen haben, konnten ihre Erträge um Bühler intelligente Lösungen in der Lebensmittelzwei Prozent steigern. Wenn die gleiche Menge an industrie einführt, werden die OMP-TeilnehmenRohstoff in die Anlage hineingeht und zwei Prozent den das Internet der Dinge nutzen, um ein ähnlich mehr wieder hinauskommen, hat das einen direkten offenes Datenmodell zu entwickeln, mit dem die /SX _]] K_P NSO 6OLOX]WS^^OV`O\]MRaOXN_XQ gemeinsamen industriellen Herausforderungen anEin weiteres Beispiel ist MoisturePro. «Wenn ein gegangen werden können. «Das ist eine grosse Verdurchschnittlich grosser Betrieb MoisturePro ein änderung», sagt Schröer. «Ich bin jetzt 16 Jahre bei Jahr lang verwendet, um Haustiernahrung zu trock- Microsoft, und ich kann Ihnen sagen, dass ich gerade nen, kann er seine Energiekosten um 20 000 US- die aufregendste Zeit erlebe, die ich je hatte. Es ist Dollar im Jahr senken», sagt Bashford. «Zusätzlich cool, es ist hip und wir helfen anderen.» EGBERT SCHRÖER Principal Program Manager Azure IoT bei Microsoft

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Behalten Sie die Nase vorn. Die digitale Food-Safety-Plattform Erkennen Sie mögliche Risiken frühzeitig und minimieren Sie potenzielle Gefahren, mit Echtzeitinformationen 24/7. safefood.ai informiert Sie rechtzeitig über mögliche Bedrohungen der Lebensmittelsicherheit in Ihrer Branche. Hier Hi er erf rfah ahre ren n Si S e me mehr h:

diigi gita tall.bu ta l.bu buhl hler hl ergr er grou gr oup. ou p.co p. com co m/safe m/sa fefo food dai

Innovations for a better world.


Die Menge an produzierten Daten nimmt exponentiell zu: Gründe sind unter anderem die wachsende Weltbevölkerung, das Bedürfnis überall digital vernetzt zu sein oder Maschinen, Häuser und Autos, die mehr und mehr miteinander kommunizieren. Dies stellt Netzwerkanbieter wie auch Energielieferanten vor grosse Herausforderungen. Bühler ist bereit für die Datenflut und trägt mit seinen Innovationen massgeblich zu nachhaltigen Lösungen für die Zukunft bei.

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Big Data / FOKUS

BEREIT FÜR DEN DATENTSUNAMI ? TEXT: CARMEN PÜNTENER

buhlergroup.com

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UNSICHTBARE NETZE ziehen sich durch besiedelte Gebiete wie Nervensysteme, unter der Erde, durch städtische Baustrukturen, durch die Luft. Pulsie\OXN ]_\\OXN SWWO\XN VOS^OX ]SO 8KMR\SMR^OX Telefongespräche, Bilder, Videos oder Codes weiter, von A nach B und wieder zurück, in alle Himmelsrichtungen und in alle Regionen dieser Welt. 4G und Glasfaserkabel haben den digitalen Transfer auf ein nie zuvor denkbares Volumen gehoben. Längst ist es möglich, auf fast jedem mobilen Gerät Internet- und GPS-Signale zu empfangen, Videos zu streamen, mit einem Klick Gigabytes an Daten zu verschicken oder herunterzuladen. Gemäss einer Studie der International Data Corporation (IDC) und des amerikanischen Festplattenherstellers Seagate werden bereits heute weltweit pro Jahr 33 Zettabytes an Daten generiert. Zettabyte kommt nach Exabyte, das auf Peta-, Tera-, Giga- und Megabyte folgt und gedruckt auf Papier 21 Nullen hat. Oder anders gerechnet, pro Person und Tag strömen heute fast 12 Gigabytes frische Daten ins Netz. Gemäss IDC wird sich dieses Vo-

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lumen bis 2025 verfünffachen. Das stellt die Betreiber von Mobilfunk- und Glasfasernetzen vor grosse Herausforderungen: «Wenn immer mehr Leute auf einem immer dichteren Raum immer mehr Daten konsumieren, dann reden wir von enormen Anforderungen an die Bandbreite der Netze der Zukunft», sagt Samuel Schär, CEO von Bühler Advanced Materials. Dass es so kommen wird, ist längst klar, wenn man die Entwicklung der Weltbevölkerung und deren digitale Bedürfnisse anschaut: Mobiles Internet, Online-Shopping, E-Banking, GPS-Navigationssysteme auf dem Smartphone, GesundheitsTracker, aber auch personalisiertes Marketing, Überwachungskameras, vernetzte Maschinen, intelligente Gebäude, autonome Fahrzeuge. 2SWLVFKH )LOWHU VRUWLHUHQ GLH 'DWHQIJXW Längst kommunizieren nicht mehr nur Menschen _X^O\OSXKXNO\ NSO .K^OX SO]]OX daS]MROX -VY_N] und Computern, innerhalb Verkehrsleitsystemen, zwischen Flugzeugen, Gebäuden, Maschinen und


Big Data / FOKUS

«IMMER MEHR LEUTE KONSUMIEREN AUF IMMER DICHTEREM RAUM IMMER MEHR DATEN. DAS SIND ENORME ANFORDERUNGEN AN DIE BANDBREITE DER ZUKÜNFTIGEN NETZE.» SAMUEL SCHÄR CEO von Bühler Advanced Materials

sind dabei zentral. Sie können einzelne Informa^SYX]]^\ÇWO K_] NO\ @SOVdKRV RO\K_] V^O\X .SO Maschinen von Bühler tragen nanometerdünne Schichten auf optische Sensoren auf. «Wenn man die Parameter und die Zusammensetzung der Materialien geschickt einstellt, kann man ganz genau entscheiden, welche Lichtfrequenzen verstärkt werden und welche man auslöscht. Je präziser diese Filter sind, desto mehr Kanäle können in einer Datenleitung gleichzeitig genutzt werden.»

Alltagsobjekten. Das unsichtbare Netz verzweigt sich mehr und mehr. «Zuerst hatten die Menschen Rauchzeichen, dann hatten sie Boten, Pöstler und ,\SOP^K_LOX NKXX XQOX ]SO KX OVOU^\YXS]MRO =SQnale zu übermitteln, und heute arbeiten die Netzanbieter hauptsächlich mit Lichtpulsen», sagt Schär. AK] NK] 6SMR^ ]Y OP dSOX^ WKMR^ ]OS ]OSXO VOS]^_XQ]fähige Bandbreite. «Die Frequenzen von Licht sind sehr hoch und die Wellenlängen dadurch extrem klein und darum bringt man enorm viele Kanäle nebeneinander in die dünnste Faser.» Eine einzige Glasfaser kann so in ganz viele separate Informationskanäle aufgeteilt werden. Der Schlüssel dazu sind die vielen verschiedenen Farben, die Licht erzeugen kann. Jede Farbe hat eine eigene Wellenlänge, die separat einen Transportkanal bildet. Bühler Technologien sind ein wesentlicher Bestandteil solcher optischer Datennetze. Um nämlich die Informationen, die in einzelnen Kanälen für die Übermittlung gebündelt sind, wieder zu entschlüsseln, braucht es ein System. «Die optischen Beschichtungslösungen von Bühler Leybold Optics

* $QWHQQHQ DXV 'UXFNJXVVWHLOHQ Mobilfunkanbieter arbeiten bisher nach wie vor mit tieferen Frequenzen. Trotzdem besteht auch hier die Tendenz, kürzere Wellenlängen zu benützen, um eine höhere Bandbreite zu erreichen. Das 5GNetz steht dafür schon in den Startlöchern. Auch hier ist Bühler ein entscheidender Akteur auf der internationalen Produktionsbühne. Denn 5G-Antennen stecken in einem Aluminiumgehäuse, das im Druckgussverfahren hergestellt wird. Ein Verfahren, in dem Bühler weltweiter Marktführer ist. «Mit den steigenden Frequenzen und Hindernissen in dicht besiedeltem Gebiet, etwa in Megastädten, sinkt die Reichweite der Antennen. Das heisst, es braucht eine viel höhere Dichte solcher Antennen als beispielsweise noch bei 4G», sagt Schär. «Laut Prognosen der Branche werden in Zukunft weltweit 12 Millionen 5G-Antennen gebraucht. Eine Antenne besteht typischerweise aus 6 Übermittlungseinheiten mit je 5 bis 6 und demnach total 30 bis 36 Gehäuseteilen und unser Druckgussverfahren ist hin]SMR^VSMR NO\ /P dSOXd LOS NO\ 2O\]^OVV_XQ ]YVMR grosser Mengen einfach unschlagbar.» Die Frage stellt sich, wie lange es gehen wird, bis auch dieses 5G-Netz an seine Kapazitätsgrenzen gelangen wird. Schär ist überzeugt, dass die Anforderungen an mobile Funknetze nicht endlos steigen buhlergroup.com

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können: «Ich sehe im Moment keinen Grund, warum die Kapazität von 5G nicht ausreichen sollte. Viel eher werden lokal neue Technologien kommen. Zum Beispiel gibt es bereits erste Tests mit sogenannten LiFi-Netzen, die, wie die erste Silbe des Namens andeutet, wieder mit Lichtwellen arbeiten, hier im Speziellen mit Licht aus einer im Raum stehenden LED-Lampe. Diese Technologie steckt noch in den Kinderschuhen, aber wenn sie erst marktreif ist, könnte sie unser heutiges WiFi ablösen und enorme Bandbreiten ermöglichen, insbesondere in verdichteten Zentren.» (QHUJLH PXVV QDFKKDOWLJHU VHLQ Trotz vieler zukunftsfähiger Lösungen in Sachen Übertragung stellt uns die Datenexplosion vor eine weitere grosse Herausforderung: All die Netze, Speicherlösungen und Endgeräte zusammen werden in Zukunft noch mehr Energie verbrauchen. «Wenn wir übers Internet zuhause einen Film schauen, verbrauchen wir – rechnet man den Energieverbrauch der ganzen Infrastruktur, die der Vorgang erzeugt – etwa zwei Kilowattstunden an Energie. Das entspricht in etwa der Energie, die eine Geschirrspülmaschine für einen vollen Spülgang verbraucht. Wenn wir aber übers mobile Netz einen Film streamen, verbrauchen wir glatt die doppelte Menge, nämlich vier Kilowattstunden», sagt Schär, und ergänzt: «Wenn man die heutige Computertechnik und die Technik der Datenzentren sowie die

«WENN WIR ÜBERS MOBILE NETZ EINEN FILM STREAMEN, VERBRAUCHEN WIR GLATT DIE DOPPELTE MENGE AN ENERGIE, ALS ZUHAUSE ÜBERS KABELNETZ, NÄMLICH VIER KILOWATTSTUNDEN.» SAMUEL SCHÄR CEO von Bühler Advanced Materials

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prognostizierte Zunahme der Datenvolumina anschaut, dann würden bis 2030 zirka 40 Prozent des Weltenergiebedarfs in diesem Bereich verwendet. Das ist erschreckend und natürlich überhaupt nicht nachhaltig». Auch darum ist Bühler sehr darauf bedacht, sich PÍ\ OP dSOX^O\O /XO\QSOVÇ]_XQOX OSXd_]O^dOX 8SMR^ nur indem sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt hat, den Energieverbrauch in den Wertschöpfungsketten seiner Kunden um 50 Prozent zu senken, sondern auch indem Bühler innovative Lösungen sucht, wie seine Lösungen zur Nachhaltigkeit beitragen können. Bereits heute werden 75 Prozent der Silberpasten, die für die Frontkontaktierung von Solarzellen verwendet wird, mit Dreiwalzwerken von Bühler produziert. Ebenso hat Bühler eine neue Methode für die Herstellung von Elektrodenpasten für Lithium-Ionen-Batterien entwickelt, die in China bereits in Grossproduktionen verwendet wird. Die Paste, die sowohl für den Plus- wie auch für den Minuspol der Batterien mit Anlagenlösungen von Bühler kontinuierlich hergestellt wird, verbessert NSO :\YN_U^SYX]OP dSOXd _XN NSO ;_KVS^¶^ NO\ ,K^ terien erheblich. Insbesondere in der Produktion von Autobatterien ist dies ein bedeutender Fortschritt, weil es den Herstellern damit gelingt, die maximal mögliche Leistungsfähigkeit ihrer Batterietechnologie zu entfalten. Bühler ist zudem Vorreiter bei der Beschichtung `YX +\MRS^OU^_\QVK] NK] 1OL¶_NO OXO\QSOOP dSOX^O\ macht. «Die Schichten, die unsere Maschinen auf das Glas auftragen, entscheiden, wie viel von der Infrarotstrahlung – also der Wärme – entweder drinnen oder draussen bleibt. Je nachdem, ob das Glas bei der Kühlung oder der Erwärmung der <¶_WVSMRUOS^OX LORSV SMR ]OSX ]YVV ]KQ^ =MR¶\ «Der nächste Schritt – und bereits Realität – ist elektrochromes Glas. Eine Entwicklung, die ich mit Spannung verfolge. Elektrochrom heisst, man kann mit Hilfe von elektrischer Spannung die Transpa\OXd OSXO] 1VK]O] LOOSX _]]OX AOXX WKX NSO Lösungen vergleicht, dann lassen sich bereits mit beschichtetem Glas etwa 50 Prozent der Energie sparen. Mit elektrochromem Glas kann man nochmals die Hälfte sparen, also etwa 75 Prozent. «Dies ist ganz sicher eine prägende Technologie der Zukunft, wo wir doch davon ausgehen können, dass weiterhin sehr viel mit Glas gebaut wird, gerade bei den Wolkenkratzern. In unserem neuen Innovationscampus CUBIC in Uzwil haben wir bereits voll auf diese Technologie gesetzt.» Glas werde auch in zukünftigen Fahrzeugen eine grössere Rolle spielen, ist Schär überzeugt. «Die Klimaanlage im Auto oder die Heizung, wenn keine Wärmequelle wie ein heisser Motor zur Verfügung steht, sind enorme Energiefresser. Automobilher-


Big Data / FOKUS

«ICH HOFFE, DASS WIR MENSCHEN ETHISCHE LINIEN FESTLEGEN UND UNS GUT ÜBERLEGEN, WELCHE TECHNOLOGIEN WIR IN ZUKUNFT WOLLEN UND WELCHE NICHT.» SAMUEL SCHÄR CEO von Bühler Advanced Materials

steller fangen nun an, auch Fahrzeugscheiben zu beschichten. Gerade in Kombination mit der Elekt\YWYLSVS^¶^ UKXX NSO] NSO /XO\QSOOP dSOXd aO]OX^VSMR LOOSX _]]OX 9HUDQWZRUWXQJVYROO KDXVKDOWHQ Auch im Energienetz wird Batterietechnologie von Bühler verwendet, insbesondere an Orten, wo viel erneuerbare Energie produziert wird, wie etwa dort, wo Wind- oder Solarparks stehen. In diesen Netzen besteht die Herausforderung, dass die Energie nicht immer dann anfällt, wenn sie gebraucht wird. Das heisst, sie muss irgendwo zwischengelagert werden, zum Beispiel in Batterien. «Interessant dabei in Bezug auf die Nachhaltigkeit ist, dass Batterien, die für Autos nicht mehr verwendbar sind, weil sie vom Zyklusverhalten her nicht mehr die nötige Leistung erbringen, durchaus noch bestens geeignet sind als stationäre Zwischenspeicher», sagt Schär. Der CEO des Geschäftsbereichs Advanced Materials bei Bühler ist aber überzeugt: Technologie alleine kann nicht alle Probleme lösen. Auch die Konsumenten müssten lernen, verantwortungsvoller mit der vorhandenen Energie umzugehen. Natürlich sei noch längst nicht alles erfunden, was zukünftige Netzwerke oder im Allgemeinen die Menschheit brauchen werde. Aber Schär unter-

streicht die klar beobachtbare Beschleunigung der Entwicklung, wie sie etwa Ray Kurzweil – heute unter anderem Direktor des Engineering bei Google – skizzierte. «Wie sollen wir mit all den neuen von utopisch bis dystopisch reichenden Möglichkeiten umgehen? Sollen wir wirklich die gentechnologische Methode CRISPR/Cas einsetzen, um die DNA von Menschen zu verändern? Wollen wir von Maschinen umgeben sein, die vielleicht in der Lage sind, ein eigenes Bewusstsein zu entwickeln?» Für Samuel Schär ist klar: Gerade Branchen- und Technologievorreiter wie Bühler müssen sich auch an den ethischen Diskussionen, die ihren Bereich betreffen, beteiligen. «Im Stück von Friedrich Dürrenmatt ‹Die Physiker› schrieb der Schweizer Schriftsteller: ‹Alles Denkbare wird einmal gedacht.› Und ich bin überzeugt: Wenn es einmal gedacht ist, dann gibt es auch jemanden, der es ausprobieren wird. Und da erhoffe ich mir schon, dass wir Menschen ethische Linien festlegen und uns gut überlegen, welche Technologien wir in Zukunft wollen und welche nicht. Die Antworten dazu sind ein grosses Schöpfungsprivileg, aber auch eine noch grössere Verantwortung.» buhlergroup.com

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Die Digitalisierung und die damit einhergehenden Möglichkeiten, Maschinen untereinander zu vernetzen, setzen enormes Potenzial innerhalb der industriellen Fertigung frei: mehr Effizienz, verbesserte Qualität und einen stärkeren Fokus auf die Nachhaltigkeit. Seit 2017 kombiniert ein Team von Datenanalytikerinnen und -analytikern Algorithmen der künstlichen Intelligenz mit Bühlers fast 160-jährigem Prozesswissen.

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Datenanalysten / FOKUS

DIE DATEN-

GOLDGRÄBER

TEXT: ANJA METZGER


EIN LEISES KNISTERN scheint in der Luft zu liegen, sobald man die Schwelle zu den Büros im Innovationspark an der Eidgenössichen Hochschule in Lausanne (EPFL) passiert. Im Innovationssatelliten von Bühler arbeiten Denker an ihren Computern – Doktoranden, Studenten und Analysten – mit Zahlen und Diagrammen auf den Monitoren. Die Konzentration ist förmlich spürbar, bis der Besuch die Spannung durchbricht: Dann wird das Büro in Sekundenschnelle zur Kaffeeküche, wo alle zu einem kurzen Schwatz bereit sind. «Der Standort auf dem Campus der EPFL trägt viel zur lockeren Atmosphäre im Innovationssatelliten bei», sagt Dr. Matthias Gräber, Head of Data Science bei Bühler. «Und der studentische Drive sorgt dafür, dass wir mit einem frischen Blick auf die Dinge schauen und so Innovationen vorantreiben können.» Der Innovationssatellit in Lausanne ist seit 2017 auch Dreh- und Angelpunkt des multikulturellen Datenanalytikteams, das Gräber leitet. Die Mitarbeitenden seines Teams kommen unter anderem aus Kanada, Grossbritannien, Indien, China, Brasilien und der Schweiz und arbeiten in Lausanne, Uzwil und London. Unterstützt werden sie von zwei Kollegen des Swiss Data Science Center (SDSC). Die Spezialistinnen und -spezialisten arbeiten an neuen digitalen Lösungen für die Kunden von Bühler, sei dies in der Nahrungsmittel-, der Druckguss- oder der Beschichtungsindustrie.

