EB 8693 Breitkopf & Härtel Edition Breitkopf
Bach – Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo a-moll
– C oncerto for Violin, Strings and Basso Continuo in A minor BWV 1041 Ausgabe für Violine und Tasteninstrument (Violoncello ad lib.) Edition for Violin and Keyboard (Violoncello ad lib.)
Johann Sebastian Bach
1685–1750
Konzert
für Violine, Streicher und Basso continuo a-moll
Concerto
for Violin, Strings and Basso Continuo in A minor BWV 1041
herausgegeben von | edited by
Klaus Hofmann (Herbipol.) Solostimme eingerichtet und kommentiert von | Solo Part arranged and annotated by
Sigiswald Kuijken Ausgabe für Violine und Tasteninstrument (Violoncello ad lib.) von Edition for Violin and Keyboard (Violoncello ad lib.) by
Siegfried Petrenz
Edition Breitkopf 8693 Printed in Germany
Die vorliegende Ausgabe für Violine, Tasteninstrument und Violoncello (ad lib.) enthält vier separat beigelegte Stimmen:
The present edition for Violin, Keyboard and Violoncello (ad lib.) contains four separately enclosed parts:
– Violinstimme
– Violin part
– Violinstimme mit Fingersätzen, Bogenstrichen und aufführungspraktischen Anmerkungen
– Violin part with fingerings, bowings and comments on performance
– Faksimile der autographen Solostimme
– Facsimile of the autographic Solo part
– Violoncellostimme
– Violoncello part
Aufführungsdauer
Performing Time
etwa 16 Minuten
approx. 16 minutes
Dazu käuflich lieferbar:
Available for sale:
Partitur Streicherstimmen Cembalostimme (Klaus Hofmann)
Score String parts Harpsichord part (Klaus Hofmann)
PB 5354 OB 5354 OB 5354
PB 5354 OB 5354 OB 5354
Vorwort Das Violinkonzert in a-moll BWV 1041 wird in der Literatur traditionell meist Bachs Köthener Hofkapellmeisterjahren (1717– 1723) zugeordnet. Von der Werküberlieferung her lässt sich dies allerdings nicht stützen: Bachs Originalpartitur, die der verlässlichste Zeuge wäre, ist verschollen. Die einzige erhaltene Originalquelle ist ein Stimmensatz aus Bachs Leipziger Zeit um 1730 (Staatsbibliothek zu Berlin, Mus. ms. Bach St 145), der von der Hand Johann Sebastian Bachs, seines Sohnes Carl Philipp Emanuel (1714–1788), des Bach-Schülers Johann Ludwig Krebs (1713–1780) sowie von zwei unbekannten Schreibern stammt. Der Thomaskantor hatte im Frühjahr 1729 die Leitung des einst von Georg Philipp Telemann in Leipzig gegründeten Collegium musicum übernommen. Vielleicht stand die Anfertigung der Stimmen in Zusammenhang mit dieser Tätigkeit. Gewisse Quellenbefunde lassen allerdings vermuten, dass Bach das Konzert damals nicht neu geschaffen, sondern lediglich überarbeitet hat: Verschiedentlich finden sich in den Originalstimmen – besonders im ersten und zweiten Satz der Stimme der 2. Violine – korrigierte Schreibfehler, die auf eine in g-moll stehende Vorlage deuten. Hinzu kommt, dass der dritte Satz in fünf der sechs Stimmen von Bach selbst eingetragen ist. Dies deutet auf eine Ausnahmesituation, über die sich freilich heute nur noch spekulieren lässt: Vielleicht gehörte der Satz nicht derselben Vorlage an, aus der Bachs Mitarbeiter die beiden ersten Sätze kopierten; Bach könnte also den ursprünglichen Schlusssatz durch einen Satz aus einem anderen Werk ersetzt oder gar neu komponiert haben. Möglicherweise aber hatte er auch einfach den originalen