Mohr/Rink: Am Anschlag der großen Maestros

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Teil I · Große Maestros, hinter der Bühne erlebt

«Ich habe kürzlich im Concertgebouw in Amsterdam gespielt, und achtzig Prozent meiner Zuhçrer waren Deutsche. Was meinen Sie: Soll ich vielleicht doch noch in Deutschland auftreten?» Ich begeisterte mich für diesen Gedanken und sagte: «Maestro, das wäre wunderbar! In Deutschland lebt heute eine ganz andere Generation als damals! Bitte tun Sie das!» – Aber es kam eben nicht mehr dazu. B.R.: Sie haben vorhin erwähnt, dass Rubinstein für Steinway Hamburg ein Konzert gab. Was brachte ihn dazu? F.M.: In Hamburg hatte Rubinstein einen Flügel mit Elfenbeintasten, die in Amerika verboten waren. Man muss wissen: Die Elfenbeintasten hatten – oder haben – kleine, natürliche Poren, die den Schweiß besser absorbieren. Dies ist beim Kunststoff der Fall, EL nicht l S a obwohl man ein Material verwendet, das BAnicht tesori rutschig ist. G a A schwitzigen Trotzdem haben einige Pianisten L mit s M Fingern Mühe R e t E damit. Rubinstein spielte aus V diesemtzGrund damals auf einem EN eschü den ihm das «Israel PhilharHamburger Flügel mitN Elfenbeintasten, N t-g Geburtstag geschenkt hatte. Er beUeinmal monic Orchestra» hzum R g i B r suchte deshalb immer opy wieder die deutsche Fabrik und nahm dieC sen Flügel auch zwei oder drei Mal auf seine Amerika-Tourneen mit. Eines Tages sagte er mir jedoch: «Franz, ich habe heute nicht mehr so Probleme mit Plastiktasten wie früher. Es kostet mich auch sehr viel Geld, den Hamburger Flügel nach Amerika transportieren zu lassen. Ich mçchte auf einen amerikanischen Flügel umsteigen.» So suchte ich einen amerikanischen Flügel aus, der ihm gefiel. B.R.: Als sie zum ersten Mal für ihn stimmten, brachte er Sie ja wegen der rutschigen Tasten in Verlegenheit. F.M.: Das ist eine kçstliche Geschichte, die ich in jenem Moment allerdings nicht so lustig fand. Rubinstein spielte in der Woolsey 34


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