Mit Daten jonglieren 90 Prozent aller weltweit generierten Daten entstanden laut IBM in den letzten zwei Jahren. Gemäss einer Studie der International Data Corporation (IDC) und dem Festplattenhersteller Seagate wird sich das Datenvolumen bis 2025 noch verfünffachen: von 33 Zettabytes (33 Milliarden Terabytes oder eine 33 mit 21 Nullen) im Jahr 2018 auf 175 Zettabytes im Jahr 2025. Die Studie prognostiziert zudem, dass im Jahr 2025 30 Prozent dieser Daten in Echtzeit verarbeitet werden können und stellt gleichzeitig in den Raum, dass Unternehmen Gefahr laufen, den Anschluss zu verpassen, wenn sie jetzt nicht lernen, damit umzugehen. «Daten sind mächtig. Wer sie besitzt, kann Prozesse besser verstehen und gerade auch in der Industrie die Produktion entscheidend optimieren», sagt Gräber. Diesen Vorteil machen sich viele Produzenten bereits zu Nutze: Das Internet der Dinge, Industrie 4.0, vorausschauende Instandhaltung und künstliche Intelligenz sind keine Fremdwörter mehr. Schon heute sammeln intelligente SteuerunQOX _XN =OX]Y\OX SWWOX]O .K^OX _^OX NSO SX Sekundenbruchteilen durch die Knotenpunkte von Produktionsanlagen strömen, von Mega- über Gigabis Terabytes. Doch ganz gleich, wie gross diese

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«DATEN SIND MÄCHTIG. WER SIE BESITZT, KANN PROZESSE BESSER VERSTEHEN UND DIE PRODUKTION ENTSCHEIDEND OPTIMIEREN.» DR. MATTHIAS GRÄBER Head of Data Science bei Bühler

Datenströme sind, sie alleine verbessern noch kein Endprodukt, keine Ausschussrate, und keine Gewinnmarge. Sie sind nur der Anfang. Es braucht ein System, das die Flut sortiert, interpretiert und so aufbereitet, dass die Daten einen Sinn ergeben. Die @S]_KVS]SO\_XQ K_P OSXO\ ,OX_^dO\YLO\ ¶MRO S]^ OSX erster Schritt und hilft dem Nutzer, eigene Schlüsse aus den dargestellten Abhängigkeiten zu ziehen. Und hier knüpft die künstliche Intelligenz an. Algorithmen können beispielsweise das typische Verhalten von Maschinen und Prozessen lernen. Noch machtvoller werden die gewonnenen Daten, wenn die Analysten ihre Systeme zusätzlich mit menschlichem Prozess- und Expertenwissen füttern. Dann nämlich kann das System noch gezielter Abhängigkeiten erkennen und konkrete Handlungsempfehlungen geben. Digitale Dienstleistungen zu entwickeln, die ebendiesen Nutzen bringen, ist der Fokus des Datenanalytikteams von Bühler. Wie können wir die QOXO\SO\^OX .K^OX _^OX SX^O\Z\O^SO\OX NKWS^ ]SO neue Erkenntnisse liefern? Wie können wir Regeln für automatische Aktionen festlegen, die dem Bediener, der Bedienerin, einer Anlage zuvorkommen und entsprechend schneller auf Schwankungen und ?WaOV^OSX Í]]O SW :\YN_U^SYX]Z\YdO]] \OKQSO\OX) Und wie können wir Bühlers fast 160-jähriges technologisches Wissen mit den intelligenten Maschinen in Einklang bringen? Entscheidende Vorteile für Produzenten Die Datenanalytikerinnen und -analytiker im Team haben alle einen technischen oder naturwissenschaftlichen Hintergrund und haben sich zusätzlich im Bereich Data Science weitergebildet – der Wissenschaft, die Wissen aus grossen Datenmengen extrahiert. Genau das Wissen, das unsere Kunden weiterbringt. «Das globale Netzwerk von Bühler als


Datenanalysten / FOKUS

Goldgräberstimmung: Matthias Gräber (dritter von links) und sein Team von Datenanalytikerinnen und -analytikern, zusammen mit einem Kollegen vom Swiss Data Science Center, im Innovationssatelliten in Lausanne.

Technologielieferant etwa in der Lebensmittel- und der Automobilindustrie ist für uns enorm spannend», sagt Alison Michan, Data Scientist. Ihr liegt besonders ein nachhaltiger Umgang mit den natürlichen Ressourcen am Herzen und sie ist überzeugt, dass Bühler hier einen entscheidenden Beitrag leisten kann: «Nur schon mit kleinen Optimierungen können digitale Dienstleistungen bei vielen unserer weltweiten Kunden einen positiven Beitrag zu Themen wie Lebensmittelverschwendung und Energienutzung leisten.» Damit ein digitales Produkt entsteht, bringt das Data Science Team von Bühler und dem SDSC die Erfahrung von Anlagenbedienern, Prozessingenieuren, Servicetechnikern, Wissenschaftlern und weiteren Erfahrungsträgern zusammen. In regelmässigen Meetings sitzen sie etwa mit Ingenieuren aus den Fachbereichen von Bühler an einem Tisch und diskutieren, welche Dienstleistungen durch datengetriebene Prozessoptimierung Sinn machen. Die /\PKR\_XQ `YX ,ÍRVO\ SO]]^ ]Y ^KQ^¶QVSMR SX NSO Entwicklung von neuen digitalen Produkten. «Die Zusammenarbeit mit den Kollegen vom SDSC und anderen externen Partnern stellt sicher, dass wir uns die neusten technologischen Entwicklungen und die Ideen vieler schlauer Köpfe zu Nutze machen können», sagt Gräber. Nie zuvor wurden bei Bühler die Produktionsdaten, sprich die Daten von Steuerung, Maschinen und Sensoren, die Qualitäts-

analyse und die Umgebungsbedingungen auf diese Weise angeschaut. «Zu Beginn ist jedes Projekt eine Reise ins Unbekannte», sagt Michan. «Oft haben wir, sobald wir uns in die Daten einarbeiten, erstmal einen Haufen mehr Fragen als Antworten.» Wichtig ist deshalb die enge Zusammenarbeit mit den Kunden. Die Datenanalysten arbeiten nach agilen Grundsätzen und holen so in regelmässigen Abständen das Feedback von denjenigen ab, die sich den Arbeitsalltag durch die digitalen Dienstleistungen vereinfachen wollen. So können sie die Produkte laufend verbessern und mit dem hohen Innovationstempo dieser Branche mithalten: «Zwischen Idee und Markteinführung dauert es bei einem physischen Produkt Jahre, bei einem digitalen Produkt meist nur Monate», sagt Gräber. Schneller und konsistenter als der Mensch 6KXQO DOS^ aK\OX SX `SOVOX 3XN_]^\SOX /P dSOXd _XN Qualitätsoptimierungen nur noch in kleinen Schritten möglich, und vor allem abhängig von der Expertise der Anlagenbediener. Die Ausbeute und Qualität einer Mühle war so gut wie der Obermüller, der sie bediente. Die Prozesse, der Verschleiss und die Abhängigkeiten zwischen einzelnen Komponenten innerhalb einer Druckgusszelle waren oft so intransparent, dass die Suche nach der Ursache eines schlechten Gussteils enorm schwierig war. Mit der buhlergroup.com

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Robert Cuny, Program Manager IoT bei BĂźhler (links), und sein Team stellen Kontrollmechanismen bereit, um die Daten der Kunden zu schĂźtzen.

Digitalisierung haben sich ganz neue MĂśglichkeiten aufgetan, die Ăźber mechanische und trainingsbedingte Verbesserungen hinausgehen. ÂŤSobald wir Ăźber die Visualisierung von Daten hinausgehen und kĂźnstliche Intelligenz in den Prozess zurĂźckspielen, haben wir einen grossen Vorteil: kontinuierliche Optimierung und Erkennung von FehlzuständenÂť, sagt Gräber. In Märkten, in denen es wichtig ist, StĂśrungen oder etwa Risiken fĂźr die Lebensmittelsicherheit rechtzeitig zu erkennen, ist dies ein entscheidender Unterschied. Die Echtzeitanalyse hat bereits in den Prozess eingegriffen, bevor der Mensch mittels Sichtkontrolle oder Stichprobenanalyse seine SchlĂźsse gezogen hätte. So kann ein Angestellter, der in einem Tierfuttertrockner eine Probe nimmt, in einem Labor den Wassergehalt dieser Probe bestimmt und danach die Trocknungstemperatur anpasst, den Prozess nur punktuell optimieren. KĂźnstliche Intelligenz hingegen, die dank Online-Sensoren die Trocknungstemperatur ständig optimal anpasst, macht dies kontinuierlich und viel schneller. Sicher in der Microsoft-Wolke Die Ăźber 50 digitalen Dienstleistungen, an denen BĂźhler fĂźr die Anlagen seiner Kunden arbeitet, laufen Ăźber die Plattform BĂźhler Insights, basierend auf der Cloud von Microsoft Azure. Dieses System garantiert, dass Ăœbermittlung und Aufbewahrung der hochsensiblen Produktionsdaten zu jedem Zeitpunkt voll verschlĂźsselt und damit sicher sind. BĂźhler Insights wird momentan bezĂźglich Daten]SMRO\ROS^ _XN WKXKQOWOX^ dO\^S dSO\^ ˆ3XNOW wir unsere Entwicklungsprozesse auf den Industrie]^KXNK\N 3=9 ! dO\^S dSO\OX VK]]OX ]^OVVOX aS\ sicher, dass wir alle Kontrollmechanismen bereitstellen, um die Daten unserer Kunden zu schĂźtzenÂť, sagt Robert Cuny, Program Manager IoT bei BĂźhler.

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Nicht alle digitalen Dienstleistungen sind primär im Data Science Team in Lausanne entstanden; in vielen Projekten von BĂźhler sind die Datenanalysten als Berater involviert. Einige dieser digitalen Produkte sind von aussen betrachtet ganz simpel. So Ăźbernehmen beispielsweise GrainiGo und TotalSense zuverlässig die Qualitätsanalyse von Mais sowie Reis und reduzieren dadurch Subjektivität und Zeitaufwand. FĂźr die Bedienung brauchen beide LĂśsungen nicht mehr als eine kleine Box, die Ăœbermittlung der Daten via Smartphone und die intelligente Bildauswertung in der Cloud. Ein anderes Beispiel ist der neue digitale Replay Service fĂźr WinCos/Mercury-Prozessleitsysteme, der es Kunden erlaubt, ihre Prozessdaten wie in einem Video zurĂźckzuspulen. Dadurch kann beispielsweise im Fall von Qualitätsverlusten oder AnlagenstĂśrungen jeder einzelne Prozessschritt im Detail verfolgt und die zugrunde liegende Ursache schnell gefunden werden. Risiken voraussehen Manchmal ist es aber gar nicht die Optimierung des eigenen Prozesses, die die entscheidende Verbesserung bringt, sondern etwas Hightech-Hilfe im Risikomanagement. Individualisierbare Alarme auf Safefood.ai helfen etwa bei Lebensmittelverunreinigungen, genug schnell zu reagieren, wenn im eigenen Lebensmittelsektor ein Problem auftaucht. Digitale Dienste machen es auch mĂśglich, die hoch gesteckten Nachhaltigkeitsziele von BĂźhler – Abfall und Energieverbrauch in der LebensmittelwertschĂśpfungskette der Kunden von BĂźhler um 50 Prozent zu senken – zu erreichen. ÂŤUnd dies ist erst der Anfang. Wenn sich unsere Kunden des enormen Potenzials auch im Bereich der Gewinnoptimierung bewusst werden, welche die richtige Analyse von Prozessdaten bringt, werden sie nicht mehr darauf verzichten wollenÂť, sagt Gräber.


Creating tomorrow together. Täglich esse s n zwei Milliarden Menschen Lebensmitt ttel, die auf Anlagen von BĂźhler hergestelltt wu w rden. Wir entwic ckeln Innovationen fĂźr Ăź die Ernährung ng der Weltb bevĂślkerun ng, di d e bis 2050 0 auf 9,8 Millliarden Menschen en anwachsen wird. RĂźckverffol olgb gbarkeit und Lebensm mititelsicherheit sind d He Hera rausforderungen, denen wir uns stellen, zusa amme men n mit unseren Kunden. +LHU ÄąQG QGHQ H 6LH /Ä…V Ä…VXQ X JHQ PLWLW GHQ HQH HQ 6LH Ihr Zi Ziel e erreiich chen en::

digi g ta al. l bu uhlergrou o p.co om

Innovations for a better world.


Im letzten Jahrzehnt hat sich die Blockchain vom merkwürdigen Verweis in einer wissenschaftlichen Arbeit zu einem Grundpfeiler der nächsten industriellen Revolution gewandelt. Auch die Lebensmittelbranche kann wesentlich davon profitieren.

BIS HEUTE WEISS NIEMAND genau, wer Satoshi Nakamoto wirklich ist. Und doch schreibt man ihm einen der wichtigsten Fortschritte der sogenannten vierten industriellen Revolution zu. Die erste industrielle Revolution nutzte Wasser und Dampf, um die mechanische Produktion anzutreiben. Die zweite bediente sich der Elektrizität für die Massenproduktion. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurden Elektrizität und Informationstechnologie kombiniert, um die Automatisierung zu erleichtern – die dritte industrielle Revolution. In den vergangenen Jahren wurden noch nie dagewesene Level in der Rechnerleistung erreicht, es entstanden Datenspeicher und die digitale Vernetzung. Es ist die Geschwindigkeit, mit der diese Fähigkeiten neue Arbeitsmethoden in der digitalen und physischen Sphäre ermöglichen, die als vierte industrielle Revolution beschrieben wird. Im Jahr 2008 erschien eine Publikation, deren Autor der mysteriöse Nakamoto war. Man sagt von

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dieser Publikation, sie habe dazu beigetragen, uns in diese neue Phase der industriellen Entwicklung zu katapultieren. Hier erschien zum ersten Mal das Wort Blockchain in Verbindung mit einem neuen elektronischen Zahlungssystem namens Bitcoin, das auf dem «Peer to Peer»-System beruht. Es bleibt im Dunkeln, ob der oder die anonyme(n) Autor(en) sich bewusst war(en), wie sehr die Blockchain die Fantasie der Unternehmen in Beschlag nehmen würde. Geschäft der Zukunft Heute hat die Blockchain unter Wirtschaftsführern den Status eines Grundpfeilers der vierten industriellen Revolution. Viele Leute bringen die Blockchain immer noch nur mit Kryptowährungen in Verbindung, dabei ist sie längst ein wichtiger Bestandteil in vielen Geschäftsfeldern. Zusammen mit dem Internet der Dinge, künstlicher Intelligenz, 3D-Druck und den Materialwissenschaften ist die Blockchain dabei, die Art, wie in Zukunft Geschäfte gemacht


BLOCK CHAIN –

Blockchain / FOKUS

TEXT: STUART SPEAR

DIE NÄCHSTE REVOLUTION IN DER LEBENSMITTELBRANCHE? werden, radikal zu verändern. Unternehmen wie Bühler überlegen sich natürlich, wie sie Zukunftstechnologien in wirtschaftliche Vorteile ummünzen können. Darum wurden die Maschinen von Bühler in den vergangenen Jahren für Bühler Insights angepasst, die Plattform, über die die Kunden von allen XO_OX 7ÇQVSMRUOS^OX NO] 3X^O\XO^] NO\ .SXQO Z\Y tieren können. Heute können 85 Prozent der Bühler Maschinen mit Bühler Insights verbunden werden. Dank der Blockchain können die Kunden ausserdem neue Arbeitsmethoden nutzen. Camilla Cavaliere ist Blockchain Analystin bei Bühler und wurde mit der Aufgabe betraut, neue Ge]MR¶P^]WÇQVSMRUOS^OX d_ SNOX^S dSO\OX _XN NSO]O 3NOOX SX NSO <OKVS^¶^ _Wd_]O^dOX AS\ LO XNOX _X] momentan noch in der Phase der Machbarkeitsstudien, in der wir mit Kunden sprechen und Möglichkeiten ausloten», sagt Cavaliere. «Jede Art von Daten, die auf die Plattform Bühler Insights geladen werden, können wir theoretisch auch in der Block-

chain speichern. Daher müssen wir wissen, welche Art von Daten unsere Kunden mit ihren Partnern teilen möchten, zu welchem Zweck und ob dies für sie wirtschaftlich Sinn macht.» So funktioniert die Blockchain Aber was ist eigentlich die Blockchain, und wieso ist Bühler so davon überzeugt, dass sie den Kunden all diese Möglichkeiten bietet? Einfach gesagt, ist die Blockchain ein dezentrales Kontobuch, das eine Transaktion oder ein Ereignis permanent und digital K_PdOSMRXO^ YRXO NK]] NKPÍ\ OSXO +_^ROX^S dSO\_XQ durch Dritte nötig ist. Einzigartig daran ist, dass ein Eintrag, sobald er gemacht worden ist, nicht mehr manipuliert oder geändert werden kann. Anstatt die Information zentral zu speichern, wird sie digital über ein Netzwerk von Computern an vielen verschiedenen Orten aufbewahrt. Ist eine Transaktion einmal aufgezeichnet, wird sie von jedem der Computer in der Blockchain überprüft, wobei die neue buhlergroup.com

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Information einen Block formt, der dann an den letzten Informationsblock angehängt wird. Dieser Prozess verhilft der neuen Technologie zu ihrem Namen: Es handelt sich um eine unveränderbare Kette von Informationsblöcken. Diese Technologie verfügt über eine Reihe von Eigenschaften, von denen Cavaliere glaubt, dass sie für Bühler die Basis für eine neue Generation von Funktionalitäten in der Lebensmittelbranche legen. Erst einmal bietet sie Sicherheit. Jedes Ereignis, jede Transaktion wird in der Blockchain in einem datierten Block verzeichnet und dann an mehreren Orten aufbewahrt. Das ermöglicht die Aufzeichnung eines jeden einzelnen Parameters im Lebensmittelherstellungsprozess. Letztlich wird es so möglich, jedes Ereignis in der Wertschöpfungskette digital aufzuzeichnen, von landwirtschaftlichen Parametern über Transport und Lagerung hin zu Vermahlung und Lebensmittelverarbeitung. Weil die Aufzeichnung nicht geändert werden kann, können alle an der Wertschöpfungskette Beteiligten sicher sein, dass die Aufzeichnung der Ereignisse stimmt. Hinzu kommt die Transparenz. Die Daten werden in einem Computernetzwerk geteilt und sind so immer abrufbar. Weil die Blockchain mit all ihren Gliedern ein sich selbst erhaltendes System ist, hat niemand die Kontrolle darüber und niemand kann das System ausschalten. Schliesslich können die unzähligen User, die entlang der Wertschöpfungskette in die Blockchain eingeladen werden, die Daten abrufen und teilen. Cavaliere illustriert am Beispiel einer Getreidemühle, wie die Blockchain funktionieren könnte: Nutzt der Müller Bühler Insights, kann er die Mahlparameter einer beliebigen Charge laufend digital überwachen, aufzeichnen und beurteilen. Heute verlässt das Mehl die Mühle und muss vom Nahrungsmittelhersteller getestet werden, um sicherzustellen, dass es die erforderliche Qualität hat, bevor es in die Fabrik kommt. «Anstatt das Mehl an einem einzelnen Punkt zu testen, können mit der Blockchain Daten während des gesamten Mahlprozesses von Maschinensensoren gesammelt und dann wieder in die Blockchain gegeben werden, so dass die Käufer genau darüber Bescheid wissen, wie die Qualität des Mehls sich während der Verarbeitung verändert», erklärt Cavaliere. Haben die Käufer den zweifelsfreien Nachweis, dass das Mehl nach den geforderten Standards produziert worden ist, muss es nicht erst wieder getestet werden, bevor es in die Lebensmittelverarbeitungsanlage kommt. Jede mit Datum versehene Charge, die ankommt, hat die garantierte Qualität, weil die Müller den ganzen Mahlprozess in der Blockchain überwachen konnten. Das Schöne an der Blockchain: Der Müller teilt mit seinem Kunden nur die Daten, die er mit ihm teilen will. «Die Blockchain

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«DER KUNDE TEILT NUR DIE VERARBEITUNGSPARAMETER MIT DER AUSSENWELT, DIE ER TEILEN WILL.» CAMILLA CAVALIERE Blockchain Analystin bei Bühler

ist ein Teil eines zentralisierten Datensatzes, die es dem Kunden ermöglicht, nur die Verarbeitungsparameter mit Aussenstehenden zu teilen, die er teilen will und sensible Geschäftsinformationen für sich zu behalten», sagt Cavaliere. Bühler arbeitet derzeit mit Whitworth Bros. Ltd. zusammen, einer der grössten Getreidemühlen Grossbritanniens, um zu testen, wie die Blockchain in deren Lieferkette funktionieren könnte. Smarte Verträge Existiert einmal der unveränderbare Nachweis dafür, dass ein Produkt einen vorgeschriebenen Prozess durchlaufen hat, um die gewünschte Qualität zu erreichen, ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis diese vorgeschriebenen Parameter zur Vertragsbestimmung werden. Der smarte Vertrag ist die nächste Entwicklungsstufe in der Blockchain. Beispiel Transport: Vielleicht möchte ein Verarbeiter, dass das Rohmaterial für eine optimale Qualität bei einer bestimmten Temperatur und Feuchtigkeit transportiert wird. Wird das in einen smarten Vertrag mit dem Transporteur eingebaut, kann die Charge von dem Moment an zurückgewiesen werden, an dem Sensoren erkennen, dass die Kühleinheit des Lastwagens ausserhalb des vereinbarten Temperaturbereichs arbeitet. Weil die Blockchain die Daten nahtlos zur Verfügung stellt und weil sowohl Lieferanten als auch Kunden wissen, dass es unmöglich ist, die Daten zu manipulieren, gibt es wenig Raum für Streitigkeiten. Die Charge könnte sogar automatisch und ohne menschliches Dazutun zurückgewiesen werden. Bei einer Getreidemühle könnte der smarte @O\^\KQ `Y\QOQOLOXO :K\KWO^O\ ]ZOdS dSO\OX NSO auf jeder Stufe des Mahlprozesses eingehalten werden müssen, damit sichergestellt ist, dass der Kunde NK] LO]^WÇQVSMRO 7ORV PÍ\ ]OSXO ]ZOdS ]MROX +XPY\derungen erhält. «Ein smarter Vertrag kann alles enthalten, was sich in einen Code übersetzen lässt, der dann ein unveränderbares Update in die Blockchain gibt», sagt Cavaliere. «Es handelt sich um ein kleines Stück Software, auf dem ein smarter Vertrag platziert


