EB 8452 - Bach, Sonate für Violine und Cembalo g-moll BWV 1030a

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EB 8452 U_Motette.qxp 10.07.2014 10:52 Seite 1

Johann Sebastian Bach

Sonate fĂźr Violine und Cembalo (Viola da gamba ad lib.) g-moll BWV 1030a

Edition Breitkopf 8452



JOHANN SEBASTIAN BACH (1685–1750)

Sonate für Violine und Cembalo (Viola da gamba ad lib.) g-moll

Sonata for Violin and Harpsichord (Viola da gamba ad lib.) in G minor

BWV 1030a

Rekonstruktion von / Reconstruction by

Klaus Hofmann (Herbipol.)

BREITKOPF & HÄRTEL WIESBADEN · LEIPZIG · PARIS

Edition Breitkopf 8452 Printed in Germany



Vorwort Mit der vorliegenden Rekonstruktion wird der Versuch unternommen, der musikalischen Praxis eine Werkfassung zurückzugewinnen, die sich nur als Fragment erhalten hat. Es handelt sich um eine frühere Version von Bachs wohlbekannter Sonate in h-moll für Querflöte und obligates Cembalo BWV 1030. Das Autograph der Flötensonate – unter der Signatur Mus. ms. Bach P 975 Teil der Bestände der Staatsbibliothek zu Berlin – zeigt an verschiedenen Stellen noch Spuren der Transposition aus der Originaltonart g-moll. Den wichtigsten Schlüssel zur Vorgeschichte der Flötensonate aber bietet eine Kopistenabschrift aus der Zeit um 1770/80, die unter dem Stimmtitel „Cembalo“ den Tastenpart der Sonate in einer offensichtlich älteren Fassung in g-moll überliefert. Die Abschrift wird heute in der Staatsbibliothek zu Berlin unter der Signatur Mus. ms. Bach P 1008 aufbewahrt. Die wohl ursprünglich dazu angefertigte Stimme für das Melodieinstrument ist nicht erhalten. Mit welchem Melodieinstrument Bach bei der g-moll-Fassung gerechnet hat, ist daher eine offene Frage. Rätsel gibt aber vor allem der Tastenpart auf, der insgesamt für Cembalo ungewöhnlich tief liegt. In der Bach-Forschung wurden verschiedene Lösungen diskutiert. Was das Melodieinstrument betrifft, so vertrat Hans-Peter Schmitz, der die Flötensonate 1963 in der Neuen Bach-Ausgabe herausgab,1 die Ansicht, dass schon die g-moll-Fassung für Flöte bestimmt gewesen sei. Raymond Meylan dagegen wies in einer 1972 publizierten Rekonstruktion den Part der Oboe zu.2 Hans Eppstein stellte 1966 die These auf, dass die g-moll-Fassung in der von P 1008 bezeugten Gestalt schon eine Bearbeitung war.3 Er postulierte, besonders für den ersten Satz, eine Vorlage für zwei Flöten und wollte im Diskant des Cembaloparts einen im Zuge der Bearbeitung tiefoktavierten zweiten Flötenpart sehen. Ich selbst habe im Bach-Jahrbuch 1998 die These vertreten, dass die Sonate im Original ein Trio für Violine, Laute und ein Streichinstrument tiefer Lage war.4 Bei diesem zu Bachs Zeit recht verbreiteten Typus der Lautenkammermusik wird die eine der beiden Oberstimmen von einer Violine oder Flöte und die andere von der Laute gespielt; zusätzlich übernimmt die Laute im Rahmen ihrer begrenzten spieltechnischen Möglichkeiten in Umrissen die Basslinie sowie teils auch Akkorde, als Ganzes aber wird die Unterstimme vom Streichbass dargestellt. Im vorliegenden Fall war, wie ich zeigen konnte, die spätere Flötenpartie ursprünglich der Violine zugedacht. Für dieses Instrument, und gegen die Flöte, spricht vor allem die Tatsache, dass die Stimme bei konsequenter Durchführung des Oberstimmenkanons in T. 106f. des 1. Satzes (bei dem Bach, wie Korrekturen in P 975 zeigen, offenbar mit Rücksicht auf die Flöte geändert hat) in Rücktransposition nach g-moll unter das d 1, den tiefsten Ton des Flauto traverso, hinabreicht bis zum kleinen g, dem tiefsten Ton der Violine. Der Cembalopart der Handschrift P 1008 zeigt Besonderheiten, die auf spieltechnische Eigentümlichkeiten der Laute verweisen. Auch die verhältnismäßig tiefe Lage entspricht der Laute. Der Tiefenumfang des Basses bis zum G1 deutet auf ein