Schlusssatz so stark überarbeitet, dass er das Ausschreiben der Stimmen nach der durchkorrigierten Partitur seinen Kopisten nicht zutraute – wir wissen es nicht. Um 1738 hat Bach das Violinkonzert a-moll zu einem Cembalokonzert in g-moll (BWV 1058) umgearbeitet. Die autographe Partitur dieser Werkfassung ist zusammen mit weiteren, ebenfalls durch Bearbeitung entstandenen Cembalokonzerten in der Sammelhandschrift Mus. ms. Bach P 234 der Staatsbibliothek zu Berlin enthalten. Merkwürdigerweise korrespondiert der Zeilenumbruch der Partitur des g-moll-Konzerts mit Merkzeichen, die sich im Notenbild der Originalstimmen des Violinkonzerts in Form von übergesetzten Punkten finden. Es könnte demnach sein, dass Bach – aus welchen Gründen auch immer – für die Anfertigung der Partitur der Cembalobearbeitung die Stimmen des Violinkonzerts anstelle der Originalpartitur oder zusätzlich zu dieser herangezogen hat. Vereinzelt kehren sogar Fehler des Stimmensatzes in der Partitur des Cembalokonzerts wieder. Die vorliegende Ausgabe für Violine und Tasteninstrument basiert auf der gleichzeitig vorgelegten quellenkritischen Neuausgabe der Partitur (PB 5354). Diese folgt grundsätzlich dem Originalstimmensatz St 145. Über Einzelheiten informiert der Revisionsbericht der Partiturausgabe. Ein besonderes Problem stellt Bachs Bogensetzung dar. Sie ist vielfach ungenau, mehrdeutig und uneinheitlich. Unsere Wie-
dergabe kann daher nur als ein Deutungsversuch gelten, der andere Lösungen keineswegs ausschließt. Zusätze zum Quellentext sind in der Solo-Violinstimme durch Klammern, bei Bögen durch Strichelung gekennzeichnet. Die Ergänzungen beruhen im Allgemeinen auf dem Analogieprinzip und beschränken sich auch auf dieses, zielen also keineswegs auf eine vollständige Bezeichnung. Damit sich der Benutzer ein eigenes Bild von dem Problem machen und zu eigenen Lösungen finden kann, ist dieser Ausgabe zusätzlich eine FaksimileReproduktion der von Bachs eigener Hand stammenden Solo-Violinstimme des Originalstimmensatzes St 145 beigefügt. Es ist jedoch zu beachten, dass Bachs Bogensetzung nicht „buchstäblich“ gelesen werden darf: Nach den Erkenntnissen der neueren Forschung sind Bachs Bögen meist zu kurz.1 Das gilt besonders für die über den Noten angeordneten Bögen, die häufig sehr hoch stehen und dabei oft nach links, teils aber auch nach rechts versetzt erscheinen. Die Unterbögen dagegen geben insgesamt das Gemeinte etwas präziser an, beginnen allerdings häufig etwas nach rechts verschoben. Im übrigen rechnete Bach – selbst Geiger – offenbar mit einem sozusagen „kreativ“ lesenden Spieler, der in der Lage war, die Artikulation spontan zu modifizieren, wo dies strichtechnisch nahe lag – eine Freiheit, die bis heute selbstverständliches Privileg jedes Violinsolisten ist. Der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz sei für die Erlaubnis zur Verwendung ihrer Handschriften freundlich gedankt. Mein besonderer Dank gilt Sigiswald Kuijken, dessen Rat mir eine große Hilfe bei der Deutung der Bogensetzung in St 145 war. Göttingen, Frühjahr 2005
Klaus Hofmann (Herbipol.)
1 Hingewiesen sei besonders auf folgende Veröffentlichung: John Butt, Bach Interpretation: Articulation Marks in Primary Sources of J. S. Bach, Cambridge (G. B.) 1990.