Blockchain / FOKUS

wird, der mit ein paar Parametern vorprogrammiert worden ist. Sowohl der Lieferant als auch der Kunde sind in der Blockchain registriert, und die Software ist bereit für den Datenempfang.» Potenzielle Nutzer einer Blockchain sorgen sich natürlich um die Datensicherheit. Ein Müller wird seinen Kunden vielleicht gerne seine Prozessparameter zeigen, aber seinen Konkurrenten wohl eher nicht. Es ist entscheidend, dass alle Beteiligten die vollständige Kontrolle darüber haben, welche Daten gemeinsam genutzt werden, wie diese verwendet werden können und welche Daten geheim bleiben. Verschafft sich jemand unberechtigt Zugriff auf Daten in der Blockchain, unterscheidet sich diese von keiner anderen sicheren Datenbank. «Geht es um die Sicherheit gegenüber der Aussenwelt, verhält sich die Blockchaintechnologie wie jeder andere zentralisierte Computer oder die Cloud», sagt Cavaliere. «Man installiert Antivirus- und Sicherheitsprogramme und vertraut dem Technologieanbieter, in diesem Fall Microsoft.» Unschlagbare Reaktionsgeschwindigkeit Auch für andere Anwendungen in der Lebensmittelbranche eignet sich die Blockchain, nämlich um die Lebensmittelsicherheit zu überprüfen, um Lebensmittelbetrug zu verhindern und die Rückverfolgbarkeit zu verbessern. Der Vorteil der Blockchain ist dabei die Reaktionsgeschwindigkeit auf ein Ereignis. Heute müssen physische Aufzeichnungen erst gefunden werden, die dabei erst noch anfällig für menschliche Fehler oder sogar Betrug sind. Die Blockchain liefert hier beinahe augenblickliche und verlässliche Aufzeichnungen. Das heisst, dass ein Produkt sicherer und schneller zurückverfolgt werden kann und der Produzent die Risiken effektiver

minimieren und die mit einem Lebensmittelzwischenfall verbundenen Kosten senken kann. Wenn es um die Blockchain geht, steht die Lebensmittelbranche erst am Anfang einer steilen Lernkurve. Auf dem Gebiet der Lebensmittelsicherheit zum Beispiel müssen die Vertreter von Gesundheitsbehörden und Lebensmittelüberwachungsinstanzen erst noch da`YX ÍLO\dO_Q^ aO\NOX NK]] OSX NSQS^KVO] DO\^S UK^ eines Ereignisses zuverlässiger ist als eines auf Papier. «Sie gehören zu den wichtigsten Leuten, die wir davon überzeugen müssen», meint Cavaliere. Auch die Konsumenten möchten von der BlockMRKSX Z\Y ^SO\OX% SX OSXO\ \K aY O^RS]MRO\ 5YX]_W immer wichtiger wird, kann sie dem Konsumenten die Sicherheit geben, dass ein Produkt tatsächlich nach Fairtrade-Standards oder nachhaltig produziert worden ist. Doch wann rechnet Bühler damit, dass sich die Blockchain tatsächlich in der Lebensmittelbranche durchsetzt? «Wir richten jetzt unser Augenmerk auf die Schnittstellen zwischen Lieferanten und Kunden. Wir versuchen zu verstehen, was die Kunden nicht so gerne mit Aussenstehenden teilen», sagt Cavaliere. «Bald werden wir in der Lage sein, praktische Anwendungen zu entwickeln.»

«GEHT ES UM DIE SICHERHEIT GEGENÜBER DER AUSSENWELT, VERHÄLT SICH DIE BLOCKCHAINTECHNOLOGIE WIE JEDER ANDERE ZENTRALISIERTE COMPUTER ODER DIE CLOUD.» CAMILLA CAVALIERE Blockchain Analystin bei Bühler

buhlergroup.com

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Totale Rückverfolgbarkeit dank der Blockchain Im digitalen Zeitalter ist die Gefahr eines Lebensmittelskandals gross. Rückverfolgbarkeit, Transparenz und Datenintelligenz sind die Verbündeten der Lebensmittelindustrie und der Konsumenten. Für mehr Lebensmittelsicherheit sorgt zum Beispiel die Blockchain-Technologie. TEXT: MICHÈLE BODMER

Was ist die Blockchain?

Eine Transaktion wird erfasst

Blockchain verändert grosse Industrien

Das Netzwerk prüft die Transaktion

Jeder Informationsblock wird mit dem vorangehenden verbunden

Die Blockchain hält, wie jedes Kontobuch, Transaktionen fest. Mit dem Unterschied, dass man sie kaum manipulieren kann, weil die Information digital in einem Computernetzwerk rund um den Globus aufbewahrt wird. Es gibt keinen zentralen Ort, wo alle Datensätze gespeichert sind. Wird eine neue Transaktion vorgenommen oder etwas geändert, muss das von allen beteiligten Computern geprüft werden. Jeder Informationsblock wird mit dem vorangehenden verknüpft, so entsteht eine unveränderbare Aufzeichnung.

Die Vorteile: Sicher Ereignisse werden in zeitgestempelten Blocks erfasst und an mehreren Orten gespeichert.

Transparent Daten sind präzis, verteilt auf ein Netzwerk von Computern und immer zugänglich.

Geteilt Viele Stakeholder entlang der Lieferkette können Daten austauschen.

Verbucht Von jeder Transaktion existiert ein unveränderbarer, geprüfter Eintrag.

Ein Drittel des Essens wird verschwendet

65% des Getreides auf Bühler Anlagen verarbeitet

Ein Drittel der für Menschen produzierten Nahrung wird laut der Ernährungsund Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO) verschwendet. Digitale Technologien wie die Blockchain und die IoTPlattform Bühler Insights helfen, diesen Verlust massgeblich zu verringern.

Reis, Mais und Weizen sind Grundnahrungsmittel, die 60% der globalen Kalorienaufnahme ausmachen. Bühler bietet Verarbeitungslösungen für alle von ihnen und hat Berührungspunkte mit der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette, von der Nachernte bis hin zum verpackten Produkt. Dabei unterstützt Bühler seine Kunden bei der Reduzierung von Lebensmittelverlusten.

Wo Nahrungsmittelverlust vorkommt: 22% Verzehr 11% Verteilung und Markt 11% Verarbeitung und Verpackung

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32% Landwirtschaftliche Produktion 23% Handhabung und Lagerung

Einige Branchen nutzen die Blockchain für mehr Transparenz, etwa die Banken, das Gesundheitswesen, Hilfsorganisationen, die Luxusgüterindustrie und viele mehr. Bühler und Microsoft entwickeln zusammen eine Blockchain-Lösung, die die Lebensmittelsicherheit und die Transparenz entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette erhöht. Hier einige Beispiele dafür, wie die Blockchain der Lebensmittelbranche und den Konsumenten helfen kann. Produkt auf dem ganzen Weg verfolgen Die Rückverfolgbarkeit wird bisher zwar reguliert, die dafür verwendeten Systeme aber nicht. Viele Akteure erfassen die Daten heute immer noch manuell, was fehleranfällig ist. Bei einem Zwischenfall bei der Lebensmittelsicherheit reagieren manuelle Systeme langsam. Mit der Blockchain wird jedes Ereignis verifiziert und der Produktstrom kann rück- oder vorwärts verfolgt werden, um die Quelle zu orten und Risiken zu mindern. Echtheit überprüfen / Manipulationssicherheit Lebensmittelbetrug kostet die globale Nahrungsmittelindustrie laut PricewaterhouseCoopers 30–40 Millionen USD im Jahr. Nahrungsmittel werden falsch gekennzeichnet, abgeändert, gefälscht. Olivenöl wird mit minderwertigen Ölen verdünnt, Parmesan mit Zellstoff versetzt; Meeresfrüchte werden falsch deklariert. In der Blockchain wird die Echtheit des Produkts bei jedem Produktionsschritt verifiziert. Mehr Macht für Bauern und Konsumenten Vertrauen und Ethik sind heute wichtig für die Konsumenten. Dank der Blockchain erhalten sie die gewünschte Transparenz. So können sie darauf bauen, dass ein «Fair Trade»-Label auch wirklich bedeutet, dass der Bauer für seine Produkte fair bezahlt wurde. Sie können ein Produkt sogar bis zur Quelle zurückverfolgen und mehr über den Bauern erfahren.

Quelle: Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO), PwC, Bühler Group.


Blockchain / FOKUS

Jeder «Block» in der Kette wird verfolgt Mit der Blockchain wird jeder Streckenabschnitt, den ein Produkt zwischen Feld und Teller macht, erfasst und verifiziert. Hier ein Beispiel dafür, wie die Blockchain in der Lebensmittelbranche eingesetzt werden kann. *Die Illustration stellt diese Nahrungsmittellieferkette vereinfacht dar.

25 Tonnen Weizen sind versandbereit.

Bauer: Ein Bauer produziert Weizen unter Bio- und Fair-Trade-Bedingungen und erhält dafür Zertifikate.

Der Weizen wird von einer Zertifizierungsstelle als «Bio» und «Fair Trade» ausgezeichnet.

Der erste «Datenblock» wird erfasst und über das Netzwerk verteilt, das seine Echtheit überprüft, bevor er der Blockchain hinzugefügt wird.

Datums- und Zeitstempel: 25 Tonnen Weizen versendet.

Transport: Die Echtheit der Zertifikate wird geprüft und der Weizen gemäss hohen Qualitätsvorschriften transportiert.

Sensoren zeichnen Status und Zustand der Lieferung digital auf (Temperatur, Feuchtigkeit und viele andere Parameter).

Beim Transport werden der Blockchain zusätzliche Datenblöcke hinzugefügt.

Datums- und Zeitstempel: 25 Tonnen Weizen erhalten.

Verarbeiter: Der Produzent prüft den Weizen im Container und verarbeitet ihn anschliessend in der Mühle.

Lieferant: Ein Lieferant transportiert das fertige Produkt gemäss hohen Qualitätsvorschriften.

Detailhändler: Das Produkt gelangt zum Detailhändler; es wurde auf jedem Reiseabschnitt erfasst und überprüft.

Konsument: Der Konsument kauft das zertifizierte und qualitätsgesicherte Bio- und Fair-Trade-Mehl.

Sensoren können Verarbeitungsdaten entlang der gesamten Produktionslinie von Bühler sammeln.

Aussagekräftige Daten werden der Blockchain hinzugefügt.

Datums- und Zeitstempel: Das verpackte, zertifizierte Bio- und Fair-Trade-Mehl wird abgeholt.

Datums- und Zeitstempel: Der Detailhändler erhält das verpackte Bio- und Fair-Trade-Mehl.

Garantiert frisch Bio-zertifiziert Fair-Trade-zertifiziert

Der Weizen kommt beim Verarbeiter an, mehr Blöcke kommen ins Datenbuch.

Ein Lieferant holt das Mehl ab. Das Produkt wird wiederum überprüft und im digitalen Datenbuch erfasst.

Kommt das Produkt beim Einzelhändler an, wird der letzte Block hinzugefügt.

Der Konsument hat Zugriff auf die ganze Geschichte des Produkts.

buhlergroup.com

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ZUKUNFTSFÄHIG

JE TECHNISCHER WIR WERDEN, UMSO MENSCHLICHER MÜSSEN WIR SEIN

TEXT: WILLIAM HATCHETT UND MICHÈLE BODMER

Es überrascht nicht, dass Industrie 4.0, künstliche Intelligenz und eine verstärkte Automatisierung Veränderungen für Arbeitende aller Altersgruppen und Hierarchiestufen mit sich bringen. Nicht nur digitale Fähigkeiten spielen eine immer wichtigere Rolle. Soziale Kompetenzen sind in den Unternehmen der Zukunft genauso gefragt.

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IM LAUFE DER GESCHICHTE hat sich die Technik immer darauf ausgewirkt, wie wir arbeiten. So wurden durch die Einführung von Dampf- und Wasserkraft, Elektrizität, Computer und durch die Digitalisierung nicht nur Prozesse rationalisiert und die Produktivität gesteigert – diese Entwicklungen haben die Gesellschaft von Grund auf verändert. Heute leben wir in einer Zeit, in der digitale Technologien immer stärker mit der physischen und biologischen Welt interagieren. Diese Zeit – von Klaus Schwab, Gründer und Präsident des World Economic Forum (WEF), als «vierte industrielle Revolution» bezeichnet – wird «die Art und Weise grundlegend verändern, wie wir leben, arbeiten und miteinander interagieren. Eine derart umfangreiche und komplexe Transformation hat die Menschheit bisher noch nicht erlebt», so Schwab. Solch eine beispiellose Veränderung birgt Herausforderungen und Chancen zugleich. Tatsächlich werden die Fortschritte in den Bereichen Robotik und künstliche Intelligenz laut dem WEF-Bericht «Future of Jobs 2018» nicht dazu führen, dass Roboter unsere Arbeit übernehmen. Vielmehr verfügen


Talentmanagement / FOKUS

sen.» Der Personalexpertin zufolge müssen SchuV_XQOX aS\U_XQ]`YVVO\ OP dSOX^O\ _XN d_Q¶XQVSMRO\ denn je werden. In einer Unterrichtssituation sollte das Lernen daher experimenteller und interaktiver gestaltet werden. «Bei Bühler fördern wir eine Lernkultur, unabhängig von der aktuellen Position in der Laufbahn unserer Mitarbeitenden», sagt Mark-Eisenring. «Ausserdem haben wir eine fest verwurzelte Tradition des erfahrungsorientierten Lernens. Unser Ausbildungsprogramm besteht seit über 100 Jahren und sehr viele unserer Manager haben ihre Karriere als Lernende hier bei Bühler begonnen.» Die duale Berufslehre blickt in der Schweiz auf eine lange Geschichte zurück. Hier schlagen zwei Drittel der jungen Menschen diesen Weg ein. Laut Stefanie Bärlocher, Leader of Vocational Training bei Bühler, stellt das Unternehmen jährlich bis zu 85 Auszubildende in der Schweiz an. Weltweit sind es jedes Jahr insgesamt 600. Zu den Standorten, die ein Ausbildungsprogramm anbieten, gehören die Schweiz, Deutschland, Österreich, China, Indien, Brasilien, die USA und Südafrika. Nach Vorbild des Schweizer Modells erhalten die Auszubildenden eine Mischung aus praktischem und schulischem Training. Die Bühler Academy in Minneapolis, USA, ist ein Beispiel dafür: Hier lernen die Auszubildenden praxisnah im Werk von Bühler und drücken in einer Berufsschule vor Ort während drei Monaten die Schulbank. Bühler übernimmt die Kosten für Unterricht, Werkzeug, Bücher, Computer und Uniformen. Zudem erhalten die Auszubildenden einen Lehrlingslohn und Sozialleistungen. Pro Jahr und Auszubildenden des Standorts Minneapolis investiert das Unternehmen rund 30 000 USD. Nach Abschluss ihrer Ausbildung bleiben normalerweise 66 Prozent der Lernenden im Unternehmen. «Mit 19 Jahren haben sie bereits eine gute Arbeitserfahrung. Vor allem aber kennen sie Bühler (LQH JHSIJHJWH /HUQNXOWXU und die anderen Kollegen des Unternehmens schon. «Ein ständiger Lern- und Entwicklungsprozess Sie sind vom ersten Tag an wertvolle Mitarbeitende», waren für Bühler schon immer wichtig», sagt Mark- sagt Bärlocher. Eisenring. «Wie viele andere Unternehmen benötiQOX K_MR aS\ 7S^K\LOS^OXNO WS^ ]ZOdS ]MROX 0¶RSQ- )OH[LEOHV XQG LQGLYLGXHOOHV /HUQHQ keiten, wie beispielsweise Datenwissenschaftler. Bühler hat es sich zum Ziel gesetzt, seine SchulunWichtiger als je zuvor wird jedoch auch die Förde- gen offener zu gestalten, weg vom strukturierten rung der Soft Skills werden – zum Beispiel gute ver- 6O\XOX _XN RSX d_ ObSLVO\OX _XN WK]]QO]MRXOSNO\bale Kommunikation, die Fähigkeit, anderen zuzu- ten Trainingseinheiten. In diesem Rahmen hat das hören, und Empathie für andere Teammitglieder. Unternehmen 2018 die digitale Plattform B-LearBesonders wichtig sind diese, um aus Fehlern lernen ning eingeführt, ein neues Lernmanagementsystem, und effektiv zusammenarbeiten zu können und ins- über das die Mitarbeitenden auf diverse Lernmedien besondere, um Kreativität und Innovation zu be- zugreifen können. günstigen. Sowohl Einzelne als auch Organisationen Herzstück des Systems ist eine hochmoderne, müssen agiler werden und zur Eigenverantwortung weltweit zugängliche virtuelle Bibliothek mit einem anregen, um andere zu inspirieren. Ich bin der festen grossen Spektrum an Kursen. Dabei können die MitÜberzeugung, dass wir umso menschlicher werden arbeitenden jeweils das Medium wählen, das sich müssen, je stärker wir uns auf die Technik verlas- am besten für sie und ihre Umstände eignet, darundiese Entwicklungen über das Potenzial, mehr Arbeitsplätze zu schaffen – nicht weniger. Der Bericht prognostiziert, dass etwa die Hälfte der heutigen Kerntätigkeiten über die nächsten fünf Jahre stabil bleibt. Darüber hinaus heisst es in dem Bericht, dass ein Verlust von 0,98 Millionen Arbeitsplätzen durch den Gewinn von 1,74 Millionen Jobs ausgeglichen wird. Es ist klar, dass neue fachliche Fähigkeiten wie unter anderem Cloud-Computing, der Umgang mit Komponenten der künstlichen Intelligenz und analytisches Denkvermögen in dieser Zeit der Transformation benötigt werden. Daneben werden aber auch soziale Kompetenzen wie Kreativität, kritisches Denken, Überzeugungskraft und Verhandlungsgeschick in diesem neuen, zunehmend digitalisierten Arbeitsumfeld immer wichtiger. Sie werden in der Sprache des Personalmanagements oft unter dem Begriff Soft Skills zusammengefasst. «Es ist unerlässlich, dass Unternehmen ihre Arbeitskräfte durch Umschulungen und Weiterbildungen aktiv unterstützen, dass die einzelnen Mitarbeitenden hinsichtlich ihrer lebenslangen Lernprozesse eine proaktive Haltung einnehmen und dass die Regierungen schnell und kreativ ein förderliches Umfeld schaffen, um diese Anstrengungen zu unterstützen», heisst es in dem Bericht des WEF. Irene Mark-Eisenring, Head of Corporate Personnel Development bei Bühler, betont, dass Ausund Weiterbildung tief in Bühlers Kultur verankert sind und dazu beitragen, dass das Unternehmen in einem vom raschen Wandel geprägten Umfeld relevant und wettbewerbsfähig bleibt. Sie und ihr Team arbeiten auf dem Innovationscampus CUBIC im schweizerischen Uzwil und sind für die Schulungs- und Talententwicklungsstrategien von Bühler zuständig. Gemäss Mark-Eisenring beruht Bühlers aktuelle Unternehmensplanung auf drei Säulen – digitale Technologie, Zusammenarbeit und Talent.

