EB 8913 – Zelenka, Requiem

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Zelenka

– REQUIEM für Soli, Chor und Orchester D-dur for Soloists, Choir and Orchestra in D major ZWV 46

EB 8913

Breitkopf & Härtel Edition Breitkopf

Klavierauszug Piano Vocal Score

JAN D i S m AS Z e L e NKA 1679–1745

Requiem

für Soli, Chor und Orchester D-dur for Soloists, Choir and Orchestra in D major

ZWV 46

herausgegeben von | edited by David Erler

Klavierauszug von | Piano Vocal Score by Andreas Köhs

Edition Breitkopf 8913

Printed in Germany

Inhalt | Contents

Vorwort

Neben Johann David Heinichen und Johann Adolf Hasse gilt Jan Dismas Zelenka als einer der bedeutendsten Vertreter des Dresdner Barock Er wurde 1679 im böhmischen Launowitz (Louňovice) geboren und erhielt seinen ersten Musikunterricht höchstwahrscheinlich von seinem Vater, einem Organisten Über seine Jugendjahre weiß man wenig, vermutlich war er Schüler am Prager Jesuitenkollegium Ab 1710/11 bis zu seinem Tode 1745 wirkte er – zunächst als Kontrabassist, später als Kirchenkomponist – an der Dresdner Hofkapelle Während eines längeren Wien-Aufenthaltes in den Jahren 1716–1719 nahm er Unterricht beim kaiserlichen Hofkapellmeister Johann Joseph Fux und setzte sich im Rahmen seiner Studien intensiv mit den Werken älterer Meister auseinander Nach seiner Rückkehr konzentrierte sich Zelenkas Tätigkeit am Dresdner Hof vor allem auf organisatorische und kompositorische Arbeiten für den katholischen Hofgottesdienst Neben zahlreichen anderen geistlichen Werken sind von Zelenka zwischen 1712 und 1741 um die zwanzig Messvertonungen überliefert Die fünf späten, ab der zweiten Hälfte der 1730er Jahre entstandenen Messen (ZWV 17–21) unterscheiden sich dabei in Tonsprache und Konzeption deutlich von den frühen Messkompositionen. So wird hier u. a. der Einfluss des langjährigen Dresdner Hofkapellmeisters Johann Adolf Hasse hörbar, insbesondere was die Anlage der Arien und Orchesterritornelle angeht Auch die oftmals ausdrucksstarke, individuelle Tonsprache ist eine Errungenschaft von Zelenkas Spätstil Darüber hinaus wird der Unterschied auch im Hinblick auf die Besetzung offenkundig: Statt der „großen“ Besetzung mit Trompeten und Pauken verwendet Zelenka in den späten Messen eine deutlich kleinere Standardbesetzung von zwei Oboen, Violinen, Viola und Basso continuo

Am 1 Februar 1733 verstarb der sächsische Herrscher Friedrich August I von Sachsen, genannt „August der Starke“, während eines Aufenthaltes in Warschau Zu den aus diesem Anlass vom 15. bis 17. April 1733 in Dresden stattfindenden Trauerfeierlichkeiten komponierte Zelenka in seiner Eigenschaft als „Interims-Kapellmeister“ am Dresdner Hof (der eigentliche Kapellmeister Johann David Heinichen war 1729 verstorben, ein Nachfolger bis dato nicht ernannt, und den Bemühungen Zelenkas um dieses Amt war kein Erfolg beschieden) in kürzester Zeit das Requiem in D (ZWV 46) sowie das Officium Defunctorum (ZWV 47), beides integrale Bestandteile der Exequien für den sächsisch-polnischen Herrscher Diese folgten strengen Protokollen, innerhalb derer das vorliegende Requiem zwar nur eines, allerdings ein enorm wichtiges, repräsentatives und entsprechend prunkvolles Element darstellte Auch wenn in den zeitgenössischen Dokumenten über jene Exequien befremdlicherweise jeglicher Hinweis auf Jan Dismas Zelenka oder einen kompositorischen Beitrag von ihm fehlt, kann als Tag der Uraufführung wohl der 16 April 1733 gelten

Dies wird bestätigt durch den folgenden Eintrag in Zelenkas eigenhändigem Werkverzeichnis: „Requiem factum |: proh dolor! :|

pro exequijs Domini mei, Serenissimi Polon: Regis, Electoris Saxoniae, Friderici Augusti: [hierauf folgt die Besetzungsangabe] NB Priore, die Mercurij id est 15 Aprilis [hierauf folgt der Hinweis auf das „Castrum doloris“, das „Trauerhaus“, welches aus Anlass der Exequien errichtet wurde, sowie auf weitere musikalische Teile der Trauerfeierlichkeiten]“ (dt etwa: Requiem gemacht – o Schmerz! – für die Exequien meines Herren, des Durchlauchtigsten Polnischen Königs, des Auserwählten Sachsens, Friedrich Augusts: […] NB: Zuvor, am Tag des Mercurius [Mittwoch], das ist der 15 April […]“ Auch die erste Partiturseite des Werkes trägt die Jahresangabe „A[nno]: 1733“