14-chöriges Instrument, das bis zu diesem Ton hinabreicht. Der Höhenumfang der Stimme ist weniger signifikant. Er reicht vereinzelt bis f 2 und g 2, und damit in eine für die Laute extrem hohe und ungebräuchliche Lage. Bedenklicher mag erscheinen, dass der Part in der notierten Form auf der Laute stellenweise nur mit äußerster Schwierigkeit oder gar nicht spielbar ist. Doch das spricht nicht gegen die Bestimmung für das Instrument. Um dies zu verstehen, muss man sich gewisse Besonderheiten der lautenistischen Praxis vergegenwärtigen: Die Lautenisten spielten damals wie heute gewöhnlich nicht aus der für die meisten Instrumente gebräuchlichen Notation, sondern hatten ihre eigene Aufzeichnungsform, die Lautentabulatur. Dabei handelt es sich um eine Griffschrift, die auf einem Sechsliniensystem mittels Buchstaben festlegt, auf welcher Saite („Chor“) jeder einzelne Ton gegriffen wird. Lautenisten waren damit vertraut, auf diese Weise Musik für ihr Instrument einzurichten, zu „intavolieren“. Bach selbst war kein Lautenist. Er mag mit den Anfangsgründen des Lautenspiels vertraut gewesen sein und hatte gewiss eine Vorstellung vom spezifischen Lautenstil und den Möglichkeiten und Grenzen des Instruments, aber die Einrichtung im Detail, die Intavolierung, dürfte er bei seinen Lautenkompositionen den jeweiligen Adressaten überlassen haben. Die Lautenkompositionen, die sich in Bachs Autograph erhalten haben, sind denn auch alle nicht in Tabulatur, sondern in konventioneller Notation geschrieben. Man muss daher annehmen, dass Bach sich auch bei der g-moll-Sonate nicht der Lautentabulatur, sondern der konventionellen Notation bediente und es dem Spieler überließ, den Part für sein Instrument einzurichten, was unter Umständen auch bedeuten konnte: unspielbare Stellen spielbar zu machen. Pointiert gesagt: Bach notierte die musikalische Idee; Sache des Intavolators war es, sie auf seinem Instrument zu realisieren. Was Bach dem Lautenisten zur Einrichtung vorlegte, war also gewissermaßen nur das Konzept einer Lautenstimme, notiert wie eine Cembalostimme in traditioneller Notenschrift auf zwei Systemen. Was der Lautenist beim Intavolieren daraus gemacht hat, wissen wir nicht. Des Öfteren dürfte er jedenfalls von der naheliegenden Möglichkeit Gebrauch gemacht haben, den Lautenpart dadurch zu entlasten, dass er auf die Unterstimme verzichtete und diese dem mitgehenden Streichbass allein überließ. Es ist anzunehmen, dass der g-moll-Cembalopart von P 1008 auf das ursprünglich zur Intavolierung bestimmte Konzept Bachs zurückgeht. Und es ist wahrscheinlich, dass die Handschrift das Konzept nicht in seiner ursprünglichen Form überliefert, sondern in der nachträglichen Bearbeitung für ein Tasteninstrument. Diese erfolgte vermutlich, um das Werk – vor seiner Umarbeitung zur Flötensonate – auch dann musizieren zu können, wenn kein Lautenist zur Verfügung stand. Aus der Einrichtung für diesen Zweck erklärt sich wahrscheinlich die sehr vollstimmige Begleitung des 2. Satzes, der auf


dem Tasteninstrument leicht zu realisieren, auf der Laute aber – was auch Bach gewusst haben muss – so nicht spielbar ist. Weitere Änderungen mögen hinzugekommen sein, insbesondere dürften Hochoktavierungen in der Oberstimme nahegelegen haben. Eine Frage für sich ist, was für ein Instrument mit der Bezeichnung „Cembalo“ in der Abschrift P 1008 beziehungsweise in deren Vorlage gemeint war. Möglicherweise war es nicht das, was wir heute darunter verstehen, sondern ein Lautenklavier.5 Bachs Interesse für diese klanglich und baulich an der Laute orientierte Sonderform des Saitenklaviers ist bezeugt. Zwei solche Instrumente befanden sich 1750 in seinem Nachlass. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass Bach dieses Instrument als Lautenersatz verwendet hat, und somit durchaus möglich, dass es gelegentlich auch bei unserer Sonate die Laute vertreten hat. Die hier vorgelegte Rekonstruktion zielt nicht auf das mutmaßliche Original mit Laute, sondern auf die vermutete Ersatzbesetzung mit „Cembalo“ – welches Tasteninstrument auch immer damit gemeint gewesen oder für den Part herangezogen worden sein mag. Ein Leitgedanke dabei ist, dass die Sonate mit ihrem tiefer liegenden Tastenpart und ihrer dunkleren Färbung in der musikalischen Praxis eine willkommene Ergänzung und Alternative zu Bachs Sechs Sonaten für Violine und obligates Cembalo (BWV 1014–1019) darstellen dürfte. Für die Violinstimme wurde auf den Flötenpart der h-mollSonate zurückgegriffen. Über die mit der Rekonstruktion für Violine verbundenen Modifikationen des Notentextes und die Kennzeichnung von redaktionellen Zusätzen gibt der Rekonstruktionsbericht am Schluss dieses Heftes Aufschluss. Beim Cembalopart von P 1008 wurden, abgesehen von Fehlerkorrekturen, keine substantiellen Eingriffe vorgenommen. Die klangliche Stützung des Cembalos durch ein im Bass mitgehendes Streichinstrument ist nicht obligatorisch, entspricht aber einer von Bach geübten und befürworteten Praxis. So heißt es in der Besetzungsangabe seiner Sechs Sonaten für