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«WICHTIGER DENN JE WIRD DIE FÖRDERUNG DER SOFT SKILLS. SIE BEGÜNSTIGEN KREATIVITÄT UND INNOVATION.» IRENE MARK-EISENRING Head of Corporate Personnel Development bei Bühler

ter Videos, E-Learnings, Präsenzstunden oder Webinare. B-Learning bietet dem Personal von Bühler NSO 7ÇQVSMRUOS^ KXRKXN OSXO\ `ÇVVSQ XO_OX ObSLVOX und über mobile Apps zugänglichen Lernumgebung immer und von überall Kenntnisse zu erweitern und zu vertiefen. Dank der globalen Erreichbarkeit entPKVVOX TOQVSMRO QOYQ\K ]MROX ,K\\SO\OX LOSW 6O\XOX sodass sich alle ungehindert weiterbilden können. Bühler verfolgt das Ziel, nicht nur Unternehmergeist, sondern auch Kreativität und Entscheidungsfreude zu fördern. Das internationale Programm Master of Bühler Management (MBM) wurde 2014 entwickelt. Jedes Jahr werden rund 30 Personen aus dem mittleren Management aus verschiedenen Ländern und Geschäftsbereichen für das 12-monatige Schulungsprogramm ausgewählt, das darauf ausgelegt ist, unternehmerische Fähigkeiten über das gesamte Unternehmen hinweg zu verwurzeln. Die Module werden jeweils in drei verschiedenen Ländern abgehalten. Als Teil des Programms erhalten die Teilnehmenden die Aufgabe, eine potenzielle Geschäftsmöglichkeit zu ermitteln, diese von wichtigen internen Entscheidungsträgern absegnen zu lassen und eine realistische Einschätzung der Kapitalrendite ihrer Idee abzuliefern. «Letztes Jahr haben wir das Programm unter dem Motto ‹Leading to win› weiterentwickelt und uns auf unternehmerische Agilität, teamorientierte Führung, Kommunikation und Innovation konzentriert», sagt Mark-Eisenring. Um dieses Ziel voranzutreiben, ist Bühler für das MBM-Programm eine Partnerschaft mit einer führenden Handelsschule in der Nähe von London eingegangen. (LJHQYHUDQWZRUWXQJ IąUGHUQ Bühler sucht weiter nach neuen Möglichkeiten, den Wissensaustausch innerhalb des Unternehmens zu fördern, beispielsweise durch Mentoringprogramme, wo Mitarbeitende Erfahrungen austauschen, oder durch Generation B, ein globales Netzwerk aus Bühler Mitarbeitenden, das die Zusammenarbeit fördern und innovative Veränderungen vorantreiben will. «Ziel von Generation B ist es, den Mitarbei-

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tenden eine Plattform zu bieten, über die sie Lücken innerhalb des Unternehmens schliessen können», sagt Mark-Eisenring. Mit einer Reihe verschiedener Initiativen fördert Bühler zudem die grössten Talente innerhalb des Unternehmens, mit dem Ziel, Führungskräfte auszubilden. Beispiel für eine solche Initiative ist das Excelerator-Programm, mit dem die Laufbahnentwicklung der Mitarbeitenden auf deren spezielle Anforderungen zugeschnitten wird. (QWZLFNOXQJ YRQ )ĞKUXQJVVWËUNH Dank seiner weltweiten Präsenz hat Bühler Zugriff auf einige der besten Talente, die die Welt zu bieten hat. Ziel des Excelerator-Programms ist es, diese Talente zu erkennen und sie zu Führungskräften heranreifen zu lassen. Im Rahmen der Initiative werden jedes Jahr Mitarbeitende für ein zweitägiges Assessment-Programm nominiert, aus dem 20 Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt werden. Anschliessend wird für alle erfolgreichen Teilnehmenden ein individueller Entwicklungs- und Coachingplan erstellt, um ihre Stärken auszubauen und ihre Führungsfähigkeiten zu entwickeln. Eine weitere Initiative zur Förderung von Talenten mit Führungspotenzial ist das Bühler International Management Trainee Program. Es soll die besten Talente frisch ab den Hochschulen anziehen. Das dreijährige Programm nimmt pro Jahr sieben junge Hochschulabsolventen auf und macht sie mit dem Bühler Universum vertraut. Dabei erhalten sie die Gelegenheit, auf internationaler oder regionaler Ebene mit der Führungsspitze von Bühler zusammenzuarbeiten und so Einblick in alle wichtigen Arbeitsabläufe des Unternehmens zu bekommen.


Talentmanagement / FOKUS

Die Kandidatinnen und Kandidaten übernehmen unter anderem die Verantwortung für ein grösseres Projekt und erleben aus erster Hand die unternehmerischen Herausforderungen, die ein neues geschäftliches Unterfangen, wie beispielsweise ein Start-up, mit sich bringt. Darüber hinaus haben die Praktikanten die Möglichkeit, im Rahmen des Programms für ein Jahr ins Ausland zu gehen. :HOWZHLWH 6FKXOXQJVPąJOLFKNHLWHQ Um sicherzustellen, dass Bühler die Besten anzieht, arbeitet das Unternehmen konstant an der Stärkung ]OSXO\ +\LOS^QOLO\WK\UO ,ÍRVO\ ]MR¶\P^ ]OSX :\Y V an Universitäten und investiert durch Unternehmenspartnerschaften in neue Talente. «Wir wollen unsere innovative Stärke und Marktführerposition langfristig und nachhaltig ausbauen», sagt Dipak 7KXO -RSOP 2_WKX <O]Y_\MO] 9P MO\ LOS ,ÍRVO\ «Aus diesem Grund investieren wir nicht nur in die Förderung der eigenen Mitarbeitenden, sondern auch in unser weltweites Schulungsangebot für Kundinnen und Kunden. Weltweit betreiben wir 29 Ausbildungs- und Applikationszentren.» Bühler betreibt fünf Schulmühlen, um die nächste Generation von Müllerinnen und Müllern auszubilNOX .SO]O =MR_VOX LO XNOX ]SMR SX NO\ =MRaOSd SX China, in den USA, in Indien und in Afrika. Dort lernen die zukünftigen Müller, Getreide zu hochwertigen Produkten zu verarbeiten. Die Kompetenzen der Betreiberinnen und Betreiber wirkt sich spürbar auf den Ertrag einer Mühle aus, steigert die Qualität des Mehls und gewährleistet eine hohe Anlagenverfügbarkeit und -sicherheit. An der African Milling School werden beispielsweise in einem zweijährigen dualen Ausbildungskurs die erforderlichen Kompetenzen gelehrt, die es für den Betrieb einer Mühle braucht. Stefan Birrer, Managing Director Milling Solutions bei Bühler, sagt, dass das Unternehmen die Politik verfolgt, in Talente vor Ort zu investieren

und damit die regionale Lebensmittelproduktion zu stärken. «Wir erklären die Prozesse, wie die Maschinen funktionieren und die Leistungskennzahlen. Ausserdem vermitteln wir den Auszubildenden praktische Erfahrung», sagt Birrer. Seit 2014 haben in Nairobi, Kenia, 82 Müllerinnen und Müller ihren Abschluss an der African Milling School gemacht. In der zweiten Jahreshälfte 2019 wird Bühler ein Schulungszentrum für Schokolade in Abidjan im westafrikanischen Staat Elfenbeinküste eröffnen. Dort werden die Auszubildenden anhand praktischer Schulungen lernen, die Anlagen von Bühler für die Kakaobohnenverarbeitung zu betreiben und zu warten. Das Schulungszentrum wird nicht nur zur Entwicklung starker Kompetenzen vor Ort beitragen, sondern ist auch dafür gedacht, den lokalen Betreiberinnen und Betreibern von Schokoladenfertigungslinien dabei zu helfen, die Qualität ihrer Produkte zu verbessern und ihre Erträge zu steigern. «Unsere Geschichte als ausbildendes Unternehmen und unser ausgeprägter Fokus auf Karriereentwicklung sind attraktive Assets, die das Interesse von jungen Talenten wecken und diese langfristig im Unternehmen halten», sagt Mane. «Die global durchgeführten Schulungen für Kunden sind unser einzigartiges Alleinstellungsmerkmal und zeigen, dass wir unsere Verantwortung in den Branchen, in denen wir tätig sind, ernst nehmen.»

«WIR INVESTIEREN NICHT NUR IN DIE FÖRDERUNG DER EIGENEN TALENTE, SONDERN AUCH IN UNSER WELTWEITES SCHULUNGSANGEBOT FÜR KUNDEN.» DIPAK MANE Chief Human Resources Officer bei Bühler

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Die Müllerei dürfte bald in ihren Grundfesten erschüttert werden. Mill E3 ist ein radikal neuer Ansatz für den Bau, die Prozesse und den Maschinenpark einer Mühle: kompakter im Design, schneller im Aufbau, effizienter im Betrieb. Die Mühle der Zukunft integriert Bühlers umfassendes Know-how, während sie die Kosten senkt, die Qualität erhöht und grössere Transparenz schafft.

DIE MÜLLEREI IST EIN GRUNDPFEILER der Nahrungsmittelproduktion. Viele unserer täglichen Speisen enthalten Mehl, das von Müllern hergestellt wird. Sie spielen seit Jahrhunderten eine zentrale Rolle in unserer Gesellschaft. Die moderne Müllerei nutzt viele neue Technologien, aber im Grunde basiert alles auf dem Prozess, Getreide zwischen zwei har^OX 9LO\ ¶MROX d_ 7ORV d_ `O\WKRVOX Heute steht die Welt vor der Herausforderung, eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren und gleichzeitig mit den Folgen des Klimawandels fertigzuwerden. Müller stehen vor der zusätzlichen Aufgabe, den Kunden eine grössere Transparenz in der Nahrungsmittelkette zu bieten. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssen die MülVO\ XO_O AOQO XNOX _W NSO /P dSOXd _XN NOX

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/\^\KQ SR\O\ +XVKQOX d_ O\RÇROX dabei Abfall zu reduzieren, die Qualität zu steigern und die Lebensmittelsicherheit zu erhöhen. An vorNO\]^O\ 0\YX^ LOS NO\ /X^aSMUV_XQ neuer Lösungen steht Whitworth Bros. Ltd. aus Grossbritannien. Das Traditionsunternehmen in Familienbesitz ist seit 1935 im Müllereigeschäft tätig. Whitworth konnte seinen Marktanteil in den letzten zwei Jahrzehnten konstant steigern und ist heute der grösste Müller in Grossbritannien mit 17 Mühlen auf neun AnVKQOX =OSXOX /\PYVQ PÍR\^ NK] ?X^O\XORWOX NK\K_P zurück, dass es stets nach Wegen sucht, den Betrieb zu verbessern. «Wir setzen stets auf neue Denkansätze», sagt Mike Peters, Managing Director bei Whitworth Bros. Ltd. «Auch darum besitzen wir heute einige der am technisch fortgeschrittensten Mühlen weltweit.» ,ÍRVO\ RK^ SX NO\ /X^aSMUV_XQ NO] ?X^O\XORWOX] eine Schlüsselrolle gespielt. In den späten 1990erJahren begann Whitworth damit, in neue Mühlen und neue Technologie zu investieren. Das war der


Mill E3 / INNOVATIONEN

GETREIDE, DIE DATEN ZUKUNFT UND VERTRAUEN: DER

MÜLLEREI TEXT: JANET ANDERSON

Die Mühle der Zukunft hat nur noch drei Stockwerke.

,OQSXX NO\ D_]KWWOXK\LOS^ A¶R\OXN NO\ /bZKXsion der letzten Jahre hat Bühler alle neuen Mühlen für das Unternehmen gebaut und dabei mitgeholfen, die Prozesse zu verfeinern. Auch war Bühler Spar\SXQZK\^XO\ LOS NO\ /X^aSMUV_XQ `YX SXXY`K^S`OX neuen Ideen. «Mit jeder neuen Mühle haben wir die Technologie im Hinblick auf den Mühlenbau zu verbessern versucht. Das ist ein zentraler Aspekt unserer Partnerschaft», sagt Peters. In die Zukunft mit den drei E Heute schlagen die beiden Unternehmen mit der 7SVV / NK] X¶MR]^O 5KZS^OV K_P .SO / S]^ K_P NOW neusten Stand der Mühlentechnik und kombiniert die neusten Konzepte und Designs von Bühler mit spitzenmässiger digitaler Technologie. «Wir wissen, dass Whitworth stets nach neuen Wegen sucht, die 7ÍVVO\OS d_ YZ^SWSO\OX .SO 7SVV / S]^ _X]O\O +X^wort auf diese Anforderung», sagt Stefan Birrer, Head of Milling Solutions bei Bühler. / ]^OR^ PÍ\ N\OS /P dSOXdVO`OV]$ <K_W DOS^ _XN /XO\QSO 9Z^SWKVO\aOS]O S]^ ]SO X_\ N\OS =^YMUaO\UO hoch anstatt der üblichen vier bis sieben. Somit ist

NK] 1OL¶_NO NO\ 7SVV / `YV_WOXW¶]]SQ PK]^ OSX Drittel kleiner als eine herkömmliche Mühle. Dies PÍR\^ d_ ]SQXS UKX^ QO\SXQO\OX 3XP\K]^\_U^_\UY]^OX Dank dem kompakten Design und zusätzlichen stromsparenden Komponenten können Betreiber O\ROLVSMR /XO\QSO ]ZK\OX .SO 3X]^KVVK^SYX]dOS^ S]^ kürzer, weil viele Teile vormontiert sind. /] S]^ SW 1\_XNO OSXO :V_Q KXN :VKc 7ÍRVO ]KQ^ ,S\\O\ +\\S_] NK] XO_O 7KRV]c]^OW `YX ,ÍRVO\ ist bereits voll in die Mühle integriert. Der Schubelementförderer TUBO ersetzt den pneumatischen Transport auf den Schrotpassagen, um Platz und /XO\QSO d_ ]ZK\OX .SO 7SVV / S]^ `YVVO\ XO_O\ 3NOOX die zeigen, wie tief das Fachwissen von Bühler auf dem Gebiet von Mechanik, Prozessen und Automation ist und wie es so immer wieder gelingt, wegweisende Innovationen auch auf Gebieten umzusetzen, die sich über Jahrhunderte nur langsam verändert haben. «Whitworth wollte sicherstellen, dass diese Investition das Unternehmen noch wettbewerbsfähiger macht. Die Anlage muss daher auf einem tieferen Kostenniveau laufen als alle anderen in Grossbritannien», sagt Birrer. .SO @O\LO]]O\_XQOX ]SXN ]SQXS UKX^ 0Í\ NSO QKXdO 7ÍRVO LO^\¶Q^ NSO /XO\QSOOSX]ZK\_XQ ]SOLOX LS] dORX :\YdOX^ x YRXO +L]^\SMRO LOS /\^\KQ YNO\ ;_KVS^¶^ .KXU NOW / 5YXdOZ^ O\RSOV^ ARS^aY\^R die Bewilligungen für die neue Anlage viel schneller. Auch die CO2 /WS]]SYXOX ]SXN LOS NO\ 7SVV / ^SOPO\ – ein kleineres Gebäude bedeutet weniger Lastwagen, weniger Beton und Stahl. «In all diesen Phasen konnten wir zeigen, dass diese Anlage besser ist als jede andere auf dem Markt», sagt Birrer. buhlergroup.com

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«BÜHLER IST – WIE WIR – LANGFRISTIG DABEI. WIR WOLLEN WEITER ZUSAMMEN EFFIZIENZ, SICHERHEIT, KONSISTENZ UND QUALITÄT VERBESSERN.» MIKE PETERS Managing Director bei Whitworth Bros. Ltd.

/] ]SXN KLO\ NSO NSQS^KVOX >OMRXYVYQSOX `YX denen sich Whitworth die interessantesten Möglichkeiten verspricht. «Neben den offensichtlichen WOMRKXS]MROX @Y\^OSVOX NO\ / RK^ _X] K_MR NO\ Digitalisierungsansatz überzeugt. Bühler ist in die]O\ ,OdSOR_XQ NO XS^S` KX `Y\NO\]^O\ 0\YX^ ]KQ^ :O^O\] D_]KWWOX WS^ NO\ 7SVV / RK^ ,ÍRVO\ `Y\ geschlagen, Sensoren, IoT- und Blockchain-TechnoVYQSO d_ SX^OQ\SO\OX _W NSO ;_KVS^¶^ NO] /XNZ\Ydukts sowie mehr Transparenz entlang der Wertschöpfungskette zu garantieren. Mehl ist bis aufs Feld zurückverfolgbar Aufgrund der Art und Weise, wie Whitworth bereits mit seinen Weizenlieferanten zusammenarbeitet, kann das Unternehmen bestmöglich von diesen digi^KVOX 7ÇQVSMRUOS^OX Z\Y ^SO\OX °LO\ # :\YdOX^ unseres Getreides beziehen wir von Genossenschaften und grösseren Händlern. Das verschafft uns die Möglichkeit, nur Getreide mit Lieferantengarantie zu akzeptieren, bei dem die ersten Tests schon an der Quelle gemacht werden und die Weizenqualität somit bereits bekannt ist, bevor das Getreide KX _X] QOVSOPO\^ aS\N ]KQ^ :O^O\] 7S^ =c]^OWOX zur Rückverfolgung des Getreides bis hin zu den Farmen war Whitworth bestens für ein BlockchainProjekt positioniert», sagt Birrer. «Wir haben einfach die papierbasierte Verfolgung in eine Rückverfolgung mit Blockchain umgewandelt», (siehe Artikel auf den Seiten 62–67). «Wir wollen in diesem Bereich führend sein, weil wir glauben, dass die Blockchain ein mächtiges Werkzeug ist, das uns helfen kann, unserer Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein», sagt Peters. +LO\ WOR\ XYMR$ AOXX aS\ NSO XO_OX NSQS^KVOX Technologien nicht annehmen und jetzt ins Unter-

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nehmen integrieren, könnte dies längerfristig ein 2SXNO\XS] PÍ\ NOX /SX^\S^^ SX LO]^SWW^O 7¶\U^O ]OSX da der Druck, die Transparenz zu erhöhen, vom /XN`O\L\K_MRO\ _XN ]MRVSO]]VSMR `YX NOX +_P]SMR^]behörden ausgeht.» Als Nächstes soll die Transparenz über die Grenzen der Mühle hinaus zum Konsumenten gelangen. «Beim Kauf eines Sandwichs wird ein Barcode auf der Verpackung anzeigen, woher es kommt», sagt Peters. «Wir führen mit unseren nachgelagerten Partnern ein Pilotprojekt in diesem Bereich durch, aber es gibt noch einiges zu tun. Die Konsumenten wollen wissen, woher ihre Lebensmittel kommen. Gemeinsam mit Bühler möchten wir untersuchen, wie die verschiedenen Bereiche der Produktpipeline hier zusammenarbeiten könnten.» Eine Beziehung, die auf Vertrauen basiert .SO XO_O 7ÍRVO ]YVV LS] /XNO PO\^SQQO]^OVV^ sein. Danach beginnt das Monitoring. Die Daten aus der Mühle werden auf Bühler Insights hochgeladen, einen sicheren Cloud-Service, der auf der Plattform Microsoft Azure läuft. Whitworth überwacht bereits in seinen bisheriQOX :\YN_U^SYXOX /XO\QSO`O\L\K_MR /\^\KQ _XN NSO KXKVc^S]MROX .K^OX NO\ :\YN_U^O .SO 7SVV / aS\N die Kontrolle auf die nächste Stufe heben. «Wir werden Sensoren in die Maschinen einsetzen, um Temperatur und Druckverhältnisse zu messen, damit aS\ _X]O\O 7ÍRVO ]Y OP dSOX^ aSO WÇQVSMR LO^\OS ben können. Wir sind sehr ambitioniert in diesem Bereich», sagt Peters.


Mill E3 / INNOVATIONEN

Das Team von Bühler ist von der neuen Mühle so überzeugt, dass es Whitworth vorgeschlagen hat, .K^OX `YX NO\ / d_ ]KWWOVX _XN WS^ OSXO\ KXNO\OX Anlage über einen Zeitraum von zwei Jahren zu vergleichen. Bühler zeigt ab diesem Sommer auch ein intelligentes 3D-Modell der Whitworth-Mühle im Innovationscampus CUBIC im schweizerischen Uzwil. Das Modell ist quasi ein digitaler Zwilling. Besucher können virtuell durch die Anlage gehen, die :\YdO]]NK^OX VS`O ]OROX _XN NcXKWS]MRO =SW_VK^SYnen durchführen. Das Vertrauen, das durch die enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen aufgebaut wurde, ist augenscheinlich. «Wir freuen uns sehr, unsere Anlagen mit Bühler auf diese zukunftsweisende Art zu präsentieren », sagt Peters. «Bühler ist wie wir ein Familienunternehmen, deshalb teilen wir ähnliche Werte. Wir behandeln uns gegenseitig mit Würde und Respekt. Das ermöglicht uns einen offenen und ehrlichen Dialog. So holen wir das Beste aus jedem Projekt heraus. Wichtig ist auch, dass Bühler – wie wir – langfristig dabei ist. Wir wolVOX aOS^O\ d_]KWWOX /P dSOXd =SMRO\ROS^ 5YX]S]tenz und Qualität verbessern.»

