Leseprobe: Es weihnachtet sehr – Erzählungen zum Ankommen in der schönsten Zeit des Jahres

Page 1

Thomas Klappstein (Hg.)

Es

weihnachtet sehr

Erzählungen zum Ankommen in der schÜnsten Zeit des Jahres L eseprobe



Was soll einmal werden? Von Sabine Langenbach

E

in Nachmittag in adventlicher Stimmung. Kerzen, Zimtsterne und Kakao. Die Kinder fertigen ihre Wunschzettel an, wir Erwachsenen reden über alte Bräuche, blöde und schöne. Wie nebenbei frage ich eins meiner Patenkinder, das gerade einen pinkfarbenen Schal, Mütze und Handschuhe gemalt hat: „Was willst du denn eigentlich mal werden?“ Und die Kleine antwortet: „Groß!“ Da sie es mit einem kleinen Lispeln ausspricht, klingt es besonders bezaubernd. Ich lache sie an und frage weiter: „Und dann? Wenn du groß bist, was dann?“ Sieben Erwachsene sind auf einmal gespannt, neugierig und sehen sie erwartungsvoll an. Und die Kleine, sie ist gerade fünf Jahre alt geworden, sagt mit einem selbstbewussten Ton der Selbstverständlichkeit und keineswegs so, als kündige sie ein Geheimnis an: „Eisprinzessin!“ Dann winkt sie und geht weg zu den anderen Kindern. Wir, sieben Erwachsene, sind uns unsicher was sie mit einer Eisprinzessin meint. Das Wort klingt, als käme es aus einem 3


Märchen. Oder gehört es in den Sommer? Oder zu Vanille, Erdbeer und Schokolade? Oder doch eher auf den zugefrorenen See und zum Schlittschuhlaufen? Da sagt einer von uns: „Ich, ich wollte ja immer Erfinder werden.“ Heute ist er Anwalt. Und er findet, dass er schon lange keine Entdeckung mehr gemacht hat, viel zu lange schon nicht mehr. Das allerdings war jetzt eine Entdeckung, und er nimmt sich vor, dringend mal wieder etwas zu erforschen oder zu suchen. Seine Frau sagt, sie habe, wie viele andere Mädchen auch, Stewardess werden wollen. Sie sei dann aber zunächst einmal von der Schule geflogen. Sie grinst ihren Mann an. Und sie sei Mutter geworden. Aber später sei sie viel gereist. Sie schaut sehnsüchtig aus dem Fenster. Sie sieht so aus, als würde sie sich freuen, wenn ihr gleich jemand einen Tomatensaft anbieten würde. Der Vater der zukünftigen Eisprinzessin meint, er habe Fußballprofi oder Rennfahrer, aber Hauptsache reich werden wollen. Das ist ihm auch gelungen. Weil er eine von Hause aus wohlhabende Frau geheiratet hat. Genau die wiederum gesteht uns mit einem Schulterzucken: „Ich war ja immer so supergut in Latein.“ Aber Latein habe so alt geklungen, nach Vergangenheit. Zukunft aber sei BWL gewesen, und so sei sie eben Managerin geworden. „Vielleicht hole ich meinen Cicero mal wieder raus“, meint sie. „Oder ich lese die Weihnachtsgeschichte mal auf Latein. ,Gloria in altissimis Deo, et in terra pax hominibus bonae voluntatis’“ zitiert sie versonnen. Und fügt gnädigerweise hinzu: „Ehre sei 4


Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ Und einer überrascht uns, weil er leise sagt, so als wage er kaum es zuzugeben, er habe Tänzer werden wollen. Pina Bausch, Ballett. Der neben ihm stupst ihn in die Seite und meint feixend: „Du ein sterbender Schwan?“ Aber er merkt, dass der andere es ernst meint und schweigt. Wir sind alle nachdenklich geworden. Was ist, wenn der Kindertraum eines Tages ausgeträumt ist? Wenn wir versäumt haben, zu verwirklichen, was wir eigentlich wollten? Heute ist der Traum-Tänzer ein erfolgreicher Designer. Ist er denn nicht glücklich? Niemand wagt, es in diesem Moment zu fragen. Und der von uns, dem immer schon alles einfach so zugefallen ist, meint: „Ich bin da, wo ich immer hin wollte.“ Er sagt es so nüchtern, dass wir alle spontan und wie verabredet beschließen, ihn heute einmal nicht zu beneiden. Eine wollte eigentlich immer nur singen oder Flöte spielen. Aber Künstlerin sei nun mal nach Ansicht ihrer Eltern kein Beruf und so habe sie etwas Anständiges gelernt. Da sie nicht berufstätig ist, fragt niemand nach, was sie damit wohl meint. Wir Erwachsenen gucken in Richtung der Kinder, die immer noch schreiben, malen, verzieren und ihre Wünsche so ernst nehmen. Ich beobachte die Kleine, die groß werden will. Kann man denn wohl Eisprinzessiologie studieren? Und wenn ja, wird sie es tun? Würde ich mein Patenkind dazu ermutigen? Da merke ich, dass die Blicke nun auf mir ruhen. Ich bin die Letzte in der Runde, die noch nichts gesagt hat. 5