Violine und obligates Cembalo in der Originalhandschrift Mus. ms. Bach St 162 der Berliner Staatsbibliothek ausdrücklich: „col Baßo per la Viola da Gamba … se piace“. Aus Umfangsgründen kommt für die vorliegende Sonate in erster Linie eine siebensaitige Gambe in Betracht, deren tiefste Saite eventuell von A1 nach G1 heruntergestimmt wird. Daneben ist, falls historische Instrumente zur Verfügung stehen, auch an einen Violone mit Tiefenumfang bis G1 zu denken. Falls ein Violoncello den Part übernimmt, müssen die Tieftöne unter C hochoktaviert werden. Der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz sei für die Erlaubnis zur Benutzung ihrer Bach-Handschriften für diese Rekonstruktionsausgabe verbindlich gedankt. Göttingen, im Frühjahr 2012

Klaus Hofmann

1 Johann Sebastian Bach, Werke für Flöte, hrsg. von Hans-Peter Schmitz, Neue Bach-Ausgabe [= NBA] VI/3, Notenband, Kassel 1963, S. 33–53; Cembalopart der g-moll-Fassung S. 89–103; NBA VI/3, Kritischer Bericht, Kassel 1963, S. 28–42. 2 Johann Sebastian Bach, Sonate für Oboe (Flöte), Cembalo und Viola da gamba (ad lib.) g-Moll, hrsg. von Raymond Meylan, Frankfurt 1972. 3 Hans Eppstein, Studien über J. S. Bachs Sonaten für ein Melodieinstrument und obligates Cembalo (= Acta Universitatis Upsaliensis, Studia musicologica Upsaliensia, Nova Series 2), Uppsala 21983, S. 75–90. 4 Klaus Hofmann, Auf der Suche nach der verlorenen Urfassung. Diskurs zur Vorgeschichte der Sonate in h-Moll für Querflöte und obligates Cembalo von Johann Sebastian Bach, in: Bach-Jahrbuch 1998, Leipzig 1998, S. 31–59 (dazu Kritische Nachbemerkung von Hans Eppstein, S. 60–62). 5 Literatur: Uta Henning, The most beautiful among the claviers. Rudolf Richter’s reconstruction of a Baroque lute-harpsichord, in: Early Music 10, 1982, S. 477–486; Siegbert Rampe, Saitenklaviere: Clavichord, Cembalo, Spinett, Lauten-, Gamben- und Hammerklavier, in: Bachs Klavier- und Orgelwerke (= Das Bach-Handbuch 4), hrsg. von Siegbert Rampe, Teilband 1, Laaber 2007, S. 286–315, dort S. 308f.


Preface The reconstruction presented here is an attempt to take a version of a work that has survived only in the form of a fragment and make it accessible to musical practice once again. The work in question is an earlier version of Bach’s well-known Sonata in B minor for Flute and Harpsichord obbligato BWV 1030. The autograph of the flute sonata – now housed at the Staatsbibliothek zu Berlin under the shelfmark Mus. ms. Bach P 975 – still shows traces of its transposition from the original key of G minor at various passages. The most important means of gaining a revealing insight into the history of the flute sonata, however, is offered by a copyist’s transcription from around 1770/80: bearing the title “Cembalo”, it is a performance part which transmits the keyboard part of the sonata in an obviously earlier version in G minor. The copy is located today in the Staatsbibliothek zu Berlin under the shelfmark Mus. ms. Bach P 1008. A performance part had no doubt also been prepared along with the harpsichord part, but it has not survived. The question remains as to which melody instrument Bach envisaged in the G minor version. The most puzzling aspect is that the keyboard part is, on the whole, unusually low for the harpsichord. Various theories have been discussed in Bach scholarship. With regard to the melody instrument, Hans-Peter Schmitz, who edited the flute sonata in the Neue Bach-Ausgabe in 1963,1 opined that already the G minor version was conceived for the flute. Raymond Meylan, in turn, assigned the part to the oboe in a reconstruction published in 1972.2 In 1966 Hans Eppstein postulated the thesis that the G minor version was already an arrangement in the form confirmed by P 1008.3 He posited – especially for the first movement – a source for two flutes and felt that the descant part of the harpsichord was really a second flute part transposed an octave downward in the course of the arrangement. In the BachJahrbuch 1998, I myself supported the thesis that the sonata was originally a trio for violin, lute and a stringed instrument of a low tessitura.4 In this type of chamber music for lute, which was widely disseminated in Bach’s day, one of the two upper voices was played by a violin or flute, and the other by a lute; in addition, and in keeping with its limited performancepractical means, the lute also sketches the contours of the bass part and joins in for the occasional chord. As a whole, however, the lower part is played by a stringed bass. I was able to point out that in the present case, the later flute part was originally intended for the violin. What speaks above all for this instrument as opposed to the flute is the fact that the part – when the canon of the upper part in mm. 106f. of the 1st movement (which Bach apparently altered with respect to the flute, as can be seen in corrections in P 975) is consistently developed – descends below the d 1, the lowest note of the flauto traverso, all the way to the small g, the lowest note of the violin, when it is re-transposed to G minor. The harpsichord part of the manuscript P 1008 presents some unusual traits that point to performance-technical characteris-