VIDEO Schauen Sie hier sich das Video über Mike Peters und die Zusammenarbeit zwischen Whitworth Bros. Ltd. und Bühler an.

Das Vermahlungssystem Arrius ist das Herz der Mill E3. Sein Design ist platzsparend, energieeffizient und ermöglicht eine schnelle «Plug-and-play»-Installation. buhlergroup.com

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DAS AUTO TEXT: CARMEN PÜNTENER

LERNT SEHEN

DAS PRINZIP EINES AUTOS S]^ ]OS^ ]OSXO\ /\ XN_XQ NK]] OSX 7OX]MR WS^ daOS +_QOX ÍLO\ ]OSX 6OXU\KN LVSMU^ .O\ 7OX]MR OX^]MROSNO^ aK] NSO 7K]MRSXO WKMROX ]YVV /SX O\PYVQ\OSMRO] <OdOZ^ ]SXN NYMR NSO `SOVOX /`OX^_KVS^¶^OX NSO OSXOW SW =^\K]]OX`O\UOR\ LOQOQXOX UÇXXOX UYWZVOb _XN `O\VKXQOX XKMR SX^OVVSQOX^OX /X^]MROSN_XQOX /\OSQXS]]O aSO d_W ,OS]ZSOV OSX 3QOV NO\ NSO =^\K]]O ÍLO\[_O\^ OSX 0KR\\KNPKR\O\ NO\ SW ]^YMUOXNOX @O\UOR\ \OMR^] ÍLO\RYV^ YNO\ OSX OX^QOQOXUYWWOXNO] +_^Y NK] NSO 5_\`O ]MRXOSNO^ XSWW^ NO\ 0KR\O\ aKR\ _XN ÍLO\]O^d^ ]SO SX OSXO K_P /\PKR\_XQ LK]SO\OXNO /X^]MROSN_XQ =MRYX ]OS^ OSXSQO\ DOS^ PY\]MR^ NSO +_^YWYLSVSXN_]^\SO NK\KX aSO NO\ =^\K]]OX`O\UOR\ WS^ KVV ]OSXOX _X^O\]MRSONVSMROX >OSVXORWOXNOX ]SMRO\O\ QOWKMR^ aO\NOX UKXX =SO OX^aSMUOV^O 8Y^L\OW]K]]S]^OX^OX `O\LO]]O\^O <ÍMU]ZSOQOV YNO\ =MROSXaO\PO\ 0_XU ^SYXOX NSO NOX 7OX]MROX LOSW 0KR\OX _X^O\]^Í^dOX _XN NSO ROVPOX 1OPKR\OX LO]]O\ `Y\K_]d_]OROX 2O_^O ]^OR^ NSO 3XN_]^\SO `Y\ OSXO\ aOS^O\OX ?Wa¶Vd_XQ .K] +_^Y ]YVV WOR\ _XN WOR\ SX NO\ 6KQO ]OSX NOX 0KR\O\ XSMR^ WOR\ X_\ d_ _X^O\]^Í^dOX ]YXNO\X SRW /X^]MROSN_XQOX KLd_XORWOX

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diagramm #179

]KQ^ .\ =^OPPOX <_XUOV 2OKN YP 9Z^SM] LOS ,ÍRVO\ 6OcLYVN 9Z^SM] .SO KNKZ^S`O 1O]MRaSXNSQUOS^] \OQOV_XQ `O\VKXQ]KW^ aOXX NK] +_^Y NOW `Y\NO \OX AKQOX d_ XKRO UYWW^ NO\ >Y^aSXUOVK]]S]^OX^ aK\X^ `Y\ ]OS^VSMR `Y\LOSPKR\OXNOX +_^Y] NO\ =Z_\ K]]S]^OX^ WOVNO^ ]SMR aOXX NK] +_^Y _XQOaYVV^ NOX <KXN NO\ =Z_\ O\\OSMR^ .Kd_ ]SXN WOR\ KV] X_\ daOS +_QOX XÇ^SQ .SO >OMRXYVYQSO NSO O] WÇQVSMR WKMR^ NK] +_^Y WS^ d_]¶^dVSMROX =ORXO\`OX K_]d_]^K^^OX S]^ SX NO\ 2KVLVOS^O\SXN_]^\SO d_ XNOX =OX]Y\OX UÇXXOX NSO ?WQOL_XQ ]MKXXOX _XN ]Y .S]^KXdOX OSX]MR¶^dOX YNO\ 9LTOU^O aKR\XORWOX x NK] +_^Y VO\X^ NSO ?WQOL_XQ d_ ]OROX Nur so gut wie die Beschichtung =OX]Y\OX ]SXN TO XKMR +XaOXN_XQ]QOLSO^ KX _X^O\]MRSONVSMROX =^OVVOX SW 0KR\dO_Q ZVK^dSO\^ /SX 6K ]O\]^\KRV aS\N K_]QO]OXNO^ _W NK] ,VSMUPOVN NO] =OX]Y\] K_]d_VO_MR^OX .K] `YX NO\ ?WQOL_XQ \O

OU^SO\^O 6SMR^ aS\N `YW .O^OU^Y\ K_PQOPKXQOX _XN K_]QOaO\^O^ =Y O\UOXX^ NO\ =OX]Y\ NSO 1\Ç]]O _XN NSO /X^PO\X_XQ NO] 1OQOX]^KXNO] /SXO 2O\K_]PY\NO\_XQ LOS NO\ >OMRXYVYQSO S]^ NK]] NO\ =OX]Y\ NSO


Das Auto lernt sehen / INNOVATIONEN

Die Automobilindustrie hat eine klare Vision: Fahrzeuge der Zukunft sollen sich komplett autonom im Strassenverkehr bewegen. Damit das möglich wird, muss das Auto seine Umgebung viel besser wahrnehmen können als heute. Bühlers Beschichtungstechnologie ist Teil dieser Entwicklung. Denn beschichtete Sensoren sind die Augen des Zukunftsautos.

\O OU^SO\^OX 6SMR^aOVVOX O\UOXX^ NSO PÍ\ NSO +XaOX N_XQ NO] .O^OU^Y\] `YX ,ONO_^_XQ ]SXN +VVO KXNO\OX ]^Ç\OXNOX 6SMR^aOVVOX WÍ]]OX `YW .O^OU^Y\ PO\XQORKV^OX aO\NOX aSO d_W ,OS]ZSOV NK] =YXXOXVSMR^ .K] =OVOU^SO\OX `YX 6SMR^aOVVOX O\PYVQ^ WS^ 2SVPO OSXO] ]YQOXKXX^OX ,KXNZK]] V^O\] NO\ K_] OS XO\ LO]^SWW^OX +LPYVQO `YX XKXYWO^O\NÍXXOX YZ^S]MROX =MRSMR^OX LO]^OR^ Expertenwissen aus Deutschland ,ÍRVO\ 6OcLYVN 9Z^SM] SX +VdOXK_ .O_^]MRVKXN RK^ ]SMR K_P NSO]OW 1OLSO^ ]ZOdSKVS]SO\^ @Y\ UXKZZ 4KR\OX a_\NO RSO\ NSO 2/639= >OMRXYVYQSO OX^aSMUOV^ WS^ NO\ QOXK_ ]YVMRO 0SV^O\ RO\QO]^OVV^ aO\NOX UÇXXOX .SO >OMRXYVYQSO LK]SO\^ K_P NO\ =Z_^^O\SXQ 7O^RYNO K_P .O_^]MR 5K^RYNOXdO\]^¶_L_XQ .KLOS aS\N OSX 7K^O\SKV NK] PÍ\ NSO ,O]MRSMR^_XQ `O\aOXNO^ _XN KV] >K\QO^ LOdOSMRXO^ aS\N x d_W ,OS]ZSOV =SVSdS_W YNO\ >KX^KV x KV] ,VYMU SX NO\ =Z_^^O\UK^RYNO OSXQO]O^d^ O\UV¶\^ .\ <_XUOV 7S^ 2SV PO OSXO] :VK]WK] aO\NOX OSXdOVXO 3YXOX O\dO_Q^ NSO K_P NSO]O] >K\QO^ QO]MRY]]OX aO\NOX .SO]O ]MRVKQOX K_] NOW 7K^O\SKV OSXdOVXO =SVSdS_W YNO\ >KX^KV

K^YWO aSONO\ RO\K_] aOVMRO ]SMR NKXX K_P NOW 0SV^O\ XSONO\]MRVKQOX ._\MR NSO D_QKLO `YX =K_O\]^YPP aO\NOX NSO]O =MRSMR^OX YbSNSO\^ _XN ^\KX] ZK\OX^ =Y OX^]^OROX WOR\O\O XKXYWO^O\NÍXXO =MRSMR^OX K_] `O\]MRSONOXOX 7K^O\SKVSOX 4O XKMR D_]KWWOX]O^d_XQ UÇXXOX NSO]O _X^O\]MRSONVSMRO AOVVOXV¶XQOX V^O\X .SO 2/639= >OMRXYVYQSO S]^ RO_^O ]Y aOS^ PY\^QO]MR\S^^OX NK]] NSO Z\YN_dSO\^OX 0SV^O\ NSO 6SMR^aOVVOX ]OR\ NSPPO\OXdSO\^ K_]]Y\^SO\OX UÇXXOX =SO K\LOS^OX SW 6SMR^]ZOU^\_W `YX ?V^\K`SYVO^^ LS] 3XP\K\Y^ SXNOW LS] d_ " =MRSMR^OX KX `O\]MRSONOXOX YZ^S]MROX 7K^O\SKVSOX K_P OSXOX 0SV^O\ K_PQO^\KQOX aO\NOX /X^]MROSNOXN S]^ K_MR NK]] OSXO 2/639= +XVKQO WOR\O\O AO\U]^ÍMUO QVOSMRdOS^SQ LO]MRSMR ^OX UKXX _XN ]Y NSO :\YN_U^SYX]`YV_WSXK QO]^OSQO\^ aO\NOX .K] WKMR^ NSO 2O\]^OVV_XQ NO\ 0SV^O\ aO ]OX^VSMR UY]^OXQÍX]^SQO\ AOXX aS\ SX NSO D_U_XP^ NOXUOX S]^ _X]O\O >OMRXYVYQSO ]OR\ Q_^ PÍ\ NSO 2O\]^OVV_XQ `YX YZ^S]MROX =OX]Y\OX SX K_^YXYWOX 0KR\dO_QOX QOOSQXO^ ]KQ^ .\ <_XUOV .OXX O] S]^ UVK\ NK]] OSX +_^Y X_\ NKXX ]OVL]^ PKR\OX UKXX aOXX O] ]OSXO ?WQOL_XQ UYWZVO^^ O\PK]]^ buhlergroup.com

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8K^Í\VSMR \OSMROX YZ^S]MRO =OX]Y\OX KVVOSXO XSMR^ K_] /SX K_^YXYWO] 0KR\dO_Q W_]] NSO `YW =OX]Y\ QOXO\SO\^OX 3XPY\WK^SYXOX SX /MR^dOS^ K_]aO\^OX _XN SX OSXO OX^]Z\OMROXNO +U^SYX NO] +_^Y] _WaKXNOVX =YWS^ L\K_MR^ O] d_]¶^dVSMR SX^OVVSQOX^O =YP^aK\OZ\YQ\KWWO K_P NO\ ,K]S] `YX UÍX]^VSMRO\ 3X^OVVSQOXd aOVMRO NSO \SMR^SQOX /X^]MROSN_XQOX ^\OPPOX UÇXXOX ]KQ^ .\ <_XUOV Intensive Forschung nötig .SO /_ZRY\SO NO\ 3XN_]^\SO NK]] ÇPPOX^VSMRO KLO\ K_MR SXNS`SN_OVVO 0KR\dO_QO SX D_U_XP^ UYWZVO^^ ]OVL]^ PKR\OX UÇXXOX R¶V^ ]SMR LS] RO_^O XYMR SX 1\OXdOX >\Y^d SX^OX]S`O\ 0Y\]MR_XQ aO\NO NSO ?W ]^OVV_XQ K_P NOX K_^YXYWOX @O\UOR\ aKR\]MROSXVSMR _W OSXSQO] V¶XQO\ NK_O\X KV] _\]Z\ÍXQVSMR QOZVKX^ S]^ 5VK_] 2O\LSQ 2OKN YP :\YN_M^ 7KXKQOWOX^ 9Z^SM] LOS ,ÍRVO\ ÍLO\dO_Q^$ AOXX NSO =OX]Y \OX OSXOX =^OSXVÇaOX K_P NO\ ,\ÍMUO KV] 6OLOaO ]OX O\UOXXOX _XN L\OW]OX NKXX P_XU^SYXSO\^ NK] =c]^OW XYMR XSMR^ \SMR^SQ AOXX OSX 65A NO\ `YX VSXU] UYWW^ XSMR^ KV] 65A O\UKXX^ aS\N ]YXNO\X KV] ,\ÍMUO NKXX S]^ NK] =c]^OW XYMR PORVO\RKP^ +_MR =^\K]]OX]MRSVNO\ UÇXXOX NSO 5KWO\K]c]^OWO d_\dOS^ X_\ d_ dS\UK # :\YdOX^ \SMR^SQ aKR\XOR WOX _XN SX^O\Z\O^SO\OX =Y QSL^ O] LS]RO\ UOSX =c]^OW NK] KVVO /`OX^_KVS^¶^OX aS\UVSMR d_`O\V¶]]SQ K_]aO\^OX UKXX .SO] L\OW]^ NSO +_^YWYLSVSXN_]^\SO UK_W aOS^O\RSX KX NSO @S]SYX d_ QVK_LOX 8SMR^ d_VO^d^ NKXU NO\ SX 1\SPPX¶RO \ÍMUOXNOX ^OMRXS]MROX 7ÇQVSMR UOS^ NO\ 6S.+< >OMRXYVYQSO 6S.+< +LUÍ\d_XQ PÍ\ VSQR^ NO^OM^SYX KXN \KXQSXQ S]^ OSXO NOW <KNK\ `O\aKXN^O 7O^RYNO NSO KX]^K^^ WS^ <KNSYaOVVOX WS^ 6K]O\]^\KRVOX K\LOS^O^ ,OS 6S.+< aS\N OSX 6K]O\]^\KRV K_]QO]KXN^ NO\ KW 1OQOX]^KXN \O OU^SO\^ _XN aSONO\ OSXQOPKXQOX aS\N /SXO NO\ 2O\K_]PY\NO\_XQOX NKLOS S]^ NK]] NO\ 6K]O\]^\KRV NSO UYWZVO^^O ?WQOL_XQ KL]MKXXOX W_]] 3W @O\QVOSMR d_ RO\UÇWWVSMROX =OX]Y\OX aO\NOX LOSW 6S.+< 9L TOU^O XSMR^ X_\ O\UKXX^ ]YXNO\X K_MR UVK]]S dSO\^ _XN NO\OX +L]^KXN ]YaSO ,OaOQ_XQ \OVK^S` d_W 0KR\dO_Q O\WS^^OV^ /SXO aOS^O\O =MRaSO\SQUOS^ S]^ NSO d_`O\V¶]]SQO +LNOMU_XQ NO\ aOS^OX .S]^KXdOX LS] d_ 7O^O\X LOS TONO\ AO^^O\]S^_K^SYX O\ UV¶\^ .\ <_XUOV Industrie arbeitet auf Hochtouren /\]^O :\Y^Y^cZOX `YX 6S.+< =c]^OWOX a_\NOX LO \OS^] K_P NOX .¶MRO\X `YX +_^Y] KXQOL\KMR^ =SO aO\NOX SX 5¶]^OX SX `O\]MRSONOXOX ASXUOVX KXQOY\NXO^ NKWS^ ]SO NSO QKXdO ?WQOL_XQ O\PK]]OX UÇXXOX 7K\U^\OSPO UÇXX^OX ]YVMRO =c]^OWO KLO\ O\]^ O\VKXQOX aOXX NSO 5YWZYXOX^OX UVOSXO\ _XN SX LO\OS^] `Y\RKXNOXO 5YWZYXOX^OX OSXO] +_^Y] SX ^OQ\SO\^ aO\NOX UÇXXOX d_W ,OS]ZSOV SX NSO =MROSXaO\PO\ .K\KX K\LOS^O^ WYWOX^KX NSO QKXdO 3X

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diagramm #179

«DAS AUTO SOLL MEHR UND MEHR IN DER LAGE SEIN, DEM FAHRER ENTSCHEIDUNGEN ABZUNEHMEN.» DR. STEFFEN RUNKEL Head of Optics bei Bühler Leybold Optics

N_]^\SO WS^ 2YMRN\_MU ]YaYRV NSO O^KLVSO\^OX aSO K_MR `SOVO =^K\^ _Z 0S\WOX /] QSL^ aOV^aOS^ UXKZZ =^K\^ _Z] NSO SR\O OSQOXOX 3NOOX RKLOX aSO NSO 6S.+< >OMRXYVYQSO SX D_U_XP^ SW +_^Y P_XU^SYXSO\OX UÇXX^O .KLOS S]^ 6S.+< KX ]SMR XSMR^ XO_ .SO >OMRXYVYQSO aS\N RO_^O LO\OS^] LOS =K^OVVS^OX _XN LOS `O\]MRSONOXOX +XaOXN_XQOX SW 7SVS^¶\ OSX QO]O^d^ 3X NSO]OX ,O\OSMROX NK\P ]Y OSX =c]^OW WOR\O\O >K_]OXN /_\Y UY]^OX ]KQ^ 2O\LSQ 3X NO\ +_^YWYLSVSXN_]^\SO ]Z\OMROX aS\ KLO\ `YX `SOV RÇ RO\OX =^ÍMUdKRVOX 3X NO\ :\OWS_WUVK]]O NK\P OSX ]YVMRO] 1O\¶^ `SOVVOSMR^ XYMR O^aK] WOR\ UY]^OX KLO\ ]YLKVN aS\ SX NO\ 7S^^OV YNO\ ?X^O\UVK]]O KX UYWWOX ]Z\OMROX aS\ `YW /_\Y ,O\OSMR 2O\LSQ S]^ SX NO\ 9Z^SM] +L^OSV_XQ WS^ `O\KX^aY\^VSMR NKPÍ\ NK]] NSO >\OXN] SW 7K\U^ \OMR^dOS^SQ O\UKXX^ aO\NOX .K] S]^ OX^]MROSNOXN PÍ\ _X] NK WS^ aS\ K_MR _X]O\O 6Ç]_XQOX OX^]Z\OMROXN NOX ,ONÍ\PXS]]OX _X]O\O\ 5_XNOX aOS^O\OX^aSMUOVX ?W LOS]ZSOV]aOS]O NSO 5Y]^OX SX NO\ :\YN_U^SYX d_ `O\\SXQO\X ]SXN RYRO @YV_WSXK _XN OSX RYRO\ +_^YWK^S]SO\_XQ]Q\KN NSO OX^]MROSNOXNOX 0KU^Y\OX WS^ NOXOX aS\ _X] `YX NO\ 5YXU_\\OXd KLROLOX UÇX-


