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Vorwort

Vital dank Vielfalt und Vernetzung

Damit wir dereinst der Geschichtsschreibung gerecht werden, kommen wir leider nicht darum herum, die Auswirkungen der Pandemie auf unsere Institution kurz zu thematisieren. Ja, auch Brüggli wurde im Geschäftsjahr 2021 ziemlich durchgerüttelt: abgesagte Seminare und Bankette in der Gastronomie Usblick, Produktionsverzögerungen im Industriebereich, Einbussen wegen drastisch steigender Logistikkosten und unberechenbarer Lieferketten … Viel Flexibilität war gefragt, «Konkurrenz belebt das Geschäft –solange die Gebote der Fairness respektiert werden.» besonders auch von unseren Klientinnen und Klienten. Solch ausserordentliche Ereignisse wie diese Pandemie entscheiden manchmal schlicht über «Sein» oder «Nichtsein» von Betrieben und Institutionen. Wie Sie diesem Geschäftsbericht entnehmen können, hat Brüggli das Krisenjahr nicht glanzvoll, aber ausserordentlich gut gemeistert. Starke Netzwerke und Partnerschaften, die auf Fairness basieren, haben Brüggli getragen. Speziell zur Geltung kam die Breite an Leistungen: Selbst wenn einzelne Pfeiler schwanken, gerät unser Brüggli nicht so rasch ins Wanken. Es gibt auch viel Positives zu berichten: So ist zum Beispiel die Nachfrage nach Hundeboxen unserer Eigenmarke 4pets stark gestiegen – genau im richtigen Moment (Seite 22). Und es konnten neue Ideen lanciert werden wie etwa der Mulchroboter Scarabaeus (25), die zeigen: Brüggli rüstet sich, Brüggli schaut voraus, Brüggli hilft sich selbst – mit Innovation, mit Vernetzung, mit Kreativität. Unseren Kernauftrag verfolgen wir ganz bewusst im rauen Wind der Wirtschaft. Wir machen Menschen fit für den Arbeitsmarkt – und so verstehen wir uns als Teil des Arbeitsmarktes. Konkurrenz belebt das Geschäft – solange die Gebote der Fairness respektiert werden. Die Sozialbilanz (Seite 18) zeigt einmal mehr, dass sich Brüggli für die Öffentlichkeit lohnt. Wir sind überzeugt davon, dass es fatal wäre, würde Brüggli durch politische Eingriffe in den Geschäftstätigkeiten eingeschränkt, nur um anderen Unternehmen durch administrative Massnahmen die Konkurrenz vom Halse zu halten. Ich darf an dieser Stelle unmissverständlich festhalten, dass die Unternehmen, die wir in den letzten Jahren übernommen haben, freiwillig und aus eigener Überzeugung zu uns gestossen sind. Ich bedanke mich herzlich bei meinen Vorstandskolleginnen und -kollegen für ihren uneigennützigen Einsatz zu Gunsten von Brüggli. Ich bedanke mich bei der Geschäftsleitung, bei den Leiterkräften und allen Mitarbeitenden für den übergrossen Einsatz im Jahr 2021 und wünsche uns allen viel Gesundheit, Zuversicht und Erfolg.

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Hans Fritsche, Präsident des Vereins Brüggli

Wem müssen wir es recht machen?

Die öffentliche Hand muss sparen. Das tut sie. Und sie wird es weiter tun. Die vertrauten Dienstleistungen sind aber im gewohnten Umfang gefordert. Mehr noch: Sie sind nötiger denn je, massgeschneidert und individuell. Ein Widerspruch: einerseits der Spardruck und das Streben nach Pauschallösungen, andererseits die steigende Nachfrage nach weitreichenden Begleit- und Unterstützungsmassnahmen, die einen Mehraufwand erfordern.

Was bedeutet das für Brüggli? Brüggli steht seit Anbeginn für seine Wirtschaftsnähe. Menschen brauchen ein Umfeld, welches möglichst nah am ersten Arbeitsmarkt ist – mittendrin statt nur am Rande dabei. So ist es nur schlüssig, dass wir uns wirtschaftlich weiterentwickeln. Denn wer soll sonst unsere Dienstleistungen für den Menschen bezahlen? Und wie sonst sollen wir ihm ein marktnahes Umfeld bieten?

Wir stärken schon seit einigen Jahren unsere Eigenprodukte und sichern uns als Medien-, Industrie- und Gastrobetrieb ab. Das kann anecken und irritieren. Sozialunternehmen wie Brüggli sollen sich um ihre Leute kümmern, aber nicht andere Betriebe konkurrenzieren. Und dies, obwohl uns finanziell die Hände gebunden sind, weil von der öffentlichen Hand immer weniger kommt. Da stellt sich schon die Frage, wem wir verpflichtet sind und wem wir es recht machen müssen. Unser Kernauftrag steht seit 35 Jahren zuoberst. Menschen mit einer Beeinträchtigung auszubilden, sie zu beschäftigen und in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren: Das ist unsere Mission, auf die wir uns stützen; die wirtschaftliche Tätigkeit ist dabei Mittel zum Zweck.

Das vergangene Jahr zeigt, dass wir die Mindereinnahmen der öffentlichen Hand noch nicht kompensieren können und darum Verluste einfahren. Für das laufende Jahr wird dasselbe gelten: Ohne eine Steigerung unserer wirtschaftlichen Aktivitäten können wir unsere Aufwände nicht decken.

Wir haben investiert und werden daraus schöpfen. Mit Ambition, Kreativität und Mut zur Vernetzung suchen wir die Vielfalt und Absicherung. Das sind wir vor allem unseren Klienten schuldig. Ihnen müssen wir es recht machen. Ich danke allen, die uns dabei vertrauen und begleiten. «Unser Kernauftrag: Menschen in den Arbeitsmarkt integrieren. Das erfordert eine klare Wirtschaftsnähe.»

Rainer Mirsch, Geschäftsleiter