Und ich sage vorsichtig, fragend: „Geschichtenerzählerin vielleicht?“ Denn als kleines Mädchen hatte ich meine Puppen und den Teddy aufmerksam in eine Reihe gesetzt, um ihnen Geschichten zu erzählen. Die konnten sich nicht wehren und ich konnte stundenlang meiner Fantasie freien Lauf lassen. In meiner Erinnerung haben sie mir immer gerne zugehört. Ich bin überzeugt, einige haben sogar hin und wieder zustimmend genickt. Und weil die Stimmung in diesem Moment ein bisschen so ist wie damals und wir an diesem Adventssamstag alle irgendwie zurückversetzt wurden in unsere Kinderzimmer, zu Fußballschuhen, Bilderbüchern, Träumen und Spielen, ist mir nach erzählen. Und ich beginne: „Ich kannte mal einen, der hatte erst eine ganze Weile lang, es kommt einem ausgesprochen ewig vor, eine Welt geschaffen. Sterne, das Meer, Kastanienbäume, Rosen, Tannen, Granatäpfel, den Zimt und den Zucker, Schneeleoparden und Menschen. Und dann eines Tages fasste er einen Entschluss, oder fasste sich ein Herz, wie man sagt, als würde er einem Kinder-Jugendwunsch nachspüren, und offenbarte, dass er Zimmermann werden wolle.“ Ich gucke in die Runde, Entdecker, Stewardess, wohlhabend, Gloria, Tänzer, zufrieden, Künstlerin und frage: „Ihr kennt den doch, oder?“ Und sie nicken alle. Wir reden noch lange: Wurde er groß? – Nicht nach unseren Maßstäben. Aber weltberühmt. Erfolgreich? – Nicht wirklich. Aber wir bereiten uns zurzeit alle auf seinen Geburtstag vor. Er wurde Zimmermann. Baute Türen für neue 6


Räume. Fenster zum Himmel. Runde Tische, um in Gemeinschaft Brot zu teilen. Er starb viel zu jung, unvergessen. Er zeigte sogar, dass die Liebe stärker ist als der Tod, fast unglaublich. An einem Samstagnachmittag verdanken wir ihm adventliche Stimmung, jetzt wirklich. Sie geht über Kerzen und Kekse hinaus. Jesus ist ein Kind. Wie die Kinder, die ihre Wunschzettel so ernst nehmen und ihre Erwartungen an das Leben, erinnert er uns an unsere Träume. Dass er ein Handwerk als Beruf erlernt hat, scheint uns nicht so bedeutend. Weil er vor allem ein Mensch war. Wenn Gott, der Liebe ist, Mensch wurde, kann der Mensch werden, wozu er geschaffen ist: ein Liebender. Das ist uns auf einmal das Wichtigste. Das sollten wir dann auch können. Auf einmal ist alles möglich. Die Überlegungen gingen weiter. Am nächsten Morgen, am Sonntag, erzählten wir uns, wie die Träume uns nicht losgelassen hatten. Und Jesus selbst uns keine Ruhe ließ mit seinem Wunsch vom Menschwerden und Lieben. Einige beschlossen, Wunschzettel zu schreiben. Mindestens für sich selbst. Andere sagten, sie hätten gebetet. Und wir alle freuten uns sehr auf Weihnachten.