Das Auto lernt sehen / INNOVATIONEN

XOX ]KQ^ 2O\LSQ .SO OX^]Z\OMROXNOX AOS^O\OX^aSMUV_XQOX UKXX NK] 9Z^SM] >OKW `YX ,ÍRVO\ SX +VdOXK_ KLO\ O\]^ SX +XQ\SPP XORWOX aOXX UVK\ S]^ K_P aOVMRO AOS]O OSXO ]YVMRO >OMRXYVYQSO ÍLO\RK_Z^ SX Q\Y]]O\ DKRV d_W /SX]K^d UYWWOX aS\N @SOVO _X]O\O\ 5_XNOX PY\]MROX SW 7YWOX^ SX NSO]OW ,O\OSMR 0Í\ _X] S]^ NO]RKVL OX^]MROSNOXN NK]] aS\ _X]O\O 5YX^KU^O Z OQOX _XN NOX 5_XNOX KXLSO^OX NK]] ]SO SW ,O\OSMR NO\ LOXÇ^SQ^OX ,O]MRSMR^_XQOX WS^ _X] d_]KWWOXK\LOS^OX .OXX RSO\ ]SXN aS\ NSO /bZO\^OX ]KQ^ 2O\LSQ Innovative Kollaboration ,ÍRVO\ 6OcLYVN 9Z^SM] S]^ SX NO\ 3XN_]^\SO Q_^ `O\XO^d^ _XN Z OQ^ OSXOX \OQOX +_]^K_]MR d_ 0Y\]MR_XQ]OSX\SMR^_XQOX SX .O_^]MRVKXN 0\KXU\OSMR _XN ,OVQSOX AS\ ]SXN d_NOW WS^ WOR\O\OX +_^YWYLSVRO\]^OVVO\X _XN NO\OX D_VSOPO\O\X SX 5YX^KU^ ]KQ^ 2O\LSQ 3X]LO]YXNO\O LSO^OX aS\ SRXOX KX SX _X]O\OW +XaOXN_XQ]dOX^\_W SX +VdOXK_ SR\O U\OK^S`OX 3NOOX _XN /X^aSMUV_XQOX d_ ^O]^OX .K] +XaOXN_XQ]dOX^\_W a_\NO `Y\ OSXOSXRKVL 4KR\OX K_]QOLK_^ _XN _WPK]]^ OSXOX ;_KN\K^WO^O\ Q\Y]]OX >O]^LO\OSMR OSX 2SQR^OMR 6KLY\ ]YaSO OSXOX RYMRWYNO\XOX 0Y\]MR_XQ] _XN /X^-

aSMUV_XQ]LO\OSMR +_PQ\_XN NO\ RYROX 8KMRP\KQO RK^ ,ÍRVO\ QVOSMR daOS 2/639= +XVKQOX NO\ XO_O]^OX 1OXO\K^SYX NY\^ K_PQOLK_^ .S\OU^ NKXOLOX ]^OR^ OSXO .6- 7K]MRSXO .6- ]^OR^ PÍ\ .SKWYXN VSUO -K\LYX K_P .O_^]MR$ 5YRVOX]^YPP ]Y RK\^ aSO .SKWKX^ NSO d_W ,OS]ZSOV PÍ\ NSO 2O\]^OVV_XQ `YX 8KMR^]SMR^UKWO\K] OSXQO]O^d^ aS\N .SO]O _X^O\]^Í^dOX NOX 0KR\O\ LOS ._XUOVROS^ _XN ]MRaSO\SQOX 6SMR^`O\R¶V^XS]]OX 1OPKR\OX P\ÍRO\ d_ O\UOXXOX .SO XKMR `Y\XO ]MRK_OXNOX 5KWO\K] WÍ]]OX NOX OXY\WOX ,OVK]^_XQOX ]^KXNRKV^OX NSO N_\MR NSO AS^^O\_XQ _XN NOX 1OL\K_MR SW =^\K]]OX`O\UOR\ OX^]^OROX .SO .6- 7K]MRSXO UKXX 5KWO\K] ]Y LO]MRSMR^OX NK]] ]SO ]OR\ aSNO\]^KXN]P¶RSQ ]SXN 0Í\ NSO 5_XNOX `YX ,ÍRVO\ S]^ NK] +XaOXN_XQ]dOX^\_W OSX Q\Y]]O\ 7OR\aO\^ QO\KNO PÍ\ NSOTOXSQOX NSO XYMR XSMR^ ]Y `SOV /\PKR\_XQ WS^ NO\ YZ^S]MROX .ÍXX VWLO]MRSMR^_XQ RKLOX ?XN NSO]O aS\N SW +_^Y NO\ D_U_XP^ K_P TONOX 0KVV SR\OX :VK^d XNOX @SOVO NO\ 3NOOX ]^OMUOX XYMR SX NOX 5SXNO\]MR_ROX KLO\ ]SO aO\NOX ]MRYX LKVN K_P NSO OSXO YNO\ KXNO\O AOS]O _WQO]O^d^ ]KQ^ .\ <_XUOV .OXX aS\ ]Z\OMROX `YX NOW +_^Y NO\ D_U_XP^ NK] N_\MR OSXO @SOVdKRV `YX ]WK\^OX =OX]Y\OX K_P ,K]S] YZ^S]MRO\ >OMRXYVYQSOX NK] =OROX VO\X^

Mit der HELIOS werden optische Sensoren beschichtet. Zwei dieser Anlagen stehen im Anwendungszentrum in Alzenau, Deutschland, für Kundentests bereit. buhlergroup.com

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DIE NEUE DRUCKGIESSMASCHINE FÜR DAS DIGITALE ZEITALTER TEXT: ANTHONY BULLOCK

Fusion – die von Bühler 2019 lancierte Druckgiessmaschine – ist vollgepackt mit neuen Technologien. Sie helfen Giessereien auf der ganzen Welt, qualitativ hochwertigere Teile herzustellen, schneller und mit weniger Energie. Sie ist auch vernetzt einsatzbereit und bietet den Kunden Zugang zu den neusten digitalen Diensten.

WIE VIELE BRANCHEN steht auch der Druckguss von vielen Seiten unter Druck. Kunden wie etwa die Automobilhersteller fordern mehr Qualität zu reduzierten Preisen. Gleichzeitig ist es ein zentrales Ziel, nachhaltiger zu produzieren und dabei weniger Energie zu verbrauchen. «Wir wollten die DruckQSO]]WK]MRSXO XO_ O\ XNOX _XN ÍLO\NOXUOX ]KQ^ 7K\MY >YLVO\ :\YN_M^ 7KXKQO\ `YX ,ÍRVO\ AS\ wollten ein modulares System schaffen, das produk^S`O\ LOX_^dO\P\O_XNVSMRO\ _XN K^^\KU^S`O\ S]^ In einer Branche, in der die Arbeit in der Giesserei unter den drei D leidet (dangerous, dirty, demanding – gefährlich, schmutzig, anspruchsvoll), besteht der dringende Wunsch, den Druckguss hin zu einem stärker automatisierten Betrieb zu entwiMUOVX _XN d_ `O\XO^dOX ,ÍRVO\] XO_O .\_MUQSO]]-

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diagramm #179

maschine Fusion wurde im Hinblick auf diese HerK_]PY\NO\_XQOX OX^aSMUOV^ _XN S]^ LO\OS^ PÍ\ NSO digitale Zukunft. «Der Druckguss steht an einem =MROSNOaOQ ]KQ^ 4YXK^RKX +LLS] 7KXKQSXQ .S \OM^Y\ .SO -K]^SXQ LOS ,ÍRVO\ /SXO\]OS^] L\K_MROX wir Technologien, um bestehende Prozesse zu verLO]]O\X +XNO\]OS^] WÍ]]OX aS\ NSO /X^aSMUV_XQ digitaler Dienste vorantreiben, die die Automatisierung verbessern und einen intelligenteren Betrieb ermöglichen. Fusion bietet beides, einen Durchbruch in der traditionellen Performance und einen D_QKXQ d_\ NSQS^KVOX D_U_XP^ Kürzere Zykluszeiten und höhere Qualität Eine Druckgiessmaschine ist eine riesige Anlage, die durch verschiedene Peripheriegeräte wie Roboter


Fusion / INNOVATIONEN

_XN =Z\ÍRO\ O\Q¶Xd^ aS\N NSO x KLQO]^SWW^ K_P NOX ]ZOdS ]MROX :\YdO]] x ,O]^KXN^OSV NO\ .\_MUQSO]]zelle sind. Eine typische Zelle mit vielen PeripherieQO\¶^OX UKXX OSXO 1\_XN ¶MRO RKLOX NSO ]Y Q\Y]] ist wie ein halber Basketballplatz. Druckgiessmaschinen stellen ein Produkt her – wie etwa den 7Y^Y\LVYMU OSXO] +_^Y] x SXNOW ]SO Í]]SQO] +V_WSnium oder Magnesium unter hohem Druck in eine Form giessen. Die neue Fusion hat eine innovative Drei-PlattenSchliesseinheit mit optimiertem Kniehebelgelenksystem. Dadurch können die Kunden schneller und präziser schliessen und dabei weniger Energie verbrauchen. Kombiniert mit einem neuen, verbesserten Servoantrieb sind Energieeinsparungen von bis d_ :\YdOX^ WÇQVSMR AOXSQO\ /XO\QSO PÍ\ NSO

«FUSION BIETET BEIDES, EINEN DURCHBRUCH IN DER TRADITIONELLEN PERFORMANCE UND EINEN ZUGANG ZUR DIGITALEN ZUKUNFT.» JONATHAN ABBIS Managing Director Die Casting bei Bühler

VIDEO Hier können Sie sich das Video über die Entwicklung und Entstehung der Fusion und ihre ersten Einsätze in der Industrie anschauen.

buhlergroup.com

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MEHRWERT Herstellung jedes Teils ist grossartig, aber nur, wenn dabei eine konstant hohe Qualität erreicht wird. Im .\_MUQ_]] LOOSX _]]OX `SOVO 0KU^Y\OX NSO ;_KVS ^œ^ KLO\ OSX =MRV�]]OVZ\YdO]] S]^ NK] /SXP�VVOX NO]

�]]SQOX 7O^KVV] /] L\K_MR^ QOXK_ NSO \SMR^SQO 1O schwindigkeit und den richtigen Druck zu entsprechenden Zeitpunkten, um das perfekte Teil in bester Qualität herstellen zu kÜnnen. Fusion verwendet eine verbesserte Version der einzigartigen Echtzeit=MR_]]]^O_O\_XQ `YX ,�RVO\ _W KX NSO]OW U\S^Sschen Punkt eine hÜhere Zuverlässigkeit und Genauigkeit zu gewährleisten.

+

Fusion bietet Druckguss der nächsten Generation und damit ausgezeichnete .RQWUROOH *HVFKZLQGLJNHLW XQG (Ĵ]LHQ]

+

Fusion verbraucht bis zu 40% weniger Energie, verbessert die Qualität und VWHLJHUW GLH :HWWEHZHUEVIĂ‹KLJNHLW

+

Fusion ist bereit fĂźr digitale LĂśsungen und ermĂśglicht damit eine anspruchsvolle Automatisierung und die Anbindung an IRUWVFKULWWOLFKH GLJLWDOH 'LHQVWH

Verbesserte Sicherheit und Kontrolle + Fusion ist modular aufgebaut und bietet Fusion sieht eleganter und smarter aus als herkĂśmmliche Druckgiessmaschinen – aber es ist nicht GHQ .XQGHQ KÄ…FKVWH )OH[LELOLWĂ‹W bloss Show. Fusion wurde entwickelt, um die Bedienung der Maschine sicherer zu machen, indem die elektrischen und mechanischen Teile hinter den Sicherheitsumzäunungen bleiben. Ein einzigartiger Energierahmen, der alle Schnittstellen zur VerbinMĂśchten Sie mehr erfahren? dung der Form mit der Maschine enthält, macht es Marco Tobler K_MR PĂ?\ >OMRXSUO\ ]MRXOVVO\ _XN ]SMRO\O\ aOXX ]SO Product Manager die Produktion umstellen wollen. 4ONO 0_]SYX aS\N WS^ OSXO\ ,Ă?RVO\ .K^K@SOa PDUFR WREOHU#EXKOHUJURXS FRP ,OX_^dO\YLO\ ÂśMRO QOVSOPO\^ aOVMRO NSO ,ONSOX_XQ +41 79 212 67 05 der Druckgiessmaschine erleichtert. ÂŤMit DataView kĂśnnen Bedienende die Maschine steuern und Anpassungen direkt am Touchscreen vornehmen. /SXPKMRO Q\K ]MRO 9LO\ ÂśMROX dOSQOX aK] QO\KNO QOLXS] WKMROX =SO WĂ?]]OX ]SO XSMR^ SX NSO 0_]SYX passiert, und dank Rezeptverwaltung wird die Pro- einbinden, aber es ist eine MĂśglichkeit, die in den XÂśMR]^OX 4KR\OX aYRV SWWO\ WOR\ 5_XNOX aKR\Q\KWWSO\_XQ ]MRXOVVO\” O\UVÂś\^ >YLVO\ XORWOX aO\NOX ” Bereit fĂźr digitale Dienste Der Druckguss muss sich an die veränderten 0_]SYX S]^ K_MR NSQS^KV UYWZK^SLOV .K ,Ă?RVO\ K_P Anforderungen der Kunden anpassen. Neue Mobilidem Weg zur Digitalen Zelle (siehe Seite 88) immer tätskonzepte – zum Beispiel Elektroautos – verlanWOR\ NSQS^KVO .SOX]^VOS]^_XQOX OSXPĂ?R\^ S]^ 0_]SYX gen nach neuen LĂśsungen, um ihre Reichweite zu K_MR NKPĂ?\ QO\Ă?]^O^ /SXO NO\ `O\PĂ?QLK\OX 9Z^SYXOX vergrĂśssern. Beim modularen System der Fusion ist SmartCMS, das die Steuerung aller Prozesse in UÇXXOX NSO 5_XNOX K_] `SOVOX 9Z^SYXOX aÂśRVOX _W der Zelle – die Maschine und ihre Peripherie – in verschiedene Prozesse anzupassen oder sie neu zu einem digitalen Managementsystem vereint. Das UYX Q_\SO\OX aOXX ]SMR NSO :\YN_U^SYX]KXPY\NOLSO^O^ K_P OSXOX ,VSMU NSO °LO\]SMR^ Ă?LO\ NOX QKX rungen ändern. ÂŤEs ist eine massgeschneiderte zen Prozess und versorgt Bediener, Technikerin- 6Ç]_XQ PĂ?\ TONOX 5_XNOX KLO\ ]SO LK]SO\^ K_P ]^KXnen und Manager in Echtzeit mit den Informationen, NK\NS]SO\^OX 7YN_VOX NSO UYX Q_\SO\^ aO\NOX UÇXdie sie benĂśtigen. Und sie kĂśnnen Probleme erken- XOX” ]KQ^ >YLVO\ nen, Einstellungen vornehmen und Peripheriegeräte /SXO 0_]SYX PĂ?\ XO_O +XPY\NO\_XQOX d_ X_^dOX neu einstellen, ohne um die Maschine herumlaufen YNO\ ]SO WS^ ?ZNK^O] PĂ?\ UĂ?XP^SQO NSQS^KVO .SOX]^O ^ zu machen, ist daher relativ einfach und stellt sicher, d_ WĂ?]]OX 9LaYRV NSO 1SO]]O\OSOX NSO >OMRXYVYQSO NO\ dass eine Investition in Fusion eine Investition in die Industrie 4.0 und das Internet der Dinge (IoT) rela- Zukunft ist. Tobler beschreibt es so: ÂŤIm Gegensatz ^S` VKXQ]KW Ă?LO\XORWOX QVK_L^ >YLVO\ NK]] ]SMR zu älteren Maschinen kann die Fusion sofort Wirdas ändern kĂśnnte: ÂŤUnser SmartCMS, das Digital kung zeigen und den Kunden helfen, hĂśhere Qualität Dashboard, Predictive Analytics und Downtime bei einfacherer Bedienung und umweltfreundlicheAnalysis basieren auf langjähriger Branchenerfah- rer Leistung zu erreichen. Wann immer sie einen rung. In Kundenversuchen sehen wir, dass diese Schritt weitergehen wollen, kĂśnnen unsere neuen Dienstleistungen einen wirklich positiven Unter- digitalen Dienste angeschlossen werden, jetzt oder ]MRSON SX ,Od_Q K_P ;_KVS^Âś^ /P dSOXd _XN /XNO\- d_ OSXOW ]ZÂś^O\OX DOS^Z_XU^ ”

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diagramm #179


Prozesslösungen für Hülsenfrüchte. Techno olo logi g e fü f r höchste e Qu Qual alit ität ät und ma un axi xima male le Aus usbe beut ute e Produz Prod u iere en Si Sie e Me M hl,, ex e trud udie iert rte Snac Sn acks ks ode derr Nu Nude deln aus Hül ülse s nfrüc fr ücht hten en.. Mi M t de derr Vera arb r ei eitu tung ngstechnologi lo gie e vo von n Bü Büh hler er kön önne n n Sie jede Prozess ze ssst stuf ufe e au auff Ihre Anl nlag age e zuschneide den n; für Ih Ihrr ho hoch chwe wertiges Endprodukt. event.buhlergroup.com/pulses19

Vorreinigen, lagern, reinigen und trocknen

Schälen und spalten

Innovations for a better world.

Optisch sortieren

Vermahlen und extrudieren


LAATU VERBESSERT DIE SICHERHEIT VON TROCKENNAHRUNG TEXT: MICHÈLE BODMER

IN MILLISEKUNDEN

Krankheitsausbrüche, die auf den Verzehr von Lebensmitteln zurückzuführen sind, belasten das Gesundheitswesen und die Wirtschaft stark. Das menschliche Leid und die finanziellen Kosten können erheblich reduziert werden, wenn in der Lebensmittelverarbeitung Technologien wie Laatu eingesetzt werden, Bühlers neuste Lösung für Trockennahrung. FAST 600 MILLIONEN Menschen erkranken jedes Jahr nach dem Verzehr von verunreinigter Nahrung, was sich auf die Lebenserwartung, das Gesundheitswesen als Ganzes und die wirtschaftliche Entwicklung auswirkt, wie ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2015 zeigt. «Bühler ist gut positioniert, um die globale LebensmittelsiMRO\ROS^ ZY]S^S` d_ LOOSX _]]OX NK Z\Y >KQ WOR\ KV] zwei Milliarden Menschen mit Nahrung in Kontakt kommen, die auf Maschinen von Bühler produziert a_\NO ]KQ^ =^_K\^ ,K]RPY\N .SQS^KV 9P MO\ LOS Bühler. «Wir möchten, dass unsere Kunden sichere Lebensmittel produzieren können und dabei Abfall reduzieren und Energie sparen.» Unsichere Nahrungsmittel sind kostspielig für kleine und mittlere Unternehmen, die pro Jahr geschätzte 95 Milliarden USD an Produktivität verlieren, wenn ihre Angestellten zu krank zum Arbeiten sind. Produktrückrufe kommen zudem die Produzenten der Nahrung sehr teuer zu stehen. «Der Faktor Zeit ist wichtig, wenn es ein Problem mit der Lebensmittelsicherheit gibt, wobei die durchschnittlichen Direktkosten eines Produktrückrufs bei rund zehn Millionen USD liegen», sagt Bashford. Und diese Zahl beinhaltet noch nicht die Kosten für Markenschäden und Umsatzverluste. >\YMUOXXKR\_XQ aSO 1OaÍ\dO -O\OKVSOX 5KUKY Nüsse, Getreide und Samenkörner kann schädliche Bakterien oder Keime enthalten, denn viele MikroY\QKXS]WOX UÇXXOX NOX >\YMUX_XQ]Z\YdO]] ÍLO\ VOLOX AS\N `O\_X\OSXSQ^O >\YMUOXXKR\_XQ 8KRrungsmitteln mit einem höheren Wassergehalt zugefügt, wie etwa Fleisch, Saucen und Suppen, kann die Menge schädlicher und krankheitserregender

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diagramm #179

Mikroorganismen rasch ansteigen. Bühlers Lösung Laatu reduziert schädliche Bakterien erheblich. Beispiele dafür sind Salmonellen, E. coli und pathogene Sporen. Konventionelle Methoden zur Reduktion von 7SU\YLOX SX >\YMUOXXKR\_XQ RKLOX OSXSQO 8KMRteile, etwa Qualitätsschäden, hohe Kosten, Platzeinschränkungen und Umweltrisiken. Darum hat Bühler Laatu entwickelt und im April 2019 lanciert. Lösungen wie Laatu können menschliches Leid _XN XKXdSOVVO ,OVK]^_XQOX N_\MR 6OLOX]WS^^OV vergiftungen erheblich verringern. «Laatu reduziert ]MR¶NVSMRO 7SU\YLOX OP dSOX^ ]KQ^ 2OSNS 5Y^SVKSnen, Food Quality Manager bei Bühler. «Es ist eine nicht-thermische Lösung, die zum Beispiel mehr als 99,999 Prozent der Salmonellen zerstört und dabei Qualität, Nährwert, Geschmack, Geruch und AusseROX NO\ >\YMUOXXKR\_XQ LOaKR\^ 6KK^_ ]MRKPP^ NK] YRXO 2S^dO AK]]O\ -ROWS kalien oder radioaktive Quellen und macht darum die Nahrungsmittel nicht nur sicher, sondern reduziert deren Verschleiss, spart Energie und schont andere natürliche Ressourcen. «Mit der digitalen Plattform Bühler Insights verbunden, wird Laatu d_W aS\U_XQ]`YVVOX >YYV PÍ\ NSO 6OLOX]WS^^OV]Scherheit. Die Maschine ist in der Lage, Lebensmit^OV`O\K\LOS^O\X LOS]ZSOVVY]O >\KX]ZK\OXd PÍ\ SR\O Prozesse zu bieten», sagt Bashford. «Wir können mit Laatu und der digitalen Anbindung an Bühler Insights wichtige Parameter erfassen, visualisieren und dem Kunden zur Verfügung stellen. Letztlich `O\LO]]O\^ NK] NSO /P dSOXd _XN :\YN_U^S`S^¶^ _XN reduziert gleichzeitig die Zahl der Vorfälle in der Lebensmittelsicherheit.»