tics of the lute. The relatively low register is also idiosyncratic to the lute. The low tessitura of the bass part, which descends to G1, suggests a 14-course instrument that reaches down to this note. The compass of the upper range is less significant. It sometimes goes up to f 2 and g 2, and thus into a range that is extremely high and impractical for the lute. What is perhaps more serious is that the part, in its notated form, has passages that are sometimes playable on the lute only with great difficulty or not at all. But this still does not preclude an attribution to this instrument. In order to understand this, one must recall certain characteristics of lute practice: Then as now, lutenists did not normally play from the notated music customary to most instruments; instead, they had their own form of notation, the lute tablature. This is a finger notation which, by means of letters on a six-line staff, lays down the string (“course”) on which each note is to be stopped. Lutenists were used to arranging music for their instrument in this manner, to “intabulating.” Bach himself was not a lutenist. He may have been familiar with the rudimentary aspects of lute playing and most certainly had an idea of the lute’s specific style and the possibilities and limits of the instrument, but he must have left the details – the intabulation – up to the respective addressees in his lute works. The lute compositions that have survived in Bach’s hand are thus all written in conventional notation and not in tablature. It is likely that Bach also did not use lute tablature but conventional notation for the G minor sonata as well, and left it up to the player to arrange the part for his instrument. This might also have been taken to mean: make unplayable passages playable. To put it pointedly, Bach notated the musical idea; it was up to the intabulator to bring it to life on his instrument. To a certain extent, what Bach presented to the lutenist was only the concept of a lute part, notated like a harpsichord part in traditional notation on two staves. No one knows what the lutenist made out of this during his intabulation. He must often have resorted to the most obvious resource of lightening the lute part by eschewing the lower voice and leaving it entirely to the string bass playing alongside. It can be assumed that the G minor harpsichord part of P 1008 is based on Bach’s concept, which was originally intended for the intabulation. And it is likely that the manuscript does not transmit this concept in its original form, but in the subsequent arrangement for a keyboard instrument. This was presumably made so that the work – before its rearrangement as a flute sonata – could be played when no lutenist was available. The arrangement for this purpose is probably responsible for the dense, full-voiced accompaniment of the second movement, which is easy to perform on a keyboard instrument, but cannot be played as such on the lute, which must also have been clear to Bach. Further alterations were possibly also made, such as upper octave trans-


positions in the upper part, which probably seemed perfectly natural. One particular question concerns the instrument that was actually intended by the term “Cembalo” (harpsichord) in the copy P 1008, and/or in its source. Perhaps it is not the harpsichord we think of today, but a lute clavier.5 We know of Bach’s interest in this special form of string keyboard, whose sound and structure were oriented on the lute. Two such instruments were found in his estate in 1750. It is thus perfectly possible that Bach used this instrument as a lute substitute, and thus entirely plausible that it also occasionally stood in for the lute with our sonata as well. The reconstruction presented here does not aim to restore the alleged original with lute, but to bring to life the substitute scoring with the “Cembalo” – no matter what kind of keyboard instrument was meant by this or whichever was used for the part. One of our guiding principles here was that the sonata, with its lower-lying keyboard part and its darker coloration, should become a welcome addition to musical practice, and an alternative to Bach’s Six Sonatas for Violin and obbligato Harpsichord (BWV 1014–1019). For the violin part, we have used the flute part of the B minor Sonata. The “Rekonstruktionsbericht” (Reconstruction Report) at the end of this volume contains information on the modifications of the musical text in connection with the reconstruction for violin as well as the identification of additions made by the editor. As to the harpsichord part of P 1008, no substantial interventions were made here other than the correction of errors. The support provided to the harpsichord by a stringed instrument that accompanies the bass is not obligatory, but corresponds to a practice followed and endorsed by Bach. For example, the scoring of his Six Sonatas for Violin and obbligato Harpsichord in the original manuscript Mus. ms. Bach St 162

(Berlin Staatsbibliothek) explicitly reads: “col Baßo per la Viola da Gamba ... se piace.” For reasons of range, one must consider using a seven-course gamba in the present sonata, with a lowest string that can, if possible, be tuned down from A1 to G1. Should historical instruments be available, one might also try a violone with the lowest note G1. And if the part is played by a cello, the lowest notes (below C) will have to be transposed an octave upwards. We wish to cordially thank the Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz for its permission to use its Bach manuscripts for this reconstruction edition. Göttingen, Spring 2012