7


Das Geschenk Von Clemens Bittlinger

E

s schellte an der Tür. Missmutig schob ich meinen Schreibtischsessel zurück und schlurfte zur Tür. Mit einem „Ich-mag-es-nicht-wenn-man-mich-stört-Gesicht“ öffnete ich die Haustür und blickte in die aufgeweckten Augen eines etwas schäbig gekleideten, älteren Herrn. „Keine Angst, ich will Ihnen nichts verkaufen“, begrüßte mich der Alte lächelnd, „mein Name ist Nimmzeit, und ich möchte Ihnen etwas schenken.“ „Aha“, dachte ich bei mir und stellte mich vorsichtshalber noch etwas breiter in die Tür: „Sie wollen mir etwas schenken, da bin ich aber mal gespannt! Schießen Sie los, worum handelt es sich?“ Herr Nimmzeit hatte seinen Hut abgenommen und schien nun seltsam in die Ferne zu blicken. Es war, als hätten seine Pupillen durch mich und alle Wände meines Hauses hindurch etwas ganz anderes im Auge. 8


„Das, was ich Ihnen schenken möchte, brauchen Sie dringend. Sie haben zwar schon oft versucht, es zu kaufen, aber Sie haben es niemals bekommen. Und heute komme ich zu Ihnen, um Ihnen das, wonach Sie sich so sehr sehnen, zu schenken.“ Während seine Worte leise verklangen, funkelten mich seine kleinen Augen herausfordernd an und über seinen Mund glitt ein kaum sichtbares Lächeln. „Halten Sie mal keine großen Reden, kommen Sie zum Kern der Sache. Ich habe zu tun. Zeit ist schließlich Geld und somit teuer.“ Ich hoffte, mit diesen Worten unsere Begegnung zu einem raschen Ende zu bringen, obwohl ich ehrlicherweise zugeben muss, dass ich gar nicht so dringend beschäftigt war. Doch solche merkwürdigen Gespräche sind mir immer unangenehm. Es gibt ja Menschen, die können Bände füllen mit ihren Ausschweifungen, ohne jemals wirklich etwas zu sagen, geschweige denn irgendwann einmal auf den Punkt zu kommen. Der ältere Herr nickte unmerklich: „Genau deshalb bin ich hier!“, antwortete er mit einem fast feierlichen Unterton. Jetzt wurde es mir aber doch zu bunt: „Weshalb sind Sie hier? Weil ich zu tun habe oder weil Zeit Geld ist? Oder weil Sie nicht so viel reden wollen? Ach . . . sind Sie vielleicht ein Geldbote vom Finanzamt? Natürlich, dass ich nicht gleich darauf gekommen bin! Kommen Sie doch herein. Die letzten Steuerabzüge kamen mir sofort etwas zu hoch vor. Ich zahle ja gerne meinen Teil, aber was zu viel ist, ist zu viel. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“ 9


In einem Schwall von Worten und unter wildem Gestikulieren komplimentierte ich den Mann in unser Wohnzimmer und dort auf das Sofa, wo er nun ruhig und gelassen saß. „Ja, ich trinke gern ein Glas Mineralwasser, wenn Sie so freundlich sind, aber vom Finanzamt komme ich nicht. Ich sagte ja auch nicht ›zurückerstatten‹, sondern ›schenken‹. Sie bekommen etwas geschenkt.“ Die Enttäuschung muss mir im Gesicht gestanden haben, denn Herr Nimmzeit rutschte mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck noch tiefer in das Polster der Wohnzimmergarnitur. „Ich bin gekommen, um Ihnen etwas zu schenken, oder besser gesagt: Ich möchte Sie auf ein Geschenk aufmerksam machen!“ Nun wurde ich allmählich wirklich wütend. Da hatte sich dieser Alte unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in unsere Wohnung führen lassen, besaß ganz nebenbei die Dreistigkeit, von mir etwas zu trinken zu verlangen, und nun wollte er mich lediglich auf ein Geschenk aufmerksam machen. Die ganze Sache war doch eindeutig faul, oberfaul sogar. Man kennt ja solche Typen: Erst erzählen sie einem lange und umständlich was von „Geschenk“ und „alles gratis“ und „Sie sind der Glückliche“ und all dieses Zeug, und zum Schluss hat man dann, ehe man sich versieht, zwei Zeitschriftenabonnements und einen Staubsauger gekauft. „Also, was ist das nun für ein Geschenk, von dem Sie da dauernd faseln?“, fuhr ich ihn giftig an. 10