Laatu / DIGITALE LĂ–SUNGEN

AUSWIRKUNGEN DER LEBENSMITTELKONTAMINATION AUF DAS GESUNDHEITSWESEN UND DIE WIRTSCHAFT

Schätzungen besaJHQ GDVV jedes Jahr nach dem Verzehr von kontaminierter Nahrung 600 Mio. Menschen erkranken 420 000 sterben

WeltbevĂślkerung 7,6 Mia.

125 000 Kinder unter 5 Jahren sterben

DIE VORTEILE VON LAATU

USD 10 Mio.

Verlust und Verschwendung von Lebensmitteln

Wirtschaftliche Verluste

Jedes Jahr gehen ein Drittel der weltweit produzierten Nahrungsmittel verloren oder werden verschwendet. Ein Viertel davon ist auf den Verderb durch Mikroorganismen zurĂźckzufĂźhren.

Die durchschnittlichen Direktkosten einer RĂźckrufaktion betragen fĂźr einen Nahrungsproduzenten 10 Millionen USD. Die meisten weltweiten RĂźckrufaktionen erfolgen wegen mikrobieller Kontamination.

Quelle: WHO-Schätzungen zur globalen Belastung durch lebensmittelbedingte Krankheitserreger von 2015; Vereinte Nationen (UN).

*HWUHLGH kĂśrner

Trockene Nahrung kann schädliche %DNWHULHQ RGHU .HLPH HQWKDOWHQ GLH krank machen. Beispiele dafßr sind 6DOPRQHOOHQ ( FROL RGHU 6SRUHQ Die Kontamination passiert oft beim Umgang mit dem Rohmaterial oder aber während oder nach der Verarbeitung.

HĂźlsenfrĂźchte

Beispiele fĂźr Trockennahrung

SamenkĂśrner

NĂźsse

Salmonellen E. coli

*HZÄžU]H

Sporen

Beispiele fßr schädliche Bakterien und Keime

Be Bessere Lebensmittelsicherheit in m M Millisekunden

1Ă‹KUVWRÄłH XQG Geschmack bewahren

Laatu sorgt fĂźr sicheres Essen, verringert die Verschwendung von Nahrungsmitteln und reduziert den Verbrauch von Energie und anderen natĂźrlichen Ressourcen.

Laatu reduziert MikroRUJDQLVPHQ ZLH 6DOPRQHOOHQ ( FROL XQG 6SR UHQ VLJQLÄąNDQW LQ 0LOOLVHNXQGHQ 6DOPRQHOOHQ zum Beispiel kann das System um 5 log6WXIHQ RGHU PHKU UHGX]LHUHQ !

Laatu ist eine nichtthermische LĂśsung mit einer sanften 2EHUIJĂ‹FKHQGHNRQWDPLQDWLRQVWHFKQLN GLH HLQHQ PLQLPDOHQ RGHU JDU NHLQHQ (LQIJXVV KDW DXI 1Ă‹KUVWRÄłH *HVFKPDFN *HUXFK XQG Erscheinungsbild der Nahrung.

Nachhaltig fĂźr Umwelt und Wirtschaft

Einfache Integration in Produktion

Verbesserte RĂźckverfolgbarkeit dank Digitalisierung

%HL /DDWX NRPPHQ ZHGHU +LW]H :DVVHU Chemikalien noch radioaktive Quellen ]XP (LQVDW] ,P 9HUJOHLFK ]X /Ä…VXQJHQ GLH PLW 'DPSI DUEHLWHQ NDQQ /DDWX GHQ Energieverbrauch um bis zu 80% reduzieren.

Laatu lässt sich einfach in bestehende Anlagen integrieren. Das System arbeitet kontinuierlich und verfĂźgt Ăźber eine rezeptbasierte Schnittstelle. Die Reinigung dauert 0LQXWHQ 6WXQGHQ EHL 'DPSIJÄ…VXQJHQ

Ăœber die digitale Anbindung ist Laatu ein wirkungsvolles Instrument fĂźr die Lebensmittelsicherheit. Laatu zeichnet JHQDXH 3UR]HVVSDUDPHWHU 'DWHQ Zeiten und Produktchargen auf. buhlergroup.com

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MIT WEITBLICK DIE BETRIEBSZEIT VERBESSERN TEXT: ANTHONY BULLOCK

Extreme Hitze und enorme Krafteinwirkungen können im Druckgiessprozess zu Ausfällen mit schweren Folgen führen. Bühlers «Predictive Analytics»-Lösung kann bis zu 80 Prozent der ungeplanten Stillstandszeiten von Druckgiessmaschinen verhindern, die Anlage zuverlässiger machen und die Produktionskosten senken.

ES IST EIN DILEMMA für Produzenten. Etwa für solche, die Getriebegehäuse für hochwertige Limousinen herstellen. Die meisten Automobilkunden arbeiten nach dem «Just-in-time»-Fertigungsprinzip und verlangen eine termingerechte Lieferung. Im hochkomplexen Produktionsprozess der Druckgussindustrie treten aber manchmal ungeplante Unterbrechungen auf, was es schwierig macht, die

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Produktionsleistung vorherzusagen. Um dieses Problem zu lösen, haben Experten von Bühler Predictive Analytics (vorausschauende Analytik) entwickelt. Die cloudbasierte, digitale Lösung sagt mithilfe von maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz Ausfälle vorher, bevor sie auftreten. Unterbruchszeiten drastisch reduzieren «Es ist eine leistungsstarke Kombination aus bewährter Mathematik und fundiertem Wissen über den Druckgiessprozess», sagt Oudi Zhao, Product Manager Innovation bei Bühler. «Indem der Service auf die kritischen Komponenten fokussiert, die bis zu 80 Prozent der ungeplanten Ausfallzeiten verur]KMROX UKXX :\ONSM^S`O +XKVc^SM] NSO /P dSOXd SX der Produktion entscheidend verbessern.» Die Datenanalyse von Bühler zeigt, dass ein unerwarteter Ausfall – inklusive Unterbruch und Abschalten, der Untersuchung der Ursache und dem Einbau eines neuen Maschinenteils – durchschnittlich 30 Stunden dauert. Das sind 30 Stunden, in denen die Giesserei keine Getriebegehäuse herstellt. 30 Stunden, in denen


Predictive Analytics / DIGITALE LÖSUNGEN

INFO Vorausschauende Wartung Predictive Analytics erkennt in der Druckgiesszelle, wenn sich ein bestimmtes Mass ändert – zum Beispiel die Geschwindigkeit einer Zylinderbewegung – während Öldruck und Volumen gleich bleiben. Das kann auf Verschleiss im Zylinder hinweisen. Basierend auf der Datenanalyse berechnet das System die Restnutzungsdauer des Zylinders und das Ausfallrisiko. Wenn der Produzent einen neuen Zylinder bestellt und die Wartung ohne Zeitdruck plant, während die Produktion weiterläuft, NDQQ HU GHQ =\OLQGHU HĴ]LHQW DXVWDXVFKHQ Mit der Zeit kann Predictive Analytics das Ende der Lebensdauer kritischer Komponenten einer bestimmten Maschine immer genauer vorhersagen. Spielt man dem System zusätzlich Daten von anderen weltweit operativen Druckgiesszellen zu, kann es auch diese auswerten, von der Leistung anderer Anlagen lernen, und noch genauere Prognosen erstellen.

[_KVS dSO\^O 7S^K\LOS^OXNO XSMR^] d_ ^_X RKLOX 30 Stunden stillgelegte Produktion auf der entspreMROXNOX +XVKQO WS^ 0YVQOX PÍ\ <YR]^YP KQO\_XQ Logistik, Nachbearbeitung und Versand. Predictive Analytics liefert der Giesserei Prognosen zu möglichen Problemen, die bald eintreten könnten, sodass diese mit einer geplanten Wartung abgewendet werden können. Das kann die Dauer eines Ausfalls von dreissig Stunden auf zwei bis drei Stunden reduzieren. Auf die individuelle Maschine abgestimmt Druckgiessereien haben einzigartige Anlagen und WK]]QO]MRXOSNO\^O :\YdO]]O _W ]ZOdS ]MRO >OSVO herzustellen. Darum gibt es auch keine Einheitslösung. Predictive Analytics nutzt daher Sensoren in NO\ ]ZOdS ]MROX .\_MUQSO]]dOVVO _W ]SMR ÍLO\ OSXOX Zeitraum von drei bis sechs Monaten ein Bild von der Maschinenleistung zu machen. Dank fortschrittlichen Algorithmen, die auf der Erfahrung tausender Installationen weltweit basieren, erkennt das System, wenn sich die Leistungen verschlechtern oder mangelhaft werden.

MEHRWERT +

Predictive Analytics kann die Ursachen von bis zu 80 Prozent der ungeplanten Stillstände in Druckgiessmaschinen ergründen.

+

Predictive Analytics kann Stillstände durch planmässige Wartung vermeiden und so pro Monat viele Stunden an Produktionsausfällen einsparen.

+

Predictive Analytics nutzt die Datenwissenschaft und das Prozesswissen von Bühler, um auf die jeweilige Maschine zugeschnittene Prognosen zu liefern.

Möchten Sie mehr erfahren? Oudi Zhao Product Manager Digital Services oudi.zhao@buhlergroup.com +41 79 887 31 05

Predictive Analytics ist mit Bühler Insights verknüpft, der digitalen Plattform von Bühler. Die /\QOLXS]]O aO\NOX Q\K ]MR ÍLO\]SMR^VSMR NK\QOstellt. Kunden können darüber auf einen Blick Kennzahlen und historische Leistungsdaten abrufen. «So können sie selbst entscheiden, wann sie bestimmte >OSVO K_]^K_]MROX aYVVOX ]KQ^ DRKY 1OZVKX^O Wartungsarbeiten können an die Auftragslage angeZK]]^ _XN _W NSO :\YN_U^SYX]`O\Z SMR^_XQOX RO rum durchgeführt werden.» /SX K_^YWK^S]SO\^O\ Y^^OXLK]SO\^O\ 6O\XZ\Y zess auf der Grundlage anonymisierter Daten von Druckgiessmaschinen rund um die Welt macht die Prognosen sicherer und langfristiger. Anhand dieser Daten kann Predictive Analytics zum Beispiel die Leistung einer Maschine mit dem Branchendurchschnitt vergleichen und aus der Leistung anderer Modelle lernen. Das hilft dem Gesamtsystem, sich zu entwickeln. Zhao sagt, es sei eigentlich ein Verbesserungskreislauf: «Je mehr Maschinen Predictive Analytics verwenden und je länger sie im System sind, desto genauer wird die Prognose – dank maschinellem Lernen.» buhlergroup.com

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DIE DIGITALE ZELLE: EINE VISION TEXT: ANTHONY BULLOCK

FÜR DEN DRUCKGUSS

Die Digitale Zelle von Bühler ist eine Zukunftsvision – vergleichbar mit einem Konzeptfahrzeug am Genfer Autosalon. Das Ziel ist es, mithilfe fortschrittlicher Technologien Druckgussteile mit 0 Prozent Ausschuss, 40 Prozent reduzierter Zykluszeit und einer 24/7-Verfügbarkeit herzustellen. Das im Juni lancierte SmartCMS ist ein erster Schritt in der Realisierung.

VERGLICHEN MIT vielen anderen Branchen wie der Auto- oder der Lebensmittelproduktion hat der Druckguss die Automatisierung und die fortschrittlichen Technologien der Industrie 4.0 nur langsam übernommen. Aber Bühler hat eine Vision, die der Industrie wohl helfen könnte, sich der digitalen Zukunft zu stellen. «Um eine deutliche Veränderung im Druckguss zu erreichen, genügt es nicht, sich auf die digitale

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diagramm #179

Steuerung der Maschine zu konzentrieren. Um die Produktivität deutlich zu steigern, müssen wir das System als Ganzes in Angriff nehmen. So wurde die Vision der Digitalen Zelle geboren», sagt Jonathan Abbis, Managing Director von Bühler Die Casting. Bühler stellt Druckgiessmaschinen her, die mit enormen Kräften und unglaublicher Präzision Teile wie Motorblöcke oder Federbeinstützen aus Flüssigaluminium oder -magnesium giessen. Ausgeklügelte digitale Technologien steuern den Prozess, halten die Bediener auf dem Laufenden und erstellen historische Leistungsdaten. Aber das ist noch nicht alles. Maschinen brauchen Peripheriegeräte zum Kühlen, Sprühen, Markieren und fürs Handling. Eine Druckgiesszelle kann bis zu 20 Peripheriegeräte und externe Prozesse umfassen. Wenn die Digitaltechnik nur die Maschine steuert oder alles von getrennten Systemen betrieben wird, ist ein reibungsloser Produktionsablauf fast unmöglich. Gerät ein Sprühgerät aus dem Takt oder wird ein Teil nicht sauber vom Roboter entPO\X^ LOOSX _]]^ NK] NOX QO]KW^OX :\YdO]] Das ist laut Abbis ein Dauerproblem. «Selbst die besten Giessereien können jede Stunde unter ungeplanten Unterbrechungen leiden. Stellen Sie sich die verlorene Produktivität vor.» Wie die Digitale Zelle funktionieren wird Die Digitale Zelle nutzt die Industrie 4.0 und das Internet der Dinge (IoT), um die gesamte Zelle zu überwachen, zu steuern und zu verwalten. Dank Künstlicher Intelligenz (KI) und Maschinellem Ler-


Die Digitale Zelle / DIGITALE LÖSUNGEN

nen (ML) wird sie sich entwickeln, um den Prozess für jedes produzierte Teil zu verstehen. Sie wird aus der bisherigen Leistung lernen, Probleme erkennen, bevor sie auftreten, und Lösungen vorschlagen, bevor überhaupt ein Fehler passiert. Mit cloudbasierter Technologie und Algorithmen, die auf Bühlers einzigartigem Branchenwissen und anonymisierten Daten aus Giessereien auf der ganzen Welt basieren, wird sie auch die Leistung messen. Sie wird historische Muster analysieren, sodass die Giessereien ihren Betrieb ständig optimieren können, um eine bessere Leistung zu erzieVOX ]YaSO @O\¶XNO\_XQOX LOS NO\ /P dSOXd d_ ZVKnen. Dieser Ansatz könnte in Giessereien weltweit Vorteile bringen und die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber alternativen Prozessen verbessern. 9HUEHVVHUWH (Ĵ]LHQ] Indem sie wichtige Prozesse in Echtzeit analysiert, erkennt die Digitale Zelle Qualitätsprobleme und optimiert sich selbst sofort, um das Problem zu beheben. «Kein Ausschuss wäre ein entscheidender Faktor für die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit unserer Branche», sagt Abbis. Derzeit entfällt etwa ein Drittel der durchschnittlichen Zykluszeit auf diverse Elemente des thermischen Managements. Bühler rechnet damit, dass die digitale Technologie diesen Prozess harmonisieren und die Zykluszeit um bis zu 40 Prozent reduzieren könnte, was wiederum die Kosten und den Energieaufwand für die Produktion jedes einzelnen Teils reduzieren würde. Wenn heute in einem Prozess ein Problem auftritt, kann die Zelle es erkennen, aber sie kann nicht viel mehr tun, als den Prozess zu stoppen, bis das Problem behoben ist. Mithilfe von KI und ML wird die Digitale Zelle Algorithmen zusammen mit anderen fortschrittlichen Technologien verwenden, um intelligente Entscheidungen zu treffen, ohne eingreifen zu müssen. «Ein solch reibungsloserer, zuverlässigerer Prozess würde den 24/7-Betrieb erleichtern», sagt Abbis. «Die Bedienenden könn^OX NOW 6¶\W _XN NO\ 2S^dO NO\ 1SO]]O\OS OX^ SOROX und in klimatisierten Kontrollräumen arbeiten.» Die komplette Digitale Zelle mag noch Zukunftsmusik sein, aber Bühler hat mit SmartCMS gerade den wichtigen ersten Schritt Richtung Gesamtkonzept gemacht. Intelligente Steuerung Wenn wir uns eine Druckgiesszelle wie einen menschlichen Körper vorstellen, mit vielen verschiedenen Aufgaben, die von verschiedenen Teilen ausgeführt werden, dann ist SmartCMS das Gehirn, bereit, all diese Aktivitäten so effektiv wie möglich zu koordinieren (siehe auch Seite 90). Dank Schnittstellen mit einem standardisierten Protokoll namens BühlerFlex ist SmartCMS so konzipiert, dass es für

Eingaben von praktisch jedem intelligenten Gerät, Sensor oder jeder Komponente, alt oder neu, bereit ist. Mit Smart-CMS können Echtzeitalarme und -diagnosen ein Problem sofort in der gesamten Zelle erkennen und so Zeit und Aufwand sparen. Der Bediener kann eine Zelle automatisch mit einem neuen Formprogramm einrichten. Nach dem Herunterfahren kann eine «Home-Taste» alle Komponenten wieder in ihre Ausgangsposition zurücksetzen. Hat eine Giesserei SmartCMS installiert, kann sie auf die digitalen Dienstleistungen von Bühler zugreifen, zu denen die Analyse von Ausfallzeiten und Predictive Analytics gehören (siehe Seite 86). Darüber hinaus kann die Industrie-4.0-Infrastruktur mit umfassenderen intelligenten Factory-Lösungen kommunizieren. Abbis sagt, dass SmartCMS der erste Schritt sei, um das Konzept der Digitalen Zelle in die Tat umzusetzen. «Wenn die Digitale Zelle die Zukunft für den Druckguss ist, können wir jetzt schon sagen, dass mit SmartCMS die Kernkompetenz, die es dafür braucht, bei uns bereits vorhanden ist.»

MEHRWERT +

Mit 0 Prozent Ausschuss, 40 Prozent reduzierter Zykluszeit und einer 24/7-Verfügbarkeit kann die Digitale Zelle die Wettbewerbsfähigkeit der Druckgussindustrie revolutionieren

+

SmartCMS, jetzt verfügbar, ist der erste Schritt und integriert alle Teile der Zelle in ein einziges digitales System

+

SmartCMS kann mit Funktionen von Industrie 4.0, IoT und Smart Factory verbunden werden, um den Druckguss mit grösseren Automationssystemen zu verbinden

Möchten Sie mehr erfahren? Marcello Fabbroni Global Director Product Management & Marketing marcello.fabbroni@buhlergroup.com +41 79 249 54 19 buhlergroup.com

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DIE BLACKBOX ÖFFNEN TEXT: ANJA METZGER

Warum ist ein Gutteil gut und ein Schlechtteil schlecht? Die Prozesse in der Druckgiesszelle noch besser zu verstehen und zu kontrollieren, treibt Jens Hunke an. Er entwickelt seine Giesserei FIASA in Nordspanien zur Pionierin in Sachen Industrie 4.0 und hat zusammen mit Bühler eine Druckgiesszelle mit dem Smart Cell Management System ausgerüstet.