Klaus Hofmann

1 Johann Sebastian Bach, Werke für Flöte, ed. by Hans-Peter Schmitz,

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Neue Bach-Ausgabe [= NBA] VI/3, music volume, Kassel, 1963, pp. 33–53; harpsichord part of the G minor version on pp. 89–103; NBA VI/3, Kritischer Bericht (Critical Report), Kassel, 1963, pp. 28–42. Johann Sebastian Bach, Sonate für Oboe (Flöte), Cembalo und Viola da gamba (ad lib.) g-Moll, ed. by Raymond Meylan, Frankfurt, 1972. Hans Eppstein, Studien über J. S. Bachs Sonaten für ein Melodieinstrument und obligates Cembalo (= Acta Universitatis Upsaliensis, Studia musicologica Upsaliensia, Nova Series 2), Uppsala, 21983, pp. 75–90. Klaus Hofmann, Auf der Suche nach der verlorenen Urfassung. Diskurs zur Vorgeschichte der Sonate in h-Moll für Querflöte und obligates Cembalo von Johann Sebastian Bach, in: Bach-Jahrbuch 1998, Leipzig, 1998, pp. 31–59 (see also Kritische Nachbemerkung by Hans Eppstein, pp. 60–62). Bibliography: Uta Henning, The most beautiful among the claviers. Rudolf Richter’s reconstruction of a Baroque lute-harpsichord, in: Early Music 10, 1982, pp. 477–486; Siegbert Rampe, Saitenklaviere: Clavichord, Cembalo, Spinett, Lauten-, Gamben- und Hammerklavier, in: Bachs Klavier- und Orgelwerke (= Das Bach-Handbuch 4), ed. by Siegbert Rampe, part 1, Laaber, 2007, pp. 286–315, there on pp. 308f.


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Sonate für Violine und Cembalo (Viola da gamba ad lib.) g-moll Johann Sebastian Bach BWV1030a Rekonstruktion von Klaus Hofmann (Herbipol.)

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Notensatz: M. Steinebrunner, Weilheim Druck: Plรถchl Druck, Freistadt

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Rekonstruktionsbericht I. Quellen Der Rekonstruktion liegen die beiden folgenden Handschriften der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz zugrunde:1 a) Mus. ms. Bach P 1008 Die Abschrift des Cembaloparts in g-moll (BWV 1030a) aus der Zeit um 1770/80 stammt von der Hand Johann Friedrich Herings (1724–1810), eines Musikers aus dem Berliner Umkreis Carl Philipp Emanuel Bachs. Die Titelseite trägt die Aufschrift G.moll [verbessert aus: H.moll] | Sonata | al | Cembalo obligato | e | Flauto traverso | composta | da | Giov. Seb. Bach. Schreiber des Titels ist der nachmalige Besitzer der Handschrift, der Berliner Sammler Otto Carl Philipp von Voss (1794–1836). Der Titel ist bis ins Detail dem (nicht originalen) Umschlagtitel des Partiturautographs der h-moll-Sonate, Mus. ms. Bach P 975, nachgebildet, kann also bezüglich der Besetzungsangabe keine Geltung beanspruchen. Der Notenteil enthält, von Hering geschrieben, auf der ersten Notenseite die Werkbezeichnung „Trio“ und den Stimmtitel „Cembalo“. Das obere System des Cembalo-Parts ist im Sopranschlüssel notiert. Der Diskant des Tastenparts wechselt vielfach ins untere System. b) Mus. ms. Bach P 975 Das schön geschriebene Partiturautograph der Sonate in h-moll für Querflöte und Cembalo (BWV 1030) aus der Zeit um 1736/37 trägt auf der ersten Notenseite den Kopftitel Sonata a Cembalo obligato e Travers solo di JSBach. Die Handschrift zeigt verschiedentlich korrigierte Transpositionsversehen, die erkennen lassen, dass die Vorlage eine große Terz tiefer gestanden hat.

Da die h-moll-Flötensonate in Faksimile- und Urtextausgaben leicht zugänglich ist, verzichten wir bei der Auslassung von Bögen und Ornamenten auf Nachweise. Cembalopart 1. Notation: Der Cembalopart von P 1008 wird in moderner Umschrift wiedergegeben. Der Sopranschlüssel des oberen Systems wird durch den Violin-, fallweise auch durch den Bassschlüssel ersetzt. In der Verteilung des Satzes auf die beiden Systeme, in der Pausensetzung und der Akkordbehalsung wird frei verfahren.2 2. Herausgeberzusätze: In P 1008 vorhandene Legatobögen werden ohne besondere Kennzeichnung auf Parallelstellen übertragen. Alle übrigen Herausgeberzusätze werden durch kleineren Druck (bei Noten), Strichelung (bei Bögen) oder Einklammerung (bei Ornamenten) gekennzeichnet. 3. Oktavlage: An einigen Stellen wird eine Hochoktavierung des Diskants vorgeschlagen.

