Bayreuther sonntagszeitung vom 23 12 2017

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Gesundheit

Bayreuther Sonntagszeitung

23. Dezember 2017

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S prechstunde am Sonntag

Die andere Seite von Weihnachten Stille Nacht – Es gibt wohl kaum ein emotional stärker besetztes Datum als den 24. Dezember. Weihnachten ist nicht nur ein kirchliches Fest. Es ist ein Fest, bei dem es um Themen wie Beziehung und Bindung geht. Und auch um Einsamkeit. „Weihnachten kann sehr ausschließend sein“, sagt Dr. Johannes Kornacher, Leitender Oberarzt des Depressionszentrums am Bezirkskrankenhaus Bayreuth. Ausschließend, weil es so auf familiäre Beziehungen fokussiert ist, dass für Außenstehende oft kein Platz zu sein scheint. Als Familienfest ist Weihnachten für manche dann eben auch ein „ausschließendes Fest“. Harmonie in der Familie wird dann überstrapaziert, jeder hat hohe Erwartungen an die Feiertage, es ist wenig Zeit für anderes. Beziehungen und Bindungen sind Themen, die maßgeblich sind für die psychische

Stabilität, eine Beziehung zu anderen Menschen wirke in der Regel stabilisierend auf die Seele. Das Bedürfnis nach Beziehung zu anderen Menschen ist angeboren, wir sind darauf angewiesen. Wem der Aufbau und die Pflege stabiler Beziehungen nicht gelingt – beispielsweise weil er sie in den prägenden frühkindlichen Beziehungen wegen Trennung oder Vernachlässigung entbehren musste – hat ein erhöhtes Risiko, körperliche oder psychische Störungen zu entwickeln. Solche Bindungsstörungen führen dann oft erst im späteren Leben zu gesundheitlichen Folgen, beispielsweise in Form von Angststörungen, Depressionen oder psychosomatischen Störungen. Beziehung und Bindung sind also existenzielle Themen – und zu Weihnachten stehen sie besonders im Mittelpunkt. Beziehungen zu haben und zu leben sei wichtig und da eine Beziehung eben nicht nur gute

Dr. med. Johannes Kornacher Leitender Oberarzt Depressionszentrum Seiten habe, sondern auch von Reibung und Konflikten geprägt wird – Kornacher: „Das eine geht ohne das andere nicht“ – sollte man selbst den Familienzoff an Feiertagen nur als die andere Seite der Medaille sehen. Zeige er doch, dass man zumindest noch Bezug zueinander habe. Stille Nacht – einsam wacht. Das emotional besetzte

Institutsambulanz erweitert

Verbesserte Therapiemöglichkeiten am Bezirkskrankenhaus

Freuen sich über die verbesserten Therapiemöglichkeiten in der erweiterten Psychiatrischen Institutsambulanz: Thomas Wagner, Leiter der Fachpflege, Dr. Achim Rubel, Ärztlicher Leiter der Psychiatrischen Institutsambulanz, Vorstand Katja Bittner und Thomas Kallert, Leitender Ärztlicher Direktor der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken (von links). Foto: red BAYREUTH. Um die steigende Nachfrage nach schneller und unkomplizierter Hilfe bei psychischen Problemen bedienen zu können, erweiterte das Bezirkskrankenhaus Bayreuth die Psychiatrische Institutsambulanz. Mit einem Kostenaufwand von 75.000 Euro wurden drei Therapieräume, ein Gruppenraum sowie ein Aufenthaltsraum mit Kinderecke und Wickelplatz neu geschaffen. Die Bauzeit betrug rund fünf Monate.

Bayreuther

Die Psychiatrische Institutsambulanz mit ihren insgesamt 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat jetzt nach der Erweiterung folgende neue Angebote: Eine ADHS-Ambulanz, eine Informationsgruppe Depression, ein Gruppenangebot ADHS, eine gestalttherapeutische Gruppe sowie eine Gruppe für Muskelentspannung nach Jacobsen. Weitere Therapiegruppen sind in Planung. In der Psychiatrischen Institutsambulanz in Bayreuth werden psychiatrische und psy-

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chosomatische Erkrankungen ambulant und aufsuchend behandelt. Zu den Schwerpunkten zählen Depression, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen, ADHS, Sucht, Gerontopsychiatrie und heilpädagogische Behandlung. Außerhalb der Sprechzeiten steht bei Krisen der diensthabende Arzt des Bezirkskrankenhauses unter der Telefonnummer 0921/283-0 zur Verfügung. red