Im selben Augenblick tat es mir schon wieder leid, denn die eben noch lebendigen Augen des alten Mannes schauten mich plötzlich traurig und müde an. Fast flüsternd sagte er: „Das Geschenk, auf das ich Sie aufmerksam machen wollte, ist die Zeit. Ich habe Ihnen Zeit geschenkt, aber Sie haben sie sich eigentlich nie wirklich genommen. Sie sind zu beschäftigt.“ Jetzt war es mir wirklich egal, wie traurig der alte Mann auch aussah, und ich erwiderte mit bestimmtem Unterton in der Stimme: „Sie wollen mir Zeit schenken, dass ich nicht lache! Zeit gestohlen haben Sie mir. Dauernd vergeuden Sie meine Zeit. Ich pfeife auf Ihr Geschenk!“ Herr Nimmzeit saß nun wieder aufrecht auf der vorderen Sitzfläche des Sofas, stützte sich mit den Armen auf die Knie und schaute mich ernst an: „Darin liegt das eigentliche Problem! Dass Sie glauben, Zeit zu besitzen und jederzeit über Zeit verfügen zu können. Sie wissen noch gar nicht, dass die Zeit ein Geschenk ist, sonst würden Sie anders über diese wundervolle Gabe, die ich Ihnen gebracht habe, reden. Jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde, jeder Tag, jede Woche, jeder Monat und jedes Jahr ist ein Geschenk. Doch die Menschen haben all das vergessen. Für sie ist die Zeit wie eine Autobahn, die sie einfach gedankenlos benutzen und abfahren. Wie sehr sie dabei das Eigentliche übersehen, merken sie gar nicht. Gibt es wirklich einmal Straßenschäden, dann vertrauen alle darauf, dass die Macken schon wieder repariert werden. Glauben Sie wirklich, Sie seien im Besitz Ihrer Zeit? Sie sind nicht im Besitz Ihrer Zeit, sonst 11


hätten Sie ja viel mehr davon. Sie besitzen eigentlich überhaupt keine Zeit, nicht mal ein kleines bisschen, und deshalb kann Ihnen auch niemand Zeit stehlen. Sie haben ja gar keine!“ Während der alte Mann mit den nun wieder leuchtenden Augen sprach, war ich ins Nachdenken gekommen. Irgendwie hatte er recht. Es war schon seltsam mit der Zeit. Da hatte man eigentlich den ganzen Tag zur Verfügung, vierundzwanzig lange Stunden, und wenn man einmal Zeit brauchte, war nie welche da. Immer gab es Termindruck, immer war irgendwo irgendetwas zu tun, zu verabreden, ja selbst die Freizeitgestaltung war streng durchgeplant. Und das letzte bisschen „freie Zeit“ entwich in den sogenannten Entspannungsmomenten, die ich vor dem Fernseher verbrachte, wie im Flug. Ja, der Mann hatte recht, eigentlich hatte ich nie Zeit. In Wirklichkeit verfügte ich ziemlich gedankenlos über meine Lebensgestaltung. Ich war derart in Gedanken versunken, dass ich fast nicht bemerkt hätte, wie Herr Nimmzeit sich still und heimlich aus unserer Wohnung zurückzog. Ich folgte ihm über die Treppe bis an die Haustür und bat ihn, doch wieder hereinzukommen. Ich wollte gerne noch so viel mehr über dieses Geschenk erfahren. „Es ist alles gesagt“, lächelte der alte Mann, „das Weitere liegt nun an Ihnen!“ „Ja, aber . . . aber wie komme ich denn an dieses Geschenk heran? Wer schenkt mir denn nun die Zeit?“, rief ich ihm verzweifelt hinterher. 12


Herr Nimmzeit drehte sich noch einmal um, schaute mich mit ernster Miene an – obwohl ich heute nicht mehr sicher bin, ob er nicht doch ein hintersinniges Lächeln in den Mundwinkeln hatte – und sagte flüsternd: „Sie ist da. Die Zeit. Sie müssen sie sich nur nehmen. Wer das Geschenk anzunehmen und zu schätzen weiß, der wird immer reicher beschenkt werden!“

13


Die Stadt, die Weihnachten vergessen hatte Von Jürgen Werth

S

ie hatten Weihnachten vergessen. Einfach vergessen. Und sie hatten die Liebe vergessen. Einfach vergessen. Und es war kalt geworden in ihrer Stadt. Nicht nur im Winter. Jeder dachte nur an sich. Den eigenen Vorteil. Das eigene Weiterkommen. Wer dabei im Weg war, wurde erbarmungslos beiseitegeschoben. Bis sich an einem Sommertag ein alter Holzschnitzer in der Stadt niederließ. Der kannte Weihnachten noch. „Wie lange willst du hierbleiben?“, fragte ihn der Bürgermeister. „Nicht lange!“, antwortete der Zimmermann. „Nur bis Weihnachten.“ Doch weder der Bürgermeister noch die Leute in der Stadt wussten, was das war – Weihnachten. Und dass sich ein Fremder freiwillig in ihrer Stadt niederlassen wollte, hatten sie überhaupt noch nicht gehört. Der Holzschnitzer war anders als alle. Freundlich. Hilfsbereit. Liebevoll. Was zuerst den Kindern auffiel. 14


