Bayreuther Sonntagszeitung vom 26.05.2013

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26. Mai 2013

Im Blickpunkt: Sophienstraße

Bayreuther Sonntagszeitung

Drei Markgräfinnen als Namenspatroninnen Die Sophienstraße ist seit jeher eine wichtige Einkaufsstraße in der Bayreuther Innenstadt

BAYREUTH. Die Sophienstraße im Herzen der Bayreuther Innenstadt ist seit jeher eine der abwechslungsreichsten und bestfrequentiertesten Einkaufsstraßen. Die Sophienstraße verbindet die Max- und die Schulstraße mit der Friedrichstraße. In der Sophienstraße, die seit den 1980er-Jahren Teil der Fußgängerzone ist, finden sich zahlreiche Geschäfte mit teils langer Tradition aus den verschiedensten Branchen. Vor ihrer Benennung als Sophienstraße hieß die Straße „Breite Gasse“, in noch früheren Zeiten „Sutte“, was so viel wie „feuchte Stelle“ bedeutet, sowie in ihrem südlichen Teil „Priestergasse“. Woher hat die Sophienstraße aber ihren Namen? Fest steht, dass die Straße 1889 zur Sophienstraße wurde und dass sich der Straßenname auf die drei Gattinen des Markgrafen Christian Ernst (1644 bis 1712) bezieht. Werfen wir daher einen Blick auf die drei Ehefrauen des Markgrafen, der als toleranter Bayreuther Landesherr Verwaltung und Wirtschaft förderte, das Militär deutlich ausbaute und eben wegen dieser militärischen Ambitionen der einzige Markgraf war, der reichspolitisch – etwa bei der Zurückschlagung der Türken vor Wien – wirklich Bedeutung erlangte. Im Alter von 18 Jahren heiratete der Markgraf

im Jahr 1662 die gleichaltrige Erdmuthe Sophie, die Tochter des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen. Für ihre Zeitgenossen war die streng religiös erzogene und schriftstellerisch tätige Erdmuthe Sophie „die schönste Princessin Teutschlands“, für den Hofstaat in Bayreuth aber schlicht die „Femme Fatal“. Jedenfalls schien die junge Markgräfin in der Ehe nicht allzu glücklich gewesen zu sein. Bereits nach zwei Jahren hatte sie eine Affäre mit einem Rittmeister und später ging sie mit dem Oberrittmeister fremd. Der Markgraf ging auf diesen mit Degen und Pistole los, in einem Brief an einen Dritten nannte Christian Ernst seine Gattin einen „Flacken“ und eine „Hure“. Zwar kam es wieder zur Versöhnung, die Markgräfin starb aber mit 26 Jahren an einem Unterleibsleiden. Die Fertigstellung ihres heute nicht mehr existenten Schlosses auf dem damaligen Culmberg erlebte Erdmuthe Sophie nicht mehr. Ihr zu Ehren wurde die Anhöhe in „Sophienberg“ umbenannt. Seine zweite Ehe schloss Christian Ernst 1673 mit Sophie Luise von Württemberg. Aus der Ehe ging 1678 der Erbprinz Georg Wilhelm sowie als Tochter Christiane Eberhardine, die spätere Gemahlin von August dem Starken, hervor. Nach dem Tod der zweiten

Gattin heiratete der Markgraf 1703 Elisabeth Sophie, eine Tochter des Großen Kurfürsten von Preußen. Elisabeth Sophie war in erster Ehe mit dem Herzog von Kurland vermählt, nach dessen Tod heiratete sie den Bayreuther Markgrafen. Die dritte Ehegattin hatte eine besondere Vorliebe für Erlangen, wo ihr Mann Anfang des 18. Jahrhunderts

ein völlig neues Stadtbild schaffen ließ. Von der Markgräfin ging insbesondere die Anregung für die Errichtung der dortigen barocken Schloßbauten aus. Außerdem ist überliefert, dass der aufwändige Lebensstil der beiden letzten Ehegattinen und des Markgrafen selbst die finanzielle Situation des Markgrafentums erheblich belastete. rs


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