Am Ende der Sätze 11 und 12. findet sich zudem jeweils folgende Widmungssignatur von der Hand des Komponisten: „ O: A: M: D: G: B: V: M: OO: SS: H: AA: P: I: R:“ (nach Satz 12 ohne das erste „O.“). Dies bedeutet in ausgeschriebener Form höchstwahrscheinlich folgendes: „Omnia ad maiorem Dei gloriam Beataeque Virginae Mariae Omniumque Sanctorum, (ad) Honorem Augusti Poloniae Imperatoris Regis“ (dt etwa: Alles zum höheren Ruhme Gottes und der Glückseligen Jungfrau Marien und aller Heiligen, [zu] Ehren Augustus‘, des polnischen Herrscher-Königs).

Zelenka, der die Komposition nach eigener Aussage in höchster Eile anzufertigen hatte („Raptissimi compostit “, wie er in seinem persönlichen Werkverzeichnis notierte), setzte dem Anlass entsprechend eine beeindruckende Fülle an Klangfarben und Erfindungsreichtum ein: beispielsweise sordinierte Trompeten und Hörner, Chalumeau, obligate Fagotti, äußerst virtuose Solopartien (besonders für den Sopran) und ausgereifte Kontrapunktik in den Chorsätzen So bietet seine Komposition zwar viel Raum für Trauer und Kontemplation, lässt jedoch ebenso ein letztes Mal den Glanz des verstorbenen Herrschers erstehen, gleichsam die erhoffte und erwartete Auferstehung symbolisierend Die Bedeutung Augusts des Starken wird darüber hinaus noch in besonderer Weise betont, indem der Text der tradierten Requiem-Liturgie vom allgemeinen Plural (z B „Requiem aeternam dona eis, Domine“) abweicht und die entsprechenden Bitten konsequent im Singular formuliert: „dona ei, Domine“, ihm anstatt ihnen, das Werk hebt somit auf musikalische Art die herausragende Stellung des verstorbenen Regenten hervor, dem selbst die Liturgie zu Diensten steht

Die Trauerfeierlichkeiten für August den Starken gaben Zelenka zum wiederholten Male die Gelegenheit, seinen kompositorischen Erfindungsreichtum und sein handwerkliches Geschick in einer beeindruckenden stilistischen Vielfalt zu demonstrieren. Seine Ambitionen auf die offizielle Bestallung zum Hofkapellmeister wurden jedoch auch unter dem Amtsnachfolger Friedrich August II nicht mit dem erhofften Titel gewürdigt Dennoch zeugt sein Requiem in D nicht allein von seiner genialischen Kreativität, sondern zugleich von der Blüte der Kirchenmusik am Dresdner Hof, die an Glanz und Pracht ihresgleichen suchte und entscheidenden Anteil an Dresdens Ruf als führender Kulturmetropole der Zeit hatte

David Erler

Preface

Along with Johann David Heinichen and Johann Adolf Hasse, Jan Dismas Zelenka can be considered one of the most important representatives of the Dresden Baroque Born in Launiowitz (Louňovice), Bohemia, in 1679, he most likely took his first music lessons from his father, an organist. We know little about his early years, though presumably he studied at the Jesuit College in Prague From 1710/11 until his death in 1745 he worked at the Dresden Hofkapelle, first as doublebass player and later as church-music composer During a longer stay in Vienna in 1716–1719, he studied with the Imperial Court Kapellmeister Johann Joseph Fux, especially focusing on the works of earlier masters as part of his studies Upon returning to Dresden, Zelenka focused his activity above all on organizational and compositional duties for the Catholic services at the Dresden court

Some twenty mass settings by Zelenka, together with many other sacred works, have been preserved from the years between 1712 and 1741. The five late masses (ZWV 17–21), which Zelenka began writing in the second half of the 1730s, can clearly be distinguished from the early masses in musical idiom and conception. Audible here, for example, is the influence of the longtime Dresden court Kapellmeister Johann Adolf Hasse, especially pertaining to the design of the arias and orchestral ritornelli The often highly expressive individual musical idiom is an achievement of Zelenka’s late style The difference is also obvious from a glance at the scoring alone: in the late masses, he no longer uses any “large” scorings with trumpets and timpani, but rather the smaller standard setting of two oboes, violins, viola and basso continuo