„Warum bist du so anders?“, fragten sie ihn. „Weil ich Weihnachten kenne!“, antwortete er. Und dann nahm er die ersten Kinder mit in seine Werkstatt. Dort entdeckten sie eine neue, unbekannte Welt. Eine ganze Weihnachtslandschaft war dabei zu entstehen. Geschnitzte Engel, Hirten, Tiere, Eltern und ein Kind in einer Krippe. Und er fing an zu erzählen. Von Weihnachten. Von dem Gott, der seine Menschen in ihrer kalten Welt so sehr liebte, dass er sich zu ihnen aufgemacht hatte. Die Kinder hörten mit großen, staunenden Augen und Ohren zu. Offenbar war Gott so einer wie der Holzschnitzer. Freundlich. Hilfsbereit. Liebevoll. Dem Bürgermeister und seinen Leute wurde die Angelegenheit allmählich unheimlich. Ihre Macht schien in Gefahr. Also veranstalteten sie eine ungelenke Razzia. Doch der Holzschnitzer ließ sich nicht einschüchtern. Und die Kinder schon gar nicht. Sie hatten verstanden: Liebe ist stärker als Hass. Die Weihnachtsfreude hatte sie längst in ihren Bann geschlagen. Zu Hause erzählten sie von der wundersamen Welt in der Hütte des Schnitzers. Und von der wundersamen Geschichte, die sie darstellte. Und dass man noch helfende Hände brauchte, damit die Krippenlandschaft rechtzeitig fertig würde. Und viele Erwachsene machten mit. Zögernd erst. Neugierig nur. Aber dann mit wachsender Begeisterung. Dann war es so weit: In wenigen Tagen sollte die Weihnachtswelt auf dem Marktplatz ausgestellt werden. 15


Der Bßrgermeister und seine Leute versuchten alles, um das zu verhindern. Und sie beschlossen, das Baby zu stehlen. Denn so viel hatten sie verstanden: Ohne Baby gibt es kein Weihnachten. Der Plan gelang. Scheinbar. Der Zimmermann hatte die Stadt inzwischen verlassen. Hoffnungsvoll, dass die Menschen dort die Weihnachtsgeschichte verstanden hatten. Seine Mission war erfßllt. Nun mussten die Menschen selber entscheiden, ob es endlich wieder Weihnachten werden sollte. Das aber war keine Frage mehr. Denn auf geheimnisvolle Weise war es anders geworden in der Stadt. Die Menschen waren freundlicher. Hilfsbereiter. Liebevoller. Weihnachten hatte schon jetzt ihre Herzen verändert. Und ihre Stadt. Und es hatte ihre Fantasie inspiriert, die ja die kleine Schwester der Liebe ist. Weil das geschnitzte Baby verschwunden blieb, legten sie beherzt ein lebendiges Kind in die Krippe. Und feierten Weihnachten. Zum ersten Mal. Aber bestimmt nicht zum letzten Mal.

16


Die Kerzen fangen zu brennen an, das Himmelstor ist aufgetan Mit diesem schmuckvoll gestalteten Buch laden namhafte deutschsprachige Autoren ein, in den Tagen vor dem großen Fest zur Ruhe zu kommen und in Kurzgeschichten den Gott zu erleben, der uns als Mensch Weihnachten nahekommt. Mit Texten von Christina Brudereck, Jürgen Werth, Clemens Bittlinger, Fabian Vogt u.v.a. Verschenken Sie Weihnachtsfreude! Dieses kurzweilige Taschenbuch, das sich mit seinen weihnachtlichen Geschichten bestens als Geschenk in der Familie, Firma oder im Freundeskreis eignet, gibt es zum günstigen Preis: ab 10 Exemplaren € 4,80 / CHF 7,40 / € (A) 4,90 ab 25 Exemplaren € 4,60 / CHF 7,00 / € (A) 4,70 ab 50 Exemplaren € 4,40 / CHF 6,80 / € (A) 4,50 ab 100 Exemplaren € 4,00 / CHF 6,10 / € (A) 4,10

www.brendow-verlag.de


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.