III. Anmerkungen Wir verkürzen Positionsangaben nach dem Muster: T. 34.8 = Takt 34, 8. Note. Abkürzungen: D = Diskant, M = Mittelstimme(n), B = Bass. Angaben in den Lesartenlisten in der Rubrikenfolge: Takt– Stimme–Lesart/Bemerkung. Die Lesartangaben zum Violinpart beziehen sich auf P 975, diejenigen zum Cembalopart auf P 1008. Korrekturen im Cembalopart erfolgen, soweit nicht anders vermerkt, nach P 975.

II. Allgemeines Violinpart Der Violinpart unserer Rekonstruktion folgt dem Flötenpart von P 975 mit einer Reihe von Abweichungen: 1. Artikulation: Legatobögen werden weggelassen, soweit sie eher flötenspezifisch als violingemäß erscheinen. Aus P 975 übernommene Bögen werden ohne Kennzeichnung auf Parallelstellen übertragen. Bögen, die in Anlehnung an P 1008 ergänzt werden, erscheinen gestrichelt. 2. Ornamentik: P 975 enthält zahlreiche Ornamente in Form von Trillerzeichen und Vorschlagsnoten. Es ist davon auszugehen, dass das Autograph der Urfassung wesentlich weniger Verzierungen enthalten hat. Wir differenzieren wie folgt: Uneingeschränkt übernehmen wir Verzierungen bei unthematischen Wendungen. Soweit aber thematisches Material betroffen ist, übernehmen wir sie in der Regel nur, wenn sie wenigstens vereinzelt auch in P 1008 in Verbindung mit diesem auftreten. 3. Stimmverlauf: Wir geben einige Stellen eine Oktave tiefer wieder, von denen wir vermuten, dass Bach sie erst bei der Bearbeitung für Flöte eine Oktave höher gesetzt hat. Darüber hinaus ergeben sich Änderungen im 1. Satz in T. 65–67 aus der Angleichung an eine Parallelstelle im Cembalodiskant und in T. 106f. aus der Wiederherstellung der ursprünglichen Kanonstruktur. 4. Akkorde: An einigen Stellen wird Akkordspiel vorgeschlagen. Die Zusätze sind durch Kleinstich gekennzeichnet.

1. Andante Tempobezeichnung Andante nur in P 975. Taktzeichen in P 1008 À; wir folgen P 975. Violine Folgende Eingriffe in den Stimmverlauf des Flötenparts aus P 975 sind zu vermerken: a) T. 32–34.8; T. 95.3–97.1: eine Oktave tiefer gesetzt. b) T. 65.7–67.1 angeglichen an Cembalo-Diskant T. 59.7–61.1: T. 65.7 und 66.7 tiefoktaviert; T. 66.1 as1 und 67.1 g1 eingefügt, in P 975 stattdessen Achtelpausen (in P 975 zu Beginn von T. 67 [zugleich Zeilenbeginn] als Ersteintragung noch erkennbar ein Notenkopf h1, der sogleich mit einem k in Position cis 2 überschrieben wurde). c) T. 67–69.1: Akkordgriffe ergänzt in freier Anlehnung an Cembalo T. 61ff. d) T. 106f.: Wiederherstellung des Oberstimmenkanons (vgl. Bach-Jahrbuch 1998, S. 50–52): T. 106.1 hochoktaviert, T. 106.2– 8 tiefoktaviert, T. 106.9 doppelt tiefoktaviert; T. 107.1–9 analog. Zu T. 58.1–3 und 119.1–3 siehe unten die Anmerkung zu T. 20 und Parallelstellen. Cembalo Nicht übernommene Lesarten: 11 D 11. Note d 1 statt c1. 32 D 1. Note ohne h für e1 (h erst bei 5. Note).


33

B

Taktanfang: Note D Viertel statt Achtel; vgl. T. 63 (ähnlich T. 39); in P 975 abweichend. 47 D 12.–13. Note ohne Haltebogen für ces1. 53 D Letzte Note ohne h für e1. 56 D 7. Note cis1 statt c1. 56f. D Haltebogen für f 1 am Taktübergang fehlt. 57 D 9. Note d 1 statt cis1; der Fehler auch in P 975; vgl. aber Flauto T. 19, 111 sowie Cembalo T. 118. 59–62 B Jeweils die 1., 3., 5. und 7. Note zusätzlich als gefähntes Achtel behalst, im ersten Halbtakt mit eingeschalteten Achtelpausen; vermutlich Relikt einer im Original notierten Stimmteilung von Lauten- und Streichbass (nicht in P 975, nicht an der Parallelstelle T. 65–68). 64 D 4. Note ohne j für as1. 66 D 11. Note mit h statt j für as. 67 D 8. Note ohne h für e; h erst bei 10. Note; in P 975 8. und 10. Note ohne Akzidens. 73 D 7. Note g1 statt as1; wir folgen P 975; vgl. auch die Sequenz in der 2. Takthälfte sowie in P 975 T. 108 Flauto. 75 B 6. Note G1 statt C. 78 B Letzte Note ohne k für Cis. 93 D 3.–5. und 15.–17. Note 16teltriolen statt ghbnggh 95 D 3.–5. Note: wie T. 93. 101 D 4.–5. Note ohne Haltebogen für d 1. 105 D 2. Note g1 statt es1; nach P 975 es1, vorher jedoch abweichender Stimmverlauf. B Statt 1. Note eine Achtelpause. 114 D 1. Note es1 statt d 1. 115 B Statt 5. Note eine Viertelpause. 117f. D Haltebogen für b am Taktübergang fehlt. 119 D, B Letzte Note punktiert; so auch P 975 in allen drei Stimmen. An den Parallelstellen T. 20 (Cembalo), 58 (Flauto/Violino), 112 (Cembalo) und 119 (Flauto/Violino) stehen sich die Lesarten Ubngghgg (T. 20 in beiden Quellen, T. 58 in P 975) und Ugghbngg (T. 112 in beiden Quellen, T. 119 in P 975) gegenüber, ohne dass sicher zu entscheiden wäre, welche von Bach gemeint ist. Wir übernehmen jeweils die Lesart der Vorlage und stellen die Alternativlesart in einem Ossia-System zur Wahl. Die für den Cembalodiskant von T. 102.3 bis T. 105.1 vorgeschlagene Hochoktavierung entspricht P 975.

