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Kaum haben wir uns auf einer Bank niedergelassen und unser Handgepäck neben uns gestellt, da kommen zwei Männer, in Zivil gekleidet, und setzen sich auf die Bank, die uns genau gegenübersteht. Jetzt wünsche ich, es gäbe wenigstens so etwas wie einen flachen Tisch oder irgendetwas, das mehr Abstand zu dieser anderen Bank gewährt. Die Männer beobachten uns. Ich spüre die Blicke auf uns, auch wenn sie miteinander reden. Mir ist die nahe Gegenwart dieser Menschen äußerst unangenehm. In meinem Innern ist ein Aufruhr. Es schreit regelrecht in mir: O Gott, wie soll ich denn mit diesem Hass leben? Und ich weiß, ich darf mir nichts anmerken lassen. Unter diesen prüfenden Augen schweigend und ruhig zu sitzen ist ungeheuer anstrengend. Ich hoffe inständig, dass man mir die innere Unruhe nicht vom Gesicht ablesen kann. Ob das Zittern meiner Hände auffällig ist? Ich sollte etwas in der Hand haben. Eine Modezeitschrift ist in meiner Tasche, die ich für eine indonesische Freundin mitbringe. Im Koffer konnte ich sie nicht mehr unterbringen. So verstaute ich sie als Reiselektüre. Jetzt bin ich froh, dass ich sie parat habe. Ich versuche, ganz gelassen mit dieser Zeitschrift umzugehen. Doch die Buchstaben verschwimmen vor meinen Augen. Und auch die Bilder helfen nicht. Ich gebe den Versuch auf und stecke die Zeitschrift wieder in die Tasche. Ich kann diese prüfenden Blicke einfach nicht mehr ertragen. Ich stehe auf, stelle meine Handtasche dicht neben Volkhard auf die Bank und sage: «Ich brauche etwas Bewegung.» Er ist in seine Reiselektüre vertieft und nickt nur. Jetzt sehe ich mir unsere Umgebung etwas genauer an. Die Bänke sind immer zu zweit in der gleichen Weise an13


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