0921/1627280-40

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Fest ist gerade für Menschen, die allein sind, schwierig. Wer allein ist, bekommt die Last dieser Erwartungen noch stärker zu spüren. Vor allem spürt er, dass er vielleicht nur wenige tragfähige Beziehungen hat. Ist jemand tatsächlich abgetrennt von Beziehungen, sei es in der Familie oder auf der Arbeitsstelle, spricht man von Isolation. „Ein sehr isoliert lebender Mensch ist faktisch ausgegrenzt.“ Stille Nacht – einsam wacht. Das bekannte Weihnachtslied betont den positiven, heilsamen Aspekt fürsorglicher „Nachtwache“, die Verantwortung übernimmt für Schutzbefohlene. Ganz anderes das negativ getönte Einsamkeitsgefühl, dem letztendlich eine ablehnende Bewertung des Alleinseins zugrunde liegt. Letztlich der Eindruck, man habe nicht genug Menschen, die einen lieben und die man liebt. Erst die ablehnende Bewertung verbindet damit un-

angenehme Gefühle wie Traurigkeit. Zeiten des Alleinseins brauchen wir aber ebenso für psychische Stabilität wie gute Beziehungen. Auch ununterbrochene Betriebsamkeit und entgrenzter Medienkonsum verhindern Achtsamkeit für die notwendige Selbstfürsorge, das macht auf Dauer psychisch und körperlich genauso krank. Eine Krankheit bedarf der Diagnostik und einer Behandlung, die ihre Ursachen berücksichtigt – wie es am Bezirkskrankenhaus Bayreuth gewährleistet wird. Anlaufstelle ist hier die Psychiatrische Institutsambulanz. Die bereits genannten psychischen Erkrankungen und begleitende körperliche Funktionsstörungen sowie Schmerzen sprechen gut auf fachkundige psychiatrische und psychosomatische Therapie an. Meist ist eine ambulante Behandlung ausreichend, in hartnäckigen Fällen sollte man die Unterstützung durch ein

erfahrenes Team aus Ärzten, Fachpflege, Psychologen, Sozialpädagogen und Spezialtherapeuten in einem tagesklinischen oder vollstationären Behandlungsrahmen in Anspruch nehmen. Patienten und ihr Umfeld dürfen nicht nur bei der Besserung von Krankheitssymptomen auf wirkungsvolle Hilfe hoffen. Mit der nötigen Geduld und Bereitschaft kann im Spannungsfeld zwischen Selbstfürsorge und Beziehungsanforderungen langfristig eine gesundheitsfördernde Balance gelingen.

Bezirkskrankenhaus Bayreuth Nordring 2, 95445 Bayreuth Tel.: (0921) 283-0 Fax: (0921) 283-7002 Mail: bayreuth@gebo-med.de www.gebo-med.de

Der 49. Kurs ist gestartet

Ausbildung zum Med.-Techn. Laboratoriumsassistenten

Allein unter Frauen: Andreas Rieß ist der einzige Mann im neuen Kurs. Er hat kein Problem damit. Foto: red BAYREUTH. 21 Schülerinnen und ein Schüler: Zusammen sind sie der neue und 49. Kurs der Berufsfachschule für MedizinischTechnische Laboratoriumsassistenten (MTLA) der Klinikum Bayreuth GmbH. In den kommenden drei Jahren absolvieren diese jungen Leute eine Ausbildung, die mit einer staatlichen Anerkennung endet. „Die Berufsaussichten für MTLAs sind her-

vorragend“, sagt Schulleiterin Ulrike Freiesleben-Ulbrich. „In unserem Beruf herrscht Vollbeschäftigung.“ Auch im Institut für Laboratoriumsmedizin und Mikrobiologie und im Institut für Pathologie der Klinikum Bayreuth GmbH sind viele Absolventen der Berufsfachschule beschäftigt. Was angehende MTLAs mitbringen sollten? „Eine Portion naturwissenschaftliches Interesse, einen Schuss ana-

lytisches Talent und eine Prise Idealismus“, sagt Ulrike Freiesleben-Ulbrich. Im kommenden Jahr feiert die Berufsfachschule ein Jubiläum, dann steht der 50. Kurs an. Noch gibt es freie Plätze, bewerben kann man sich bis Ende Februar 2018. Weitere Informationen unter der Telefonnummer 0921/74549010 oder per E-Mail an mtlaschule@klinikum-bayreuth. de . red

Dienstjubiläen am Bezirkskrankenhaus BAYREUTH. Helene Neumann ist Leiterin der Weiterbildungsstätte am Bezirkskrankenhaus Bayreuth. Als die Bayreuther noch vom Nervenkrankenhaus sprachen, fing sie hier ihren Dienst an. Das war vor 40 Jahren. 40 Jah-

re, in dem aus dem Nervenkrankenhaus von damals eine hochmoderne psychiatrische Klinik wurde, wie Helene Neumann sagt. Sie ist nicht die einzige, die die Entwicklung des Bayreuther Bezirkskrankenhauses

schon so lange begleitet. Auch Doris Lauterbach (Schreibdienst) und Petra Vogel (Pflege) feierten ihr 40-jähriges Dienstjubiläum. Seit 25 Jahren dabei sind Gerlinde Günthner (Schreibdienst) und Stephan Prechtel (Sozialpädagoge). red


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