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Boulevard
23. Februar 2014
A uf eine Tasse Kaffee „KoKi“ ist die Abkürzung für „Netzwerk frühe Kindheit“. Seit 2009 gibt es dieses vom Bayerischen Sozialministerium geförderte Angebot im Landkreis und seit 2010 in der Stadt Bayreuth. Grundgedanke ist die frühzeitige Unterstützung und Beratung von Familien in allen Fragen der Entwicklung, Förderung und Erziehung Ihres Kindes bis zum Alter von drei Jahren. Im Landratsamt Bayreuth arbeiten Daniela Löblein und Sabine Jobst für KoKi, in der Stadt Bayreuth ist Yvonne Daßler zuständig. BTSZ: Wie kann man sich die
Arbeit von KoKi in der Praxis vorstellen? Daniela Löblein: Es gibt zwei große Komponenten, die Fallarbeit und die Netzwerkarbeit. KoKi ist ein freiwilliges Angebot für Familien mit Kindern von bis zu drei Jahren. Der direkte Kontakt mit den Familien findet selten im Landratsamt oder Rathaus, sondern bei Hausbesuchen bei den Familien statt. Unsere Aufgabe ist dabei meist die vermittelnde Hilfe. Es geht etwa darum, Krippenplätze zu besorgen, Tagesmütter zu vermitteln oder auch Kontakt zu Beratungsstellen für Mütter herzustellen. Es kann auch darum gehen, Kontakte zur Schuldnerbe-
ratung herzustellen oder bei der Beantragung von Elterngeld oder eines Kindergeldzuschusses behilflich zu sein. Wir sind den Familien dabei behilflich, sich mit der neuen Situation nach der Geburt eines Kindes zurecht zu finden. Wir arbeiten quasi präventiv, damit es gar nicht erst zu einer Überforderung der Eltern kommt. Eine Zusammenarbeit mit uns wird infrage kommenden Familien beispielsweise oft über die Ärzte oder Hebammen angeraten oder die Familien kommen über Mund-zu-Mund-Propaganda zu uns. BTSZ: Welche neuen Möglichkei-
Die Sozialpädagoginnen Daniela Löblein, Yvonne Daßler und Sabine Jobst (von links) sind die Mitarbeiterinnen des Projektes „KoKi – Netzwerk frühe Kindheit“ in Stadt und Landkreis Bayreuth. Foto: Roland Schmidt
ten zur Unterstützung von Familien mit kleinen Kindern gibt es seit dem vergangenen Jahr? Sabine Jobst: Aus der Bundesinitiative „Frühe Hilfen“ gibt es seit 2013 Gelder, um in den Familien bis zu ein Jahr lang Familienhebammen, Kinderkrankenschwestern oder ehrenamtliche Helfer, die in Bayreuth über das „Wellcome-Projekt“ der Familienbildungsstätte gefunden werden, einzusetzen. Bei den Familienhebammen handelt es sich um speziell geschulte Kräfte, die besonders auf die Entwicklung der Kinder achten, schauen, wie sich die Mutter-Kind-Bindung entwickelt oder auch mal zusammen mit der Familie Anträge für Hilfeleistungen ausfüllt. Kinderkrankenschwestern werden eingesetzt, wenn es um gesundheitliche Probleme bei den Kindern geht. Hier unterstützen der Paritätische Wohlfahrtsverband und der „Bunte Kreis“. Alle unsere Hilfsangebote sind für die Eltern freiwillig. Wir haben auch gegenüber dem Jugendamt Schweigepflicht, es sei denn, es geht um extreme Fälle mit Kindswohlgefährdung. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr über „KoKi – Netzwerk frühe Kindheit“ im Landkreis Bayreuth 44 Familien betreut, in der Stadt Bayreuth waren es 32 Familien. BTSZ: Im Rahmen von KoKi als Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Landkreis in der familienfreundlichen Region Bayreuth wurden auch schriftliche Ratgeber herausgebracht? Yvonne Daßler: Mit Unterstützung der Bundesinitiative „Frühe Hilfen“ konnten wir Ende vergangenen Jahres das von Stadt und Land-
Bayreuther Sonntagszeitung
Diesmal im Gespräch mit Roland Schmidt:
Die Mitarbeiterinnen von KoKi kreis gemeinsam herausgegebene „Familienbuch“ in einer zweiten Auflage bringen. Es handelt sich dabei um ein 110 Seiten starkes Handbuch für Schwangere, Eltern und Alleinerziehende mit Kindern im Alter von null bis drei Jahren. Darin enthalten sind Aufstellungen über Ärzte, Fachärzte, Hebammen, Krankenhäuser und Therapeuten in Stadt und Landkreis. Ferner gibt es Beratungsadressen zu allen relevanten Fragestellungen, eine Übersicht über Gruppenangebote, eine Übersicht über Freizeitangebote, die Adressen von Kinderbetreuungseinrichtungen sowie eine Übersicht über die Adressen von Ämtern und deren Zuständigkeiten bei möglicher finanzieller Unterstützung. Außerdem wird kurz auf rechtliche Fragestellungen, etwa zu den Themen Vaterschaft, Sorgerecht, Umgangsrecht und Elternzeit eingegangen. Auch Möglichkeiten zum preisgünstigen Einkaufen für Familien mit kleinen Kindern werden aufgezeigt. Das Familienbuch wird allen „Willkommenspaketen“, die an die Eltern von Neugeborenen im Bayreuther klinikum oder im Pegnitzer Krankenhaus ausgegeben wird, beigelegt. Ebenfalls mit Unterstützung der Bundesinitiative „Frühe Hilfen“ haben wir einen „Familienkalender 2014“ herausgebracht. Dies ist eine Organisationshilfe für Famlien mit kleinen Kindern, die auch viele praktische Tipps beinhaltet. BTSZ: Was hat es mit der Netzwerkarbeit von KoKi auf sich? Daniela Löblein: Unsere Aufgabe ist es, ein gutes und umfassendes Netzwerk für Familien mit kleinen
Kindern mit relevanten Beratungsstellen aufzubauen und so zu pflegen, dass es in der Praxis gut funktioniert. Zu diesem Zweck haben wir einen „Runden Tisch im Netzwerk frühe Kindheit“ mit vielen Einrichtungen und Organisationen im frühkindlichen Bereich gegründet. Dabei wird ausgelotet, wie man zusammen Familien am besten zur Seite stehen und Synergieeffekte in der gemeinsamen Arbeit nutzen kann. Außerdem lernen sich die verschiedenen Fachstellen auch persönlich besser kennen. Dabei sind Vertreter der Kliniken, der Wohlfahrtsverbände, der niedergelassenen Ärzte, der Kinderärzte, der Frauenärzte, der Hebammen, der Frühförderstelle des Jugendamtes, der Kindergarten-Fachberatung, des Jobcenters sowie der Polizeibeauftragte für Frauen mit Kindern. Der Runde Tisch tagt zwei Mal im Jahr. Außerdem organisieren wir jedes Jahr zusammen mit KoKi Kulmbach eine Fachtagung zu speziellen Themen. Kontakt: KoKi Stadt Bayreuth, Dr.-FranzStr.6, Tel. 0921/251010, E-Mail: koki@stadt.bayreuth.de KoKi Landratsamt Bayreuth, Markgrafenallee 5, Telefon 0921/ 728-176; -404, E-Mail: koki@lra-bt. bayern.de