«DIE AUTOMOBILBRANCHE IST ein kostengetriebener Markt. Der Erfolg ist zu einem grossen Teil gekoppelt an tiefe Prozesskosten», sagt Jens Hunke. Der CEO von Fundiciones Inyectadas Alavesas, S.A. (FIASA) weiss, wie wichtig es ist, als Druckgiesser den Prozess und dementsprechend die Kosten im Griff zu haben. Seit 46 Jahren beliefert die Druckgiesserei, eingebettet in die grünen Hügel des Baskenlands, direkt und indirekt fast alle europäischen Automarken mit Bauteilen für den Antriebsstrang. Gerade in der aktuellen Situation ist es essenziell, sich als Zulieferer breit aufzustellen und für die Zukunft zu rüsten. «Die Herausforderung ist es, festzustellen wohin sich der Markt entwickelt», sagt Hunke. Denn: Weniger Autos mit reinem Verbrennungsmotor bedeuten weniger Druckgussteile für den Antriebsstrang. In Zeiten wie diesen investiert FIASA in eine neue Druckgiesszelle. Nicht irgendeine, sie soll in Sachen Gesamtanlageneffektivität (GAE oder englisch OEE) – also Verfügbarkeit, Leistung und Qualität – neue Massstäbe setzen. «Wenn wir unsere

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OEE optimieren, können wir Marktanteile gewinnen», sagt Hunke. Warum die OEE nicht einfach bei 100 Prozent ist, hat zwei Gründe: Es gibt Störungen, und es gibt Ausschuss. Beides hat damit zu tun, dass bis heute nicht alle Prozesse in einer Zelle transparent sind. Um diese Blackbox zu öffnen, hat sich FIASA im Jahr 2018 für die Kooperation mit Bühler entschieden. Zusammen haben sie die Entwicklung des Smart Cell Management Systems (SmartCMS), das Informationen von allen Peripheriegeräten in einem System zusammenbringt, vorangetrieben. SmartCMS ist nicht einfach eine Zellensteuerung, sondern legt den Grundstein für ein intelligentes Management von ganzen Druckgiesszellen, inklusive Anbindung an Internetdienste. «Für uns hat die Anfrage von Bühler, als Betatestkunde ins Projekt involviert zu werden, perfekt gepasst», sagt Hunke. Natürlich könne man eine Zellensteuerung durch Informatiker selbst entwickeln. Der grosse Unterschied sei aber, dass bei Bühler nicht der Informatiker, sondern der Anwendungstechniker die Funk^SYXKVS^¶^OX NO XSO\^ .SO 0S\WK ,ÍRVO\ MRK\KU^O


SmartCMS / DIGITALE LÖSUNGEN

Eine Benutzeroberfläche für alle Peripheriegeräte: das Team von Bühler während der Inbetriebsetzung der neuen Giesszelle von FIASA in Spanien.

risiere ich dadurch, dass sie sowohl Maschinenher- neue Zelle waren hoch. Um eine lückenlose Rücksteller als auch Technologieführer bei der Anwen- verfolgbarkeit des gesamten Prozesses auf das eindungstechnik ist.» zelne Gussteil zu gewährleisten, integrierte FIASA U_\dO\RKXN NSO =^\KRVKXVKQO d_\ 9LO\ ¶MROX`O\ Komplexe Zelle intelligent steuern edelung in die Zelle. Dadurch, dass kein manueller Beide Projektpartner hatten von Anfang an dasselbe Transportweg zwischen der Zelle und dem StrahlZiel vor Augen: höhere Verfügbarkeiten und niedri- vorgang mehr liegt, kann so keine Vermischung mit gere Ausschussraten in der FIASA-Produktion. Zu- Daten von anderen gegossenen Teilen passieren. .SO XKVO 7K\USO\_XQ XYMR SXXO\RKVL NO\ DOVVO sammen wollten sie zudem Erkenntnisse sammeln, um SmartCMS weiter zu optimieren. «Wichtig war, mit dem Datamatrix-Code – vergleichbar mit einem dass Bühler und FIASA denselben Fokus hatten, Strichcode im Supermarkt – ermöglicht es nun, das nämlich die Industrie-4.0-Initiative voranzutreiben», sagt Oliver Walter, Projektleiter bei Bühler. Die Bereitschaft, sich iterativ, also schrittweise wiederholend, anhand von zweiwöchigen Entwicklungszyklen der optimalen Lösung zu nähern und im VIDEO engen und vertrauensvollen Austausch zu stehen, aK\ K_P LOSNOX =OS^OX NK .KXU NO\ QOYQ\K ]MROX Nähe zwischen Spanien und der Schweiz konnte das Schauen Sie sich hier das Video Team monatliche Meetings abhalten und die Roadüber das SmartCMS-Projekt von map regelmässig den Bedürfnissen von FIASA FIASA und Bühler an. anpassen. Die Anforderungen seitens FIASA an die buhlergroup.com

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«DAS SMART CELL MANAGEMENT SYSTEM ERHÖHT DIE VERFÜGBARKEIT UND REDUZIERT DIE KOSTEN FÜR DAS EINZELNE GUSSTEIL.» JENS HUNKE CEO von Fundiciones Inyectadas Alavesas, S.A. (FIASA)

über die Datamatrix nachverfolgen, ob irgendwo ein Prozessparameter aus dem Ruder lief. So können sie auch zukünftig diesen Parameter besser im Griff behalten. Denn je später in der Produktionskette ein Schlechtteil auftaucht, desto mehr Kosten generiert es in Folgeprozessen. Das Ziel ist, ein Schlechtteil nicht erst bei der Qualitätskontrolle zu entdecken. «SmartCMS hilft unseren Kunden, Qualitätsdaten ,K_^OSV OSXdOVX d_ SNOX^S dSO\OX _XN aSONO\ WS^ NOX zu erheben und Fenster für Parameter zu legen, Prozessdaten seiner Herstellung zu koppeln. «Unser innerhalb derer sich stetig ein qualitativ hochsteZiel war eine Inselproduktionslösung, in der wir das hendes Teil produzieren lässt», sagt Walter. >OSV QSO]]OX ]^KXdOX ]^\KRVOX `O\S dSO\OX _XN ZO\ .K^KWK^\Sb SNOX^S dSO\OX ]KQ^ 2_XUO =Y UKXX Zelle zentral starten FIASA gegenüber dem Kunden eine Transparenz zu Seit Frühjahr 2019 steht die Zelle in den Hallen von Herkunft und Herstellung der Bauteile schaffen. FIASA und liefert erste Erkenntnisse. SmartCMS als Schaltzentrale, sozusagen als Gehirn der Zelle, steht Ursachen für Ausschuss erkennen als unscheinbares Touchpanel davor. Viele der ProDen grössten Nutzen der Rückverfolgbarkeit hat zessdaten der einzelnen Peripheriegeräte sind zum FIASA jedoch intern. «Wir wollen verstehen, welche ersten Mal überhaupt zentralisiert für den AnlagenDaten für ein gutes Gussteil entscheidend sind», sagt bediener sichtbar. «Der Zugang zu diesen Daten Hunke. Kombiniert man also die komplexe Druck- bedingt eine enge Zusammenarbeit mit allen Partgiesszelle mit SmartCMS, wird es spannend: Vom nern, die einen Teil der Peripherie geliefert haben», Zeitpunkt des Schusses über die Einstellungen der sagt Walter. Zur aufschlussreichen Datenerhebung Druckgiessmaschine bis hin zur Temperatur des hat das Engineering-Team von Bühler insgesamt Kühlbeckens kann jeder Prozessparameter zu jeder auch mehr Sensoren in die Zelle eingebaut. Die so Zeit wieder aufgerufen werden. «SmartCMS sam- gewonnenen Datenmengen sind riesig, täglich wermelt und speichert die Daten über alle Peripheriege- den 1,42 Gigabyte Daten gesammelt und auf der digiräte innerhalb der Zelle, was uns wiederum Auf- talen Plattform Bühler Insights bereitgestellt. schluss über das Formprogramm beim konkreten Für den Giesser bedeutet diese Datenlawine erst Gussteil gibt», so Hunke. einmal mehr Training. Nach der Einarbeitung ins Das bedeutet, dass Ursachen für Ausschuss besser System kann er seine Tätigkeit jedoch zielgerichteerkannt werden und möglicherweise von Vornher- ^O\ _XN OP dSOX^O\ LOaO\U]^OVVSQOX 7KX_OVVO :\Íein vermieden werden können. Wenn die Mitarbei- fungen fallen weg, und er kann die ganze Zelle zentenden der Qualitätskontrolle im Röntgengerät ein tral starten oder stoppen sowie Meldungen bestätiSchlechtteil entdecken, können die Anlagenbediener gen oder Parameter verändern.

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diagramm #179


SmartCMS / DIGITALE LÖSUNGEN

Die Datenvielfalt macht nicht nur Prozesse transparenter, sondern auch den Verschleiss. Der grösste Feind der Verfügbarkeit ist die ungeplante Störung, welche die Zelle zum Stillstand zwingt. «Wenn uns hingegen die Zelle dank SmartCMS sagt ‹Bald kommt eine Störung›, dann können wir die benötigte Wartung oder Störungsbehebung in einer sowieso geplanten Unterbrechung lösen», sagt Hunke. «Dadurch erhöht sich unsere Verfügbarkeit und dementsprechend reduzieren sich die Kosten für das einzelne Gussteil.»

Oben: Jedes einzelne Gussteil kann per DatamatrixCode identifiziert und rückverfolgt werden. Unten: Oliver Walter und Jens Hunke vergleichen ein Gussteil mit den entsprechenden Daten im SmartCMS.

Investition in die digitale Zukunft Das Zusammenführen aller Daten macht SmartCMS zum perfekten Ausgangspunkt für digitale Dienstleistungen mit Datenanalytik. «In Zukunft wird es möglich sein, dank Algorithmen künstliche Intelligenz ins System einzubringen», sagt Walter. Die Zelle soll letztendlich fähig sein, sich selber zu optimieren und die besten Produktionsparameter für jedes Produkt selbständig ermitteln können. Erste spezi ]MRO .SOX]^VOS]^_XQOX O^aK :\ONSM^S`O +XKVc^SM] ein digitaler Service zur vorausschauenden Instandhaltung (siehe Seite 86), sind bereits auf dem Markt. Mit der neuen Druckgiesszelle und deren Bereitschaft für Konnektivität hat FIASA eine erste grosse Investition in Richtung Industrie 4.0 gemacht. Jens Hunke ist überzeugt, dass er durch SmartCMS nur gewinnen kann. «Wie die meisten Zulieferer in der Automobilbranche sind wir auf der Suche nach alternativen Verkaufsmärkten», sagt Hunke. «Wer im Prozess- und Materialwettbewerb rund um die Elek^\S dSO\_XQ NO] +X^\SOL]]^\KXQ] KW QÍX]^SQ]^OX _XN leichtesten produzieren kann, gewinnt. Ich glaube, dass Anwender von SmartCMS in Zukunft auch andere Technologien wie Schmiedeteile oder Bleche ersetzen können.»

«IN ZUKUNFT WIRD ES MÖGLICH SEIN, DANK ALGORITHMEN KÜNSTLICHE INTELLIGENZ INS SYSTEM EINZUBRINGEN.» OLIVER WALTER Projektleiter von Bühler buhlergroup.com

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/ WUSSTEN SIE SCHON?

WUSSTEN SIE SCHON, ... Diese Massenbewegung bringt Herausforderungen unter anderem in den Bereichen Abfall- und Abwasserentsorgung, Verkehr und Energie sowie Infrastruktur mit sich.

‌, dass New York die erste Megacity war? Im Jahr 1930 knackte die Stadt die Marke von zehn Millionen Einwohnern. Bald darauf folgte Tokio und ßberholte New York 1954. Tokio hat heute 38 Millionen Einwohner.

‌, dass das Städtewachstum vor DOOHP LQ GHQ (QWZLFNOXQJV XQG 6FKZHOOHQOĂ‹QGHUQ VWDWWÄąQGHW" Von den weltweit grĂśssten Megastädten liegen die meisten im asiatischen Raum. In China und Indien boomt die Wirtschaft, was grosse Teile der LandbevĂślkerung LQ GHU +RÄłQXQJ DXI $UEHLW XQG EHVVHUH Perspektiven in Ballungszentren zieht.

‌, dass Städte, die mehr als 10 Millionen Einwohner haben, als ÂŤMegacitysÂť bezeichnet werden? Heute gibt es weltweit Ăźber 30 Megacitys.

‌, dass rund 70% der &2ƴ (PLVVLRQHQ weltweit in urbanen Gebieten entstehen?

> 10 MILLION RESIDENTS

‌, dass in China auf Grund des rasanten Städtewachstums soge nannte Entlastungsstädte rund um die Megacitys gebaut werden? Diese Entlastungsstädte bieten ebenfalls Millionen von Menschen Platz. Peking soll in Zukunft aus mehreren Grossstädten bestehen, die alle zur städtischen Grossregion Jing-Jin-Ji gehĂśren sollen mit Ăźber 1 Milliarde Einwohner.

Diese sollen in sogenannten Smart Cities verringert werden. Ziel der Smart Cities ist es, anhand digitaler Technologien die Grossstädte ressourcenschonender, grßner und lebenswerter zu machen.

..., dass ein grosser Baum Ăźber seine Lebensdauer ELV ]X 7RQQHQ &2Ć´ aus der Luft entziehen kann?

‌, dass laut der UNO jeder siebte Mensch in einem Slum lebt?

‌, dass Bäume in Städten als natĂźrliche Klimaanlage eingesetzt werden?

Das sind rund eine Milliarde Menschen. Problematisch in diesen Stadtteilen ist die schlechte Wasser- und Energieversorgung sowie die mangelnde Abwasser- und MĂźllentsorgung.

Ein ausgewachsener Laubbaum kann an einem heissen Sommertag bis zu 400 Liter Wasser verdunsten. Das Wasser verbraucht beim Verdunsten Wärme, wodurch die Umgebung abgekßhlt wird.

%Ă‹XPH IXQNWLRQLHUHQ DOV /XIWÄąOWHU XQG WUDJHQ zur Verbesserung des innerstädtischen Klimas bei.

IMPRESSUM: DIAGRAMM 179 / AUGUST 2019 9HUÄ…ÄłHQWOLFKW GXUFK BĂźhler AG, Corporate Communications, 9240 Uzwil, Schweiz. E-mail: info@buhlergroup.com. Chefredaktorin: Michèle Bodmer, Head of Publications and Multimedia. Redaktorin: Carmen PĂźntener, Multimedia Specialist. Projektkoordination: Jekaterina Gluzman, Project Coordinator Publications; Bianca Richle, Communications Manager. Beiträge: Janet Anderson; Burkhard BĂśndel, Head of Corporate Communications; Anthony Bullock; David Gilliver; William Hatchett; Lukas Hofstetter, Social Media Manager; Anja Metzger, Multimedia Specialist; Ian Roberts, Chief Technology 2Ä´FHU 6WXDUW 6SHDU /LOLDQ :HKUOH ,QWHUQ Layout: Artismedia GmbH, Stuttgart, Deutschland; Jekaterina Gluzman. Ăœbersetzung: Ruth Hafen, Texthafen, ZĂźrich; Telelingua, ZĂźrich. Lektorat: Text Control AG, ZĂźrich. ,QIRJUDÄąNHQ Michael StĂźnzi, ZĂźrich (S. 66–67); Zinc & Broccoli, Bangalore, India (p. 85). Druck: Galledia AG, Flawil, Schweiz. Fotos: L6WRFN &RYHU 6 Ĺ&#x; Ĺ&#x; -XGLWK $ÄłROWHU 6 Ĺ&#x; Ĺ&#x; 7KRPDV (XJVWHU 6 Ĺ&#x; Getty Images (S. 6–7, 8, 33); One Young World (S. 29–30); Markel Redondo (S. 90–93); Shutterstock (S. 18–19, 21–24, 37, 52, 62–63, 76–77). PERFORMA NCE

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diagramm #179

neutral Drucksache No. 01-19-754490 – www.myclimate.org Š myclimate – The Climate Protection Partnership

Quellen: World Urbanization Prospects, United Nations, 2018; Statista; Stadtbäume fßr den Klimaschutz, Berner Fachhochschule, 2017; Megacities Carbon Project, NASA, 2014.

‌, dass gemäss der Vereinten Nationen im Jahr 2050 rund zwei Drittel der BevĂślkerung in urbanen Regionen leben werden?

MEGACITIES


/ CTO-KOLUMNE

ÂŤWIR MĂœSSEN UNS VERĂ„NDERNÂť

DAS ZENTRALE THEMA unserer ersten BĂźhler Networking Days im Jahr 2016 war die Herausforderung, bis 2050 neun Milliarden Menschen auf nachhaltige Weise zu ernähren. Wir haben damals unser bisheriges Lebensmittelsystem dargestellt: 24 Prozent der Treibhausgasemissionen entstehen in der Landwirtschaft, 69 Prozent des Frischwassers werden in der Landwirtschaft verbraucht, 30 Prozent des weltweiten Energiebedarfs gehen auf Kosten der Lebensmittelproduktion und 30 Prozent der Lebensmittel gehen verloren oder werden weggeworfen – trotzdem mĂźssen 800 Millionen Menschen hungern. Wir haben uns die Frage gestellt, was wir in unserem Unternehmen sowie in unserer Branche tun kĂśnnen, um 2050 neun Milliarden Menschen mit sicheren, nährstoffreichen und erschwinglichen Nahrungsmitteln zu versorgen. Anschliessend haben wir als Unternehmensziele festgelegt, Abfälle und Energieverbrauch in den WertschĂśpfungsketten unserer Kunden um 30 Prozent zu reduzieren. Hochambitioniert? Allerdings. Ausreichend? Nach unserer Ansicht schon. Im Alleingang machbar? Keine Chance. Um diese Ziele zu erreichen, waren eine vĂśllig neue Dimension der Zusammenarbeit _XN OSXO Q\Y]] ÂśMRSQO °LO\XKRWO XO_O\ ^\KX]PY\mativer Technologien nĂśtig. 2018 in China haben wir diese Zielvorgaben auch gegenĂźber unseren Kunden im Bereich Advanced Materials festgelegt und damit bekräftigt, dass die Ziele fĂźr unser gesamtes Unternehmen und branchenĂźbergreifend gelten.

Seit 2016 arbeiten wir daran, neue Technologien auf den Markt zu bringen, die MĂśglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen und Partnerschaften mit Kunden, Lieferanten und Start-ups einzugehen, um LĂśsungen zu erarbeiten, mit denen wir diese Ziele erreichen kĂśnnen. 4O^d^ NK NSO 8O^aY\USXQ .Kc] # ]^K^^ XNOX mĂźssen wir jedoch feststellen, dass die Welt sich weiter verändert hat. Der Weltklimarat ist zu dem Schluss gekommen, dass wir noch 12 Jahre haben, um die irreversiblen Schäden zu verhindern, die ein globaler Temperaturanstieg um 1,5 Grad Celsius gegenĂźber dem vorindustriellen Niveau mit sich bringt. Im Juni 2019 hatten wir in Europa Rekordtemperaturen. Mit beeindruckender Courage und Deutlichkeit hat uns die aussergewĂśhnliche 16-jährige 5VSWKKU^S`S]^SX 1\O^K >R_XLO\Q KX _X]O\O : SMR^ erinnert, den Klimawandel zu bekämpfen. Die WeltbevĂślkerung wird fĂźr das Jahr 2050 inzwischen nicht mehr auf 9, sondern auf 9,8 Milliarden Menschen geschätzt. Die Dringlichkeit hat zugenommen, die Herausforderung hat an Masse QOaYXXOX _XN aS\ RKLOX NSO UVK\O @O\Z SMR^_XQ zu handeln. Wir haben unsere Zielvorgaben auf eine 50-prozentige Reduktion von Abfällen sowie Energie- und Wasserverbrauch angehoben. Wir haben Wasser als ZielgrĂśsse hinzugefĂźgt, da wir allein durch die Lebensmittel auf unserem Teller täglich mindestens 3000 Liter Wasser verbrauchen. Wir haben unsere Zielvorgaben nicht deshalb geändert, weil wir 30 Prozent erreicht haben, sondern weil wir bei erneuter ĂœberprĂźfung zu dem Schluss gekommen sind, dass das einfach nicht genug ist. Wir werden unsere Ausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung und unsere Partnerschaften auf das Erreichen dieser Ziele konzentrieren, und wir sind Ăźberzeugt, dass dabei gute Geschäftsmodelle entstehen. Die kommenden zehn Jahre werden darĂźber entscheiden, welches Erbe wir den zukĂźnftigen Generationen hinterlassen, und wir stehen vor einer ganz einfachen Frage: Wollen wir handeln oder nicht? Wir mĂźssen jetzt handeln, wir mĂźssen innerhalb unseres gesamten Netzwerks zusammenarbeiten, und wir mĂźssen uns als Branche, als Unternehmen und als Einzelpersonen radikal verändern.

FOOD FOR THOUGHT

IAN ROBERTS, CTO BĂœHLER GROUP



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