nach der Praxis der Bach-Zeit auch ohne ausdrückliche Erhöhung als gis 2 gelesen werden, in der vorliegenden Fassung also als e 2. In T. 13 ist die 10. Note ohne Akzidens notiert (ein k für gis 2 steht aber vor der 8. Note); die 10. Note ist also bei strikter Lesung nach den Regeln der Zeit g 2 (NBA VI/3 notiert allerdings ohne Hinweis im Kritischen Bericht gis 2), auch die Modulationsrichtung spricht für g 2, wir notieren dementsprechend es2. Cembalo Nicht übernommene Lesarten: 4 M 2. Zählzeit: zweitunterste Stimme es1 statt d 1; wir folgen P 975; vgl. auch T. 2; 4. Zählzeit: das g1 als Achtel, das es1 als Viertel notiert (ohne nachfolgende Pausen); vgl. T. 2. 8 M Prima und Seconda volta nur für die 2. Takthälfte angegeben, nicht getrennt notiert; f 1 und c1 Viertelnoten ohne Punktierung oder nachfolgende Pausen. 9 D 6. Note 16tel statt 32stel. 10 M 2. Zählzeit: c 2 und a1 Viertel statt Achtel. 11 D 2. Takthälfte: 1. Note im Diskant (d 2) punktiertes Achtel; 2. Note (c 2) als Viertel im zugehörigen Akkord notiert. 16 M 1. Zählzeit: zusätzlich ein Achtel b (nicht in P 975, vermutlich wegen der Quint- und Oktavparallele mit den darüber liegenden Stimmen).

3. Presto Tempobezeichnung Presto in P 1008 und P 975. Taktzeichen in P 975 À; wir folgen P 1008. Violine Der Abschnitt T. 16.2–21.2 liegt in P 975 eine Oktave höher. An den Parallelstellen T. 41 (Cembalo) und 73 (Flauto) wird der Anschluss an das vorausgehende Phrasenende jeweils durch eine eingeschaltete Achtelnote hergestellt. In T. 16 wäre demb œ nœ ˙ œ entsprechend G b zu erwarten. Da ein solcher An-

2. Siciliano. Largo e dolce Siciliano in P 1008, Largo e dolce in P 975.

schluss hier jedoch fehlt, dürfte im Original an dieser Stelle die Oktavlage gewechselt haben und der Abschnitt erst bei der Bearbeitung für Flöte hochoktaviert worden sein. Auch der Abschnitt T. 55.2–57.1 liegt in P 975 eine Oktave höher, doch ist hier die 2. Note von T. 55 aus der Unteroktave korrigiert und verrät damit die ursprüngliche Lage der Stelle.

Violine In P 975 ist in T. 6 die 13. Note ohne Akzidens notiert (ein k für gis 2 steht aber vor der 9. Note); die 13. Note wäre also bei strikter Lesung nach den Regeln der Zeit g 2, doch scheint nach dem Modulationszusammenhang gis 2 gemeint zu sein (so auch NBA VI/3, allerdings ohne Begründung im Kritischen Bericht), wir notieren daher e 2. Ferner ist in T. 10 die 8. Hauptnote, g 2, ohne Akzidens notiert und könnte im Zusammenhang mit dem vorausgehenden ais 2

Cembalo Nicht übernommene Lesarten: 6f. B Haltebogen für b am Taktübergang fehlt. 24 D 2. Note in P 1008 ohne j für as; auch in P 975 ohne Akzidens; vgl. aber in P 975 T. 70 Flauto. 37ff. D Von T. 37.2 bis T. 38.1 ist der Notentext in kleinerer Schrift zusätzlich eine Oktave tiefer eingetragen; dies entspricht dem Stimmverlauf in P 975; wir folgen jedoch der ursprünglichen Ein-


76

D

tragung von P 1008; darüber hinaus schlagen wir wegen der tiefen Lage des Diskants Hochoktavierung bis zum Ende von T. 46 vor. 5. Achtel ohne h für h1.