On 1 February 1733 the Saxon monarch Friedrich August I of Saxony, called “Augustus the Strong”, died during a stay in Warsaw For the obsequies taking place in Dresden on this occasion from 15 to 17 April 1733, Zelenka composed on shortest notice the Requiem in D (ZWV 46), together with the Officium Defunctorum (ZWV 47), both integral elements of the exequies for the Saxon-Polish ruler (Zelenka was serving as “Interim Kapellmeister” at the Dresden court since the actual Kapellmeister, Johann David Heinichen, had died in 1729, a successor had to date not been appointed, and Zelenka’s efforts to gain this office had been unsuccessful.) These funeral rites followed strict protocols, within which the present Requiem constituted, in fact, only an element, although an enormously important, representative, and correspondingly magnificent one. Even though, strangely enough, any reference to Jan Dismas Zelenka or to a compositional contribution of his are lacking in the contemporary documents about those exequies, the Requiem’s premiere day is likely to have been 16 April 1733 This is confirmed by the following entry in Zelenka’s autograph works’ catalogue: “Requiem factum |: proh dolor! : | pro exequijs Domini mei, Serenissimi Polon: Regis, Electoris Saxoniae,

Friderici Augusti: [followed here by the scoring details] NB Priore, die Mercurij id est 15 Aprilis [Requiem created - alas! - for the funeral rites of my Lord, the Serene Polish King, the Elector of Saxony, Frederick Augustus: NB: Previously, on the day of Mercurius [Wednesday], that is the 15th of April]” [followed here by reference to the “Castrum doloris,” the “house of mourning,” which was erected on the occasion of the funeral rites, as well as reference to other musical parts of the obsequies].” The work’s first score page also bears the year specified as “A[nno]: 1733.”

To be found in, addition, at the end of the movements 11 and 12 is the following dedication in the composer’s hand: “O: A: M: D: G: B: V: M: OO: SS: H: AA: P: I: R:” (after movement 12, without the first “O.”). Written out, this most likely means: “Omnia ad maiorem Dei gloriam Beataeque Virginae Mariae Omniumque Sanctorum, (ad) Honorem Augusti Poloniae Imperatoris Regis [All for the greater glory of God and of the Blessed Virgin Mary and all the Saints, [to] the honor of Emperor Augustus, Polish King] ”

Zelenka, who, by his own account, had prepared this work in the greatest of haste (“Raptissimi compostit ,” as he recorded in his personal works’ catalogue), introduced for the occasion an impressive array of timbres and inventiveness, such as muted trumpets and horns, chalumeau, obbligato bassoons, extremely virtuosic solo parts (especially for the soprano) and sophisticated counterpoint in the choral movements Thus, although his composition does, indeed, offer much scope for mourning and contemplation, it also, however, allows the glory of the deceased ruler to arise one last time, symbolizing, as it were, the hoped-for and awaited resurrection. The significance of Augustus the Strong is moreover emphasized in a special way, in that the text of the traditional requiem liturgy departs from the general plural (e g , “Requiem aeternam dona eis, Domine”) and formulates the corresponding petitions consistently in the singular: “dona ei, Domine,” him instead of them, hence stressing in a musical mode in the work the preeminent position of the deceased regent, for whom himself the liturgy is serving

The funeral rites for Augustus the Strong once again gave Zelenka the opportunity to demonstrate his compositional inventiveness and skilled craftsmanship in an impressive stylistic range The royal successor Friedrich August II did not, however, honor Zelenka’s ambitions for the official appointment as court Kapellmeister, with the desired title Nevertheless, his Requiem in D testifies not only to his inspired creativity, but also to the flourishing of church music at the Dresden court, which was unrivaled in splendor and magnificence and had a decisive share in Dresden’s reputation as leading cultural metropolis of the time

David Erler

Besetzung

Sopran-, Alt-, Tenor-, Bass-Solo vierstimmiger gemischter Chor

Flöte I, II

Oboe I, II

Chalumeau

Fagott I, II

Trompete I, II

Horn I, II

Pauken

Violine I, II

Viola

Basso continuo

Aufführungsdauer

etwa 60 Minuten

Dazu käuflich lieferbar:

Partitur PB 5593

Orchesterstimmen OB 5593

Scoring

Soprano-, Alto-, Tenor-, Bass-solo four-part mixed choir

Flute I, II

Oboe I, II

Chalumeau

Bassoon I, II

Trumpet I, II

Horn I, II

Timpani

Violin I, II

Viola

Basso continuo

Performing Time

approx 60 minutes

Available for sale: Score PB 5593

Orchestral parts OB 5593

Requiem

I. INTROITUS & KYRIE

1. Requiem aeternam

Jan Dismas Zelenka ZWV 46 herausgegeben von David Erler Klavierauszug von Andreas Köhs

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petualuceatei,

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Tedecet,Deus,hymnusinSion, ettibireddeturvotuminJerusalem.

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et.Kyrieeleison,eleison,e

et.Kyrieeleison,elei et.Kyrieeleison,elei et.Kyrieeleison,elei leison,eleison.

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*)„La mano diritta in ottava colla sinistra manca“ (Die rechte Hand in Oktaven mit der linken Hand.) simile in allen ebenso markierten Takten | (The right hand plays in octaves with the left hand.) simile in all other measures marked the same.
Christe,Christe,Christeeleison,
Christe,Christe,Christe,Christe,

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Kyriee

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