Zum Klavierauszug Die Ausgabe ist so abgefasst, dass Verdopplungen der SoloViolinstimme weitgehend vermieden werden. Auf diese Weise konnte der „Claviersatz“ relativ leicht spielbar gestaltet werden. Notwendige Generalbassaussetzungen sind an Stellen, wo die Solo-Violinstimme in der Partitur nur vom Bass begleitet wird, in bewusst sparsamer Form in Kleinstich hinzugefügt worden. Auch dort, wo der Streichersatz sehr dünn ausfällt, sind wichtige Harmonietöne ergänzt. Das Konzert lässt sich auch kammermusikalisch zu Gehör bringen. Wird dabei ein Cembalo verwendet, empfiehlt es sich, die Bassstimme durch ein Cello zu verstärken. Stuttgart, Frühjahr 2005
Siegfried Petrenz
Preface The Violin Concerto in A minor BWV 1041 has been traditionally assigned by scholars to Bach’s years in Köthen (1717– 1723) as court Kapellmeister. This assumption cannot be justified by the work’s transmission, however, since Bach’s original score, which would be the most reliable witness, is lost. The only extant original source is a set of parts from Bach’s Leipzig period, c. 1730 (Staatsbibliothek zu Berlin, Mus. ms. Bach St 145), which was transcribed by Bach himself along with his son Carl Philipp Emanuel (1714 –1788), his pupil Johann Ludwig Krebs (1713 –1780) and two unidentified scribes. In spring 1729 the Thomaskantor had assumed the direction of the Leipzig Collegium musicum, which had been founded by Georg Philipp Telemann. The preparation of the parts is perhaps related to this activity. Certain source findings do, however, give rise to the hypothesis that Bach did not compose the concerto at that time, but solely revised it. At various passages in the original parts – especially in the part of the second violin, first and second movements – we find corrected transcription errors which suggest a source in G minor. Moreover, Bach personally transcribed the third movement in five of the six parts. This points to an exceptional situation about which one can only speculate today: Perhaps the movement did not belong to the same source from which Bach’s fellow scribes had copied the first two movements; Bach thus might have replaced the original closing movement with one from another work, or possibly even wrote it from scratch. But it is also possible that he had made such far-reaching changes in the original closing movement that he did not trust his copyists to write out the parts from the heavily corrected score. We will never know. Bach reworked the Violin Concerto in A minor into the Harpsichord Concerto in G minor (BWV 1058) around 1738. The autograph score of this version of the work is contained with other harpsichord concertos that originated from arrangements in the miscellany Mus. ms. Bach P 234 of the Staatsbibliothek zu Berlin. Strangely enough, the break-up of the lines in the score of the G-minor concerto corresponds to marks found in the music text of the original parts of the violin concerto in the form of dots placed above the staff. In preparing the score of the harpsichord arrangement, Bach possibly, and for reasons unknown to us, made use of the parts of the violin concerto instead of the original score, or in addition to it. At times one even finds errors from the part material in the score of the harpsichord concerto. The present edition for violin and keyboard instrument is based on the source-critical new edition of the score (PB 5354) which is being published parallel to this volume. It basically follows the original set of parts St 145. Further information can be found in the “Revisionsbericht” of the edition of the score.
One particular problem is Bach’s setting of slurs. They are often imprecise, equivocal and inconsistent. Our depiction of the slurs can thus only be considered as an interpretive attempt that does not exclude other solutions. Additions made to the source text are indicated with brackets in the violin solo part; added slurs are printed in broken lines. The additions are based in general on the principle of analogy and are limited to this principle; they are far from aiming at being exhaustive. In order to let the performer make his own picture of the problem and to eventually let him develop his own solutions, we have enclosed a facsimile reproduction of the violin solo part from the original set of parts St 145 which stems from Bach's own hand. One should note, however, that Bach’s slurring should not be read “literally”: according to recent findings, Bach’s slurs are generally too short.1 This concerns above all the slurs placed above the notes, which are often very high and appear to be shifted toward the left, but sometimes to the right as well. The lower slurs, in turn, are on the whole more precise in depicting what is actually intended, even if they often begin somewhat too much to the right. Bach, himself a violinist, apparently expected his performers to read his music “creatively,” as it were, and to modify the articulation spontaneously, wherever the bowing technique made this clear – a freedom that is obviously still a privilege of every violin soloist today. We wish to extend our cordial thanks to the music division of the Staatsbibliothek zu Berlin – Preussischer Kulturbesitz for its permission to use its manuscripts. My particular thanks go out to Sigiswald Kuijken, whose advice helped me greatly in interpreting the slurs in St 145. Göttingen, Spring 2005
Klaus Hofmann (Herbipol.)
1 The following publication deserves special mention here: John Butt, Bach Interpretation: Articulation Marks in Primary Sources of J. S. Bach, Cambridge (UK), 1990.
Note on the piano reduction The edition was designed so as to avoid doublings of the violin solo part as much as possible. The result is that the “keyboard part” is relatively easy to play. The necessary thoroughbass realization was added in an intentionally sparse form in small print. Important harmonic tones were also added where the string section seemed somewhat thin. The concert can also be played as a chamber music piece; when performing it with a harpsichord, however, it is recommendable to reinforce the bass part with a cello. Stuttgart, Spring 2005
Siegfried Petrenz
Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo a�moll
Johann Sebastian Bach BWV 1041 herausgegeben von Klaus Hofmann (Herbipol.) Klavierauszug von Siegfried Petrenz
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© 2005 by Breitkopf & Härtel, Wiesbaden
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