4. Allegro In P 1008 und P 975 ohne Tempobezeichnung. Die Angabe Allegro nach einer Kopie der h-moll-Sonate in der Handschrift Mus. ms. Bach P 229 der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, geschrieben von Bachs Schüler und Schwiegersohn Johann Christoph Altnickol (1719–1759). Violine Die Noten 4–9 von T. 20 stehen in P 975 eine Oktave höher, dürften aber ursprünglich eine Oktave tiefer gestanden haben. Im Autograph erfolgt ein Akkoladenwechsel unmittelbar vor der 4. Note. Diese ist daher am Seitenrand durch Kustos angekündigt. Der Kustos ist allerdings provisorisch von gis1 in gis2 korrigiert. In der Vorlage folgte also ursprünglich der tiefere Ton. Dass der Oktavsprung von der 3. zur 4. Note nicht schon in der g-moll-Fassung gestanden haben kann, ergibt sich außerdem aus der Bassführung in P 1008 (die von P 975 abweicht), aus der sich sonst eine Oktavparallele ergeben hätte. Cembalo Nicht übernommene Lesarten: Die Figur Teef ist verschiedentlich punktiert in der Form T.eef notiert.

1 4 31 32

B D D B

1. Note 16tel statt Achtel. Vor der letzten Note eine 16telpause zu wenig. 1. Note ohne h für e1. 5.–6. Note T.eef statt Fu 4

T. 32 und 64: Wir ergänzen jeweils den Schlussakkord in freier Anlehnung an P 975.

1 Ausführliche Beschreibung der Quellen in: (1) NBA VI/3, Kritischer Bericht (siehe Vorwort, Anm. 1), S. 28ff.; (2) Johann Sebastian Bach, Sonate für Flöte und Cembalo h-moll BWV 1030, hrsg. und kommentiert von Barthold Kuijken, Wiesbaden 1995, Nachwort (S. 23ff.) und Kritischer Bericht (S. 27ff.). – Faksimile-Ausgaben: (1) Johann Sebastian Bach, Sonata a Cembalo obligato e travers. solo (= Faksimile-Reihe Bachscher Werke und Schriftstücke 3), hrsg. vom Bach-Archiv Leipzig und mit einem Nachwort von Werner Neumann, Leipzig 1961; (2) J. S. Bach, Sonata a Cembalo e Traverso solo BWV 1030, Bern 1980; (3) Johann Sebastian Bach, Sonata in si minore a cembalo obbligato e travers solo (BWV 1030), IV manoscritti Berolinesi del XVIII sec. (= Monumenta musicae revocata 8), hrsg. von Marcello Castellani, Florenz 1989. Die unter (1) und (2) genannten Ausgaben enthalten P 975, die unter (3) genannte enthält P 975, P 1008 und zwei weitere Quellen. 2 In der Quelle sind die Akkordnoten meist einzeln behalst und im Zusammenhang damit oft mehrere Pausen übereinander gesetzt.



EB 8452 U_Motette.qxp 10.07.2014 10:52 Seite 2

Es gilt als sicher, dass die Flötensonate h-moll BWV 1030 auf ein g-moll-Werk zurückgeht. Doch für welche Besetzung hat Bach die Urfassung komponiert? Klaus Hofmann entscheidet sich aus seiner profunden Sachkenntnis für die Violine als Soloinstrument und legt mit triftigen Argumenten dar, dass auch die Bezeichnung „Cembalo“ in der Hauptquelle ihre Berechtigung hat. Die aufführungspraktische Rekonstruktion war dann eine folgerichtige Konsequenz, und die so plausibel neu gewonnene Sonate BWV 1030a stellt die willkommene Ergänzung zu den sechs bekannten Violinsonaten BWV 1014–1019 dar.

It is considered as proven that the Flute Sonata in B minor BWV 1030 is based on a work in G minor. But for what medium did Bach write the original version? Thanks to his profound knowledge, Klaus Hofmann now advances the theory that the violin was the solo instrument. Marshaling up convincing arguments, he also makes a credible case for the legitimacy of the designation “harpsichord” in the principal source. Since the performance-practical reconstruction was a logical consequence of this thesis, the plausibly newly won Sonata BWV 1030a provides a welcome supplement to the six well-known Violin Sonatas BWV 1014–1019.

Weitere Violinsonaten des 18. Jahrhunderts in der Edition Breitkopf:

Further violin sonatas of the 18th century in the Edition Breitkopf:

Anonymus (früher J. S. Bach zugeschrieben) Sonate A-dur BWV Anh. 153 herausgegeben von Russell Stinson

Anonymous (formerly ascribed to J. S. Bach) Sonata in A major BWV Anh. 153 edited by Russell Stinson

Tomaso Giordani Sechs Sonaten op. IVa herausgegeben von Martin Lutz

Tomaso Giordani Six Sonatas op. IVa edited by Martin Lutz

ISMN 979-0-004-18495-0

9 790004 184950 EB 8452


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