Technik & Technologie leger transportierten ihre Fass- und Flaschenbiere traditionell mit Pferdegespannen. Die Gespanne mussten die Gaststätten und Händler außerdem mit Stangeneis versorgen. Um die Transportwege nicht zu lang werden zu lassen, wurden von den Konzernen mehrere Brauereien in den verschiedenen Stadtbezirken betrieben. Ab 1900 wurden die ersten Lastkraftwagen (Lkw) eingeführt. Treibstoff waren in dieser Zeit vor allem Alkohol und Benzol-/Benzin-Gemisch. Der Lkw-Verkehr entwickelte sich erst nach dem Ersten Weltkrieg und vor allem nach der Einführung der Dieselmotoren in den Lkw-Bau. Für den Transport in die Brauerei-Niederlagen der Provinz Brandenburg wurde vor allem die Eisenbahn genutzt. Die größeren Niederlagen verfügten über Gleisanschluss und zum Teil über Kühlanlagen. Die Waggons wurden im Sommer mit Stangeneis gekühlt und im Winter bei Bedarf beheizt (Koks öfen). Abb. 8: Maschinenhaus der Berliner Kindl-Brauerei AG in Neukölln
Abb. 9: Flaschentransport-Gespanne in der Kindl-Brauerei AG in Neukölln Abb. 10: FasstransportGespanne in der Kindl-Brauerei Neukölln
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In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg haben alle größeren Berliner Brauereien Biergärten betrieben. Diese Ausschankstätten waren für große Publikumsmengen eingerichtet, oft wurden die Gäste mit Blasmusik der zahlreichen Berliner Regimenter unterhalten. Außerdem wurden von den Großbrauereien spezielle Ausschankgebäude im Stadtzentrum errichtet. Was wurde aus der Kindl-Brauerei Neukölln? Die Brauerei wurde in den 1920er Jahren ausgebaut. Es entstand eine auch optisch sehr gelungene Sudwerksanlage, die 1945 demontiert und als Reparationsgut in die Sowjetunion ver-
Brauerei Forum – März 2014
bracht wurde. Der Betrieb wurde nach 1946 wieder aufgebaut und laufend modernisiert. 1990 wurde die Brauerei Potsdam-Rehbrücke als Abt. II übernommen und ausgebaut, aber 2002 geschlossen. Die Neuköllner Produktionsstätte wurde nach einer Modernisierung bis 2005 betrieben, aber danach geschlossen und die Produktion in die Berliner-Schultheiss-Brauerei in Berlin-Hohenschönhausen verlegt. Der Betrieb firmiert seit 2006 als BerlinerKindl-Schultheiss-Brauerei GmbH und ist Teil der Radeberger Gruppe. 5. Das Transportwesen vor 100 Jahren in Berlin Die Berliner Brauereien und Bierver-
Pferde • Bestand in Berlin 1911 gesamt ca. 49 000 Stück • Bestand an Pferden im Brauerei- und Verlegergewerbe Berlins: geschätzt 3000 Stück. • Während des Ersten Weltkrieges mussten vor allem Ochsengespanne eingesetzt werden. Lkw: Die Reichsregierung förderte den Einsatz von Lastkraftwagen ab 1908/09, gebaut nach Militärspezifikation: Bei Kriegsbeginn wurden diese sofort mit dem Fahrpersonal eingezogen. Schiffsverkehr auf der Spree und Havel: Schultheiss, Patzenhofer und Bürger-